Heibel-Ticker PLUS 18/27 - Auf und Ab, im Galopp

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06.07.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 27 (06.07.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Auf und Ab, im Galopp
02.So tickt die Börse: Helsinki
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Pessimismus stützt Aktienmarkt
 -
04.Ausblick: Schrumpfender Zinsspread und Handelsstreit belasten
05.Update beobachteter Werte: Freenet, Tesla Motors, Micron Technology
 - Freenet: Freenet finanziert Ceconomy-Umsrukturierung, Nachkaufen
 - Tesla Motors: Ziel von 5.000 Model 3 / Woche erreicht, Nachkaufen
 - Micron Technology: Im Kreuzfeuer des Handelsstreits: Verkaufen über 43 EUR
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Auf und Ab, im Galopp

Liebe Börsenfreunde,

Die Aufs und Abs in diesem Jahr bleiben heftig, unterm' Strich bleibt nicht viel übrig. Genau das hatte ich vor einigen Wochen für diese Sommer in Aussicht gestellt und genauso laufen die Börsen nun. Vielleicht ist es an der Zeit, die Sommermonate ein wenig auszuspannen und abzuwarten, bis sich eine neue, nachhaltige Richtung abzeichnet.

Ich bin diese Woche in Helsinki, daher konnte ich die Heibel-Ticker Ausgabe erst etwas später fertig stellen. In den kommenden Sommerwochen werden die Heibel-Ticker Ausgaben etwas kürzer ausfallen, solange es keine wesentlich neuen Entwicklungen gibt.

Im heutigen Kapitel 02 gehe ich nur kurz auf die möglichen Inhalte des Treffens zwischen Putin und Trump ein. Kurzfristige Impulse für die Aktienmärkte erwarte ich von diesem Treffen nicht.

Die Stimmungsanalyse hat uns vor einer Woche den Hinweis auf die nun erfolgte Aktienmarkterholung gegeben. In Kapitel 03 untersuche ich, ob wir auch für die kommende Woche eine Tendenz ablesen können. Meine Einschätzung: Ja, entweder seitwärts oder gen Norden, kurzfristig fallende Kurse sind jedoch unwahrscheinlich.

Der Zinsspread und der Handelsstreit dominieren die Strategie der Anlegergemeinde. In den kommenden Wochen werden wir zusätzlich noch Quartalszahlen und Unternehmensprognosen erhalten. Was dies alles für die Aktienmärkte bedeutet untersuche ich in Kapitel 04.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates zu unseren offenen Positionen in Kapitel 05 und eine tabellarische Übersicht in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp180708.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Helsinki

Ich kann der Geopolitik einfach nicht entkommen. Da bin ich in die nördlichste Millionenmetropole der Erde geflogen, um ein wenig auszuspannen, doch auch hier verfolgt mich US-Präsident Donald Trump: im schönen Kaivopuisto-Park Helsinkis steht derzeit eines der Fahrzeuge, die das Treffen Trumps mit Vladimir Putin hier in Helsinki am 16. Juli vorbereiten.

Trump-Limo
Abbildung 1: Vorbereitungen zum Trump-Besuch in Helsinki


Was werden die beiden Alpha-Tierchen wohl besprechen? Nato-Manöver? Krim- Annexion? Syrien-Krieg? G7-Mitgliedschaft? Sanktionen? Es gibt viele Themen. Auch wenn kein greifbares Ergebnis herauskommen könnte halte ich es für wichtig, das diese beiden Männer miteinander im Gespräch sind.

Vielleicht kann Trump Putin ja dazu bringen, ihn bei seinem wichtigsten Ziel zu unterstützen: Der Schaffung fairer Handelsbedingungen zwischen den USA und China. Da würde es schon helfen, wenn Putin sich einfach zurückhält. Dafür könnten ja beispielsweise die Sanktionen gegen Russland gelockert werden.

