Heibel-Ticker PLUS 10/41 - Feierlaune? DAX, Gold, Öl, Euro nahe Jahreshochs

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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

5. Jahrgang - Ausgabe 41 (15.10.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: DAX NACH OBEN AUSGEBROCHEN
02. SO TICKT DIE BÖRSE: HARD- UND SOFTWARE GEHÖRT ZUSAMMEN
03. AUSBLICK: BERNANKE VERSPRICHT DEFLATIONSBEKÄMPFUNG
04. DEPOTCHECK: DEUTSCHE BANK, STADA, EPIGENOMICS, ROYAL DUTCH,
SEADRILL
05. LESERFRAGE: ANLAGE IN WÄHRUNGEN KLEINER LÄNDER
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

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01. INFO-KICKER: DAX NACH OBEN AUSGEBROCHEN
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Liebe Börsenfreunde,

6.500 Punkte, da wird nun so manch einer, der Anfang 2009
ausgestiegen ist, neidisch. Doch die Ereignisse dieser Woche
lassen nicht auf ein uneingeschränkt positives Bild schließen,
vielmehr sind die Bankaktien eingebrochen, der Bildungssektor
der USA hat einen heftigen Dämpfer erlitten.

Im Kapitel 02 zeige ich die Hintergründe zum Dämpfer der
Bildungsunternehmen. Meines Erachtens ist dort gerade einmal
der Startschuss für eine lang anhaltende Abwärtsbewegung bei
den Bildungsaktien gegeben worden.

Anschließend gehe ich noch auf langfristig zu erwartende
Entwicklungen in der Technologiebranche ein: SAP und Hewlett
Packard könnten irgendwann zusammengehen. Zumindest könnte die
Wahl von Leo Apotheker, dem ehemaligen SAP-Chef als neuen HP-
CEO ein Indiz dafür sein und inhaltlich gibt es eine Menge
Gründe, die dafür sprechen.

Im Ausblick zeige ich auf, welche Aktien in Folge der heutigen
Rede von Bernanke vorzugsweise gesucht werden, um sich für die
erneute Bestätigung der unlimitierten Liquiditätsversorgung
durch den Notenbankchef zu positionieren.

Den Depotcheck werde ich ab sofort kürzer gestalten. Ich gehe
weniger auf die Einzelaktien ein, als eben auf das eigentliche
Ziel des Depotchecks: Deren Branchenzugehörigkeit und
Korrelation zueinander. So komme ich beim heutigen Depotcheck
zu einem überraschenden Ergebnis.

Wirklich freie Wechselkurse gibt es in unserer Welt nur
zwischen ganz wenigen Staaten. Die meisten Länder haben ihre
Währung in irgendeiner Form an eine Nachbarwährung oder an den
US-Dollar gekoppelt. So ist das Investieren in andere Währungen
zur Absicherung und Diversifizierung in meinen Augen nicht so
gut geeignet, wie beispielsweise die Auswahl von Aktien aus
anderen Ländern. Auf diesen Aspekt gehe ich in der Leserfrage
in Kapitel 05 ein.

Auf die Folgen der Aussetzung der Zwangsversteigerungen in den
USA, sowie auf die jüngsten Entwicklungen in der Pharmabranche,
gehe ich im Rahmen der Updates in Kapitel 06 ein. Wir
verabschieden uns von einem brasilianischen Depotwert und sind
bei einem Cloud-Wert zum Zuge gekommen. Bitte verpassen Sie die
Details dazu nicht, und lesen Sie sich die entsprechenden
Einträge aufmerksam durch.

Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp1572.pdf

Ich wünsche eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: HARD- UND SOFTWARE GEHÖRT ZUSAMMEN
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Zurzeit geht es rund an der Börse. Aber richtig rund! Was Sie
über den DAX in der Tagespresse lesen, spiegelt die Vorgänge
auf dem Parkett kaum wider. Denn während der DAX um 2,9% im
Wochenvergleich angestiegen sein mag, sind die Finanzaktien in
diesem Zeitraum kräftig eingebrochen. Aktien des privaten
Bildungsbereichs in den USA sind ebenfalls eingebrochen, Apollo
um schlappe 30%. Der Oktober scheint zur Stunde der Wahrheit
für viele Unternehmen zu werden. Und, wie ich gleich zeigen
werde, es lohnt sich mal wieder der Blick ins Detail – so
anstrengend das auch sein mag.


GUTES TUN WOLLEN UND GUTES TUN SIND ZWEI PAAR SCHUHE

Beginnen wir mit Apollo, dem größten Anbieter privater
Bildungschancen in den USA. Wer kann es sich leisten, sein
Privatvermögen in die Bildung zu investieren? Die Reichen!,
würden Sie sagen. Doch ein noch besserer Kunde als die Reichen
ist der Staat. Das hat zumindest Apollo so gesehen und richtete
daher das Geschäftsmodell darauf aus, möglichst gerade
diejenigen zu gewinnen, die auf staatliche Hilfe in Form von
günstigen Krediten (Sallie Mae!) hoffen konnten.

Damit wurde dann sogar auch das soziale Klischee bedient, auch
den sozial schwächer gestellten eine gleichwertige
Bildungschance zu verschaffen. Apollo half bereitwillig bei der
Beantragung der Studienkredite und perfektionierte den Umgang
mit Sallie Mae, dem quasi-staatlichen Kreditinstitut für
Studentenkredite.

Sallie Mae klingt nicht nur so ähnlich wie Fannie Mae und
Freddie Mac, es ist auch ein ähnlich strukturiertes, staatlich
gefördertes Institut. Studienkredite, die von Apollo unter
Einhaltung der formellen Vorschriften vergeben wurden, übernahm
Sallie Mae und hoffte auf die Rückzahlung der Kredite nach
erfolgreichem Abschluss der Studenten.

Doch wenn ein Unternehmen die Kreditvergabe und darüber dann
auch den Gewinn optimiert, dann muss das nicht zwangsläufig zu
einer hohen Studienqualität führen. Diejenigen also, die bei
Apollo studierten, brachen häufiger ihr Studium ab oder, wenn
sie denn erfolgreich einen Abschluss erzielten, landeten in
relativ schlecht bezahlten Jobs. Die Rückzahlung der Kredite
erfolgte bei weitem nicht in dem Maße, wie sich das Sallie Mae
oder der Staat gewünscht hatten.

Offensichtlich, und das ist nun meine Interpretation, zieht ein
System, das insbesondere einen Schwerpunkt auf das Fernstudium
gelegt hat, mangels persönlichem Kontakt eher diejenigen
Studenten an, die an einer herkömmlichen Uni nicht aufgenommen
wurden. Wer also zu bequem war, seinen Arsch zum Ort der
Wissenschaft zu bewegen, der hat vom PC aus auch nicht gerade
den Geist der Wissenschaft gespürt.

Ja, ich weiß, das ist jetzt wieder sehr pauschal und ungerecht
denjenigen gegenüber, die aufgrund anderer Verpflichtungen
keine Möglichkeit haben, einige Jahre nichts anderes zu tun als
zu studieren. Und ich finde es super, dass auch für diese
Menschen Studiengänge, Fernstudien und ähnliches geschaffen
werden. Aber daraus darf kein Mainstream werden, darauf darf
keine Branche abgestellt werden. Der Königsweg ist und bleibt
der persönliche Kontakt zwischen Studenten und Professoren, der
persönliche Austausch im Gespräch zwischen den Studenten
untereinander.

Und daher darf man nicht alle Studenten in einen Topf werfen.

Die Förderung, die sich die US-Regierung ausgedacht hatte,
wurde von Apollo sehr stark zur eigenen Gewinnmaximierung
genutzt. Sallie Mae konnte Jahr für Jahr aufgrund des
ausgegebenen Kreditvolumens nachweisen, wie stark sich der US-
Staat um die Bildung der Bevölkerung kümmert und Apollo vergab
die Kredite freimütig an diejenigen, die gerne einen Abschluss
erlangen wollten, hinsichtlich der Qualität der Bildung jedoch
eher indifferent waren.

