H E I B E L - T I C K E R P L U S
B Ö R S E N B R I E F
- Einfach einen Tick besser -
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
18. Jahrgang - Ausgabe 23 (09.06.2023)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp230611.pdf
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Richtungssuche |
2. | So tickt die Börse: SEC verklagt Kryptobörsen, S&P 500 ändert Aufnahmeregel |
- US-Börsenaufsicht verklagt Binance und Coinbase | |
- Palo Alto schafft es in den S&P 500 | |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Unterschiedliche Sentimententwicklung USA vs. Deutschland |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: KI-Hype geht weiter |
- Apples Pro Vision definiert die Zukunft | |
5. | Update beobachteter Werte: Devon Energy, Adobe |
- Devon Energy: Teilverkauf, Änderung meiner Öl-Einschätzung | |
- Adobe: LLM-KI revolutioniert auch die Bild-Generierung | |
6. | Übersicht HT-Portfolio |
7. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
8. | An-/Ab-/Ummeldung |
1. Info-Kicker: Richtungssuche
Liebe Börsenfreunde,
In den USA geht die Börsenaufsicht mit Klagen gegen die größten Kryptobörsen vor. In Kapitel 2 erläutere ich die Vorwürfe und deren Bedeutung für den Bitcoin und Ethereum. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Aufnahmeregeln für den S&P 500. Kürzlich gab es eine vermeintlich kleine Änderung, die eine ganze Reihe interessanter Kandidaten nach oben spülen könnte.
In Deutschland wächst die Skepsis, während man in den USA voller Optimismus in die Zukunft blickt. So diametral gegensätzliche Entwicklungen gibt es selten. In Kapitel 3 diskutiere ich, welche Auswirkung diese Sentimententwicklung für die Finanzmärkte hat.
Nachdem der KI-Hype bislang nur knapp ein Dutzend Aktien nach oben zog, weitete sich die Rallye diese Woche auf die gesamte Marktbreite aus. Tritt die Rallye damit in eine neue Phase ein? Geht's jetzt erst richtig los, oder müssen wir uns warm anziehen? Und wie könnte die Zeitachse bei diesem neuen Hype-Zyklus aussehen? In Kapitel 4 lesen Sie meine Antworten auf diese Fragen.
Außerdem gebe ich Ihnen in Kapitel 4 meine Einschätzung zur Apple Vision Pro, die am vergangenen Monat vorgestellt wurde. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich als Apple-Jünger natürlich begeistert bin. Doch meine Begründung dafür sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Wir haben diese Woche eine KI-Aktie mit Nachholpotential in unser Portfolio geholt. Bei der Gelegenheit habe ich auch diskutiert, wie sich eine Aktie denn für unseren zweiten Teilbereich (Wachstum / Marktirrtum) qualifizieren sollte. Ein "work in progress", aber zumindest bewegen wir uns - hoffentlich in die richtige Richtung. Mehr dazu, sowie eine neue Einschätzung zu den Energiemärkten nach der OPEC+ Sitzung, finden Sie in Kapitel 5.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 6.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: SEC verklagt Kryptobörsen, S&P 500 ändert Aufnahmeregel
Um 0,7% ist der DAX in dieser Woche zurück gegangen. Ich könnte nun eine Story daraus machen, dass Anleger vor den beiden Zinsentscheidungen der Fed und EZB in der kommenden Woche Angst haben, denn vielleicht erhöht die Fed wider Erwarten doch nochmals den US-Leitzins. Ich könnte auch eine Story draus machen, dass der Ukraine-Krieg durch den Dammbruch wieder deutlich gefährlicher und unberechenbarer geworden ist, Ernten vernichtet werden und dadurch erneut Verwerfungen auf den Agrarmärkten zu befürchten sind, die sich auf die Wirtschaft ausdehnen könnten. Ich könnte auch eine Story draus machen, dass der KI-Hype endet und wir nun erste Anzeichen einer deutlichen Korrektur dieses Hypes sehen. Und, und, und ...
... in Kapitel 04 werde ich Ihnen aufzeigen, was ich tatsächlich glaube. Im Rückblick bleibt es bei der Feststellung, dass die Aktienmärkte auf hohem Niveau erst einmal an Dynamik verloren haben. Vor einer Woche habe ich Ihnen aufgezeigt, dass nur wenige Aktien die Rallye getragen haben. Diese Woche haben die Aktien zugelegt, die zuvor vergessen wurden:

Abbildung 1: S&P 500 Heatmap der abgelaufenen Woche
Nachdem seit Jahresbeginn hauptsächlich die großen Aktien aus dem linken oberen Teil des Bildes große Zuwächse verzeichneten, zogen in der abgelaufenen Wochen die anderen Aktien nach. Links oben dominiert daher diese Woche das Rot, während rechts unten vermehrt Grün zu sehen ist.
US-Börsenaufsicht verklagt Binance und Coinbase
16.000 verschiedene Krypto-Token, -Währungen und -NFTs werden über die Handelsplattformen Binance und Coinbase gehandelt. Seit Jahren wird diskutiert, ob es sich um Währungen handelt, um Rohstoffe, um Finanzinstrumente, oder aber um eine völlig neue Kategorie der Finanzwelt, die völlig neue Regeln benötigt. Sprechen wir daher im Folgenden von "Kryptos".
Die US-Börsenaufsicht SEC ist nun meiner Auffassung gefolgt ;-) und hat sämtliche 16.998 Kryptos als Schund deklariert, lediglich Bitcoin und Ethereum seien brauchbar. Nein, das haben sie natürlich nicht gesagt, aber wenn ich mir die jüngsten Entwicklungen anschaue, dann ist das die Schlussfolgerung, die sich aufdrängt.
