Heibel-Ticker PLUS 24/5 - Abnehmspritze: Mega-Zukunftsmarkt

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02.02.2024:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

19. Jahrgang - Ausgabe 05 (02.02.2024)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp240204.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Megatrends: KI, Bitcoin und Abnehmspritze
2.So tickt die Börse: 5 der glorreichen 6 veröffentlichten Q-Zahlen
 - Elon Musk versus USA
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Neutrale Stimmung nahe Allzeithoch
 - Interpretation
4.Ausblick: Abnehmspritze: Mega-Zukunftsmarkt
 - Folgeerkrankungen von Adipositas
 - Geschichte der Diabetes-Behandlung
 - 30 Jahre Forschung nach effizienteren Diabetes-Medikamenten
 - Herstellung von GLP-1
 - Zahlen
 - Aktienvergleich: Novo Nordisk versus Eli Lilly
 - Fazit: Disruptive Unternehmen
5.Update beobachteter Werte: Nitto Denko
 - Nitto Denko: OLED fürs iPad Pro
6.Leserfragen
7.Übersicht HT-Portfolio
8.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
9.An-/Ab-/Ummeldung



1. Info-Kicker: Megatrends: KI, Bitcoin und Abnehmspritze



Liebe Börsenfreunde,

aufwaerta Nach der Webseite ist nun auch die Heibel-Ticker Wochenausgabe als HTML-Mail sowie als PDF blau - farblich gemeint. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.

Den Bitcoin habe ich Ihnen bereits näher gebracht. Auch Nvidia als Treiber der KI-Revolution kennen Sie als Heibel-Ticker Mitglieder gut. In der heutigen Ausgabe habe ich mich intensiv mit der dritten Revolution beschäftigt, die in diesen Tagen unsere Gesellschaft auf den Kopf stellt: Die Abnehmspritze.

Eli Lilly und Novo Nordisk haben einen Duopol auf die Adipositas-Behandlung mit GLP-1 Medikamenten. Eli Lilly ist in den USA das größte Pharmaunternehmen. Novo Nordisk ist in Europa das wertvollste Unternehmen, wertvoller als der französische Luxusartikelanbieter LVMH. Und noch immer betrachte ich beide Unternehmen als günstig bewertet.

Wenn Sie verstehen wollen, was hinter der Revolution mit der Abnehmspritze steckt, müssen Sie das heutige Kapitel 4 lesen. Für nicht-zahlende Mitglieder: Wenn Sie einen Anstoß brauchen, um mal in die kostenpflichtige Ausgabe des Heibel-Tickers zu schauen: Hier ist er! Es lohnt sich, denn wenn Sie meine heutigen Ausführungen lesen, werden Sie in den kommenden Jahren zu den Menschen gehören, die am besten über diese Revolution informiert sind.

Oder anders ausgedrückt: Ich mache wirklich nicht viel Werbung. Aber wenn, dann aus gutem Grund.

Das heutige Kapitel 2 beleuchtet die Quartalsberichte von 5 der glorreichen 7 Unternehmen aus den USA: Meta, Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft. Vor einer Woche habe ich Tesla aus diesem elitären Club geworfen. In Kapitel 2 gehe ich dennoch auf die jüngsten Entwicklungen um Elon Musk ein: Ihm wurde ein Gehaltsbonus von 56 Mrd. USD vom Gericht gestrichen ... aus formalen Gründen.

Die Sentimentanalyse zeichnet eine neutrale Verfassung der Anleger. Diese und kommende Woche prasseln unzählige Quartalsberichte auf Anleger herein und unsere Umfrageteilnehmer nehmen sich offensichtlich die Zeit, um zunächst neue Erkenntnisse aus den Zahlen zu ziehen, bevor man sich eine Meinung macht. Sehr gut. In Kapitel 3 analysiere ich, was wir daraus für die kommenden Wochen ableiten können.

Wie immer gibt es wichtige Updates zu unseren Portfoliotiteln in Kapitel 5. Eine unserer Aktien ist diese Woche um 14% angesprungen. Der Grund: Apple wird im Frühjahr ein neues iPad Pro mit OLED-Bildschirm vorstellen. In meinen Augen ist das ein weiterer Quantensprung aus dem Hause Apple, neben der Vision Pro und einer absehbaren Einbindung von LLM-KI (Large Language Model KI, also das, was Chat-GPT so erfolgreich macht) in die Kommunikation mit Siri. Apple ist, wie Sie in Kapitel 2 sehen werden, hoch bewertet. Doch der Grund für diese hohe Bewertung liegt in der verlässlichen Innovationskraft des Unternehmens.

Unsere heutigen Leserfragen in Kapitel 6 beschäftigen sich mit Themen wie den Folgen eines möglichen US-Präsidenten Donald Trump, sowie mit meiner Einschätzung zu Aurubis, nachdem drei der vier Vorstände gehen werden, und der Deutsche Rohstoff. Zudem fragt mich ein Mitglied, warum ich zum Jahreswechsel das Heibel_Ticker Portfolio auf Null stelle.

Die tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio ist in Kapitel 7 abgedruckt.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: 5 der glorreichen 6 veröffentlichten Q-Zahlen



Die glorreichen Sieben sind nur noch zu sechst, ich habe vor einer Woche ausführlich dargelegt, warum Tesla nicht mehr dazu gehört. Fünf dieser sechs Unternehmen (alle außer Nvidia) haben diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht: Apple, Meta, Alphabet, Amazon und Microsoft.

Alphabet und Apple sind die Verlierer dieser Woche, Meta und Amazon die Gewinner. Microsoft notiert derzeit unverändert.

Meta notiert heute in Deutschland (US-Börsen sind noch nicht offen) mit 18% im Plus. Gründer und CEO Mark Zuckerberg schaffte den Schwenk zurück zum Geld verdienen. In den vergangenen Quartalen schien Zuckerberg maßlos in das "Metaversum" zu investieren, während das Kerngeschäft, Werbung auf Facebook, Instagram und anderen Plattformen aus dem Konzern, wieder anzieht. Erfolgskritisch ist für Facebook das Nutzerengagement. Je mehr die Nutzer über die Facebook-Plattformen schreiben und lesen, desto mehr Werbung kann ausgestrahlt werden.

Facebook hat eine eigene KI entwickelt, ein Large Language Model (LLM) namens Llama 2, das zu einem deutlichen Anspringen beim Nutzerengagement führte. Zudem hat sich der Werbemarkt inzwischen normalisiert, nachdem Apple seinen Nutzern vor zwei Jahren standardmäßig das Werbetracking ausschaltete. Der Quartalsumsatz ist um 25% gewachsen, der Gewinn (EBITDA) um 54%. Bei 30 Mrd. USD Bruttogewinn fallen die 7 Mrd. USD an Investitionen, überwiegend in das Metaversum, nicht mehr so stark ins Gewicht.

Das EV/EBITDA von Meta notiert bei nur 11, historisch betrachtet lag es bei durchschnittlich 15. Meta ist absolut günstig, wenn Sie sich die Wachstumsgeschwindigkeit vor Augen führen.

Amazon notiert heute mit 7% im Plus. Schlüssel für Amazon war nicht das Wachstum im Onlinehandel (+8,5%), sondern das Wachstum von 27% im Bereich der Werbung, die Amazon erst seit Ende 2020 anbietet. Dieser Geschäftsbereich ist inzwischen auf einen Konzernanteil von 8,6% gestiegen. Aber auch die AWS Cloud steuert mit 13% Wachstum weiterhin ordentlich zur Konzernentwicklung bei.

