Heibel-Ticker PLUS Update 0907 - Detailanalyse Centrotherm und Salzgitter

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

4. Jahrgang - Update 07 (26.02.2009)
Erscheinungsweise: je nach Aktualität
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: UNGEWISSHEIT HÄLT AN
02. CENTROTHERM - DETAILANALYSE
03. SALZGITTER - DETAILANALYSE
04. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
05. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: UNGEWISSHEIT HÄLT AN
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Liebe Börsenfreunde,

brutal ist das, was wir derzeit an der Börse erleben. So etwas
wie eine Gegenreaktion kommt später als erwartet und fällt
schwächer aus als errechnet. Auf diese Weise rutschen die
Börsenindizes auf deutlich tiefere Niveaus. Ich hatte das in
Aussicht gestellt, jedoch nicht damit gerechnet, dass es so
schnell gehen kann.

Die wirtschaftlichen Daten verschlechtern sich zusehends. Die
Arbeitslosigkeit in Deutschland sowie in den USA steigt an. Die
Wirtschaft schrumpft. Das Damoklesschwert von Verstaatlichungen
schwebt über Banken in Deutschland sowie in den USA. Für
Anleger eine nicht tragbare Situation, da wartet man lieber ab.

US-Finanzminister Tim Geithner ist untergetaucht, von ihm hört
man nichts mehr. Unser neuer Wirtschaftsminister zu Guttenberg
muss sich erst einmal in sein neues Amt einarbeiten. In dieser
ungewissen Wartezeit haben die Bären ein leichtes Spiel.

Bernanke entwickelt sich zum Positiven. Gestern hat er erstmals
verlauten lassen, dass er die Wieder-Einführung der Uptick-Rule
nicht ausschließt und deren stabilisierende Wirkung auf die
Börsen schätzt (ich habe im vergangenen Jahr vielfach über die
Uptick-Rule geschrieben, bitte schauen Sie im Archiv nach). Und
auch die FDIC-Chefin Sheila Bair hat sich positiv zur Uptick-
Rule geäußert.

Obama sprach diese Woche von Hilfsprogrammen, die vermutlich
noch größer ausfallen müssten, als die Billionen von US-Dollar,
die derzeit für Wirtschaft, Konjunktur und Finanzsektor
vorgesehen sind. Gleichzeitig versprach er eine Halbierung des
Haushaltsbudgetdefizits in vier Jahren. Ich kann das nicht
glauben und fürchte, dass er sich damit zu weit aus dem Fenster
gelehnt hat.

Aber dennoch, die Einschätzungen, die Meinungen und die
Diskussionen über mögliche Schritte werden realistischer und
fundierter. Vieles hätte ich mir schon vor einigen Monaten
gewünscht, doch immerhin setzt sich der Tanker nun in die
richtige Richtung in Bewegung. Es braucht halt seine Zeit, bis
ein auf Hochsee befindlicher Tanker den Kurswechsel umsetzen
kann.

Nein, ich würde nun noch nicht einsteigen, denn das
Durchrutschen des DAX unter 4.000 Punkte lässt mich einen
weiteren Ausverkauf fürchten. Eine Gegenbewegung ist jederzeit
möglich, doch im Verlauf der nächsten Wochen erwarte ich noch
einen DAX-Stand von 3.600 Punkten.

Gestern hat der „Belastungstest der US-Banken" begonnen. Tim
Geithner unterzieht die wichtigsten Banken diesem Test um
Aussagen über die Stabilität im Falle weiterer Turbulenzen
treffen zu können. Die möglichen Konsequenzen lässt Geithner
völlig offen, daher die Unsicherheit im Markt. Immerhin hat
Bernanke vorgestern jedoch durchblicken lassen, dass
Verstaatlichungen unwahrscheinlich sind, dass Insolvenzen
unwahrscheinlich sind, sondern dass der Test eben konkrete
Hilfsmaßnahmen durch die US-Regierung nach sich ziehen könnte,
um Finanzmärkte als auch Aktionäre zu schützen.