Die SEC hat die beiden weltweit größten Kryptobörsen Coinbase und Binance verklagt. Allerdings wurden die beiden aus unterschiedlichen Gründen verklagt: Coinbase wird lediglich vorgeworfen, sich nicht den US-Regeln zu unterwerfen. Binance wird der Betrieb eines betrügerischen Netzwerks vorgeworfen. Harte Anschuldigungen, lassen Sie uns ein wenig näher hinschauen.
Coinbase ist ein US-Broker mit Sitz im US-Steuerparadies Wilmington, Delaware. Man biete eine Infrastruktur für die Krypto-Wirtschaft an, heißt es unternehmensseitig. Coinbase versteht sich als Börsenplatz innerhalb der USA und bringt Käufer und Verkäufer von Kryptos zusammen. US-Börsen müssen eine Tonne Auflagen, die von der SEC erstellt wurden, befolgen. So gibt es Regeln für die Identifikation der Emittenten von gehandelten Papieren, es gibt Vorschriften zur Zulassung von Papieren, die gehandelt werden sollen, etc.
Coinbase behauptet jedoch, diese Regeln ließen sich nicht auf die Kryptos anwenden, da keine Unternehmen dahinter stünden, sondern wiederum eigene Netzwerke. Für Token, die von Unternehmen ausgegeben werden, ist diese Behauptung jedoch bereits falsch. Seit Monaten, wenn nicht Jahren, geht es daher hin und her zwischen Coinbase und den Behörden: Die SEC verlangt bestimmt Dinge, Coinbase kommt dem nur unzureichend nach und begründet Abweisungen mit der Neuartigkeit der Cryptos.
SEC-Chef Gary Gensler ist das Ganze nun zu bunt geworden und so hat er Coinbase verklagt. Ich habe ein Interview mit ihm gesehen, in dem er ausführlich seine Beweggründe darlegt: Bei einigen Token handele es sich um ein "Ponzi-Scheme", ein Schneeballsystem, bei dem die Initiatoren reich werden und der letzte, der auf den Zug aufspringt, verliert. Diese Token dürften an den US-Börsen nicht zugelassen und somit nicht gehandelt werden.
Die Klage gegen den weltgrößten Betreiber einer Krypto-Börse Binance ist viel umfassender. Hier geht es um bewussten Betrug. Binance wird vorgeworfen, den neutralen Handelsplatz zum Ausnehmen der eigenen Kunden zu missbrauchen. Dazu habe man eigene Marketmaker installiert, die gegen die Kundenaufträge, die über die Binance-Börse abgewickelt werden, handeln. Diese Marketmaker seien als Hedgefonds mit der Absicht der Gewinnmaximierung aufgestellt.
Gensler weist auf die Volumina, die gehandelt würden: weit über 90% würden zwischen den Händlern, die Binance zugerechnet würden, abgewickelt, so dass die Preisfindung über den Markt gar nicht gewährleistet sei.
Kennen Sie Hütchenspieler? Wenn Sie Hütchenspieler beobachten, wird Ihnen auffallen, dass sehr viele Passanten spontan 50 € oder 100 € einsetzen und teilweise verlieren, teilweise gewinnen. Das sind alles Gang-Mitglieder, die einen regen Spielbetrieb vortäuschen. Wenn dann ein unbeteiligter Passant überlegt, tatsächlich auf ein Hütchen zu wetten, ist dieser plötzlich von mehreren Personen umringt, wird ermutigt, wird gedrängt, ... bis er endlich eine vermeintlich ganz klare Wette eingeht. Viele Hütchenspieler sind in der Lage, die Kugel von einem zum anderen Hütchen zu schießen, ohne dass nicht-Eingeweihte das sehen können. Oder aber der einfache Trick ist, ein Hütchen schnell zu verschieben, ohne die Symmetrie zu verändern, so dass der Passant nunmehr ein falsches Hütchen wählt. Nur eines ist sicher: Wenn ein echter Passant wettet, verliert er.
Und nach diesem Prinzip spielen die Binance-Hedgefonds, die gleichzeitig Market Maker sind, untereinander, bis ein Hype erzeugt wurde und die Massen begeistert, die dann ausgenommen werden.
Im Rundumschlag von Gensler wurden verschiedene Schwachpunkte der Kryptowelt angesprochen. Auffällig für mich war nur eines: Sobald Bitcoin und Ethereum angesprochen wurden, blieben seine Vorwürfe sehr konkret ausschließlich bei Binance und Coinbase, die eine entsprechende Zulassung durchlaufen sollten, die der Zulassung zum Handel von Rohstoffen gleiche. Bei allen anderen Kryptos wurde Gensler weniger konkret und ließ offen, ob es sich um einen Rohstoff, oder um etwas anderes handele, stellte teilweise sogar in Frage, ob eine Zulassung überhaupt möglich ist.
Wir hatten auf Nuri (vormals Bitwala) als Kryptobörse gesetzt. Es war der einzige Anbieter, der auch dedizierte Krypto-Wallets (Tresor) mit individuellen Zugangsschlüsseln anbot. Es ist der einzig saubere Weg, den dezentralen Charakter der Bitcoin-Welt (und Ethereum) Kunden anzubieten. Ich bin Ihnen bis heute einen alternativen Anbieter schuldig. Solange Betrüger wie Binance und Coinbase unterwegs sind und durch betrügerische Geschäfte Milliarden verdienen, haben fair spielende Wettbewerber keine Chance. Nuri ging leider Pleite.