Im Rahmen der Krise um Fannie Mae und Freddie Mac
(Immobilienkrise) hat die US-Regierung auch die Kreditvergabe
für Sallie Mae (Studentenkredite) überarbeitet. Nur 10% der
Finanzierung von Universitäten dürfen über Studenten mit Sallie
Mae Krediten erfolgen. Die Folge ist nun, dass Apollo
wesentlich preissensiblere Kunden bekommt. Es muss mehr in die
Qualität der Bildung investiert werden, und das führt natürlich
zu schwindenden Umsätzen und Gewinnen.

Gestern hat Apollo gemeldet, dass sich für das erste Halbjahr
2011 um 40% weniger Studenten einschreiben würden als im
Vorjahr.

Der Aktienkurs von Apollo (WKN 898968) ist von 36 auf 27 Euro
eingebrochen. In meinen Augen ist das nur der Anfang vom Ende,
denn nicht weniger als das Geschäftsmodell von Apollo ist in
Frage gestellt. Als größte private Fernuni dürfte Apollos
Problem richtungsweisend sein für die anderen Fernunis der USA.
ITT Educational (WKN 893742, gestern -20%), DeVry (WKN 896425,
gestern -20%), Strayer (WKN 903463, gestern -12%) und Capella
(WKN A0F43N, gestern -17%) bauen allesamt auf ein ähnliches
Geschäftsmodell auf.

Und das sind bei weitem keine kleinen Bildungseinrichtungen.
Die Marktkapitalisierung aller genannten Unis liegt bei über
einer Mrd. US-Dollar.

In Deutschland haben wir das BAföG. Es gibt unzählige
Geschichten über die umständlichen Vergabevorschriften und die
Notwendigkeit der Familien, ihre finanziellen Hosen vollständig
herunter zu lassen. Das mag manches Mal als BAföG-
Verhindungsprogramm bezeichnet werden, aber unterm Strich wird
dadurch hier in Deutschland doch etwas verantwortungsvoller mit
dem Darlehen umgegangen.

Am Beispiel der USA sehen wir also wieder einmal, dass „Gutes
tun wollen“ und „Gutes tun“ zwei unterschiedliche Dinge sind.

Im Heibel-Ticker gehen wir nicht short und spekulieren auch
nicht mehr an den US-Börsen. Daher belasse ich es bei dem
Hinweis, dass der Kursrutsch bei diesen US-Bildungsträgern noch
lange nicht beendet ist. Das Geschäftsmodell, die Art der
Förderung, ist in Frage gestellt und es wird einige Zeit
dauern, bis eine neue Förderung wieder zu sprudelnden Gewinnen
bei Apollo und Co. führen kann.


HP UND SAP: HARD- UND SOFTWARE AUS EINER HAND

Wissen Sie, warum Apple so erfolgreich ist? Nun, ich habe schon
eine ganze Liste von Erfolgsfaktoren aufgezählt, denn immerhin
befinden sich die Aktien seit April 2009, also seit knapp 130%
Kursgewinn in unserem Portfolio. In insgesamt 84 Artikeln habe
ich das Unternehmen von allen erdenklichen Seiten beleuchtet.
Doch ich will heute ein weiteres Merkmal hervorheben: Bei Apple
erhalten Sie Hard- und Software aus einer Hand.

Das ist bei Intel nicht der Fall, das Unternehmen bietet nur
Chips an. Doch Intel hat erkannt, dass mit reiner Hardware
künftig kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist und erweitert
daher das Angebotsspektrum um essentielle Softwarekomponenten,
wie zuletzt den Virenschutz. Intel hat kürzlich den Anbieter
von Virenschutzsoftware McAffee gekauft und arbeitet nun daran,
den Schutz in die Chips zu integrieren.

Datenbankanbieter Oracle hat letztes Jahr Sun Microsystems, den
Anbieter von High-End Datenbankservern, gekauft. Damit kann nun
auch Oracle die eigene Datenbank auf eigenen Rechnern liefern.
Kunden haben keine Lust mehr auf das Verantwortungsgeschiebe
zwischen Hard- und Softwareherstellern im Falle von Problemen.
Oracle erfährt damit einen großen Vertrauensgewinn bei seinen
Kunden.

Das weltgrößte Softwarehaus hat es bereits mehrfach erfolgreich
versucht, Hard- und Software aus einer Hand anzubieten. Mit dem
mp3-Player Zune erlitt Microsoft eine herbe Niederlage. Auch
die vielfachen Versuche, eigene Smartphones, eigene Tablet-PCs
und ähnliches im Markt zu platzieren, sind gescheitert.

Und der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard (HP) kann sich
ebenfalls nicht von seinem Image als Drucker und Laptopanbieter
lösen. Die Gewinnmargen schrumpfen, die Hardware unterscheidet
sich immer weniger von der Konkurrenz und der Preiskampf nimmt
an Intensität zu.

SAP ist der weltweit größte Anbieter von Unternehmenssoftware.
Es ist ein Juwel der deutschen Wirtschaft, doch ich bin mir
nicht sicher, dass dies noch lange so der Fall bleiben wird.
Etwas, das ich im ersten Augenblick gar nicht so erkannt habe,
wurde mir in den vergangenen Tagen durch einen Artikel vor
Augen geführt: HP könnte Interesse an einer Übernahme von SAP
haben. Warum sonst sollte der Hardware-Anbieter den
Softwarespezialisten Leo Apotheker an seine Spitze geholt
haben?

Seitens SAP gibt es sogar schon Stellungnahmen zu dieser
Spekulation. HP sei ein besserer Partner als beispielsweise
Oracle, ist dort zu hören. Nun, das hört sich schon fast wie
ein Eheversprechen an. Ich bin jedoch gespannt, ob SAP eigene
Anstrengungen unternehmen wird, die Softwareorientierung
aufzuheben. Die beiden Hauptpartner in Sachen Datenbank und
Server sind nicht verfügbar, Oracle und Sun. Es gibt aber eine
ganze Reihe von Hardwareherstellern, die ebenfalls eine
Softwarekomponente gut gebrauchen könnten, nach denen SAP
Ausschau halten könnte.

Meiner Einschätzung nach dürfen wir also für die nächsten 12
Monate einiges an Turbulenzen um unser Vorzeigeunternehmen
erwarten. Mit einem KGV von 17 bei einem Umsatzwachstum von 15%
ist die Bewertung in Ordnung. Warten wir einmal ab, wer den
nächsten Schritt unternimmt.


Schauen wir uns nun einmal die Wochenperformance der
wichtigsten Indizes an:


INDIZES 14.10.10

Dow Jones 11.094 1,3%
DAX 6.455 2,9%
Nikkei 9.500 -0,9%
Euro/US-Dollar 1,409 1,3%
Euro/Yen 114,455 0,0%
10-Jahres-US-Anleihe 2,50% 0,1
Umlaufrendite Dt 2,05% 0,0
Feinunze Gold USD $1.378,55 3,4%
Fass Crude Öl USD $84,00 1,3%
Baltic Dry Shipping I 2.769 4,0%
Kupfer in US$/to 8.393 3,8%

Es ist selten, dass der Wechselkurs des Euros gegenüber dem US-
Dollar steigt und trotz des starken Euros auch noch der DAX
stärker steigt als der Dow Jones. Dies spricht für die gute
Verfassung, in der sich die deutsche Wirtschaft derzeit
befindet.

Der Goldpreis läuft weiter gen Himmel. Aus der Charttechnik
lässt sich für dieses Jahr ein maximales Kursziel von 1.500
USD/Oz ableiten. Seit August ist der Kurs in einer Linie von
1.160 auf nunmehr 1.378 USD/Oz hinaufgelaufen. Eine
Konsolidierung ist somit jederzeit möglich und könnte den Preis
je nach Zeitpunkt auf bis zu 1.250 USD/Oz zurückführen.

Der Markt ist überkauft, höre ich von allen Seiten. Doch wir
wissen, dass der Markt länger überkauft bleiben kann, als dies
viele für möglich halten. Daher agieren wir weiterhin
vorzugsweise mit Trailing Stopp Loss Marken bei unseren
Positionen. Schauen wir einmal, wie die Stimmung unter Anlegern
und Profis aussieht:


SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
24.09.- 01.10. (145): 50% / 16%
01.10.- 08.10. (189): 48% / 10%
08.10.- 15.10. (173): 51% / 6%

ANALYSTEN KAUF
Microsoft, Apple, Novartis

ANALYSTEN VERKAUF
Q-Cells, Alstria Office REIT, Unicredit


PRIVATANLEGER:
39. KW 2010: 57% Bullen (68 Stimmen)
40. KW 2010: 53% Bullen (71 Stimmen)
41. KW 2010: 71% Bullen (74 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.349

PRIVATANLEGER KAUF
Medigene, Microsoft


PRIVATANLEGER VERKAUF
Balda, Arkema, Beneteau S.A.