Das ist doch schon mal sehr beruhigend, wäre nur schön, wenn
das von Geithner bestätigt würde.


HEIBEL-TICKER KOOPERATION MIT EQUITY ANALYST

Ich möchte Ihnen ein paar Dinge zu den nachfolgenden
Auftragsanalysen erklären. Mit Centrotherm und Salzgitter habe
ich erstmalig professionelle Analysten beauftragt, eine Analyse
zu erstellen. Die Analysten „covern" in der Regel deutsche
Aktienunternehmen mittlerer Größe. Unter „covern", zu deutsch
„abdecken", versteht man die ständige Beobachtung eines
Unternehmens von externer, unabhängiger Seite aus.

Für das Aktienunternehmen, das „gecovert" wird, ist das
vorteilhaft, denn viele Anleger kaufen nur Aktien von
Unternehmen, zu denen auch ein unabhängiges Research existiert.

Das ist sehr aufwendig, weil die Analysten eigene Zahlenmodelle
für jedes Unternehmen entwickeln, den Markt und Wettbewerb
studieren und ihre eigenen Prognosen für jeden Geschäftsbereich
und jeden Einflussfaktor (Wechselkurs, Rohstoffpreise, ...)
entwickeln.

Diese umfangreichen Analysen werden der Öffentlichkeit leider
nicht zugänglich gemacht. In Deutschland stehen wir uns dort
selbst mit unserer Gesetzgebung im Weg: Da aus einer solch
umfangreichen Analyse stets eine Kauf- oder Verkaufempfehlung
folgt, dürfen die Analysen nicht dem Privatanleger zugänglich
sein.

Ich habe mich daher mit den Analysten von Equity Analyst darauf
geeinigt, dass lediglich eine Analyse der unserer Ansicht nach
erfolgskritischen Faktoren erfolgt. Es handelt sich also nicht
um eine vollständige Analyse des Unternehmens, sondern
lediglich um die Analyse der Faktoren, die uns derzeit als am
wichtigsten erscheinen.

Die Bewertung der Fakten und das ziehen von Schlussfolgerungen
unter Berücksichtigung der aktuellen Marktsituation ist dann
wieder mein Metier. Somit kommt das abschließende Fazit von
mir.

Ich hoffe, Ihnen gefällt der Blick ins Detail, der über das
hinaus geht, was ich bislang im Heibel-Ticker vorgestellt
hatte. Für die spekulativen Ideen ist diese Detailtiefe
übertrieben. Doch für unsere Langfristpositionen halte ich das
für eine sinnvolle Ergänzung. In diesem Sinne wünsche ich eine
angenehme Lektüre,


take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

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02. CENTROTHERM - DETAILANALYSE
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AUSWERTUNG DER ANALYSE VON EQUITY ANALYST

Centrotherm ist einer der weltweit führenden Anbieter von
Produktionsanlagen für die Herstellung von Solarzellen und
Solarsilizium.

VORLÄUFIGES JAHRESERGEBNIS

Vergangene Woche wurde das vorläufige Jahresergebnis
veröffentlicht. „Vorläufig" heißt, dass die Zahlen noch nicht
vom Wirtschaftsprüfer abgenommen, also testiert, worden sind.
Erfahrungsgemäß weichen die endgültigen Zahlen, die Centrotherm
für Ende März angekündigt hat, jedoch kaum von den vorläufigen
ab.

2008 2007 Q4/2008 9M/2008
UMSATZ 375,0 166,2 138,0 237,0
EBITDA 56,4 21,5 26,5 31,3
EBIT 44,6 21,1 14,0 30,4

EBITDA – Earnings before interest, tax, depreciation and
amortization, Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf
Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle
Vermögensgegenstände. Es handelt sich also um den Ertrag aus
der Geschäftstätigkeit, die dem Cashflow am nächsten kommt.

EBIT – Ertrag vor Zinsen und Steuern, also das operative
Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit. Diese Ziffer zeigt, am
besten, ob das Geschäftsmodell, einmal abgesehen von
Finanzierungskosten und Steuerlasten, tragfähig ist.

