Heibel-Ticker PLUS 22/38 - Neue Anlageideen sind gefragt

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23.09.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 38 (23.09.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp220925.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Neue Anlageideen sind gefragt
02.So tickt die Börse: Wachstumsunternehmen aus Deutschland
 - 2G Energy
 - Basler AG
 - PNE Wind
 - SFC Energy
 - SMA Solar
 - Varta
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Anleger sind stark verunsichert
 - Interpretation
04.Ausblick: Einkaufsliste und neue Ideen
 - Mister Spex
 - LPKF Laser & Electronics
 - EQS
 - EINKAUFSLISTE
05.Update beobachteter Werte: Disney, Goodyear Tire & Rubber, Medios, Sixt, CEWE, Barrick Gold
 - Disney: Verkaufen, schützen vor Rezession
 - Goodyear Tire & Rubber: Verkaufen, Videocall um 10:30 Uhr
 - Medios: Margendruck und Marktchance, Aktie -16%
 - Sixt: Verkaufen, Verlust begrenzen
 - CEWE: Neue CEO nominiert
 - Barrick Gold: Verkaufen, Rezessionsgefahr gestiegen
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Neue Anlageideen sind gefragt



Liebe Börsenfreunde,

Im gestrigen Videocall bin ich bereits ausführlich auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank eingegangen. Jay Powell war an Entschlossenheit nicht zu übertreffen. Wir haben bereits im Vorfeld unser Portfolio gelichtet und werden in der Zukunft auch neue Anlageideen untersuchen. Wer gestern keine Zeit hatte, kann sich das Video als Aufzeichnung anschauen. Den Link habe ich an den Beginn des Kapitels 04 gesetzt.

Heute stelle ich Ihnen endlich die Unternehmen vor, die meine Wachstumskriterien erfüllen. In Kapitel 02 beschreibe ich die sechs Kandidaten, die sich zwar qualifiziert haben, die jedoch für unser Heibel-Ticker Portfolio nicht in Betracht kommen: 2G Energy, Basler AG, PNE Wind, SFC Energy, SMA Solar und Varta. Die drei heißen Kandidaten für unser Heibel-Ticker Portfolio stelle ich in Kapitel 04 vor.

Das Sentiment zeigt Extremwerte. Zumindest eine Gegenbewegung sollte bald folgen. Doch ob wir eine nachhaltige Bodenbildung sehen, lässt sich noch nicht sagen. Die Einzelheiten lesen Sie in Kapitel 03.

Das Kapitel 04 enthält neben der Vorstellung dreier neuer Wachstumskandidaten auch unsere fortgeführte Einkaufsliste, die nun langsam aktuell wird: Nach dem Ausverkauf dieser Woche haben einige Titel interessante Kursniveaus erreicht.

Bitte verpassen Sie nicht das Kapitel 05, denn wir haben diese Woche im Vorfeld der US-Zinsentscheidung einige Verkäufe getätigt. Außerdem habe ich interessante Neuigkeiten zu zwei Unternehmen aus unserem Portfolio, Cewe und Medios, die diese Woche kräftig Federn ließen.

Ich habe mich diese Woche an Leserfragen gesetzt: Shop Apotheke, Accell, Roch Tech Lithium und die Allianz sind nur einige Unternehmen, die besprochen werden. Außerdem geht's um Gold als Absicherung, um die Ursachen der Inflation, um die Berechnung des Bulle/Bär-Verhältnisses und um das 5-Wochen-Sentiment unserer Umfrage.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Wachstumsunternehmen aus Deutschland



Die Zinsentscheidung der US-Notenbank vom Mittwoch dieser Woche hat alles geändert. Dabei war es keine Überraschung, Notenbankchef Jay Powell hat das wahr gemacht, was er vor wenigen Wochen im Rahmen seiner Jackson Hole Rede angekündigt hat: Die Bekämpfung der Inflation ist das oberste Ziel. Dazu muss auch der Arbeitsmarkt ins Gleichgewicht gebracht werden. Aber auch die aufgeblasenen Vermögenswerte des Aktienmarktes, am Immobilienmarkt und in den Kryptowährungen sind Quellen eines Reichtums, der den Inflationsdruck hoch hält. Powell wird keine Rücksicht auf diese Märkte nehmen, wenn er die Inflation bekämpft.

Ich habe in meinem monatlichen Videocall für unsere Abonnenten gestern ausführlich Stellung dazu bezogen.

Zu viele Dinge passieren: Chinas Lockdowns, Russlands Krieg gegen die Ukraine, Energiekrise und Inflation. Jedes Ereignis separiert kann gemanagt werden, doch diese vier bedingen sich und machen Prognosen sehr schwer. Fundamental gute Aktien und/oder gesundes Wachstum geben Sicherheit, die Verlusttage durchzustehen. Aber machen Sie sich bitte bewusst: Die Komplexität der genannten Ursachen für die aktuellen Verwerfungen ist ungleich höher als beim Coronacrash, beim Euro-Schuldencrash, etc. In meinen Augen haben wir eine neue, andere Zeit an den Finanzmärkten eingeläutet. Immer wieder fällt mir der Vergleich zu 1980 ein, als die damalige Inflation ebenfalls mit heftigen Zinsanhebungen in den Griff bekommen wurde.

Vor einer Woche habe ich Ihnen meine Systematik vorgestellt, mit der ich Wachstumsaktien suche. Heute möchte ich Ihnen die qualifizierten Kandidaten aus Deutschland vorstellen. Für das Heibel-Ticker Portfolio kommen möglichst nur Aktien in Frage, die sich im DAX, MDAX oder SDAX befinden. Zum einen ist die Informationslage bei diesen Unternehmen meist besser, zum anderen sind diese Aktien liquide genug, um uns einen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, ohne den Kurs zu bewegen.

Doch es gibt eine Reihe von Unternehmen, die an der Schwelle zum SDAX stehen und derzeit überaus attraktiv sind. Diese stelle ich Ihnen heute ebenfalls vor.

Zu den insgesamt neun Aktien gebe ich dann meine Meinung ab. Diejenigen, die nicht für unser Heibel-Ticker Portfolio in Frage kommen, weil sie zu klein sind, oder aber mir nicht gefallen, stelle ich hier im kostenfreien Teil des Heibel-Tickers vor. Die Kandidaten, die ich in den kommenden Wochen und Monaten im Auge behalten werde und bei Gelegenheit vielleicht in unser Portfolio hole, stelle ich Ihnen im Kapitel 04 vor. Doch die meisten qualifizierten Kandidaten sind auch nach dem heftigen Ausverkauf der vergangenen Monate noch immer zu teuer.

2G Energy


Das Unternehmen habe ich Ihnen erst kürzlich ausführlich vorgestellt (siehe Ausgabe 34 vom 26.8.), da ich CFO Friedrich Pehle auf dem Hamburger Investorentag sprach. 2G Energy ist ein Hersteller von Anlagen zur dezentralen Energieversorgung (Blockheizkraftwerke), die mit Pellets, aber auch Wasserstoff, Biogas, Erdgas und anderen Energieträgern betrieben werden können. Das Unternehmen profitiert von den Problemen in unserer konventionellen Energieversorgung, die Aktie ist jedoch bereits ordentlich angesprungen.

Das KGV 2022e steht bei 20, der Gewinn wächst aktuell um 15% p.a. Das sieht zwar nach meinen bisherigen Standards schon günstig aus, vor dem Hintergrund der hohen Inflation bin ich aber ein wenig strenger. Außerdem notiert 2G Energy nicht in der DAX-Familie.

Sollte die Aktie deutlich zurück kommen, werde ich sie mir nochmals näher anschauen.

