H E I B E L - T I C K E R P L U S
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
6. Jahrgang - Ausgabe 45 (11.11.2011)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
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I N H A L T
01. INFO-KICKER: FÜHRUNGSWECHSEL: NEUES SPIEL, NEUES GLÜCK
02. SO TICKT DIE BÖRSE: DROHUNG: „...UND SONST KOMMT DER IWF“
03. AUSBLICK: WEITERHIN HEITER BIS WOLKIG
04. WUNSCHANALYSE: NVIDIA
05. TV-INTERVIEW AM MITTWOCH: GRAMMER UND KUKA
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG
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01.INFO-KICKER: FÜHRUNGSWECHSEL: NEUES SPIEL, NEUES GLÜCK
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Liebe Börsenfreunde,
heute gibt es ein wenig Geschichtsunterricht, damit wir die Ziele und
Funktionsweise des IWF besser verstehen. Der IWF wird in den nächsten Monaten
eine zunehmend wichtige Rolle in Europa spielen, und da ist es sicherlich
hilfreich, sich einmal mit dieser Institution zu beschäftigen. Ich habe mich
bemüht, es kurz und leicht verständlich zu halten. Bitte kämpfen Sie sich
durch das Kapitel 02, denn ich werde vermutlich in den kommenden Monaten
immer wieder auf den IWF zu sprechen kommen.
Der heutige Ausblick ist kurz und bestätigt nur noch einmal unsere
grundsätzlich differenzierte Vorgehensweise mit unserer Beobachtungsliste.
Dafür ist heute das Kapitel 06 mit konkreten Neuempfehlungen und einer Menge
Umschichtungen und Updates um so länger.
Diese Woche wurde als Wunschanalyse Nvidia gewünscht. Der Anbieter von High-
End Graphikkarten erlebt derzeit eine Renaissance durch die Markteinführung
vieler neuer und graphisch aufwendiger Computerspiele. Gleichzeitig hat das
Unternehmen mit Tegra3 einen Graphikchip für die neue Welt der stromsparenden
und miniaturisierten Smartphones, Touchpads und Netbooks geschaffen. Die
Aktie ist sicherlich sehr interessant.
Im TV-Interview wurde ich nach dem Autositzhersteller Grammer sowie nach dem
Roboteranbieter Kuka befragt. Während Grammer bestens aus der letzten Krise
herausgekommen ist und nun kräftig verdient, ist Kuka noch immer anfällig für
einen Abschwung – und leidet daher bereits unter Konjunkturängsten, wie wir
derzeit sehen können.
Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp1111.pdf
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
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02. SO TICKT DIE BÖRSE: DROHUNG: „...UND SONST KOMMT DER IWF“
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Wie erwartet ist nun Italien in den Schlagzeilen. Der Risikoaufschlag für
italienische Staatsanleihen stieg in dieser Woche auf bis zu 7,5%, nachdem
die EZB über Wochen versucht hatte, den Aufschlag bei 5% zu halten.
Berlusconi ist Geschichte, und das Land darf sich nun auf eine harte Zukunft
einstellen.
Doch nach dem Eiertanz von Merkel und Sarkozy in den vergangenen 18 Monaten
wird Italien anders als Griechenland, Portugal und Irland kaum auf die Hilfe
von Europa zählen können, denn dazu reichen die EFSF-Mittel nicht. In der
Ausgabe vom vergangenen Freitag schrieb ich, Merkel und Sarkozy geben das
Zepter an den IWF ab. Heute will ich einmal näher schauen, wer das denn
überhaupt ist, der IWF. Und warum rechnet er nicht in US-Dollar oder Euro ab
sondern in „Sonderziehungsrechten“?
Ein komplexes Thema, ich habe mich wie immer bemüht, es kurz und einfach zu
halten.
Um den Sinn einer Institution zu verstehen, müssen wir ein wenig in der
Geschichte zurückgehen. Wenn wir uns durch die Geschichte wühlen, wird es am
Ende leicht das Ziel des IWF zu verstehen.
WEIMARER HYPERINFLATION
Fangen wir mit dem Ersten Weltkrieg an, in dessen Folge Deutschland als
Verlierer hohe Schadensersatzzahlungen (Reparationen) an die Siegermächte zu
zahlen hatte. Die Schuldenlast war zu groß und man begann, sich aus den
Schulden „herauszuinflationieren“. Es wurde einfach mehr Geld gedruckt, als
wirtschaftlich vertretbar. Das überschüssige Geld wurde investiert, und die
erwirtschafteten Gewinne wurden zum Begleichen der Schulden verwendet. Der
Gegenwert des gedruckten Geldes gemessen in Mehl und Eiern, Schweinen und
Milch, fiel natürlich – und zwar schneller als der Wechselkurs zu Frankreich
und Russland, die Reparationszahlungen empfingen.
Ende 1923 kostete ein Brot mehrere Milliarden Reichsmark, man brauche mehr
Papiergeld zur Bezahlung einer Klopapierrolle, als diese wog. Jedes
Unternehmen, jeder der wollte, konnte seine eigene Währung schaffen. Es war
Hochkonjunktur für Essensmarken.
Gelöst wurde die Hyperinflation durch die Bindung der Reichsmark an einen
festen Wert, das Gold, und das Versprechen der Regierung, jederzeit Gold für
das Papiergeld auszugeben. Die nominalen Geldvermögen wurden durch diesen
Schritt vernichtet, Geldschulden und Geldvermögen wurden gleichermaßen
vernichtet. Gewonnen haben Besitzer von Immobilien und einigen Unternehmen
(Aktien).
WELTWIRTSCHAFTSKRISE 1929-32
Strikte Haushaltsdisziplin war die Folge der leidigen Erfahrung der
Hyperinflation. Es folgte ein Aufschwung, der heute als „die Wilden
Zwanziger“ bekannt ist und in dem ein wirtschaftlicher Nachholbedarf zu einem
Wachs-tum führte, das schließlich in überschüssige Produktionskapazitäten
mündete. Jedem Aufschwung folgt der Abschwung, und so steuerte man Ende der
wilden Zwanziger auf einen Konjunkturabschwung zu.
John Maynard Keynes war noch in Russland und lerne, wie staatliche Planung
funktionieren kann. In den USA hatte er noch nichts zu sagen, und in
Deutschland kannte man ihn noch nicht. In Deutschland war die Erinnerung an
die Hyperinflation noch frisch, und man wusste, dass man nicht mehr ausgeben
darf, als man hat.
Die Staatsverschuldung drohte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt allein
dadurch auszuufern, dass das Bruttoinlandsprodukt sank (30 Mio. Reichsmark
Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von 100 Mio. Reichsmarkt sind
30%, wenn das Bruttoinlandsprodukt jedoch auf 90 Mio. Reichsmark fällt,
werden aus den 30 Mio. Schulden schon 33% - die Zahlen sind frei erfunden).
Haushaltsdisziplin wurde groß geschrieben, und so machten sich mehrere
Finanzminister der damaligen Zeit ans Werk, die Staatsverschuldung
entsprechend der Konjunkturabschwächung zurückzuführen ... mit verheerenden
Folgen: Der Wirtschaft wurde Kapital entzogen, und der Konjunkturabschwung
wurde verstärkt. Es entstand eine Abwärtsspirale, in der Unternehmen ihre
Investitionen strichen, der Staat seine Ausgaben kürzte und infolge dessen
Unternehmen ihre Investitionen noch weiter kürzten.
Arbeitsplätze wurden gestrichen, Unternehmen mussten reihenweise schließen,
und erneut waren Essensmarken gängiges Zahlungsmittel – diesmal jedoch nicht
ausgegeben von Unternehmen sondern vom Staat.
In Frankreich, England und den USA gab es ähnliche Entwicklungen, und nachdem
nun der Binnenmarkt zusammenbrach, endete auch der Handel zwischen den
Wirtschaftszweigen der verschiedenen Länder. Kein Land wollte sich die Blöße
einer schwachen Währung geben, die Sparstrümpfe der Bevölkerung waren heilig
und durften auf keinen Fall durch eine expansive Haushaltspolitik entwertet
werden.