- Der Umsatz konnte gegenüber dem Jahr 2007 mehr als verdoppelt
werden.
- EBIT und EBITDA sind um rund 111% angesprungen.
- Der Umsatz im abgelaufenen 4. Quartal 2008 lag mit 138 Mio.
EUR fast auf dem Niveau des Jahresumsatzes von 2007 (166 Mio.
EUR).
- Da die Fördersätze für Solarstrom durch das EEG zum
Jahreswechsel stets gesenkt werden und die Fördersätze zum
Produktionsstart einer Solaranlage für 20 Jahre gelten, wird
der Löwenanteil des Jahresumsatzes stets kurz vor dem
Jahresende erwirtschaftet.

BILANZANALYSE & BEWERTUNG

Börsenwert 317,5 Mio. EUR
Aktienkurs 14 EUR
Gewinn 2008e: 2 EUR
KGV 7
Attraktive Liquiditätsausstattung mit 162 Mio. EUR, also
7,65 EUR je Aktie

AUSBLICK

Auftragseingang lag in Q4/2008 mit 123 Mio. EUR deutlich
unter Q4/2007 (211 Mio. EUR). Vor dem Hintergrund der aktuellen
Wirtschaftslage überrascht dies nicht.

Durch den komfortablen Auftragsbestand von 990 Mio. EUR
ist Centrotherm jedoch auf absehbare Zeit gut ausgelastet. 60%
davon sollen 2009 abgearbeitet werden. Das entspricht für 2009
bereits einer Umsatzsteigerung auf knapp 600 Mio. EUR, sofern
keine Stornierungen stattfinden.

Centrotherm hat eine Prognose für 2009 ausgegeben. Das
haben sich im aktuell angespannten wirtschaftlichen Umfeld nur
die wenigsten Unternehmen getraut, da kaum ein Unternehmen
absehen kann, wann die Wirtschaftskrise enden wird.

Die Prognose von Centrotherm beruht auf dem
Auftragsbestand: Mit einer Umsatzprognose von 500 bis 550 Mio.
EUR sind darin sogar schon etwaige Auftragsstornierungen
enthalten. Denn allein mit dem bestehenden Auftragsbestand
werden, sofern keine Stornierungen erfolgen, 600 Mio. EUR
umgesetzt.

Soweit die Analyse der Experten von Equity Analyst, soweit also
die Fakten.

MEIN FAZIT

Ich weiß noch immer nicht, warum die Aktien von Centrotherm
ausverkauft werden, als wäre das Unternehmen
insolvenzgefährdet. Ich habe weiterhin nur meine Vermutung,
doch diese Vermutung ist nun dadurch gefestigt, da die Experten
von Equity Analyst ebenfalls kein Haar in der Suppe von
Centrotherm gefunden haben: Es handelt sich meiner Ansicht nach
nicht um Probleme von Centrotherm, sondern um einen allgemeinen
Markttrend.

Seit vergangenem September hat Centrotherm 70% an Wert
verloren. Doch auch alle Wettbewerber sowie Unternehmen der
nachgelagerten Solarbranche haben entsprechend verloren: Manz
Automation -80%, Q-Cells -78%, Roth & Rau -69% und Solarworld -
64%. Ich bin nun bestärkt in meiner Ansicht, dass Centrotherm
ein gesundes Unternehmen der Solarbranche ist. Doch nach diesem
Branchenvergleich müssen wir uns mit der Frage
auseinandersetzen, ob die Solarbranche als ganzes verschwindet.

Doch auch diese Befürchtung würde ich als unbegründet
bezeichnen. Die Solarbranche wirtschaftet insbesondere in
Deutschland auf gesetzlich gesicherter Planungsgrundlage (EEG –
Erneuerbares Energien Gesetz). Und für den Absatzmarkt China,
der heute schon über die Hälfte des Umsatzes für Centrotherm
beisteuert, wurden Infrastrukturinvestitionen beschlossen, die
für die Energieversorgung des Landes auch auf Solarenergie
bauen.