Doch Sie merken es: in diesem Sommer wird sich alles um den Handelsstreit zwischen den USA und China drehen. "Die Karten liegen auf dem Tisch" schrieb ich vor einer Woche. Von den angekündigten Eskalationsschritten sind diese Woche weitere Stufen in Kraft getreten. Und wie angekündigt hat der Aktienmarkt in der abgelaufenen Woche eine kräftige Gegenreaktion gezeigt.

Schauen wir mal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES6.7.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones24.456 1,0%-1,5%
DAX12.496 2,6%-3,3%
Nikkei21.788 -2,2%-4,3%
Shanghai A 2.877 -1,4%-16,9%
Euro/US-Dollar1,170,8%-2,1%
Euro/Yen129,780,6%-3,9%
10-Jahres-US-Anleihe2,83%-0,020,41
Umlaufrendite Dt0,15%-0,02-0,13
Feinunze Gold$1.255 0,2%-3,7%
Fass Brent Öl$77,08 -0,7%15,8%
Kupfer6.399 -4,3%-10,6%
Baltic Dry Shipping1.622 22,0%18,7%
Bitcoin6.582 10,7%-52,7%



Die Aktienmärkte in China und Japan sind weiter abgerutscht. Insbesondere in China fürchtet man sich inzwischen vor den nächsten Eskalationsstufen des Handelsstreits. In den USA setzt sich langsam die Überzeugung durch, dass man dort auch ohne China durchkommen wird. Sprich: China braucht die USA, die USA können aber auch ohne China.

So ist der Dow Jones um 1% angesprungen während der Shanghai Index um 1,4% abgerutscht ist. Der DAX ist sogar um 2,6% angesprungen. Hier gab es mehrere Katalysatoren: Zum einen die Einigung zwischen Seehofer und Merkel, zum anderen der Vorschlag des US-Botschafters, sämtliche Autozölle in beide Richtungen abzuschaffen. Eine solche Lösung würde natürlich insbesondere die deutsche Autonation begünstigen.

Die Einigung im Asylstreit hat auch den Euro beflügelt, der um 0,8% auf 1,17 USD/EUR angesprungen ist.

Die Wirtschaftsdaten, die wir diese Woche erhalten haben, waren überwiegend positiv. Dennoch ist die Rendite sowohl in den USA, als auch in Deutschland weiter rückläufig (je -0,02%punkte). Eine brummende Wirtschaft bei nachhaltig niedrigem Zinsniveau, was will das Anlegerherz mehr?

Widersprüchliche Signale senden Kupfer und der Baltic Dry Verschiffungsindex: Während Dr. Kupfer, die der Kupferpreis aufgrund seiner prognostischen Fähigkeit für die Konjunktur häufig genannt wird, um 4,3% abgesackt ist, konnte der Verschiffungsindex diese Woche um 22% zulegen! Es scheint, es gibt in China keine Transportkapazitäten mehr auf den Schiffen.

Ich würde den Sprung bei den Verschiffungskosten auf die drohenden US-Zölle schieben: Chinesische Firmen möchten nun so schnell wie möglich noch so viel wie möglich in die USA schicken, bevor Zölle auch ihre Produkte treffen. Vor diesem Hintergrund hat der Baltic Dry aktuell also eher eine Sonderentwicklung und dient nicht als Thermometer der chinesischen Konjunktur.

Der Bitcoin pendelt nun schon seit einiger Zeit zwischen 6.000 und 7.000 USD. Erste Analysten sprechen von einer nachhaltigen Bodenbildung während andere sich darauf beschränken, den Niedergang des Bitcoins auszuschließen, aber dennoch ein deutlich tieferes Niveau erwarten. Hmm, ich bleibe bei meiner Vorliebe für Gold, wenn es um Alternativen zu den etablierten Währungssystemen unserer Erde geht. Und Gold ist derzeit so günstig wie schon lange nicht mehr.

Schauen wir nun einmal auf die Stimmung der Anleger.