Für Begeisterung bei Anlegern sorgte die Erkenntnis, dass diese Entwicklungen zu einem überproportionalen Gewinnanstieg in den kommenden Jahren führen werden. Die Gewinnmarge (EBITDA) lag 2023 bei 16,4% und dürfte sich den Analystenerwartungen zufolge bis 2025 auf 20,4% verbessern. Für ein Unternehmen, das ursprünglich als Einzelhändler mit Margen von 1-2%, manchmal sogar 3% wirtschaftete, ist das doch nicht schlecht, oder?

Das EV/EBITDA steht bei 13, durchschnittlich liegt es für Amazon bei 21. Auch Amazon ist günstig bewertet.

Microsoft profitiert vom KI-Boom. Die Aktie ist schon ordentlich gelaufen und notiert aktuell auf einem EV/EBITDA von 24 und somit über dem eigenen Durchschnitt von nur 16. Doch die hohe Bewertung ist berechtigt, denn in Sachen KI ist Microsoft an vorderster Front unterwegs. Durch die Kooperation mit OpenAI kann die Technologie von ChatGPT unter dem Namen Copilot in das Microsoft Office Paket eingebunden und Kunden zugänglich gemacht werden.

Mit +17% ist der Umsatz von Microsoft so schnell gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der Gewinn je Aktie ist sogar um 21% angesprungen. Damit ist Microsoft in meinen Augen derzeit fair bewertet. Die Aktie zeigt sich von den Zahlen entsprechend unbeeindruckt.

Apple konnte mit 2% Umsatzwachstum nicht für Begeisterung sorgen. Der Umsatz in China ist um 13% zurück gegangen. Und auf Apples Sichtweise zum Thema KI angesprochen antwortete CEO Tim Cook lediglich, dass "generativ AI", also generische KI, sowie KI eine große Chance für Apple darstellen. Keine Details.

Kein Wunder, dass die Aktie von Apple heute mit 3% im Minus notiert. Doch vieles wird von Anlegern übersehen.

Übersehen wird, dass der Gewinn je Aktie um 10% angestiegen ist. Übersehen wird auch, dass Apple weiterhin bestens positioniert ist in China, trotz der Kampagnen gegen den "ausländischen" Hersteller. Sollte die Konjunktur in China anziehen, so dürfte auch der iPhone-Absatz in China wieder anspringen. Übersehen wird auch die Markteinführung der Vision Pro, die in meinen Augen der Kategorie der virtuellen Brillen zum Durchbruch verhelfen wird.

Und die Zurückhaltung in Sachen KI ist typisch für das Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass irgendwann Siri mit LLM-KI ausgestattet wird und wir dann mit der KI sprechen können, was bei ChatGPT nur über Umwege möglich ist.

Aber okay, mit einem EV/EBITDA von 21 (deutlich über dem Durchschnitt von 13) bei dem aktuell schwachen Wachstum ist es nicht verwunderlich, dass Apple derzeit die Rallye der verbliebenen glorreichen 6 nicht mitmacht.

Alphabet konnte 13% Umsatzwachstum und sogar 42% Gewinnwachstum je Aktie vermeldet, dennoch gab die Aktie nach den Zahlen 7% ab. Alphabets KI-Flaggschiff heißt Gemini LLM. Damit möchte man die Google-Suche verbessern. Doch Microsofts Bing basiert inzwischen zum großen Teil auf Chat-GPT 4 und Meta ist eine Kooperation mit Microsoft eingegangen, um die Facebook-Suchen mit Hilfe von Bing zu verbessern. KI stellt also eine ernstzunehmende Gefahr für die Google-Suche dar.

Analysten befürchten für das laufende Jahr 2024 einen Umsatzrückgang bei Alphabet um 7%. Immerhin führt eine inzwischen ernst genommene Kostendisziplin vermutlich dennoch zu einem Gewinnwachstum von 17%. Die Bewertung mit einem EV/EBITDA von 13 befindet sich auf dem langfristigen Durchschnitt für Alphabet.

Lichtblick im Alphabet-Konzern ist YouTube, dessen starkes Nutzerwachstum zu 5% Wachstum bei den Werbeeinnahmen führte. Auch die Zahl derer, die YouTube kostenpflichtig abonnieren, um der Werbung zu entkommen, wächst schneller an als von Analysten erwartet.


Die jüngsten Zahlen der US-Tech-Giganten zeigen, dass sich die Spreu vom Weizen trennt: Wer mit KI-Erfolgen prahlen kann, sieht seinen Unternehmenswert weiter wachsen. Wer noch nicht die KI zum wesentlichen Erfolgsfaktor gemacht hat, droht abgehängt zu werden.

Insbesondere bei Alphabet und Apple würde ich jedoch darauf setzen, dass deren KI-Projekte, wenn sie denn vorgestellt werden, für eine Wiederbelebung dieser beiden Unternehmen führen wird.

Elon Musk versus USA



Abschließend noch ein paar Sätze zu den jüngsten Entwicklungen um Elon Musk: Ein Gericht in Delaware hat einen 2018 ausgehandelten Gehaltsbonus für Elon Musk in Höhe von 56 Mrd. USD als nichtig erklärt. Auf über 200 Seiten wird begründet, dass dieser Bonus nur dadurch gewährt werden konnte, weil seine Vertragspartner, also die Mitglieder des Aufsichtsrats, von ihm abhängig oder mit ihm befreundet waren.

So betrachtet wird jeder links denkende Mensch dieses Gehaltspaket als unmoralisch einstufen. Doch nicht erwähnt wird, dass Tesla damals 60 Mrd. USD wert war und dass die Ausgabe von Aktienoptionen an verschiedene Bedingungen geknüpft war. Die Ausgabe von Aktienoptionen auf Aktien im Wert von 56 Mrd. USD hing an der Bedingung, dass Tesla binnen fünf Jahren seine Marktkapitalisierung auf 650 Mrd. USD schraubt.

Ich erinnere mich sehr gut an das Jahr 2018. Ich war damals einer der wenigen Menschen, die das Elektroauto von Elon Musk zumindest ernst nahmen. Wir hatten damals schon Tesla im Portfolio, wie Sie beispielsweise hier nachlesen können.

Stellen Sie sich vor, Ihnen sitzt ein Gründer gegenüber und verspricht, den Wert Ihrer Investition binnen fünf Jahren zu verzehnfachen. Er verzichtet auf Gehalt und möchte nur im Erfolgsfall beteiligt werden, mit 10% des erzielten Gewinns. Ich finde das fair.

Das Urteil aus Delaware stützt sich auf Formalien, die nicht befolgt wurden. Der Aufsichtsrat war nicht korrekt besetzt und die Gehaltsverhandlung wurde nicht korrekt dokumentiert etc. Dabei werden Sie niemanden finden, der damals Anteilseigner von Tesla war und heute inhaltlich etwas an der damaligen Vereinbarung auszusetzen hätte. Im Gegenteil, viele Anleger fürchten nun durch dieses Urteil, dass Musk sein Interesse an Tesla verlieren könnte und sich verstärkt um seine anderen Abenteuer wie SpaceX, wie X.ai oder aber X (vormals Twitter) kümmern könnte.