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


QUARTALSGEWINNE, AKTIENREAKTIONEN UND DEREN BEDEUTUNG

J.P. Morgan hat ein herausragendes Quartalsergebnis vermeldet,
doch leider wurde am gleichen Tag bekanntgegeben, dass
praktisch alle Zwangsversteigerungen in den USA gestoppt und
einer erneuten formalen Prüfung unterzogen werden. Die gesamte
Bankenbranche ist in Folge dieser Meldung eingebrochen,
teilweise um über 5%, und J.P. Morgan hat in aller Eile weitere
Rücklagen für Ausfälle aus Zwangsversteigerungen um 1,3 auf 3
Mrd. erhöht.

Das ist starker Tobak, und es ist Anlegern nicht zu verdenken,
wenn sie nun zunächst einmal die Bankaktien meiden, wie der
Teufel das Weihwasser. Ich habe eine detaillierte Analyse
dieser politisch motivierten Entwicklung im Kapitel 06 zu
unserem beobachteten Wert Bank of America vorgenommen.

Obama hat mit diesem Schritt öffentlichkeitswirksam Partei für
die „armen, gescholtenen“ Immobilienbesitzer genommen, während
die „bösen, gewinnmaximierenden“ Banken als Prügelknabe
herhalten müssen. Vor November ist also kaum mit besseren
Meldungen aus dem Bankensektor zu rechnen.

Intel hat ein überraschend gutes Quartalsergebnis vermeldet,
doch dies war im Vorfeld bereits erwartet worden. Die Aktie von
Intel ist im September bereits um 12% angestiegen, sodass die
Bestätigung der positiven Erwartung gerade mal für
Gewinnmitnahmen reichte. Der Kurs fiel in Folge des
Quartalsergebnisses um 2,5%.

Wenn Sie sich aber die Aktivität beim Wettbewerber AMD
anschauen, dann deutet dies daraufhin, dass die Chipindustrie
doch recht gut dasteht. Nicht die 2,5% Minus am Tag nach dem
Quartalsergebnis sind also in meinen Augen ein Indikator für
die Verfassung der Chipindustrie, sondern die 12,5% im Vorfeld
oder die 20% Plus bei AMD seit Anfang September.

Google hat gestern Abend Zahlen vermeldet. Umsatz und Gewinn
fiel in allen Geschäftsbereichen besser aus als erwartet, die
Aktie notiert heute mit 10% im Plus. Doch auch Amazon notiert
mit 5% im Plus. Yahoo! bekommt Übernahmegerüchte seitens AOL
und Seagate ist so günstig bewertet, dass das Unternehmen
privatisiert werden könnte. EMC hat den Tiefschlag von Equinix
abgeschüttelt und steigt wieder an, und und und...

Ich denke, dass Bernankes Ankündigung, für ordentliche
Inflationsraten zu sorgen, für diese Rallye verantwortlich ist.
Im nächsten Kapitel werde ich begründen warum.


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03. AUSBLICK: BERNANKE VERSPRICHT DEFLATIONSBEKÄMPFUNG
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Unterschätzen Sie Bernanke nicht, kann ich da nur sagen. Der
Mann ist sich der Vielzahl seiner geldpolitischen Instrumente
bewusst, und er wird sie einsetzen, um eine drohende Deflation
zu verhindern.

Ja, die US-Wirtschaft steht lange nicht so gut da, wie unsere
deutsche. Und trotz eines schwachen US-Dollars bleiben auch die
Exporte der USA noch immer hinter den Erwartungen zurück. Ganz
abgesehen von der ungewöhnlich hohen Arbeitslosenquote in den
USA, vor deren Hintergrund jegliche Unternehmensgewinne als
vorübergehend eingestuft werden.

Bernanke wird nicht müde, die Politik für ihre ungezügelte
Ausgabenwut zu schelten. Doch auf der anderen Seite nimmt er
die Aufgabe der Fed gewissenhaft war. Und die Aufgabe der Fed
ist nicht nur, wie bei der EZB, die Geldwertstabilität, sondern
zusätzlich auch die Wirtschaftsförderung. Bernanke darf, kann
und wird die Liquiditätsschleusen immer weiter öffnen, um
deflationäre Tendenzen zu bekämpfen.

Auf der einen Seite wird der US-Dollar dadurch immer schwächer,
ich habe letzte Woche ausführlich darüber berichtet. Auf der
anderen Seite inflationiert er damit die Rohstoffpreise
weltweit, was bei vielen an den US-Dollar gekoppelten Währungen
problematisch ist (siehe China!).

Nun, Anleger schließen daraus zunächst einmal folgendes: Die
Wirtschaft wird nicht in die Knie gehen und folglich investiert
man in diejenigen Unternehmen, denen das Zinsniveau und die
Liquiditätsschwemme weitgehend egal sind: Wachstumsunternehmen.

Das zeigt sich heute natürlich verstärkt durch das gute Google
Quartalsergebnis. Google und Apple ziehen den Tech-Sektor nach
oben. Aber auch die anderen Aktien der Wachstumsbranchen wie
Cloud Computing (Salesforce.com, Akamai), Virtualisierung (EMC)
und Smartphones (Research in Motion) befinden sich im
Aufwärtstrend.

Während also die Banken derzeit ausverkauft werden, schnellen
die Tech-Aktien in die Höhe. Oder wird dem einen oder anderen
der Einzelhandelscharakter von Apple bewusst? Das könnte hinter
dem Kursanstieg von Amazon stecken, denn endlich steigen auch
die Aktien der Einzelhändler an. Und das obwohl die
Arbeitslosigkeit in den USA auf Rekordniveau verharrt.

Der DAX wurde diese Woche von Siemens, Daimler und BASF höher
getragen. Da kann man kaum von einer Branchenorientierung
sprechen, in Deutschland geht es von Chemie über Technologie
bis zu Autos so ziemlich allen Branchen gut – mit Ausnahme der
Banken.

Ich habe eine Reihe von branchenbezogenen Einschätzungen in
Form von Aktualisierungen zu unseren einzelnen offenen
Positionen vorgenommen. Sie können dies in Kapitel 06 lesen.
Bitte beachten Sie, dass meine Kommentierung der Aussetzung der
Zwangsversteigerungen, die ich zur Bank of America verfasst
habe, in abgemildertem Maß auch für die Citigroup gilt.

Heute ist Optionsverfallstag und viele Spekulanten sind
aufgrund der kontinuierlich steigenden Kurse der letzten Wochen
auf dem falschen Fuß erwischt worden. Die Shorteindeckungen
dürften den Aufwärtsdruck nochmals erhöht haben und könnten
Anfang nächster Woche für eine Verschnaufpause sorgen. Doch ich
würde nicht zu früh aussteigen, denn meines Erachtens befinden
wir uns mitten in der Rallye, die uns auf ein höheres
Bewertungsniveau führt, wie ich Ende dieses Sommers in Aussicht
gestellt habe. Anleger schauen auf die Schätzungen für 2011 und
stellen fest, dass viele Unternehmen viel zu günstig bewertet
sind.


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04. DEPOTCHECK: DEUTSCHE BANK, STADA, EPIGENOMICS, ROYAL DUTCH,
SEADRILL
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

=================

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

über eine Analyse meines Depots würde ich mich sehr freuen.
Meine fünf größten Positionen sind:

Deutsche Bank, Stada, Epigenomics, Royal Dutch, Seadrill.

Besonderes Augenmerk wurde auf geringe Korrelation gelegt.

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin, Peter


ANTWORT:

Gerne schaue ich mir die fünf Positionen an.


