Heibel-Ticker PLUS 10/11 - Richtungsentscheidung im Frühjahr steht bevor

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19.03.2010:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

5. Jahrgang - Ausgabe 11 (19.03.2010)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: RICHTUNGSENTSCHEIDUNG IM FRÜHJAHR
02. SO TICKT DIE BÖRSE: LÖSUNG FÜR GRIECHENLAND MIT SINN
03. AUSBLICK: SPANNUNG AN DER BÖRSE: POLITIK GEGEN UNTERNEHMEN
04. KOLUMNEN-TICKER
KRONES: VERFLOSSENER UMSATZ 2009, OPTIMISMUS FÜR 2010
SOLAR MILLENNIUM: HEIßE TECH DURCH HEIßE FINANZIERUNG
WIRECARD: KREDITKARTE OHNE SCHUFA UNTER BESCHUSS
TRINA SOLAR: AKTIENPLATZIERUNG VERÄRGERT INVESTOREN
05. WUNSCHANALYSE: BILFINGER & BERGER
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

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01. INFO-KICKER: RICHTUNGSENTSCHEIDUNG IM FRÜHJAHR
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Liebe Börsenfreunde,

es wird nun spannend. Es wäre nicht das erste Mal, dass die
Börsen im Frühjahr eine wichtige Richtungsentscheidung
vornehmen. Am Wochenende wird Obama über seine
Gesundheitsreform abstimmen lassen. Zum Griechenlanddesaster
gibt es nun erste tragfähige Lösungsansätze, die jedoch einen
Realitätsschock zur Folge haben könnten. Gleichzeitig melden
die Unternehmen immer wieder Rekordumsätze und –gewinne. Wohin
wird die Reise gehen?

Im heutigen Rückblick stelle ich Ihnen kurz den Lösungsansatz
für die Schuldenproblematik Griechenlands vor, den Prof. Sinn
heute in einem Interview aufzeigt. Darüber hinaus nehme ich
Stellung zu in meinen Augen scheintoten Aktien wie denen von
Japan Airlines, Washington Mutual, General Motors oder
Thornburg Mortgage. Diese Aktien insolventer Firmen gehören
nicht an die Börse, das ist Abzocke.

Im Ausblick gehe ich auf die widersprüchlichen Signale der
Politik und der Unternehmen näher ein. Befinden wir uns erst am
Anfang einer fulminanten Rallye oder haben wir das Meiste schon
wieder hinter uns? Ich habe ausgearbeitet, wie wir uns derzeit
am besten verhalten sollten.

Im Kolumnen-Ticker habe ich den weltweit größten
Getränkemaschinenhersteller Krones vorgestellt. Ein tolles
Unternehmen mit einem schon entsprechenden Aktienkurs. Bei
Solar Millennium ist überraschend der Vorstandschef gegangen,
kein gutes Zeichen. Wirecard bietet seit 2006 guthabenbasierte
Kreditkarten ohne Schufaanfrage an, ein Produkt, das
zwielichtige Gestalten anzieht, wie die jüngsten
Pressemeldungen zeigen. Und schließlich habe ich die
Aktienplatzierung des chinesischen Solarmodulherstellers Trina
Solar kommentiert: Überraschend war es nicht, doch kurzfristig
enttäuschend.

Gestern habe ich eine Wunschanalyse zu Bilfinger Berger
erstellt. Nachdem die Turbulenzen um den Baupfusch zu einem
kräftigen Kursrutsch führten, zeigt sich nun auf den zweiten
Blick, dass das Unternehmen konsequent Schritte eingeleitet
hat, um sich von solchen Vorfällen unabhängiger zu machen. Mehr
dazu im Kapitel 05.

Es wird turbulent an der Börse und aus gegebenem Anlass habe
ich eine Vielzahl von Trailing Stopps und Stopp Loss Marken für
unsere beobachteten Werte erarbeitet. Bitte verpassen Sie daher
nicht, sich das Kapitel 06 durchzulesen.

Die PDF-Version der jeweiligen Ausgabe können Sie ab sofort
auch stets im Archiv herunterladen. Die PDF-Version dieser
Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh unter dem folgenden Link zur
Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp4523.pdf


take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: LÖSUNG FÜR GRIECHENLAND MIT SINN
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GRIECHENLAND KÖNNTE DEN EURO AUF ZEIT AUFGEBEN

Endlich!

Gott sei Dank! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie
erleichtert ich war, als ich soeben das heute im Focus
erschienene Interview mit Prof. Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-
Instituts, gelesen habe. Endlich wird Klartext über die
möglichen künftigen Entwicklungen in Griechenland gesprochen.

Bislang habe ich unzählige Erläuterungen dessen gelesen, was
alles keine Lösung wäre. Die EU-Länder dürfen Griechenland
nicht helfen. Griechenland dürfe nicht in eine Krise stürzen,
denn sonst besteht dort die Gefahr von Aufständen, vielleicht
sogar einer Revolution. Griechenland dürfe nicht verarmen,
sonst kämen alle Griechen in andere EU-Länder zum Arbeiten.
Und, und, und...

...und die harten Sparmaßnahmen der griechischen Regierung
werden das Wirtschaftswachstum einschränken und werden zu einer
tödlichen Abwärtsspirale führen.

Und immer, wenn jemand sagte, dann müsse Griechenland halt den
Euro abgeben, wurde entgegnet, dass man Griechenland nicht dazu
zwingen könne. Aber, und genau diesen Punkt führt Prof. Sinn
endlich weiter aus, man kann Griechenland davon überzeugen,
freiwillig den Euro auf Zeit abzugeben und vorübergehend wieder
mit Drachmen zu zahlen. Und das, so Sinn sinngemäß, sei der
einzig gangbare Weg.

Ich möchte hinzufügen, dass ich schon eine Vielzahl von
Lösungsvorschlägen in den vergangenen Wochen gelesen habe. Aber
keiner war plausibel genug, um ihn Ihnen vorzustellen. Der von
Sinn vorgeschlagene Weg ist der erste und bislang einzige, der
in meinen Augen umsetzbar ist. Am besten Sie lesen sich seine
Argumente selbst einmal durch, über den folgenden Link können
Sie den Artikel aufrufen:
http://www.heibel-ticker.de/empfehlung.php?id=71

Ich glaube, es ist nun nur noch eine Frage von wenigen Wochen
bis Griechenland die Hilfe des IWF in Anspruch nimmt und über
die vorübergehende Einführung der Drachmen eine kräftige
Abwertung der sodann neuen Währung vornehmen wird.


Wie auch immer die Geschichte ausgehen mag, das Griechenland-
Desaster hat eindeutig die Schwächen der einen Euro-Währung
aufgezeigt. Das Image des Euro, genauso stabil wie die D-Mark
zu sein, ist damit angekratzt und wenngleich die deutschen
Anleihen mit extrem niedriger Rendite gehandelt werden (nahe am
Allzeittief von 2,71%, was das große Vertrauen in Deutschland
wiederspiegelt), so fällt gleichzeitig der Wechselkurs der
Euro-Währung. Beides können Sie in der Wochenstatistik gut
sehen:


INDIZES 18.3.10

Dow Jones 10.779 1,6%
DAX 6.012 1,4%
Nikkei 10.824 0,7%
Euro/US-Dollar 1,357 -1,6%
Euro/Yen 122,69 -1,4%
10-Jahre-US-Anleihe 3,67% 0,0
Umlaufrendite Dt 2,74% -0,1
Feinunze Gold USD $1.122,25 0,3%
Fass Crude Öl USD $81,55 -1,4%
Baltic Dry Shipping I 3.396 2,4%


Wir haben eine weitere Woche mit Kursgewinnen an den
internationalen Aktienmärkten erlebt und Kritiker, die vor
wenigen Wochen das erneute Überschreiten der 6.000 Punkte Marke
im DAX für unmöglich hielten, verstummen so langsam.

Der Euro hat gegenüber sämtlichen wesentlichen Währungen der
Welt an Wert verloren mit Ausnahme vom britischen Pfund, in
England fürchtet man eine Rückkehr der Rezession, was das Pfund
stark geschwächt hat. Die Schwäche des Euros liegt an der
Auseinandersetzung der EU und Griechenlands gegen Deutschland.

