Heibel-Ticker Plus 08/28 - Turbulenzen geben Ihnen günstige Abstauberchancen

» zurück zur Übersicht

18.07.2008:
______________________________________________

H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
______________________________________________

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

3. Jahrgang - Ausgabe 28 (18.07.2008)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: TURBULENZEN ERÖFFNEN CHANCEN
02. SO TICKT DIE BÖRSE: FINANZEN HUI, ROHSTOFFE PFUI
03. AUSBLICK: DER STABILISIERENDE SEKTOR NEBEN DEN ROHSTOFFEN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
DEUTSCHE POST, DAIMLER, PETROBRAS, SOLARWORLD, E.ON
05. LESERFRAGE: ANLAGESTRATEGIE FÜR RENTNER
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

==============================================================
01. INFO-KICKER: TURBULENZEN ERÖFFNEN CHANCEN
==============================================================

Liebe Börsenfreunde,

na, das wächst sich hier zum spannendsten Sommer aus, den ich
seit langem erlebt habe. Zum Glück spielt das Wetter mit ;-)
denn bei diesem miesen Wetter fällt es weniger schwer, vor dem
Rechner zu sitzen.

Das Zebra hat seine Farben vertauscht, sagen einige Börsianer:
Was gestern noch schwarz war, ist heute weiß und umgekehrt. Es
erfolgt eine heftige Grupperotation, doch ob dadurch ein Boden
im aktuellen Bärenmarkt gebildet wird, oder nur eine
Zwischenrallye gezündet wurde, werde ich Ihnen im Kapitel 02
detailliert darlegen.

Im Kapitel 03 habe ich sodann die unterschiedlichen Branchen
gegeneinander abgewogen und deren Aussichten für die nächsten
Monate ausgearbeitet. In meinen Augen sollten Sie weiterhin die
Finger von der Finanzbranche lassen und Sie sollten sich auf
stärkere Kursschwankungen im Rohstoffbereich einstellen. Mit
welchem Bereich Sie die Rohstoffschwankungen abfedern können,
verrate ich Ihnen in Kapitel 03.

Der heutige Depotcheck behandelt eine ganze Reihe deutscher
Bluechips, von denen sicherlich auch Sie die eine oder andere
Aktie im Depot haben. Nur eine der fünf Aktien gefällt mir
nicht, und ich habe auch einen Verbesserungsvorschlag.

Die Leserfrage kommt von einer Rentnerin, die das Auf und Ab
der Börse leid ist. Da kann ich nur sagen: Wenn Sie Ihre
Altersvorsorge in Aktien anlegen und dann nicht gut schlafen
können, dann sollten Sie es lieber bleiben lassen. Je älter Sie
werden und je dringender Sie das Geld benötigen, desto stärker
sollten Sie in Anleihen investiert sein.

Die Börsenturbulenzen nutze ich dazu, eine ganze Reihe von
Abstauberlimits für unsere offenen Positionen auszugeben. Falls
also an einem Tag heftige Kursschwankungen auftreten, sind Sie
vorbereitet für Nachkäufe.

Lassen Sie sich nicht von der Weltuntergangsstimmung anstecken,
es gibt immer Bereiche, in denen verdient werden kann. Ich
wünsche eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

==============================================================
02. SO TICKT DIE BÖRSE: FINANZEN HUI, ROHSTOFFE PFUI
==============================================================

Die vorige Woche endete mit einem Paukenschlag: IndyMac Bancorp
ging als 265. Finanzinstitut aufgrund einer unzureichenden
Kapitalausstattung über die Wupper – oder besser gesagt: Über
den Los Angelos Fluss. Nachdem die Bank eine Woche zuvor die
FDIC, also die Finanzaufsichtsbehörde, informiert hatte, gab es
einen Run auf die Bank. Es wurden Hunderte Millionen US-Dollar
abgezogen. Binnen weniger Stunden war die Bank zum Wochenende
hin dann zahlungsunfähig.

Die Mitarbeiter erhielten am Freitag Nachmittag eine E-Mail in
der ihnen mitgeteilt wurde, dass ein neuer Vorstand eingesetzt
wurde und dass sie bitte alle offenen Aufgaben erledigen
sollten und am Montag zur Arbeit kommen sollen, als sei nichts
gewesen. Es folgt nun die Abwicklung der IndyMac Geschäfte.

Diese Meldung sorgte am Montag natürlich für eine miese
Stimmung auf dem Börsenparkett und bis Dienstag Mittag fielen
die Kurse teilweise auf neue Jahrestiefststände. Im Hinterkopf
hatten Anleger noch immer die Aussagen Bernankes, der lieber
die Inflation bekämpfen wolle, als den Finanzsektor zu retten.
Nun, hier gibt es nun das nächste prominente Opfer der
Finanzkrise und mit Fannie Mae, Freddie Mac und Lehman Brothers
in einer Todesspirale gefangen, schienen die nächsten Opfer
bereits ausgemacht.

Es folgten jedoch am Dienstag gleich drei überraschend positive
Meldungen, so dass zur Mittagszeit am Dienstag eine Rallye
losgetreten wurde.

WELLS FARGO MIT GUTEN QUARTALSERGEBNIS

Wells Fargo vermeldete ein überraschend gutes Quartalsergebnis.
In meinem gestrigen Heibel-Ticker Update habe ich den Plus-
Kunden bereits die Hintergründe dieses positiven Ergebnisses
aufgezeigt. Der CEO von Wells Fargo gehörte zu den wenigen
Finanzchefs der Branche, die sich rechtzeitig auf die
Immobilienkrise vorbereitet und entsprechend positioniert
haben. Somit hat Wells Fargo die inzwischen vertretbaren
Abschreibungen durch neue Geschäftsfelder wett machen können.

Aber Wells Fargo ist eine positive Ausnahme, eine Nadel im
Heuhaufen der Finanzbranche. Sie können aus diesem Ergebnis
nicht ableiten, dass die Immobilienkrise zu Ende ist. Die
Immobilienkrise ist erst dann zu Ende, wenn die
Immobilienpreise nicht mehr fallen. Und bei der aktuellen
Anzahl an Zwangsversteigerungen wird das noch eine Weile
dauern, wenn nicht der Staat vorher helfend eingreift.