Daher begrüße ich den Vorstoß der SEC und hoffe, dass die Kryptowelt damit ein wenig fairer gemacht werden kann. Von der Tulpenblase bis zu Bernie Maddoffs Schneeballsystem gab es immer wieder Betrügereien an den globalen Finanzmärkten. Die Regeln, die über Jahrhunderte aufgestellt wurden, haben ihre Berechtigung. Wer in den unregulierten Kryptomarkt einsteigt, sollte sich dessen bewusst sein.
Das heißt jedoch auch, dass wir nicht wissen, ob der aktuelle Bitcoin-Preis tatsächlich irgendeine Relevanz hat, oder aber ob er durch die betrügerischen Geschäfte von Binance und vielleicht auch Coinbase auf das aktuelle Niveau gehoben (oder gedrückt?) wurde.
Ich bleibe also bei meiner Einschätzung: Es wird noch eine Weile turbulent zugehen beim Bitcoin-Preis. Doch langfristig handelt es sich beim Bitcoin um einen neue Anlageklasse, die eine Mischung aus Rohstoff und Währung darstellt. Und aufgrund des ausschließlich beim Bitcoin vorhandenen großen Netzwerkeffekts wird der Bitcoin meiner Ansicht nach auch bleiben und sich seine Anwendungen über die Zeit erschließen.
Wer von Ihnen noch etwas anderes als Bitcoin oder Ethereum im Krypto-Portfolio hat, der sollte sich davon schleunigst verabschieden, bevor es alle anderen tun.
Palo Alto schafft es in den S&P 500
Palo Alto ist in meinen Augen derzeit führend im Bereich der IT-Sicherheit. Das Unternehmen bietet umfangreiche Pakete zur Sicherung von Firmennetzwerken gegen Eindringlinge, ist schneller und zuverlässiger als seine Wettbewerber und vermeldet daher seit einiger Zeit die höchsten Wachstumsraten.
Die Aktie hätte es schon längst in unser Portfolio geschafft, wenn die Bewertung nicht bereits so exorbitant hoch wäre, die Mitarbeitervergütungen nicht so unverschämt groß wären (über 20% vom Jahresumsatz gehen als Bonus an die Mitarbeiter - !Umsatz!) und wenn die Aktie Bestandteil des S&P 500 wäre.
Im Heibel-Ticker haben wir eine Mischung aus Top-Down und Bottom-Up Ansatz entwickelt, mit dem wir unsere Portfoliokandidaten auswählen. Dabei kann man sich leicht verzetteln, wenn man alle Aktien der Welt berücksichtigen möchte. Ich habe daher seit einiger Zeit meinen Horizont bewusst definiert. In den USA betrachte ich seither nur noch Aktien aus dem S&P 500. Natürlich gibt es immer wieder Sondersituationen, die ich mir ebenfalls anschaue. Doch in den meisten Fällen sind Unternehmen, die außerhalb meines definierten Anlageuniversums sind, zu klein für den Heibel-Ticker oder haben andere Besonderheiten, die eine Empfehlung im Heibel-Ticker nicht sinnvoll erscheinen lassen.
Palo Alto war mir jedoch frühzeitig aufgefallen, beim genaueren Betrachten gab es jedoch die oben genannten K.O.-Kriterien. Eines der K.O.Kriterien wurde diese Woche behoben: Palo Alto wurde in den S&P 500 aufgenommen. Ich habe mir daher einmal näher angeschaut, wie sich ein Unternehmen für den S&P 500 qualifiziert.
Der S&P 500 wird genau wie der DAX letztlich von einem Gremium zusammengesetzt. Dies ist ein Unterschied zum Russell 2.000, der beispielsweise streng regelbasiert zusammengesetzt wird. Wir merken uns also, dass am Ende der Entscheidung für oder gegen eine Aufnahme in den S&P 500 noch ein Gremium darüber abstimmt, was der Entscheidung eine gewisse weiche Komponente hinzufügt. Im Folgenden werden Sie sehen, an welchen Stellen weiche Kriterien vom Gremium beurteilt werden müssen.
Um von dem Gremium überhaupt berücksichtigt zu werden, müssen die folgenden 8 Kriterien erfüllt sein:
1. Die Marktkapitalisierung muss derzeit (seit 04. Januar 2023) größer oder gleich 12,7 Mrd. USD sein (zuvor: 14,6 Mrd. USD; wird laufend an die Gegebenheiten angepasst). Dies gilt nur für die Aufnahme in einen Index, nicht für die fortgesetzte Mitgliedschaft. Folglich wird ein Indexbestandteil, der die Kriterien nicht mehr erfüllt, nicht automatisch entfernt, es sei denn, es gibt weitere Gründe.
2. Die Freefloat von der Marktkapitalisierung muss mindestens 50% der unter 1. genannten Mindest-Marktkapitalisierung entsprechen; derzeit demnach 6,35 Mrd. USD. Viele Sekundärquellen sprechen fälschlicherweise von einer harten 50%-Grenze. Das ist aber falsch, denn die 50% Schwelle bezieht sich auf die MarketCap-Schwelle. Ein großes Unternehmen kann daher auch einen Freefloat von deutlich weniger 50% haben.
3. Der Streubesitz muss in jedem Jahr zu 75% umgeschlagen werden (gemessen wird der Umschlagswert, nicht die Aktienzahl; Fachjargon: float-adjusted liquidity ratio bzw. FALR).
4. Das monatliche Mindesthandelsvolumen beträgt 250.000 Aktien in jedem der sechs Monate vor Indexqualifizierung.
5. Das Unternehmen muss sowohl im letzten Quartal als auch in den vier letzten Quartalen zusammen positive ausgewiesene Gewinne aufweisen („net income excluding discontinued operations” nach GAAP).