Der Goldpreis hat sich inzwischen über 1.100 USD/Oz
stabilisiert und der Ölpreis notiert ungeachtet der hohen
Lagerbestände über 80 USD/Fass. Unternehmen vermelden einen
Rekordgewinn nach dem anderen, das dürfte doch trotz hoher
Energiekosten und drohender Steuererhöhungen für eine weiterhin
feste Börse reichen, oder? Mal sehen, wie die Stimmung am Markt
ist:


SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):


Kaufen / Verkaufen
26.2.-5.03. (384): 80% / 20%
5.-12. März (343): 76% / 24%
12.-19. März (285): 83% / 17%


ANALYSTEN KAUF
Lanxess, Linde, Lufthansa

ANALYSTEN VERKAUF
Dt. Telekom, Deutz, Shire Plc.


PRIVATANLEGER:
9. KW 2010: 60% Bullen (76 Stimmen)
10. KW 2010: 56% Bullen (83 Stimmen)
11. KW 2010: 52% Bullen (76 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.973


PRIVATANLEGER KAUF
Yingli Green, Solar Millennium

PRIVATANLEGER VERKAUF
Dt. Bank, Allianz, Dt. Telekom

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Hui, Analysten hauen eine Kauf-Empfehlung nach der anderen
raus. 83% des Analysten-Research führt zu einer Kaufempfehlung.
Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so eine bullische
Stimmung unter den Analysten gesehen zu haben. Es scheint, dass
wieder einmal viele Analysten die aktuelle Rallye verpasst
haben und nun im Nachhinein ihre Einschätzungen nachziehen.

Unter den Anlegern ist die Stimmung dagegen schon wesentlich
verhaltener. Nur 52% Bullen, das ist ja fast schon
pessimistisch, wenn man die Grundneigung des Menschen zum
positiven Denken berücksichtigt.

Es ist auch das erste Mal, dass zwischen Analysten und
Privatanlegern solch ein großer Meinungsunterschied besteht.
Während Analysten häufig die Detailbrille aufgesetzt haben und
die Entwicklung innerhalb einzelner Unternehmen betrachten,
sind Privatanleger doch viel anfälliger für politische
Stimmungen und für das eigene Bauchgefühl.

Im nächsten Kapitel werde ich näher darauf eingehen, wie diese
unterschiedliche Stimmung zu interpretieren ist. Am Wochenende
wird Obama versuchen, seine Gesundheitsreform in abgemilderter
Version verabschiedet zu bekommen. Was ein Erfolg Obamas für
die Börse bedeuten würde werde ich ebenfalls im nächsten
Kapitel untersuchen.


ABZOCKE MIT SCHEINTOTEN AKTIEN

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch ein immer wiederkehrendes
Thema ansprechen, das insbesondere nach der jüngsten Krise und
den nun kräftig angestiegenen Kursen viele von Ihnen
beschäftigt: die Wiederauferstehung von Aktien.

Sei es Japan Airlines, Washington Mutual, General Motors oder
Thornburg Mortgage, oder eine Vielzahl anderer in die Insolvenz
gegangene Unternehmen, immer wieder kaufen Anleger deren Aktien
in der Hoffnung, dass sich das alte Geschäft erholt und die
Aktien wieder auferstehen. Viele Anleger halten diese Aktien
einfach über Jahre, bis sie letztlich von ihrer Bank ausgebucht
werden.

Ich werde immer wieder nach Aktien von praktisch toten
Unternehmen gefragt. Unternehmen, die in die Insolvenz gegangen
sind und anschließend versuchen, möglichst viele Gläubiger und
Arbeitsplätze zu retten. Es ist politisch gewollt, dass sowohl
Arbeitsplätze gerettet werden, als auch Lieferanten und
Geschäftspartner nicht in ein Loch fallen zu lassen. Also wird
der Geschäftsbetrieb während der Abwicklung der Insolvenz
aufrechterhalten, damit anschließend ein neu aufgestelltes
Unternehmen möglichst viele der ursprünglichen
Geschäftsbeziehungen fortführen kann. Eine Gruppe wird dabei
jedoch nicht besonders gut behandelt: Die Aktionäre.

Aktionäre sind Anteilseigner des Unternehmens und haben während
der guten Zeiten über ihr Stimmrecht auf der Hauptversammlung
die Möglichkeit, Einfluss auf das Geschäft des Unternehmens zu
nehmen. Ist das Unternehmen pleite, dann haben Aktionäre ihre
Anteile verloren. In dem Prozess, Arbeitsplätze zu retten und
Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten aufrecht zu erhalten wird
nun das Tafelsilber des Unternehmens liquidiert. Mit dem Erlös
werden in einer genau festgelegten Reihenfolge die
Lieferantenverbindlichkeiten bezahlt, Gehälter gezahlt,
Anleihen zurückbezahlt und erst ganz am Schluss, wenn genug
Geld übrig bleibt, erhalten die Aktionäre vielleicht ein paar
Pfennig. Meistens erhalten die Aktionäre nichts.

Wenn die Chancen aber so schlecht stehen, warum werden die
Aktien solcher scheintoten Unternehmen noch so stark gehandelt?
Häufig sind die Tagesumsätze sehr hoch und als Laie bekommt man
den Eindruck, dass dort noch die Chance auf eine positive Wende
des Dramas möglich ist.

Diesen Eindruck bekommt man jedoch allein aus der Beobachtung
des Kursverlaufs und des Handelsvolumens, nicht aus der
Tagespresse, die über die Abwicklung der insolventen Firma
schreibt. Meiner Ansicht nach muss man solche Aktien von der
Börse nehmen, denn es werden immer wieder Laien zu
Spekulationen in diese Aktien hinein gezogen. Doch die
Finanzindustrie verdient recht gut an diesen Penny-Stocks:
Broker spekulieren gegen die Laien, kaufen immer wieder zu
einem Cent und verkaufen zu zwei Cent. Und die Börsen freuen
sich über die Provisionseinnahmen, die diese Umsätze
generieren. Für Börse und Broker gibt es also keinen Grund, die
Aktien von der Notierung auszusetzen. Na und Ihre Bank verdient
normalerweise eine Jahresgebühr je Position in Ihrem Depot,
auch Ihre Bank hat also nichts dagegen einzuwenden, Sie mit ein
wenig Hoffnung auf die Wiederauferstehung zu versorgen.

Ich bin sicher, es gibt nun den einen oder anderen, der mir
beweisen kann, dass er mit dem Spekulieren in diesen
scheintoten Aktien schon einmal viel Geld verdient hat. Doch
das ist die Ausnahme. Ich erhalte unzählige Anfragen und immer
sind es Privatanleger, die durch das hohe Handelsvolumen noch
ein Fünkchen Hoffnung haben - leider meist zu Unrecht.

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03. AUSBLICK: SPANNUNG AN DER BÖRSE: POLITIK GEGEN UNTERNEHMEN
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GESUNDHEITSREFORM WIRD KORREKTUR AUSLÖSEN

Am Wochenende wird Obama über seine Gesundheitsreform abstimmen
lassen. Durch einen kleinen Kniff benötigt Obama für die
umfangreiche und kostspielige Gesundheitsreform nicht die
Stimmen der Republikaner, sondern es reichen ihm seine
demokratischen Stimmen.

Doch auch die Demokraten sind gespalten über die
Gesundheitsreform, viele Abgeordnete haben in den vergangenen
Wochen in ihrer Heimat aufgrund des heftigen Widerstands der
Republikaner gegen die Gesundheitsreform an Boden verloren. So
ist es nur zu verständlich, dass viele Demokraten gerne gegen
die Reform stimmen würden, um ihre Unterstützung zu Hause zu
sichern.

Doch ein Scheitern des obersten politischen Ziels Obamas würde
die Demokraten als regierungsunfähig entlarven, Bill Clinton
hatte diese Schlappe schon einmal erlitten und konnte sich
nicht von ihr erholen.