SEC FORDERT UMSETZUNG BESTEHENDER GESETZE

Anders kann ich es nicht formulieren: Chris Cox, der schon bei
der „Rettung" von Bear Stearns kein gutes Bild abgegeben hat,
fordert die Einführung der Deckungspflicht von Leerverkäufen
bei Fannie Mae und Freddie Mac. Ihm scheint entgangen zu sein,
dass es seit vielen Jahren bereits ein entsprechendes Gesetz
gibt, das für sämtliche Leerverkäufe gilt. Es fehlt lediglich,
dass die SEC, also sein Institut, dieses Gesetz auch
einfordert. Die Instrumente hat er in der Hand, er kann
jederzeit Untersuchungen zu bestimmten Vorgängen einleiten.
Doch dies hat er seit seiner Amtsübernahme noch nicht getan.

Wenn also diese Forderung im ersten Augenblick gut aussieht,
zeigt sie doch auf den zweiten Blick die grenzenlose
Inkompetenz der Mannschaft von George W. Bush.


ÖLPREIS MIT WOCHENMINUS VON 8,7%

Nun ist es soweit, der Ölpreis ist endlich eingebrochen. Die
150 USD/Fass werden also auf absehbare Zeit nach diesem
Einbruch nicht mehr erreicht werden.

Der rückläufige Ölpreis hat natürlich all den Unternehmen
geholfen, die viel Energie verbrauchen. Doch gleichzeitig wird
der gefallene Ölpreis auf eine befürchtete weltweite
Konjunkturabschwächung zurück geführt, so dass auch diese
Kursgewinne nur verhalten ausfallen.


Insgesamt jedoch wurde durch diese drei Ereignisse eine Rallye
losgetreten, die aufgrund ihrer Intensität in meinen Augen noch
durch heftiges Short-Covering, also durch diverse Short
Squeezes, verstärkt wurde. Schauen Sie sich die
Wochenperformance einmal an:


INDIZES 17/7/08
  
Dow Jones 11,447 1.9%
NASDAQ 2,312 2.5%
S&P 500 1,260 0.6%
DAX 6,271 -0.5%
Nikkei 12,812 -1.7%
Euro/US-Dollar 1.5858 0.5%
Euro/Yen 168.35 -0.5%
10-Jahre-US-Anleihe 4.04% 0.2
Umlaufrendite Dt 4.54% 0.0
Feinunze Gold USD $959.25 1.8%
Fass Crude Öl USD $129.29 -8.7%


Das Zebra hat die Farben vertauscht: Die Streifen, die gestern
noch schwarz waren, sind heute weiß und umgekehrt. Unterm
Strich zeigen die Indexbewegungen kaum die Dramatik der
Bewegungen an: Der Dow Jones hat um 1,9% zugelegt, während der
DAX um 0,5% abgegeben hat. Doch ein Blick ins Detail zeigt die
heftige Rotation:

Der Philadelphia Bankenindex beispielsweise (BKX) hat seit
Dienstag Mittag um 26% zugelegt. Der Philadelphia
Immobilienindex (HGX) sprang um 20% an und den Vogel schoss der
Index der Fluggesellschaften ab, er schoss in nur zwei Tagen um
40% in die Höhe.

Auf der anderen Seite fiel der Rohstoffindex (CRX) um 7%, der
Branchenindex des Erdgases (XNG) brach um 13% ein und Öl sowie
Öldienstleister stürzten um 9% in den Keller.

Im Vergleich zu den Kursgewinnen von Banken, Immobilien und
Airlines sehen die Verluste ziemlich verhalten aus. Dass am
Ende dennoch nur ein kleines Plus übrig blieb, liegt an den
inzwischen veränderten Machtverhältnissen innerhalb der
Indizes: Die Finanzbranche hat deutlich an Bedeutung verloren,
während die Rohstoffbranche heute wesentlich schwerer gewichtet
ist als noch vor fünf Jahren.

In den Medien geht man inzwischen von einem Bärenmarkt aus.
Dieser ist immer dann vorhanden, wenn die Indizes über 20%
unter ihrem letzten Höchstkurs notieren. Und das ist seit zwei
Wochen der Fall.

Bärenmärkte haben eine ähnliche Dynamik wie Bullenmärkte: Sie
verstärken sich selbst, immer mehr Anleger verlieren die Nerven
und verkaufen schließlich ihre Positionen, was zu weiter
fallenden Kursen führt.

Grundsätzlich sehe ich eine Menge günstiger Aktien hüben wie
drüben. Aber ich wäre in der nächsten Zeit mit der Auswahl der
Aktien besonders vorsichtig: Ich würde nicht mehr auf einen
Turnaround setzen, sondern würde Wachstumswerte,
Dividententitel sowie Unternehmen mit reichlich Cashflow
bevorzugen.

Welche Branchen diese Bedingungen in meinen Augen erfüllen, das
zeige ich Ihnen im nächsten Kapitel.

Zunächst noch einen Blick auf die anderen Indizes:
Der Goldpreis schwankt heftig, auch das ist in der
Wochenperformance kaum zu sehen. Noch am Dienstag wurde ein
Zwischenhoch über 980 USD/Oz erreicht, Anfang Juli stand der
Goldpreis noch unter 920 USD/Oz. Als sicherer Hafen ist der
Goldpreis derzeit das Gegenstück zum Finanzsektor.


Der Ölpreiseinbruch erfolgte nicht aufgrund eines festen US-
Dollars, auch folgt dem Ölpreiseinbruch kein US-Dollaranstieg.
Immer wieder werden diese beiden Dinge in den Medien
miteinander in Verbindung gebracht, doch ich kann kaum eine
Korrelation finden. Der US-Dollar ist in meinen Augen schwach,
weil Bush seinen Haushalt nicht im Griff hat. Das Öl steht
hoch, weil nicht genug Öl gefördert wird.