So sparten die Länder um die Wette und verstärkten den zunächst normalen
Konjunkturabschwung zu einer Rezession und sodann zur Weltwirtschaftskrise.
In den USA kam dann Präsident Hoover an die macht, ein Ingenieur, und er
beauftragte den Bau des Boulder Dam (heute Hoover Dam). Dieser Staudamm
brachte tausende direkte Jobs und war die Basis für eine ganze Industrie, die
sich drum herum ansiedelte. Beraten wurde Hoover übrigens von Keynes.
Das Geld für den Hoover Dam wurde gedruckt. Die US-Notenbank hat der US-
Regierung bereitwillig jede Staatsanleihe abgekauft. Der US-Dollar entwertete
sich, und dennoch war der Effekt für die US-Bevölkerung vorteilhaft, denn
immerhin wird diesem Projekt die Beendigung der Weltwirtschaftskrise
zugesprochen.
In Deutschland gab es eine ganz ähnliche Entwicklung: Wir haben Autobahnen
gebaut. Nun hatten wir leider keinen gutmeinenden Ingenieur an der Macht, und
so richtete sich die Dankbarkeit der Menschen für die Rettung aus der
Weltwirtschaftskrise leider an den Falschen.
Nun hatte man also zum einen gesehen, dass Inflation eines Landes
internationale Zahlungsversprechen aushebeln kann und zum anderen, dass
Deflation in einem international verflochtenen Wirtschaftssystem wie ein
schnell wachsendes Krebsgeschwür sein kann.
BRETTON WOODS 1944
1944 trafen sich Notenbankchefs und Finanzminister aus 45 Ländern in Bretton
Woods. England, dessen Währung bis dahin die weltweite Führungsrolle inne-
hatte, war durch die beiden Weltkriege so stark geschwächt, dass man diese
Rolle nicht mehr übernehmen konnte. Das Britische Pfund hatte ausgedient, und
die USA boten sich an, den US-Dollar als Leitwährung zur Verfügung zu
stellen. Die USA versprach, jeden US-Dollar zu jeder Zeit in Gold
umzutauschen. Als Tauschverhältnis wurden 31 US-Dollar je Unze festgelegt.
Gleichzeitig schuf man eine Institution, die Ländern mit vorübergehenden
Zahlungsschwierigkeiten und Haushaltsungleichgewichten unter die Arme greifen
sollte, um das internationale Finanzgefüge zu stabilisieren: den IWF.
Heute gehören 187 Staaten dem IWF an, und jedes Mitglied zahlt entsprechend
seiner Wirtschaftsleistung einen Mitgliedsbeitrag. Diese Beiträge werden vom
IWF dann angelegt (ja, auch in Gold) und für Kredite verwendet, die an
„vorübergehend in Schwierigkeiten geratene Mitgliedsländer“ vergeben werden.
Die Beiträge richten sich jedoch nicht nur nach dem Bruttoinlandsprodukt,
sondern auch nach der Bedeutung des Landes im Welthandel gemessen durch den
Außenhandel sowie die Währungsreserven. So wird es Sie nicht wundern, dass
Deutschland als Exportweltmeister nach den USA und Japan der drittgrößte
Beitragszahler ist.
Nach der Erfahrung von Hyperinflation und Rezession hat man versucht, eine
unabhängige Währung zu finden: Die „Sonderziehungsrechte“. Der Wechselkurs
des Sonderziehungsrechts wird aus den Währungen US-Dollar, Euro, Yen
errechnet. Die Gewichtung folgt der Berechnung der Mitgliedsbeiträge,
insbesondere also dem Anteil der entsprechenden Währung am Weltexport sowie
an Währungsreserven.
DAS BESONDERE DES IWF
Jetzt kommen wir zum Kern: Das Besondere an der Konstruktion des IWF und der
Sonderziehungsrechte ist, dass diese für die Mitglieder wie ein gesetzliches
Zahlungsmittel sind. Wenn also ein Mitgliedsland aufgrund von eigenen
Problemen einen IWF-Kredit erhält, dann kann es diese Mittel dazu verwenden,
um Schulden in jeder beliebigen Währung zurückzuzahlen. Damit wird
sichergestellt, dass Länder, die eine Rückzahlung von Krediten nur in ihrer
eigenen Währung akzeptieren, von Ländern mit Schulden- und Währungsproblemen
bezahlt werden können.
Und eine weitere Besonderheit gibt es: Der IWF kann Schulden erlassen. Wenn
ein Land also wie beispielsweise Griechenland kaum noch Chancen hat, seine
Schulden jemals zurückzahlen zu können, dann kann der IWF einen Teil der
Schulden erlassen. Dieser Schritt ist gleichbedeutend mit Inflation. Wenn man
Rückzahlungsverpflichtungen streicht, dann erhöht sich die Geldmenge ohne
dass sich die Wirtschaftsleistung des Landes verbessert hat.
Im Gegenzug legt der IWF den Ländern Strukturanpassungen auf (SAP –
Structural Adjustment Policies). Als US-dominiertes Institut ist es nicht
schwer nachzuvollziehen, dass Restrukturierungen stets in Richtung freie
Marktwirtschaft gehen. Egal ob Argentinien, Mozambique oder Griechenland, die
Maßnahmen folgen stets dem gleichen Muster: Die Regierungen werden
verpflichtet, Staatsunternehmen zu privatisieren, die öffentlichen Ausgaben
zu reduzieren, die Märkte zu deregulieren und sich auf den Export zu
konzentrieren.
Wir erinnern uns an die Weltwirtschaftskrise, wo diese Schritte, insbesondere
die Reduktion der öffentlichen Ausgaben, die Rezession nur verschlimmerten.
Ohne ein mutiges Investitionsvorhaben kommt man kaum aus dem Abschwung raus,
doch so etwas ist nicht Teil des IWF-Vorgehens.
Also: Sonderziehungsrechte sind ein Warenkorb aus Währungen entsprechend
ihrer Bedeutung am Welthandel. In Sonderziehungsrechten können Kredite an
einzelne Länder vergeben werden, die bei Rückzahlungsproblemen inflationär
wirken können – und zwar inflationär auf den Währungskorb, der die
Sonderziehungsrechte ausmacht.
ZURÜCK IN DIE GEGENWART
Der IWF hat also einen funktionierenden, freien Welthandel als oberstes Ziel.
Merkel und Sarkozy hingegen wollten ein Europa um jeden Preis. Sie hätten
gegenüber dem IWF einen wichtigen Vorteil gehabt: Sie hätten ein Projekt für
Griechenland aus dem Boden stampfen können, das kurzfristig Jobs in
Griechenland schafft und langfristig ganz Europa zugute kommt. Doch davon war
bei der technokratisch agierenden Bundeskanzlerin nichts zu sehen. Und die
kreativen Visionen Sarkozys beschränkten sich im Wesentlichen auf die
verschiedenen Angriffe auf das deutsche Vermögen.
So ist es nur zu verständlich, dass China nicht in den EFSF investieren
möchte. Das Land mit mehreren tausend Jahren Kapitalismus-geschichte weiß
doch, dass Griechenland auf dem derzeitigen Kurs totgespart wird. Es fehlt
ein Marshall-Plan, von dem China langfristig profitieren kann.
Es wundert mich, dass nicht einmal Vorschläge für ein solches Projekt
diskutiert wurden. Es gab überhaupt keine Ambitionen, neben den Sparmaßnahmen
für Griechenland eine Perspektive aufzuzeigen. Statt eines Hoover Dams könnte
man heute das Projekt Desertec aus der Sandwüste namens Sahara nach
Griechenland verlegen, oder? Wir würden die Leitungen nicht durch’s
Mittelmeer legen müssen. Und auch in Italien und Portugal war die Sonne bei
meinem letzten Aufenthalt ziemlich heiß. Autobahnen würden heute vermutlich
aus Glasfaser gebaut werden. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft die
Internetleitung in meiner Zeit in Portugal zusammengebrochen war. Auch hier
würden sich eine Menge deutsche Firmen freuen, vor Ort ihr Know-how zu
übertragen.