In den USA hat Centrotherm kaum Geschäft, doch wenn Obama sein
gestern erneut geäußertes Vorhaben wahr macht, in Solarenergie
zu investieren, wird auch Centrotherm in den USA einen neuen
Absatzmarkt bekommen.

Oder erwarten Sie, dass weltweit plötzlich wieder auf
Kohlekraftwerke und Atomenergie gesetzt wird? Diese beiden
Energieträger werden weiterhin ein Bestandteil des Energiemixes
bleiben, doch die Investitionen in Solarenergie werden anhalten
und der Anteil von Solarenergie wird meiner Einschätzung nach
weiter ansteigen.

Daher ist also nicht mit einem Ende der Solarenergiebranche zu
rechnen.

Warum aber brechen die Solaraktien um 70% ein während der DAX
„nur" um 40% eingebrochen ist? Nun, meiner Ansicht nach liegt
das eher an der Performance der Solaraktien von 2003 bis 2007.
Kurssprünge von bis zu 1.000% waren in der Branche nicht
unüblich. Und je größer die Kursgewinne, desto spekulativer die
Anleger, die diese Aktien halten. Und spekulative Anleger
kümmern sich in der Regel weniger um fundamentale Entwicklungen
als Langfristanleger.

Für spekulative Anleger ist die Kursentwicklung der Grund für
ihre Anlageentscheidung. Und wenn der Kurs fällt, dann wird
verkauft. Und fällt der Kurs weiter, dann wird weiter verkauft.
So wie zuvor die Kursanstiege weitere spekulative Käufer
angezogen haben, so ziehen nun die Kursverluste weitere
Verkäufe nach sich.

Leider ist Centrotherm erst Mitte 2007 an die Börse gegangen,
also zu einem Zeitpunkt, als viele andere Solaraktien schon
1.000% im Plus notierten. Centrotherm hatte damals einen in
meinen Augen der damaligen Marktsituation entsprechenden
Börsenwert angesetzt. Doch im Sinne der Sippenhaft wird
Centrotherm nun genau wie alle anderen Solaraktien ausverkauft.

WO IST DER BODEN?

Ich weiß es nicht. Ich habe den Boden bei Centrotherm schon
häufig ausgerufen. Auch die obige Analyse bestärkt mich in
meiner Einschätzung, dass der „faire" Kurs von Centrotherm eher
beim doppelten heutigen Börsenwert liegt, als beim halben. Doch
solange der Abwärtsstrudel nicht durchbrochen werden kann, geht
es weiter abwärts – ungeachtet der Bewertung.

Die Hälfte des Aktienkurses liegt bereits an Barmitteln auf dem
Konto von Centrotherm. Für das laufende Jahr ist ein
Umsatzwachstum von mindestens 33% bereits eingetütet. Selbst
wenn sich die Kostenquote ungünstig entwickeln sollte, erwarte
ich für 2009 einen Gewinn je Aktie von 2,40 Euro. Rechnet man
die Barmittel aus dem Unternehmenswert heraus, so wird das
Geschäft von Centrotherm mit einem KGV 2009e von 2,6 bewertet.
Das ist nicht günstig, das ist geschenkt.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit Hilfe der heute vorgelegten
ausführlichen Betrachtung von Centrotherm einen Großteil Ihrer
Sorgen ausräumen. Es bleibt in meinen Augen das Risiko, dass
sich die aktuelle Wirtschaftskrise ausweitet, dadurch weite
Bereiche unseres Wirtschaftssystems zum Erliegen kommen und
einher mit Massenarbeitslosigkeit viele Unternehmen schließen
müssen. Davor wäre dann sicher auch Centrotherm nicht gefeit.
Doch das Unternehmen dürfte meiner Einschätzung nach nicht zu
den ersten gehören, die zusammengefaltet werden.


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03. SALZGITTER - DETAILANALYSE
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AUSWERTUNG DER ANALYSE VON EQUITY ANALYST

Salzgitter ist einer der großen Stahlproduzenten Europas und
besonders für seinen hochqualitativen Stahl bekannt. Fast die
Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Salzgitter durch den Handel
mit Stahl, 28% werden durch die Produktion von Stahl und
weitere 18% durch die Produktion von Röhren eingenommen.