DEUTSCHE BANK

Haben wir vor dem Hintergrund der Postbank-Übernahme in unser
Portfolio geholt. Ich halte viel von der internationalen
Positionierung der Deutschen Bank, gekoppelt mit der guten
Einlagenbasis der konservativen Postbankkunden. Hoffentlich
versucht die Deutsche Bank nicht, die Postbanker auf die eigene
Firmenphilosophie zu trimmen, sondern lässt die Postbank
weitgehend unbehelligt weiter wirtschaften, nutzt also nur die
Einlagenbasis.


STADA

Wir haben einen anderen Generika-Anbieter in unserem Portfolio,
aber Stada sehe ich ebenfalls als gut positioniert und
inzwischen attraktiv bewertet an. In diesem Sommer hatte das
Unternehmen Probleme in Serbien, dort ist ein Zahlungsausfall
von 29,5 Mio. Euro zu verbuchen. Der Gewinn des laufenden
Jahres wird damit stark belastet, und das Bewertungsniveau
springt in die Höhe. Der Kurs ist in Folge dessen eingebrochen.
Doch es handelte sich aller Voraussicht nach um einen
einmaligen Zahlungsausfall, und so wird bereits im nächsten
Jahr wieder ein "normaler" Gewinn erwartet, der das KGV auf 10
führen würde (KGV 2010e ist bei 14). Der Kursrutsch
(-30% in 6 Monaten) ist in meinen Augen daher als
Kaufgelegenheit zu betrachten.


EPIGENOMICS

Ein Diagnostik-Anbieter, der insbesondere von einer Ausweitung
von Vorsorgeuntersuchungen profitieren würde. In meinen Augen
eine langfristige aber aussichtsreiche Spekulation.


ROYAL DUTCH SHELL

Die Holländer werden nach dem Desaster in der Karibik nun von
den anziehenden Ölpreisen profitieren. Royal Dutch hat in
diesem Frühjahr 4,7 Mrd. USD in Gasvorkommen auf amerikanischem
Boden (Marcellus Shell) investiert und positioniert sich
dadurch in meinen Augen auch langfristig sehr gut. Ich halte es
für gut denkbar, dass auch die USA in den kommenden Jahren
vermehrt Öl durch Gas ersetzen werden. Das KGV von 10 ist in
Ordnung, die Dividendenrendite von 5,5% ist überaus attraktiv.


SEADRILL

Ähnlich wie das uns bekannte Unternehmen Transocean beschäftigt
sich auch Seadrill mit Tiefseebohrungen. Allerdings ist auch
Seadrill hoch verschuldet (8,6 Mrd. USD bei 6 Mrd. USD
Jahresumsatz) und ich halte Seadrill daher für nicht sehr
solide. Sollte der Ölpreis fallen, sollte das Gas stärker
genutzt werden, sollte ... dann stürzt die Aktie schnell ins
Bodenlose. Solange der Run auf Tiefseevorkommen, wie nunmehr
durch die Finanzierungsrunde von Petrobras eröffnet, noch eine
Weile anhällt, ist Seadrill mit einem KGV von 9 günstig
bewertet.

KORRELATIONSMATRIX

wtl.

DBK.de SAZ.de ECX.de RDS-A SDRL
DBK.de 1,00 0,50 0,17 0,34 0,27
SAZ.de 0,50 1,00 0,31 0,30 0,31
ECX.de 0,17 0,31 1,00 0,32 0,30
RDS-A 0,34 0,30 0,32 1,00 0,77
SDRL 0,27 0,31 0,30 0,77 1,00

Tgl
DBK.de SAZ.de ECX.de RDS-A SDRL
DBK.de 1,00 0,43 0,23 0,25 0,08
SAZ.de 0,43 1,00 0,13 0,29 0,23
ECX.de 0,23 0,13 1,00 0,13 0,31
RDS-A 0,25 0,29 0,13 1,00 0,68
SDRL 0,08 0,23 0,31 0,68 1,00


Seadrill und Royal Dutch sind beide von der Ölpreisentwicklung
abhängig. Steigt der Ölpreis, so steigen auch deren Gewinne.
Royal Dutch ist auf einem guten Weg, sich durch die Sicherung
von Gasvorkommen ein wenig zu diversifizieren, das kann ich bei
Seadrill nicht sehen.

Die anderen Aktien korrelieren kaum miteinander. Auch Stada und
Epigenomics korrelieren mittelfristig nur mit 0,31 und
kurzfristig mit 0,13. Ich führe das darauf zurück, dass
Epigenomics nicht von der Branchenentwicklung bei Pharma und
auch nicht von der Konjunkturentwicklung abhängig ist, sondern
einfach vom Erfolg oder Misserfolg des Diagnose-Testkits. Es
ist also eine Spekulation, während Stada eine günstige und
solide antizyklische Beimischung darstellt.


FAZIT

Während ich also entsprechend dem Ergebnis der
Korrelationsmatrix bei Pharma nichts ändern würde, sollten Sie
sich jedoch die beiden Werte Seadrill und Royal Dutch näher
anschauen. Mir persönlich gefällt Royal Dutch aufgrund der
hohen Dividendenrendite für Ihr Portfolio besser. Sie könnten
noch eine Techaktie aus Asien vertragen, vielleicht Panasonic
oder Samsung?


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05. LESERFRAGE: ANLAGE IN WÄHRUNGEN KLEINER LÄNDER
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

obwohl ich kein Abonnent bin, lese ich Ihren Newsletter sehr
gerne. Ich schätze Ihre unabhängige Denkweise in hohem Maße. Da
ich Mieteinnahmen habe, tue ich mir derzeit den Stress mit
Aktien nicht an. Wenn ich einmal ganz wenig zu tun habe,
vielleicht, dann aber sicher nur mit Hilfe Ihrer Tipps.

Ihren kürzlichen Rundbrief betr. Währungsstabilität, Trutzburg
Europa, etc., fand ich sehr erhellend.

Könnten Sie einmal auf Anlagemöglichkeiten in relativ stabilen
Währungen
kleiner Länder eingehen (Norwegen, Schweiz, Indien, Türkei).

Viel Erfolg weiterhin wünscht Ihr begeisterter Leser, Ekkehard


ANTWORT:

Die Norwegische Krone ist eine Öl-Währung, denn Norwegen ist
der weltweit größte Ölexporteur und schöpft seinen Wohlstand -
und somit auch den Wert der norwegischen Krone - aus dem
Ölpreis. Zur Zeit also sehr stabil :-)

Die Schweiz musste vor 10 Jahren einen guten Teil ihrer
Goldreserven verkaufen, dadurch wurde das Vertrauen in die
Währung dieses kleinen Landes stark geschädigt. Aus der
Geschichte heraus vermutet man in dem unabhängigen Schweizer
Land auch heute noch einen „sicheren Hafen“ für das Ersparte,
doch ich bin mir bei der dortigen Wirtschaftsentwicklung
langfristig nicht so sicher.

Indien kämpft mit einer hohen Inflationsrate, die jedoch nicht
zu einem Abwertungsdruck führen wird, sondern meines Erachtens
das starke Wirtschaftswachstum des Landes widerspiegelt. Die
indische Rupie ist daher eine Überlegung wert - doch Indien ist
politisch immer wieder in ein Wechselbad der Gefühle getaucht,
was mich auch hier vorsichtig macht.

Und die Türkei? Wie kommen Sie darauf, dass die Türkei eine
stabile Währung hat? Das wäre mir neu.

Soweit ein paar spontane Antworten zum Thema Währungen. Ich bin
ein Aktienexperte und suche mir eine sinnvolle Diversifikation
über Aktien und Märkte. Auch über verschiedene Währungen lohnt
es sich, immer wieder nachzudenken und die norwegische Krone
könnte meines Erachtens eine stabile Komponente darstellen.
Doch derzeit halte ich den Euro für recht attraktiv und würde
daher eher über verschiedene Aktien streuen, als auf kleine
Länder zurückzugreifen, deren zusätzlicher
Diversifizierungsnutzen auch über Aktien erzielt werden kann.


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06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchem Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.


