Heibel-Ticker PLUS 12/48 - Kursrallye zum Monatsende

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H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

7. Jahrgang - Ausgabe 48 (30.11.2012)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Überraschender Kaufdruck
02.So tickt die Börse: Vermeintlich widersprüchlicher Optimismus
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
 - Sentimentdaten
 - Top Analystenziele
03.Ausblick: Investitionsnotstand bei Institutionellen
04.Depotcheck: MAN, Allianz Versicherung, Nestle SA, Imperial Tobacco, Gold ETF
 - MAN, Allianz Versicherung, Nestle SA, Imperial Tobacco, Gold ETF:
05.Update beobachteter Werte: bet-at-home, Vale S.A VZ
 - bet-at-home: Vorsicht vor Bauernfängerei!
 - Vale S.A VZ: Bären schießen auf Vale
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab/-Ummeldung



01. Info-Kicker: Überraschender Kaufdruck

Liebe Börsenfreunde,

Wenn man sich die Nachrichtenlage nur oberflächlich anschaut, kann man die Rallye an den Aktienmärkten kaum verstehen. Erst ein Blick ins Detail offenbart wieder einmal die wahren Gründe für die Rallye. Alles weitere dazu lesen Sie in Kapitel 02.

In Kapitel 03 untersuche ich dann, ob diese Rallye so weitergehen kann und wird, oder wo die Gefahren bestehen.

Der heutige Depotcheck behandelt fünf interessante Werte. MAN steht unter den Fittichen von VW. Die Allianz trotzt der Weltfinanzkrise und verhilft ihrem Aktienkurs mit einer attraktiven Dividende zu neuen Jahreshöchstständen. Imperial Tobacco verdient prächtig in den Schwellenländern, wie auch Nestle. Und zudem hat die Leserin einen Gold-ETF ins Portfolio gelegt, als Absicherung. Interessant aber nicht optimal. Meine Anmerkungen lesen Sie in Kapitel 04.

Wie immer gibt es ein paar wichtige Updates in Kapitel 05.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp121130.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Vermeintlich widersprüchlicher Optimismus

Wie kann der DAX steigen, wenn der Deutsche Bundestag unsere Steuergelder nach Griechenland schickt? Lassen wir einmal die sozialen Betrachtungen beiseite und schauen durch die Brille eines puren Kapitalisten: Diese Steuergelder werden hier in Deutschland fehlen, werden in erster Linie unsere ärmeren Schichten und Arbeitslosen belasten und werden sich damit mittelbar auch negativ auf das Konsumverhalten in Deutschland auswirken.

Doch der DAX wird nicht von den ärmeren Schichten Deutschlands gekauft, sondern von internationalen institutionellen Investoren. Der Euro notierte heute früh wieder über 1,30 USD/EUR, was ein klares Indiz dafür ist, dass ausländisches Kapital in den Euroraum fließt. Europa steht zusammen und wird Griechenland nicht hängen lassen, dieses Signal wird heute in die Welt ausgesandt. Und da Deutschland insbesondere exportorientierte Unternehmen hat, kümmert es die internationalen Investoren eh kaum, wenn der lokale Konsum ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Vielleicht bleiben die Auswirkungen tatsächlich gering. Der ohnehin sparsame Deutsche hat meist so viel auf der hohen Kante, dass er sich alle seine Bedürfnisse und zusätzlich sehr viele seiner Wünsche erfüllen kann. Und wenn nicht, dann wird halt noch ein wenig härter gearbeitet.

Schwieriger fällt es mir da, die gute Performance des Dow Jones zu erklären, wo doch das Fiscal Cliff droht. Wenn sich Republikaner und Demokraten in den USA nicht auf einen Kompromiss einigen, werden die von Bush eingeführten Steuererleichterungen wegfallen. Unternehmen lassen schon verlauten, dass sie aus Vorsicht vor dem Fiscal Cliff derzeit nicht einstellen. In den US-Medien gibt es bereits einen Countdown zum Silvestertag, dem Tag, an dem die US-Wirtschaft über die Klippen stürzen wird. Politiker jeder Couleur beharren auf ihren ideologisch begründeten, gegensätzlichen Positionen und betonen nach jedem Gespräch mit der anderen Partei, dass man sich kein bisschen näher gekommen sei. Und der Dow Jones ... steigt.