Basler AG


Der Hersteller von Kameralösungen für die Fabrikautomation, für die Mikroskopie, die Lagerhallenautomation, Verkehr etc. zeichnet sich durch eine hohe Verlässlichkeit aus. Seit 20 Jahren wachsen die Hamburger (Ahrensburg) zweistellig, ohne dabei an Profitabilität einzubüßen. Qualität hat ihren Preis, 260 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit einem Enterprise Value (EV) von 800 Mio. Euro bewertet. Der Gewinn (EBIT) wird im laufenden Jahr von Analysten auf 28 Mio. Euro geschätzt, was zu einem EV/EBIT von 28 führt. Zu teuer für die aktuelle Marktphase.

PNE Wind


Entwickler von Windenergie, der seit kurzem auch im Bereich der Photovoltaik Anlagen baut. Das Unternehmen betreibt ein eigenes Portfolio von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, mit denen gut kalkulierbare Einnahmen generiert werden. Zunehmend werden auch Projekte im Ausland getätigt, schon heute sind die meisten Anlagen von PNE im Ausland.

Allerdings ist das Geschäft sehr kapitalintensiv: Der Anlagenbau wird zu einem großen Teil (ca. 70%) finanziert und die Zinslast schmälert den Ertrag. Das hat im Niedrigzinsumfeld gut funktioniert, doch bei steigenden Zinsen werden neue Projekte schwerer umsetzbar. Und wenn Wachstum ausbleibt, dann ist das aktuelle Bewertungsniveau mit einem EV/EBIT für 2023e von 36 zu hoch für meinen Geschmack.

SFC Energy


Die Münchener sind in einem sehr spannenden Markt unterwegs: Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff, oder aber Methanol betrieben werden können und als mobile, dezentrale Energielösung genutzt werden. SFC Energy produziert in den Niederlanden, in Rumänien und Kanada und vertreibt die Produkte weltweit.

Das Wachstum der vergangenen Jahre ist beachtlich, allerdings kommt es in einzelnen Jahren zu starken Schwankungen, was das Geschäft schwer kalkulierbar macht. In der Vergangenheit wurden Verluste geschrieben, daher starten die hohen Wachstumsraten im Gewinn von einer sehr niedrigen Basis. 83 Mio. Euro erwarteter Jahresumsatz im laufenden Jahr werden mit 360 Mio. Euro EV bewertet, ziemlich hoch. Selbst für 2024 bleibt das EV/EBIT bei 24, was für meinen Geschmack noch zu hoch ist.

SMA Solar


Der Anbieter von Wechselrichtern und passenden Batterielösungen und Ladestationen stammt noch aus der Zeit des Solarbooms. Die Produkte sind nicht so komplex, daher gibt es einen harten Wettbewerb, der größere Gewinnmargen nicht zulässt. SMA Solar war ohne die Solarförderung nicht wirklich nachhaltig profitabel. Entsprechend ist auch die Visibilität für die Zukunft nicht so groß. Mir ist beispielsweise unklar, wie das Management die Profitabilität nachhaltig sichern möchte.

Das hohe Wachstum wird durch den Ausbau des Produktionsstandorts in Kassel/Niestet erzielt. Die Kapazität soll bis 2024 verdoppelt werden, die Mitarbeiterzahl werde dadurch von 3.500 um 200 steigen. Die Profitabilität werde durch steigende Skaleneffekte erreicht, gibt das Unternehmen aus. Doch die hohen Wachstumsraten gab es schon in der Vergangenheit, ohne dass sich das in steigende Skalenerträge umgewandelt hätte.

Das Unternehmen wird mit 1,8 Mrd. Euro bewertet, bei einem Jahresumsatz von 1 Mrd. Euro wird ein Verlust von 23 Mio. Euro erzielt. Bis 2025 soll bei 1,7 Mrd. Euro Umsatz ein Gewinn von 90 Mio. Euro erzielt werden, das KGV stünde dann bei 20. In meinen Augen ist das nicht besonders attraktiv.

Varta


Die Batterien von Varta finden Sie in jedem Haushalt. Neben den Haushaltsbatterien und Batterien für Werkzeuge wächst das Unternehmen stark mit Mikrobatterien für Kopfhörer und Hörgeräten. Das Wachstum wurde mit hohen Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten erkauft. Entsprechend steigt die Verschuldung von Varta kontinuierlich an.

Die Absatzprognose wird im laufenden Jahr jedoch nicht erreicht, Umsatz- und Gewinnprognose wurden bereits gesenkt. Heute Mittag wurde schließlich die Jahresprognose gestrichen, der Preisanstieg bei Rohstoffen und insbesondere bei Energie zwinge das Unternehmen dazu, heißt es. Die gestiegenen Kosten können größtenteils nicht an die Kunden weitergegeben werden.

Aktuell wird Varta mit 1,6 Mrd. Euro bewertet, der Jahresumsatz läuft in Richtung 900 Mio. Euro. In den vergangenen Jahren sprang der Umsatz um 50% p.a. an, für die Zukunft gehen Analysten von 15% p.a. aus. Bis 2025 soll sich der Gewinn auf 117 Mio. Euro verdoppeln, das würde zu einem KGV von 23 führen.

Der Wettbewerb ist hart, die asiatische Konkurrenz hält sich nicht an Patente und bietet billige Produkte unter Patentverletzung an. Es laufen eine Vielzahl von Prozessen, bislang konnte Varta meist gewinnen, doch das kostet Geld und insbesondere Zeit, in der man den Wettbewerbsvorsprung nicht wirklich monetisieren kann.

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES22.9.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones29.399 -4,6%-19,1%
DAX12.284 -3,6%-22,7%
Nikkei27.154 -1,5%-5,7%
Shanghai A 3.237 -1,2%-15,1%
Euro/US-Dollar0,97-3,0%-14,3%
Euro/Yen139,03-2,8%6,3%
10-Jahres-US-Anleihe3,67%0,222,16
Umlaufrendite Dt1,91%0,232,19
Feinunze Gold$1.647 -1,7%-9,7%
Fass Brent Öl$86,33 -5,6%9,6%
Kupfer$7.682 0,0%-20,7%
Baltic Dry Shipping$1.720 6,7%-22,4%
Bitcoin$18.835 -3,8%-59,9%








03. Sentiment: Anleger sind stark verunsichert



stimmungsumfrage Um über 3% ist der DAX diese Woche eingebrochen. Die Aussage von Jay Powell, weitere Zinserhöhungen durchzuführen, bis die Inflation gebremst ist, hat die Rezessionsangst angeheizt. So ziemlich alle Finanzmärkte, Aktien, Anleihen, Rohstoffe etc., wurden diese Woche ausverkauft. Immerhin blieb der Goldpreis, der sichere Hafen, stabil.

Vor einer Woche hatte ich Ihnen angekündigt, dass erst ein Unterschreiten der 12.400 Punkte im DAX ein Umdenken bei Anlegern nach sich ziehen wird. Dies ist heute Mittag passiert und es folgte ein beschleunigter Ausverkauf, der schließlich in Panik mündete. Ein Boden wurde heute erst bei 12.200 Punkten gebildet. Schauen wir mal, ob dieser nun tragfähig ist.

Unser Sentimentindex ist auf -7,3% gerutscht. Damit können wir Angst und Panik feststellen, immerhin eine der Voraussetzungen für einen Boden. Auch im Juni-Tief rauschte dieser Indikator auf den gleichen Wert.

Die Verunsicherung notiert bei -6,2%, was nur leicht unter dem Wert der Vorwoche ist. Im Juni notierte dieser Sentimentindikator bei -10%, bevor der Boden gebildet wurde.

Der Pessimismus steht mit -1,6% ebenfalls auf dem Niveau vom vergangenen Juni. Es fehlt allerdings noch die Investitionsbereitschaft, die derzeit bei +1,4% steht, im Juni war sie auf bis zu +2,9% gesprungen. Zwar scheinen viele Anleger überzeugt, dass ein Boden bevorsteht, doch noch möchte kaum jemand kaufen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger pendelt seit einigen Wochen zwischen 0 und -5%. Im August sind Privatanleger große Absicherungspositionen eingegangen. Der aktuelle Ausverkauf könnte nun die Bestätigung dieser pessimistischen Positionierung sein.