03. Sentiment: Pessimismus stützt Aktienmarkt

Die Erholung im DAX, die wir in der abgelaufenen Woche sehen konnten, hatte sich vor einer Woche anhand der Stimmungslage unter den Anlegern angekündigt: Das Sentiment war extrem negativ, gleichzeitig war die Kaufbereitschaft unter den Anlegern kräftig angestiegen. Daraus habe ich geschlussfolgert, dass Anleger mit schwachen Nerven ihre Positionen bereits verkauft haben und dass das Kursniveau für viele niedrig genug war, um neue Positionen einzugehen.

In den kommenden Wochen muss sich zeigen, ob wir eine kurzfristige Zwischenerholung im Abwärtstrend gesehen haben, oder ob sich aus der Erholung eine nachhaltige Gegenbewegung entwickeln kann. Die Problemfelder der Geopolitik schwelen noch (insbesondere der Handelsstreit), und in den kommenden Wochen werden Quartalszahlen veröffentlicht. Die Entscheidung steht noch aus, dürfte aber von diesen beiden Faktoren abhängen.

Das Sentiment hat sich parallel zur Aktienmarktentwicklung ebenfalls erholt: Nur noch 27% (-29%) sehen die Bewegung im DAX als Abwärtsimpuls an, dafür gehen nun 46% (+21%) von einer Seitwärtsbewegung aus. Immerhin 10% (+7%) wollen schon wieder einen Aufwärtsimpuls erkennen. Das Sentiment ist damit vom Extremwert von -5,2 innerhalb von nur einer Woche auf einen Wert von -1,7 gesprungen und kann bereits als nahezu neutral betrachtet werden.

Auch die Verunsicherung der Vorwoche ist verflogen, nur noch 10% (-22%) geben an, von der Erholung auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Weitere 37% (+11%) haben dies kaum erwartet. Hingegen wollen 48% (+14%) die Erholung im DAX zum größten Teil erwartet haben, aber nur 5% (-3%) haben darauf spekuliert. Das sieht mir so aus, als wären sich die meisten einig, das eine Erholung kommen würde, doch dass sie so schnell kommt, hat nun doch kaum jemand erwartet.

Weiterhin gehen mit 32% die meisten Umfrageteilnehmer für den DAX in drei Monaten von einer Seitwärtsbewegung aus. Nur 23% (unv.) erwarten einen Aufwärtsimpuls. Einen erneuten Abwärtsimpuls hingegen fürchten 30% (+3%). Der Zukunftsoptimismus ist somit leicht zurückgegangen. Mehr als diese kurze Erholung trauen also viele Anleger dem DAX nicht zu.

Daher wollen auch nur noch 17% (-7%) in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, weiterhin 14% (unv.) wollen verkaufen. Mit 68% (+7%) sind die meisten Anleger noch unentschieden über ihre nächste Aktion.

Das Euwax Sentiment der Börse Stuttgart zeigt mit einem Wert von -0,25 eine neutrale Positionierung der Privatanleger an. Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben die steigenden Kurse genutzt, um sich gegen fallende Kurse abzusichern. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 2,1 angesprungen, vor einer Woche lag es noch nah am Jahresdurchschnitt bei 1,5.

Auch in den USA ist das Put/Call-Verhältnis weiter angestiegen, auch auf der anderen Seite vom Teich sichert man sich also gegen fallende Kurse ab. Die Investitionsquote der US-Profis ist somit um 9% auf nur noch 76% gefallen.

Entsprechend ist auch der Bulle/Bär-Index der US-Privatanleger stark eingebrochen. Mit einem Wert von -11% haben die Bären die Oberhand.

der technische Angst und Gier Index des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 40% nur leicht Angst, auch der S&P Short Range Oscillator notiert mit einem Wert von 0,25 im neutralen Bereich.

Sentimentdaten



Der 5-Wochendurchschnitt unserer Sentimentumfrage notiert weiterhin in einem extrem negativen Bereich. Die aktuelle Sentimentumfrage sowie auch die Sentimentdaten aus den USA zeigen, dass Anleger nicht an eine nachhaltige Aktienmarktrallye glauben, sondern sich gegen erneut fallende Kurse absichern.