Für mich sieht es eher so aus, dass Elon Musk - eigentlich wie immer schon - von allen Seiten des Establishments (schreckliches Wort) Gegenwind bekommt. Immer neue Wege werden gefunden, um ihn in seinen Unternehmungen zu behindern. Schade.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES2.1., 17:02 UhrWoche ΔΣ '24 Δ
DAX16.936 -0,1%1,1%
S&P 5004.937 1,0%3,8%
Nikkei36.158 1,1%8,0%
Shanghai A 3.180 -4,6%1,9%
Euro/US-Dollar1,08-0,6%-2,3%
Euro/Yen148,230,1%-4,9%
10-Jahres-US-Anleihe4,03%-0,120,17
Umlaufrendite Dt2,19%-0,060,16
Feinunze Gold$2.036 0,9%-1,3%
Fass Brent Öl$77,34 -6,9%0,2%
Kupfer$8.535 -0,4%-0,7%
Baltic Dry Shipping$1.388 -7,4%-37,4%
Bitcoin$43.330 2,9%2,9%








3. Sentiment: Neutrale Stimmung nahe Allzeithoch



Umfrage Nahezu unverändert geht der DAX diese Woche aus dem Rennen, noch immer ist das Allzeithoch in Rufweite. Das Geschehen auf dem Börsenparkett wurde durch eine Vielzahl an Quartalsberichten dominiert. So können wir starke Ausschläge bei Einzelwerten sehen, die Indizes bleiben dennoch nahezu unverändert.

Das Anlegersentiment ist auf +1,1% zurückgegangen und zeigt, dass Anleger offensichtlich Zeit benötigen, um die verschiedenen Quartalszahlen einzuordnen. Die Feierlaune der Vorwoche ist erst einmal verflogen. Auch die Selbstzufriedenheit ist rückläufig und notiert derzeit bei nur noch -0,1%.

Der Zukunftsoptimismus ist auf +0,1% gesunken. Bullen und Bären halten sich die Waage, während die Quartalszahlen ausgewertet werden. Dennoch ist die Investitionsbereitschaft leicht auf +1,7% angestiegen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger pendelt um den Nullpunkt und zeigt eine neutrale Positionierung an. So auch das Put/Call-Verhältnis der Eurex, das mit einem Wert von 2,1 nach am durchschnittlichen Verhältnis des vergangenen Jahres notiert. Und auch in den USA ist das Put/Call-Verhältnis der CBOE mit einem Wert von 0,6 im Rahmen des Durchschnitts des vergangenen Jahres.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist leicht auf 87% angestiegen. Die Bulle/Bär-Differenz ist auf 25%punkte gestiegen. 49% Bullen stehen 24% Bären gegenüber.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 63% moderate Gier an.

Interpretation



Neutral Für mich sieht das Stimmungsbild derzeit neutral aus. Anleger warten ab, wie sich die Berichtssaison entwickelt. Kein Wunder, denn in der abgelaufenen Woche haben die meisten der S&P 500 Unternehmen berichtet und nächste Woche werden die meisten DAX-Unternehmen Zahlen vorlegen.

In der abgelaufenen Woche gab es in Folge von Unternehmensmeldungen starke Kursausschläge bei einzelnen Unternehmen: Bayer -11%, Delivery Hero -21%, Varta, Economy und Hello Fresh je -10%. Größter Gewinner im DAX ist Porsche mit +8%, alle anderen DAX-Aktien zeigen nur geringe Ausschläge.

So dürfte es aus Sentiment-Sicht auch in der kommenden Woche zugehen, denn ein Sentiment-Ungleichgewicht, das eine Bewegung in die eine oder andere Richtung verstärken würde, gibt es derzeit nicht. Meldungen werden Einzelkurse bewegen. Der Gesamtmarkt dürfte vor diesem Hintergrund nur träge auf die Entwicklungen reagieren.

Blicken wir auf die Aktienmarktentwicklung der vergangenen Wochen, dann ist Vorsicht ratsam. Für ein nachhaltiges Überspringen des Allzeithochs werden neue Fakten benötigt. Doch wir haben in diesen Tagen unzählige Fakten erhalten, bis hin zu den beiden Notenbanksitzungen (Fed & EZB), aus denen abzulesen war, dass Zinssenkungen nicht so schnell kommen werden, wie es sich viele Marktteilnehmer zuvor wünschten.

Somit bleibt die Schlussfolgerung dieser Woche ähnlich der aus der Vorwoche: Das hohe Kursniveau eignet sich, um vereinzelt Gewinne mitzunehmen. Im Anschluss an die Berichtssaison kann dann auf Basis der neuen Zahlen entschieden werden, in welche Aktien das Geld wieder investiert werden soll.



4. Ausblick: Abnehmspritze: Mega-Zukunftsmarkt



Wie versprochen habe ich mich mit der Abnehmspritze intensiv beschäftigt. Nein, auf einen Eigentest habe ich verzichtet. Ich gehe lieber joggen oder setze mich auf mein Rennrad. Doch allein diese Aussage zeigt schon einen großen Fehler in der Wahrnehmung von Adipositas (Fettleibigkeit) in der Bevölkerung: „Mach mehr Sport!” ruft man den Dicken zu, obwohl schon längst bewiesen ist, dass Fettleibigkeit zum Teil auch veranlagt ist. Bei vielen Menschen hilft auch eine noch so strenge Disziplin nicht.

Seit einigen Jahren ist die „Abnehmspritze” auf dem Markt. Zunächst wurde sie off-label als Diabetes-Medikament unter dem Namen Ozempic von Novo Nordisk und Mounjaro von Eli Lilly verschrieben, seit 2021 ist Wegovy von Novo Nordisk und seit 2023 Zepbound von Eli Lilly für die Adipositas-Behandlung zugelassen.

Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass unser Gesundheitssystem aus den Nähten platzt. Die Krankenkassenbeiträge steigen unaufhörlich, dennoch beklagen sich Ärzte und Krankenhäuser über unzureichende Einnahmen für ihre Dienste, es wird überall gespart und Ihr Arzt schaut beim Gespräch mit Ihnen häufiger auf die Uhr als in Ihre Augen.

Wohl weil wir wissen, wie viele Zivilisationskrankheiten durch Fettleibigkeit befördert werden, sind wir so ungeduldig mit übergewichtigen Menschen. Außer dem Ratschlag der gesunden Ernährung und mehr Sport zu machen, gab es bislang keine Behandlungsmöglichkeiten. Im Extremfall droht man mit dem Magenband, einer Operation, bei dem ein Band um den Magen gelegt wird, damit dieser sich nicht so stark ausdehnen kann. Doch alle medikamentösen Behandlungen der vergangenen 100 Jahre endeten in einer hohen Mortalität oder in psychischen Erkrankungen. Die Gesellschaft hatte die Schlussfolgerung gezogen, dass Fettleibigkeit medikamentös nicht behandelbar ist.

Folgeerkrankungen von Adipositas



Ich habe die wesentlichen Folgekrankheiten der Fettleibigkeit recherchiert:

- Typ-2-Diabetes, eine Stoffwechselerkrankung, die den Blutzuckerspiegel erhöht. Im Unterschied zu Typ-1-Diabetes, die angeboren ist, entwickelt sich Typ-2-Diabetes erst später und tritt häufig in eine Wechselwirkung ein: Gewichtszunahme befördert Typ-2-Diabetes, was wiederum zu Gewichtszunahme führt, usw.,

- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall,

- Fettlebererkrankung, eine Entzündung und Narbenbildung der Leber durch Fetteinlagerung,

- Gallensteine, harte Ablagerungen in der Gallenblase, die Schmerzen und Verdauungsprobleme verursachen können,

- Schlafapnoe, ein Zustand, bei dem die Atmung während des Schlafs kurzzeitig unterbrochen wird,

- Osteoarthritis, eine degenerative Gelenkerkrankung, die Schmerzen und Steifheit verursacht - ich komme später nochmal darauf zu sprechen,

- Gicht, eine Form von Arthritis, die durch hohe Harnsäurespiegel im Blut verursacht wird,

- Bestimmte Krebsarten wie Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs,

- Depression, Angst und ein geringes Selbstwertgefühl.

