Heibel-Ticker PLUS 09/19 - Aktienplatzierungen belasten die Börsen, mehr nicht.

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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

4. Jahrgang - Ausgabe 19 (15.05.2009)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: VW-BODEN ODER WAS?
02. SO TICKT DIE BÖRSE: AKTIENPLATZIERUNGEN BELASTEN
03. AUSBLICK: HYPERINFLATION ZUNÄCHST UNWAHRSCHEINLICH
04. TECHAKTIEN MIT CHINA-PHANTASIE
05. LESERFRAGE: STOP LOSS ORDER ABFISCHEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

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01. INFO-KICKER: VW-BODEN ODER WAS?
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Liebe Börsenfreunde,

ja, der neue Chef fordert seinen Tribut, daher heute leider
etwas verspätet die dieswöchige Ausgabe. Ich bitte um
Verständnis für die Verspätung.

Nächste Woche wird der Heibel-Ticker aufgrund des Feiertags
schon am Mittwoch erscheinen.

In der heutigen Ausgabe diskutiere ich die Wahrscheinlichkeit
eines V- gegenüber eines W-Bodens. Dabei ziehe ich natürlich
auch die unzähligen Aktienplatzierungen der vergangenen Woche
in Betracht. Und auch Obamas ungeschickte Reden spielen eine
Rolle bei den Turbulenzen der vergangenen Tage. Doch wenn man
all das zusammen betrachtet, dann werden die Entwicklungen
dieser Woche recht gut verständlich.

Im Ausblick habe ich Ihnen sodann die Gefahr einer Inflation
analysiert, die meiner Ansicht nach wesentlich geringer ist,
als uns derzeit in den Medien vorgespielt wird. Für die
kurzfristige Entwicklung sind ganz andere Faktoren maßgeblich,
diese habe ich Ihnen ebenfalls aufgezeigt.

Einen kleinen Überblick über Technologieunternehmen mit
Engagement in China habe ich Ihnen im vierten Kapitel gegeben.

Die heutige Leserfrage beschäftigt sich mit einem alten, aber
wenig bekannten Problem des Abfischens von Stop Loss Orders.

Bitte beachten Sie heute besonders meine Anmerkungen zu den
Werten in der Beobachtungsliste. Dort hat sich einiges
ereignet.

Ich wünsche eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: AKTIENPLATZIERUNGEN BELASTEN
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Die Diskussion über VW beherrscht das Börsengespräch. Ich meine
hier nicht Volkswagen, deren Aktien ich nicht einmal mit der
Pinzette anfassen würde (genauso wenig wie Porsche), sondern
ich meine hier die Diskussion darüber ob wir einen V-Boden
hatten oder nun einen W-Boden ausbilden.

Sie werden sich sicherlich erinnern wie gnadenlos und rasant
der Ausverkauf im Januar und Februar von 5.000 auf 3.700 Punkte
im DAX vonstatten ging. Und genauso rasant und gnadenlos folgte
nun die Rallye, die den DAX wieder zurück bis auf 4.980 Punkte
führte. Der Chart beschreibt somit ein „V".

Charttechniker halten einen V-Boden jedoch für eine seltene
Ausnahme. Viel häufiger kommen W-Böden vor. Dabei würde der DAX
nun ein zweites Mal einen Ausverkauf bis auf 3.700 Punkte oder
knapp darüber erleiden. Erst dann, so die Puristen unter den
Charttechnikern, sei die Bodenformation ordentlich
abgeschlossen.

Nun lassen sich die Volkswirtschaften der Erde nicht in
Charttechniken pressen und ich halte mich eher an die
realwirtschaftlichen Entwicklungen, um mir meine Meinung zu
bilden. Und da sehe ich schon einige positive Entwicklungen, so
dass ich mir eine Weltuntergangsstimmung wie Ende Februar kaum
ein zweites Mal vorstellen kann.

Dennoch sind die Aktienbörsen in dieser Woche etwas rückläufig
gewesen. Der DAX ist von seinem Hoch Ende letzter Woche um bis
zu 6,5% eingebrochen (von 4.980 am 7.5. auf 4.653 am
vergangenen Mittwoch). Nach zuvor 26% Plus kann ich diesen
Rückfall nur als Korrektürchen bezeichnen.

Doch schauen Sie sich die Wochenentwicklung der wichtigsten
Indizes selbst an:


INDIZES 14.5.09

Dow Jones 8.284 -1,5%
DAX 4.738 -1,4%
Nikkei 9.093 -3,6%
Euro/US-Dollar 1,353 1,0%
Euro/Yen 128,63 -3,4%
10-Jahre-US-Anleihe 4,07% 0,8
Umlaufrendite Dt 3,08% 0,0
Feinunze Gold USD $925,75 1,1%
Fass Crude Öl USD $58,42 -0,9%
Baltic Dry Shipping I 2.432 10,8%


Der japanische Yen hat gegenüber dem Euro um 3,4% zugelegt und
gegenüber dem US-Dollar noch mehr. Der feste Yen schadet der
Exportnation Japan, daher ist der Nikkei um so stärker
eingebrochen.

Der Ölpreis schafft wie erwartet den Sprung über 60 USD/Fass
nicht. Trotzdem steigt der Baltic Dry Index als Barometer des
weltweiten Transportes wieder kräftig an.

Und der Dow Jones hat 1,5% abgegeben. In der Diskussion um den
W-Boden geht man nun von einem erneuten Verfall des Dow Jones
aus. Ich denke jedoch, die Gründe für die schwache Performance
in der abgelaufenen Woche sind recht kurzfristiger Natur:


MEHR AKTIENPLATZIERUNGEN IN EINER WOCHE ALS IM LETZTEN JAHR

Wenn ein Unternehmen mehr Bargeld braucht, hat es verschiedene
Möglichkeiten: Es können Bankkredite aufgenommen werden, es
können auch Kredite bei Privatanlegern aufgenommen werden,
diese erhalten dann Unternehmensanleihen. Allerdings müssen bei
dieser Refinanzierungsart Zinsen gezahlt werden, ungeachtet des
Geschäftserfolgs. Das Unternehmen kann auch Unternehmensteile
verkaufen und so die Barkasse aufbessern, allerdings wird
dadurch Geschäft abgegeben.