2008e 2007 9M/2008 9M/2007
Umsatz (in Mio. EUR) 11.500 10.192 9.639 7.500
EBT* (in Mio. EUR) 1.020 1.312 1.063 1.010
Rohstahlerzeugung(in Tt) 6.980 7.325 5.315 5.495
Preis (Durchschn.) je t. 1.776 1.391 1.813 1.364

Bitte beachten Sie: Das operative Ergebnis (EBT) für 2008 wird
derzeit von den anderen Analysehäusern noch auf 1,45 Mrd. EUR
geschätzt. Salzgitter selbst hatte zuletzt im Dezember 1,2 Mrd.
EUR in Aussicht gestellt. Den Experten von Equity Analyst
zufolge ist jedoch ein weiterer Rückgang des *Vorsteuergewinns
(EBT) auf 1,02 Mrd. EUR zu erwarten, da die angestiegenen
Lagerbestände an Stahl und Metallen zu einem niedrigeren
Rohstoffpreisen bewertet werden müssen. Dies wäre eine sehr
negative Überraschung und dürfte den Kurs nochmals belasten.
Salzgitter hat sein vorläufiges Ergebnis für den 5. März
angekündigt.

MENGENENTWICKLUNG

Umsatzanstieg um 13% gegenüber 2007
Im ersten Halbjahr sank das Absatzvolumen um 1%
Im Q3 betrug der Mengenrückgang 8%
Für Q4 wird mit einem Rückgang von 10% gegenüber dem
Vorjahresquartal gerechnet.

Die Tendenz ist klar negativ. Ein Ende des Abwärtstrends ist
zwar für 2009 vom Management in Aussicht gestellt, erste
Anzeichen dafür sind jedoch noch immer nicht zu sehen.

Im Gegenteil, der Stahlhändler Klöckner & Co. hat kürzlich
berichtet, dass in den nächsten Monaten der eigene Lagerbestand
reduziert werden müsse, bevor wieder Stahl und Metalle in
großen Mengen zugekauft werden können. Mit einem schnellen
Preisanstieg beim Stahl ist daher nicht zu rechnen.

KAPAZITÄTEN

Je nach Auftragslage kann Salzgitter auf zusätzliche
Produktionskapazitäten zugreifen. Die 5,6 Mio. Tonnen
Eigenproduktion (in Salzgitter und Peine) können auf über 7,4
Mio. Tonnen gesteigert werden (durch Krupps-Beteiligung). Es
ist geplant, die Kapazität durch den Ausbau von Peine um 1 Mio.
zu steigern.

PREISENTWICKLUNG

Der durchschnittliche Verkaufspreis ist im Verlauf des Jahres
2008 kontinuierlich angestiegen, bis zur Jahresmitte wurden
Höchstpreise erzielt. Im Q3 betrug der Durchschnittspreis 1.900
EUR je t, im Vorjahr waren es lediglich 1.450 EUR je t.


Erwartung für Q4 2009 worst case 2009 (präferiertes Sz.)
Absatz: 1.580 Tt 6.300 Tt (yoy:-10%) 6.650 Tt (yoy: -5%)
Umsatz: EUR 1,86 Mrd. EUR 8,763 Mrd. EUR 9,2 Mrd.
EBT: EUR 12 Mio.

Es werden die Szenarien durchgerechnet, die für das laufende
Jahr 2009 zutreffen könnten: Die Absatzmenge könnte um
lediglich 5% zurückgehen, oder im schlimmsten Fall sogar um
10%. Bei einem gleichzeitig anhaltend niedrigen Stahlpreis
ergeben sich dann die errechneten Umsatzprognosen.

FOLGE

Ende Q3 hielt Salzgitter Stahl und Metalle im Wert von rund 2
Mrd. Euro auf Lager. Dieser Bestand muss vermutlich aufgrund
des Preisrückgangs niedriger bewertet werden. Aus diesem
Umstand sowie durch weiter angestiegene Aufwendungen wie
beispielsweise beim Personalaufwand folgern die Experten von
Equity Analyst, dass am 5. März bei der Vermeldung des
vorläufigen Jahresergebnisses die Markterwartung um rund 200
Mio. Euro verfehlt wird.