Sentimentdaten gelten als Kontraindikator. Insbesondere bei extrem negativen Stimmungslagen geht man daher davon aus, dass die Kurse nicht mehr weiter fallen können. Alle, die verkaufen wollten, haben dies bereits getan und entsprechend könnten schon wenige Käufer an den Aktienmärkten für steigende Kurse sorgen.

So ist es in der abgelaufenen Woche passiert. Da die Stimmung sich zwar deutlich verbessert hat, Anleger sich dennoch gegen erneut fallende Kurse abgesichert haben, könnte die kommende Woche seitwärts laufen. Wenn eine Richtung eingeschlagen wird, dass sollte dies meiner Einschätzung nach gen Norden sein. denn gegen erneut fallende Kurse haben sich ja alle abgesichert, daher ist ein erneuter Ausverkauf im DAX eher unwahrscheinlich.







04. Ausblick: Schrumpfender Zinsspread und Handelsstreit belasten

Gegenbewegung oder nachhaltige Erholung? Die Entscheidung müssen wir noch ein wenig verschieben. Denn aus Sicht unserer Sentimentanalyse kann es durchaus noch ein wenig nach oben gehen, aber Lösungsansätze für die geopolitischen Probleme haben wir noch nicht gesehen.

Ich fürchte, eine nachhaltige Erholung kann erst dann los getreten werden, wenn die Chinesen eine Bereitschaft zu Kompromissen im Handelsstreit zeigen. Bislang ist davon wenig zu sehen. Selbst wenn chinesische Politiker die ungefähren Handelsvorteile aus Zeiten Chinas als Schwellenland erkennen, würden Zugeständnisse an die USA in der chinesischen Bevölkerung und insbesondere in der chinesischen Wirtschaft als schwäche der Politik gesehen werden. Daher wird man sich mit Händen und Füßen gegen jegliche Zugeständnisse.

So hat man in der abgelaufenen Woche nochmals gezeigt, über welche Mittel man in China verfügt: Es wurde ein urteil gegen Micron Technologies erlassen, das 26 Produkte des Unternehmens vom chinesischen Markt verbannt. Im Sinne der Eskalationsstufen des Handelsstreits hat man damit keine neue Sprosse erklommen, sondern nur einen weiteren Nadelstich gegen die USA gesetzt. Für uns war dieser Schritt sehr ärgerlich, da wir gerade in Micron eine Spekulation eingegangen waren. Diese Spekulation ging leider nach hinten los.

So wird in der kommenden Woche wieder einmal eine Berichtssaison starten, in der die Ergebnisse des abgelaufenen Quartals weniger wichtig sind als die Unternehmensprognosen. Und viele Unternehmenslenker werden aus Vorsicht eher moderate Prognosen ausgeben, denn niemand kann abschätzen, wie stark der Handelsstreit die Wirtschaft noch belasten wird.

In der Investmentbranche beschäftigt man sich derzeit aber auch noch mit einem weiteren Thema: der Zinsrate zwischen lang und kurzläufigen Anleihen wird immer kleiner (https://fred.stlouisfed.org/series/T10Y2YM). Aktuell beträgt der Zinsunterschied zwischen einer zehn Jahre Laufenden US Staatsanleihen und einer zweijährigen nur noch 0,38 %punkte. Wenn dieser Spread unter Null rutscht, spricht man von einer inversen oder auch fallenden Zinskurve. Und eine fallende Zinskurve hat in der Vergangenheit innerhalb von 3-4 Quartalen stets eine Rezession nach sich gezogen.

Institutionelle Anleger bereiten sich schon heute auf diese drohende Gefahr vor. Daher sind insbesondere Immobilienaktien als auch Bankaktien für institutionelle Anleger derzeit verboten. So ist die schlechte Performance der Bankaktien in den vergangenen zwei Wochen zu erklären, obwohl es keine speziellen schlechten Nachrichten in dieser Branche gab.

Da wir gleichzeitig auch den Handelsstreit haben, sind auch internationale Industriekonzerne derzeit keine Alternative. Das beinhaltet natürlich Autoaktien aber genauso auch Technologie Konzerne, die ein sehr starkes Chinageschäft besitzen.