Eine dritte Möglichkeit ist es, sich mehr Anteilseigner an Bord
zu holen. Es werden neue Aktien ausgestellt und verkauft. Die
neuen Anteilseigner partizipieren dann am Kursgewinn und in
guten Zeiten erhalten sie eine Dividende, wie alle anderen
Aktionäre auch.

Der Belastungstest der 19 größten US-Banken hat für neun der
Banken ergeben, dass die Eigenkapitaldecke zu gering ist. Die
Banken haben nun sechs Monate Zeit, frisches Kapital zu
generieren.

Der erste Weg, Kredit oder Unternehmensanleihe, ist derzeit
unattraktiv für das Unternehmen, denn Investoren verlangen von
Banken derzeit einen horrenden Risikoaufschlag bei der
Verzinsung ihres Kapital. Nein, der Kreditmarkt ist derzeit für
Banken nicht brauchbar.

Der zweite Weg, der Verkauf von eigenen Geschäftsteilen,
bedeutet natürlich eine Verkleinerung der Bank und welcher
Bankchef wird das freiwillig tun? Folgt doch die Rangordnung
der Banker strikt der Bilanzsumme ihres Unternehmens. Lediglich
völlig irrwitzige Abenteuer würde man in dieser Phase nun
verkaufen, wie beispielsweise das China-Engagement der Bank of
America.

Also bleibt der dritte Markt, es werden neue Anteilseigner
gesucht. Die alten Anteilseigner sind damit zwar nicht
glücklich, denn der Gewinn, der bislang auf ihre Schultern
verteilt wurde, muss künftig zusätzlich mit den neuen
Anteilseignern geteilt werden. Doch mit dem Rücken an der Wand
bleibt kaum eine andere Alternative.

So haben in der abgelaufenen Woche die folgenden Banken neue
Aktien platziert bzw. entsprechendes angekündigt:

Wells Fargo
Morgan Stanley
Fifth Third Bancorp
PNC Financial
BB&T Corp.
Huntington Bancshares

Bank of America und Citigroup lassen sich noch etwas Zeit, aber
ich gehe davon aus, dass auch dort Aktienplatzierungen
vorgenommen werden.

Aktienplatzierungen werden in der Regel direkt an
Großinvestoren verkauft. Man sucht sich vorzugsweise
langfristig orientierte Fonds, bei denen nicht zu befürchten
ist, dass sie die Aktien in wenigen Wochen schon wieder
abstoßen.

Diese Fonds sind derzeit aber auch diejenigen Käufer an der
Börse, die für steigende Kurse sorgen. Wenn also ein
Fondsmanager gerade die Entscheidung getroffen hat, das
Engagement in Morgan Stanley um 50 Mio. USD hoch zu fahren und
diese Aktien über die Börse kaufen möchte, dann wird er sich
über den Anruf seines Brokers freuen, der ihm Aktien für diese
Summe zu einem Festpreis knapp unter dem aktuellen Börsenkurs
anbietet.

Der Fondsmanager braucht somit nicht zu fürchten, in steigende
Kurse hinein kaufen zu müssen. Außerdem werden die Gebühren
deutlich geringer ausfallen. An der Börse jedoch fällt dieser
Fondsmanager in den nächsten Tagen als Käufer weg.

Die Summen also, die jetzt noch im Bankensektor investiert
werden sollen, können über die Aktienplatzierungen recht
komfortabel an entsprechende Aktienpakete gelangen. Damit
vermindert sich der Kaufdruck auf die Aktien und der
Aufwärtstrend erhält erst einmal eine Verschnaufpause, wie wir
sie in diesen Tagen sehen.

Aber die Börse besteht ja nicht nur aus Bankaktien, werden Sie
zu recht einwenden. Tatsächlich sind in den vergangenen Tagen
auch eine ganze Reihe weiterer Aktienplatzierungen gemeldet und
durchgeführt worden. Nach den 26% Plus in den vergangenen neun
Wochen gibt es auch in den anderen Branchen Unternehmen, die
jetzt wieder ihre Aktien nutzen, um an frisches Kapital zu
kommen.

Ford (F) hat Aktien im Wert von 1,6 Mrd. USD ausgegeben, um mit
den eingenommenen Barmitteln seine Krankenversicherungszusagen
für seine Pensionäre zu finanzieren. Nein, ich würde weder in
Ford, noch in GM oder Chrysler investieren.

Nordic American Tanker (NAT) beispielsweise sammelt 128 Mio.
USD mit einer Aktienplatzierung ein um neue Tankschiffe zu
kaufen.

Dry Ships hat Aktien im Wert von 475 Mio. USD am Markt
platziert. Im Unterschied zu Nordic American Tanker, die mit
den neuen Barmitteln expandieren wollen, handelt es sich bei
Dry Ships schon um die dritte Aktienplatzierung seit
vergangenem November. Dry Ships ist hoffnungslos überschuldet
und von der Wirtschaftskrise überrascht worden und sucht
händeringend nach Barmitteln. Nordic American Tanker hat keine
Schulden und kann das frische Kapital zum Expandieren
einsetzen.

Der Chemieriese Dow Chemical (DOW) hat angekündigt, Aktien im
Wert von 2 Mrd. USD zu platzieren.

MGM Mirage (MGM), Hotelkette aus Las Vegas, hat Aktien im Wert
von 1 Mrd. USD platziert.

US-Steel (X) hat vor 10 Tagen 1,5 Mrd. USD aus einer
Aktienplatzierung bzw. einem Wandelangebot eingenommen.