Daher rechne ich damit, dass die Demokraten am Ende für die
Reform stimmen werden!

Ich glaube, das hat die US-Börse noch nicht berücksichtigt.
Nach dem Verlust des Senatorensitzes im Januar in Massachusetts
war das Thema Gesundheitsreform für viele an der Wallstreet vom
Tisch. Den Kniff, den Obama nun anwendet, hat kaum jemand für
möglich gehalten und es gilt auch als sicher, dass die
Republikaner diesen Kniff, den sie als Wahlbetrug auslegen, bei
der nächsten Wahl ausschlachten werden. Doch ungeachtet dessen:
Obama riskiert alles, nur um sein Wahlversprechen einer
Gesundheitsreform einzulösen.

Die Reform wird teuer: Steuererhöhungen insbesondere für
Kapitalerträge werden erwartet, die bislang noch immer von
Bushs radikalem Pro-Kapitalismuskurs profitierenden
amerikanischen Kapitalmärkte werden sich auf harte Zeiten
einstellen müssen.

Sollte Obama am Wochenende siegen, so fürchten Marktbeobachter
ein Durchstarten des Präsidenten mit weiteren Themen, die bei
der ärmeren Bevölkerung beliebt sind, im Kapitalismus jedoch
kritisch gesehen werden:

- „Cap and Trade“ – der Emissionshandel über CO2-Zertifikate,
der die Energiekosten für die USA sprunghaft ansteigen ließe.

- Amnestie für Millionen illegaler Einwanderer in den USA, die
sodann auch den Segen der Gesundheitsreform genießen könnten.

Für einen echten Kapitalisten ist das so ziemlich das
schlimmste Horrorszenario, was man ihm aufzeigen kann. Und
glauben Sie mir, an der Wallstreet laufen viele echte
Kapitalisten herum.

Nach den heftigen Kursanstiegen der vergangenen Wochen, die
einzig auf die guten Unternehmensergebnisse vor dem Hintergrund
der ruhigen politischen Entwicklungen zurückzuführen sind,
würde die Angst vor Steuererhöhungen aufgrund der
Gesundheitsreform und weiterer Obama-Ziele zu Gewinnmitnahmen,
wenn nicht sogar zu einem heftigen Ausverkauf führen.


TRAILING STOPP FÜR VIELE UNSERER POSITIONEN

Ich habe Ihnen heute eine Reihe von unseren beobachteten Werten
mit Trailing Stopps versehen. Die Kursgewinne der vergangenen
Wochen wollen wir nicht abgeben. Dennoch sind die Börsen
derzeit in einer so gesunden Verfassung, dass ich mich (noch)
nicht verabschieden möchte.

Insbesondere die Marktbreite des Kursanstiegs, ein blödes
Börsenchinesisch, zeigt mir, dass die Rallye noch lange nicht
vorbei ist. Unter Marktbreite versteht man, dass die Rallye von
vielen Aktien getragen wird, nicht von einigen wenigen.

Am Anfang einer Börsenrallye steigen alle Kurse. Je weiter die
Rallye läuft, desto mehr Einzeltitel fallen zurück. Die Rallye
läuft aus, wenn nur noch einige wenige Aktien mit
sensationellen Nachrichten durch exorbitante Kursanstiege die
Indizes weiter in die Höhe ziehen, während die Mehrzahl
stagniert oder bereits den Rückwärtsgang eingelegt hat. Ein
Indikator für diese Entwicklung ist die Anzahl der neuen
Jahreshochs, die in einem Index erzielt werden.

Für S&P 500, für den MDAX und für eine Vielzahl anderer
Indizes, die Unternehmen der zweiten Reihe enthalten, ist diese
Ziffer seit Wochen extrem hoch. Die Rallye wird vom „breiten
Markt“ getragen und nicht von einigen wenigen großen
Einzelaktien. Das bedeutet, dass viele Unternehmen gesund sind,
mehr Umsatz und Gewinn in Aussicht haben und somit auch dass
die Wirtschaft insgesamt noch sehr gesund ist. Die Rallye
dürfte meines Erachtens also noch ein gutes Stück weitergehen.

Das ist der Grund, warum ich heute nicht einfach radikal Teile
unserer beobachteten Werte zum Verkauf gestellt habe: Die
Rallye ist meines Erachtens noch nicht zu Ende.

Zusätzlich spielt in die aktuelle Entwicklung eine Erfahrung
hinein, die noch sehr jung ist: Der Ausverkauf vom Herbst 2008
bis zum Frühjahr 2009 fand in einer Intensität statt, die
niemand für möglich gehalten hatte. Immer wieder wurden
technische Analysen veröffentlicht, die eine heftige
Gegenbewegung für überfällig hielten (damals wäre eine
Gegenbewegung ein vorübergehender Anstieg der Kurse gewesen).
Doch die Gegenbewegung blieb aus, technische Indikatoren wurden
reihenweise als fehlerhaft oder irrelevant entlarvt und der
Ausverkauf ging unvermindert weiter.

Wir befinden uns nun noch immer in der Phase, in der dieser
übertriebene Ausverkauf von damals wieder korrigiert wird. Noch
immer sind viele Aktien fundamental günstig bewertet, die
Umsatz- und Gewinnentwicklung ist überaus erfreulich und lässt
bei vielen Unternehmen eine höhere Bewertung zu. Die Bewertung
vieler Aktien findet noch immer auf Basis der durch die
Krisenstimmung bestimmten Buchwerte statt, anstelle die
Wachstums- und Gewinnaussichten stärker zu gewichten.

Ich habe also vielfach einen Trailing Stopp Loss verwendet, um
uns gegebenenfalls die Gewinnchance nicht zu früh zu
beschneiden. Bitte schauen Sie sich die jeweiligen Marken im
Kapitel 06 an und nehmen Sie ruhig Ihrem eigenen
Risikoempfinden entsprechend bereits vorzeitig Gewinne mit.


RISIKO EINER KORREKTUR STEIGT

Denn wenngleich die mittel- und langfristigen Aussichten meines
Erachtens noch überaus rosig sind, insbesondere wenn ich mir
die einzelnen Unternehmensberichte anschaue, so ist doch das
Risiko eines Stimmungsumschwungs gestiegen: zum einen durch die
teure Obama Gesundheitsreform, zum anderen durch den noch
bevorstehenden Realitätsschock für Griechenland und den Euro.

Da mögen die Unternehmensergebnisse noch so gut sein, wenn
politische Entwicklungen die Stimmung der Bevölkerung negativ
beeinflussen, dann dreht die Börse im Handumdrehen und die
negative Stimmung kann sodann dazu führen, dass Investitionen
von Unternehmen zurückgehalten werden und somit sogar die
Konjunktur gebremst wird. Was eben noch rosig aussah sieht
einen Tag später dann plötzlich übertrieben optimistisch aus.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen die widersprüchlichen Signale, die
ich derzeit sehe, verständlich machen. Bitte berücksichtigen
Sie Ihre persönliche Situation bei Ihrer jeweiligen
Anlageentscheidung. Wer schwache Nerven hat, der sollte ein
paar Positionen verkleinern. Natürlich würden insbesondere US-
Aktien sowie Pharmaaktien unter der Obama Gesundheitsreform
leiden. Und natürlich würde insbesondere der Euro unter dem
Realitätsschock Griechenlands leiden.

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04. KOLUMNEN-TICKER: KRONES, SOLAR MILLENNIUM, WIRECARD,
TRINA SOLAR
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KRONES: VERFLOSSENER UMSATZ 2009, OPTIMISMUS FÜR 2010

15.03.2010 | 17:32

Um 22% von 2,38 auf 1,86 Mrd. Euro ging der Umsatz von Krones
im Jahr 2009 zurück. Der weltgrößte Anbieter von
Getränkeabfüllanlagen wurde somit von der Wucht der
Wirtschaftskrise voll getroffen.

Heute wurden die vorläufigen Zahlen für 2009 bekannt gegeben,
die Aktie notiert mit über einem Prozent im Minus.