Wenn nun pessimistische Konjunkturprognosen für einen
Ölpreisrückgang sorgen, dann hat dies keine Auswirkung auf den
US-Dollar Wechselkurs – egal wie oft ein solcher Zusammenhang
in den Medien herbeigeredet wird.

Aber eines ist sicher: Der rückläufige Ölpreis hat die Rallye
der beiden vergangenen Tage richtig angeheizt. Doch schon bald
stellt sich die Frage: Was übernimmt die Führung: Der hohe
Ölpreis drückte auf die Konjunkturprognosen, was wiederum zu
einem rückläufigen Ölpreis führte, was wiederum zu mehr
Konjunkturoptimismus führen wird. Wie wird sich dieser
Teufelskreislauf lösen?


Zum Abschluss noch kurz die Erklärung des oben genannten Short
Coverings und des Short Squeezes: Shorts sind Leerverkäufe. So
wie man in Deutschland zunächst Aktien kauft, um sie später
hoffentlich mit Gewinn zu verkaufen, kann man in den USA
ebenfalls zunächst Aktien verkaufen (Leerverkaufen, da man sie
nicht hat), um sie später zu einem hoffentlich günstigeren Kurs
wieder einzudecken (Short Covering). Man verdient dabei an
fallenden Kursen.

Wenn nun viele Marktteilnehmer „short" sind, also Leerverkäufe
getätigt haben und noch in der Pflicht stehen, die leer
verkauften Aktien einzudecken und in dieser Phase erfolgt
plötzlich ein Kursanstieg, dann können die Verluste aus diesem
Geschäft sehr schnell ansteigen. Und während Sie beim Kauf von
Aktien nicht mehr verlieren können, als Sie eingesetzt haben,
gibt es bei Leerverkäufen nach oben keine Verlustgrenze.

Beginnen also die Kurse zu steigen, so wie am Dienstag, dann
gibt es einige Shorts (also Spekulanten, die offene
Leerpositionen besitzen), die ihre Position eindecken. Sie
beobachten, wie ihr zuvor erzielter Gewinn schmilzt und sich
sogar in einen Verlust wandelt. Ab einem bestimmten Punkt
übersteigen die Verluste die liquiden Mittel der Shorts, so
dass die Bank anruft und den Short auffordert, seine
Eindeckungspflicht wahrzunehmen. Kommt der Leerverkäufer dieser
Aufforderung nicht innerhalb weniger Stunden nach, dann
übernimmt die Bank diese Aufgabe und kauft am Markt, ohne
Rücksicht auf den Kurs zu nehmen, also ohne Rücksicht auf
Verluste.

Diese Eindeckungskäufe heizen den Kursanstieg weiter an und
bringen weitere Shorts in die missliche Lage, ihre Positionen
eindecken zu müssen und so entsteht ein Teufelskreis, der zu
immer weiter steigenden Kursen führt, bis alle dünn
finanzierten Shorts eingedeckt sind.

Diesen Vorgang nennt man Short Squeeze. Die Shorts werden
gesqueezed, ausgequetscht.

Jeder Boden beginnt mit einem Shortqueeze, doch ob wir diesmal
bereits einen Boden sehen, das betrachte ich für Sie im
nächsten Kapitel. Darüber hinaus werfe ich einen Blick auf die
verschiedenen Branche, die in den nächsten Monaten meiner
Ansicht nach am meisten profitieren dürften.


==============================================================
03. AUSBLICK: DER STABILISIERENDE SEKTOR NEBEN DEN ROHSTOFFEN
==============================================================

Es lohnt sich weiterhin, die Branchen, in die Sie investieren,
genau auszuwählen. In den vergangenen Monaten war mit
Finanztiteln kein Blumentopf zu gewinnen. Und ich denke, das
wird auch noch einige Monate, wenn nicht Jahre, so bleiben.

In den vergangenen Monaten haben Rohstoffinvestoren dicke
Gewinne eingefahren. Insbesondere der Energiesektor hat alles
übertroffen. Doch nun ist der Ölpreis eingebrochen,
Konjunkturängste machen auch den Industriemetallen zu schaffen
und der Agrarboom ist ebenfalls schon weit gelaufen, so dass
auch dort die Gefahr eines Rückschlags gegeben ist.


NEUE HOFFNUNG FÜR PHARMA

Zum Glück gibt es ja noch wesentlich mehr Branchen, als nur
diese beiden. Da fällt mir derzeit doch der Pharma-Bereich ein,
auf den ich in der kommenden Woche ein Auge haben werde. Gleich
eine ganze Reihe von Pharma-Unternehmen wird mit
Quartalsergebnissen aufwarten: Merck (MRK), Shering-Plough
(SGP), Biogen Idec (BIIB), GlaxoSmithKline (GSK), Pfizer (PFE)
und Eli Lilly (LLY) werden berichten.

Die KGVs dieser Unternehmen stehen zwischen 10 und 20, bei
Pfizer steht das KGV sogar bei nur 8. Doch Wachstum ist bei
diesen Unternehmen kaum zu erwarten, vielmehr gibt es einen
Verteilungskampf, der zugleich noch von Generika-Herstellern
und einer unsicheren Gesetzeslage hinsichtlich des
Patentschutzes verschärft wird. Also eigentlich ist das keine
Branche, in die ich investieren möchte.

Zumal nun Obama sich anschickt, das Weiße Haus zu erobern: Ein
demokratischer Präsident hat bislang häufiger den
Pharmagiganten Probleme bereitet, insbesondere durch die
Förderung der günstigeren Medikamente der Generika-Hersteller,
als ein republikanischer Präsident.

Und was inzwischen jeder weiß: In der Pipeline der Pharma-
Unternehmen befindet sich nichts Aufregendes mehr. Seit Jahren
trocknen die Forschungsabteilungen aus, es wird immer schwerer
und teurer, neue Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen
und echte Blockbuster, also Medikamente, mit denen ein ganzer
Bereich auf einen Schlag erobert wird, gibt es immer seltener.