Das Put/Call-Verhältnis der Eurex notiert bei 1,3% und zeigt ebenfalls ein neutrales Verhalten bei den institutionellen Anlegern auf. In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis der CBOE ebenfalls eine neutrale Positionierung. Man hat den Eindruck, dass viele Anleger diesen Ausverkauf erwartet haben.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote auf 30% reduziert, damit sind wir wieder auf einem extrem niedrigen Niveau angekommen.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf -43% eingebrochen. 60,9% der Anleger sind pessimistisch, nur 17,7% sind bullisch gestimmt. Das ist der größte Pessimismus, der seit einem Jahr gemessen wurde.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 25% gerutscht und signalisiert extreme Angst im Markt. Der Short Range Oscillator notiert bei -7 und zeigt ebenfalls eine stark überverkaufte Marktverfassung an.

Interpretation



panik Die Panik im Markt haben wir schon vor einer Woche attestiert, doch vor einer Woche war ich nicht überzeugt von einer baldigen Bodenbildung. Der heutige Ausverkauf taugt da schon eher für eine zumindest mittelfristige Bodenbildung, insbesondere weil die Investitionsbereitschaft kaum vorhanden ist.

Die Sentimenttheorie ermittelt die Stimmung unter den Anlegern und interpretiert diese als Kontraindikator. Wenn zu viel Pessimismus im Markt herrscht, gibt es niemanden mehr, der noch zusätzlich pessimistisch werden und verkaufen könnte. Daher ist das ein guter Anhaltspunkt für einen Boden.

Wenn bei der Bodenbildung noch zu viel Zukunftsoptimismus vorhanden ist, dann spricht das leider dafür, das noch zu viele Anleger auf eine kurzfristige Gegenbewegung spekulieren. Eine Erholungsrallye könnte daher auslaufen, wenn diese Spekulanten ihre Positionen wieder auflösen.

Ein tragfähiger Boden wird dann gebildet, wenn auch keine Hoffnung mehr zu erkennen ist. Eigentlich gibt es da niemanden, der Aktien kaufen möchte. Stattdessen ist die Angst und Panik so groß, dass alle verkauft haben, nun aber niemand mehr für weitere Verkäufe mobilisiert wird. Ein solcher Boden bildet sich dann bei sehr geringen Handelsumsätzen.

Immerhin, die Handelsumsätze sind in den vergangenen Tagen sehr gering. Einige Indizien sprechen also schon dafür, dass wir einen Boden gebildet haben könnten. Auch die Meldungen könnten kaum schlimmer werden: Russland verkündet die Teilmobilisierung und die US-Notenbank verkündet weitere Zinsanhebungen ohne Rücksicht auf Konjunktur oder Arbeitsmarkt.

Zumindest für einen vorläufigen Boden gibt es ausreichend Indizien. Wir werden in den kommenden Wochen erneut untersuchen müssen, ob es sich dabei um einen "vorläufigen" oder "nachhaltig tragfähigen" Boden handelt.

Ich tue mich schwer, jetzt Kaufempfehlungen auszusprechen. Gemäß der Sentimenttheorie müssen wir bei einer so extrem negativen Stimmungslage kaufen. Doch wir dürfen nicht reflexartige zu den alten Aktien greifen, die wir in den vergangenen Jahren erfolgreich gehandelt haben. Das Umfeld steigender Zinsen bringt neue Aktienstars hervor. Die geopolitischen Spannungen und die anhaltenden Lieferkettenprobleme bereiten vielen Unternehmen Probleme, der Blick ins Detail bei der Aktienauswahl ist extrem wichtig.

euro Der Euro ist unter die Partie zum US-Dollar gesackt: Die EZB hinkt hinterher, sowohl der Inflation als auch der US-Notenbank. Daher verliert der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert. Die Stimmung ist jedoch noch nicht extrem genug, um einen Boden auszurufen. Es hat den Anschein, als könne es noch tiefer gehen.



04. Ausblick: Einkaufsliste und neue Ideen



Hier nochmals der Link zum gestrigen Videocall:
Monatlicher Heibel-Ticker Videocall zur US-Zinsentscheidung


Mister Spex


Der Online-Händler für Brillen und Kontaktlinsen ist erst vor einem Jahr im Sommer an die Börse gegangen. Die bislang hohe Wachstumsrate der Berliner (25%) hat sich im laufenden Jahr auf 9% verringert. Das Unternehmen hat verstanden, dass Wachstum um jeden Preis in der aktuellen Marktverfassung nicht mehr gefragt ist, man sucht den Weg in die Profitabilität.

Der Aktienkurs von Mister Spex hat sicherlich dazu beigetragen, das Management zum Umdenken zu bewegen: Vom Hoch kurz nach dem IPO bei 25 Euro ist die Aktie auf aktuell 3,15 Euro eingebrochen, -87%.

Die Expansion des Online-Händlers in den Einzelhandel mit stationären Geschäften birgt viele Risiken: Es ist nicht das Kerngeschäft der Berliner. Auch wenn das Management gerne darauf hinweist, dass die Kombination aus online und stationär Synergien zur Folge hat. So steigt beispielsweise der Online-Umsatz in Regionen, wo ein Geschäft eröffnet wird, regelmäßig an. Mister Spex rechnet einen Anstieg um durchschnittlich 22% vor.

Die Bilanz wird schlank gehalten, da die Geschäfte mit Leasingverträgen betrieben werden. So bleibt ein hoher Cashbestand von 100 Mio. Euro bei einer Marktkapitalisierung von 120 Mio. Euro. Der EV liegt also bei nur 20 Mio. Euro für einen erwarteten Jahresumsatz 2022 von 213 Mio. Euro. Leasingverbindlichkeiten werden in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt, sind jedoch beachtlich.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 lag der Gewinn (EBITDA) bei 4,1 Mio. Euro, nach Berücksichtigung der Leasingverbindlichkeiten bleibt jedoch ein Verlust von 31,5 Mio. Euro, der operative Cashflow war ebenfalls negativ mit 10 Mio. Euro. Die Expansion wird bis 2026 keinen Gewinn ermöglichen, so die bisherige Erwartung der Analysten. Doch gerade hier besteht Überraschungspotential, wenn das Unternehmen ein wenig von den Expansionsplänen Abstand nehmen sollte und stattdessen vielleicht schon früher grüne Vorzeichen in Aussicht stellt.

71% der Bestellungen werden von Bestandskunden getätigt. Mister Spex baut sich also treue Kunden auf. Für das Wachstum wird jedoch mit großen Marketingbudgets hantiert. Auch an dieser Stellschraube lässt sich schnell drehen, um die Gewinnschwelle gegebenenfalls etwas früher zu erreichen.

Damit ist Mister Spex kein Wachstumsunternehmen für unser Heibel-Ticker Wachstumsportfolio. Allerdings liegt es in der Hand des Unternehmens, auf Kosten des Wachstums bereits früher grüne Zahlen auszuweisen. IPOs und Wachstumsunternehmen ohne Gewinn sind derzeit nicht beliebt. Eine Aktie, die von 25 auf 3,15 Euro gefallen ist, kann sich durchaus auch nochmals halbieren. Doch eine Ankündigung, dass die operative Marge von übrigens stolzen 49% genutzt wird, um frühzeitig Gewinne auszuweisen, könnte der Aktie Beine machen. Ich werde sie als mögliche Spekulation in die Einkaufsliste übernehmen.

LPKF Laser & Electronics


Ein Maschinenbauer von Lasern für Anwendungen wie Kunststoffschweißen, für die Solarindustrie und für Leiterplatten der Chipindustrie. LPKF positioniert sich in Nischen, wo zweistellige Marktanteile erreicht werden. Die Forschung- und Entwicklungskosten von LPKF sind exorbitant hoch, daher bleibt am Ende nur eine kleine Gewinnmarge übrig.