...das sind die Aktienplatzierungen, die mir in den vergangenen
Tagen ins Auge gesprungen sind. Sie müssen sich vorstellen,
dass diese Aktienplatzierungen ein zusätzliches Angebot an
Aktien darstellen, das von Käufern aufgesogen werden muss.
Zusätzlich zu den Transaktionen, die ohnehin täglich an den
Börsen geschehen und die Kurse definieren.

Und wenn ich mir dieses zusätzliche Angebot von Aktien anschaue
dann muss ich sagen: Minus 6,5% beim DAX? Minus 5,5% im DOW
Jones? Niedlich! Wenn das mal alles ist.

Vor diesem Hintergrund werden Sie auch die bullische Stimmung
unter Analysten und Privatanlegern verstehen, obwohl die Kurse
absacken:



SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
24.-30. Apr (126): 62% / 38%
01.-05. Mai (165): 62% / 38%
08.-15. Mai (216): 62% / 38%

ANALYSTEN KAUF
Deutsche Börse, Telefonica, Renault

ANALYSTEN VERKAUF
Douglas, EADS, MLP


PRIVATANLEGER:
Aktuell 60,2% Bullen (-3%, 83 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 4.854

PRIVATANLEGER KAUF
Fannie Mae, Freenet

PRIVATANLEGER VERKAUF
General Motors, Commerzbank

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Es wird ja gekauft, was das Zeug hält, aber das Angebot
aufgrund obiger Aktienplatzierungen ist eben unnatürlich groß,
so dass die Kurse eben doch etwas abgesackt sind.


OBAMA SOLL ARBEITEN, NICHT QUATSCHEN

Ich fürchte Präsident Obamas Reden immer mehr. Ja, ich stehe
voll hinter ihm und ich finde es gut, dass er den aus den Fugen
geratenen Finanzkapitalismus etwas zurecht stutzt. Doch er
sollte handeln und nicht reden.

Es sollte nicht der US-Präsident sein, der den CEO von General
Motors nach Hause schickt. So etwas kann ein US-Präsident
hervorragend delegieren. Es ist nicht seine Aufgabe, für
Personalentscheidungen in der freien Wirtschaft einzutreten.
Aber in der Presse wurde unmissverständlich wiedergegeben, dass
Rick Wagoner gehen musste, weil Präsident Obama ihn nicht mehr
wollte.

Somit muss Obama nun für den Nachfolger, Henderson, gerade
stehen und der legt sich gerade mit der Deutschen Regierung an.
Bei dem Versuch, Opel zu retten, schießt Henderson gegen die
Vorschläge der Bundesregierung. Ich hoffe, dass dies nicht auf
Obama zurückfällt.

Ungeachtet dessen frage ich mich, ob wir in Deutschland eine
Automarke Opel wirklich brauchen. Für künftige Autos werden nun
wirkliche Innovationen gefragt sein und da ist Opel nicht
bekannt für. Vielleicht würde es den verbleibenden Marken
helfen, mehr zu investieren, wenn sie sich den Marktanteil von
Opel aufteilen können.


Eine weitere Entscheidung, die direkt von Präsident Obama ins
Volk gegeben wurde, ist die der begrenzten Managementvergütung
bei Banken. Er hat gefordert, die Managementgehälter bei Banken
grundsätzlich festzulegen und zu begrenzen. Damit ist er
deutlich über das Ziel hinaus geschossen, denn es ist ja schon
seit Monaten durchgesetzt, dass diejenigen Banken, die
staatliche Hilfen in Anspruch genommen haben, keine Boni und
keine exorbitanten Gehälter mehr auszahlen dürfen. Warum nun
alle anderen Banken, also auch die gesunden und guten, mit
einbeziehen?

Und warum muss er so etwas entscheiden? Dafür gibt es die
Börsenaufsicht SEC, die auch in diese Bereiche hinein funken
kann. Er könnte der SEC seine Vorstellungen als Auflage
übermitteln und deren Umsetzung dann der SEC überlassen, die
ist ohnehin viel näher am Thema dran.

Denn Obama vermischt gute Ansätze mit teilweise unsinnigen
Handlungsanweisungen. Sein guter Ansatz ist, dass man
Managementgehälter dahingehend umstrukturieren soll, dass nicht
mehr der kurzfristige Erfolg des Unternehmens maßgeblich ist,
sondern der langfristige Erfolg. Unsinnig ist jedoch in meinen
Augen die Vorgabe von Höchstgrenzen für die gesamte Branche.

Aber gut, wenn ich Obama hier an dieser Stelle auf fachlicher
Ebene auch kritisieren mag, so ist seine Vorgehensweise doch
sehr sympathisch: Er ist nun einmal Präsident und die Menschen
wollen auch einmal seine Meinung hören. Er muss nur aufpassen,
dass es ihm nicht negativ ausgelegt wird, wenn seine Meinung am
Ende nicht umgesetzt wird.


Ganz ähnlich sehe ich seinen Vorstoß im Gesundheitssystem:
Obama sprach sich für eine Strafsteuer für Unternehmen aus, die
ihren Arbeitnehmern keine Krankenversicherung anbieten. Um das
zu verstehen, müssen Sie wissen, dass es in den USA
grundsätzlich ein anderes Gesundheitssystem gibt als bei uns.
Viele Amerikaner haben keine Krankenversicherung und sind im
Falle eines Falles mittellos. Wenn sie in ein Krankenhaus
eingeliefert werden, müssen sie zunächst nachweisen, dass sie
zahlen können, bevor ein Arzt sich um sie kümmert.

Das muss natürlich verbessert werden. Doch wie die Verbesserung
aussehen wird, dass sollte Obama eben erst einmal den
entsprechenden Ausschüssen überlassen. Mit seinen vorschnellen
Aussagen verunsichert er die gesamte Gesundheitsbranche.


FAZIT

Techniker reden von dem W-Boden, eine große Zahl von
Aktienplatzierungen wurde vorgenommen und Obama verunsichert
durch vorschnelle Aussagen. In dieser Woche sind die Indizes
nur um 1,5% zurück gegangen. In meinen Augen ist das ein
ziemlich großes Zeichen von Stärke, oder?