Die schlechte Umsatzentwicklung war bereits erwartet worden.
Was die Anleger negativ überraschte war der Verlust, der mit
34,5 Mio. Euro wesentlich höher ausfiel als die erwarteten 25-
30 Mio. Verlust. Auf der anderen Seite konnte Krones durch
Sparmaßnahmen den freien Cashflow deutlich erhöhen und seine
Schulden auf Null herunterfahren. Hier hilft auch in diesem
Jahr nochmals besonders die erwartete Streichung der Dividende.
Krones verfügt derzeit über freie liquide Mittel in Höhe von
135 Mio. Euro. Der Ausblick bliebt verhalten, im laufenden Jahr
solle das Tal durchschritten werden, der Umsatz werde dem
Unternehmen zufolge um 5-15% ansteigen und das Ergebnis werde
wieder positiv ausfallen.

In der 59-jährigen Unternehmensgeschichte ist 2009 das erste
Jahr, in dem ein Verlust erwirtschaftet wurde. Die Bayern
gelten als grundsolide finanziert und konservativ in der
Geschäftsführung. Der Vorwurf, den Analysten dem Unternehmen
nun machen, ist in meinem Augen unbegründet: Das Unternehmen
habe auch bei der Stammbelegschaft kräftiger sparen müssen, so
der US-kapitalistisch geprägte Vorwurf. Das Unternehmen rechnet
jedoch schon bald mit einer kräftig ansteigenden Nachfrage
insbesondere aufgrund des steigenden Wohlstands der
Schwellenländer und rüstet sich für diese Nachfrage mit einer
eingearbeiteten Stammbelegschaft.

Die Bilanz von Krones sieht sehr gut aus: Die Eigenkapitalquote
von 42% ist hoch genug für einen Maschinenbauer. Insbesondere
der wieder leicht angestiegene Auftragsbestand von 888 Mio.
Euro, ein Plus von 6% gegenüber dem Vorjahr, unterstützt die
Erwartung des Managements auf ein besseres Jahr 2010.

Schauen wir uns einmal das Bewertungsniveau der Aktie an.
Sollte im Jahr 2011 ein Umsatzwachstum auf 2 Mrd. Euro erzielt
werden können, bei gleichzeitiger Rückkehr zu den Margen von
vor der Finanzkrise, dann ist ein Jahresüberschuss von 90 Mio.
Euro, also 2,64 Euro je Aktie zu erwarten. Dies entspräche
einem KGV 2011e von 15. Rechnen wir die Barmittel heraus bleibt
noch immer ein KGV 2011e von 14.

Für einen Maschinenbauer mit derzeit gemäßigten
Wachstumserwartungen ist meiner Einschätzung nach ein KGV von
17 gerechtfertigt. Vom aktuellen Kursniveau gibt es also bis
auf Weiteres ein Kurspotential von 9-14%. Es zeigt sich, dass
Krones absolut solide geführt wird und dafür bereits einen
Vertrauensvorschuss bei Anlegern genießt. Der Kurs dürfte erst
dann kräftig anziehen, wenn die Auftragseingänge wieder
deutlich nach oben schnellen und dadurch eine positive
Umsatzentwicklung in Aussicht stellen.

Neue Getränkemaschinen über die Ersetzungsinvestitionen hinaus
werden in den Schwellenländern erfolgen. China war im
regionalen Mix von Krones das einzige Land das im vergangenen
Jahr keinen Umsatzrückgang zu beklagen hatte. Derzeit wächst
China kräftig an, doch die restriktive Goldpolitik zwingt auch
chinesische Unternehmen zu härteren Preisverhandlungen. In
meinen Augen wird Krones in den nächsten ein bis zwei Jahren
keinesfalls wieder die exorbitanten Gewinnmargen der Jahre
2006/2007 erzielen können, selbst wenn der Umsatz wieder
kräftig anzieht.

Damit ist die Aktie in meinen Augen auf dem aktuellen Niveau
fair bewertet.


SOLAR MILLENNIUM: HEIßE TECHNOLOGIE DURCH HEIßE
FINANZIERUNGSMETHODEN

16.03.2010 | 11:42

Kaum ein anderes Solarunternehmen wird derzeit so
widersprüchlich diskutiert wie Solar Millennium. Auf der einen
Seite steht die zukunftsweisende Technologie der Solarthermie,
der Gewinnung von Strom aus Wärme, die über Parabolspiegel

Auf der anderen Seite die Finanzierung dieser
forschungsintensiven Zukunftstechnologie, denn Solar Millennium
hat sich immer wieder bei einer Vielzahl von Privatanlegern
bedient. Heute notiert die Aktie mit 30% im Minus, da gestern
Abend Vorstandschef Utz Claassen, ehemaliger EnBW-Chef, nach
nur 10 Wochen im Amt überraschend das Handtuch geworfen hat.

Schauen wir uns die drei Themen also einmal im Detail an.

1. Technologie: Solarthermie über Parabolspiegel

Anders als die Photovoltaik, die über siliziumhaltige
Solarmodule das Sonnenlicht direkt in Strom wandelt, bedient
sich die Solar Millennium der Wärme. Parabolspiegel werden so
zur Sonne ausgerichtet, dass das einstrahlende Licht auf einen
Punkt gebündelt wird. Die dort entstehende Hitze kann
gespeichert und später in Strom gewandelt werden. Nach
Unternehmensangaben ist diese Technologie bei Großanlagen
effizienter als die Photovoltaik.

2. Finanzierung: Dumme Kleinanleger rufen volatilen Aktienkurs
hervor

Nein, ich denke nicht, dass Kleinanleger dumm sind. Aber die
Finanzbranche denkt es. Der Hintergrund liegt wohl darin, dass
ein Kleinanleger nicht den Zugang zu Informationen hat, wie ihn
institutionelle Anleger erhalten, die mit Investitionen von
mehreren Millionen locken.

Bevor ein institutioneller Anleger seine Millionen in ein
Unternehmen steckt wird er sich ganz genau informieren. Und das
Unternehmen, in das er gegebenenfalls investiert, muss die
Hosen herunterlassen: Muss alle verfügbaren Informationen
aufdecken. Da werden Studien von unabhängigen Experten
erstellt, da sitzen Analysten wochenlang an Zahlenmodellen und
da werden intensive Gespräche mit dem Management geführt. Erst
wenn all diese Schritte durchlaufen sind und zu einem positiven
Ergebnis führten, wird der institutionelle Anleger investieren.

Diese aufwändige Kapitalbeschaffung, die auch seitens des
Unternehmens mit entsprechend fachlich qualifiziertem Personal
begleitet werden muss, kann man alternativ auch auf anderem
Wege abbilden: Man wendet sich an Finanzvermittler, stattet
diese mit rudimentären Informationen über das Unternehmen, aber
üppigen Provisionen aus und lässt sie ihre Kunden für das
technologisch zukunftsweisende Projekt gewinnen. Diesen Weg hat
die Solar Millennium immer wieder beschritten.

Auf verschiedenen Wegen sind die damit gewonnenen Privatanleger
inzwischen zu Aktionären geworden (bspw. über eine
Wandelanleihe). Den Anlegern wurde das Investment als
„Risikokapital“ verkauft, also eine Wette auf den Erfolg mit
einer Renditechance von mehreren hundert Prozent, sofern das
Projekt erfolgreich verläuft. Ein Großteil der Anteilseigner
von Solar Millennium sind also Kleinanleger mit exorbitanten
(vielleicht sogar unrealistischen) Gewinnerwartungen.

Das ist alles andere als eine stabile Aktionärsstruktur. Da
diese Kleinanleger nur einen Bruchteil der Informationen über
das Unternehmen haben wie ggfls. institutionelle Großanleger
sind diese Kleinanleger auch viel leichter zu verunsichern.
Sollte das exorbitante Wachstum, oder aber auch nur die
exorbitante Gewinnchance, oder vielleicht auch nur die
Bilanzierungsmethode, in Frage gestellt werden, dann sichern
diese Privatanleger lieber ihr Kapital und verkaufen, als dass
sie in diesem für sie undurchschaubaren Moment den
Langfristchancen des Unternehmens vertrauen. Sie verkaufen, der
Kurs bricht ein. Dies war in den vergangenen Wochen bereits
mehrfach geschehen, der Kurs ist schon von 44 auf 29 Euro
gefallen.