Entweder in den USA zählt man darauf, dass die Politik schon noch rechtzeitig einen Kompromiss finden werde, oder aber man verniedlicht das Problem der plötzlich anfallenden Steuerlast, die auch für Unternehmen in einigen Bereichen erheblich ansteigen wird. Verniedlichen in dem Sinne, dass die gerade zaghaft zu wachsen beginnende US-Wirtschaft auch eine Steuererhöhung verkraften werde.

Nun finden Sie mal einen politisch Unabhängigen, der den Steuereffekt verlässlich ausrechnen kann. Gibt es nicht. Sie finden aber jede Menge Ideologen, die das exzessive Schuldenmachen der USA an den Pranger stellen und freimütig zugeben, dass ein Sinneswandel natürlich zunächst einmal schmerzhaft sein werde - wie die Entziehungskur eines Alkoholikers. Aber letztlich werde die Wirtschaft danach gesünder aufgestellt sein als mit der fortwährenden Schuldenmacherei. Und mit diesem Argument gibt es Hardliner auf beiden Seiten des Flures.

So habe ich in dieser Woche beim Dow Jones eine bemerkenswerte Entwicklung gesehen: Am Mittwoch öffnete der Dow Jones mit über 100 Punkten im Minus und schloss am Abend mit über 100 Punkten im Plus. Das ist ungewöhnlich, weil normalerweise die Stimmung morgens aus Asien oder Europa vorgegeben wird und im Tagesverlauf nur geringfügig schwankt. Am Mittwoch jedoch startete der Dow Jones mit der Gewißheit, dass es zum Jahreswechsel zur steuerlichen Katastrophe kommen werde und endete mit der Gewißheit, dass es schon irgendeine Lösung geben werde. Nach einer Reihe von Tagen mit pessimistischen Vorzeichen gilt ein solcher Tag bei mir als möglicher Umkehrtag.

Ander als wenn nach einer Reihe von pessimistischen Tagen der Dow Jones mit Optimismus startet und im Tagesverlauf aufkommende Zweifel für eine Umkehr sorgen. Nein, wenn morgens alles aussichtslos aussieht, und dann im Tagesverlauf, begonnen mit Shorteindeckungen und gefolgt von Spekulanten, der Index nach oben getrieben wird, ohne dass am Ende erneut Bären mit weiteren Leerverkäufen die Rallye abschwächen, dann könnten die fürchterlichsten Prognosen des Fiscal Cliffs im aktuellen Kursniveau berücksichtigt sein.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES29.11.12Woche Δ
Dow Jones13.022 1,4%
DAX7.401 2,2%
Nikkei9.446 0,8%
Euro/US-Dollar1,301,0%
Euro/Yen107,441,2%
10-Jahres-US-Anleihe1,62%-0,07
Umlaufrendite Dt1,15%0,06
Feinunze Gold$1.726 -0,4%
Fass Brent Öl$110,43 0,0%
Kupfer7.909 2,6%
Baltic Dry Shipping1.097 1,2%



Die Finanzmärkte sprechen eine klare Sprache: Ein Scheitern der Hilfsaktion Griechenlands würde Deutschland, nach Griechenland, am härtesten treffen. Andernfalls würde der DAX nicht die größten Zugewinne verzeichnen, nachdem die Hilfen für die Griechen nun beschlossen wurden. Verrückt finde ich nur den sehr bullischen Ton unter deutschen Anlegern. Entweder sie verstehen besser als alle anderen, dass die Exportorientierung Deutschlands schon ausreichend profitieren werde, um die Steuergelder wieder zurückzuholen. Oder sie verniedlichen das Steuergeschenk wie die Amerikaner den Wegfall der Steuererleichterungen verniedlichen.