Wenn Sie sich diese Liste nun ein zweites Mal durchlesen, dann stellen Sie sich dabei bitte vor, welche Kosten wir künftig unserem Gesundheitssystem ersparen, wenn wir der Fettleibigkeit als Zivilisationskrankheit Herr werden.

In den USA wird das Medikament daher auch schon mit einem Preisschild von 1.000 USD pro Monat versehen. Bei uns in Deutschland kommt man bereits für 300 EUR an die Spritzen, sofern vorrätig. Es hört sich im ersten Moment unmoralisch an, wenn unsere Krankenkasse dem dicken Nachbarn ein so teures Medikament finanziert, nur weil der nach der Schweinshaxe noch eine Mousse au Chocolat verschlingt. Doch wenn wir uns vor Augen führen, dass viele Menschen für ihre Fettleibigkeit nichts können, und dass durch die Gabe dieses Medikaments die Folgekosten für unser Gesundheitssystem deutlich verringert werden können, dann sieht das Preisschild schon wieder viel vernünftiger aus.

Eli Lilly sowie Novo Nordisk haben bekannt gegeben, auf absehbare Zeit (damit sind ein bis zwei Jahren gemeint) nicht ausreichend Zepbound und Wegovy produzieren zu können, um die starke Nachfrage zu befriedigen. Da es sich um den gleichen Wirkstoff handelt wie beim Diabetes Typ-2 Medikament Mounjaro und Ozempic, müsse man auch darauf achten, dass ausreichend Medikamente für diese Gruppe verfügbar sind.

Geschichte der Diabetes-Behandlung



Um zu verstehen, wie die Abnehmspritze ausgerechnet aus der Diabetes-Industrie entstanden ist und warum Eli Lilly und Novo Nordisk bis zum Ende dieses Jahrzehnts ihren Duopol werden verteidigen können, werfen wir einen Blick auf die Geschichte.

Vor mehr als 100 Jahren wurde der Duopol der Diabetes-Industrie begründet. 1921 gelang es Forschern von der Universität von Toronto, Kanada, Insulin aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes zu gewinnen. Für den amerikanischen Markt wurde die Methode an Eli Lilly patentiert. Zeitgleich gaben die Forscher das Wissen an einen Nobelpreisträger aus Dänemark weiter, dessen Frau an Diabetes erkrankt war. Da es in Dänemark kein Patenrecht gab, nutzte dieser sein Wissen für die Gründung der Firma Nordisk Insulin, mit der er zunächst Skandinavien, und später Europa versorgte.

Beim Bau der Firma zerstritt sich der dänische Professor mit seinen zwei Prozessingenieuren und diese gründeten ein paar hundert Meter weiter die Straße entlang eine weitere Firma mit dem Namen Novo Insulin. Für viele Jahrzehnte blieben die beiden dänischen Firmen erbitterte Wettbewerber. Erst mit dem verstärkten Auftreten von Typ-2-Diabetes fusionierten die beiden Unternehmen im Jahr 1989, um den Markt effizienter bearbeiten zu können.

1921 gab es nur Typ-1-Diabetes, also angeborenen Diabetes. Dabei fehlt dem Körper Insulin, das für die Umwandlung von Nährstoffen in Energie benötigt wird.

Hmm, was für eine Formulierung :-). Vielleicht sollte ich Sie an dieser Stelle daran erinnern, dass für mich das grobe Verständnis stets wichtiger ist als die Detailtreue. So spreche ich in meinem Fachbereich, der Finanzwelt, gerne vom Gewinn, wenngleich ich eigentlich das EBITDA meine. Sie, liebe Leser, verstehen mich so besser. Und so bemühe ich mich im Folgenden, die medizinischen Zusammenhänge verständlich zu vermitteln, ohne allzu grobe Fehler einzubauen.

Also, ich habe das wie folgt verstanden: Unser Körper nimmt Nährstoffe auf, die im Muskelgewebe und in der Leber gespeichert werden. Überschüssige Nährstoffe werden im Fettgewebe gespeichert. Das Insulin ist ein Hormon, das beim Essen vom Körper ausgeschüttet wird, um sich an die Muskel-, Leber- und Fettzellen zu binden. Das Binden des Insulins an spezifische Rezeptoren der äußeren Zellmembran aktiviert den Stoffwechselprozess in der Zelle, mit dem sodann Energie gewonnen wird.

Diabetiker haben zu wenig Insulin und können die aufgenommenen Nährstoffe nicht effizient in Energie umwandeln. Bis vor 100 Jahren waren Kinder mit Typ-1-Diabetes zum Tode verurteilt. Ein langsamer und qualvoller Tod stand bevor, den man durch Diäten, um den Körper nicht zu überfordern, verzögern, aber nicht verhindern konnte.

Die Entdeckung von Insulin war eine Revolution. Auf einmal konnten Typ-1-Diabetiker dem Tod von der Schippe springen: Die Lebenserwartung sprang von 10 auf 70 oder 80 Jahre.

Insulin ist jedoch ein Hormon, das vom Körper nicht gespeichert, sondern flugs abgebaut wird. Insbesondere Diabetiker bauen das Hormon schnell ab, die Halbwertzeit beträgt 3-5 Minuten. Daher müssen Diabetiker stets direkt nach dem Essen dem Körper eine passende Dosis Insulin zuführen (spritzen).

Eli Lilly, Nordisk und Novo wendeten sich an die Fleischindustrie und handelten aus, dass in den Schlachthöfen die Bauchspeicheldrüse von Rindern entnommen wird, was zu einem separaten Arbeitsschritt führte und somit Kosten verursachte, obwohl die Bauchspeicheldrüse andernfalls auf dem Müll gelandet wäre.

Bis 1989 war dies state-of-the-art und nach der Fusion von Novo mit Nordisk zu Novo Nordisk teilten sich Eli Lilly (49%) und Novo Nordisk (50%) den Weltmarkt für Insulin untereinander auf.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kam der Typ-2-Diabetes auf. Typ-2-Diabetes ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens je nach Veranlagung und Lebensstil. Während der angeborene Typ-1-Diabetes sehr selten vorkam, entwickelt sich Typ-2-Diabetes schnell zu einer Volkskrankheit. Heute schätzt man in Deutschland die an Typ-1-Diabetes erkranke Anzahl von Menschen auf 372.000, an Typ-2-Diabetes erkrankte Menschen werden auf 8,7 Mio. geschätzt (Stand 2022).

Sie können sich vorstellen, dass unsere beiden Diabetes-Unternehmen bis in die 1980er Jahre ein gutes Auskommen in einer Nische hatten, bis dann plötzlich die Nachfrage nach Insulin explodierte. Die geringe Halbwertzeit des Insulins erforderte eine gute Logistik, so dass Diabetiker stets Zugang zu Insulin haben. Diese Logistik ist es, die es Wettbewerbern erschwerte, in Konkurrenz zu Eli Lilly und Novo Nordisk zu treten. So leicht lässt sich das über 100 Jahre aufgebaute Netzwerk nicht kopieren.