Oder habe ich etwas übersehen? In der nächsten Woche gibt es am
Montag und Dienstag zwei Veröffentlichungen, denen ich sehr
große Bedeutung beimesse. Nun, mehr dazu im nächsten Kapitel.

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03. AUSBLICK: HYPERINFLATION ZUNÄCHST UNWAHRSCHEINLICH
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Nein, ich habe nichts übersehen, aber ich muss es doch manchmal
für die nicht zahlenden Leser etwas spannend machen :-)

Dennoch wird die Luft langsam dünn: Von 3.700 bis 4.300 ist der
DAX angestiegen einfach weil die Gefahr eines Zusammenbruchs
des weltweiten Finanzsystems mit anschließender
Weltwirtschaftskrise gebannt wurde. Von 4.300 bis 4.900 ist der
DAX angestiegen, weil die Hoffnung aufkam, dass wir in diesen
Tagen das Schlimmste der Rezession bereits gesehen haben.

Und tatsächlich sind die Arbeitsmarktdaten als auch die
Konjunkturdaten in diesen Tagen verheerend. Die Schlagzeilen
dieser Woche in Deutschland können kaum mehr dramatischer
werden: Das Bruttosozialprodukt werde im laufenden Jahr um 6,8%
einbrechen, das schlechteste Jahr der Nachkriegszeit.

Jetzt warten wir auf positive Meldungen. Jetzt brauchen wir die
ersten Anzeichen für eine Verbesserung in der Wirtschaft. Es
wird nicht lange dauern, da muss die Bundesregierung hier in
Deutschland genau wie Obama in den USA mit Lösungsvorschlägen
kommen, wie die eingegangenen Schulden der Finanzkrise
finanziert werden sollen. Und das heißt in der Regel:
Steuererhöhung. Wenn diese Diskussion aufkommt bevor die
Wirtschaft ordentlich angesprungen ist, dann kann es noch mal
gefährlich werden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein solcher Gedankengang,
wenn ich ihn hier formuliere, bald schon durch die Massenmedien
geistert. Dabei weiß ich nicht, ob ich der Auslöser bin oder
einfach nur der erste, der das Offensichtliche beschreibt.
Zumindest aber wissen Sie jetzt, mit welchen Argumenten in den
nächsten Tagen negative Stimmung erzeugt werden kann. Und das
kann durchaus dazu führen, dass das Korrektürchen sich noch
etwas ausweitet.

Daher erinnere ich an die untere Marke meiner in Aussicht
gestellten Handelsspanne für den DAX bei 4.500 Punkten. Bei
einer Korrektur bis zu dieser Marke würde ich mir keine Sorgen
machen, sondern kräftig nachkaufen.


HYPERINFLATION IN NAHER ZUKUNFT UNWAHRSCHEINLICH

Ich möchte hier auf ein beliebtes Thema eingehen: Die Gefahr
einer Hyperinflation. Wenn wir uns anschauen, wie viel Geld
derzeit gedruckt und ohne Gegenwert in Umlauf gebracht wird,
dann ist es leicht zu argumentieren, dass wir am Beginn einer
inflationären Phase stehen, die sicherlich in einer
Hyperinflation enden wird, damit sich unsere Regierungen
entschulden können. So die kurz gefasste Argumentation, die Sie
in allen Medien finden.

Dabei wird jedoch ein wichtiger Punkt übersehen: Wenn wir uns
die Hyperinflation von 1923 anschauen, dann stellen wir fest,
dass damals die „Wilden Zwanziger" in vollem Gange waren. Es
herrschte Vollbeschäftigung, die Produktionsanlagen liefen
unter Volldampf (damals im wahrsten Sinne des Wortes).
Rohstoffpreise notierten auf Rekordniveau und die Bürger
kauften Waren lieber heute als morgen, weil sie Angst haben
mussten, morgen mehr dafür zahlen zu müssen. Dies galt auch für
Immobilien, von denen es damals nicht genug gab.

Heute sieht die Situation jedoch ganz anders aus: Von
Vollbeschäftigung kann keine Rede sein. Wir haben eine hohe
Arbeitslosigkeit, meiner Ansicht nach wird sie in den nächsten
Monaten noch sehr kräftig ansteigen. Immobilien, einmal
abgesehen von den 1A Lagen, bekommen Sie heute nachgeschmissen
und der Absatz von Autos ist um 30% zurück gegangen.

Sollte die Nachfrage nach Autos und Immobilien plötzlich
ansteigen, dann gibt es noch jede Menge Produktionskapazitäten,
um die Nachfrage zum bestehenden Preis zu befriedigen.

Darüber hinaus sind die Rohstoffpreise heute eher 50-70% unter
ihren jüngsten Höchstpreisen. Und auch in den meisten anderen
Branchen ist die Produktionskapazität derzeit nur mit ca. 70%
ausgelastet, erst ab 85% spricht man von einer Überhitzung.

Der Weg in eine Hyperinflation ist also noch weit. Ich würde
sagen, in den nächsten zwei Jahren müssen wir uns keine Sorgen
darüber machen. Wenn die Wirtschaft Fahrt aufnimmt, dann müssen
erst einmal diese Überhänge abgearbeitet werden, bevor die
Preise zu steigen beginnen können.

Dabei sollten wir auch nicht übersehen, dass die staatlichen
Hilfsprogramme nicht zusätzlich in den Markt gegeben, sondern
in ein Vakuum gegossen wurden, das aus dem Zusammenschmelzen
der Finanzmärkte entstanden war. Dort sind Billionen-Beträge
vernichtet worden, die durch die Staatshilfen nur zum Teil
ausgeglichen wurden.


Dennoch will ich eine Inflation in weiterer Zukunft, also in
vier oder mehr Jahren, nicht ausschließen. Immerhin sind die
Argumente für eine Inflation nicht so einfach von der Hand zu
weisen:

Das Vertrauen der Menschen in das Finanzsystem hat Schaden
genommen. So blind wie in den vergangenen Jahren werden die
Menschen nicht mehr in Finanzderivate investieren und damit
werden Rohstoffe, also echte Werte, weiter an Wert zulegen.