Firma Kürzel 1. Kauf am 14.10. Änd.Woche Empf.
LANGFRISTIG
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 3.122,00 € 24% 2% H
Südzucker AnleihA0E6FU 23.7.10 97,50% 5% 0% H
Renault Anleihe A1ANEW 30.7.10 106,90% 0% 0% H
Apple 865985 24.4.09 216,40 € 50% 4% H
Bertrandt 523280 15.2.09 48,96 € 116% 6% SL
Teva Pharmaceuti883035 21.5.10 38,25 € -5% 0% NK
Deutsche Bank 514000 13.9.10 40,85 € -6% 0% K


BERTRANDT
STOPP LOSS NACHZIEHEN AUF 46 EUR
So, mit 49,99 Euro wurde die nächste Marke bei 50 Euro knapp
verfehlt. Weiterhin steigt der Kurs parabolisch, also mit
zunehmender Geschwindigkeit, an. Das Nachziehen von
irgendwelchen relevanten Marken wird immer schwerer, die
Schwankungen dürften nämlich immer größer werden. So ist
derzeit eine Unterstützung, die ich als Stopp Loss Marke
ausmachen würde, bei 44 Euro. Das liegt ja bereits 12% unter
dem jüngsten Höchstkurs und so gerne gebe ich natürlich keine
12% ab. Eine kleinere Unterstützung liegt bereits bei 46 Euro,
so dass ich diese Marke nunmehr als Stopp Loss Marke verwende.


APPLE
HOHE BEWERTUNG, ABER ZU RECHT
In US-Dollar hat die Apple-Aktie die 300 US-Dollar-Marke
übersprungen. Umgehend kommen wieder einige Berichte über die
hohe Bewertung des Unternehmens auf den Plan. In meinen Augen
ist diese "hohe" Bewertung jedoch alles andere als zu hoch,
denn Apple ist ein Unternehmen, das neue Märkte definiert und
dadurch immer neue, überraschend lukrative Umsätze generiert.
Diese Fähigkeit kann man gar nicht hoch genug schätzen, in
meinen Augen wäre also noch ein kräftiger Aufschlag auf das
aktuelle Kursniveau gerechtfertigt. Doch dafür müssten das
andere Anleger auch so sehen, daher kann man diese Überzeugung
nicht in ein Kursziel umwandeln.

Ein KGV 2011e von 15 ist für das nachhaltige (also auf Sicht
von fünf Jahren) Umsatzwachstum von 20% p.a. viel zu niedrig.
Es gibt Schätzungen, die für das nächste Jahr von 40 Mio.
verkauften iPads ausgehen. Das ist ein Umsatz, der vor wenigen
Monaten, vor der Vorstellung des iPads, noch gar nicht in den
Erwartungen der Analysten enthalten war. Ein völlig neuer
Markt.

In den USA wird nächstes Jahr zusätzlich zu AT&T auch Verizon
das iPhone anbieten. In Deutschland wird die Deutsche Telekom
das exklusive Vertriebsrecht bereits in den nächsten Wochen
verlieren, das iPhone können Sie sodann endlich auch mit einem
offiziellen Vertrag bei O2 oder Vodafone kaufen. Auch diese
Zahlen sind noch nicht in den Schätzungen für 2011 enthalten.

Viele Missverständnisse in den Medien sind meines Erachtens
darauf zurückzuführen, dass Apple als Technologieunternehmen
wahrgenommen wird. In meinen Augen ist Apple schon lange kein
Technologieunternehmen mehr, sondern vielmehr ein Einzelhändler
für Konsumentenartikel. Der Unterschied ist darin zu sehen,
dass Technologieunternehmen stets die neuesten High-End
Komponenten in ihrer Technologie einsetzen müssen. Und in
Technologie "investiert" man. Man fragt sich, was einem der
Computer an Nutzen bringt.

Apple hingegen legt den Schwerpunkt auf das Marketing. Es wird
ein schickes Design entwickelt, die Funktionalität wird
reduziert, um eine einfache Nutzbarkeit zu gewährleisten, und
sodann kümmert man sich um das Marketing. In vielen Bereichen
ist für die gute Nutzbarkeit auch eine innovative und High-end
Technologie notwendig, aber das ist bei Apple nur Mittel zum
Zweck, während Technologieunternehmen in erster Linie die
vorhandenen Technologien weiterentwickeln und die Art der
Nutzung dann dem Käufer überlassen.

Henry Ford sagte einmal: "Wenn ich die Menschen gefragt hätte,
was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde." An ein
Auto vom Fliesband hat niemand gedacht. So hat auch niemand an
das iPad mit einem iPhone Betriebssystem gedacht, doch es
werden damit viele Vorbehalte gegenüber Computern überwunden
und neue Käuferschichten angesprochen.

All dies schreibe ich, um Ihnen zu veranschaulichen, warum
meines Erachtens gerade Apple in der Vorweihnachtszeit mit
kräftigen Kurszuwächsen rechnen darf: Es handelt sich um einen
Einzelhändler, der sein Hauptgeschäft im Weihnachtsgeschäft
macht und der dieses Jahr mit den attraktivsten Produkten am
Markt ist. Wir werden eine Reihe von Artikeln darüber lesen,
dass iPads ausverkauft sind und das wird den Kurs weiter in die
Höhe treiben. Gut, dass wir Ende August nochmals nachgekauft
hatten. Ich nehme mir vor, Ende des Jahres oder spätestens
Anfang Januar die Position wieder etwas zu verkleinern.


TEVA
BERUHIGUNG AN WÄHRUNGSFRONT FÜHRT ZU SEITWÄRTSBEWEGUNG
Als Pharmaaktie ist Teva ja auch so etwas wie ein sicherer
Hafen gegen Währungsturbulenzen, wie wir sie im Frühjahr dieses
Jahres hier in Europa erlebt haben (Griechenlandkrise). Die
Nachwehen dieser Krise (Defizit-Verfahren) sorgen zwar an den
Devisenmärkten immer wieder für Diskussion, doch die Richtung
ist unbestritten: Die Problemherde werden Stück für Stück (wenn
auch nicht beseitigt so doch) verbessert.

Gleichzeitig hellt sich auch der konjunkturelle Ausblick
zunehmend auf. Vor dem Hintergrund der in den vergangenen Tagen
veröffentlichten herausragenden Quartalsergebnisse (Google,
J.P. Morgan, Intel, ...) ist auch eine Flucht in nicht-
zyklische Pharmaaktien nicht mehr so dringend.

Ungeachtet dessen notiert Teva meines Erachtens auf einem
fairen Kursniveau. Das KGV von 11 ist für das erwartete
Umsatzwachstum von 14% bei überproportionalem Gewinnwachstum in
meinen Augen günstig. Wenn also die allgemeine Marktsituation
derzeit die Aufmerksamkeit von Teva weglenkt, so sehe ich in
der Seitwärtsbewegung des Kurses eine Warteschleife, die beim
nächsten Aufkeimen von Konjunktursorgen nach oben aufgelöst
werden sollte.

Charttechnisch nähert sich eine langfristige auswärts
verlaufende Unterstützung der aktuellen Handelsspanne bei 38-
39,50 Euro. In den nächsten zwei Wochen sollte diese
Handelsspanne nach oben verlassen werden, andernfalls würde der
langfristige Aufwärtstrend gefährdet. Ich werde also ein
Augenmerk auf diese Entwicklung haben.

Am 2. November wird Teva Zahlen für Q3 veröffentlichen. Nachdem
in den vergangenen Wochen einige Entscheidungen für die
patentgeschützten Medikamente des Unternehmens gefallen sind,
erwarte ich Klarheit über deren Auswirkungen auf Umsatz und
Gewinn. Analysten haben die Entscheidungen bereits in ihre
Modelle eingearbeitet, doch eine Bestätigung seitens Teva wird
von Aktionären sicherlich begrüßt werden. Das dritte Quartal
soll meinen Informationen zufolge gut gelaufen sein, so dass
ich tendentiell eher eine positive Stimmung im Vorfeld des
Quartalsergebnisses erwarte, was mit der Erwartung eines
Kursausbruchs nach oben übereinstimmen würde.