Bleibt der Einzelhandel und die Pharmabranche. Doch auch hier gibt es Ungemach, denn in der abgelaufenen Woche hat Amazon den Pillenversender PillPack für 1 Milliarde USD gekauft. Der Todesstern (so wird Amazon im Einzelhandel gerne genannt) erobert nun also auch den Versandhandel von Apothekenprodukten.

Relativ unbeeinflusst von den aktuellen Querelen bleiben überraschender Weise gerade die Fang-Aktien: Facebook, Amazon, Netflix und Google, inzwischen Alphabet. Facebook wird in China schon lange geblockt, Amazon hat nicht nennenswert Fuß fassen können in China, Netflix verfügt über keine ausreichende Infrastruktur in China und Google (Alphabet) hat sich aus Protest gegen die chinesische Zensur aus China zurückgezogen.

Und natürlich kann man derzeit auch kleine, national agierende Unternehmen kaufen. Doch die sind häufig zu klein für unseren Heibel-Ticker, denn ich bespreche nur Unternehmen mit mindestens 100 Mio. Euro Jahresumsatz. Unternehmen dieser Größenordnung haben in der Regel bereits ein ordentliches internationales Geschäft.

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Aktienmärkte mit diesen Problembereichen in den kommenden Wochen noch ein wenig aufhalten werden. Mag sein, dass die Kurse in der kommenden Woche noch ein wenig steigen, doch es kann jederzeit wieder zu einem Rückschlag kommen, wenn der Zinsspread sich verkleinert oder aber wenn der Handelsstreit erneut eskaliert.



05. Update beobachteter Werte: Freenet, Tesla Motors, Micron Technology

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Freenet
Freenet finanziert Ceconomy-Umsrukturierung, Nachkaufen

Di, 03. Juli um 10:46 Uhr
Freenet hat für 270 Mio. Euro 9,1% an der Ceconomy übernommen. Ceconomy, die aus der Metro hervorgegangen ist und die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn sowie den Onlinehändler Redcoon besitzt, suchte eine Lösung für die seit Jahren defizitäre russische Tochter.

Vor zwei Wochen wurde ein Geschäft mit dem russischen Wettbewerber Safmar abgeschlossen: Safmar übernimmt die Media-Saturn Geschäfte, im Gegenzug kauft sich Ceconomy 15% an der Safmar-Tochter M.video, ebenfalls eine Elektronikkette. Auf den ersten Blick sieht das ganze aus wie ein Tausch unter Gleichen, doch die Media-Saturn-Märkte sind defizitär und M-video wirft Gewinn ab. Zudem wird m.Video von Russen betrieben, Ceconomy hält nun lediglich Anteile in Russland.

Das ganze Umstrukturierungsabenteuer kostet bis zu 250 Mio. Euro, je nach künftiger Geschäftsentwicklung kann es auch etwas weniger werden. So viel Geld liegt bei Ceconomy in der Barkasse, dennoch hat das Unternehmen darauf bestanden, diese Transaktion durch eine Kapitalerhöhung zu finanzieren. Seit das bekannt wurde ist die Aktie von Ceconomy von 8,50 auf zwischenzeitlich 7,11 Euro gefallen.

Nun springt Freenet als rettender Weißer Ritter in die Arena und spendiert 270 Mio. Euro.

Die Aktie von Ceconomy macht einen Freudensprung, die Aktie von Freenet bricht hingegen ein. Der strategische Sinn dieser Investition / Beteiligung erschließt sich Analysten nicht. Seit 25 Jahren arbeiten Freenet (zuvor Mobilcom) und Ceconomy (Media Markt, Saturn) erfolgreich zusammen, Ceconomy ist einer der wichtigsten Absatzkanäle für Freenet.