30 Jahre Forschung nach effizienteren Diabetes-Medikamenten



Also forschte man ab Ende der 1980er Jahre nach Wegen, die Halbwertzeit zu erhöhen, das Insulin haltbarer zu machen. Gegenspieler des Insulins ist Glucagon, das den Blutzuckerspiegel erhöht, indem es die Leber zur Glukose-Produktion anregt. Die Forscher kamen auf GLP-1 - Glucagon-like Peptide, also Aminosäuren (Eiweiße), die wie Glucagon wirken. Die GLP-1 Hormone binden das Insulin und bewahren es für längere Zeit auf. Zunächst für eine Stunde, über die Jahre gelang es schließlich, GLP-1 Hormone zu entwickeln, die das Insulin bis zu einer Woche binden können.

Das Insulin, das also normalerweise nach wenigen Minuten aus dem Körper verschwindet, kann nun für eine Woche im Körper gehalten werden. Statt der Insulinspritze nach jedem Essen reicht jetzt eine Spritze in der Woche.

Eher zufällig bemerkte man bei den klinischen Tests, dass die Testpersonen gleichzeitig ordentlich Gewicht verloren. Trotz dieses Begleiteffekts konnten Eli Lilly und Novo Nordisk ihre neuen Diabetes-Medikamente erfolgreich zulassen.

Als sich die Begleiterscheinung des Gewichtsverlusts herumsprach, entwickelte sich eine Nachfrage nach Mounjaro und Ozempic, die nicht allein durch Diabetiker begründet werden konnte. Die off-label Nutzung als Anti-Adipositas Medikament fand reißenden Absatz nicht nur bei wirklich Dicken, sondern schließlich auch bei eitlen Menschen. Höhepunkt war die Oscar-Verleihung, bei der Gastgeber des Events Jimmy Kimmel scherzte, dass viele Promis mit Ozempic ihre Figur aufgebessert hätten.

Die Kehrseite der off-label Nutzung von Ozempic war, dass plötzlich zu wenig Ozempic für Diabetes-Patienten verfügbar war. Dieses Problem wurde jedoch schnell adressiert und gelöst.

Interessant ist auch die Forschung in Sachen GLP-1. Bei Novo Nordisk forschte Lotte Bjerre Knudsen federführend nach einem Weg, die Halbwertzeit von Insulin zu verringern. Eli Lilly hingegen stützte sich erneut auf die Universität von Toronto. Dort hat man, Erzählungen zufolge, den giftigen Speichel des Gila Monsters, eine Echse, separiert und dort das GLP-1 Peptid gewonnen.

Ich selbst bin mal in Arizona kurz nach Sonnenaufgang einem Gila Monster begegnet, daher hat diese Geschichte meine Aufmerksamkeit erregt. Das war recht spannend, da ich allein unterwegs war und das Tier doch mit seinen 50 cm recht gefährlich aussah. Wir gingen beide unserer Wege. Doch was letztlich dran ist an der GLP-1 Geschichte, und insbesondere wie man das doch sehr selten vorkommende Tier für die weltweite GLP-1 Produktion begeisterte, konnte ich noch nicht recherchieren.

Herstellung von GLP-1



Nach der Entdeckung ist vor der Produktion. Zunächst verfolgten Eli Lilly und Novo Nordisk unterschiedliche Verfahren:

Novo Nordisk verwendet die rekombinante Expression als Produktionsmethode für GLP-1. Dies bedeutet, dass das Unternehmen gentechnisch veränderte Zellen verwendet, die das gewünschte Peptid produzieren.

Eli Lilly verwendet die chemische Synthese als Produktionsmethode für GLP-1. Dies bedeutet, dass das Unternehmen einzelne Aminosäuren zu einer bestimmten Sequenz verknüpft, um das gewünschte Peptid herzustellen. Diese Methode ist teurer, zeitaufwendiger und erzeugt mehr Abfallprodukte als die rekombinante Expression.

Die rekombinante Expression von Novo Nordisk ist kostengünstiger, schneller und umweltfreundlicher als die chemische Synthese von Eli Lilly.

Beide Unternehmen haben auch in die pflanzliche Biotechnologie investiert, um GLP-1 zu produzieren. Dabei verwenden sie transgene Pflanzen, die das gewünschte Peptid in ihren Geweben einlagern.

Diese Methode hat den Vorteil, dass sie eine große Menge an Peptiden mit geringem Energie- und Ressourcenverbrauch produzieren kann. Außerdem kann sie eine orale Verabreichung des Peptids ermöglichen, ohne dass eine Injektion erforderlich ist.

Novo Nordisk hat bereits unter dem Namen Oral Semaglutide, das aus einer gentechnisch veränderten Tabakpflanzen gewonnen wird, ein Medikament in der klinischen Testphase 2. Eli Lilly befindet sich noch im Forschungsstadium.

Hier haben wir zwei gewichtige Unterscheidungsmerkmale zwischen Eli Lilly und Novo Nordisk gefunden. Zum einen ist die heutige Produktionsmethode von GLP-1 bei Novo Nordisk schneller und günstiger als die von Eli Lilly. Zum anderen hat Novo Nordisk auch bei der Weiterentwicklung die Nase vorn.

Zahlen



Der Umsatz mit Wegovy ist von 186 Mio. EUR im Jahr 2021 über 832 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 4,2 Mrd. EUR im abgelaufenen Jahr 2023 gesprungen. Bis 2025 wird ein Jahresumsatz von 11,8 Mrd. EUR erwartet. Der Verkauf wird nicht durch die Nachfrage beschränkt, sondern durch die Produktionskapazitäten. Eine ähnliche Situation wie bei Nvidia, oder?

Was soll ich Ihnen hier nun die Zahlen präsentieren, die mit Überschriften wie „Potential” oder „TAM - Total Addressable Market” überschrieben werden? In den USA sind 30% der Bevölkerung zu dick, 100 Mio. Menschen. Weltweit geht man von deutlich mehr als 500 Mio. Menschen aus, die zu dick sind. Würde man 1% derer für 300 EUR/Monat behandeln, kommt man auf einen Jahresumsatz von 300*12*5 Mio.= 18 Mrd. EUR. Bei 10% können Sie noch eine Null dranhängen.

Aktuell benötigt man für die Behandlung vier Spritzen im Monat. Künftig wird es sicherlich auch eine Pille geben, so dass sogar das Spritzen entfallen kann.

Nebenwirkungen: Nun, allem voran ist darauf hinzuweisen, dass nicht nur Fett abgebaut wird, sondern auch Muskelmasse. Und bei älteren Menschen ist es die Muskelmasse, die über das Wohlbefinden entscheidet.

Über die Wirkungsweise von GLP-1 gibt es viele Vermutungen, aber das mit der Muskelmasse ist noch nicht wirklich zufriedenstellend gelöst. Man weiß, dass das GLP-1 Hormon im Gehirn das Hungergefühl zurückdrängt und gleichzeitig für eine langsamere Verdauung sorgt.

Das heißt, Sie haben nicht nur weniger Hunger, sondern das Völlegefühl hält länger an. Ihr Nachbar wird, um auf mein obiges Beispiel zurückzukommen, künftig nur eine halbe Haxe essen und auf die Mousse verzichten.

Daher lohnt sich auf der Blick auf die Verlierer dieser Revolution: Die Nahrungsmittelindustrie, insbesondere die Anbieter von Süßigkeiten. Nestle wird in den kommenden Jahren nicht in unser Heibel-Ticker Portfolio finden.