Künftiges Wachstum soll durch neue Technologien kommen: LIDE ermöglicht die Bearbeitung von Gläsern für die Chipindustrie. ARRALYZE ermöglicht entsprechende Prozesse in der Gesundheitsbranche.

120 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit 215 Mio. Euro Marktkapitalisierung bewertet. Das ist historisch betrachtet günstig, noch vor anderthalb Jahren stand die Aktie bei 30 Euro, heute nur noch bei 7,64 Euro. Doch die geringe Gewinnmarge führt zu einem Gewinn von nur 2-9 Mio. Euro im laufenden Jahr. So ist das KGV für das laufende Jahr mit 58 sehr hoch, doch bereits für 2023 erwarten Analysten eine Gewinnverdopplung (EBITDA) bzw. Vervielfachung (EBIT), so dass ein KGV von nur noch 12 resultiert.

Ich finde das interessant. Nächste Woche gibt es einen Kapitalmarkttag von LPKF. Ich werde versuchen, frühzeitig an weitere Informationen heranzukommen. Grundsätzlich ist auch LPKF leider nur eine Spekulation wert, da Maschinenbauer stets mit heftigen Umsatzschwankungen zu kämpfen haben.

EQS


Investor Relations als SaaS-Lösung in der Cloud bietet das Münchener Unternehmen EQS an. Insbesondere Compliance-Regelungen, also rechtliche Vorschriften für die Kommunikation mit dem Markt machen den Job der IR-Abteilung immer schwerer. In diesem Bereich ist EQS nach drei Übernahmen in den vergangenen Jahren heute Marktführer.

Das Unternehmen ist auf Expansionskurs: Neue Mitarbeiter wurden eingestellt, um Neukunden zu akquirieren. So ist der Gewinn derzeit gering, dürfte aber bei Eintreten der Wachstumsprognosen kräftig ansteigen. Als Umsatzwachstum werden mit 30-40% angestrebt. Bei 65 Mio. Euro Jahresumsatz wird ein Gewinn (EBITDA) von 6,5 Mio. Euro erwartet. Das EBIT ist noch negativ. Bis 2025 soll das EBIT auf 30 Mio. ansteigen, das KGV 2025e läge dann bei 14. Für ein SaaS-Unternehmen ist das günstig, insbesondere die Wachstumsrate lässt eine deutlich höhere Bewertung zu.

Allerdings reden wir hier von der Zukunft. Die Aktie ist gemeinsam mit dem Gesamtmarkt unter Druck. Auch bei EQS könnte eine Konkretisierung der Gewinnschwelle (EBIT) oder sogar die Ankündigung, diese früher zu erreichen, zu einem Kurssprung führen.

EQS ist zu klein für eine Wachstumsposition, ich werde das Unternehmen jedoch im Auge behalten.


EINKAUFSLISTE



chance Neue Ideen

Ich habe gestern im Video angekündigt, nach neuen Anlageideen Ausschau zu halten. So mache ich mich auf die Suche nach einem Finanzprodukt, mit dem man an einer rückläufigen US-Inflationsrate partizipieren kann. Meiner Meinung nach wird Jay Powell erfolgreich die Inflation zurückdrängen. Warum nicht davon profitieren?

Es gibt ein Produkt von Luxor, das die Inflationserwartung im Vergleich zum Zinsniveau abbildet. Geht die Inflation zurück, dann fällt dieses Papier. Ich würde das dann shorten, muss mir aber die Funktionsweise noch näher anschauen. Dies soll nur ein kleiner Ausblick sein, dass es immer Möglichkeiten gibt, von den Entwicklungen zu profitieren.


- AirBnB: Neue Wachstumsaktie im Bereich des Tourismus (Nachholbedarf), sofern hohe Bewertungen akzeptabel erscheinen (KGV > 50).

- Marvell: Chipunternehmen mit starkem B2B-Geschäft, die Chips werden für die Cloud genutzt.
In einem Interview diese Woche betont CEO Matt Murphy, dass Anleger die Zukunftsaussichten seines Unternehmens unterschätzten. Die Märkte, in die Marvell seine Chips verkaufe, wüchsen deutlich schneller als jegliche anderen Märkte, die er kenne: Rechenzentren, 5G und Automobile seien stabile Absatzmärkte, dennoch sei seine Aktie um 45% eingebrochen.

Der Umsatz mit Rechenzentren sei um 48% angesprungen und mache 42% des Konzernumsatzes aus. Der Ausbau von Cloud-Angeboten halte unvermindert an. Insbesondere optische Netze sowie Switches von Marvell seien High-End und würden für Kunden individualisiert, um höchste Performance in Rechenzentren zu ermöglichen.

Das Geschäft mit Autobauern sei um 46% angesprungen, wenngleich der Anteil am Konzernumsatz nur bei 6% liegt. Während Qualcomm und Nvidia die Rechenleistung in Autos liefern, würde Marvell die Konnektivität sicherstellen: Ein Ethernet-Netzwerk im Auto, das ebenfalls hoch-performant sein muss, um das Infotainment-System zu unterstützen und um autonomes Fahren zu ermöglichen. Derzeit würden nur sehr wenige Autos ein eigenes Ethernet besitzen. Zig Kilogramm an Kabel könnten auf diese Weise gespart werden, so Murphy.

- Palo Alto Networks: Sicherheitslösungen für Netzwerke, geopolitische Spannungen entladen sich zunehmend auch digital

gas - Linde ist Weltmarktführer im Geschäft mit Gasen und gilt als Vorreiter bei der Produktion von grünem Wasserstoff für Brennstoffzellen



05. Update beobachteter Werte: Disney, Goodyear Tire & Rubber, Medios, Sixt, CEWE, Barrick Gold



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Disney: Verkaufen, schützen vor Rezession



Mo, 19. September um 17:02 Uhr
Disney ist ein zyklischer Titel. Das heißt, das Geschäft von Disney ist stark abhängig von der Konjunkturentwicklung. Wir haben die spekulative Position in Disney aufgebaut, als Disney Shanghai geschlossen war und als der Pessimismus groß war.

Unsere spekulative Position hatten wir bereits zum Teil verkauft und einen Teilgewinn realisiert. Heute steht die Position noch mit 5% im Plus und ich würde den Rest verkaufen. Die Begründung habe ich im Update zu Barrick Gold detailliert: Sollte am Mittwoch eine harte Linie der Fed die Rezessionsangst schüren, dann wird Disney zu den größten Verlierern gehören. Also lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.

Grundsätzlich sind unsere spekulativen Positionen dazu da, schneller mal umgeschlagen zu werden, wenn die Marktsituation so undurchsichtig ist wie derzeit. Bei den anderen Positionen (Wachstum & Dividende) wollen wir langfristige Positionen aufbauen. Doch bei den Spekulationen geht es stets um bestimmte Ereignisse, auf die wir "spekulieren". Unsere Spekulation auf die Wiedereröffnung Shanghais ist aufgegangen, die Aktie hat zugelegt und wir können die Spekulation nun schließen.

Also: Disney verkaufen, Cash aufbauen :-)


Goodyear Tire & Rubber: Verkaufen, Videocall um 10:30 Uhr



Do, 22. September um 08:39 Uhr
Jay Powell hat gestern Abend den US-Leitzins um 0,75% auf 3-3,25% angehoben und betont, er werde weitermachen. Bis die Fed mit ihren Zinsanhebungen fertig ist, wird es die Aktienbörse schwer haben, nachhaltig zu steigen. Daher setze ich unsere Strategie fort und erhöhe unsere Cash-Position.