Schauen wir uns einmal die Sentimentdaten an:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
09.11.- 16.11. (271): 43% / 14%
16.11.- 23.11. (222): 52% / 15%
23.11.- 30.11. (156): 57% / 11%

Kaufempfehlungen der Analysten
Linde, Eni S.P.A., ThyssenKrupp

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Banco Populare Espanol, Vodafone, Dt. Bank

Privatanleger
46. KW: 60% Bullen (154 Stimmen)
47. KW: 65% Bullen (193 Stimmen)
48. KW: 65% Bullen (184 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Apple, K+S, E.On

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Allstate Corp., Virbac S.A.

Analysten, also die Profis, haben einen klaren Schwenk zum Optimismus gemacht. Die drohende Ungewißheit aus der Griechenlandtragödie wurde durch Gewißheit ersetzt, Zahlen konnten eingefügt werden, und das Resultat scheint den Analysten zu gefallen. Industrieaktien wie Linde, Eni und ThyssenKrupp werden empfohlen. Es sind die Profiteure einer europäischen Einigung. Unternehmen, die auf europäischer Ebene aktiv sind und von einer Stabilität Europas profitieren.

Doch auch die Privatanleger bleiben mit 65% Bullen extrem optimistisch und suchen ihr Heil in den heruntergeprügelten Aktien wie Apple, K+S und E.On. Es scheint, dass Privatanleger darauf setzen, dass diese Kursverluste zu Unrecht erfolgten oder übertrieben sind. Eine Meinung, der ich mich mit Ausnahme von E.On anschließe.

TOP ANALYSTENZIELE
Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
ADIDAS29.1146,80 €77,00 €64,53%
RIB Software30.114,45 €7,00 €57,30%
SAF Holland30.115,32 €8,00 €50,38%
Celesio28.1113,16 €19,00 €44,38%
K{camp}S AG26.1134,76 €50,00 €43,84%
MLP AG29.115,50 €7,80 €41,82%
Tom Tailor30.1116,08 €22,00 €36,82%
Kontron29.113,66 €5,00 €36,61%
ThyssenKrupp26.1115,70 €21,00 €33,76%
BMW28.1168,40 €90,00 €31,58%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.


Hui, diese Tabelle liefert ein buntes Bild. Gleich vier Unternehmen aus der Automobilindustrie, BMW, ThyssenKrupp, Kontron und SAF Holland, könnten die Folge der zahlreichen Hochstufungen dieser Woche sein, die wir seitens Analysten gesehen haben. Insbesondere Volkswagen, aber auch BMW wird eine rosige Zukunft vorausgesagt, die Zulieferer werden ebenfalls profitieren.

Adidas und Tom Tailor sind stark von den Rohstoffpreisen (Baumwolle, Öl) abhängig, und hier hat sich der Preisdruck in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Die Produktionskosten sinken, die Gewinnmarge steigt und so auch der Gewinn, was zu positiven Analystenkommentaren führt.

Wie spielt eigentlich China in diese Situation herein? Und könnte es vielleicht mit dem Monatsende zusammenhängen, dass die Kurse so willenlos ansteigen? Mehr dazu im nächsten Kapitel.




03. Ausblick: Investitionsnotstand bei Institutionellen

Mit zweistelligen Wachstumsraten in China können wir nicht mehr rechnen. Doch die derzeit angepeilten 7,5% sind erreichbar und reichen, um einen positiven Impuls in die Welt auszusenden. Es klingt nach Aufbruch in China. Nachdem in der vergangenen Woche die Führungsspitze gewechselt hat, höre ich überall nur noch Optimismus und Erwartungsfreude.

Man werde weiterhin gezielt die Wirtschaft unterstützen. Das heißt im Kommunistenkapitalismus, dass man die für zukunftsträchtig befundenen Wirtschaftszweige fördern wird. Ganz wie bei uns. Doch China hat ein wenig mehr Geld für Förderungen, und daher bin ich ebenfalls guter Dinge, dass wir in den kommenden Monaten noch eine ganze Reihe positiver Nachrichten aus China hören werden.

Wir haben unsere erste Position im iShares China eröffnet und halten uns bereit zum Nachkaufen.