Fitnessstudios werden Zulauf bekommen. Ich habe einen Bericht gelesen, in dem Fitness-Studios als Verlierer dieser Entwicklung bezeichnet werden: Man werde sich lieber schlank spritzen als Sport machen, so der Tenor. Ich halte das für falsch und behaupte das Gegenteil: Viele Menschen, die sich bislang schämten, ins Fitness-Studio zu gehen, oder die einfach körperlich nicht in der Lage für intensiven Sport waren, werden künftig Sport treiben können. Und wer die Wahl hat zwischen Spritze und Laufband wird stets das Laufband bevorzugen - außer natürlich ein paar irre Manager mit 16-Stunden Arbeitstagen, die Sie nur aus schlechten Filmen kennen.

Aktienvergleich: Novo Nordisk versus Eli Lilly



Ich denke, nun haben wir fürs Erste genug über die Abnehmspritze gehört. Schauen wir uns mal die beiden Aktien an.

Novo Nordisk verzeichnete 2022 ein Umsatzwachstum von 26%, im gerade abgelaufenen Jahr 2023 waren es sogar 37%. Für das laufende Jahr 2024 erwarten Analysten ein Umsatzwachstum von 22%. Ich halte diese Erwartung für konservativ, da die Dänen bekannt für ihre konservative Prognose sind.

An jeder verkauften Dosis verdient Novo Nordisk 84%. Das heißt, die Herstellungskosten sind gegenüber dem Verkaufspreis zu vernachlässigen. Nach Abzug der Kosten bis zum EBITDA-Gewinn schrumpft die Marge auf 47%. Für 2024 und 2025 wird ein Gewinnwachstum von je 25% erwartet.

Somit ergibt sich ein EV/EBITDA von 25. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre lag diese Relation bei 18. Sie sehen, die Geschichte ist in der Finanzwelt nicht unentdeckt geblieben.

Eli Lilly wuchs 2022 mit nur 1% im Umsatz, im Jahr 2023 dann genau wie Novo Nordisk mit 37%. Doch für Eli Lilly sind die Analystenerwartungen nicht so euphorisch wie für Novo Nordisk: Im Jahr 2024 wird mit einem Umsatzwachstum von 18% gerechnet, 2025 dann noch mit 17%.

Die Bruttomarge bei Eli Lilly liegt bei 78%. Das ist noch immer abenteuerlich hoch, aber nicht so gut wie Novo Nordisk. Die Gewinnmarge (EBITDA) ist dann mit 34% ebenfalls gut, aber nicht so gut wie bei Novo Nordisk.

Trotz dieser offensichtlich schlechteren Wachstumszahlen und Gewinnmarge ist die Bewertung für Eli Lilly mit einem EV/EBITDA von 43 deutlich höher als bei Novo Nordisk.

Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen den beiden ist die Konzentration von Novo Nordisk auf den Diabetes-Markt. Bei Eli Lilly macht der Diabetes-Bereich nur 51% des Konzernumsatzes aus, der Rest wird mit Medikamenten aus dem Bereich der Immunologie, der Onkologie und der Neurologie erwirtschaftet. Ein exponentielles Wachstum des GLP-1 Medikamentes wirkt sich also nur zur Hälfte auf die Konzernbilanz aus.

Novo Nordisk hat neben dem Diabetes-Bereich … Moment, ich suche nochmals etwas genauer … hmm, genau: Nichts. Also na klar, den neuen Bereich der Adipositas, der jedoch aus dem Diabetes-Medikament erwachsen ist. Das heißt, Novo Nordisk kann sich voll und ganz auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage nach dem GLP-1 Medikament konzentrieren. Jede zusätzlich verkaufte Dosis kommt voll in der Bilanz an, während Eli Lilly noch die Hälfte des Konzernumsatzes mit anderen Medikamenten erzielt.

Also: Novo Nordisk ist günstiger bewertet, ist fokussierter, hat die bessere Herstellungstechnologie, ist profitabler und wächst schneller. Damit ist die Entscheidung in unserer Gegenüberstellung gefallen: Novo Nordisk ist mein Favorit.

Im Jahr 2025 rechnen Analysten für Ozempic mit einem Jahresumsatz von 20 Mrd. USD, für Mounjaro von nur 12 Mrd. USD. Auch hier hat Novo Nordisk die Nase vorn. Für Wegovy geht man von einem Umsatz von 11,8 Mrd. EUR aus (siehe oben), für Zepbound von 5,7 Mrd. USD. Wegovy und Zepbound erwirtschaften 2025 also vielleicht knapp 18 Mrd. USD oder Euro ;-). Damit hätte man 1% der Adipositas Weltbevölkerung erreicht, 99% blieben noch unversorgt.

Genau wie bei Diabetes wird dem Körper nicht beigebracht, dünn zu sein oder weniger Hunger zu haben. Sobald man Wegovy oder Zepbound absetzt, steuert der Körper auf sein ursprüngliches Gewicht zu. Die Kunden von Novo Nordisk und Eli Lilly werden ein Leben lang Kunden bleiben.

Fazit: Disruptive Unternehmen



Ich habe lange überlegt, wie ich unseren Portfoliobereich "Wachstum" besser definieren kann. Im vergangenen Jahr nannte ich ihn Marktirrtum, weil viele Aktien einfach viel zu günstig bewertet waren und teilweise noch immer sind. Doch für den Blick nach vorn brauchen wir eine bessere Definition, die das Thema Wachstum nicht aus aktuellen Bilanzkennziffern ableitet, sondern stärker auf disruptive Veränderungen Rücksicht nimmt.

Nennen wir den Bereich also "Disruptive Unternehmen": Unternehmen, die neue Märkte schaffen und damit etablierte Märkte beeinflussen. Für Novo Nordisk gilt, ein Milliardenmarkt im Adipositas-Bereich wird erschaffen und die Nahrungsmittelindustrie wird beeinträchtigt. Für Nvidia gilt, Rechenzentren werden nicht mehr über CPU und Speicher definiert, sondern wie ein einziger Großrechner konzipiert. Vielleicht sollten wir auch den Bitcoin in diesen Bereich einfügen, der unsere Finanzwelt auf den Kopf stellen wird.

Novo Nordisk hat diese Woche übrigens Q-Zahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Der Ausblick war jedoch überaus konservativ. Die Aktie ist dennoch um 5% angesprungen. Die Aktienmärkte flirten seit Tagen mit neuen Allzeithochs. Ich befürchte derzeit eher ein Scheitern als ein nachhaltiges Überspringen der Allzeithochs, so dass ich mit der Aufnahme sowohl von Novo Nordisk als auch des Bitcoins in unser Heibel-Ticker Portfolio noch ein wenig abwarten möchte.



5. Update beobachteter Werte: Nitto Denko



Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.

Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.

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Nitto Denko: OLED fürs iPad Pro



Do, 01. Februar um 14:32 Uhr
Die Zahlen, die von Nitto Denko vor einer Woche veröffentlichte, waren solide, die Aktie legte daraufhin leicht zu. Diese Woche springt die Aktie jedoch deutlicher an, zur Stunde beträgt das Wochenplus 15%! Zwei Gründe werden dafür angeführt.

Beide Themen habe ich bereits vor einer Woche angesprochen: Das Unternehmen verkündete, 2% der ausstehenden Aktien zurückzukaufen. Außerdem wurde auf die angelaufene Massenproduktion von VR-Brillen hingewiesen, für die Nitto Denko Zulieferer ist.

Vergangene Nacht hat ein japanischer Analyst die anziehende Nachfrage nach OLED-Produkten von Nitto Denko hervorgehoben. OLEDs (organische licht-emittierende Dioden) sind energieeffizienter, brillanter und flexibler einsetzbar als LED-Monitore. In Smartphones und kleinen Endgeräten wie Smartwatches haben die OLEDs schon lange Einzug gefunden. So ist es wenig verwunderlich, dass sie auch in der Vision Pro von Apple verwendet werden.