Bei Goodyear Tire habe ich darauf spekuliert, dass die gestiegenen Kosten an den Verbraucher weitergegeben werden können. Zum Jahresbeginn war die Aktie eingebrochen, da gestiegene Kosten den Gewinn verhagelten. Seither gab es zwei weitere Quartalszahlen, in denen zwar die Verkaufspreise angestiegen waren, jedoch der Umsatz hinter den Erwartungen blieb: Lockdowns in China haben zu Lieferkettenproblemen geführt. Die Aktie konnte sich zwar besser halten als der Markt, das ist bei -14% jedoch nicht gerade gut.

Ich würde die Position nun auflösen.

Ich werde Ihnen gleich eine separate E-Mail mit der Einladung für den Videocall um 10:30 Uhr zuschicken.


Medios: Margendruck und Marktchance, Aktie -16%



Fr, 23. September um 12:25 Uhr
Ende August gab es einen Schiedsspruch im Bereich der patientenindividuellen Medikamente, die das Geschäft von Medios beeinflusst.

Patientenindividuelle Medikamente werden in Reinräumen hergestellt. Nur große Apotheken können sich das leisten. Der Vorteil ist die dezentrale Verfügbarkeit jeglicher individueller Medikamente, da die dezentrale Herstellung aus einer überschaubaren Zahl von Wirkstoffen unendlich viele individuelle Medikamente ermöglicht.

Medios stellt patientenindividuelle Medikamente zentral her und beliefert Apotheken, die sich einen eigenen Reinraum nicht leisten können.

Der Preis des Medikamentes setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum Einen der Arbeitspreis, zum Anderen die Preise der verwendeten Wirkstoffe. Der Arbeitspreis liegt derzeit je nach Medikament bei ca. 70 Euro. Apothekerverbände weisen darauf hin, dass 150 Euro notwendig wären, um zumindest die Kosten zu decken. Genau an dieser Stelle setzt Medios an: Durch die zentrale Herstellung und ein flächendeckendes Liefernetz sind die Arbeitskosten bei Medios deutlich günstiger, als bei Apotheken.

Kompensiert wird die Unterdeckung des Arbeitspreises durch die Preise der Wirkstoffe. Sechs der zehn umsatzstärksten Wirkstoffe sind patentiert, es gibt dort also keinen Preiswettbewerb und daher auch keine Rabatte im Einkauf. Vier der umsatzstärksten Wirkstoffe können mit zum Teil erheblichen Preisnachlässen zum Listenpreis eingekauft werden. In der Berechnung des Verkaufspreises für das patientenindividuelle Medikament gehen sie dennoch mit dem Listenpreis ein. Über die Marge verdienen Apotheken daher am Geschäft mit patientenindividuellen Medikamenten, auch wenn der Arbeitspreis nicht kostendeckend vergütet wird.

Nun hat der Schiedsspruch festgelegt, dass diese vier Medikamente nicht zum Listenpreis berücksichtigt werden dürfen, sondern mit einem Rabatt versehen werden müssen. Das gab es schon vorher: 7,5%, 12% oder 20% lauteten die Abschläge, die auf den Listenpreis angesetzt wurden. Doch seit 1. September wurden diese Rabatte auf 56%, 58,5% 67,5% und sogar 77% erhöht. Damit rechnet sich für viele Apotheken die eigene Herstellung patientenindividueller Medikamente nicht mehr.

Die zweite Komponente, der Arbeitspreis, wird erst Mitte Oktober verhandelt. Mag sein, dass diese Komponente von den aktuell rund 70 Euro eine Erhöhung erfährt, doch derzeit rechnet niemand auch nur mit einer Annäherung an die vom Verband vorgerechneten Deckungskosten von 150 Euro. Weltuntergangsstimmung macht sich breit.

Patientenindividuelle Medikamente machen 13% des Umsatzes von Medios aus. Genaue Zahlen liegen mir nicht vor, aber es ist ja gerade das Geschäftsmodell von Medios, durch die zentrale Herstellung Kosten einzusparen. Sowohl der Arbeitspreis dürfte bei Medios deutlich niedriger sein, als die vom Verband vorgerechneten 150 Euro, als auch der Einkaufspreis der Wirkstoffe dürfte günstiger sein, weil Medios eine größere Verhandlungsmacht besitzt als einzelne Apotheken.

Im Ergebnis wird sich der Verkaufspreis von patientenindividuellen Medikamenten verringern, was auf die Marge von Medios drücken wird. Aber jeder Apotheker, der die Waffen streckt, ist ein potentieller Neukunde von Medios und somit dürfte Medios Marktanteile hinzu gewinnen.

In den vergangenen zwei Monaten ist Medios um 30% ausverkauft worden. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie sogar halbiert. Das KGV 2023e steht bei 18, das Gewinnwachstum für die kommenden zwei Jahre wird jeweils auf über 15% geschätzt. Ich finde die Aktie nach wie vor günstig und würde diese Kurskapriole aussitzen ... wenn überhaupt würde ich überlegen, ob der Ausverkauf nicht aus Unwissenheit einiger Anleger erfolgt, die in den neuen Regelungen das Ende des Geschäftsmodells von Medios sehen. Das ist natürlich Quatsch, denn die Regelung befördert das Geschäft von Medios, knabbert lediglich ein wenig an der Marge.


Sixt: Verkaufen, Verlust begrenzen



Mi, 21. September um 14:53 Uhr
Die Panik im Markt ist deutlich spürbar. Ich kann mich nicht erinnern, jemals an einem Tag so viele Abmeldungen von Ihnen erhalten zu haben wie gestern (5). Seit November trudeln die Börsen gen Süden. Einmal abgesehen von dem Corona-Crash, der binnen weniger Wochen kompensiert wurde, liegt der letzte Crash mit nennenswerten Verlusten (>10%) schon 13 Jahre zurück. Seit 2010 war jeder Ausverkauf eine Kaufgelegenheit.

Heute haben wir es mit einer gänzlich anderen Situation zu tun und ich werde zunehmend vorsichtig. Putin macht Teilmobil. China verhängt immer wieder Hausarrest über Millionenmetropolen mit einer Handvoll Corona-Fällen. Uniper wird verstaatlicht. Wer sich die Stromrechnung anschaut, weiß, dass wir diesen Winter viele Insolvenzen, sowie private Pleiten erleben werden. Und die Inflation ist noch lange nicht eingezäumt.

Heute Abend wird der US-Notenbankchef Jay Powell seine Zinsentscheidung bekannt geben: +0,75% oder +1,0% ist mir letztlich egal. Wichtig ist sein Ausblick. Wenn er weitere Zinsschritte ankündigt, dürfen wir uns auf eine schwere Rezession einstellen. Der Aktienmarkt würde dann noch deutlich tiefer fallen. Daher möchte ich noch ein wenig mehr Cash generieren, bevor die Entscheidung heute um 20 Uhr publiziert wird.

Natürlich kann es auch sein, dass er bekannt gibt, mit der nächsten Zinsentscheidung auf die Daten zu achten, die in den kommenden Wochen eintreffen. In Abhängigkeit von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung könnte er in vier Wochen bei der nächsten Notenbanksitzung dann zu einem anderen Urteil kommen. Die bereits durchgeführten Zinsanhebungen brauchen schließlich Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten.

Aber wer in die Geschichtsbücher schaut, und Jay Powell hat das ausgiebig getan, der weiß, dass Notenbankchef Paul Volcker 1980 zu früh von der Bremse ging und dadurch erst die zweistelligen Inflationsraten ermöglichte. Diesen Fehler wird Jay Powell nicht wiederholen wollen.

Wir werden sehen. Die Panik im Markt ist eigentlich bereits maximal, so dass bei jeder Entscheidung eine Rallye, zumindest eine Erholung zu erwarten ist. Dennoch sehe ich die Gefahr einer harten Linie von Powell als gegeben und möchte mich dagegen absichern. Daher würde ich jetzt noch ein wenig Cash generieren.