6. Der Hauptsitz des Unternehmens muss in den USA liegen.
7. Die Aktie muss entweder an der NYSE (einschließlich NYSE Arca oder NYSE American ) oder NASDAQ (NASDAQ Global Select Market, NASDAQ Select Market oder NASDAQ Capital Market) öffentlich notiert sein.
8. Der US-Anteil am Anlagevermögen und an den Einkünften macht einen Großteil des Gesamtbetrags aus, muss aber nicht 50% überschreiten (hier geben viele Sekundärquellen wie z.B. auch der englischsprachige Wikipedia-Artikel eine Fehlinformation und fixieren eine 50%-Schwelle). Wenn die Faktoren Anlagevermögen und Einkünfte im Widerspruch zueinander stehen, wird das Anlagevermögen herangezogen. Die Einkünfte bestimmen, wenn die Informationen über das Anlagevermögen unvollständig sind. Geografische Informationen über Einkünfte und über die Zuordnung von Erträgen und Anlagevermögen werden von dem Unternehmen in seinen Jahresberichten festgelegt.
Die folgenden Wertpapiere werden ausgeschlossen: Limited Partnerships, Master Limited Partnerships und ihre Investment Trust Units, OTC Bulletin Board-Emissionen, geschlossene Fonds, börsengehandelte Fonds, börsengehandelte Schuldverschreibungen, Royalty Trusts, Tracking Stocks, Vorzugsaktien, Unit Trusts, Aktienoptionsscheine, Wandelanleihen, Investment Trusts, American Depositary Receipts und American Depositary Shares.
Palo Alto hat sich erst mit Veröffentlichung der Q2/23 Zahlen qualifiziert. Da das Geschäftsjahr von August bis Juli läuft, betreffen die Q2-Zahlen den Zeitraum November 22 bis Januar 23. Der GAAP-Gewinn betrug 25 Cents je Aktie. Die Summe der vier Quartale betrug -0,25+0,01+0,06+0,25=0,07 USD, ist somit also erstmals positiv. Damit ist nun auch die Regel Nr. 5 erfüllt.

Abbildung 2: Gewinnentwicklung Palo Alto GAAP und Non-GAAP
Für die Ermittlung der "normalized" earnings per share (EPS, normalisierter Gewinn) rechnet man außerordentliche Belastungen aus dem Ergebnis heraus. Damit möchte das Unternehmen die Profitabilität des originären Geschäftsbetriebs zeigen, denn Belastungen, die aufgrund von unvorhergesehenen Umständen nur einmalig anfallen, zählt man nicht zum Geschäftsbetrieb.
Palo Alto betrachtet die Mitarbeitervergütungen (SBCs) als außerordentliche Belastung, vermutlich mit der Begründung, dass man beim angespannten Arbeitsmarkt dieser Tage mit zusätzlichen finanziellen Anreizen dafür sorgen muss, überhaupt das qualifizierte Personal zu bekommen, das für den Geschäftsbetrieb erforderlich ist. Doch ich habe so meine Zweifel, ob es wirklich außerordentlich ist, wenn sich diese SBCs über Jahre und auch auf absehbare Zeit in der Zukunft stark belastend auf das Unternehmensergebnis auswirken. Denn die Graphik zeigt auch, dass diese schon seit Jahren bestehende "außerordentliche" Belastung bis 2024 bestehen bleibt.
Tesla hatte eine ähnliche Entwicklung wie Palo Alto. Schon 2013 wurde die Schwelle der Marktkapitalisierung übersprungen (+378% auf 18,5 Mrd. USD innerhalb eines Jahres), doch es wurden noch keine Gewinne ausgewiesen. Erst 2020 wurde die Regel Nr. 5 erfüllt, daher wurde Tesla trotz der inzwischen gigantischen Marktkapitalisierung erst 2020 in den S&P 500 aufgenommen.
Multi Share Class Rule
Seit 2017 gab es eine Regel, die eine Aufnahme von Unternehmen, die über mehrere Aktienklassen verfügen (bspw. Stammaktien und Vorzugsaktien) ausschloss. Aktien wie Berkshire Hathaway und Alphabet wurden über die Bestandsklausel vom Ausschluss geschützt. Neue Kandidaten wurden dieser Regel jedoch unterworfen. Erst Mitte April wurde diese Regel wieder aufgehoben. Es gibt eine Reihe von Aktien, die sich daher erst jetzt wieder qualifizieren, obwohl sie die anderen acht obigen Regeln schon seit längerer Zeit erfüllen. Dazu gehören unter anderem AirBnB, Blackstone, Snowflake, Soap, Workday, KKR und Dell.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 9.5., 18:48 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ |
DAX | 15.950 | -0,7% | 14,6% |
S&P 500 | 4.297 | 0,5% | 11,9% |
Nikkei | 32.265 | 2,4% | 23,6% |
Shanghai A | 3.387 | 0,0% | 4,6% |
Euro/US-Dollar | 1,07 | 0,2% | 0,4% |
Euro/Yen | 149,76 | 0,0% | 6,7% |
10-Jahres-US-Anleihe | 3,74% | 0,08 | -0,14 |
Umlaufrendite Dt | 2,46% | 0,14 | 0,00 |
Feinunze Gold | $1.962 | -0,1% | 7,6% |
Fass Brent Öl | $76,00 | 0,4% | -9,1% |
Kupfer | $8.355 | 1,1% | -0,9% |
Baltic Dry Shipping | $1.040 | 11,0% | -31,4% |
Bitcoin | $26.506 | -2,0% | 59,8% |
3. Sentiment: Unterschiedliche Sentimententwicklung USA vs. Deutschland

Das Anlegersentiment unserer Umfrage unter deutschsprachigen Anlegern fiel von 1,0% auf 0,0% und zeigt somit eine neutrale Grundstimmung in Deutschland. Das ist keine Überraschung, denn der leichte Rückgang im DAX wird den meisten Anlegern natürlich nicht gefallen haben. Grund zu schlechter Laune gibt es dennoch nicht, denn das Allzeithoch im DAX ist weiterhin in Reichweite.