Aber immer wieder wird über die bevorstehende weltweite
Konjunkturkrise lamentiert und wenn Sie sich den Chart des AMEX
Pharma-Indexes (DRG) anschauen, dann werden Sie feststellen,
dass seit dem Zwischenhoch an den Aktienbörsen Mitte Juni
kontinuierlich steigende Kurse im Pharma-Bereich verzeichnet
wurden. Der DRG hat seither um 9,8% zugelegt. Und das Gute
daran: Ungeachtet der Turbulenzen in der abgelaufenen Woche ist
der DRG Index kontinuierlich weiter angestiegen.

Der Pharma-Bereich ist wohlgemerkt nicht „anti-zyklisch", also
nicht gegenläufig zum Konjunkturzyklus, sondern vielmehr
„nicht-zyklisch", also unabhängig vom Konjunkturzyklus. Wir
müssen also bei den Quartalsberichten der nächsten Woche darauf
achten, wie es um die Pipelines der Pharmabranche bestellt ist,
ob die jahrelange Dürreperiode vielleicht derzeit, zufällig
gleichzeitig mit den aufkeimenden Konjunkturängsten, zu einem
Ende kommt.

Aufgrund der Turbulenzen an den Aktienmärkten kann ich mir gut
vorstellen, dass Anleger schon nach einem Strohhalm greifen: Es
könnte also reichen, wenn Pharma-Unternehmen einen positiven
Ausblick, eine neue, vielversprechende Forschungsreihe oder
ähnliches verkünden. Vielleicht wird es auch einen Hinweis auf
ein Biotech-Unternehmen geben, das derzeit gute Aussichten hat.
Ich halte den Biotech-Bereich immer mehr für einen ähnlichen
Bereich wie den Pharma-Bereich: Eben auch nicht-zyklisch.


AUSBLICK

Wie bereits mehrfach gesagt: Ich fürchte, die Rallye wird schon
bald auslaufen. Am heutigen Freitag notiert der DAX nunmehr
komfortabel im Plus, auch in den USA wird es wohl eine positive
Eröffnung geben. Die am Dienstag losgetretene Rallye wurde
Mittwoch durch einen Short Squeeze fortgeführt (Short Squeezes
dauern meist zwei bis drei Tage, in den vergangenen Monaten
waren jedoch alle Short Squeezes schon innerhalb eines Tages
abgefrühstückt). Am Donnerstag half das gute Ergebnis von J.P.
Morgan, die Rallye zu verlängern und heute früh hat die
Citigroup ein gutes Ergebnis vermeldet: Statt eines Verlustes
von erwarteten 0,60 USD wurde nur ein Verlust von 0,49 USD
vermeldet.

Meine Einschätzung: Bei der Citigroup hat man noch immer keinen
Überblick über das Ausmaß der faulen Immobilienderivate.

Merrill Lynch kommt da der Realität schon näher: Mit erneuten
Abschreibungen in Höhe von 4,65 Mrd. USD fiel der Verlust
größer aus, als erwartet. „Zufällig" konnte Merrill Lynch
gleichzeitig den Verkauf ihrer 20%igen Beteiligung an Bloomberg
für etwa den gleichen Betrag bekannt geben. Nun, ob der Verlust
nun aufgrund von ordentlichen buchhalterischen Vorgängen
ermittelt wurde, oder aus gegebenem Anlass (und aus
Machbarkeitsgründen) einfach dem Verkaufserlös angeglichen
wurde, das können Sie sich selber überlegen.

In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals auf den ahnungslosen
SEC-Chef Chris Cox zu sprechen kommen: Ich will ihm keine
Absicht unterstellen, aber die Banken sollten die Gelegenheit
beim Schopfe ergreifen. Cox, und damit auch die SEC, haben
keine Ahnung, wie sie den Finanzsektor kontrollieren sollen.
Das erinnert mich stark an meine Erfahrungen mit unserer
Börsenaufsicht BaFin. Es gibt Gesetze, bei deren Nicht-
Einhaltung Finanzinstitute umgehend ihre Lizenz verlieren
würden. Meiner Ansicht nach verstoßen bereits viele
Finanzinstitute gegen solche Gesetze, die Aufsichtsbehörden
kommen aber mit den Kontrollen nicht nach. Am Beispiel der
Leerverkäufe in den USA, für die es häufig keine ausleihbaren
Aktien gibt, (also naked shorts), hat Cox seine Inkompetenz
publik gemacht.

Doch auch im Bereich der Bewertung der Immobilienderivate
geschieht noch viel Schindluder, oder warum gibt es eine ganze
Reihe von Banken, die immer wieder genau so viel abschreiben,
wie sie gerade an frischem Kapital generiert haben? Solche
Punktlandungen gibt es in der Finanzwelt nur ganz selten, deren
Häufung bei den jüngsten Quartalsergebnissen zeigt mir, dass
die Banken noch immer ihre Buchhaltung sehr „kreativ"
betreiben.

Wenn die SEC durchgreifen würde, mehr Personal bekäme, bessere
Juristen anheuern dürfte, etc., dann könnte man vermutlich den
halben Finanzsektor binnen kürzester Zeit dicht machen und
ganze Gefängnisse füllen. Doch die SEC ist ein weitgehend
zahnloser Tiger, ganz wie die BaFin, und somit können die
Finanzinstitute nach bestem Vermögen (im wahrsten Sinne des
Wortes) ihre Leichen aus dem Keller bringen.

Die Börse strauchelt nun schon seit einigen Monaten. Für mich
ist einer der Hauptgründe, wie ich vor einigen Wochen
ausgeführt habe, die immer neue Kapitalgenerierung der
Finanzbranche. Wenn man sich die Bilanzen ansieht, dann sehen
Finanzaktien immer wieder günstig bewertet aus (wie gesagt:
Kreative Buchführung). Und es gelingt ihnen immer wieder,
frisches Kapital zu generieren: Durch Aktienplatzierungen,
durch die Emission von riesigen Unternehmensanleihen,
Wandelanleihen, etc.