Nun werden verschiedene Erklärungen für diese Transaktion diskutiert: Ceconomy habe keinen anderen Investor gefunden, da ist Freenet für seinen wichtigsten Kooperationspartner in die Bresche gesprungen, sagen die einen. Ich glaube das nicht, denn Ceconomy hätte ausreichend liquide Mittel, um das Ganze selbst zu stemmen. zudem erklärt diese Theorie nicht, warum Freenet 8,50 Euro für eine Aktie zahlt, die am Markt für unter 7,50 Euro zu haben ist. Der Aufschlag ist exorbitant hoch.

Ceconomy habe Freenet unter Druck gesetzt, für die gute Kooperation etwas zu tun, sonst könne man auch andere Partner an Bord holen. Diese Theorie hat etwas, denn warum sonst würde Freenet einen so hohen Aufschlag zahlen.

Nicht schön für Freenet, aber auch nicht schlimm. Die Verschuldung von Freenet ist auf einem hohen, aber erträglichen Niveau. die Dividendenausschüttung wird dadurch nicht beeinträchtigt. doch die Kooperation zwischen Freenet und Ceconomy hat meines Erachtens dadurch Kratzer bekommen.

Seit Anfang des Jahres ist freenet von 32 auf nunmehr 22 Euro eingebrochen. Ich halte diesen Kursrückgang für absolut überzogen, zumal die erwartete Dividendenrendite inzwischen bei 7,5% steht. Unsere Position ist durch den Kursrutsch geschrumpft, der Depotanteil beträgt nur noch 6,6% obwohl diese Dividendenposition mit 8% vorgesehen ist. Ich würde zu Kursen unter 22,50 Euro die Position wieder auf 8% Positionsgröße aufstocken.


Tesla Motors
Ziel von 5.000 Model 3 / Woche erreicht, Nachkaufen

Mi, 04. Juli um 10:31 Uhr
Tesla-Chef Elon Musk hatte das Ziel von einer Produktion von 5.000 Model 3 Autos pro Woche bis Ende Juni ausgegeben und mit einigen Stunden Verspätung wurde am 1. Juli nachts um 5 Uhr verkündet, das Ziel sei erreicht. Bilder von feiernden Mitarbeitern wurden veröffentlicht, Musk feierte sich selbst.

Die Reaktion darauf ist ein Kursrutsch der Tesla-Aktie um 11%. Statt Euphorie unter Anlegern gab es einen Ausverkauf. Die einen sagen, das sind Gewinnmitnahmen, die anderen zeigen auf die Haare in der Produktionssuppe.

Tatsächlich hat Tesla im zweiten Quartal im Durchschnitt nur 1.800 Model 3 Autos pro Woche produziert und damit noch immer weniger, als für das Q1 ursprünglich versprochen. Zudem seien für das Produktionsziel von 5.000 plötzlich auch Autos gezählt worden, die noch nicht die letzte Qualitätssicherung hinter sich haben. Und dann wird noch angeführt, dass die Autos noch nicht ausgeliefert seien und auch Neubestellungen derzeit nicht oder nicht nennenswert eingingen. Es gibt also durchaus eine ganze Reihe von Argumenten für die Bären.

Es ist eine heiße Geschichte: Die gesamte etablierte Automobilwelt gegen den Elektro-Revolutionär. Da ist es selbstverständlich, dass täglich Argumente veröffentlicht werden, die von der vermeintlichen aussichtslosen Situation von Tesla sprechen. Doch bei aller berechtigter Kritik an Tesla wird meist eines vergessen: Es geht hier um eine "proof of concept" und nicht um den schnellen Profit.

Proof of concept heißt, es wird von Tesla ein völlig neues Geschäftsmodell geprüft. Lässt sich die automatisierte Fertigung der etablierten Autohersteller noch weiter automatisieren? Spart das Kosten? Lässt sich eine verträgliche Qualität sicherstellen? Sind attraktive Mengen produzierbar?

Wenn diese Fragen mit "ja" beantwortet werden können, dann spielt es keine Rolle, wie viel der Weg dorthin gekostet oder wie lange es gedauert hat. Mit der neuen Verfahrenstechnik wird Tesla dann einen Massenmarkt für sich erschließen, seien es Lieferfahrzeuge für Pizzaservice weltweit, seien es Fahrzeugflotten für unternehmen oder Car Sharing Autos. Nein, die individuellen Automanufakturen wird man damit nicht angreifen, aber einzelne Massenmärkte.