So steigt die Selbstgefälligkeit trotz des Stimmungsrückgangs leicht von -0,6% auf +0,3% an. Anleger werten die Wochenentwicklung als überfällige Verschnaufpause, die zum Glück auf hohem Niveau erfolgt.
Die Zukunftserwartung ist jedoch von -1,9% auf -2,4% weiter zurück gegangen, Pessimismus dominiert unter deutschen Anlegern.
Und so geht auch die Investitionsbereitschaft von 0,6% auf 0,3% zurück. Anleger sehen derzeit kaum Veranlassung, neue Positionen einzugehen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -4% leicht zurückgegangen. Absicherungspositionen werden ausgebaut, das passt zur pessimistischen Zukunftserwartung.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, verhalten sich neutral. Das Put/Call-Verhältnis steht bei 2,1%.
An der CBOE notiert das Put/Call-Verhältnis ebenfalls im neutralen Bereich, auch US-Anleger sehen wenig Veranlassung für den Kauf von Absicherungspositionen.
US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote von 54% auf 90% deutlich angehoben. So stark waren sie seit Kriegsausbruch nicht mehr investiert.
Ebenso überraschend ist der starke Anstieg bei der Bulle/Bär-Differenz von -8% in der Vorwoche auf nunmehr +20%. Mit 44,5% Bullenanteil verzeichnen wir aktuell den höchsten Bullenwert seit einem Jahr.
Und so zeigt der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 mit einem Wert von 78% bereits extreme Gier für US-Anleger an.
Interpretation



Der starke Pessimismus in Deutschland bildet ein Sicherheitsnetz unter dem DAX, sollte es nochmals zu Rückschlägen kommen. Leichte Entwicklungen dürften kaum zu einem Durchbrechen im DAX führen. Im Gegenteil, je länger sich der DAX auf dem aktuellen Niveau halten kann, desto mehr Anleger werden Druck verspüren, Positionen aufzubauen, um einen eventuellen Ausbruch nach oben nicht zu verpassen.
Auf der anderen Seite ist der inzwischen bereits extreme Optimismus in den USA. Das Anlegersentiment in den USA ist gefährlich, es kann jederzeit zu einem heftigen Ausverkauf kommen. Und wir wissen, dass der DAX überwiegend dem großen Bruder aus den USA, dem S&P 500, folgt. Sollten die US-Märkte einbrechen, so werden die deutschen Anleger kaum in der Lage sein, ein Abrutschen des DAX zu verhindern. Es würde höchstens eine kleine Unterbrechung im Ausverkauf geben, da internationale Anleger mit Index-Spekulationen sehr große Volumina bewegen.
Vielleicht ist die wichtigste Erkenntnis aus der Sentiment-Analyse dieser Woche, dass sich zu diesem Zeitpunkt keine überzeugende Aktion aufdrängt. Ich würde abwarten, bis sich die Stimmungslage wieder ein wenig deutlicher zeigt.

4. Ausblick: KI-Hype geht weiter
Die wichtige Frage lautet: Wie weit wird der KI-Hype die Aktienmärkte noch tragen?
Nachdem ich vor einer Woche gezeigt habe, dass nur 9 Aktien aus dem S&P 500 für den Großteil des Zugewinns im laufenden Jahr verantwortlich sind, konnte die Rallye in dieser Woche in die Breite gehen: Insbesondere diejenigen Aktien, die in den vergangenen Monaten vergessen wurden, konnten diese Woche zulegen. Damit haben wir genau das, was für eine gesunde Rallye lehrbuchmäßig erforderlich ist: Die Rallye wird von der gesamten Breite des Marktes getragen und nicht nur von einigen Wenigen.
Doch ich bezweifle, dass alle S&P 500 Unternehmen in absehbarer Zeit von der KI-Revolution profitieren. Es wird auch viele Verlierer geben und es wird viele geben, die erst einmal viel investieren müssen, bevor die Früchte der KI geerntet werden können. Somit laufen wir tatsächlich auf einen Hype zu, in dem alle Aktien steigen, obwohl sie in absehbarer Zeit nicht von der KI profitieren werden. Diese Marktphase hat diese Woche gerade begonnen. Schauen wir mal, wie lange sie anhält.
Vor diesem Hintergrund ist es auch nachvollziehbar, dass die Stimmung in Deutschland so schlecht, während sie in den USA so positiv ist. In Deutschland sieht man die Gefahren der KI, mit Skepsis werden die Vorteile beäugt und schnell wird eine Liste von Unzulänglichkeiten präsentiert. Intellektuell betrachtet mag das alles korrekt sein. Doch die Menschheit hat sich nicht durch Skeptiker weiterentwickelt, sondern durch Phantasten, durch Träumer. Und davon gibt es in den USA jede Menge.