SPEKULATIV
Bank of America 858388 3.12.09 9,03 € -20% -6% K
Citigroup 871904 14.9.09 2,90 € 10% -3% H
Vivo VIV 11.12.09 29,49 $ 1% 2% V
Epigenomics A0BVT9 19.4.10 2,29 € -12% 1% H
Cisco 878841 19.4.10 16,42 € -15% 2% NK
HeidelbergCement604700 7.5.10 35,67 € -13% 1% H
Akamai 928906 13.10.10 33,09 € 3% 3% H
HeidelbergCementA1A6PH 23.7.10 109,25% 6% 2% H
Cemex Anleihe A0LN0J 30.7.10 84,00% 0% 0% K



EPIGENOMICS I
WICHTIGE STUDIENERGEBNISSE BIS ENDE DES JAHRES ERWARTET
Epigenomics ist ein forschendes Unternehmen. Der Bluttest auf
Darmkrebs ist noch recht jung, und wenngleich die
Zulassungsstudien mit Leichtigkeit erstellt werden konnten, so
fehlt laut Aussage des CEOs Geert Nygaard noch die
Bewährungsprobe im wirklichen Leben.

Im Rahmen der Unternehmenspräsentation in Zürich vor einem
Monat hat der CEO in einem Interview zusätzlich noch ein paar
kleine Details preisgegeben. Ich habe erst jetzt von dem
Interview Kenntnis erlangt, möchte Ihnen die Inhalte jedoch
umgehend weitergeben.

Ich habe nicht den Eindruck, dass Nygaard mit einer schnellen,
breiten Akzeptanz im Markt rechnet, viel mehr stellt er sich
auf weitere "Jahre" der Überzeugunsarbeit ein. Eine Prognose
über einen etwaigen Break-Even in der Geschäftsentwicklung gibt
er nicht ab, er hat jedoch immerhin seine Überzeugung geäußert,
dass die derzeitigen Barreserven von 33 Mio. Euro ausreichen
werden bis zum Break-Even, egal wann er denn kommen mag.

Aktuell "verbrennt" (Burn-Rate) das Unternehmen 10 Mio. Euro
pro Jahr. Aufgrund von erweiterten Marketingaktionen werden es
wohl auch im kommenden Jahr nochmals 10 Mio. Euro werden, sagte
er. Anschließend sollte die Burn-Rate sinken.

Epigenomics arbeitet derzeit an der Akzeptanz, und dazu sind
weitere Informationen zur Früherkennung durch den vertriebenen
proColon-Test notwendig. Der Test ist seit letztem Jahr in
Europa im Einsatz und kürzlich wurde eine Studie
fertiggestellt, die erste Ergebnisse zusammenfasst. Mit der
Veröffentlichung der Studie rechnet Nygaard noch bis Ende
dieses Jahres.

Zusätzlich zu den Ergebnissen dieser Studie möchte Nygaard noch
wissenschaftliche Untersuchungen anstellen lassen, die dem Sinn
seines Früherkennungstests auf den Grund gehen. Wenn die
Wissenschaft "beweist", dass dieser Früherkennungstest
langfristig nicht nur die Überlebenschancen bei Darmkrebs
erhöht, sondern sogar die Kosten für das Gesundheitssystem
verringert, dann ist er am Ziel. Denn dann würde einer breiten
Akzeptanz bei Krankenkassen nichts mehr im Wege stehen. Doch
bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Um ein Gefühl für die Kostenstruktur zu vermitteln, hat er
erklärt, dass das Testkit für 150 Euro von Ärzten an Patienten
angeboten wird. Epigenomics erhält etwa die Hälfte dieses
Geldes und erzielt damit eine Gewinnmarge von 70%. Je
verkauftem Testkit würde Epigenomics also 52,50 Euro Gewinn
machen. Bei der künftigen Zielgröße von 5 Mio. verkauften
proColon-Testkits pro Jahr würde Epigenomics damit über 250
Mio. Euro Gewinn erzielen. Na, das sind Zahlen, die sich bei
der Marktkapitalisierung von aktuell knapp 100 Mio. Euro
abenteuerlich anhören.

Nehmen wir also zunächst einmal die Veröffentlichung der Studie
über die bisherigen Erfahrungen ins Auge, doch ich erwarte
keine allzu großen Kurssprünge in Folge der Veröffentlichung.
Für viel wichtiger halte ich eine folgende medizinisch-
wissanschaftlich fundierte Studie, mit der die Akzeptanz
anschließend bei Ärzten sofort und perspektivisch auch bei
Krankenkassen erhöht werden kann. Wir warten geduldig ab.


EPIGENOMICS II
POSITIONIERUNG UND STRATEGISCHE ENTWICKLUNG
Aufgrund des gestrigen Updates zu Epigenomics hat sich ein
Kunde bei mir gemeldet und seine eigenen Erfahrungen
beschrieben. Es ist offensichtlich erforderlich, die
angestrebte Positionierung von Epigenomics mit dem proColon-
Testkit etwas detaillierter zu beschreiben.

Es handelt sich nicht um einen Test, der eine Darmspiegelung
(Koloskopie) ersetzen soll, sondern um eine unkomplizierte und
kostengünstige Voruntersuchung. Wenn der proColon-Test ein
Ergebnis liefert, das eine erhöhte Krebsgefahr aufzeigt, dann
ist anschließend unbedingt eine Darmspiegelung erforderlich, um
detaillierte Informationen über den Status und die Art des
Krebses zu erlangen.

So wurde dem Kunden von seinem Hausarzt empfohlen, entweder
sofort eine Koloskopie durchzuführen oder aber die Untersuchung
ganz zu lassen. Die Koloskopie kostet jedoch eher etwa 600 Euro
- im Vergleich zu den 150 Euro für das proColon Testkist ist
das der vierfache Preis. Außerdem gibt es viele Menschen, die
eine Koloskopie als unangenehm empfinden und es sich zweimal
überlegen, die Untersuchung über sich ergehen zu lassen.
Eigentlich gibt es kaum jemanden, der diese Untersuchung rein
präventiv (vorsorglich) durchführen lässt. Da muss man erst
einmal eine erhöhte Gefahr festgestellt haben, um sich dieser
Tortur freiwillig zu unterziehen.

Und genau dort setzt proColon an: Der Test gibt Anhaltspunkte
darüber, ob eben eine erhöhte Gefahr für Darmkrebs besteht. Und
diese Anhaltspunkte sind bereits sehr zuverlässig. Solange der
proColon Test also negativ ausfällt, also keine erhöhte Gefahr
festgestellt wird, gibt es keinen Grund, sich einer
Darmspiegelung zu unterziehen. Es handelt sich also bereits um
einen recht verlässlichen Ausschlussmechanismus.

Die Gefahr besteht, dass eben eine präventive Untersuchung zu
selten durchgeführt und der Krebs sodann erst in einem späten
Stadium erkannt wird. Die Heilungschancen in einem späten
Stadium sind wesentlich schlechter als in einem frühen Stadium.
Daher ist es in meinen Augen durchaus nachvollziehbar, dass
sich dieser Test als präventiver Test durchsetzen wird und bei
gesunden Menschen angewendet wird, bevor diese gleich eine
Koloskopie machen müssen.

Das ist dem Management bewusst und es baut sein Vertriebsnetz
auf Basis der Vorsorgeuntersuchung aus und nicht auf Basis
eines detaillierten Diagnosesystems, das die Koloskopie
ersetzen könnte.

Letzte Woche gab das Unternehmen eine Kooperation mit der
kalifornischen Firma NextPharma bekannt, die das Testkit für
Epigenomics in großer Anzahl produzieren wird. Auch das deutet
für mich daraufhin, dass Epigenomics hier ganz behutsam und
überlegt einen neuen Markt erschließt.


EPIGENOMICS III
AUFKLÄRUNGSARBEIT DURCH INVESTORS RELATIONS
Also, nachdem mich nunmehr eine ganze Reihe teils
widersprüchlicher Erfahrungsberichte über den proColon Test von
Epigenomics erreichten (ich bin begeistert vom Engagement der
Heibel-Ticker Kunden!), habe ich mich mit dem Unternehmen
(Senior Vice President Dr. Plum) in Verbindung gesetzt. In
einem netten Telefonat hat er mir den Stand und die Absichten
wie folgt erläutert:

Die Zielgruppe des proColon Testkits sind gesunde Menschen, die
überhaupt keine Notwendigkeit sehen, sich über eine
Darmspiegelung auf Darmkrebs untersuchen zu lassen. 30-40%
davon haben Polypen im Darm, die über einen langen Zeitraum
friedlich vor sich hin vegetieren und meist keine Gefährdung
darstellen. Nur ein bis zwei Prozent der Polypen entwickeln
sich irgendwann einmal ("irgendwann" kann durchaus nach 10
Jahren heißen) zu gefährlichem Darmkrebs.