Daher ist Tesla in meinen Augen weiterhin auf einem guten Weg, sich im Markt zu etablieren. Es wird eine kostengünstige Fertigung umgesetzt, die der Konkurrenz weit voraus ist. Ob bestimmte Produktionsziele mit 5 Stunden Verspätung erreicht werden spielt bei diesem Jahrhundert-Projekt keine Rolle.

Ich würde daher den Ausverkauf der beiden vergangenen Tage nutzen und unsere Position wieder auf 7,5% Portfolioanteil aufstocken (aktuell 6,7%).


Micron Technology
Im Kreuzfeuer des Handelsstreits: Verkaufen über 43 EUR

Mi, 04. Juli um 12:19 Uhr
Gestern hat ein chinesisches Gericht geurteilt, dass 26 Produkte von Micron nicht mehr in China verkauft werden dürfen, weil Patente des chinesischen Wettbewerbers UMC verletzt würden. Die Aktie von Micron ist um 5% gefallen.

48% des Konzernumsatzes von Micron wird in China erwirtschaftet, die Entscheidung ist also tatsächlich ziemlich schwerwiegend für Micron. Hier schlägt China mit Mitteln zurück, die von den USA eingeführt wurden. Wir erinnern und an das US-Verbot für die chinesische ZTE, auf dem US-Markt Produkte zu verkaufen.

Micron ist extrem günstig und wer den notwendigen Atem hat, der kann diese Sache meiner Einschätzung nach jetzt aussitzen. Da wir Micron jedoch als kurzfristige Spekulation ins Portfolio geholt haben muss ich nun feststellen, dass der Zeitpunkt ziemlich schlecht gewählt war. Der Handelsstreit ist noch weit von einer Lösung entfernt. Mag sein, dass diese Woche Gespräche beginnen, was den Markt nach oben bewegen dürfte. Doch Micron ist nun zum Zankapfel geworden und das ist vorerst erstmal sehr schlecht für die Aktie.

Ich würde daher die Position wieder auflösen und Micron mit -12% Verlust verkaufen. Tut mir leid, dass diese Spekulation nicht funktioniert hat.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =1,9%WKN6.7.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Cameco8820179,35 €-2%19%1,9%C
Micron Technology86902045,34 €-3%-12%0,0%A







En Vogue (≈15%) =12,6%WKN6.7.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838823,88 €-4%-2%3,0%C
WeiboA110V777,10 €1%-20%2,4%B
Deutsche Bank5140009,76 €8%-33%3,9%C
FinTech GroupFTG11127,80 €6%-3%3,3%C







Wachstum (≈30%) =24,5%WKN6.7.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985159,57 €0%17%4,4%B
FacebookA1JWVX171,31 €1%15%4,2%B
BB BiotechA0NFN357,55 €2%3%7,7%C
TeslaA1CX3T263,01 €-13%9%8,1%B







Dividende (≈25%) = 30%WKN6.7.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051015,30 €-3%-7%6,8%C
Hawesko60427051,50 €-1%1%2,8%C
FreenetA0Z2ZZ23,33 €4%-10%8,4%A
Bet-at-HomeA0DNAY65,90 €4%-5%8,2%B
Deutsche Post55520027,59 €-1%-6%3,8%B







Absicherung (≈20%) =23,1%WKN6.7.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.404,00 €-1%-2%10,1%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU95,05%0%-6%6,7%B
Nokia-AnleiheA0T9L2103,90%-1%-6%6,3%C





Cashquote
Σ-Portfolio

0%1%7,9%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%1,9%512%
ZyklischTrump15%12,6%543%
WachstumEnkelkinder30%24,5%447,5%
DividendeUrlaub25%30%358%
AbsicherungZins & Gold20%23,1%336,7%
Summe
100%92,1%2017


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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