In den USA sieht man in der KI schon die Lösung für den Arbeitskräftemangel, obwohl für die Nutzung der KI zunächst einmal viel mehr Arbeitskräfte erforderlich sein werden. In den USA sieht man die Effizienzsteigerungen für jeden Angestellten an seinem Arbeitsplatz, obwohl die Angestellten zunächst den Umgang mit der KI erlernen müssen. Und in den USA sieht man das Einsparpotential in Unternehmen durch die KI, obwohl Unternehmen erst einmal teure Projekte fahren müssen, bis die KI eingesetzt werden kann. Aber egal, in den USA sieht man in der KI die Lösung vieler Probleme, die heute die USA belasten.
In dieser Phase der Träumerei werden tausende Start-Ups aus dem Boden gestampft und in der kommenden Zeit werden unzählige neue Geschäftsideen an die Börse strömen. Am Ende wird dann nur eine Handvoll das Rennen machen, doch diese Handvoll wird aus den USA kommen, nicht aus Deutschland.
Um die erträumten neuen Geschäftsideen dann dahingehend weiterzuentwickeln, dass eine gesellschaftliche Akzeptanz erzielt werden kann, werden dann Ingenieure aus Deutschland geholt. Intellektuelle, die für alle Eventualitäten Lösungen austüfteln.
So werden wir einen neuen Hype-Zyklus durchlaufen. Ungewiss ist lediglich die Zeitachse. ChatGPT hat sich schneller in der Welt bearbeitet als irgendeine andere APP je zuvor. Mag sein, dass der Hype-Zyklus ebenfalls schneller durchlaufen wird als früher. Um ehrlich zu sein, ich kann das derzeit schwer abschätzen, ob wir von Monaten oder Jahren sprechen. Ich kann nur sagen, dass die vergangenen Monate bereits historische Entwicklungen von mehreren Jahren durchlaufen haben.
Daher haben wir heute Adobe in unser Portfolio geholt, um überhaupt erstmal dabei zu sein. Es wird Phasen der Ernüchterung geben, in denen die KI-Aktien stark einbrechen. Und dann wiederum wird es Hype-Phasen geben, in denen die Kurszuwächse alle überraschen werden. Ich habe mir vorgenommen, in Sachen KI nicht dogmatisch auf gewünschte Kaufniveaus zu warten, sondern je nach Entwicklung auch schon relative Veränderungen als ausreichend zu betrachten, um eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen.
Relativ heißt, wenn eine tolle, aber überbewertete Aktie mal um bspw. 20% Federn lässt, aber noch immer teuer ist, werde ich bisweilen dennoch schon zuschlagen.
Apples Pro Vision definiert die Zukunft
Apple hat am Montag "one more Thing" präsentiert: Eine VR/AR-Brille namens Vision Pro. Es ist das erste neue Produkt von Apple seit der Einführung der Apple Watch im Jahr 2014. Die Vorstellung war mit Spannung erwartet worden.
Im deutschsprachigen Internet sind die Unzulänglichkeiten der Vision Pro schnell gefunden. Zudem gibt es Vergleiche zur HoloLens, die vor 7 Jahren als Testballon von Microsoft an Entwickler verkauft wurde. Die Vision Pro baue auf der damaligen Technik auf und lasse Weiterentwicklungen missen, so das harte Urteil. Apple habe eine sieben Jahre alte Technologie vorgestellt.
Das war beim iPhone damals auch so, Sie werden sich erinnern: Nokia hatte bereits den Communicator auf den Markt gebracht und Apples iPhone galt als weniger flexibel als der Communicator. Wir alle wissen, was aus dem iPhone geworden ist.
Die Vision Pro hat jedoch einige Lösungsansätze für Probleme, die zum Scheitern der HoloLens führten. Beispielsweise die Tatsache, dass man mit der HoloLens nicht mit der Außenwelt kommunizieren konnte. Apples Vision Pro zeigt die Augen auf einem Außenbildschirm der Vision Pro, damit ein Gesprächspartner Augenkontakt suchen kann.
Das Batterieproblem hat auch Apple nicht lösen können: Je leistungsfähiger die Brille, desto kürzer die Nutzungsdauer einer Batterieladung. Doch mit einer externen Batterie gibt es zumindest 2 Stunden Freiheit für die Vision Pro. Für eine intensive Projektarbeit ist das schonmal ein guter Anfang.
Womit wir beim Preis sind: Die Vision Pro ist in ihrer ersten Version sicherlich nicht für den Massenmarkt gedacht, sondern eher ein Profi-Werkzeug. Und damit relativiert sich auch der Preis von 3.499 USD. Wenn ich mir vor Augen führe (ist nur eine Redensart!), wie viele Monitore ich mit hoher Auflösung nebeneinander in der Vision Pro verwalten kann, dann hat sich der Preis sofort relativiert. Vor mir steht ein Laptop, ein 34" Monitor und das iPad, ich habe meist 6-8 Fenster im Blick. Beim Schreiben des Heibel-Tickers reicht das häufig nicht.
Nein, zu diesem Preis und in dieser Ausführung wird die Vision Pro nicht den Massenmarkt erobern. Doch es ist der erste Schritt in einen neuen Markt, einen Markt, der bislang noch nicht existiert. Doch die Idee, gigantische Bildschirme durch eine Brille zu ersetzen, wird sich durchsetzen. Bereits eine mäßige Akzeptanz in der Geschäftswelt wird weitere Entwicklungen nach sich ziehen, die zur Miniaturisierung der Geräte und des Preises führen werden, so dass ich durchaus davon ausgehe, dass damit in einigen Jahren auch ein Massenmarkt erschaffen werden kann.
iPod, iPhone, iPad, AirPods, Watch, ... jedes neue Apple-Gerät wurde mit großer Skepsis begrüßt. Und viele begrüßen neue Technologien mit einer schnellen Einschätzung "brauche ich nicht". Warten Sie's ab ;-).