Ich fürchte allerdings, dass der Kursanstieg dieser Woche weniger mit China, Griechenland oder dem Fiscal Cliff zu tun haben könnte, als wir uns das wünschen würden. Vielmehr laufen wir auf ein Monatsende zu, das unter einem besonderen Vorzeichen steht: Noch vor zwei Wochen galt das Jahr als abgeschrieben, hüben und drüben wurden Gewinne realisiert und man stellte sich auf ein Jahresende mit hohen Cashpositionen ein.

Warum auch noch etwas riskieren, wenn doch die Indizes ohnehin nicht mehr viel machen werden und wenn man die Jahresperformance schon im Sack hat? Und eine Positionierung für das kommende Jahr konnte vor zwei Wochen auch noch auf sich warten lassen.

Doch schneller als irgendjemand es erwartet hätte, rauschten die Indizes in den Keller, und noch schneller schnellten sie wieder empor. Und nun ist in den Charts das Risiko des Fiscal Cliffs "berücksichtigt", das Risiko Griechenlands ist ebenfalls bezifferbar (es gibt ja kaum jemanden mehr, der noch einen weiteren Schuldenschnitt ausschließt), und das einzige Risiko, das besteht, ist eine positive Lösung dieser bekannten Risiken.

Ich schaue mir immer wieder gerne den Kurschart der Banco Santander an, um die Temperatur Europas zu nehmen. Die Rendite spanischer Anleihen steht bei nur noch 5,36%, das ist Entspannung pur! Und die Banco Santander hat seit ihrem Tief bei 4 Euro im Juli, als der Hilfsantrag Spaniens nur noch eine Frage von Stunden schien (er wurde bis heute nicht gestellt), um 50% zugelegt.

Und zu guter Letzt, auch das will ich hier aufzählen, wurde nun Palästina von der UN als Staat anerkannt, ein herber Schlag ins Gesicht der radikalen Hamas und eine Stärkung der verhandlungsbereiten und gemäßigten Vertreter. In jedem Fall ein großer Schritt in Richtung Beruhigung des dort schwelenden Konflikts.

Da wird für viele institutionelle Anleger die Hoffnung auf einen Kompromiss über die Fortsetzung der Steuererleichterungen in den USA (Fiscal Cliff) zu einer Befürchtung. Noch vor zwei Wochen wurden Positionen aufgelöst, und seither steigt die Börse kräftig an - ohne diejenigen, die vor zwei Wochen verkauft haben. Ein weiterer Freudensprung der Aktienindizes aufgrund eines Kompromisses in den USA würde die gesamte Jahresleistung zunichte machen. Aus den derzeit kürzlich noch 5% Jahresgewinn im Dow Jones könnten schnell noch 9 oder 10% werden, da würde ein institutioneller Anleger mit "nur" 6% ziemlich alt aussehen.

Anleger sind also zu stark in Cash gegangen und müssen nun den Kursen hinterher laufen. Dieser Effekt wird durch das Monatsende noch verstärkt. Und dieser verstärkte Effekt wird durch das anstehende Wochenende nochmals verstärkt - überraschende Deals werden häufig in geheimen Sitzungen an Wochenenden ausgeheckt.

Wie weit wird uns also die Rallye tragen? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Auch in mehreren Gesprächen, die ich diese Woche mit Analysten und anderen Marktexperten führte, musste ich feststellen, dass die Verwirrung derzeit extrem groß ist. Die Geschwindigkeit, mit der die Märkte drehen, die undurchsichtigen Gründe, die fehlende Herde, die jeden Trend noch bis zum Exzess in die eine oder andere Richtung verstärkt! Ja, Privatanleger haben dazugelernt und lassen sich eben nicht mehr so einfach vor den Karren spannen. Und so bleiben die heftigen und schnell aufeinander folgenden Kursausschläge zu begrenzt, dass auch die Profis sich derzeit kaum eine Meinung bilden und sich entsprechend positionieren können.

Na, in einer solchen Marktphase ziehe ich mich doch lieber auf unseren bewährten Ansatz zurück: Schrittweise kaufen und verkaufen. Und bei den heftigen aber kurzen Schwankungen werden kaum Kauf- oder Verkaufsmarken für unsere Positionen erreicht, wir bleiben also in der Beobachterstellung.