Die Schuldenlast der Regierungen ist stark angestiegen und muß
irgendwie finanziert werden, vermutlich durch Steuererhöhungen.
Um den Bürger jedoch nicht verarmen zu lassen, muss dann
weiterhin ausreichend Geld in Umlauf gebracht werden, es ist
also nur schwer möglich, die Liquidität nach einer
angesprungenen Wirtschaft wieder aus dem System zu ziehen.

Derzeit ist das Preisniveau für unzählige Waren nur deshalb so
günstig, weil China günstig produziert. Es ist aber nur eine
Frage der Zeit bis diese Preise ebenfalls steigen, denn zum
einen wird auch China bald schon Sozialsystem,
Gesundheitsversorgung und ähnliches aufbessern und damit die
Lohnkosten anheben müssen. Zum anderen produziert China zur
Zeit wie ein Schwein, Rücksicht auf den CO2-Ausstoß wird in
China derzeit überhaupt nicht genommen.

Nobelpreisträger Paul Krugman hat diese Woche von seiner China-
Reise berichtet. Seine Ausführungen sind sehr einleuchtend und
passen in meine Erwartung, die ich im Folgenden mit einfließen
lassen werde:

China baut Kohlekraftwerke ohne Ende und plant auch weiter den
Bau von vorwiegend Kohlekraftwerken. Grund: Es ist die
günstigste Möglichkeit, Strom zu produzieren.

China hat heute ein Bruttosozialprodukt das halb so groß ist
wie das der USA, stößt aber bereits mehr CO2 aus als die USA –
und die USA waren bislang die CO2-Schweine der Welt. Bei den
Wachstumsraten Chinas ist es nur eine Frage der Zeit, bis der
CO2-Ausstoß eine Größenordnung erreicht, die nicht mehr
tragfähig ist.

So viel wie China täglich mehr an CO2 produziert, können wir
hier in Europa gar nicht einsparen. Die Diskussion um
Umweltzertifikate, die seit Jahrzehnten an den USA wirkungslos
abprallt, könnte nun bald in eine neue Runde gehen: Obama ist
wesentlich offener für dieses Thema.

In den USA heißt das Thema „Cap and Trade" – „Begrenze und
handel". Damit wird also kurz beschrieben, dass der CO2-Ausstoß
auf einem bestimmten Niveau festgeschrieben wird und nach einem
bestimmten Schlüssel auf die verschiedenen Länder verteilt
wird. Wer dann mehr produzieren möchte, der muss sich
zusätzliche CO2-Rechte von denen, die weniger produzieren als
sie dürfen, zukaufen.

Dieser Handel von CO2-Zertifikaten ist allgemein hin akzeptiert
und wird in Europa auch schon betrieben. Das Problem besteht
jedoch bei der ursprünglichen Zuteilung der CO2-
Emissionsrechte. China sagt mit Recht, warum sollen wir uns an
dem heute produzierten CO2-Ausstoß festlegen, während die
Industrieländer vor 100 Jahren keine solchen Beschränkungen in
Kauf nehmen mussten. Damals konnte ohne Rücksicht auf die
Umwelt Kohle verfeuert werden, was letztlich zum Wohlstand der
Industrienationen führte.

Die USA als größter Ölverbrenner haben sich bislang ebenfalls
geweigert, an dem System teilzunehmen, weil sie in ihrem großen
Land eben noch keinerlei Probleme mit CO2-verpesteter Luft
hatten. Doch wie gesagt, mit Obama hat sich diese Ignoranz
geändert, die USA werden meiner Erwartung nach früher oder
später dem Zertifikatehandel beitreten.

Der Zeitpunkt dürfte so gewählt werden, hoffe ich, dass eben
die Wirtschaft bis dahin bereits ausreichend Fahrt aufgenommen
hat, um die zusätzliche Belastung der CO2-Kosten tragen zu
können.

Wenn dann der vorletzte Gegner der CO2-Zertifikate einlenkt,
dann wird der internationale Druck auf China so groß, dass auch
dort schnell eine Lösung her muss. Andernfalls würden
Strafzölle für chinesische Produkte oder ähnliches eben einen
entsprechenden Druck erzeugen.

Ich glaube also, dass die Zeit der Solarbranche erst noch
kommen wird. Centrotherm ist daher nicht umsonst in meinem
langfristigen Portfolio.

Auf der anderen Seite wird dieser Prozess die Produktionskosten
Chinas sehr schnell weiter anheben und die Zeiten der billigen
China-Produkte werden enden.

Das sind die Entwicklungen, die ich im Auge behalten werde, um
Inflationsgefahren zu beurteilen. Der Mensch ist kreativ und
Gefahren, die frühzeitig erkannt werden, können häufig
vermieden werden. So will ich mich heute noch nicht festlegen,
ob eine Inflation unvermeidbar ist, oder aber ob es gelingen
wird, den Übergang zu einer sauberen Wirtschaft reibungslos zu
gestalten.

Für die nächsten zwei Jahren ist die Gefahr einer Inflation in
meinen Augen nicht gegeben. Anschließend werden wir
weitersehen.

NÄCHSTE WOCHE

Nächsten Montag wird das Bauunternehmen Lowes seine
Quartalszahlen vorlegen, am Dienstag Home Depot. Beide
Ergebnisse werden verheerend sein, wichtig ist es jedoch,
darauf zu achten, ob die CEOs davon sprechen, dass Besserung
auf dem Immobilienmarkt in Sicht ist. Ich erwarte entsprechende
Aussagen, das dürfte dann für neuen Zündstoff an den Börsen
sorgen (im positiven Sinne).

Da kommt es uns entgegen, dass die nächste Ausgabe des Heibel-
Tickers bereits am Mittwoch erscheinen wird, ich werde darin
darauf eingehen.