Das sollen nur zwei Beispiele sein, vermutlich ziemlich unrealistische
Beispiele. Doch sie zeigen, woran die europäische Politikerelite krankt: Es
gibt keine Visionen. Und wie will man den Kraftakt der Entschuldung meistern,
wenn man keine Vision hat?
An Griechenland ist die EU gescheitert. Der EFSF reicht zwar, um die
Schockwellen für Europa aufzufangen, doch für die Menschen von Griechenland
gibt es nach wie vor keine Perspektive.
Italien überlässt man nun dem IWF. Dieser hat überhaupt kein Interesse, die
Wirtschaft Europas in Gang zu bringen. Das Credo des IWF ist
„Liberalisierung, Privatisierung, Deregulierung und Ausgabenreduzierung“.
Damit wird Italien als Wirtschaftsmacht in Europa für einige Jahre wegfallen,
wir dürfen uns also tatsächlich auf eine Rezession gefasst machen.
Technokraten werden häufig auch „Pragmatiker“ genannt. Unser neuer EZB-Chef
Mario Draghi wird als Pragmatiker bezeichnet. Unter uns Volkswirten steht
Pragmatismus für „fehlende Vision“, was ihn in letzter Konsequenz zu einem
ausführenden Organ der (gescheiterten) Politik Europas macht. Draghi wird
nicht umhin kommen, ein bis zwei Billionen an italienischen Staatsanleihen
aufzukaufen, wenn man Europa vor dem Strukturanpassungsprogramm des IWF
retten möchte.
An einer Kreuzung fragt eine Führungskraft nicht ihr Volk, ob es nach rechts
oder links gehen möchte. Eine Führungskraft schreitet voran und führt ihr
Volk auf dem Weg. Wenn das Ziel erreicht wurde, kann die Führungskraft sagen:
„Das ist es doch, was ihr immer schon wolltet, oder?“ Das erwarte ich von
einer guten Führungskraft. Eine schlechte Führungskraft hingegen hat den
falschen Weg eingeschlagen.
Technokraten, deren Wortschatz von „alternativlos“, „Krisenmanagement“ und
„Sondersitzung“ bestimmt wird, beweisen dem Volk, warum es rechts oder links
lang gehen soll, ohne über das Ziel zu sprechen. Ich sehe in einem solchen
Vorgehen keinerlei Führungsqualitäten.
So, genug gewettert. Wir wissen also jetzt, mit wem wir es zu tun haben, wenn
der IWF sich stärker in die europäische Schuldenkrise einmischt. Kein Wunder
also, dass der DAX wieder einmal wesentlich stärker abgegeben hat als Nikkei
und Dow Jones. Schauen Sie selbst:
WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES
INDIZES 10.11.11 DIFF
Dow Jones 11.894 -1,2%
DAX 5.868 -4,3%
Nikkei 8.514 -1,5%
Euro/US-Dollar 1,365 -1,3%
Euro/Yen 105,6455 -2,1%
10-Jahres-US-Anleihe 2,06% 0,0
Umlaufrendite Dt 1,55% -0,1
Feinunze Gold USD $1.768,40 0,7%
Fass Brent Öl USD $114,24 2,7%
Kupfer in US$/to 7.538 -5,6%
Baltic Dry Shipping I 1.840 1,3%
Ich weiß derzeit noch nicht, wie ich den steigenden Ölpreis und den fallenden
Kupferpreis erklären soll: Bei Konjunkturängsten sollten beide fallen, im
umgekehrten Fall sollten beide steigen. Was also wird derzeit von der
Weltkonjunktur erwartet? Können sich die Marktteilnehmer nicht entscheiden?
Das könnte ich nachvollziehen. Oder wird einer von beiden Rohstoffen von
Hedgefonds manipuliert? Auch das will ich nicht ausschließen. Ich fürchte,
wir müssen eine Woche warten, um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen.
Bei aller Panik ist der Euro noch immer eine der wichtigsten Weltwährungen,
und es gibt Kapital, das nicht in US-Dollar gewechselt werden kann sondern in
Euro geparkt, also angelegt werden muss. So erzielte die Bundesregierung
diese Woche einen Rekord-Zinssatz – nach unten gesehen: Einige Milliarden
wurden für 0,08% Zins am Markt platziert. Laufzeit sechs Monate.
Wenn ich das sehe und die immerwährende Inflationsangst unseres Volkes vor
Augen habe, warum gibt die Bundesregierung bei diesen niedrigen Rekordzinsen
nicht gigantische Anleihevolumina aus mit einer Laufzeit von 30 oder 50
Jahren? So tief fallen die Zinsen nie wieder... oder sollten wir mal nach
Japan schauen?
Na, schauen wir lieber einmal, was die Stimmung unter den Anlegern macht:
SENTIMENTDATEN
Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
21.10.- 28.10. (768): 52% / 10%
28.10.- 04.11. (554): 50% / 7%
04.11.- 11.11. (753): 54% / 11%
Kaufempfehlungen der Analysten
Klöckner, Hugo Boss, Continental
Verkaufsempfehlungen der Analysten
Heidelberger Druckmaschinen, Vestas, Air France-KLM
Privatanleger
43. KW: 69% Bullen (174 Stimmen)
44. KW: 54% Bullen (166 Stimmen)
45. KW: 62% Bullen (206 Stimmen)
Kaufempfehlungen der Privatanleger
Commerzbank, Credit Agricole, Asian Bamboo
Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Q-Cells, Olympus, Groupon
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel
Die Rücktritte von Papandreou und Berlusconi haben bei den Privatanlegern
offensichtlich zu Optimismus geführt. Neue Besen kehren besser, denkt man und
hofft auf eine Besserung in der europäischen Kommunikation.
Ich kann das gut nachvollziehen, denn der neue griechische Premierminister
Papademos stammt aus der EZB. Und Italien befindet sich offensichtlich unter
den Fittichen (nicht Knute!) von Draghi.
Für einen Börsenbrief ist das heute aber ziemlich politisch gewesen, tut mir
leid. Aber wir haben nun einmal politische Börsen, und leider werden
Unternehmensmeldungen scheinbar völlig ignoriert. Mehrere herausragende
Quartalsergebnisse dieser Woche wurden von Anlegern offensichtlich überhaupt
nicht zur Kenntnis genommen. Ich denke, dass die entsprechenden Aktien bei
der nächsten Rallye überproportional zulegen werden – heute sieht es schon
recht gut aus.
Mehr dazu im nächsten Kapitel.
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03. AUSBLICK: WEITERHIN HEITER BIS WOLKIG
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Hatte ich also vor wenigen Wochen geglaubt, die Lösung für das EU-
Schuldenproblem sei mit dem gehebelten EFSF gefunden, so hat sich inzwischen
herausgestellt, dass sich die vollmundigen versprechen der Politik nicht
finanzieren lassen, und so kehren wir zurück zur Zitterpartie an den Börsen.
Es wird turbulent bleiben.
Allerdings geben die Regierungswechsel in Griechenland und Italien durchaus
Grund zur Hoffnung für „kurzfristigen Pragmatismus“ – Sie wissen, was ich
davon halte. Sie sollten aber auch wissen, dass wir uns mit dieser
Vorgehensweise schon seit anderthalb Jahren erfolgreich von der großen
Katastrophe retten. Eins ums Andere.
Ich habe das Gefühl (Sentiment ist wichtig!), dass inzwischen so viele
Hiobsbotschaften auf den Markt getroffen sind, dass es schlimmer nicht mehr
werden kann. Heute hat S&P „versehentlich“ Frankreich im Rating abgestuft.
„Versehentlich“ heißt in diesem Fall, die E-Mail hätte nicht verschickt
werden sollen. Es zeigt aber, dass sich S&P bereits mit dieser Möglichkeit
auseinandersetzt.
Böswillig betrachtet war es vielleicht auch nur der verzweifelte letzte
Versuch, Europa nochmals zum Taumeln zu bringen – ohne Erfolg.
Wir haben diese Woche einige Änderungen an unserem Portfolio vorgenommen, wie
Sie in Kapitel 06 lesen können. Es ist nicht die Zeit für eine „All-in“ -
Entscheidung, sondern mit unserer schrittweisen Vorgehensweise reduzieren wir
das Verlustrisiko und nehmen zwischenzeitlich kleine Gewinne mit.