3. Vorstandschef Utz Claassen tritt überraschend und ohne
Begründung zurück

Gestern Abend hat Utz Claassen per Fax in einem kurzen
Schreiben seinen Rücktritt erklärt, dies sei im Vertrag im
Rahmen der Eingewöhnungsphase möglich. Der Kurs ist heute früh
auf 20 Euro gefallen.

Ich will mich nicht an den Spekulationen über die Gründe des
Rücktritts beteiligen – derzeit kursieren die unglaublichsten
Gerüchte am Markt. Wir werden in den nächsten Tagen eine
Erklärung erhalten und daraus unsere Meinung bilden können, ob
es sich tatsächlich um persönliche, gesundheitliche Gründe
handelte, oder aber um unternehmensspezifische Gründe. Wir
haben hier ein Ende mit Schrecken erlebt und Solar Millennium
wird sich auf die Suche nach einem Nachfolger machen müssen.
Das kann einige Monate in Anspruch nehmen.

Bewertung: Günstiges Bewertungsniveau
Im laufenden Jahr will das Unternehmen 350 Mio. Euro umsetzen.
Nach dem aktuellen Ausverkauf beträgt die Marktkapitalisierung
nur noch 276 Mio. Euro. Als Richtwert bei etablierten
Unternehmen gilt ein Kurs / Umsatz – Verhältnis von eins. Solar
Millennium ist derzeit deutlich günstiger zu bekommen.

Mag sein, dass Privatanleger leicht zu verunsichern sind und
dadurch einen volatilen Aktienkurs hervorrufen. Auf der anderen
Seite ist Solar Millennium durch den direkten Zugang zu
Privatanlegern im Unterschied zu anderen Solarunternehmen
weitgehend unabhängig von Banken und deren
Kreditvergabeauflagen. Unterm Strich ist die Finanzierung über
Privatanleger deutlich günstiger als Bankkredite. Dazu darf das
Image von Solar Millennium jedoch nicht angekratzt werden.
Genau dies geschieht jedoch in diesen Tagen durch die Vorwürfe
der Bilanzierungsunregelmäßigkeiten sowie heute insbesondere
durch den überraschenden Rücktritt Claassens.

Übrigens, damit ändere ich meine Einstellung, die ich in meiner
Solarstudie vertreten habe: Mit einer Marktkapitalisierung von
über 400 Mio. Euro hielt ich Solar Millennium für überbewertet.
Aber wie beim Sommerschlussverkauf: Mit der heutigen
Rabattaktion finde ich die Aktie attraktiv. Meine ausführliche
Einschätzung zu 14 internationalen Solarunternehmen können Sie
für 20 Euro auf meiner Seite beziehen (PDF-Download).


WIRECARD: KREDITKARTE OHNE SCHUFA UNTER BESCHUSS

18.03.2010 | 14:11

2006 hat die Wirecard AG das revolutionäre Konzept einer
virtuellen Kreditkarte auf Guthabenbasis und dadurch ohne
Schufaanfrage umgesetzt.

Es ist die logische Weiterentwicklung des Plastikgeldes für das
Zeitalter des Internets. Doch warum haben weder Visa noch
Mastercard diesen Weg beschritten?

Paypal, Click2Buy und eine Vielzahl weiterer speziell für das
Internet geschaffener Zahlungsabwicklungssysteme konnten sich
in den vergangenen Jahren meiner Einschätzung nach nur deshalb
etablieren, weil die Einhaltung der hohen Sicherheitsstandards
der weltweit akzeptierten Kreditkartenzahlung eben sehr
aufwendig und dadurch teuer ist. Die Akzeptanz von Paypal und
ähnlichen Anbietern bleibt weltweit gesehen weit hinter der von
den Kreditkarten zurück.

Wirecard hat diese Lücke geschlossen, auf Guthabenbasis
ausgegebene Kreditkarten (Vertragspartner Visa und Mastercard)
können weltweit eingesetzt werden, offline und online. Eine
Schufaanfrage entfällt, da die Karte nur auf Guthabenbasis
genutzt werden kann. Die Schufa (Schutzgemeinschaft für
allgemeine Kreditsicherung) ist jedoch die zentrale Stelle in
Deutschland, wo alle schwarzen Schafe mit zu hohen Schulden
auflaufen. Wer also über seine Hausbank keine Master- oder
Visacard mehr erhält, der kann sich vertrauensvoll an Wirecard
wenden.

Diese Möglichkeit wird in der Branche teilweise kritisch
betrachtet. So wundert es kaum, dass die Wirecard AG immer
wieder unter Beschuss gerät. 2008 hatte die Schutzvereinigung
der Kleinanleger SdK dem Unternehmen mangelnde Transparenz im
Jahresabschluss vorgeworfen. Wirecard beauftragte daraufhin
eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit der Ausarbeitung von
Verbesserungsmöglichkeiten und setzte diese anschließend um.

In diesen Tagen wurde bekannt, dass ein Casino-Ring die
Wirecard-Zahlungsabwicklung zur Auszahlung von Gewinnen genutzt
hat. In Florida wurde ein Bote verhaftet und vom FBI angeklagt.
Über 5 Mio. USD soll dieser Bote über Wirecard von Deutschland
in die USA transferiert haben. Im Laufe der vergangenen Jahre
sollen es Gerüchten zufolge sogar bis zu 50 Mio. EUR gewesen
sein. Dazu habe er der Anklage zufolge 424 verschiedene Firmen
genutzt, die er überwiegend selber gegründet hat. Nun steht
Wirecard nicht in Kontakt mit diesem Boten, doch der Umstand,
dass gerade das Wirecard-Zahlungsabwicklungssystem von
Kriminellen genutzt wurde, wirft kein gutes Licht auf das
Unternehmen. Der Kurs brach gestern in Folge dieser Geschichte
um 9% ein, Anleger fürchten, dass dererlei Geschäfte einen
wesentlichen Anteil am Umsatz und einen noch größeren Anteil am
Gewinn des Unternehmens ausmachen.

Mastercard und Visa arbeiten fieberhaft an ihrer eigenen
Version der virtuellen Internet-Kreditkarte. Wirecard war da
schneller, doch wie die aktuellen Vorwürfe zeigen ist die
Lösung von Wirecard angreifbar. Wenn auch der aktuelle Fall vom
Volumen her für Wirecard vernachlässigbar sein mag, so befindet
sich doch das Geschäftsmodell derzeit unter Beschuss. Und wenn
schon einmal solche Vorwürfe im Markt bestehen, dann ist ein
Brückenschlag zur großen PPC-Branche (Pillen, Porno, Casino)
schon absehbar.

Als Anleger würde ich mich daher von der Aktie von Wirecard
fern halten, bis diese Vorwürfe vom Tisch sind. Leider kann
dies für Wirecard bedeuten, dass bis dahin eigene Lösungen von
Mastercard und Visa in Konkurrenz zum eigenen Produkt stehen,
so dass der First-Mover Vorsprung durch diese Vorwürfe deutlich
beeinträchtigt wird.


TRINA SOLAR: AKTIENPLATZIERUNG VERÄRGERT INVESTOREN

19.03.2010 | 10:49

Der Kurs von Trina Solar ist gestern um 9% eingebrochen. Trina
Solar hat bekannt gegeben, 7,9 Mio. neue Aktien (zzgl. evtl.
1,2 Mio. Aktien bei Überzeichnung) am Markt zu platzieren.

Die Einnahmen in Höhe von 170-190 Mio. USD werden für den Bau
weiterer Fertigungsstätten (100 Mio. USD) sowie für die
Forschung und Entwicklung (50 Mio. USD) verwendet. Bei derzeit
68 Mio. ausstehenden Aktien wird die Aktienzahl um 13% erhöht.