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04. TECHAKTIEN MIT CHINA-PHANTASIE
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Ich werde immer wieder auf das Thema China angesprochen. Wie
Sie wissen, halte ich nichts von Direktinvestments in
chinesische Unternehmen. Vielmehr versuche ich immer wieder
westliche Unternehmen aufzuzeigen, die besonders gut auf dem
chinesischen Markt vertreten sind. Hier nochmals eine kleine
Auswahl an Technologieunternehmen, die an der US-Börse
gehandelt werden:

Taiwan Semi (TSM) produziert Halbleiterchips für so ziemlich
alle Kleinstgeräte. In China steigt die Handy-Dichte schneller
als die Aktienbörse und so konnte Taiwan Semi in den
vergangenen Wochen die Lagerbestände abbauen, es wird ein gutes
Geschäftsjahr erwartet. Für Taiwan Semi ist die Krise beendet.

Apple (AAPL) hat die Einführung des iPhones in China
angekündigt. Der Wohlstand in China steigt stetig und auch die
Liebe zur Technik wächst. Ich erwarte einen großen Markt für
Apple in China.

Für den Ausbau des Mobilfunknetzes ist Starent (STAR)
verantwortlich, ein Unternehmen aus Massachusetts. Genau so
baut auch Frontier (FTR) an den künftigen, multimediafähigen
Mobilfunknetzen und auch Tekelecs (TKLC).

Aber wenn es um den Ausbau des Kommunikationsnetzes geht, dann
dürfen wir Cisco (CSCO) und Ciena (CIEN) nicht vergessen, die
als Weltmarktführer in ihren jeweiligen Bereichen sicherlich
ein großes Stück des Kuchens abbekommen werden.

Ob Yahoo! (YHOO) und Google (GOOG) den chinesischen Markt für
sich werden nutzen können, ist fraglich, aber deren Aktienkurs
ist inzwischen so ausgebombt, dass auch ein Anziehen des
normalen Werbegeschäfts zu kräftigen Kursanstiegen führen
sollte. Telco ist schon immer ein ordentlicher Werbekunde
gewesen und Yahoo! und Google dürften indirekt von der
verbesserten geschäftlichen Situation bei diesen Unternehmen
profitieren.

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05. LESERFRAGE: STOP LOSS ORDER ABFISCHEN
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

vielen Dank für die zahlreichen ermutigenden Einschätzungen der
momentanen Lage. Ohne Ihren Börsenbrief hätte ich schon
wiederholt teil- oder totalverkauft - mit erheblichen Verlust.
Zur Absicherung meines Depots habe ich natürlich den Abschnitt
Rüstzeug gelesen. Trotzdem bringen mich folgende
"Erscheinungen" dazu, Sie um Rat zu fragen:

Immer wieder beobachte ich nadelartige Kursabfälle (z.B. WKN
A0BVU9 (Phoenix Solar - Anfang März), die tief z.T. bis 20%
unter Normalwert reichen. Diese Nadeln sind meist von kurzer
Dauer (wenigen Minuten oder wenige Stunden). Können Sie mir mit
Ihrem Verständnis des Kursverhaltens erklären, wie solche
Einbrüche zustande kommen und wie man damit am günstigsten
umgeht? Handelt es sich um eine aggressive Strategie - nach dem
Motto Stop Losses (SL) auslösen und parallel "abfischen" gehen.
Wie setzt man z.B. seine SL am günstigsten? Gibt es eine
bewährte Faustregel o.ä., denn gerade bei diesen "Nadeln" kann
es passieren, dass man kurz mal 10-20% unter "Wert" verkauft,
was natürlich Ewigkeiten dauern kann bis man die wieder
reinbekommt.

In obigen Fall war ich glücklicherweise online und habe das SL
deaktiviert und kräftig nachgekauft (mit Schweißperlen auf der
Stirn).

Für Ihren fachmännischen Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Viele Grüße aus Unterhaching, Rainer


ANTWORT:

Besten Dank für Ihr Lob.

Ja, da sind die Schweißperlen durchaus berechtigt, denn man
weiß in einer solchen Situation erst hinterher, ob der schnelle
Ausverkauf eben durch einen technischen Trick oder aber
aufgrund einer tatsächlich erfolgten Katastrophe erfolgte.
Meist hat man kaum die Zeit, ordentlich nach dem Grund eines
solchen Ausverkaufs zu recherchieren, da ist der Zauber auch
schon wieder vorbei.

Sie haben Recht: Ich habe es schon des öfteren beobachtet, dass
durch solche technischen Reaktionen Stop Loss Aufträge
abgefischt werden. Es ist leicht für einen großen Anleger,
beispielsweise den Heibel-Ticker zu lesen und darin eine
entsprechende Stop Loss Marke vorzufinden. Dieser große Anleger
weiß nun also, dass die Kunden des Heibel-Tickers einen Stop
Loss Auftrag bei x Euro im System stehen haben.

Durch einen schnellen Verkauf einiger Aktien wird dann der Kurs
unter das Stop Loss Limit geprügelt, dort stehen dann plötzlich
jede Menge Aktien zum Verkauf und der große Anleger kann seine
Position günstig aufstocken.

Natürlich ist der Heibel-Ticker viel zu klein, um solch ein
Verhalten zu initiieren. Man nimmt vielmehr die weithin
bekannten technischen Marken, die von vielen Anlegern genutzt
werden, ihre Positionen abzusichern, ohne dass diese Anleger
sich untereinander absprechen. Dennoch kann man davon ausgehen,
dass eben bei bestimmten technischen Marken recht große
Ordervolumen durch das Ziehen der Stop Loss Marke ausgelöst
werden.

Ob das fair ist? Nein. Ob es legal ist? Hmmm, ich kenne kein
Gesetz, das dieses Verhalten verbietet.