Dabei bleiben wir also nun auch noch eine Weile, bis sich besser
herauskristallisiert, wie es in der Schuldenkrise weitergeht. An guten Tagen
werden wir ein paar Positionen verkleinern, an schlechten Tagen werden wir
Aktien mit hoher Dividendenrendite oder einem jüngst guten Quartalsergebnis
einsammeln.
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04. WUNSCHANALYSE: NVIDIA
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VOM 10.11.11
Die High-End Grafikkarten der Spielekonsolen und Spielecomputer kommen von
Nvidia. Die Spieleindustrie hat eine Reihe von neuen Versionen auf den Markt
gebracht und Spieler rüsten ihre PCs auf. Nvidia dürfte davon profitieren,
wie auch vom anhaltenden Boom bei Smartphones, Touchpads und Netbooks, für
die ein spezieller Graphikchip entwickelt wurde. Nach dem Quartalsergebnis
heute Abend um 22:10 Uhr wissen wir mehr.
INTERAKTIVES KINO IN ECHTZEIT AUF IHREM PC
In diesen Tagen ist die neue Version von „Modern Warfare, Call of Duty“ auf
den Markt gekommen. Nein, Ihr Autor hat keine Kriegsspiele auf seinem
Computer und kann sich mit solchen Spielen auch nicht anfreunden. Doch wenn
Sie sich wünschen, dass ich mir Nvidia näher anschaue, dann muss ich Ihnen
von den graphischen Möglichkeiten der modernen Spiele berichten. Und wenn
Sie, so wie ich, auf CNBC die Werbung für Call of Duty sehen, dann können Sie
die Szenen von einer aufwändigen Hollywood-Produktion kaum unterscheiden.
Da steuern Sie als Spieler einen Helikopter, und die gesamte Landschaft um
Sie herum wird entsprechend Ihren Flugbefehlen perspektivisch mit einer
Detailgenauigkeit angezeigt, die an einen Kinofilm erinnert. Nicht ohne Grund
sind Spielecomputer heute die High-End Geräte, die meist individuell
zusammengestellt werden. Und neben dem Prozessor ist vor allem eins wichtig:
die Graphik-Karte.
Nvidia ist Marktführer in diesem Bereich. Intel versucht schon seit Jahren
mit seinen „On Board“ Graphikchips den Markt zu erobern, schafft dies jedoch
nur im unteren Preissegment wo weder die Leistung noch der Stromverbrauch
kritisch sind. Sobald es anspruchsvoll wird, ruft Intel bei Nvidia an und
lizensiert sich deren Produkte. Alleine kriegt der Weltkonzern Intel keine
wettbewerbsfähigen Graphikchips im High-End Bereich hin.
So ist es für Nvidia letztlich egal, ob die eigenen Chips verkauft werden
oder ob Intel über bessere Verkaufskanäle verfügt – am Ende landen die
Lizenzgebühren auch von den Intel-Verkäufen bei Nvidia. Was für Nvidia jedoch
wichtig ist, sind neue Spiele, die nach High-End Graphikkarten rufen.
Sei es also Call of Duty oder aber Need for Speed, ein extrem realistisches
Autorennen, oder aber die Bundesliga, die mit unseren echten Spielern sehr
realitätsnah abgebildet wird, der Spielespaß wird um so ergreifender, je
realitätsnaher die Graphik ist. Und je mehr aufwendige Spiele auf den Markt
kommen, desto mehr Spieler holen sich High-End Rechner mit Nvidia Graphik
Karten.
NEUER SPIELEZYKLUS HAT BEGONNEN
Die Spieleindustrie hat sich in den vergangenen Jahren etwas zurückgehalten.
Die Anfangsjahre, in denen jährlich neue Spiele erfunden und für die
bestehenden neue Versionen auf den Markt gebracht wurden, sind vorbei, die
Entwicklung ist inzwischen eine sehr komplexe Angelegenheit, die gerne mal
mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Bei Activision beispielsweise haben
1.500 Entwickler an der Programmierung der neuen Version von Call of Duty
gesessen.
Nun ist es aber so weit, und neben Acitivision hat auch Electronic Arts
einige neue Spiele angekündigt, die in der nächsten Zeit auf den Markt
kommen. Bei Nvidia ist die Flaute der letzten Jahre deutlich zu sehen, der
Umsatz in den Jahren 2009 und 2010 war rückläufig, erst in diesem Jahr wird
wieder das Niveau von 2008 erreicht.
QUARTALSZAHLEN AM HEUTIGEN DONNERSTAG
Heute Abend nach US-Börsenschluss, also gegen 22:10 Uhr, wird Nvidia seine
Quartalszahlen veröffentlichen. Ich erwarte, dass die Zahlen besser sind als
von Analysten geschätzt. Gleichzeitig haben wir gestern im Rahmen des
Ausverkaufs ein Minus von 5% gesehen, was die Chance für eine positive
Reaktion auf die Zahlen erhöht.
Es wird ein Quartalsgewinn von 0,26 USD je Aktie erwartet bei einem Umsatz
von 1.059 bis 1.078 Mrd. USD. Das entspricht einem Wachstum von 4-6%
gegenüber dem Vorquartal. Vor zwei Wochen hat Wettbewerber AMD gute Zahlen
präsentiert, was Rückschlüsse auf Nvidia zulässt. Dennoch notiert die Aktie
heute nach dem gestrigen Ausverkauf deutlich unter dem Kurs von vor der AMD-
Meldung.
In sämtlichen Berichten über Nvidia lese ich überwiegend über den neuen
Sparchip Tegra3, ein Graphikchip für Touchpads, Smartphones und Netbooks.
Nvidia könne in diesem Segment nicht richtig Fuß fassen. Außerdem lasten
Gerüchte über eine Produktionsdrosselung des iPhone 4S von Apple auf dem
Markt; man fürchtet, der Smartphoneboom könne eine Verschnaufpause einlegen.
Vom Spielemarkt, der aktuell von einigen neuen Spielen belebt wird, redet
keiner der Analysten. Dabei hat Nvidias CEO Jen-Hsun Huang noch im September
die Unternehmensprognose nach oben revidiert. Als Grund nannte er die starke
Nachfrage nach High-End Spielecomputern aus China.
BEWERTUNGSNIVAEU FAIR
Bei einem erwarteten Umsatzwachstum von 12% p.a. kann ich nicht sagen, die
Aktie ist mit einem KGV 2012e von 12 günstig bewertet (PEG =1). Doch wenn Sie
sich anschauen, dass 4 US-Dollar je Aktie oder 30% der Marktkapitalisierung
als Nettoliquidität in der Bilanz stehen, also in bar verfügbar sind, ergeben
sich ganz andere Bewertungskennziffern. Das liquiditätsbereinigte KGV beträgt
also nur noch 8.
CEO Huang sagte noch etwas, als er die Prognose anhob: Die angehobene
Prognose sei extrem konservativ. Das ist Analystendeutsch für „Wir werden
sicherlich noch besser abschneiden, als heute prognostiziert“. Und eine
solche Aussage macht man entweder, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht,
oder wenn man davon wirklich überzeugt ist. Mit 2,5 Mrd. USD in bar bei der
Bank steht man nicht mit dem Rücken zur Wand.
KURS IM JAHRESVERLAUF UNTER DRUCK
Im Januar stand die Aktie noch bei 19 Euro, im Rahmen der jüngsten Krise ist
die Aktie bis auf 8,30 Euro ausverkauft worden. Aktuell notiert sie knapp
über 10 Euro. Seit dem Tief Mitte August hat sich bereits ein leichter
Aufwärtstrend etabliert, an dessen unterer Begrenzung die Aktie mit 10 Euro
derzeit notiert. Sollten die Quartalszahlen für eine positive Überraschung
sorgen, so könnte sich die Aktie in Richtung 12 Euro auf den Weg machen.