Die Rendite der 2 Jahre laufenden Staatsanleihe steht bei knapp 4%. Ohne Risiko erhalten Sie also inzwischen in den USA 4% Zinsen, während der Aktienmarkt auf eine Rezession zusteuert. Sollte es heute nach der Notenbankentscheidung zu einer Erholung kommen, so bin ich inzwischen so pessimistisch gestimmt, dass ich eine Erholung als vorübergehend betrachten würde, solange am Zinsmarkt so hohe Renditen verfügbar sind.

Zu Sixt:
Diese Woche hat das Unternehmen die von uns erwartete Prognoseanhebung kommuniziert. Der Umsatz für 2022 wird nun mit 2,8 bis 3,1 Mrd. Euro erwartet, zuvor ging man von "deutlich über 2,28 Mrd. EUR" aus. Das ist eine Anhebung von 25-30%. Nicht schlecht, oder?

Die Gewinnprognose (EBT) wird nun mit 500-550 Mio. EUR angegeben, zuvor 380-480 Mio. EUR.

Obwohl unsere Spekulation eingetreten ist, denn die Unternehmensprognose wurde deutlich erhöht, konnte die Aktie davon nicht profitieren. Wir liegen mit 20% hinten. Zum einen haben sich die Analystenschätzungen in den vergangenen Wochen kontinuierlich nach oben bewegt. Die Anhebung wurde mehr und mehr eingepreist, ohne dass die Aktie davon profitierte.

Zum anderen ist Sixt eine zyklische Aktie. In der letzten Rezession 2007 bis 2009 brach die Aktie von Sixt um 75% ein, im Coronacrash um 60%. Aktuell notiert die Aktie "nur" 30% unter ihrem Hoch. Die gute Unternehmensentwicklung kommt gegen die schlechte Branchenentwicklung nicht an.

Daher verkaufen wir heute unsere Position, beißen in den sauren Apfel und realisieren den Verlust.


CEWE: Neue CEO nominiert



Fr, 23. September um 11:43 Uhr
Im ersten Augenblick wollte ich schon aufatmen, als die Meldung einging, Cewe hat einen neuen CEO verpflichtet. Doch beim Lesen der Pressemeldung verging mir die Freude vollständig.

Yvonne Rostock wird ab dem 1. April kommenden Jahres den Vorstandsvorsitz der Cewe-Gruppe übernehmen. Die 50-Jährige ist seit drei Jahren Managing Director bei Coty (Kosmetikkonzern der Familie Reimann) und war zuvor bei L'Oréal und Henkel. Mehr wird über die Dame nicht verraten. Mich interessiert natürlich, welche Ausbildung (Studium) sie hat und wie sie aufgewachsen ist, damit ich mir ein Bild über Ihre Stärken machen kann. Das einzige Inhaltliche, was ich über sie gefunden habe, ist, dass sie "erfolgreich" ein deutsches Werk geschlossen hat.

Auf Nachfrage bei Cewe wurde mir mitgeteilt, dass man dort auch nichts weiter über die Dame wisse, als was in der Pressemitteilung steht. Vermutlich wurde die Entscheidung so geheim gefällt, dass erst hinterher die Infos im Unternehmen publik gemacht werden. Da die Entscheidung jedoch bereits 10 Tage alt ist, finde ich das ganze ziemlich merkwürdig.

In der Pressemeldung ist der Tonfall Rolf Holländers, des Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung, zu hören. In der Pressemeldung (11 Absätze) wird zudem in epischer Länge (4 Absätze) berichtet, was der geschasste Vorstandsvorsitzende Friege alles falsch gemacht habe. Wenn man sich einvernehmlich trennt, gibt es ein paar warme Worte zum Abschied. Wenn man sich im Streit trennt, dann bleiben diese warmen Worte in der Pressemeldung aus. Dass jedoch die internen Querelen an die Öffentlichkeit getragen werden zeigt mir, dass mit der Bestellung einer neuen Vorstandsvorsitzenden noch lange kein Ende der internen Auseinandersetzungen gefunden wurde.

Das für Cewe wichtige Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Die Reisetätigkeit in diesem Jahr lässt ein gutes Weihnachtsgeschäft erwarten. Die Aktie notiert auf einem KGV von 10 bei 3% Dividendenrendite, so günstig war die Aktie selten zu haben. Läuft das Geschäft trotz der Querelen weiter? Oder haben diese Querelen das Zeug, das Unternehmen von der Erfolgsspur abzubringen? Eine Antwort habe ich noch nicht.

Wir haben eine volle Position (5,8% Portfolioanteil). Vor dem Hintergrund dieser Unsicherheit würde ich im Falle einer kleinen Kursrallye einen Teilverkauf vornehmen und auf halbe Positionsgröße (3%) reduzieren.


Barrick Gold: Verkaufen, Rezessionsgefahr gestiegen



Mo, 19. September um 16:55 Uhr
Ich habe mir am Wochenende Gedanken über die anstehende Zinsentscheidung der Fed am Mittwoch gemacht. Wie Sie wissen, beschäftige ich mich mit der Zeitspanne 1965 bis 1982 und schaue, ob die heutige Inflation & Energiekrise mit der damaligen vergleichbar ist. Eine Lehre aus der damaligen Zeit war, dass exorbitant große Zinsschritte die Inflation einfangen sollten (Leitzins 17%) ... wie heute. Als dann die Wirtschaft unter den hohen Zinsen litt, wie heute bspw. Fedex, dann stieg der Druck auf den damaligen Notenbankchef Paul Volcker, das Zinsniveau wieder zurück zu nehmen. Er gab Anfang 1980 nach und in der Folge schoß die Inflation anschließend erst richtig in die Höhe.

Eingefangen wurde die Inflation dann ab Ende 1980 mit einem Leitzins von deutlich über 20%. Die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, die durch die verfrühte Senkung des Leitzinses abgefangen werden sollten, wurden sodann erst richtig schlimm, es folgte die schlimmste Rezession der Nachkriegszeit ... aber die Inflation wurde schließlich eingefangen.

Die Idee, mit den rückläufigen Rohstoffpreisen könnten wir heute schon damit rechnen, dass die Inflation durch Jay Powell eingefangen wurde, könnte sich als falsch erweisen. Schlimmer noch: Es ist gar nicht wichtig, ob das stimmt, oder nicht. Jay Powell kennt die Geschichte der Notenbank sehr gut und er weiß auch um die damalige verfrühte Zinssenkung und die verheerende Wirkung. In diesem Wissen könnte er diese Woche den Leitzins nochmals kräftig anheben, egal ob um 0,75%, oder um 1%, und verkünden, dass weitere große Zinsschritte folgen werden. Er könnte der Überzeugung sein, dass sich die Inflation nur so einfangen lässt.

Ein Kunde hat mir als Reaktion auf die aktuelle Ausgabe geschrieben, ich würde die Inflation falsch sehen. Sie sei einzig und allein die Folge der Corona-Pandemie und der Verknappung der Waren durch die kaputten Lieferketten. Ich würde das gerne glauben, doch die geopolitischen Spannungen mahnen zur Vorsicht, denn vielleicht bleibt diese vermeintlich vorübergehende Unwucht in den Lieferketten länger bestehen, als wir uns dies vorstellen können. Außerdem sehe ich, wie Zweitrundeneffekte bei den Lohnforderungen den Inflationsdruck schon bald weiter erhöhen werden.

Das ganze macht mich nun doch sehr nachdenklich und ... pessimistisch. Wir haben eine ganze Reihe von Aktien, mit denen wir gut für eine Rezession gerüstet sind. Einige Positionen jedoch würden im Falle einer heftigen Rezession noch immer kräftig Federn lassen. Das sind insbesondere Zykliker wie Goodyear, PVA Tepla, Disney und Sixt.

Aber auch Barrick Gold könnte kurzfristig noch deutlich tiefer geprügelt werden. Der Goldpreis ist auf Tauchstation gegangen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass nochmals ein Niveau unter 1.680 USD/Unze unterschritten würde. Das ist nun geschehen und daher würde ich mich schleunigst von unserer Spekulation in Barrick Gold verabschieden, solange wir noch Plusminus Null raus kommen.