Ich habe gefragt, ob das proColon Testkit auch schon die
Polypen erkennen könne. Dies wurde als nicht zielführend
bezeichnet, da man dann ja 30-40% aller untersuchten Menschen
ohnehin mit einer Koloskopie untersuchen müsste. Da könne man
sich dann das Testkit sparen und gleich alle koloskopieren.

Sollte sich einmal Darmkrebs entwickeln, so unterscheidet man
bei dessen Erkennung mehrere Stadien. Stadium 1 ist ein sehr
frühes Stadium. Es würde der Polyp chirurgisch entfernt werden.
Stadium 2 ist schon etwas weiter, die Behandlung würde nach der
chirurgischen Entfernung von einer Chemotherapie gefolgt sein.
Häufig ist es so, dass Patienten in diesem frühen Stadium noch
keine Schmerzen oder anderen Symptome verspüren, zumal sich der
Krebs durchschnittlich über einen Zeitraum von 3 Jahren sehr
langsam entwickelt. Selbst wenn der Patient etwas spüren
sollte, so wird aufgrund der langsamen Entwicklung häufig keine
Dringlichkeit wahrgenommen.

Wenn also aufgrund fehlender wahrgenommener Dringlichkeit keine
Notwendigkeit für eine Koloskopie gesehen wird, könnte ein
proColon Test ohne weitere Unannehmlichkeiten schon Ergebnisse
liefern. Nach bisherigen Studien ist der Test geeignet, 50% der
im Stadium 1 befindlichen Darmkrebse nachzuweisen, und 80%
derer im Stadium 2. Die Überlebenschance bei einer Behandlung
im Stadium 1 und 2 beträgt 90%. Das ist doch schon einmal eine
maßgebliche Verbesserung gegenüber keiner Vorsorgeuntersuchung.

Das erklärte Ziel von Epigenomics ist es, den proColon Test
standardmäßig in das Krankenkassenangebot aufnehmen zu lassen.
Doch dazu muss zum einen die Wirksamkeit wissenschaftlich
nachgewiesen werden. Und zum anderen muss auch noch die
gesundheitsökonomische (mit anderen Worten: finanzielle)
Sinnhaftigkeit gegeben sein.

Entsprechende Studien sind in Arbeit und sollen noch in diesem
Jahr veröffentlicht werden. Damit wird das Unternehmen dann an
verschiedenen Fronten fortschreiten, um den Test auf den Markt
zu bringen. Eine bundesweite Einführung des Tests als
empfohlene Gesundheitsvorsorge ist natürlich das Fernziel, doch
das kann 3-5 Jahre, mitunter auch mal 8 Jahre dauern, so Dr.
Plum. Also wird zwischenzeitlich versucht, auf anderem Wege die
Verbreitung zu organisieren.

Bei den deutschen Krankenkassen ist es sehr schwer, eine breite
Akzeptanz zu erzielen. So werden einzelne Krankenkassen, auch
gesetzliche, angegangen, die den Test als besondere Leistung
aufnehmen sollen. Unsere Krankenkassen differenzieren sich
derzeit auf Basis des breiten Pflichtangebots immer mehr durch
individuelle Zusatzleistungen. proColon ist ein guter Weg, um
sich als Krankenkasse von der Konkurrenz abzugrenzen.

Darüber hinaus ist Epigenomics auch in anderen Ländern aktiv,
insbesondere in den USA. Dort ist das Gesundheitssystem privat
aufgestellt, wie wir wissen. Was ich noch nicht so deutlich
veranschaulicht bekam, ist die Art und Weise, in der in den USA
Tarife geschaffen werden: Es wird ein Tarif geschaffen und für
einen Zeitraum vertrieben. Irgendwann wird dieser Tarif für
Neuzugänge geschlossen und die enthaltene Gruppe wird möglichst
lange möglichst günstig verwaltet. Dazu gehört in den USA dann
natürlich auch eine gesundheitsökonomische Rechnung, sprich
eine Betrachtung, wie man die Kosten einer geschlossenen
Tarifgruppe über einen langen Zeitraum senken kann.

In dieser Betrachtungsweise ist man offen für präventive
Vorsorgeuntersuchungen, wenn diese in der Zukunft teure
Behandlungen vermeiden. So verspricht sich Epigenomics schon
bald erste Vereinbarungen mit US-Krankenkassen, sowie
entsprechende Vereinbarungen in anderen Ländern. Mit diesen
Vereinbarungen soll sodann bereits vor einer flächendeckenden
Einführung Geld verdient werden. Vor allem würden solche
Vereinbarungen jedoch die Zahl der Nutzer erhöhen und damit
sowohl die wissenschaftliche Basis verbreitern als auch den
Kostennutzen vor Augen führen.

Also, wie bereits mehrfach gesagt, soll und kann die Koloskopie
nicht ersetzt werden. Vielmehr sind diejenigen Patienten
Zielgruppe, die noch gar nicht an eine Koloskopie denken und
für die eine standardmäßige Koloskopie als Voruntersuchung von
Krankenkassen noch nicht übernommen wird. Es ist noch ein
weiter Weg bis zur breiten Zulassung des proColon Testkits und
in dieser Zeit werden Teilerfolge immer wieder zu kurzfristigen
Kurssprüngen sorgen. Anschließend dürfte der Kurs in einer
folgenden Phase der Informationsflaute wieder abgeben.

Wir können also ein wenig um diese Schwankungen herumtraden,
halten jedoch eine Grundposition in Epigenomics für einen
längeren Zeitraum. Ich werde darauf achten, dass der
langfristige Trend sich nicht nach Süden kehrt. Derzeit pendelt
die Aktie zwischen 2,20 und 2,40 Euro, auf Jahressicht ist eine
Handelsspanne von 1,90 bis 2,60 Euro zu beobachten. Langfristig
(seit 2008) ist jedoch unter 2 Euro eine Bodenbildung zu
beobachten, so dass ich ein Abrutschen deutlich darunter (also
unter 1,90 Euro) als Warnsignal interpretieren und über einen
Verkauf nachdenken würde.

Wenn ich hier als Ziel wieder von einer Vervielfachung spreche,
dann ist dies für einen langen Zeitraum zu sehen. Die maximale
Zeitspanne, die ich normalerweise betrachte, sind 12-18 Monate.
Bei Epigenomics müssen wir aber von 3-5, ggfls. sogar 8 Jahren
ausgehen, bis der Kurs entsprechend abheben könnte. Eine
Kursverdopplung nach 8 Jahren ist an der Börse jedoch nichts
aussergewöhnliches, somit spekulieren wir hiermit überwiegend
darauf, dass die Zulassungswege nicht die maximale Zeit in
Anspruch nehmen und ein entsprechender Kursanstieg bereits
früher erfolgen kann.



HEIDELBERGCEMENT
ERFOLGREICHE BODENBILDUNG
Wie Ende August geschrieben, lag zu diesem Zeitpunkt bei 31
Euro das Schlimmste hinter uns. Inzwischen hat sich die Aktie
in eine Handelsspanne zwischen 34 und 37 Euro eingependelt.
Wenn ich mir das jüngste Analystenresearch zu HeidelbergCement
anschaue, so ist zu erkennen, dass überall von Problemen in
England (Übernahme!), von schwächerer Nachfrage, von
bevorstehenden Herausforderungen die Rede ist. Doch fast alle
haben ein "Kaufen" auf der Aktie und halten das Kursniveau für
günstig.

So würde auch ich die Situation derzeit beschreiben: Die
Probleme sind im Kurs enthalten und die nächsten Meldungen, die
ich erwarte, dürften positive Überraschungen sein. Denn ein
weiteres Abrutschen der Weltwirtschaft erwarte ich nicht,
vielmehr erwarte ich eine Stabilisierung und vor allem schon
bald eine bessere Planungsgrundlage für die Erwartungen für
2011. Im Kurs ist noch immer eine Menge Unsicherheit, Angst vor
einem Double Dip, enthalten. Dies dürfte sich meiner Erwartung
nach in den nächsten Wochen in Luft auflösen, was dem Kurs
weiter auf die Beine helfen sollte. Wir warten also geduldig
ab.