Für Anleger ist das ein doppelter Schock: Bargeld
erwirtschaftet zunächst keinen Gewinn. Der Gewinn aus der
Geschäftstätigkeit wird nur dann gesteigert, wenn das
eingenommene Geld sinnvoll eingesetzt wird. So muss ab sofort
der erwirtschaftete Gewinn nicht mehr auf 68 Mio. Aktien
aufgeteilt werden, sondern auf 77 Mio. Aktien. Der Gewinn je
Aktie schrumpft also zunächst einmal durch diese
Aktienplatzierung.

Darüber hinaus wurde gerade den chinesischen Solarunternehmen
stets zugute gehalten, hervorragende Finanzierungsbedingungen
in der Heimat in China vorzufinden. Warum also wurden die
notwendigen Investitionen nicht durch die günstigen Kredite
finanziert, zumal diese im Energiesektor meist noch vom
chinesischen Staat gefördert wurden?

Nun, der zweite Punkt war schon vor einigen Wochen entkräftet
worden: Durch den Schwenk zur restriktiven Geldpolitik hat
China diverse Förderprogramme zusammen gestrichen. Auch die
Kreditvergabe für die Energiebranche wurde zusammengestrichen.

Und der erste Punkt ist ein vorübergehendes Phänomen: Natürlich
ist kurzfristig der Gewinn je Aktie kleiner, doch durch das
frische Kapital kann das Unternehmen die Weichen für das
zukünftige Wachstum stellen. Wenn der Kurs gestern um 9%
eingebrochen ist, dann waren das vor allem die kurzfristig
orientierten Spekulanten, die sich hier aus der Aktie
zurückziehen. Langfristig orientierte strategische Investoren
werden die Aktienplatzierung begrüßen und gegebenenfalls zu den
nunmehr günstigeren Kursen nachkaufen.

Es ist genau das eingetreten, was ich in meinem Update zur
Solarstudie vor drei Wochen in Aussicht gestellt habe:
Kurzfristig wird Trina Solar heftigen Kursschwankungen
unterliegen und daher habe ich die Aktie auf „Halten“ gesetzt.
Nur Anleger mit starken Nerven können sich diese Aktie
langfristig ins Depot legen.

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05. WUNSCHANALYSE: BILFINGER & BERGER
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Aus den Vorwürfen des Baupfuschs kann man eigentlich nur eine
Konsequenz ziehen: Man zieht sich aus dem Geschäft zurück und
baut ein anderes auf. Genau dies tut Bilfinger Berger, indem
die Dienstleistungssparte ausgebaut wird. Schon heute kommt der
Löwenanteil des Unternehmensgewinns aus diesem Bereich. Doch ob
das Geschäftsmodell zukunftsfähig ist untersuche ich in dieser
Wunschanalyse für Sie.

DIE BAUBRANCHE, EIN SCHMUTZIGES GESCHÄFT

Vor drei Wochen noch hätte es mich nicht gewundert, wenn
Deutschlands zweitgrößter Baukonzern Bilfinger Berger von den
vielen Skandalen in die Knie gezwungen wird. Doch das
Krisenmanagement ist gut, die Fehler sind gut versichert und
die Geschäftsbereiche, in denen solche Skandale immer wieder
auftreten, gehören in dem Unternehmen schon zum Auslaufmodell –
Geld verdient wird anderswo.

Doch schauen wir uns die Vorgänge einmal im Einzelnen an:

Vor einem Jahr stürzte beim U-Bahnbau in Köln das Stadtarchiv
ein, zwei Menschen kamen ums Leben. Die Gründe für dieses
Unglück sind bis heute nicht endgültig geklärt, es scheint sich
um eine Verkettung unglücklicher Umstände zu handeln. Doch
einer der Umstände ist der Diebstahl von Stahlträger-Bauteilen,
die für die Statik wichtig waren, durch einen Mitarbeiter von
Bilfinger Berger.

Seit diese Umstände vor einigen Wochen bekannt wurden häufen
sich die Meldungen über Baupfusch, wobei inzwischen jedes
Problem als Baupfusch dargestellt wird, bevor irgendeine
Schuldfrage geklärt oder überhaupt gestellt wurde. So gab es
Vorwürfe beim Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse für den ICE
zwischen München und Nürnberg. Und diese Woche schließlich
kamen Vorwürfe über den Ausbau der A1 zwischen Hamburg und
Bremen auf: Der Oberflächenbelag löst sich stellenweise ab und
gibt Schlaglöcher frei. Die Bahn ist noch nicht einmal fertig
gestellt und schon treten so eklatante Mängel auf.

Doch wie gesagt, die Ursache ist noch nicht bekannt, die TU
Darmstadt führt umfangreiche Untersuchungen durch und wird
voraussichtlich im April ein Ergebnis liefern.

Es ist leicht, die Baubranche als schmutziges Geschäft zu
verurteilen. Bei keinem anderen Geschäft kann man Mängel so
klar beweisen und den Schuldigen ausfindig machen wie beim
Geschäft mit den Steinen. Oder haben Sie schon einmal versucht,
einen Berater für eine fehlerhafte Beratung verantwortlich zu
machen? Es wird Ihnen nicht gelingen.

Weil das Baugeschäft relativ gut kalkulierbar ist und
Wettbewerber sich häufig nur noch über den Preis
differenzieren, wird nach immer neuen Mitteln gesucht, noch
günstiger Bauen zu können. Und dabei werden hin und wieder auch
Irrwege beschritten. Von persönlichen Kontakten weiß ich, dass
viele Projekte schon bei der Auftragsvergabe defizitär sind und
nur über irgendwelche Tricks einen positiven Deckungsbeitrag
erwirtschaften können.

Doch während die Baubranche derzeit als Ganzes verurteilt wird
bemüht sich Vorstandschef Bodner um eine sachliche Aufklärung
der Problemfälle. In einem Fall handelt es sich um persönliches
Fehlverhalten. In einem anderen Fall forscht wie oben gesagt
die TU Darmstadt nach den technischen Hintergründen. Solche
Dinge werden gelöst und sollten somit in der Zukunft nicht mehr
auftreten. Doch so komplex wie das Baugeschäft ist wird man
immer wieder mit solchen und ähnlichen Problemen zu kämpfen
haben.


FINANZIELLE AUSWIRKUNG ZUNÄCHST BESCHRÄNKT

Wir fassen also zusammen: Probleme und Skandale wird es in der
Baubranche immer wieder geben. Bei der Aufklärung zeigt sich
Bilfinger Berger derzeit kooperativ. Der finanzielle Schaden
für das Unternehmen sei, so Bodner, sehr beschränkt, da diese
Fälle gut versichert seien. Es ist somit nicht zu fürchten,
dass etwaige Schadensersatzforderungen das Unternehmen in eine
finanzielle Schieflage bringen.

Doch so gut das bestehende Risiko auch abgeschätzt werden kann,
für die Zukunft hat sich Bilfinger Berger in diesen Wochen
nicht gerade empfohlen. Bei der Auftragsvergabe künftiger
Bauvorhaben wird sich ein Bauherr sehr wohl an die Skandale um
Bilfinger Berger erinnern, aber wohl kaum an das endgültige
Ergebnis, zumal das noch lange nicht vorliegt. Sollte der
Skandal um den U-Bahnbau in Köln tatsächlich ausschließlich auf
das Fehlverhalten eines Mitarbeiters zurück geführt werden, so
sollte man doch meinen, dass es genügend Sicherheitsstufen
gibt, um eine solche Katastrophe zu vermeiden. Ein übler
Nachgeschmack wird in jedem Fall bleiben, wenn nicht sogar die
Vermutung, dass Bilfinger Berger die Qualität der Baustelle zu
Gunsten von Kostensparmaßnahmen riskiert hat.

Es wird darauf hinaus laufen, dass der Imageverlust von
Bilfinger Berger die Wettbewerbsposition des Unternehmens
schwächt. Die Chance für Bilfinger Berger besteht höchstens
darin, eine systematische Schwachstelle aufzudecken, die bei
allen Wettbewerbern ebenfalls besteht und ein verbessertes
Projektmanagement einzuführen.

Doch genug spekuliert über undurchsichtige Machenschaften.
Schauen wir uns die strategische Positionierung des
Unternehmens an und die bilanzielle Situation.