Ich habe ein paar Positionen im Blick, die ich bei Fortsetzen der Rallye gerne verkleinern würde: PSI, Freeport und Bechtle. Und ich habe ein paar Positionen im Blick, die ich im nächsten Ausverkauf gerne vergrößern würde: iShares China, Heidelberger Druck und auch ein paar neue Ideen. Vorerst bleiben wir Beobachter.



04. Depotcheck: MAN, Allianz Versicherung, Nestle SA, Imperial Tobacco, Gold ETF

Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung der 5 größten Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

MAN, Allianz Versicherung, Nestle SA, Imperial Tobacco, Gold ETF

Fr, 30. November um 14:45 Uhr


Hallo Herr Heibel,

ich verfolge ihre Kommentare mit Interesse und würde mich freuen von Ihnen eine Einschätzung zu meinen Depotpositionen zu erhalten.

Außer den fünf größten Positionen habe ich noch konservative Floored floaters Produkte, basierend auf Indices.

MAN,
Allianz Versicherung,
Nestle SA,
Imperial Tobacco,
Gold ETF

Meine Basis Währungen sind CHF und Euro

Gruss aus der Schweiz, Regina


ANTWORT:

Gerne schaue ich mir Ihre fünf größten Positionen im Detail an:

MAN

Konjunktursorgen, Strukturprobleme in Brasilien und Ungewissheit über die künftigen Eigentumsverhältnisse (VW besitzt bereits 75% der Anteile, möchte einen Beherrschungsvertrag) haben in den vergangenen Monaten auf den Kurs gedrückt. Dabei entwickelt sich das Geschäft verhältnismäßig stabil, insbesondere die Kooperation mit VW eröffnet zudem die Möglichkeit von kräftigen Kosteneinsparungen, also einer Effizienzsteigerung. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern, und entsprechend halten sich Analysten zurück, etwaige Synergieeffekte mit der anderen VW-Beteiligung Scania in ihren Berechnungen zu berücksichtigen.

Mit einem KGV 13e von 18 ist MAN nicht günstig, immerhin ist der Umsatz im laufenden Jahr rückläufig, und auch der Auftragseingang lässt zu wünschen übrig. Wenn Sie also MAN ins Portfolio holen, dann setzen Sie auf eine erfolgreiche Integration in den VW-Konzern bzw. eine erfolgreiche Kooperation mit Scania. Letztlich hängt also der Erfolg von MAN zu einem großen Teil von den Entscheidungen in Wolfsburg ab, nicht vom eigenen Können. Ich würde in diesem Fall lieber dann auch die Wolfsburger Aktie ins Depot holen.


Allianz

4,6% Dividendenrendite und ein KGV von 8 sind schlagkräftige Argumente. Dagegen steht nach wie vor das Chaos an den Finanzmärkten: Niemand weiß welche Regulierungen es in den kommenden Jahren geben wird. Niemand weiß, welche Club-Med Staatsanleihen die Allianz noch wird abschreiben müssen, und niemand weiß, wie lange noch unser Niedrigzinsniveau bleiben wird. Jüngst hat die Allianz durchgesetzt, die Überschussbeteiligung für ihre Lebensversicherungskunden zu kürzen, weil sie eine größere Risikovorsorge sicherstellen wollte. Mit anderen Worten: Der Risikopuffer für schlechte Zeiten brauchte in den heutigen schlechten Zeiten nicht angefasst werden, weil ja vielleicht noch schlechtere Zeiten kommen könnten. Der Umstand, dass die Allianz mit dieser Argumentation durchgekommen ist, zeigt, welche Macht das Unternehmen hat, und somit sollten die Damoklesschwerter der Finanzbranche vielleicht nicht überbewertet werden.


Nestle

Nesquik, Smarties, Maggie, Nespresso bis Mövenpick, jeder von Ihnen hat sicherlich ein Produkt von Nestle im Haus. Die Schweizer wirtschaften grundsolide und wachsen seit Jahren kontinuierlich mit 5-6% p.a. Zudem wird eine attraktive Dividendenrendite von 3,5% in Aussicht gestellt, Tendenz steigend. Während schon auf dem europäischen Heimatmarkt das Geschäft dank des konservativen Managements gut läuft, ergeben sich neue Wachstumschancen durch die Erschließung der Schwellenländer. Analysten rechnen für die nächsten Jahre mit einem Umsatzwachstum von bis zu 9%, was deutlich über dem Branchenschnitt liegen wird. Nestle ist ein solides Rückgrat für jedes diversifizierte Portfolio.