VIVO
VERKAUFEN ZU 29,50 USD
Nun hat sich die Aktie von Vivo tatsächlich von den Wirren um
die Übernahme durch die spanische Telefonica wieder erholt und
notiert knapp über unserem Einstiegsniveau. Da ich, wie
mehrfach ausgeführt, für die Aktie in der neuen Struktur
(gemeinsam mit einem Festnetzbetreiber) kein so großes
Potential mehr sehe, würde ich die Position nun schließen. Wir
verkaufen also die Aktien zu 29,50 USD und sind mit einem
blauen Auge davongekommen.


CISCO
SEITWÄRTSBEWEGUNG IN FLAUTEPERIODE
Erst am 10. November wird Cisco-Chef John Chambers das nächste
Quartalsergebnis von Cisco bekanntgeben. Bis dahin müssen
Anleger ihre Rückschlüsse auf das Netzwerkgeschäft aus
Quartalsberichten von anderen Unternehmen der Branche ableiten.
Und da Chambers beim seiner letzten Pressekonferenz sehr
verhaltene Prognosen abgegeben hat, dürfte bis dahin nicht viel
mit dem Kurs passieren.

Cisco hat eine Dividendenzahlung für 2011 angekündigt und ein
Aktienrückkaufprogramm aufgelegt. Diese beiden Faktoren dürften
den Kurs des bereits günstig bewerteten Unternehmens (KGV von
11, cashbereinigt) stützen, sodass ich einen Kursanstieg
eigentlich nur für eine Frage der Zeit halte.

Es gibt in meinen Augen mehrere Katalysatoren, auf die Cisco
bislang noch gar nicht eingegangen ist: Streaming Video über
das Internet, Cloud Computing, iPad und Smartphones, all diese
Dinge erhöhen den Traffic im Internet dramatisch, und Cisco
muss die erforderliche Hardware bei den Providern entsprechend
aufrüsten. Es würde mich nicht überraschen, wenn Chambers im
November also ein paar Worte zu diesen Trends verlieren sollte
und somit sein Unternehmen wieder in ein viel attraktiveres
Licht stellt. Wir warten also weiter ab.


BANK OF AMERICA
VORWURF UNRECHTMÄßIGER ZWANGSVERSTEIGERUNGEN
Gestern ist die Aktie der Bank of America um 5% eingebrochen.
Fragen zur rechtmäßigen Abwicklung von Zwangsversteigerungen
sind aufgekommen. Anhand einzelner Fälle wurde gezeigt, dass
die durch die Finanzkrise gebeutelten Banken nicht das Personal
aufbieten konnten, um eine ordentliche Abwicklung der
Zwangsversteigerungen zu gewährleisten. Inzwischen haben im
wesentlichen alle Banken all ihre Zwangsversteigerungen in den
USA gestoppt. Es wird nun eine Einzelfallkontrolle erfolgen, um
weitere Unregelmäßigkeiten aufzudecken.

Für Banken ist dies der Megagau: Sie haben notleidende
Hypothekenkredite und dürfen aus Verfahrensgründen die
Sicherheiten nicht verwenden. Denn es ist nicht in Frage
gestellt, ob die Kredite notleidend sind oder ob die
Kreditnehmer ihre Raten nicht zahlten. Es ist lediglich in
Frage gestellt, ob die organisatorische Abwicklung eines
notleidenden Kredits mit dem letzten Schritt der
Zwangsversteigerung nicht korrekt gelaufen ist. Einzelne
Mitarbeiter von Banken haben inzwischen ausgesagt, hunderte,
teils tausende von Zwangsversteigerungen in die Wege geleitet
zu haben, ohne sich das Objekt oder die Unterlagen im Detail
anzuschauen.

Das ist natürlich ein Skandal und für die wenigen Einzelfälle,
die ihre Zahlungen aus berechtigten Gründen eingestellt hatten,
dramatisch. Da wird einem das Haus weggepfändet, obwohl man
sich im Recht fühlt, nur weil man keinen Ansprechpartner mehr
erreicht.

Doch in meinen Augen sind das Einzelfälle und wir alle wissen,
wie sich der Immobilienmarkt in den USA in den vergangenen
Jahren entwickelt hat und dass sehr viele Hypothekenkredite
heute höher sind als der Wert des zugrundeliegenden Hauses. Die
Arbeitslosigkeit in den USA ist so hoch wie nie zuvor, und so
zahlen viele Kreditnehmer ihre Rate nicht, weil sie es sich
nicht leisten können. Der Fehler war vor drei bis fünf Jahren
begangen worden, als viel zu hohe Kredite ausgegeben wurden,
die heute gar nicht zurückgezahlt werden können. Und bei allem
Mitleid für die getäuschten Hauskäufer, ich empfände es dennoch
als Unrecht, ihnen das Haus nun zu schenken oder wesentlich
günstiger zu geben. Da würden sie im Nachhinein für ihre
Blauäugigkeit belohnt, oder im Umkehrschluss, diejenigen, die
eins und eins zusammenzählen konnten und keine
Immobilienfinanzierung eingingen, würden dadurch benachteiligt.
Sie hätten heute kein Haus und müssten über höhere Steuern die
Ausfälle der Blauäugigen tragen.

Ich denke also, dass der Stopp aller Zwangsversteigerungen,
sowie die Untersuchung hinsichtlich von Verfahrensfehlern, ein
zu schweres Geschoss ist, das da aufgefahren wurde. Doch wie
sollen sich die Banken wehren? Sie befinden sich derzeit aus
der Sicht der Bevölkerung auf der gleichen Stufe wie BP und
andere Ölkonzerne, die als skrupellos und profitgeil
dargestellt werden. Da wäre selbst der Hinweis, dass die
meisten Zwangsversseigerungen dennoch zu Recht durchgeführt
werden, vermessen.

Also gibt man klein bei, verspricht umgehende Aufklärung und
kooperiert mit der Staatsanwaltschaft, die inzwischen
landesweit aktiv geworden ist. Einen ersten Anhaltspunkt über
das Ausmaß dieser Vorgänge haben wir gestern beim
Quartalsbericht von J.P. Morgen erhalten: Die Rücklagen für
Ausfälle aus Zwangsversteigerungen wurden um 1,3 Mrd. auf
insgesamt 3 Mrd. USD erhöht.

Durch die Übernahme von Countrywide Financial wird die Rücklage
bei der Bank of America vermutlich noch höher ausfallen,
fürchte ich. Countrywide Financial war einer der wirklich
skrupellosen und aggressiven Immobilienfinanzierer. Durch die
Übernahme durch die Bank of America wurde das Unternehmen vor
der Insolvenz gerettet, die verrotteten Kredite befinden sich
nun jedoch in den Büchern der Bank of America.

Wenn wir am 19. Oktober (nächster Dienstag) das
Quartalsergebnis von der Bank of America präsentiert bekommen,
wird der Fokus leider nicht auf den sich stabilisierenden
Rahmenbedingungen im Kreditkartengeschäft und im
Investmentgeschäft liegen, sondern in der Erhöhung der Rücklage
für Ausfälle aus Zwangsversteigerungen. Dabei hätte doch die
Stabilisierung auf den Immobilienmärkten eine Reduzierung der
Rücklagen gerechtfertigt. Doch das wird nun nicht erfolgen, und
wir werden uns vermutlich drei Monate gedulden müssen, bis der
zu erwartende Rückschlag durch das Q4-Ergebnis als verarbeitet
betrachtet wird.

Unterm Strich ist die Bank of America inzwischen so günstig
bewertet - das Geschäft hat sich stabilisiert und die Rücklagen
für Zwangsversteigerungen werden meiner Einschätzung nach im
nächsten Jahr wieder aufgelöst werden - so dass ich die Aktie
jetzt nicht mehr verkaufen möchte. Kann sein, dass wir nochmals
durch ein Tal der Tränen schreiten müssen, doch auf dem
aktuellen Kursniveau ist mir die Aktie zu billig, um sie zu
verkaufen.



Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com


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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
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