RADIKALER STRATEGIEWECHSEL ZU DIENSTLEISTUNGEN

Im Baugeschäft sind die Gewinnmargen klein und das Risiko ist
groß. Herbert Bodner, Vorstandschef von Bilfinger Berger, hat
das Unternehmen seit 19 Jahren kennengelernt und seit 10 Jahren
geführt. Er versucht nun den Strategiewechsel für das
Unternehmen umzusetzen: Weg von der gefährlichen und
geringmargigen Knochenarbeit hin zu hochmargigen
Dienstleistungen im Bausektor. Klingt für mich auf den ersten
Blick sehr lukrativ. Während Planung, Projektkoordination und
Bauaufsicht nur mit einem besonderen Know-how zu
bewerkstelligen sind, kann die Durchführung von wesentlich
schlechter ausgebildeten Arbeitskräften bewerkstelligt werden.
So würde sogar das Risiko zu einem großen Teil abgewälzt
werden. Und für den Rest gibt es Versicherungen, die ja heute
schon intensiv genutzt werden.

Fraglich wird es nur auf lange Sicht, ob Bilfinger Berger
seinen Vertragspartnern gegenüber ein spezielles Branchen Know-
how glaubhaft vertreten kann, wenn das Unternehmen selber kaum
baut. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und der
zweitgrößte Baukonzern Deutschlands wird sein Branchen Know-how
auch mit Hilfe einiger Referenzprojekte unter Beweis stellen
können.


BEWERTUNGSNIVEAU ANGEMESSEN; GUTE DIVIDENDENRENDITE

Mit einem KGV von 12 ist das Unternehmen in meinen Augen
bereits fair bewertet. Schon heute trägt die
Dienstleistungssparte des Unternehmens den Löwenanteil zum
Gewinn beiträgt, nämlich 238 der 250 Mio. EUR EBIT-Gewinn des
Unternehmens im Jahr 2009. Und eben diese Dienstleistungssparte
soll ausgebaut werden. So erwarten Analysten bereits im
laufenden Jahr einen Gewinnanstieg auf 350 Mio. EUR (EBIT). Im
kommenden Jahr 2011 wird jedoch nur noch ein weiterer Anstieg
um 7% erwartet.

Das KGV 2010e beträgt derzeit 10. Die Bilanz sieht sauber aus,
für 10 Mrd. Euro Umsatz benötigt das Unternehmen lediglich 550
Mio. Euro Nettokredite. Die Eigenkapitalquote liegt bei 18%.
Zum Vergleich: Die von Hochtief steht bei 15%, der
österreichische Wettbewerber Strabag steht wesentlich besser da
mit 28%.

Attraktiv ist die Dividendenrendite von 4%. Für eine Aktie mit
dem aktuellen Kurswert von 48 Euro werden 2 Euro Dividende für
das Jahr 2009 vorgeschlagen und somit vermutlich im Frühjahr
ausgezahlt. Der Cashflow je Aktie ist gut und dürfte somit auch
künftig eine hohe Dividendenausschüttung ermöglichen.


FAZIT

Der Kurs ist im Rahmen der gehäuften Vorwürfe der Pfuscherei
von 56 auf 45 Euro eingebrochen. Dadurch ist die
Dividendenrendite nun außerordentlich hoch. Gleichzeitig baut
der Konzern seine strategische Ausrichtung konsequent auf
höhermargige Dienstleistungen aus. Kurzfristig erwarte ich
daher eine deutliche Aufhellung der Stimmung unter den
Anlegern. Sie können somit auf eine Gegenbewegung der Aktie
nach dem Ausverkauf im Rahmen der jüngsten Vorwürfe spekulieren
und verfügen durch die hohe Dividendenrendite über eine gute
Absicherung des Kurses nach unten.

Vom aktuellen Kursniveau bei 48 Euro aus erwarte ich für eine
Gegenbewegung einen Kurs um 52 Euro als maximales kurzfristiges
Kursziel.

Mittel- und langfristig würde ich jedoch erst einmal abwarten,
wie sich die Vorwürfe im Rahmen des Kölner U-Bahnbaus auf die
künftige Möglichkeit des Unternehmens, Neuaufträge zu
generieren, auswirken.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Unter „Änd“ steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche“ steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf.“ steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss
TS – Trailing Stopp
KL - Kauflimit oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel 1. Kauf am 18.3. Änd.Woche Empf.
LANGFRISTIG
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 2.621,00 € 70% 2% H
Centrotherm A0JMMN 2.7.08 34,05 € -11% 4% TS
Apple 865985 24.4.09 165,30 € 15% 0% SL
Citigroup 871904 14.9.09 2,96 € 26% -4% TS
Bertrandt 523280 15.2.09 22,54 € -1% -1% H


APPLE
17.03.2010:
GUTE ABSATZZAHLEN FÜR APPLE ERWARTET, STOPP LOSS FÜR KLEINEN
TEIL BEI 159 EUR
Das US-Researchinstitut NDP Group hat in einer gestern
erschienenen Studie die Absatzzahlen von Macs und iPods
geschätzt. Im Januar / Februar wurden demzufolge 39% mehr Macs
und 7% mehr iPods verkauft als im gleichen Zeitraum vor einem
Jahr. Analysten sind bislang von einem Wachstum von 22% bzw.
Rückgang von 5% resp. ausgegangen. Für die iPhone-Verkäufe gibt
es keine offiziellen Schätzungen, aber auch hier erwarte ich,
dass mehr als die von Analysten erwarteten 7,2 Mio. iPhones
verkauft werden konnten.

Apple gelingt es also noch immer, die Erwartungen
herunterzuschrauben und diese sodann zu übertreffen. Die Anzahl
der verkauften Geräte geben natürlich noch keine Auskunft über
den erzielten Preis, doch besondere Rabattaktionen gab es in
diesem Zeitraum nicht und Apple verkauft seine hochpreisigen
Produkte traditionell ohne besondere Preisabschläge. Die Marge
dürfte also weiterhin gut sein.

Am morgigen Donnerstag vor Börsenbeginn wird Palm seine
Quartalszahlen veröffentlichen. Apple ist in den vergangenen
Wochen kräftig angestiegen und ich habe die Befürchtung, dass
die Bären sich zu Wort melden könnten. Fällt das Ergebnis von
Palm gut aus, dann wird das für Apple als Zeichen des
steigenden Wettbewerbsdrucks ausgelegt. Fallen die Zahlen
schlecht aus, dann wird es als Indikator für einen schwachen
Smartphonemarkt ausgelegt, in dem Apple sein iPhone kaum noch
wird verkaufen können.

Wir segeln derzeit unter vollem Segel und plötzlicher Gegenwind
würde unsere Position stark treffen. Auf der anderen Seite
bricht der Markt und insbesondere Apple gerade nach oben aus
und ich möchte unsere Verdienstchancen nicht zu früh
beschneiden. Daher setze ich mir ein enges Stopp Loss bei 159
Euro, zu dem ich einen kleinen Teil der Position verkaufen
würde. Das liegt etwa 2,5% unter dem aktuellen Kurs von 163
Euro.

CENTROTHERM
EMPFEHLUNG DURCH GOLDMAN SACHS
Gestern hat Goldman Sachs eine Solarstudie veröffentlicht.
Darin wird Centrotherm mit einem Kursziel von 45 Euro zum Kauf
empfohlen. Um ehrlich zu sein: Amerikanisches Research über
deutsche Solarunternehmen hat sich in den vergangenen Jahren
nie als besonders werthaltig erwiesen. Ich sehe diese
Empfehlung daher skeptisch.

Am 25. März werden wir die endgültigen Zahlen zum Jahr 2009 von
Centrotherm erfahren. Ich erwarte, dass sich der
Auftragsbestand deutlich verbessert hat. Vielleicht wird
Centrotherm dadurch sogar die Umsatzprognose für das laufende
Jahr etwas anheben. Doch ich habe inzwischen die Gewinnmarge
als wirklich wichtigen Faktor vorgemerkt, und an dieser Front
erwarte ich keine Entwarnung.