Imperial Tobacco

Davidoff, Gauloises, West und Drum stammen beispielsweise aus dem Haus dieser britischen Firma aus Bristol. Das Tabak-Geschäft ist kein Wachstumsgeschäft, in der westlichen Welt geht der Tabakkonsum zurück. Doch die Schwellenländer bieten auch hier Phantasie für neue Märkte und verhelfen dem Unternehmen zu einem mäßigen Wachstum. Besonders attraktiv ist der hohe freie Cashflow des Unternehmens, mit dem eine Dividendenrendite von 4,25% angeboten werden kann. Das KGV ist mit 12 in meinen Augen in Ordnung. Ich denke, mit dieser Aktie machen Sie nichts falsch.


Gold ETF

Ja, das Gold ist ein wichtiger Bestandteil in einem diversifizierten Portfolio. Es ist in meinen Augen eine Diversifizierung weg vom Euro und US-Dollar, eine Absicherung gegen politische Willkür, die in den vergangenen Jahren immer stärker Überhand genommen hat. Somit verdient Gold einen Platz im Portfolio, doch Sie müssen darauf achten, ob die politische Willkür, das Verschleudern der Währungen sich noch weiter steigern lässt und den Goldpreis damit noch höher treibt, oder ob wir in den kommenden Wochen / Monaten / Jahren irgendwann den Zenit dieses Wahnsinns erleben dürfen. Ich stelle mich nun langsam darauf ein, dass wir in absehbarer Zeit den Zenit sehen dürften. Die Tage des Goldes sind also gezählt.


Korrelationsmatrix

tgl.MANALVNESRITBGLD
MAN1,000,450,280,100,20
ALV0,451,000,050,310,15
NESR0,280,051,000,100,22
ITB0,100,310,101,000,13
GLD0,200,150,220,131,00






wtl.MANALVNESRITBGLD
MAN1,000,440,280,100,20
ALV0,441,000,050,310,15
NESR0,280,051,000,100,22
ITB0,100,310,101,000,13
GLD0,200,150,220,131,00


Die hier abgebildeten Korrelationen sind extrem niedrig, lediglich die Allianz und MAN verfügen durch ihre (teils ehemalige) DAX-Mitgliedschaft über eine geringe Korrelation. Sie haben somit ein sehr gut diversifiziertes Portfolio.

Auch aus regionaler Sicht haben Sie eine Menge abgedeckt: Die Allianz und MAN sind auf dem Heimatmarkt stark, Imperial Tobacco und Nestle erobern die Schwellenländer, und Gold ist natürlich eine internationale Währung. Lediglich die USA fehlen Ihnen, doch bei den derzeitigen Diskussionen um das Fiscal Cliff habe ich Verständnis dafür, dass Sie den dortigen Markt meiden. Im Verlauf des nächsten Frühjahrs würde ich jedoch die USA unbedingt wieder mit reinholen.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben.



05. Update beobachteter Werte: bet-at-home, Vale S.A VZ

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


bet-at-home
Vorsicht vor Bauernfängerei!

Fr, 30. November um 18:05 Uhr
Das "First Quotation Board" der Frankfurter Börse wird aufgelöst. Dort tummeln sich einige kleine Unternehmen, die in meinen Augen eher nicht an die Börse gehören. Deren Kursnotierung wird mit dem Tag der Auflösung, dem 17.12.2012, enden. Für die größeren Unternehmen wie beispielsweise bet-at-home wird es einen anderen Ort der Notierung geben.

Bet-at-home hat es nicht so mit der Börse. Seine Anleger werden gut behandelt, doch die Vorschriften der Börse sieht man dort offensichtlich nicht so eng, andernfalls hätte bet-at-home schon längst in ein anderes Marktsegment wechseln können. Die Voraussetzungen erfüllt das Unternehmen. Auf meine Nachfrage beim Unternehmen wurde mir nun mitgeteilt, dass man einen Antrag für die Aufnahme in den Entry Standard gestellt habe. Mittelfristig strebe man ein höheres Marktsegment an - ich vermute den Prime Standard.