Also: Barrick Gold verkaufen, Spekulation auflösen. Cash ist für die kommenden Wochen vielleicht die bessere Alternative.



06. Leserfragen





Shop Apotheke


Hallo Herr Hebel

Sorry, muss nochmals nerven bzgl SHOP APOTHEKE.

Ich find hier keine Kennzahlen lediglich die zahlen der letzten Jahre (das Ergebnis ist immer noch negativ). Bitte um ihre kurze strategisch Einschätzung!

Ich kann nur nur Charts mit meine Indikatoren, welche vllt eine preis von ca Euro 38 zulassen könnten. Heut sehen wir Euro 58 u ich bin nicht sicher.

Vllt ein kurzer Kommentar von Ihnen. Beste Grüße, Mike aus Zürich

ANTWORT
Auf absehbare Zeit werden keine Gewinne erwirtschaftet. Die Verschuldung wächst. Es ist nicht die Zeit für Wachstumsaktien ohne Gewinn.


Inflation ausschließlich durch Coronamaßnahmen?


Lieber Herr Heibel, bei allem Respekt, aber die Inflation hat nahezu ausschließlich mit den Coronamaßnahmen und den damit verbundenen Lieferschwieirgkeiten zu tun, und ist nicht von einem kleinen Krieg wie U-R, der bei weitem nicht Ausmaße erreicht hat und erreichen wird, wie der Syrien Krieg mit 1 Mio. Toten oder die drei Irak-Kriege. Der letzte, "dritte Golfkrieg" war übrigens ein Angriffskrieg der USA, da - hier besteht Einigkeit der Historiker - nachgewiesen ist, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen erzeugt hat und dieses Argument nur eine propagandistische Erfindung war! LG Werner aus Österreich

ANTWORT
Sie schreiben, als „wüssten“ Sie das mit Gewissheit. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die nachfrageorientierte Reaktion unserer Bundesregierung die Inflation, wo auch immer sie ihren Ursprung haben mag, weiter anheizt. Seit mindestens 2009 werden wirtschaftlich fragwürdige Entscheidungen durch immer mehr Liquidität aufgefangen. Jetzt zeigt sich, wie unsinnig die Politik der Vergangenheit für die Angebotsseite war. Daher ist die Inflation nicht nur eine Folge von Corona, sondern Corona hat den Schiefstand lediglich aufgedeckt. So sehe ich das zumindest :-).


Orientierung für Wachstum & Dividende


Sehr geehrter Herr Heibel,


mit großem Interesse habe ich Ihren neuesten Ticker Nr. 37 gelesen, gerade in diesen stürmischen Zeiten ist die
Orientierung so wichtig, die Sie uns Anlegern geben.

Zum Kapitel 05 "Orientierung" habe ich folgenede Fragen:
1) Können Sie mir bitte die Nummer des Tickers nennen, in dem Sie die Kriterien für Dividendenaktien
dargelegt haben. Sie würden mir damit eine Menge Zeit für die Durchsicht der archivierten Ticker ersparen, danke!
2) Eine Wachstumsgeschwindigkeit von >15% fordern Sie für die vergangenen Jahre. In der Graphik müsste
es m.E. daher eher 2019-2022 lauten statt 2022 - 2025.
3) In den nächsten Wochen wollen Sie 10 deutsche Aktien vorstellen, die lediglich eines Ihrer beiden Kriterien
erfüllen. Warum befassen Sie sich mit diesen Werten, wenn Sie doch in Ihrer Graphik fordern, dass beide
Kriterien erfüllt sein müssen, um für Ihr Wachstumsportfolio akzeptabel zu sein. Könnten Sie uns nicht stattdessen
ausländische Aktien vorstellen, die Ihre Kriterien in vollem Umfang erfüllen?

Mit freundlichen Grüßen Gerhard aus Kornwestheim

ANTWORT
Zu 1.: Ausgabe 09 vom 4.3.22.

Zu 2.: Ups, habe ich falsch formuliert, die Wachstumsrate möchte ich in der Zukunft sehen.

Zu 3.: „Ein“ Weg muss erfüllt sein. Bei dem Weg 1 müssen alle 3 der dortigen Kriterien erfüllt sein. Bei Weg 2 müssen beide der dortigen Kriterien erfüllt sein. Es sind konzeptionell unterschiedliche Unternehmen, die sich über Weg 1 ODER Weg 2 qualifizieren.


Rock Tech Lithium


Guten Abend Herr Heibel,

Sie hatten kürzlich über Ihr Gespräch mit Herrn Harbecke von Rock Tech Lithium berichtet, viele Dank dafür.
Ich bin seit einigen Jahren in die Firma investiert (Einstiegskurs ca. 1,07 Euro !).
Mich würde interessieren, ob Sie Herrn Harbecke gefragt haben, inwiefern sich Materialknappheiten, gestiegene Baumaterialkosten und Energiekosten
auf die Rentabilität / ROI von Guben auswirken, ebenso ggf gestiegene Kreditkosten.

Ich habe diese Fragen per E-Mail 2x an Rock Tech Lithium gestellt, jedoch keine Antwort erhalten.
Sie haben sich ja sicherlich eine Visitenkarte von Herrn Harbecke eingesteckt: könnten Sie diese Fragen weiterleiten?

Danke und Gruß

Bernd Mülheim/Ruhr

ANTWORT
Ich habe Herrn Harbecke in meinem Gespräch tatsächlich genau diese Frage gestellt. Seine Antwort war, dass die Abnahmevereinbarungen, die heute für die Jahre 2024 ff. getroffen werden, natürlich Klauseln für die Preisanpassung haben, die sich an der Marktentwicklung (Inflation) orientieren. Weder die Finanzierung noch die Materialverfügbarkeit seien seiner Ansicht nach kritische Faktoren. Kritisch sei der Zulassungsprozess, der aktuell von 60 Ingenieuren vorangetrieben wird. Wenn das Werk gebaut werden sollte, wenn also die Zulassungen erteilt werden, dann sind weder Baukosten noch Materialverfügbarkeit ein Problem. Sollte sich der Zulassungsprozess jedoch endlos hinziehen und durch immer neue Auflagen erschwert werden, dann werden zusätzliche Finanzierungsrunden immer schwerer.


Gold als Absicherung


Hallo Herr Heibel,

mehr Unsicherheit auf geo- und finanzpolitischer Ebene kann es doch eigentlich gar nicht geben!
Und dennoch wird der vermeintlich sichere Hafen des Goldes nach wie vor gemieden. Haben Sie dafür eine Erklärung ?

Vielen Dank.

Liebe Grüße

Dirk aus Köln

ANTWORT
Ja: Gold gilt als Absicherung gegen Währungsturbulenzen. Wenn die Notenbanken den Zins anheben, um die Inflation zu bekämpfen, kommt Vertrauen in die eigene Währung zurück und man braucht das Gold als Absicherung nicht.

Wenn die Notenbank mit der Inflationsbekämpfung nach Meinung der Anleger zu früh aufhört, dann würde man befürchten, dass die Inflation außer Kontrolle gerät und Gold müsste mMn anspringen.

Wir werden heute Abend sehen, wie der aktuelle Stand ist.