MEINE EINSCHÄTZUNG: SPEKULATIV KAUFEN
Ich denke, die Bedeutung der Markteinführung neuer Spiele wird derzeit noch
unterschätzt, wie auch die Kaufwut der neuen chinesischen Mittelschicht sowie
die treue Kauffreude der bereits etablierten Spieler in den westlichen
Ländern. Vielfach wird nicht gleich ein neuer PC gekauft sondern der alte
lediglich etwas aufgerüstet – und da ist die Graphikkarte ein beliebter
Optimierungsort für eine verbesserte Performance.
Die Gerüchte über einen sich abschwächenden Smartphonemarkt und Touchpadmarkt
mehren sich, und ich möchte mich hier nicht so weit aus dem Fenster lehnen
und diese Gerüchte als haltlos bezeichnen. Aber für Nvidia ist es ein neuer
Markt, der ein zusätzliches Potential birgt. Der neue Tegra3 wird wohl
demnächst im EeePC von Asus verwendet (Transformer), das ist ja schon einmal
ein recht umsatzstarker Kandidat.
LG, Samsung, HTC und andere (alle außer Apple) führen Tests durch, und da
wird ebenfalls noch der eine oder andere Neukunde abfallen.
Das alles sind also Entwicklungen, die gerade in diesen Wochen begonnen haben
oder bald beginnen werden. Nicht ohne Grund hat CEO Huang die Prognose
angehoben, doch wie sieht es bei den Zahlen für das abgelaufene Quartal aus?
So bullisch ich also für die Aktie mittelfristig eingestellt bin, so
vorsichtig sollten wir vorgehen. Ich denke, dass die Zahlen im Rahmen der
Erwartungen ausfallen sollten. Wichtiger als die Zahlen jedoch ist stets der
Ausblick und in seinem letzten Ausblick wurde die Prognose bereits angehoben.
Wird Nvidia heute erneut eine Prognoseanhebung vornehmen oder nicht?
Da die Aktie in meinen Augen unter Berücksichtigung der dicken Barreserven
günstig bewertet ist, halte ich das Rückschlagspotential für überschaubar.
Die Chance auf einen Kurssprung ist jedoch gegeben, da ein positiver Ausblick
die günstige Bewertung aufdecken würde.
FAZIT: SPEKULATIV KAUFEN
Wer also eine Spekulation eingehen möchte, der kann dies mit Nvidia tun. Der
Markt ist turbulent, und die Kursrichtung wird derzeit eher von Gerüchten als
von Fakten bestimmt. Das Risiko ist also groß, in so turbulenten Zeiten auf
eine positive Überraschung und insbesondere deren entsprechende Würdigung im
Markt zu setzen. Doch mit einer kleinen Position wäre in meinen Augen das
Risiko überschaubar.
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05. TV-INTERVIEW AM MITTWOCH: GRAMMER UND KUKA
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GRAMMER
Im dritten Quartal 2011 setzte Grammer mit 272,9 Millionen Euro 17,4% mehr um
als im Vorjahr. Das EBIT stieg von 8,1 auf 10,2 Millionen Euro.
Nun strebt der Automobilzulieferer die Umsatzmilliarde an. Meine Schätzung
derzeit sind 1,04 Mrd Euro. Umsatz macht Arbeit, nur Gewinn macht Freude, und
hier sieht es noch besser aus. Das Ebit ist somit mit plus 56% auf 36 Mio in
diesem Quartal angestiegen und das trotz einiger Belastungsfaktoren.
Man hatte mit hohen Rohstoffpreisen zu kämpfen, der Wechselkurs lief laut dem
Unternehmen genau in die falsche Richtung, und zusätzlich wurde in diesem
Quartal noch ein Werk geschlossen. Dennoch erreichte man eine Gewinnmarge von
4,4%, die, sollten diese negativen Sondereffekte im nächsten Quartal
ausbleiben, dann sogar noch besser ausfallen könnte.
Grammer produziert Sitze, die im Rahmen eines Rahmenvertrages von der
Automobilindustrie abgerufen werden. Eine drohende Rezession würde hier für
eine Verschnaufpause sorgen können. Allerdings ist die Aktie bereits sehr
günstig bewertet. Mit einem KGV 2012e von nur noch 7 und einer
Dividendenrendite von 4,75% hat die Aktie m.E. einen Boden gefunden, selbst
wenn die Automobilindustrie schleppender läuft. Das Potenzial nach oben ist
hier sicher größer als das Risiko nach unten.
KUKA
Im dritten Quartal kletterte der Umsatz von Kuka um 35% auf 369 Mio Euro. Der
Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg von 8,3 auf 19,2 Mio Euro. Unterm Strich
standen mit neun Millionen Euro wieder schwarze Zahlen nach einem Minus von
0,2 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Beim Industrierobotter-Hersteller Kuka sind die Auftragsbücher brechend voll,
nach neun Monaten hat man schon das Vorjahresniveau getoppt. Das Ergebnis
fiel wesentlich besser als erwartet aus, insbesondere die 378 Mio Euro
Neuaufträge nach erwarteten 361 Mio Euro, was schon als optimistisch galt.
Die Ebit-Marge übersprang erstmals die 5%, was selbst Analysten überraschte.
Das Unternehmen profitiert von der boomenden Autoindustrie hier in Europa und
in den USA, aber auch in den Schwellenländern, wo man sich mittlerweile ein
gutes Standbein aufgebaut hat.
Die Aktie ist allerdings nicht so gut aufgestellt, denn die Unternehmens
können auch schnell mal Aufträge zurückziehen, wenn sich die Konjunktur
eintrübt.
Mit einem KGV von 11 und einem Umsatzwachstum nächstes Jahr von um die Null
ist die Aktien nicht so günstig bewertet, sodass ich hier noch etwas abwarten
würde, ob wir in eine Verschnaufpause laufen.
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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter
www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils
aktualisierten Einschätzungen.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der
Webseiten verfasst.
Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am oberen
Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titeln aktuelle Anmerkungen
erstellt wurden.
Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie angekündigt habe ich
jeweils die langfristigen von den spekulativen Positionen getrennt. Bei den
langfristigen Positionen wird stets über eine Korrelationsanalyse die
Risikostreuung berücksichtigt.
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“
steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „Pos“ steht die
Positionsgröße hinsichtlich der gestaffelten Käufe und Verkäufe.
Unter i steht zur Information meine Grundtendenz: K-bei Gelegenheit Kaufen,
H-Halten, V-bei Gelegenheit Verkaufen, wobei die „Gelegenheit“ sodann
kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben wird. Ich habe diese
Spalte insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren
Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich
beispielsweise darin nicht schon zu 100% investiert wäre. Zukaufen würde ich
jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen
Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen.
Derzeit verwende ich die folgenden Schritte: Langfristige Positionen in drei
Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich
aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich.
Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht
sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text
bekanntgeben.
In der Spalte „Diff.“ können Sie die Entwicklung der Position seit
Jahresbeginn bzw. seit Kauf (sofern in diesem Jahr erfolgt) sehen.