Ein Unternehmen wie bet-at-home mit 62 Mio. Euro Marktkapitalisierung verschwindet nicht einfach von der Bildfläche, davon können Sie ausgehen.


Vale S.A VZ
Bären schießen auf Vale

Fr, 30. November um 18:09 Uhr
Jim Chanos, einer der bekannten Short-Spekulanten an der Wallstreet, hat Vale für sich entdeckt. Er beruft sich auf den Hedgefonds-Manager David Einhorn, der zum Spekulieren auf fallende Eisenerzpreise aufrief. Seine Argumentation ist recht dünn in meinen Augen, er beruft sich lediglich darauf, dass China einen großen Teil des Eisenerzes abnehme und zunehmend selber Eisenerz produziere. Ich kenne das Argument schon seit ein paar Jahren.

Es gibt Qualitätsunterschiede, es gibt Produktionsprobleme, und es gibt Nachfrageschwankungen. Vale gehört weltweit zu den Produzenten mit den günstigsten Produktionskosten. China ist der größte Eisenerzimporteur. Mag sein, dass ein Teil aus eigener Produktion befriedigt werden kann, aber ein Teil wird auch zugekauft. Und nach einer Phase der Wachstumsabschwächung reicht nun schon eine Stabilisierung um für Preisphantasie im Eisenmarkt zu sorgen.

Ich gehe daher davon aus, dass die "Shortattacke" nicht lange anhalten wird, werde die Angelegenheit aber im Auge behalten.



06. Übersicht HT-Portfolio

Value (≈50%) = 55,7%WKN29.11.12Woche ΔΣ ΔAnteil!
Apple865985454,50 €4%26%9,5%NK
Sto AG727413109,50 €3%3%9,5%H
Freeport McMoRan89647629,87 €1%4%8,0%H
Boeing85047156,79 €0%3%10,7%H
Bechtle51587028,62 €0%-4%5,0%H
Leoni54088826,57 €6%0%10,6%NK
iShares FTSE/Xinhua China 25A0DK6Z81,02 €-1%-1%2,5%K







Alternativ (≈25%) =19,5%WKN29.11.12Woche ΔΣ ΔAnteil!
Goldbarren 100 gr.4.221,00 €-1%7%8,0%H
Südzucker AnleiheA0E6FU103,75%0%6%2,1%H
Renault AnleiheA1ANEW106,04%0%2%4,0%H
HeidelbergCement AnleiheA1A6PH121,82%0%20%5,4%H







Spekulativ (≈20%) =11,7%WKN29.11.12Woche ΔΣ ΔAnteil!
EMC87252619,46 €3%8%4,1%H
Villeroy {camp} Boch7657236,59 €1%12%3,3%H
Heidelberger Druckmaschinen7314001,00 €0%-8%2,4%H
Vale89799813,38 €-2%-4%2,0%K







Tradingidee (≈5%) =4%WKN29.11.12Woche ΔΣ ΔAnteil!
bet-at-homeA0DNAY17,90 €-1%-16%1,6%H
PSIA0Z1JH15,02 €3%1%2,5%VL







Cash



9,1%
Σ Ergebnis 2012

1,4%15%




Ich weiß, wir haben derzeit zu viele Positionen im langfristig ausgerichteten Teil des Portfolios. Bechtle und Freeport McMoRan befinden sich auf dem Rückzug.

Heibel-TickerGewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioSollIstSollIst
Value50%55,7%5710%
Alternativ25%19,5%545%
Spekulativ20%11,7%544%
Tradingidee5%4%222,5%
Summe100%90,9%1717


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „2012” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


Kbei Gelegenheit Kaufen, 
NKNachkaufen 
HHalten, 
Vbei Gelegenheit Verkaufen, 
TVTeilverkauf, also nicht die ganze Position 
VLVerkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
SLStopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
TSTrailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab/-Ummeldung

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