5. Update beobachteter Werte: Devon Energy, Adobe
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.
==========
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.
Devon Energy: Teilverkauf, Änderung meiner Öl-Einschätzung
Do, 08. Juni um 16:08 Uhr
Ich würde heute die Hälfte unserer Devon-Position verkaufen, um Platz für unsere neue Dividendenaktie Givaudan zu machen. Wir hatten Devon Energy erstmals im Februar 2022 zu 47,97 EUR gekauft. Seither konnten wir für 2022 vier Dividenden in Höhe von insgesamt 7,71 USD (rund 7,23 EUR) einnehmen. Im laufenden Jahr 2023 kommen nochmals 1,50 EUR hinzu. Heute notiert die Aktie bei 47 Euro, wir haben also die üppige Dividendenrendite verdient, der zwischenzeitliche Kursgewinn ist jedoch wieder verflogen.
Die schwache Kursentwicklung der Öl- und Gasaktien beobachte ich seit einigen Wochen bereits ungläubig. Die Sitzung der OPEC+ am vergangenen Wochenende hat mir nun die Augen geöffnet: Auf der Welt gibt es derzeit mehr Öl und Gas als nachgefragt wird. Das liegt nur zum Teil an der schwachen Wirtschaft, die sich ja laut IWF in der zweiten Jahreshälfte deutlich verbessern soll.
Der wichtigere Teil ist jedoch die Angebotsseite, und die habe ich unterschätzt. Russland produziert soviel wie es kann. Das war absehbar und es war auch absehbar, dass Russland Vertriebswege finden wird, die dazu führen, dass ehemalige Öl- und Gaskunden aus hinsichtlich des Ukraine-Konflikts neutral eingestellten Ländern nicht mehr bei OPEC oder den USA einkaufen, sondern bei Russland. Und damit kann Saudi Arabien die tägliche Fördermenge kürzen wie es will, Öl und Gas gibt es noch immer im Überfluss.
So hat Saudi Arabien am vergangenen Wochenende verkündet, einseitig und freiwillig die tägliche Fördermenge um eine Millionen Fässer am Tag zu reduzieren.
Unsere Ölkonzerne Devon und Pioneer produzieren das Fass Öl zu Preisen um 40 USD. Die freuen sich über die Zurückhaltung Saudi Arabiens - oder sollte ich Selbst-Kasteiung sagen? Ich war stets davon ausgegangen, dass in den USA die Förderung nicht gesteigert wird. Das ist auch gar nicht nötig, solange Russland seinen Krieg damit finanziert und die Weltmärkte überschwemmt.
Nachdem der Ölpreis nun in Folge der OPEX+ Sitzung wieder über 70 USD/Fass gesprungen ist und unsere Ölaktien ein wenig anziehen konnten, fürchte ich, dass es sich nur um ein Strohfeuer handelt. Der Ölpreis könnte schon bald wieder gen Süden laufen. Zumindest bin ich mir nicht mehr so sicher, wie ich es noch vor wenigen Tagen war, dass der Ölpreis bald wieder über 80 USD/Fass steigen müsste.
Daher möchte ich unser Öl- und Gas-Engagement im Portfolio reduzieren. Wir starten mit dem Verkauf der halben Dividendenposition Devon.
Adobe: LLM-KI revolutioniert auch die Bild-Generierung
Fr, 09. Juni um 11:10 Uhr
Jensen Huang hat in seiner jüngsten Präsentation auf der Computer-Messe in Taiwan anschaulich erklärt, was die LLM-KI tut: Large Language Models (LLM) sind Übersetzer zwischen unterschiedlichen Datenformaten.

Abbildung 3: Large Language Models (LLM dienen als Übersetzer zwischen unterschiedlichen Formaten
Der Mensch drückt sich auf verschiedenste Weisen aus: Gesten, Gesichtsausdrücke, Handlungen, ... doch die präziseste Ausdrucksform ist die Sprache. So ist ChatGPT derzeit ein Übersetzer, oder besser Interpretierer, unserer Sprache und er beantwortet unsere Fragen ebenfalls als Sprache (Text). Zur Beantwortung holt er sich Informationen aus dem Internet, die überwiegend ebenfalls in Textform vorliegen.
Die LLM-KI kann aber auch Text in Bild verwandeln. Ich habe mein neues Logo von DALL-E konzipieren lassen, die Ausgestaltung hat dann ein Graphiker übernommen. Midjourney oder Stapel Diffusion sind weitere Anbieter dieser Funktionalität. Platzhirsch ist jedoch Adobe, das Unternehmen, das sich voll der visuellen Präsentation verschrieben hat.
Im März stellte Adobe Firefly vor, ein KI-Dienst basierend auf LLM. Gestern wurde die Ausweitung von Firefly verkündet. Es können nicht nur Bilder, sondern auch Musik und sogar ganze Videos von Firefly entsprechend den formulierten Wünschen erstellt werden, die anschließend in der Creative Cloud, sowie auch in Adobe Express weiterbearbeitet werden können.
Die Creative Cloud ist der Standard unter Kreativen. Vor 10 Jahren hat Adobes CEO Shantanu Narayen als eines der ersten Unternehmen Adobe vollständig auf das Cloud-Geschäft (als Software-as-a-Service, SaaS) ausgerichtet.
Ich traue es Shantanu Narayen zu, auch bei der KI-Revolution vorne dabei zu sein. Er ist heute 58 Jahre alt und macht mir nicht den Eindruck, als wolle er seine Erfolge genießen. Vielmehr ist er getrieben von den technologischen Möglichkeiten, die sein Unternehmen für seine Kunden nutzbar macht.