Mit einem Chris Cox an der Spitze der SEC wird es ein
plötzliches Ende dieses Treibens nicht geben. Vielmehr wird das
solange weitergehen, bis die Immobilienkrise ihren Boden
gefunden hat. Und das dürfte erst Ende dieses Jahres,
vielleicht Anfang nächsten Jahres der Fall sein. Denn die
auslaufenden 2/28 Hypotheken (2-Jahre tilgungsfrei, dann
Rückzahlung binnen 28 Jahren) wurden überwiegend 2005 und 2006
ausgegeben. Ende 2008 ist die tilgungsfreie Zeit bei den
letzten dieser Kredite ausgelaufen und die
Zwangsversteigerungen auf dem Immobilienmarkt dürften abnehmen
und damit den Preisdruck lösen.

Gestern wurde veröffentlicht, wie viele Einfamilienhäuser in
den USA im Bau sind: 647.000. Das sind 5,3% weniger als im
Vormonat und nur noch ein Drittel der 2 Mio. im Bau
befindlichen Häuser im Jahr 2007. Zuletzt hatte man 1991 so
wenige Häuser im Bau in den USA, und damals war die Bevölkerung
um 30 Mio. kleiner. Die Neubauten haben also ein Niveau
erreicht, auf dem weniger gebaut wird, als nachgefragt und die
Zwangsversteigerungen, die überschüssig auf den Markt
geworfenen Häuser, können also abgearbeitet werden. Aber es
braucht noch Zeit.


FAZIT

Der Finanzsektor ist und bleibt unter Beschuss und sollte daher
weiterhin gemieden werden.

Der Rohstoffsektor wird künftig stärkeren Schwankungen
unterliegen, da steigende Rohstoffpreise auf die
Konjunkturerwartung drücken, diese wiederum zu
Rezessionsängsten führt, was die Rohstoffpreise zurück holen
wird.

Die Pharmabranche könnte in den nächsten Monaten ein neuer
Zufluchtsort werden, wenn Anleger die Nase endgültig voll haben
von der Finanzbranche und aufgrund von Konjunkturängsten gerade
einmal aus dem Rohstoffsektor raus wollen.

Sollte die Rallye zum Beginn der kommenden Woche noch
weitergehen, dann werde ich eine Möglichkeit heraussuchen, den
Bankensektor zu Shorten. Denn es kann immer sein, dass ein
einzelnes Finanzinstitut gerade eine Lösung für seine Probleme
findet, aber insgesamt liegen noch zu viele Leichen im Keller,
als dass es schon bald zu einer Erholung kommen könnte.

Am Montag wird die Bank of America (BAC) berichten und es wird
weithin erwartet, dass die BAC ihre Dividendenzusage
bekräftigt. Das wäre ein weiteres, kurzfristig positives
Zeichen für die Fortführung der Rallye, eine Dividende, als der
Abfluss weiterer liquider Mittel aus der Bank, ist aber keine
Lösung des Finanzproblems. Wenn also der Finanzsektor zunächst
aufgrund dieser Meldung nochmals weiter nach oben schießen
sollte, dann werde ich einen Leerverkauf initiieren. Ich werde
mich gegebenenfalls bei Ihnen melden.

Vorerst gibt es in Kapitel 06 in der Beobachtungsliste jede
Menge Kauflimite und Abstauberlimits, wie Sie entsprechend
jeweils im Kundenbereich nachlesen können. Doch weiterhin gilt:
Gehen Sie in kleinen Schritten vor, denn die Turbulenzen halten
noch an und werden Ihnen weitere Gelegenheiten zum Handeln
geben.


==============================================================
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
DEUTSCHE POST, DAIMLER, PETROBRAS, SOLARWORLD, E.ON
==============================================================

Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

==========

FRAGE:

Hallo Herr Heibel,

ich lese Ihren kostenpflichtigen Börsenbrief schon seit Zeiten
des IWatch, also nun schon einige Jahre. Ich bin damit sehr gut
gefahren.

Ich schicke Ihnen hier meine 5 größten Positionen zur Analyse.
Ich
hoffe, Sie finden Zeit sie zu analysieren.

-Deutsche Post WKN 555200
-Daimler WKN 710000
-Petrobras WKN 615375
-Solarworld WKN 510840
-E.ON WKN 761440

Grüße aus Merzhausen, Henry


ANTWORT:

Vielen Dank für Ihre langjährige Treue. Ich lege großen Wert
darauf, dass meine Kunden langfristig bei mir bleiben und sich
gut aufgehoben fühlen, auch wenn ich mit einigen kurzfristigen
Spekulationen mal daneben liege: Meine Kündigungsquoten waren
stets wesentlich niedriger als die meiner Mitstreiter (ich
schreibe nun immerhin schon seit 9 Jahren Börsenbriefe). So
brauche ich auch nicht mit reißerischer Werbung immer neue,
unerfahrene Anleger in meinen Verteiler locken, sondern kann
gemeinsam mit Ihnen mein Wissen weiter ausbauen.

Gerne analysiere ich Ihr Portfolio, natürlich mit einem
langfristigen Horizont :-)

DEUTSCHE POST

Der Kurs ist in freiem Fall: Rezessionsängste setzen dem
internationalen Logistiker zu und zusätzlich kommen die
Hiobsbotschaften über das schlechte Express-Geschäft aus den
USA. Der Kurs ist nun wieder auf dem Niveau von 2004.

Doch egal was passiert, es wird negativ ausgelegt: Steigt der
Ölpreis in Folge der robusten Weltkonjunktur, so fürchtet man,
der hohe Ölpreis werde in die Gewinne der Post schneiden. Sinkt
der Ölpreis in Folge einer weltweiten Konjunkturabschwächung so
fürchtet man, dem Logistiker könnten die Aufträge wegbrechen.

So ist der Kurs nun bei einem KGV von 8 angelangt, die
steuerfreie Dividendenrendite beträgt 6,5% (Ja, steuerfrei,
siehe http://www.heibel-unplugged.de/508,aktien-analysen-
steuerfreie-dividenden/).