Sie können der Gefahr, ungewollt abgefischt zu werden,
entgehen, indem Sie Ihre Stop Loss Marken lediglich in einem
Musterdepot verwalten und nur auf Tagesschlusskursbasis
berücksichtigen. Wer untertägig handelt, der sollte ohnehin
stets vor dem Bildschirm sitzen, für den gelten dann andere
Stop Loss Marken.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 14.5. Änd.Woche Empf.
LANGFRISTIG
Total S.A. 850727 31.8.07 40,42 € -27% -2% TV
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 24,48 € -33% 0% H
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 2.155,00 € 39% 0% H
Uran. PartizipatA0EQYX 12.11.07 5,00 € -38% 2% H
Centrotherm A0JMMN 2.7.08 33,81 € -41% -1% H
Apple 865985 24.4.09 89,90 € -4% -6% K

TOTAL S.A.
TEILVERKÄUFE VORNEHMEN
Wie angekündigt haben wir bei 41 Euro Teilverkäufe vorgenommen.
Das Quartalsergebnis von Total war im Rahmen der Erwartungen:
Das Ergebnis fiel um 46%, der Umsatz um 32% im Vergleich zum
Vorjahr, als der Ölpreis über 100 USD/Fass notierte.

Ich habe keine sonderliche Auswirkung des Quartalsergebnisses
auf den Kurs beobachtet, vielmehr war die Aktie in Folge des
steigenden Ölpreises in den vergangenen Wochen ebenfalls
angestiegen. Bei 60 USD/Fass scheint mit dem Ölpreisanstieg
erst einmal ein Zwischenziel erreicht zu sein, und so erwarte
ich nun eine entsprechende Konsolidierung des Kursanstiegs bei
Total.


SPEKULATIV
SGL Carbon 723530 20.5.08 20,98 € -50% -8% H
Salzgitter 620200 15.5.08 51,91 € -46% -13% H
ETFS Öl A0KRJX 23.1.09 16,82 € -5% -2% TV
Aurelius A0JK2A 19.3.09 7,95 € 9% -10% H
Berkshire Hathaw900567 9.4.09 2.140,00 € -3% -8% K
Celgene 881244 3.5.09 29,71 € -1% -4% K
Freenet A0EAMM 11.5.09 5,11 € -1% -1% K


SGL CARBON
QUARTALSERGEBNIS BESSER ALS ERWARTET, GEWINNMITNAHMEN
Wir haben vor vier Wochen bereits zu Kursen über 23 Euro zu
Gewinnmitnahmen geraten. Nach 50% Kursgewinn ist das nur
verständlich. Und es wundert mich daher auch nicht, dass nach
der Veröffentlichung des Quartalsergebnisses einige Analysten
von enttäuschenden Zahlen sprechen, gibt es doch tatsächlich
noch immer reichlich Absatzprobleme für SGL Carbon. Aber das
ist meines Erachtens im aktuellen Kursniveau enthalten.

Die Bandbreite der Analystenschätzungen für das Kursziel der
SGL Carbon Aktie reicht von 13 bis 32 Euro. Für jedes Kursziel
gibt es intelligent klingende Begründungen. So führen die
Pessimisten an, dass es unternehmensseitig keine Visibilität
und damit keine Prognose für das laufende Jahr gibt. Der Umsatz
ist rückläufig, die Gewinne haben sich halbiert. Und Besserung
sei, so die Pessimisten, nicht in Sicht.

Die Optimisten hingegen haben beobachtet, dass das Ergebnis
zwar rückläufig, aber dennoch wesentlich besser als erwartet
ist. Während Umsätze mit der Stahlbranche eingebrochen sind,
gibt es positive Entwicklungen mit der Solarbranche sowie auf
dem Aluminiummarkt.

Ich zähle mich nach wie vor zu den Optimisten: Carbonfasern
werden schon bald wieder stark gefragt werden und sei es, um
den Ölverbrauch durch leichte, stabile Materialien zu
reduzieren. Das Öl flirtet schon wieder mit 60 USD/Fass und da
rücken die Energiesparmaßnahmen wieder stärker in den Fokus von
Politik und Konsumenten. Darüber hinaus ist die
Automobilindustrie in diesen Tagen nach der Insolvenz von
Chrysler und kurz vor der Insolvenz von General Motors am
Boden. Hier sehe ich eine anziehende Nachfrage, sobald die
beiden Unternehmen, in welcher Form auch immer, wieder ihre
Fabriken aufschließen.

Ich bleibe bei meinem berechneten Kursziel von 30 Euro bis Ende
dieses Jahres.


SALZGITTER
WEITERHIN NEGATIVE PRESSE, NACHKAUFEN UNTER 49 EUR
Es ist kaum zu glauben, so mies wird Salzgitter in der Presse
gemacht. Dabei scheint der Konjunkturpessimismus in meinen
Augen übertrieben negativ auf Salzgitter übertragen zu werden.
Denn anders als Arcelor Mittal und vielen anderen
Stahlkonzernen hat sich Salzgitter in den Boomjahren 2006 und
2007 nicht dazu verleiten lassen, die Produktionskapazitäten
teuer auszuweiten, sondern produzierte mit den vorhandenen
Kapazitäten und Sonderschichten. Daher trifft die
Konjunkturflaute Salzgitter wesentlich schwächer als die
anderen Stahlkonzerne, darüber hinaus ist die Bilanz
(Eigenkapitalausstattung) aufgrund der ausgebliebenen
Erweiterungsinvestitionen wesentlich gesünder als die der
Wettbewerber.

All das wird in den Studien zu Salzgitter immer wieder betont,
doch im Fazit wird die Aktie dann abgewertet aufgrund der
schlechten Branchensituation. Ich kenne das Problem dieser
Analysten: Sie schreiben eine positive Analyse zu einem
Unternehmen in einem schwachen Marktumfeld. Dann müssen sie die
Analyse ihrem Chef vorlegen und dieser hält sie für bekloppt,
in diesem Marktumfeld eine Salzgitter-Aktie zu empfehlen. Das
Fazit müsse der allgemeinen Marktsituation gerecht werden, und
da gebe es keine Katalysatoren, die eine Empfehlung
rechtfertigen würden.