VALUE = 50% Kürzel 10.11. Woche Pos.I Diff
Apple 865985 283,95 € -2,2% 0,5 H 9,2%
Teva Pharmaceuti883035 29,45 € -1,8% 75% VL -25,3
Sto AG 727413 103,00 € -1,4% 100% H -7,8%
John Deere 850866 53,67 € -1,9% 75% H -9,0%
Siemens 723610 72,41 € -4,4% 100% H -12,3
Unilever A0JMZB 24,21 € -1,9% 50% NK 4,8%
Freeport McMoRan896476 29,03 € 0,4% 25% NK -2,9%
ALTERNATIV = 25% Kürzel 10.11. Woche Pos.I Diff
Goldbarren 100 gr. 4.144,00 5,7% 100% K 22,9%
Südzucker AnleihA0E6FU 95,25% -0,3% 50% H 6,1%
Renault Anleihe A1ANEW 104,16% 0,1% 100% H 4,9%
HeidelbergCementA1A6PH 104,10% -1,3% 100% H 0,5%
Drägerwerk Genuß555071 166,50 € -1,2% 100% H 17,8%
3W Power SchuldvA1A29T 86,75% -0,3% 100% H -6,9%
SPEKULATIV = 20% Kürzel 10.11. Woche Pos.I Diff
EMC 872526 17,60 € -2,2% 1 H 8,6%
Verbio Vereingt.A0JL9W 3,19 € -7,8% 0% V -13,8
Villeroy & Boch 765723 6,31 € 2,6% 100% H -1,8%
Adobe 871981 20,48 € -5,3% 100% NK 5,8%
Jungheinrich 621993 21,30 € -6,5% 100% K -3,3%
Dialog Semicondu927200 12,99 € -3,1% 100% K -4,1%
TRADINGIDEEN = 5 Kürzel 10.11. Woche Pos.I Diff
TIPP24 784714 31,00 € -1,7% 100% K 0,8%
be-at-home A0DNAY 27,99 € -1,4% 100% K -0,7%
TRADINGIDEE 2011 #8 TIPP24 & BET-AT-HOME 7.11.11
Spielen macht süchtig! Und natürlich möchte der Staat an der Sucht ein wenig
mitverdienen. Beim Tabak gibt es eine besonders hohe Tabaksteuer, die das
Rauchen unattraktiv machen soll. Beim Alkohol sieht es ähnlich aus. Doch beim
Glücksspiel hat der Staat eine andere Waffe gezogen: Er hat sich das
Glücksspielmonopol gesichert und alle anderen Glücksspielbetreiber für
ungesetzlich erklärt.
Etwa 3 Mrd. Euro hat Vater Staat mit seinem Glücksspielmonopol verdient. Sie
kennen das alle: Die staatlichen Lotto- und Toto-Gesellschaften machen ja
ausreichend Werbung.
Werbung? Wie bitte? Da beansprucht der Staat das Glücksspielmonopol für sich
um seine Schäfchen vor den Gefahren der Spielsucht zu bewahren und macht
gleichzeitig Werbung für seine Klassenlotterien? Der Europäische Gerichtshof
sah darin 2010 einen Widerspruch, und 2011 folgten auch in Deutschland erste
Gerichte und Parlamente dieser Auffassung. Entweder der Markt sollte
liberalisiert werden oder aber die Werbung muss verschwinden.
Nun, unser Staat hat die Entscheidung zur Kenntnis genommen und fuhr die
Werbung drastisch zurück. Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass Sie nicht
mehr so häufig im Fernsehen Lotto-Millionäre auf einer Südseeinsel gezeigt
bekommen. Doch das hat zu einem Umsatzeinbruch geführt. Um schätzungsweise
20% ist der Umsatz mit Glücksspielen in den vergangenen zwei Jahren
zurückgegangen.
Wenn das so weiter geht, wird Finanzminister Schäuble bald ein weiteres Loch
in seinem Haushalt zu beklagen haben. Gut, die Spielsucht in Deutschland wäre
damit siegreich bekämpft worden, aber Schäuble würden 3 Mrd. Euro fehlen.
Ich vermute, dass unsere Regierung nach dieser schmerzhaft teuren Beobachtung
den Markt lieber liberalisieren wird, als unter einem Werbeverbot weitere
Umsatzeinbrüche zuzulassen. Doch Liberalisierung wird ohne „e“ geschrieben,
hat also nichts mit „Lieberalisierung“, also lieb zu tun. Denn lieb ist der
Wettbewerb aus Sicht der Regierung nicht, sondern böse. Er nimmt einem die
sicher geglaubten Einnahmen weg.
So basteln Bundes- und Landesregierungen seit nunmehr zwei Jahren an allerlei
Gesetzesvorschlägen, die letztlich alle zum Ziel haben, die
Glücksspieleinnahmen des Staates zu maximieren. Je frecher, so meine
Beobachtung, desto mehr Aufsehen wurde drum herum gemacht. Still und
arbeitsam hat lediglich Schleswig-Holstein einen Gesetzesvorschlag erarbeitet
und inzwischen auf Landesebene verabschiedet, der eine weitgehende
Liberalisierung des Marktes ab 2012 vorsieht.
Alle anderen Vorstöße wurden vor Gericht getragen und dort nicht unbedingt
freundlich aufgenommen. So sind die Länder unter Zugzwang, denn die bisherige
Regelung läuft Ende 2011 aus, und eine neue Regelung gibt es bislang noch
nicht.
Vor vier Jahren genau hatte der Staat auch Glücksspiele im Internet in seinen
Monopolvertrag aufgenommen. Bis dahin gab es in Deutschland einige
Glücksspielanbieter, die mit vielfältigen Angeboten den Markt „bearbeiteten“
und einen Teil ihrer Umsätze an den Staat abführten. Das Verbot führte bei
einigen zur Geschäftsaufgabe und bei anderen zur Modifikation des Geschäfts.
Tipp24 – Lotto aus England
Tipp24 beispielsweise verlegte sein Internetgeschäft nach England, wo das
Glücksspielgesetz wesentlich liberaler ist und bot deutschsprachige
Lottoziehungen an. Der Witz bei der Sache: Die wöchentlichen Gewinnzahlen
wurden von der deutschen Ziehung übernommen, und auch die Auszahlungsquoten,
also die Beträge, die gewonnen wurden, wurden von der deutschen Ziehung
übernommen. Es macht keinen Unterschied, ob Sie mit einer staatlichen Lotto-
Gesellschaft spielen oder mit Tipp24.
Für den deutschen Internetsurfer ist es kaum merkbar, dass Tipp24 von England
aus operiert. Für Tipp24 war es ein lukratives Risiko, das eingegangen wurde:
In England sind die Steuern wesentlich niedriger als hier in Deutschland. Und
für die Auszahlungen wurden Versicherungen abgeschlossen, was beim
statistisch leicht berechenbaren Risiko recht einfach ist. Doch
unglücklicherweise traf 2011 eine Mega-Auszahlung ein, und der Versicherer
fand ein Schlupfloch im Versicherungsvertrag, durch das er sich vor der
Leistung drük-ken konnte.
Tipp24 zahlte dennoch, suchte sich einen neuen Versicherer und verbuchte den
Verlust in seiner Bilanz. Ein herber Verlust, und die Aktie brach in Folge
dessen natürlich kräftig ein. Seither haftet dem Unternehmen der Ruf an, in
einer gesetzlichen Grauzone zu agieren: Online-Glücksspiele für Deutsche
anzubieten, jedoch in einem anderen Land seinen Sitz zu haben – und somit
auch die Gerichtsbarkeit – ist sicherlich ein Umstand, den weder
Glücksspieler noch Aktionäre gerne sehen. So notiert die Aktie heute noch
immer auf einem sehr günstigen Kursniveau.
Quartalszahlen stehen an
Morgen wird Tipp24 Quartalszahlen vermelden. Zwei Wochen später, am 21.11.,
erwarten wir Zahlen von bet-at-home. Für beide Unternehmen erwarte ich
verhältnismäßig moderate Zahlen, jedoch eine Anhebung der Prognose.
Tipp24 hat für das Jahr 2011 einen Gewinn von 40 Mio. Euro prognostiziert.
Zur Bewertung eines Geschäftsmodells, und somit für den Aktienkurs, sind
Ertragsmöglichkeiten wesentlich wichtiger als einmalige Sondereffekte. Die
Mega-Auszahlung dieses Jahres hat zwar dem Gewinn in diesem Jahr stark
zugesetzt, doch wenn sich Analysten die Ertragsmöglichkeiten des Geschäfts
anschauen und von einer funktionierenden Versicherung für die nächsten Jahre
ausgehen, dann könnte sich sehr schnell zeigen, was für eine Cashcow Tipp24
ist. Denn die 40 Mio. Euro Gewinn wären vermutlich schon in den ersten neun
Monaten eingenommen worden, wenn diese Mega-Auszahlung mit den
Versicherungsproblemen nicht gewesen wäre.
Ein Jahresgewinn von 50 Mio. Euro würde also meines Erachtens der
Ertragskraft viel näher kommen als die bislang kommunizierten 40 Mio. Euro.
Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von 245 Mio. Euro. Die
Nettoliquidität (Barvermögen abzgl. Kredite) beträgt 118 Mio. Euro. Bleibt
also ein Wert des Geschäftsmodells von 245-118= 127 Mio. Euro. Bei einem
Jahresgewinn von 50 Mio. Euro wäre das Unternehmen liquiditätsbereinigt mit
einem KGV von 2,5 bewertet: Wer das Unternehmen kaufen sollte, der hätte nach
zweieinhalb Jahren sein Investment wieder in bar auf seinem Konto liegen.
Für Bet-at-home sieht es ganz ähnlich aus: Das Unternehmen wird mit 97 Mio.
Euro Marktkapitalisierung belegt und hält eine Nettoliquidität von 46 Mio.
Euro. Das Geschäft ist dem Aktienkurs zufolge also liquiditätsbereinigt 97-
46= 51 Mio. Euro wert. Das EBIT von bet-at-home beträgt Analystenschätzungen
zufolge 11 Mio. Euro. Hier steht das liquiditätsbereinigte KGV also bei 4,6.
Liberalisierung führt zu Umsatzwachstum
Ich erwarte, dass sich die anderen Bundesländer in Deutschland dem Vorschlag
Schleswig-Holsteins anschließen werden (müssen) und eine weitgehende
Liberalisierung beschließen werden. Selbst wenn dies nicht erfolgt, wird
Schleswig-Holstein als Einfallstür für Unternehmen wie Tipp24 und bet-at-home
dienen, die ihren Firmensitz dorthin verlegen und von dort aus ganz
Deutschland bedienen können.
Die Folge wird sein, dass Online-Glücksspielbetreiber Werbung machen dürfen.
Und das wird zu einem Umsatzwachstum führen. Die Gewinnmargen, die derzeit
recht üppig sind (> 40%), geben ein dickes Werbebudget her.
Wie gezeigt ist die Bewertung der Aktien extrem günstig. Anleger sind meiner
Einschätzung nach vom Säbelrasseln der verschiedenen Gesetzesinitiativen
verschreckt und trauen sich nicht an diese Aktien heran. Allein schon die
sich abzeichnende Niederlage der Länder würde zu einer Neubewertung der
Unternehmen führen. Zusätzlich ist ein Umsatzwachs-tum sodann absehbar, was
den Unternehmenschefs meines Erachtens ein paar optimistischere Prognosen
entlocken wird.
Ich kann Ihnen nicht errechnen, wo diese Aktien eigentlich stehen müssten,
denn es ist noch nicht absehbar, welche Regelung sich letztlich durchsetzen
wird, wie hoch die Steuern und Abgaben sein werden, die Glücksspielbetreiber
an den Staat abführen müssen, und welche sonstigen Auflagen sonst noch
verabschiedet werden. Doch ich habe das Gefühl, dass die aktuelle Bewertung
viel zu niedrig ist. Eine anstehende Neubewertung sollte die Kurse meines
Erachtens ordentlich nach oben bewegen.
Wenn die Gesetzeslage geklärt ist, wird die Neubewertung abgeschlossen sein.
Wer große Gewinne erspekulieren will, der muss auch ein wenig Risiko
eingehen. Und das Risiko bei Tipp24 und bet-at-home ist, dass der Gesetzgeber
eben doch noch länger seinen Widerstand gegen eine Liberalisierung aufrecht
hält als eigentlich sinnvoll. Oder dass eben noch andere Steine in den Weg
gerollt werden. Die niedrige Bewertung der Aktien hat ihren Grund in der
ungewissen rechtlichen Situation.
Doch meine Erwartung ist, dass sich die Situation eher verbessern wird für
die Glücksspielbetreiber und dass daher das Bewertungsniveau eher nach oben
gehen wird.
Beide Unternehmen sind für Heibel-Ticker Verhältnisse sehr klein:
Insbesondere die Anzahl der frei verfügbaren Aktien ist deutlich geringer als
die Marktkapitalisierung hergibt, weil 65% bei Tipp24 und 75% bei bet-at-home
bei institutionellen Anlegern festliegen.
Handeln sie also bitte nur mit streng limitierten Orders. Bei Tipp24 sollten
Sie heute noch agieren, denn morgen früh vor Börsenbeginn werden die
Quartalszahlen veröffentlicht. Bei bat-at-home haben Sie ein paar Tage Zeit,
denn es dauert noch zwei Wochen bis zur Veröffentlichung.
SIEMENS – 10.11.11
Q-ZAHLEN DURCHWACHSEN, DENNOCH HISTORISCH GUT
Heute legte Peter Löscher die Quartalszahlen von Siemens vor. Obgleich
Löscher den größten Gewinn der Unternehmensgeschichte vorweisen konnte, blieb
dieser hinter den Erwartungen zurück. Der Umsatz (20,4 Mrd. Euro) und der
Auftragseingang (21,6 Mrd. Euro) lagen über den Erwartungen, der
Auftragseingang fiel sogar höher aus als der Umsatz, so dass von weiterem
Wachstum ausgegangen werden kann. Der Gewinn (6 Mrd. Euro, ohne Ariva-
Strafzahlung 7,5 Mrd. Euro) wurde jedoch durch hohe Steuern belastet.
Das KGV von Siemens steht bei 9, die Dividendenrendite bei 4%. Siemens ist
grüner, profitabler und korruptionsfreier denn je, schreibt das Handelsblatt.
Damit sollte ausgedrückt werden, dass Siemens endlich ein sauberes
Geschäftsmodell hat und somit die Basis für weiteres Wachstum gelegt ist.
Osram soll "in der Zukunft" an die Börse gebracht werden. Ein Zeitpunkt steht
jedoch noch nicht fest. Doch es zeigt, dass Siemens über viele wertvolle
Unternehmensbereiche verfügt. Der freie Cashfow ist mehr als ausreichend für
die nachhaltige Zahlung einer ordentlichen Dividende. Siemens bleibt eine
Kernposition in unserem langfristig ausgerichteten Portfolio.
EMC – 8.11.11
PRODUKTEINFÜHRUNG ALS KATALYSATOR
EMC wird in den nächsten Wochen ein neues Produkt auf den Markt bringen: Eine
Basisstation für Flashspeicher (flash array). Flashspeicher nehmen eine immer
wichtigere Position ein, und die flexible und performante Einbindung ins
Firmennetzwerk wird derzeit vorangetrieben. Meinen Informationen zufolge soll
das Produkt von EMC, das für den High-End Markt bestimmt ist, dem Wettbewerb
um einiges voraus sein: 10-fach schneller und drastisch günstiger.
Die Speicherverwaltung wird für Unternehmen immer wichtiger. Der Markt wird
auf 50 Mrd. USD geschätzt, und EMC hat sich bereits ein gutes Stück dieses
Kuchens gesichert. Die Migration zur neuen Technologie wird wieder die Kasse
klingeln lassen, und ich halte mich aus diesem Grund mit einem Teilverkauf
bei EMC zurück. Als nächstes Ziel habe ich mir 19 Euro notiert, dort würde
ich dann die Position wieder etwas verkleinern.
VERBIO – 10.11.11
SCHLECHTE NACHRICHTEN VON EINEM INNOVATOR
Innovationen dauern häufig länger, als man denkt. Und so ist es leider auch
bei Verbios Biogasproduktion. Nachdem mir CEO Sauter vor einigen Wochen
persönlich versichert hatte, die Produktion laufe rund und planmäßig und die
Auslastung werde sukzessive gesteigert, erfuhren wir heute im Rahmen der
Quartalszahlen, dass die Biogasanlage noch einige Tests bestehen muss, bevor
man von einem etablierten Verfahren sprechen kann. Ja, die Anlage läuft mit
zunehmender Auslastung (derzeit 85%).
Der besondere Reiz von Verbio liegt darin, dass neben der Bioethanol-
Produktion für geringe Mehrkosten auch noch aus dem anfallenden Abfall Biogas
erzeugt werden kann. Wenn diese Kombination einmal in der geplanten Kapazität
(125 Megawatt) läuft, wird Verbio zu einer Cashcow. Bislang wurden Ende 2011
für den ersten Teil und Mitte 2012 für den zweiten Teil der Anlage in
Aussicht gestellt. In der heutigen Pressekonferenz bekam ich jedoch den
Eindruck, dass wesentlich mehr Zeit benötigt wird, diese "weltweit
einzigartige" Anlage in einen 24-Stunden / 365 Tage - Betrieb zu überführen.