Neu ist nun, dass auch die Nachfrage nach OLEDs für Tablets und Laptops weiter anzieht. Der Umstieg bei diesen vergleichsweise großen Bildschirmen ließ auf sich warten, weil es zum einen die entsprechenden Produktionskapazitäten noch nicht gab, und zum anderen der Preis auch exorbitant hoch ist. Für das MacBook Pro von Apple werden erste OLED-Bildschirme erst im Jahr 2027 erwartet.

In diesen Tagen äußerte ein Apple-Analyst jedoch die Vermutung, dass die neuen iPad Pros, die in diesem Frühjahr erwartet werden, mit OLED ausgestattet werden könnten. Das wären dann die größten Geräte, die für den Massenmarkt mit OLED ausgestattet sind.

+15% ist diese Neuigkeit Anlegern wert. Dabei ist diese Erwartung bereits in den Zahlen der Analysten enthalten. Die Aktie von Nitto Denko notiert aktuell auf einem EV/EBITDA von 6,3, was auch dem langfristigen Durchschnitt für diese Aktie entspricht.

Die neuen iPads sollen im März vorgestellt werden und dann kurze Zeit später erhältlich sein. Ich denke, bis zur Vorstellung segeln wir auf dieser Welle mit, bevor wir Teilgewinne realisieren :-)



6. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, möglichst viel Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für viele Leser wichtig halte und überzeugt bin, dass dies einem großen Teil unserer Gemeinschaft Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

Aurubis nach Skandal, Deutsche Rohstoff vor Investitionen


Hallo Herr Heibel,
Ich habe schon über ein anderes Kontaktformular meine Frage nach geeigneten Rohstoffaktien angesichts des kommenden Rohstoffbooms gestellt.
Welche Aktien aus dem Bereich Kohle und Uran finden Sie besonders attraktiv? Die Ölaktie Coterra Energy ist ja schon im Depot und deckt den Ölbereicht ab.
Wäre z.B. auch eine Aurubis für das Kupfergeschäft bzw. -Recycling empfehlenswert?
Was ist mit „Deutsche Rohstoff“ oder doch lieber ein ETF?
Zum Kundenkontakt:
Zusätzlich frage ich mich, warum es keine ONline- Konferenzen mehr gibt, die waren immer sehr aufschlussreich, oder habe ich etwas verpasst?

Mit vielen freundlichen Grüßen aus dem Schwarzwald
Andreas aus Dornhan

ANTWORT
Ja, dieses Kontaktformular ist richtig. Mit Einführung unserer neuen Webseite haben wir das Stellen inhaltlicher Fragen nur noch für zahlende Mitglieder ermöglicht. Administrative Fragen kann natürlich jeder stellen.

Zu Aurubis: Das Unternehmen taumelt, kürzlich wurden die Verträge von drei der vier Vorstände im beiderseitigem Einvernehmen aufgekündigt. Dem Unternehmen sind im Jahr 2023 Rohstoffe im Wert von einem dreistelligen Millionenbetrag abhanden gekommen. Derzeit wird der Vermutung nachgegangen, dass es sich um Manipulationen der Bewertung von Zuliefermaterialien handelte. In jedem Fall handelte es sich um ein organisiertes Verbrechen mit vielen Beteiligten.

Die drei Vorstände werden gestaffelt ihre Ämter niederlegen: Ende Februar, Ende Juni und Ende September. Die Verträge liefen teilweise noch fünf Jahre. Eine vorzeitiges Auflösung bringt normalerweise eine ordentliche Abfindung mit sich, doch man habe sich in beiderseitigem Einvernehmen geeinigt, hieß es. Daraus schließe ich, dass der Aufsichtsrat gute Gründe hatte, auf das Angebot einer Abfindung zu verzichten. Gleichzeitig werde Aurubis keine Ersatzansprüche gegenüber den Vorständen geltend machen. Für das Geschäftsjahr (endete Sept. 23) wurden 169 Mio. EUR für Metall-Fehlbestände abgeschrieben.

Die Aktie von Aurubis ist nicht erst seit Bekanntwerden der Vorfälle unter Druck. Von 120 Euro Ende 2021 betrug der Kursverlust zwischenzeitlich über 50%. Aktuell notiert die Aktie noch bei 66 Euro. Das EV/EBITDA steht bei 4,1, im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre lag es bei 5,8. Der Gewinn je Aktie ist gegenüber dem Vorjahr um 88% eingebrochen.

Doch es handelt sich um eine Einmalbelastung: Für 2024 wird ein Gewinnsprung um 290% erwartet. Gleichzeitig investiert das Unternehmen stark in den Ausbau des US-Geschäfts. Im laufenden Jahr 2024 werden 5% des erwarteten Umsatzes investiert und auch 2025 soll ein ähnlich hoher Betrag investiert werden. Es handelt sich um eine langfristige Investition, die ich bereits im August letzten Jahres ausführlich beschrieb (siehe https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/2115 Kapitel 7).

Ja, ich halte Aurubis für günstig bewertet. Doch in einem Jahr, in dem drei der vier Vorstände ausgetauscht werden und mehr als der Jahresgewinn investiert wird, also neue Schulden aufgenommen werden, kann es nur eine Spekulation sein, in diese Aktie zu investieren. Für ein solides Investment gibt es zu viele Unsicherheitsfaktoren.

Zu Deutsche Rohstoff AG: Auch dieses Unternehmen habe ich bereits ausführlich beschrieben, siehe https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/2061 Kapitel 2. Es handelt sich um einen deutschen Explorer, der in den USA überschaubare Risiken eingeht, um Öl und Gas zu fördern. Ich durfte CEO Jan-Philipp Weitz vor einem Jahr kennenlernen und bekam den Eindruck, dass sein Unternehmen stark an seiner Persönlichkeit hängt. Er hat das Geschäft verstanden und findet lukrative Nischen, die für die großen Player unattraktiv sind.

Damit wächst das Unternehmen kontinuierlich und bietet sogar eine attraktive Dividendenrendite von 2%. Doch das Wachstum beruht auf früher getätigten Investitionen und sorgte in den vergangenen Jahren für sehr vorteilhafte Bewertungskennzahlen. Im Jahr 2023 wurden die Investitionen wieder nach oben gefahren, um das künftige Wachstum zu sichern. Ich denke, Weitz hat mit dieser Entscheidung wieder einen günstigen Investitionszeitpunkt erwischt.

Vor einem Jahr hatte ich die Aktie empfohlen, seither stieg der Kurs um 20% an. Ich finde die Aktie auch heute wieder günstig bewertet: 188 Mio. EUR Umsatz werden mit einem EV von nur 252 Mio. EUR bewertet. Da das Geschäftsmodell jedoch meiner Wahrnehmung nach an einer Person hängt, würde ich auch bei dieser Aktie höchstens einen kleinen Betrag für eine Spekulation locker machen.

ETFs bilden Branchen ab, enthalten somit gute und schlechte Unternehmen gleichermaßen. Zwar hebt die Flut alle Schiffe, doch ich strenge mich an, stets die besten Schiffe zu finden :-).

In einer zweiten E-Mail fragten Sie mich noch nach Kohle & Uran: Nein, diese beiden Rohstoffe sind noch stärker von politischen Entscheidungen abhängig als Öl oder Kupfer. Daher halte ich mich aus diesen Rohstoffen raus.