Also muss das Fazit etwas abgemildert werden. So, wie von
meiner detaillierten Analyse zu den Vorgängen am Markt, die ich
Anfang März für eine andere Publikation schrieb, das bullische
Fazit einfach herausgestrichen wurde. Mir wurde mitgeteilt,
dass sich meine Einschätzung nicht mit der Einschätzung der
Redaktion decke und daher nicht veröffentlicht werden könne. Es
kommt mir bei Salzgitter ganz ähnlich vor.

Mit der Ostseepipeline, für deren Bau Salzgitter die
Stahlröhren liefert, wird kräftig produziert, die Nachfrage ist
konstant. Die Automobilindustrie ist eingebrochen, aber das
führt erfahrungsgemäß schon bald zu kräftigem Nachholbedarf bei
der Produktion von neuen Autos. Jetzt wo Chrysler insolvent und
GM kurz davor ist, wird eine Lösung für die Automobilbranche
bald in Sicht kommen und das wird dann den Stahlmarkt aus der
Versenkung holen. Davon abgesehen ist China schon wieder einige
Monate voraus, die Nachfrage seitens chinesischen Unternehmen
nach Stahl zieht schon wieder an. Sichtbar ist dies an der
Reduzierung der Lagerbestände des Stahls.

Also: Ich denke, dass die Konsolidierung des Kursanstiegs, die
wir in diesen Tagen sehen, bei spätestens 47 Euro zu Ende ist.
Daher würde ich zu Kursen unter 47 Euro nachkaufen.


AURELIUS
RÜCKKAUFANGEBOT ENDETE GESTERN - KLARSTELLUNG
Es gab einige Leser, die mich fragten, ob sie von dem
Rückkaufangebot Gebrauch machen sollten. Da scheint ein
grundsätzliches Verständnisproblem zu existieren: Der Kurs war
über 8 Euro geklettert und parallel bot Aurelius bis gestern
Mittag an, Aktien zu 7 Euro zurückzukaufen. Also wenn Sie mich
fragen, ich würde meine Aktien da lieber zu 8 Euro über die
Börse verkaufen, als 7 Euro von Aurelius zu kassieren.

Wie vor drei Wochen geschrieben, war das Rückkaufangebot für
institutionelle Anleger gedacht, die sich im Zuge der
Finanzkrise von großen Beständen trennen wollten / mussten.
Wenn institutionelle Anleger große Aktienpakete zum Verkauf
stellen, dann kann es passieren, dass der Kurs immer weiter
abrutscht, ohne noch Bezug zu dem eigentlich fairen Wert des
Unternehmens zu haben.

Aurelius hat also gesagt, bevor dies passiert, kaufen wir alle
Aktien auf, die zu 7 Euro zu haben sind. Damit hat Aurelius
glaubhaft gezeigt, dass 7 Euro zu günstig ist. Aurelius selbst
hält einen wesentlich höheren eigenen Aktienkurs für
gerechtfertigt, sonst würden sie nicht zu 7 Euro kaufen.

Darüber hinaus hat Aurelius in dieser angespannten Marktphase
das Signal an die Anleger geschickt, dass das Unternehmen
genügend Cash hat für eine solche Aktion. Auch das ist
vertrauensfördernd.

Also: Wie erwartet ist der Kurs inzwischen angestiegen. Ich
erwarte kaum mehr ein erneutes Rutschen unter 7 Euro. Ich würde
weiterhin zu 7 Euro nachkaufen. Von Verkaufen kann da also
keine Rede sein.


FREENET
QUARTALSERGEBNIS IM RAHMEN DER ERWARTUNGEN
Bislang ist unsere Spekulation noch nicht aufgegangen, denn
trotz der Veröffentlichung des Quartalsergebnisses ist der Kurs
leicht abgerutscht. Vor dem Hintergrund des schwachen
Marktumfelds der vergangenen Tage bin ich jedoch noch immer
zuversichtlich, dass die Aktie schon bald einen kräftigen
Kurssprung hinlegen wird. Denn wie von mir avisiert, enthielt
das Quartalsergebnis keine negativen Überraschungen -
wenngleich die Presse das bislang noch anders auslegt.

1. Es wird der Kundenschwund im DSL-Geschäftszweig beklagt. Der
Kundenstamm sei von 1,19 auf 0,94 Mio. zurück gegangen. Das ist
jedoch keine Überraschung, dieser Geschäftszweig steht daher
ohnehin zum Verkauf.

2. Der Gewinn im Mobilfunkgeschäft ist eingebrochen. Das ist
auch keine Überraschung, denn es wurde groß angekündigt, dass
die Übernahme von Debitel zunächst Geld kosten wird. Die
Integration gelingt nun sogar schneller und reibungsloser als
erwartet, sagt das Management.

3. Auch das Konzernergebnis sei stärker eingebrochen als
erwartet. Nun, das liegt eben an obiger Übernahme von Debitel
und den daraus resultierenden Kosten. Auch hier sehe ich keine
negative Überraschung.

Darüber, dass die Integration von Debitel schneller vonstatten
geht als geplant, lese ich keine einzige Zeile, obwohl der
Vorstand dies so berichtet. Ich denke also, dass bei Freenet
aufgrund der Überhitzung der vergangenen Wochen derzeit die
"Glas halb leer"-Sichtweise vorherrscht und gehe davon aus,
dass diese Sichtweise in den nächsten Tagen umschwenkt. Daher
würde ich die Position unter Berücksichtigung des Stop Loss bei
4,80 Euro weiter halten.

Eine Einschätzung von mir habe ich leider missverständlich
formuliert: Ich erwarte, das Freenet im Jahr 2010 bereits
wieder eine Dividende ausschütten wird, es handelt sich dabei
nicht um eine Prognose des Unternehmens. Freenet selbst hält
sich noch mit entsprechenden Aussagen zurück.


Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
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