Accell Übernahme abgeschlossen


Sehr geehrter Herr Heibel,
ich bin schon viele Jahre bei Ihnen Kunde und war dabei sehr zufrieden.
Nun habe ich eine Frage zu Accell deren Aktien ich immer noch im Depot habe.
Das Angebot von SPRINT BIDCO BV an die Aktionäre habe ich versäumt anzunehmen.
Accell ist ja nun nicht mehr an der Euronext Amsterdam notiert.
Was kann ich nun tun ?
Für eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grßen
Dieter aus Egeln

ANTWORT
Tja, nun wird es kompliziert. Auf der Unternehmensseite gibt es weitere Infos:
https://abouttheoffer.accell-group.com/en/public_offer.html

Die Aktien werden nun nicht mehr öffentlich gehandelt. Sie müssen das Unternehmen Accell kontaktieren und bitten, Ihnen einen Kontakt zu nennen, über den die Aktien noch gehandelt werden können. Das wird vielleicht nicht den gewünschten Aktienkurs bringen und ggfls. hohe Transaktionskosten mit sich ziehen. Alternativ können Sie einfach warten, ob die restlichen ausstehenden Aktien irgendwann in einem finalen Akt aufgekauft werden. Ihre Bank würde Sie in diesem Fall darüber informieren. Derzeit gibt es kein solches Angebot.


Allianz


Sehr geehrter Herr Heibel,

Ein kurzer Hinweis zur Allianz bzw. Versicherungsbranche im allgemeinen sei erlaubt.

Das statistische Bundesamt am am 30.08 bzw. 01.09. den Baupreisindex zur Gebäudeversicherung zum 01.01.2023 um 14,73% angehoben - normal sind hier Anhebungen von durchschnittlich 2%, zum 01.01.2022 waren es schon 5,5%. Diese gilt für alle Versicherungen gleich und kein Versicherungsnehmer kann sich hiergegen schützen oder gar kündigen !

Eine ähnliche Entwicklung wird in der kfz Versicherung erwartet. In der Kfz Versicherung nehmen die Versicherer die Betragsanhebung vor, es besteht ein vier- wöchentliches Kündigungsrecht, welches bei der Gebäudeversicherung - da Festlegung durch durch das statistische Bundesamt - nicht besteht. Begründung: die Gebäudeversicherung ist Systemrelevant - Realrechte der Banken

Die Beitragseinnahmen werden in diesem Bereich extrem steigen und die Mehrbelastungen durch höhere Handwerkerkosten mehr als ausgleichen. Die Gewinnsituation wird sich weiter verbessern und das KGV 2023e der Allianz ist daher sehr niedrig.

Vg
Frank aus Lübeck

ANTWORT
Besten Dank für die Infos :-).

5-Wochenschnitt Sentiment


Sehr geehrter Herr Heibel.

ich beteilige mich an Ihren animusx-Umfragen und erhalte danach die Umfrageergebnisse. Zudem lese ich Ihren Heibel-Ticker "Standard".

Ich habe eine Frage zum 5W-Durchschnittssentiment, denn dieser wird in den o.g. Auswertungen unterschiedliche angegeben:

1) In der aktuellen animusx-Auswertung liegt das 5W-Durchschnittssentiment bei -47. Das Tief 2020 (Corona-Crash) lag bei ca. -65 bis -70. (nicht eindeutig aus der Grafik ablesbar). Auch bei anderen Markttiefpunkten wie z.B. Ende 2018 oder 2016 lag das 5W-Durchschnittssentiment gemäß Grafik deutlich TIEFER als aktuell.

2) Im aktuellen Heibel-Ticker "Standard" 22/28 sprechen Sie aber vom 5W-Durchschnittssentiment mit Extremwert -31 und vergleichen es mit dem Corona-Crash-Wert -32.

Im Heibel-Ticker-Standard 22/27 haben Sie hierzu eine Grafik des 5W-Durchschnittssentiments eingefügt. Die Skalierung ist anders bei animusx und auch die Extremwerte liegen völlig anders: gemäß der Grafik aus dem Heibel-Ticker-Standard 22/27 sind wir auf Corona-Crash-Niveau und das 5W-Durchschnittssentiment z.B. 2016 und Ende 2018 lag HÖHER als aktuell.

Welche Skalierung/Messwerte sind denn jetzt die relevanten? Gilt der Heibel-Ticker oder animusx?

Danke für eine Rückantwort.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd aus Mülheim/Ruhr

ANTWORT
Die Umfrage wird parallel bei Handelsblatt-Lesern und animusX-Kunden durchgeführt. Im Heibel-Ticker veröffentliche ich die vorläufigen Ergebnisse der Handelsblatt-Umfrage sowie teilweise auch einzelne vorläufige Ergebnisse aus der animusX-Umfrage (bspw. Cashquote), weil die Handelsblatt-Umfrage nicht so umfangreich ist wie die animusX-Umfrage. Eine Zusammenführung der Daten wird leider seitens des Handelsblatts nicht unterstützt.

Ja, die Skalierung ist unterschiedlich. Ich habe vor, das anzugleichen :-).


Berechnung des Bulle/Bär-Verhältnisses


Hallo, nur kurze Frage, ich seh da nicht klar:
Wenn Sie schreiben, das Bulle/Bär-Verhältnis sei -4,5%, können Sie das bitte mit 2 Zahlen verdeutlichen.
Ein Verhältnis wird doch immer mit Zahlen (ohne %) definiert, und wieso Minus.

Danke für Klärung und freundlichen Gruss, Nick aus der Schweiz

ANTWORT
Aktuell steht das Bulle/Bär-Verhältnis bei -19,9%.

26,1% der Umfrageteilnehmer sind bullisch gestimmt, 46% bärisch, der Rest (27,9%) neutral.
Die Rechnung ist verblüffend einfach: 26,1-46=-19,9.

RÜCKMELDUNG
Aha, Herr Heibel, da haben Sie natürlich eine eigene Definition eines "Verhältnisses":

In der Mathematik gibt ein Verhältnis an, wie oft eine Zahl eine andere enthält.

Das aktuelle Bulle/Bär-Verhältnis wär dann 26.1/46= 0.56
Bei Werten >1 wären also die Bullen in der Überzahl, bei Werten <1 die Bären...

Aber ich merk mir jetzt Ihre Definition und werde damit klarkommen.

Freundlich grüsst Nick aus der Schweiz

ERKKLÄRUNG
Ist nicht „meine“ Definition, sondern die des American Assimilation of Individual Investors (AAII):

https://ycharts.com/indicators/us_investor_sentiment_bull_bear_spread
Und
https://www.aaii.com/sentimentsurvey



07. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =6,8%WKN22.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
Goodyear Tire & RubberGT11,32 €-11%-21%0,0%C -0 -
PVA TeplaETR:TPE14,40 €-9%-47%1,6%C00 +
DisneyDIS102,39 €-5%5%0,0%C -0 +
Anheuser Bush InBev1NBA47,98 €-3%-3%2,6%A0 + +
Sixt VZETR:SIX349,10 €-13%-22%0,0%C000
Barrick GoldGOLD14,75 €-4%-1%0,0%B000
TJX CompaniesTJX63,14 €-2%0%2,6%A0 + +









Wachstum (≈30%) =24%WKN22.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII30,83 €-4%-8%6,4%C00 +
MediosETR:ILM119,06 €-18%-37%5,4%A0 + +
FlatexETR:FTK8,54 €-12%-57%5,3%B + + +
BioNTechBNTX131,40 €-8%-39%3,3%C +00
PaypalPYPL89,19 €-5%-33%3,6%C + + -










Dividende (≈30%) = 27,4%WKN22.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BASFETR:BAS39,79 €-4%-36%2,9%C0 + -
Devon EnergyDVN59,29 €-11%24%2,8%A0 + +
WienerbergerETR:WIB21,28 €-6%-13%6,1%B + - +
CEWEETR:CWC72,10 €-2%-22%5,9%C00 +
AllianzETR:ALV168,74 €-3%-13%6,3%A0 + +
Snap-OnSNA211,74 €-1%7%3,4%A0 + +










Absicherung (≈20%) =22,8%WKN22.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.429,00 €2%7%9,4%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,91%0%-10%6,6%B+ + +
BitcoinNuri19.394,00 €-1%-52%6,7%C+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

-4%-25%19,0%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%6,8%832,5%
WachstumEnkelkinder30%24%556,0%
DividendeUrlaub30%27,4%566,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,8%336,7%
Summe
100%81,0%2117100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung



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