Zum Verständnis: Wenn Sie sich ein Sixpack Becks Bier kaufen, dann wollen Sie
auch sicher sein, dass jedes der sechs Biere gleich schmeckt. Und ebenso
stabil muss das Ergebnis der Biogas-Produktion sein, egal ob wir winterliche
Minusgrade haben oder eine sommerliche Hitzewelle. Es wurden keine konkreten
Termine genannt bzw. die genannten Termine widersprachen sich teilweise, so
dass ich zu der Auffassung komme, die vollständige Fertigstellung nimmt noch
ein weiteres halbes bis ganzes Jahr mehr Zeit in Anspruch, als derzeit
erwartet wird.
Das heißt sodann auch, dass die Zeiten einer Cashcow Verbio noch lange nicht
in Sicht sind. Und deswegen wird die Aktie heute leider ausverkauft, aktuell
notiert sie mit 7,5% im Minus.
Wir haben schon zu oft zu lange an vielversprechenden Positionen
festgehalten, und ich möchte diesen Fehler bei Verbio nicht wiederholen.
Daher würde ich heute und morgen die Aktie verkaufen. Achten Sie bitte
darauf, dass Sie sich ein passendes Limit suchen, damit wir den Kurs nicht
zusätzlich belasten.
Wer ausreichend Geduld hat, der kann gerne noch ein bis zwei Jahre warten,
bis die innovative Technologie zu sprudelnden Gewinnen und somit auch zu
einem wieder steigenden Aktienkurs führt. Ich gehe nach wie vor davon aus,
dass dies gelingen wird. Doch über ein Jahr zu warten ist mir zu lange, und
ich würde mich daher von dieser Aktie verabschieden.
ADOBE – 9.11.11
FLASH IN THE PAN
Adobe haut den mobilen Flashplayer in die Pfanne :-)
Adobe hat gestern Abend bekanntgegeben, 750 Mitarbeiter freizusetzen (7% der
Arbeitnehmer) und den Support für seinen mobilen Flash-Player auslaufen zu
lassen. Die Aktie notiert heute Vormittag mit 10% im Minus, Anleger sind
offensichtlich von diesem Schritt überrascht.
Wir nicht, denn wir haben ja unsere Adobe-Spekulation darauf aufgebaut, dass
HTML5 in der Zukunft eine wichtigere Rolle spielen wird - insbesondere auf
Smartphones und Touchpads. Der Schritt von Adobe ist also nur konsequent,
wenngleich zunächst einmal hohe Kosten anfallen. Die Restrukturierungskosten
dieser Entscheidung betragen lauf Unternehmen 73-78 Mio. USD und werden das
Ergebnis im laufenden Quartal mit 11-22 Cent je Aktie belasten. Die Prognose
wurde auf 30-38 Cents Gewinn je Aktie gesenkt (zuvor 41-50 Cents je Aktie).
Steve Jobs hatte sich mit Adobe angelegt, er hatte den mobilen Flashplayer
nicht für iOS zugelassen, weil er zu fehleranfällig und rechenintensiv sei.
Die Entscheidung von Adobe würde ich als Bestätigung dieser Kritik verstehen.
Eine Kritik, die dem Kurs von Adobe stark zugesetzt hat. So dürfte die
gestrige Entscheidung von Anlegern als Zeichen gesehen werden, dass Adobe nun
die Vergangenheit hinter sich lässt und mit voller Kraft auf HTML5 setzt -
ein Umstand, den ich in meiner Empfehlung in Aussicht gestellt hatte.
Somit sind die heutigen 10% Minus für uns eine Nachkaufgelegenheit,
wenngleich der Kurs noch immer über unserem ursprünglichen Einstiegskurs
notiert. Ich würde heute nachfassen.
JUNGHEINRICH – 10.11.11
Q-ZAHLEN ÜBER DEN ERWARTUNGEN, PRESSEKONFERENZ 14 UHR - NACHKAUFEN
Jungheinrich hat heute früh Quartalszahlen veröffentlicht. Umsatz und
Ergebnis lagen deutlich über den Erwartungen der Analysten (525 statt
erwarteter 506 Mio. EUR Umsatz, 38,3 statt erwarteter 36,2 Mio. EUR Gewinn).
Die Prognose für das laufende Jahr wurde angehoben auf "deutlich über" 2 Mrd.
Euro Umsatz sowie "deutlich über" 130 Mio. Euro Gewinn. Bei einer solchen
Formulierung würde ich einen Spielraum von 5-10% nach oben erwarten. Das wird
dazu führen, dass Analysten ihre Schätzungen nach oben revidieren müssen und
neue, höhere Kursziele ausgeben.
Die meisten Analysten warten mit diesem Schritt bis nach der Pressekonferenz,
weil dort häufig noch wichtige Detailinformationen bekanntgegeben werden. So
notiert der Kurs von Jungheinrich derzeit noch fast unverändert zum gestrigen
Tag. Ich nehme an, dass nach der Pressekonferenz heute Nachmittag einige
Anleger kaufen werden und der Kurs sodann kräftig zulegen wird.
Wir haben erst eine halbe spekulative Position, und ich würde daher heute
Vormittag Kurse unter 22,50 nutzen, um die Position voll zu machen. Eine
Rückkehr auf 27 Euro hatte ich in Aussicht gestellt. Die heutigen
Quartalszahlen lassen dieses Ziel sehr konservativ aussehen. Doch die
allgemein schwache Marktverfassung kann auch weiterhin den Kurs belasten.
Soll heißen: Mit ausreichend Geduld (ggfls. bis zum Frühjahr 2012) sollte die
Aktie in Richtung 30 Euro marschieren. Ich hoffe, dass sich die Aktie heute
schon auf den Weg macht. Doch wie bei allen Aktien ist derzeit der
Gesamtmarkt häufig einflussreicher als unternehmensspezifische Meldungen.
DIALOG SEMICNDCTOR – 9.11.11
GERÜCHTE ÜBER GEDROSSELTE IPHONE 4S PRODUKTION
Heute kamen Gerüchte auf, Apple hätte die Produktion des iPhone 4S
gedrosselt. Der Kurs von Apple ist leicht zurückgegangen, der von Lieferanten
wie Dialog Semiconductor verlor überproportional um knapp 5%. Bislang gibt es
keine Bestätigung des Gerüchts, und so bleibt es eben dies: Ein Gerücht.
Das Weihnachtsgeschäft steht an, und ich habe noch keinen einzigen
Einzelhändler gehört, der vor einem schwachen Weihnachtsgeschäft in diesem
Jahr gewarnt hätte. Es scheint, als hätte der Einzelhandel überhaupt keine
Angst vor der heraufbeschworenen Krise. Gleichzeitig habe ich noch keine
Berichte über einen schwachen iPhone 4S Absatz gesehen. Die Anfangseuphorie
ist verflogen, die 4-6 Wochen Wartezeiten sind abgebaut, aber von einer
Produktionsdrosselung ist man meines Erachtens weit entfernt.
Sei's drum, das Gerücht ist im Markt, und Apple ist nach dem schwachen
letzten Quartalsergebnis nun erst einmal in der Defensive. So ist es ein
Leichtes, die Aktie und deren Lieferanten mit solchen Gerüchten anzugreifen,
und so können wir uns nur überlegen, ob wir den Kursrückgang zum Nachkaufen
nutzen oder einfach abwarten. Da wir schon eine volle Position haben, würde
ich abwarten.
Zudem baut Dialog Semiconductor seine Geschäftsbeziehung zu Samsung aus, was
ein wichtiges zweites Standbein für das Unternehmen wird und die Abhängigkeit
von Apple reduziert. Ich würde also den heutigen Kursrückgang in Verbindung
mit dem schwachen Gesamtmarkt nicht überbewerten.
Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com
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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von
proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges
vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte
der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance,
TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
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08. AN-/ABMELDUNG
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