Wenn Sie diese Aktie also zum aktuellen Kurs kaufen, dann
können Sie zunächst einmal aus dem reichlichen Cashflow des
Unternehmens eine recht sichere Dividendenrendite von 6,5%
einstreichen. Wo sonst erhalten Sie eine solche Verzinsung.

Und wenn ein Kursanstieg noch auf sich warten lässt, vielleicht
sogar zwischenzeitlich noch tiefere Kurse erzielt werden, so
sollten Sie das getrost aussitzen. Das Bewertungsniveau der
Deutschen Post ist extrem günstig. Zum Vergleich: UPS hat ein
KGV von 14, FedEx von 13, die holländische TNT liegt bei 9.


DAIMLER

Nun, bei einem Ölpreis über 100 USD kann man eigentlich keinen
Autobauer empfehlen. Denn eigentlich sollte die Bevölkerung nun
nach Alternativen suchen: Das Zugfahren wird attraktiv, die
vielen Verspätungen erträgt man aufgrund der gesparten
Spritkosten vielleicht mit Fassung und preislich ist die Bahn
nunmehr nach der Preissteigerung an den Tankstellen
wettbewerbsfähig. Warum also Daimler?

Nun, weil der Mensch ein individuelles, motorisiertes
Fortbewegungsmittel sucht. Und wenn wir ehrlich sind:
Hybridautos sind nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu
emissionsfreien Öko-Autos. Diesen Zwischenschritt hat Daimler
zugegebenermaßen verschlafen, aber ich traue es Daimler zu, bei
der Suche nach einer noch besseren Lösung schon bald wieder die
Nase vorn zu haben.

Auch die Aktien von Daimler sind in den Keller geprügelt
worden: Von 77 Euro Ende 2007 auf 36 Euro, also mehr als eine
Halbierung. Das KGV steht bei 6,7, die Dividendenrendite liegt
bei 6%. Ich denke, auf diesem Niveau ist auch Daimler wieder
ein Kauf.


PETROBRAS

Saubere Bilanz, Umsatzwachstum von 20% p.a., dank des großen
Ölfundes Tulpi vor der brasilianischen Küste scheint diese
Wachstumsrate auch langfristig gesichert (im Gegensatz zu den
meisten anderen Ölkonzernen). Das KGV steht bei 16, Dividende
ist vernachlässigbar.

Hier werden kurzfristig heftige Investitionen das Ergebnis
verhageln, aber diese Investitionen werden sich auszahlen, wenn
das Öl nicht wieder unter 70 USD/Fass fällt. Doch genau dort
liegt derzeit die Angst der Anleger: Was, wenn der Ölpreis
wieder unter 70 USD/Fass fällt? Petrobras hat sich die meisten
Tiefseebohrinseln der Welt gesichert. Man könnte aber auch
sagen, Petrobras hat sich zur Abnahme verpflichtet ... selbst
wenn der Ölpreis fällt.

Daher wird Petrobras derzeit ausverkauft, der Kurs ist von 9,5
auf 6,5 Euro gefallen. Sollte der Ölpreis noch weiter fallen,
so ist auch hier kurzfristig noch weiteres Abwärtspotential
gegeben. Ich glaube aber mittelfristig nicht mehr an einen
Ölpreis unter 70 USD/Fass und gehe daher davon aus, das sich
der Kurs des brasilianischen Ölkonzerns
erholen wird.


SOLARWORLD

Das Geschäft der Solarworld ist langfristig gut kalkulierbar,
gesetzliche Regelungen geben eine gute Planungssicherheit. Bei
einer Wachstumsrate von aktuell 40% p.a. ist das KGV von 20 in
meinen Augen viel zu günstig. Auch die Solarworld profitiert
von einem hohen Ölpreis. Als Marktführer hat sich das
Unternehmen über Deutschland hinaus einen Namen gemacht.


E.ON

Die Energieversorger kauft man wegen ihrer Dividendenrendite.
Mit 3,7% ist E.On da aber nicht allzu berühmt. Das KGV von 13
ist dem schwachen Gewinnwachstum von 7% p.a. angemessen. Die
steigenden Energiepreise führen nicht automatisch zu höheren
Gewinnen bei E.On, da das Unternehmen den Strom erst einkaufen
muss - und so steigen auch die Kosten.

E.On ist in meinen Augen eine langweilige Aktie ohne großes
Risiko, aber auch ohne besondere Chancen. Wenn Sie schon an die
Energieversorgung eines Landes heran wollen, dann lieber mit
einem Anlagenbauer wie beispielsweise ABB.


FAZIT

Na, da haben Sie versucht, eine pfiffige Unabhängigkeit von den
Ölpreisschwankungen herbeizuführen: Ein hoher Ölpreis hilft
Petrobras und der Solarworld, stört aber Daimler. Für E.On und
die Deutsche Post lässt sich nicht mehr so ohne weiteres eine
Abhängigkeit vom Ölpreis herleiten, wie oben ausgeführt.

Aber aus Branchensicht ist eine Diversifizierung gegenüber dem
Ölpreis nicht genug diversifiziert: Mit einem
konjunkturabhängigen Logistikunternehmen (Deutsche Post), einem
konjunkturabhängigen Autobauer (Daimler), einem
konjunkturabhängigen Ölkonzern (Petrobras), einem
konjunkturabhängigen Technologieunternehmen (Solarworld) und
einem konjunkturabhängigen Energieversorger (E.On) ist Ihr
Portfolio stark von Konjunkturschwankungen abhängig. Ich würde
hier eine konjunkturunabhängige Aktie wie beispielsweise einen
Pharma- oder Biotech-Titel zufügen.

Darüber hinaus fehlt mir eine Edelmetallkomponente bei Ihnen.
Vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Finanzsektors
sollten Sie ein wenig Geld in Gold und Silber stecken.

Aus regionaler Sicht würde Ihnen ein asiatischer oder ein US-
Titel gut tun. Sie haben vier deutsche und eine
südamerikanische Aktie (Petrobras aus Brasilien).

Ich habe vor, in einer der nächsten Heibel-Ticker PLUS Ausgaben
die in meinen Augen beste amerikanische Biotech-Aktie
vorzustellen. Die würde ggfls. gut in Ihr Portfolio passen.