Adobe ist derzeit so billig wie noch nie. Das EV/EBITDA für 2023e beträgt 16, für das laufende Jahr wird ein Gewinnwachstum von 8% erwartet. In den vergangenen fünf Jahren war der Gewinn stets um durchschnittlich 23% p.a. angestiegen, dieses Jahr wird kräftig investiert. Außerdem hat auch Adobe mit dem Post-Corona Kater zu kämpfen: Im Lockdown war der Umsatz so stark angesprungen, dass nunmehr eine Normalisierung zu vorübergehend niedrigeren Wachstumszahlen führt.
Adobe ist ein Unternehmen, das gut geführt ist, auf der KI-Welle schwimmt und in meinen Augen auf Jahre kräftig wachsen wird. Die LLM-KI ermöglicht es Laien, in neue Bereiche vorzustoßen. Jemand ohne malerische Fähigkeiten kann ein Bild nach seinen Vorstellungen malen lassen. Jemand ohne Programmierkenntnisse kann Programmcode nach seinen Vorstellungen erstellen lassen. Jemand ohne musikalische Ausbildung kann ein Musikstück nach seinen Vorstellungen komponieren lassen...
Sie haben ja gemerkt, dass ich mit unserem Portfoliobereich Wachstum / Marktirrtum / ?.. so meine Probleme habe. Was genau ist das Kriterium für langfristig solides Wachstum? Anhand der Bewertungen sind alle Wachstumsunternehmen rausgefallen. Mit dem Marktirrtum bauen wir eher auf fundamentale Bewertungsschiefstände, die jedoch wenig mit Wachstum zu tun haben. Vielleicht bleibt es doch dabei, dass man sich die Marktposition und das Management eines Unternehmens in einem vielversprechenden Markt anschauen muss.
Adobe möchte ich daher in unser Portfolio holen. Sollte es in den kommenden Wochen / Monaten zu einer Ernüchterung rund um das KI-Thema kommen, so ist Adobe zum einen günstig bewertet und hat zum anderen eine deutliche Korrektur bereits hinter sich.
Bitte kaufen Sie die Aktie nur mit limitierten Orders, da der Handel in Deutschland vor US-Börseneröffnung dünn ist. Aktuell steht die Aktie bei 416 EUR. Ich würde die 416 EUR als Limit verwenden.
6. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =14% | WKN | 9.5., 18:48 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 8x2,5% | ! | % |
PVA Tepla | TPE | 19,39 € | -1% | 4% | 2,0% | B | 0 |
Anheuser Bush InBev | 1NBA | 51,20 € | 0% | -9% | 2,5% | B | + |
TJX Companies | TJX | 73,79 € | 2% | -1% | 2,8% | B | + |
Morgan Stanley | MS | 79,96 € | 2% | 1% | 2,2% | A | + |
Coterra Energy | CTRA | 22,67 € | 3% | -1% | 2,1% | B | + |
Puma | ETR:PUM | 49,25 € | 5% | -3% | 2,4% | B | + |
Marktirrtum (≈30%) =25,9% | WKN | 9.5., 18:48 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
Wheaton Precious Metals | ETR:SII | 41,75 € | -2% | 12% | 3,9% | B | 0 |
Medios | ETR:ILM1 | 17,92 € | 2% | 2% | 8,3% | A | + |
FlatexDeGiro | ETR:FTK | 8,57 € | -5% | 35% | 5,4% | A | + |
Paypal | PYPL | 58,72 € | -2% | -12% | 5,1% | C | + |
Pioneer Natural Res. | PXD | 190,41 € | 0% | 8% | 3,3% | B | + |
Dividende (≈30%) = 28,8% | WKN | 9.5., 18:48 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 5x6% | ! | |
Devon Energy | DVN | 46,32 € | 3% | -14% | 2,9% | C | + |
CEWE | ETR:CWC | 87,60 € | -4% | -1% | 6,6% | B | 0 |
Allianz | ETR:ALV | 207,95 € | -1% | 4% | 5,6% | B | + |
Snap-On | SNA | 248,51 € | 4% | 16% | 6,7% | A | + |
Nitto Denko | ND5 | 70,00 € | 5% | 16% | 3,4% | A | - |
Givaudan | GIN | 2.939,00 € | -6% | -5% | 3,6% | A | - |
Absicherung (≈20%) =19,9% | WKN | 9.5., 18:48 Uhr | Woche Δ | Σ '23 Δ | Anteil 3x6,6% | ! | |
Goldbarren 150 gr | 100 gr. | 5.797,00 € | -1% | 7% | 9,3% | A | + |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 94,50% | 0% | 13% | 7,2% | B | + |
Bobl N° 178 | 114178 | 98,91% | 0% | 1% | 3,4% | A | - |
Σ '22 Δ | -19% | Cashquote | |||||
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2023 | 0% | 6% | 11,4% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | Anzahl Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 14% | 8 | 6 | 2,5% |
Wachstum | Enkelkinder | 30% | 25,9% | 5 | 5 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 28,8% | 5 | 6 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 19,9% | 3 | 3 | 6,7% |
Summe | 100% | 88,6% | 21 | 20 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
8. An-/Ab-/Ummeldung
Ihre eMail Adresse oder Adressdaten ändern Sie bitte mit Ihrer bestehenden eMail Adresse und Ihrem Passwort unter
https://www.heibel-ticker.de
oder senden Sie uns einfach eine entsprechende eMail an:
verwaltung/at/heibel-ticker/./de