Der Abbau dieses Lagerbestandes dürfte nur schleppend
vonstatten gehen, da selbst Großkunden wie Klöckner & Co.
zunächst ihre eigenen Lagerbestände abbauen, bevor sie bei
Produzenten wie Salzgitter einkaufen.

Durch die Rohstoffhausse im vergangenen Jahr sind die
Herstellungskosten im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr
angestiegen. Hohe Preise von Eisenerz, Zink, Energie, etc.
haben die Profitabilität beeinträchtigt. Dadurch dürfte der
Gewinn (EBITDA sowie EBIT) im Jahr 2008 kräftig zurück gekommen
sein. Für 2009 bleiben die hohen Lagerbestände kritisch für die
erzielbaren Preise, auch hier ist also nur mit geringeren
Margen zu rechnen.

BILANZANALYSE UND BEWERTUNG

Aufgrund der zu erwartenden geringeren Gewinnmargen ist die in
Aussicht gestellte Dividende bereits von 3 auf 2 Euro reduziert
worden. Der Börsenwert von 3,2 Mrd. Euro führt zu einem KGV
2008 von nur 4,3. Oder anders ausgedrückt: Bei einem Gewinn je
Aktie von 11,60 Euro im Jahr 2008 beträgt das KGV knapp 4,3.
Jedoch erwarten die Experten von Equity Analyst aufgrund der
angespannten Situation für das laufende Jahr einen
Gewinneinbruch auf 4,50 Euro je Aktie. Das führt zu einem KGV
09e von 11.

Mit 950 Mio. EUR liquide Mittel bzw. 15 Euro je Aktie ist die
Liquiditätsausstattung von Salzgitter hervorragend. Rechnet
man die Barreserven aus dem Börsenwert heraus, so ergibt sich
ein noch niedrigeres KGV (08e= 3, 09e=7,7).

MEIN FAZIT

Die Absatzmenge an Stahl dürfte 2009 rückläufig sein, weil die
Nachfrage insbesondere aus der Automobilbranche und dem
Handelsbereich eingebrochen ist. Auch die Preise dürften
niedrig bleiben, da die Lagerbestände noch hoch sind.

Die weltweit eingeleiteten Konjunkturprogramme werden noch Zeit
benötigen, bis sie eine Nachfrageerhöhung an Stahlprodukten
auslösen. Vor Q3 wird nicht mit einer ansteigenden Nachfrage
gerechnet.

Was ich nun von den Analysten von Equity Analyst an
Informationen erhalten habe lässt mich fürchten, dass die
veröffentlichen Erwartungen anderer Analysten deutlich zu hoch
sind. Es ist also damit zu rechnen, dass am 5.3. zur
Bekanntgabe des vorläufigen Jahresergebnisses enttäuschte
Anleger die Aktien von Salzgitter verkaufen.

Denn weder das Ergebnis, noch der Ausblick wird Anlass zur
Freude geben: Während das laufende Quartal noch sehr schlecht
ausfallen dürfte, ist für Q2 bestenfalls eine Stabilisierung zu
erwarten. Erst frühestens in der zweiten Jahreshälfte könnte
sich die Situation langsam verbessern.

Ich würde daher in den nächsten Tagen unsere Position bei
Salzgitter von 75% auf 50% reduzieren, um dann in Folge des
vorläufigen Ergebnisses wieder nachkaufen zu können. Zu Kursen
über 52 Euro würde ich verkaufen, um 45 Euro würde ich sodann
wieder einsteigen.

Aufgrund der guten Barposition, der flexiblen
Produktionskapazitäten – und dadurch auch Kosten sowie aufgrund
der inzwischen weitgehend bekannten negativen Effekte der
Rezession dürfte der Kurs seinem Boden nah sein.

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04. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müßte Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

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05. AN-/ABMELDUNG
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Heibel-Ticker Ende
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