Ich hoffe, ich konnte die eine oder andere Anregung liefern.


===============================================================
05. LESERFRAGE: ANLAGESTRATEGIE FÜR RENTNER
===============================================================

Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

ich bedanke mich herzlich für das Test-Abo und Ihre klaren und
verständlichen Aussagen zur Entwicklung der Wirtschaft und
Finanzen.

Leider macht mir das wenig Mut, denn ich stehe mit meinen DAX-
Werten, die mir von der Bank empfohlen wurden (SAP, Deutsche
Bank, MAN, BMW, RBS, Zürich Invest) im Schnitt schon zu 32% im
Minus und frage mich, ob ich nicht doch noch alles verkaufen
und den Verlust realisieren soll. Ich bin längst Rentner, und
weiß nicht, wie lange mir noch Zeit zum „Aussitzen" bleibt.

Ganz sicher kaufe ich keine Aktien mehr und beschränke mich
deshalb gerne vorerst auf den Gratis Newsletter. Bitte haben
Sie Verständnis, dass ich das Abo nicht verlängern möchte. Über
einen Rat von Ihnen würde ich mich trotzdem freuen. Ihnen
wünsche ich alles Gute und eine glückliche,
sorgenfreie Ehe!

Mit freundlichen Grüßen und herzlichem Dank, Rosemarie aus
Emmerich


ANTWORT:

Sie haben es richtig erkannt: Für eine Rentnerin ist das
Kapital einem wesentlich kurzfristigeren Anlagehorizont
zuzuordnen, als bei einem Studenten. Der Student hat im Laufe
seines Lebens diverse Möglichkeiten, etwaige Verluste
auszusitzen oder anders auszugleichen. Rentner hingegen müssen
das Vermögen, das sie sich angespart haben, für ihren
Lebensabend einteilen. Rasante Kursverluste, wie seit 12
Monaten an den Weltbörsen zu sehen, wollen sie eben nicht
aussitzen. Sie möchten ihr vorhandenes Vermögen gemütlich
ausgeben, brauchen aber nicht mehr wie wild auf Kapitalzuwachs
zu spekulieren.

Wenn Sie Ihr Vermögen als Bestandteil Ihrer Alterssicherung
sehen, dann sollten Sie meines Erachtens tatsächlich die Aktien
verkaufen und stattdessen einige festverzinsliche Papiere
auswählen. Es gibt inzwischen sogar vom Bund Anleihen mit
flexibler Verzinsung, die sich nach der Zinsentwicklung
richtet. Bei steigenden Zinsen also (bspw. Inflation) steigt
die Verzinsung entsprechend mit an (Bsp. WKN 103050,
Bundesrepublik Deutschland Inflationsindex).

Wenn Sie jedoch finanziell abgesichert sind und mit dem
überschüssigen Teil Ihres Vermögens noch ein wenig spekulieren
wollen, dann würde ich die Deutsche Bank und MAN langfristig
behalten. Der Rest hat derzeit nichts in einem Depot eines
Kleinanlegers zu suchen.

Vielen Dank für Ihre Wünsche für meine Ehe, auch Ihnen alles
Gute für die Zukunft und hoffentlich einen ruhigeren Schlaf.

==============================================================
06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 17/7 Änd.Woche Empf.

                           DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16/7/07 28.66 € -48% -5% H
Apple Comp. 865985 21/1/06 109.54 € 109% -1% H
Total S.A. 850727 31/8/07 47.83 € -13% -4% H
DB Japan ETF DBX1MJ 27/2/07 27.36 € -25% -1% H
Goldbarren 100 gr. 13/10/06 1,938.00 € 25% 2% H
Uran. PartizipatA0EQYX 12/11/07 5.81 € -28% -2% H
Centrotherm A0JMMN 2/7/08 53.87 € -5% 4% K


CENTROTHERM
STARKE VOLATILITÄT GIBT KAUFGELEGENHEIT
Die Schwankungen der Solaraktien übersteigen alle
Vorstellungskraft. Zweistellige Verluste und Zuwächse an nur
einem Tag sind keine Seltenheit. Da wird die Angst vor
Überkapazitäten gegen die sichere Planung durch die
Abnahmegesetze gestellt und je nach Tageslaune springen die
Kurse dann auf und ab. Der volatile Ölpreis, der die Kosten des
Energiesektors wiederspiegelt, tut sein Übriges dazu, um die
Volatilität zu steigern.

Wer einen langen Atem hat und ein gut positioniertes
Unternehmen im Solarbereich sucht, der kann Centrotherm zu
Kursen unter 50 EUR nachkaufen.


TOTAL FINA ELF
RÜCKZUG AUS DEM IRAN, RÜCKSCHLAG IM IRAK
Total agiert mit Vorliebe in Krisenregionen und erzielt dadurch
immer wieder gute Renditen. Doch manchmal gibt es auch
Rückschläge, so wie diese Woche, als Frankreich sich, genau wie
auch Deutschland, dem Druck der USA beugte und die
wirtschaftlichen Sanktionen gegen den Iran mitzutragen gelobte.
So zieht sich Total aus seinen Iran-Projekten, dem Aufbau einer
Flüssiggasanlage, zurück, obwohl bereits einige Millionen
investiert wurden.

Im Irak werden Aufträge für den Ausbau der Ölförderkapazität
ausgeschrieben und Total war an vorderster Front unter den
Anbietern dabei. Doch im Irak gibt es Probleme mit den
verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die alle an den Öleinnahmen
beteiligt werden sollen, egal auf welchem Gebiet das Öl
gefördert wird. Und hier sind Unruhen wieder vorprogrammiert,
so dass auch dieses Projekt wesentlich langsamer vorangeht, als
gedacht.

De Margerie, CEO von Total, sagt sarkastisch zu diesen
Vorgängen: "Man nehme zwei der wichtigsten Öllieferanten der
Erde vom Netz und wundere sich dann, dass nicht genug Öl
gefördert wird. Welch Überraschung." Halten.