Die Online-Konferenzen werde ich bald wieder starten. Die berechtigte Kritik an den alten Videos war, dass die Inhalte sich mit der Ausgabe teilweise wiederholten. Ich habe vor, künftig zu einzelnen Themen im Video in die Tiefe zu gehen sowie Platz für Fragen unserer Mitglieder zu lassen.

Zum jährlichen Zurücksetzen des Heibel-Ticker Portfolios


Sehr geehrter Herr Heibel,
Mir gefallen ihre Markt- und Sentimentanlysen.
Was ich nicht verstehe ist, was das Ausblenden von Buchverlusten und das Zurücksetzen der Kaufkurse auf Eröffnungsstand zu Jahresbeginn soll.
Damit schönen Sie ihre Performance, was der Ihnen folgende Leser, sofern er die Werte in seinem realen Portfolio hält, so nicht kann.
Führen Sie das Portfolio eigentlich real oder fiktiv?
Auch kann ich die Aussage in Ihrer letzten Ausgabe bezüglich ETF's so nicht teilen. Spezial oder Branchenfonds bergen gewisse Risiken ähnlich von Einzelwerten, hier verweise ich auf Ihr Portfolio. Mit ETF's liege die letzten 2 Jahre bei 7% p.a. was ich ganz OK finde. Ohne China wäre es noch besser aber die Region habe ich noch nicht abgeschrieben und warte ab.

Bernd aus Mainz

ANTWORT
In den 16 Jahren, die ich das Heibel-Ticker Portfolio führe, habe ich nur zweimal Verlust erwirtschaftet: 2018 und 2022. Vierzehn mal habe ich also Buchgewinne zum Jahreswechsel zurückgesetzt. Da gab es niemanden, der besorgt darüber war, dass meine gute Performance bei unseren Mitgliedern in Vergessenheit geraten könnte.

Da ich aber Transparenz groß schreibe, habe ich den Verlust aus dem Jahr 2022 bis heute in unserer Tabelle mitgeschliffen, wie ein Mühlstein um meinen Hals. Aktuell liegen wir noch 12% hinten, aber ich bin zuversichtlich, bald schon wieder neue Rekordhochs für unser Heibel-Ticker Portfolio ausweisen zu können. Dann wird auch dieser Mühlstein verschwinden.

Nun sprechen Sie mich auf einzelne Positionen an. Aus mehreren Gründen halte ich das Mitziehen von veralteten Kaufkursen für falsch. Zum einen ist eine Kaufentscheidung niemals die Entscheidung nur für die eine Aktie, sondern stets auch eine Entscheidung, die die Gesamtdiversifikation unseres Portfolio berücksichtigt. Da kann es schonmal sein, dass eine Position sich negativ entwickelt. Wenn ich meine Hausaufgaben richtig gemacht habe, laufen dafür dann aber andere Positionen gut.

Zum anderen möchte ich damit das „Anchoring“ verhindern: Wenn man einen Kaufkurs vor Augen hat und die Aktie im Minus notiert, dann sorgt die Verlustaversion bei den meisten Anlegern dafür, dass man „zumindest“ seinen Kaufkurs wieder raushaben möchte. Doch der hat mit einer fairen Bewertung der Aktie überhaupt nichts zu tun. Am besten, man vergisst ihn und bewertet den aktuellen Aktienkurs ohne diesen Anker.

Doch auch hier gibt es vollständige Transparenz, denn jedes Jahr veröffentliche ich alle Transaktionen unseres Portfolios, so dass jeder Anleger bei Interesse den ursprünglichen Kaufkurs leicht recherchieren kann. Hier die entsprechende Seite: https://www.heibel-ticker.de/portfolio_performance

Zu Ihren weiteren Fragen: Ja, das Portfolio führe ich auch als Echtgelddepot.

Zu Ihrer Anmerkung zu ETFs: Ich würde ETFs nicht mit dem Heibel-Ticker Portfolio vergleichen. ETFs basieren auf Algorithmen, mit denen ein Index oder Ähnliches nachgebildet wird. Es findet dort keine individuelle Entscheidung statt, daher die günstigen Gebühren.

Sie führen als Begründung für ETFs sodann Spezial- oder Branchenfonds an. Das ist etwas grundsätzlich anderes: Fonds werden von einem Fondsmanager geführt. Dieser Fondsmanager trifft individuelle Entscheidungen. Da Sie den Fondsmanager bezahlen müssen, sind die Gebühren bei Fonds höher als bei ETFs. Zudem unterliegen Fondsmanager in ihren Entscheidungen Beschränkungen, denen Sie als Privatanleger nicht unterliegen. Viele Dinge, die ich im Heibel-Ticker vorstelle, dürfen von Fondsmanagern gar nicht umgesetzt werden, da sie auf bestimmte Anlageklassen beschränkt sind oder regulatorische und unternehmensseitige Richtlinien berücksichtigen müssen.

Exxon als Trump-Spekulation


Sehr geehrter Herr Heibel,
was halten Sie in Anbetracht einer wahrscheinlicher werdenden Wiederwahl von Trump von einer Spekulation auf amerikanische Ölwerte wie z.B. ExxonMobil?
Entweder Trump gewinnt und macht Regulierungen rückgängig, wovon die Ölindustrie erheblich profitieren würde. Oder er gewinnt nicht, dann ist es auch kein Beinbruch für die Branche...
Viele Grüße, Rainer aus Berlin

ANTWORT
Gute Idee, wir haben bereits einen Öltitel als Spekulation im Heibel-Ticker Portfolio :-).



7. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =10,3%WKN2.1., 17:02 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 8x2,5%!
PVA Tepla74610022,00 €1%8%2,1%B
Puma69696038,37 €1%-24%1,7%C
Sto SE727413146,80 €0%5%2,3%C
Barrick Gold87045014,26 €-1%-13%2,2%A
Coterra Energy88164622,81 €-1%-2%1,9%C







Wachstum (≈30%) =29,8%WKN2.1., 17:02 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 5x6%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP43,64 €2%-2%3,7%C
MediosA1MMCC15,76 €7%-1%5,2%B
FlatexDeGiroFTG1119,99 €-1%-11%3,1%B
PaypalA14R7U57,20 €0%0%4,6%C
NynomicA0MSN134,20 €-2%8%2,8%B
Disney85568689,46 €2%9%3,1%B
Nvidia918422604,90 €8%34%4,1%A
Palo Alto NetworksA1JZ0Q317,35 €1%18%3,2%A







Dividende (≈30%) = 23%WKN2.1., 17:02 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 5x6%!
CEWE54039099,60 €-1%-2%5,9%B
Allianz840400246,05 €-1%2%6,2%B
Snap-On853887270,46 €2%3%3,1%B
Nitto Denko86293079,75 €14%20%3,5%B
Givaudan9384273.828,42 €-1%2%4,4%B







Absicherung (≈20%) =15,2%WKN2.1., 17:02 UhrWoche ΔΣ '24 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren /Uz9655151.884,88 €1%0%8,7%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU97,99%0%1%3,3%C
Dt.Lufthansa AnleiheA2YNV697,90%0%0%3,1%B
Σ seit '22 Δ

Woche ΔΣ '24 ΔCashquote
-12%

1%2%21,7%

Heibel-TickerGewichtung# Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%10,3%852,5%
WachstumEnkelkinder30%29,8%586,0%
DividendeUrlaub30%23%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%15,2%336,7%
Summe
100%78,3%2121100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Capital IQ, Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: CapitalIQ, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



9. An-/Ab-/Ummeldung



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