APPLE
QUARTALSERGEBNIS AM MONTAG: DIE MESSLATTE HÄNGT HOCH
Am Montag wird Apple sein Quartalsergebnis veröffentlichen.
Obwohl im abgelaufenen Quartal die erste Generation von iPhones
ausgelaufen war und der iPhone-Umsatz daher sehr niedrig
ausfallen wird, dürften starke Mac-Umsätze dies mehr als
ausgleichen. Apple hat nämlich inzwischen Platz drei auf dem
US-PC-Markt erklommen, dank 38% mehr verkaufter Macs als vor
einem Jahr. Ein positives Ergebnis wird also nicht überraschen,
sondern ist bereits eingepreist.

Viel wichtiger wird also der Ausblick sein. Und der fällt bei
Apple traditionsgemäß konservativ, also verhalten aus. Auch von
dieser Front dürfen wir also keinen Katalysator erwarten.

Bleibt die Produktseite des Unternehmens: Immer wieder
überrascht Steve Jobs durch neue, innovative Produkte oder neue
Innovationen an seinen bestehenden Produkten. Mal sehen, was es
diesmal gibt, aber ich erwarte keine besondere Überraschung.

  
SPEKULATIV
Matsushita 853666 27/2/07 13.00 € -11% -1% H
Yamana 357818 2/7/07 9.50 € 19% 9% H
Uranium One A0MU9G 21/9/07 2.35 € -69% -10% SL
eBay 916529 28/12/07 14.92 € -30% -16% H
Solarworld 510840 5/5/08 27.94 € -11% 4% NK
SGL Carbon 723530 20/5/08 41.49 € -2% 3% K
ETF Live Cattle A0KRJ2 3/6/08 6.01 € -3% -4% K


EBAY
WACHSTUM DER NIEDRIG-MARGEN-GESCHÄFTE SKYPE & PAYPAL
Gestern Abend hat eBay sein Quartalsergebnis vermeldet. Die
Gewinnerwartungen wurden mit 0,43 USD je Aktie übertroffen,
aber der Ausblick fiel verhalten aus. Gleichzeitig monieren die
Anleger, dass die Gewinnmarge des Unternehmens zurück geht.

Grund dafür ist das Wachstum der neuen Geschäftsfelder Skype
und vor allem Paypal. Skype bietet die Internet-Telephonie an,
ein Geschäft mit hauchdünnen Margen, da das Telephonieren über
Festnetzanschlüsse inzwischen schon extrem günstig geworden
ist. Paypal ist das Zahlungssystem im Internet, das den
Kreditkarten Konkurrenz macht, da diese nicht schnell genug das
Internet für sich eroberten. Aber auch hier besteht vom ersten
Tag an ein hoher Margendruck, denn es muss eine Marktmacht
erlangt werden, um zu bestehen.

Anders als beim quasi-Monopol der Internet-Auktionen, wo eBay
mit hohen Gewinnmargen reich wurde, sind die neuen
Geschäftsfelder nicht geeignet, die früheren
Gewinnwachstumsraten wieder herzustellen.

Ich bin jedoch der Ansicht, dass bei 16,50 Euro diese Risiken
ausreichend eingepreist sind. Das KGV 09e steht bei nur 14, das
Gewinnwachstum für die nächsten fünf Jahre wird auf 17% p.a.
geschätzt. Damit ist eBay zu günstig bewertet. Entsprechend
unserem Abstauberlimit kann heute bei 16,50 Euro nachgekauft
werden.

Aufgrund des Margendrucks auf den neuen Geschäftsfeldern werde
ich eBay jedoch in den nächsten Monaten zu gegebener Zeit
reduzieren und aus dem Depot entfernen. Das einzige
Unternehmen, welches das Internet versteht, ist Google.

  
US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20/10/06 $533.44 25% -1% NK
Bunge BG 31/10/07 $100.91 -5% 0% NK
Japan ETF EWJ 27/2/07 $12.11 -19% 0% H
Gold&SilberfondsCEF 13/10/06 $13.39 65% 0% H
IShares Lehman 2TLT Kaufen unter 90 KL


GOOGLE
Q-ZAHLEN SCHLECHT, KURS BRICHT EIN - NACHKAUFEN
Na, da habe ich dem Unternehmen wohl zuviel zugetraut: Das
Ergebnis von Google konnte gestern Abend die Erwartungen der
Analysten nicht erfüllen. Der Kurs ist nachbörslich um 7,5% ins
Minus gerutscht, der Kurs dürfte heute zur Eröffnung unter 500
USD notieren.

Für mich ist das ein Nachkaufniveau, ich würde also die
Position, die wir gestern von 25% auf 50% erhöht haben, im
heutigen Tagesverlauf auf 75% aufstocken. Wenn es auch
kurzfristig mit der Rallye nichts geworden ist, so ist das
Kursniveau nunmehr langfristig wieder günstig.

Aus dem Quartalsergebnis waren eigentlich kaum wirkliche
Neuigkeiten heraus zu lesen. Google wächst weiterhin mit 39%
p.a. und notiert auf einem KGV von nur 36, das KGV 09e beträgt
nur 21. Auf Sicht bis Mitte nächsten Jahres sollte Google
deutlich höher notieren.

  
SPEKULATIV
Transocean RIG 19/1/07 $142.12 89% -3% KL
Lundin Mining LMC 12/5/07 $5.30 -57% -4% H
Royal Gold RGLD 22/10/07 $34.38 23% 6% H
Freeport McMoRanFCX 15/11/07 $99.45 9% -6% KL
iShares EmergingEEM 10/3/08 $131.02 -1% 1% H


Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

==============================================================

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de

==============================================================
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


==============================================================
08. AN-/ABMELDUNG
==============================================================


Ihre eMail Adresse oder Adressdaten ändern Sie bitte mit
Ihrer bestehenden eMail Adresse und Ihrem Passwort unter

http://www.heibel-ticker.de

oder senden Sie uns einfach eine entsprechende eMail an:

verwaltung/at/heibel-ticker/./de



==============================================================
Heibel-Ticker Ende
==============================================================
(-;______________________________________________;-)