Goldman Sachs hat in der Studie das Kursziel für Centrotherm
von 51 auf 45 Euro gesenkt, aber aufgrund des Kurseinbruchs
nunmehr die Bewertung von Halten auf Kaufen angehoben. Der
aktuelle Kurs sei niedrig genug um das Risiko schrumpfender
Margen wiederzugeben.

Ich sehe das genauso wie Goldman Sachs - doch muss ich mein
ursprüngliches Kursziel von 48 Euro, das wir bereits einmal
erreicht haben als von schrumpfenden Gewinnmargen noch keine
Rede war, nunmehr senken.

Die Gewinnmarge ist von 11,6% auf 7,3% um ein Drittel
zurückgegangen. Damit ein Unternehmen nachhaltig, also
langfristig, wachsen kann, müsste in meinen Augen die
Gewinnmarge auf hohem Niveau stabil bleiben, wenn nicht sogar
ausgeweitet werden können. Rückläufige Gewinnmargen sind ein
Anzeichen dafür, dass der Kampf um weniger verfügbare
Neuaufträge härter wird.

Wenngleich im laufenden Jahr 2010 der Auftragseingang sowie der
Umsatz nochmals deutlich gesteigert werden können, so ist die
rückläufige Gewinnmarge ein Warnsignal, das wir nicht übersehen
dürfen. Zuvor konnte ich Centrotherm noch uneingeschränkt mit
dem Bewertungsmaßstab eines Wachstumsunternehmens einschätzen,
heute muss ich den Bewertungsmaßstab von reifen Unternehmen
ansetzen. Ein KGV über 20 ist damit schwer zu halten.

Aktuell steht das KGV 2010e bei 17, es gibt also keinen Grund
zur Panik. Aber ein Kursziel ist nicht mehr zur rechtfertigen,
sofern bei den endgültigen Zahlen am 25. März nicht neue
Informationen bekannt gegeben werden.

Ich denke, dass der Kurseinbruch aufgrund der vorläufigen
Zahlen das Schlimmste nun eingepreist hat und erwarte, dass es
am 25. März zumindest keine negative Überraschung mehr gibt.
Doch ich möchte zu diesem Termin nicht mit einer vollen
Position bestückt sein, denn die hier aufgezählten Faktoren
mahnen zur Vorsicht.

Daher versehe ich mein Teilverkaufslimit von 35 Euro zusätzlich
mit einem Trailing Stopp Loss von knappen 5%. Vom heutigen
Tageshoch bei 34,50 Euro aus gesehen liegt der Stopp Loss somit
bei 33,25 Euro. Wir können also die nächsten Tage noch
abwarten, ob die 35 Euro noch erreicht werden. Andernfalls
ziehen wir bei 33,25 Euro ein wenig Kapital ab.


CITIGROUP
UMSTELLUNG AUF TRAILING STOPP
Der Kursanstieg der vergangenen Wochen bei Citigroup ist meines
Erachtens erst der Anfang. Um unsere Gewinnmöglichkeiten nicht
zu beschneiden, stelle ich um auf einen Trailing Stopp: Ein
Verkaufslimit, das sich je nach Aktienkurs mit nach oben
bewegt. Je nachdem, für wie imminent ich einen möglichen
Rückschlag halte, werde ich den Trailing Stopp enger oder
weiter setzen.

Letzte Woche gipfelte der Kurs vorläufig bei 3,11 Euro. Ich
würde aufgrund der hohen Volatilität bei Citigroup einen
großzügigen Trailing Stopp von 10% vorsehen, das entspricht
aktuell einem Stopp Kurs von 2,80 Euro. Beim unterschreiten
dieses Limits würde ich einen kleinen Teil der Position
verkaufen.

Auf der anderen Seite bleibt mein Teilverkaufsziel von 3,15
Euro bestehen.


BERTRANDT
GUTE ZEITEN FÜR FLUGINDUSTRIE
Die vergangenen Jahre waren schwer für EADS, denn Probleme bei
der Abnahme von bestellten Flugzeugen, sprich Stornierungen,
bestimmten die Tagespresse. Viele Fluggesellschaften bekamen
zunächst durch den international ansteigenden Wettbewerb
Probleme und wurden letztlich durch die Finanzkrise in einem
ohnehin schwachen Moment nochmals empfindlich getroffen. Zyklen
der Flugzeugindustrie erstrecken sich meist über viele Jahre,
wie ich im Heibel-Ticker hin und wieder bereits ausgeführt
habe.

In meinen Augen lösen sich nun die Probleme der Flugindustrie
und wir stehen am Anfang eines vieljährigen Aufschwungs. Japan
Airlines ist pleite, Air Berlin hat diese Woche seine
Bestellungen bei Boeing drastisch zusammen gestrichen.

Der A400M Militärtransporter kann nun doch gebaut werden, auch
wenn die Abnehmerländer verschnupft über die Vorgehensweise von
EADS bei den Preisnachverhandlungen sind.

Das Tankflugzeug für die US-Airforce ist seit heute nun doch
nicht abgeschrieben. EADS hatte den Auftrag bereits gewonnen,
daraufhin wurde die Vergabe von Obama persönlich storniert und
nochmals neu ausgeschrieben. Die jetzige Ausschreibung
bevorzuge Boeing, so Brancheninsider und EADS hatte seine
Bewerbung bereits zurückgezogen. Seit heute jedoch wird EADS
eine neue Möglichkeit eingeräumt, sich doch noch um den
Jahrhundertauftrag zu bemühen. Ich nehme an, dass die Politik
da ein Wörtchen mitgeredet hat.

Der A380 fliegt schon als größtes Passagierflugzeug um die
Welt. In den nächsten Jahren wird der A350 als spritgünstigstes
Passagierflugzeug folgen. Die Produktion der bestehenden
Modelle A330 und A340 hat EADS in der vergangenen Woche
ausgebaut, Grund sei die anziehende Nachfrage.

Bei Boeing sieht die Entwicklung ganz ähnlich aus, auch Boeing
hat diese Woche angekündigt, die Produktion der Kassenschlager
777 und 747 deutlich auszubauen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung halte ich die
Entscheidung von Bertrandt, in den Flugzeugbau vorzustoßen, für
clever. Sowohl die Synergien aus den Ingenieurleistungen für
die Automobilbranche sind gegeben, als auch der Zeitpunkt ist
gut gewählt. Halten.


SPEKULATIV
China Unicom A0RBTQ 23.10.09 0,87 € 0% -1% H
Bank of America 858388 3.12.09 12,63 € 19% 1% SL
Vivo VIV 11.12.09 $27,69 -9% -4% H
Google A0B7FY 11.1.10 411,00 € 0% -3% H
Intel 855681 18.1.10 16,33 € 11% 6% TS


VIVO
17.03.2010:
GÜNSTIGES BEWERTUNGSNIVEAU
Aktuell steht das KGV von Vivo bei 23. Auf Basis der
Gewinnschätzung für 2011 wird das KGV 11e auf 10 fallen.
Analysten erwarten nach wie vor ein Gewinnwachstum von
durchschnittlich 50% p.a. für die nächsten fünf Jahre.

Vor einem Jahr stand die Wirtschaftswelt still und Unternehmen
wurden auf Basis des Buchwertes oder gar des Liquidationswertes
bewertet. Inzwischen brummt die Wirtschaft in Brasilien wieder,
die Geldpolitik gilt inzwischen als sehr restriktiv, die
Reservebestimmungen sind wieder auf dem Vor-Krisenniveau
angelangt. In Brasilien wird durch die wieder angestiegenen
Rohstoffpreise Inflation importiert, eine restriktive
Geldpolitik ist also durchaus sinnvoll. Aber an diesen Themen
sehen Sie, dass Brasilien das Wachstum managen muss, während
wir hier in Europa noch immer versuchen, Wachstum zu
initiieren.

Vivo wird derzeit weder nach Krisenmaßstäben bewertet, noch
nach Wachstumsaussichten. Solange die brasilianische Wirtschaft
den angelaufenen Aufschwung fortsetzen kann wird die Bewertung
für Vivo meines Erachtens in den nächsten Monaten stärker auf
die Wachstumsaussichten abgestellt werden. Und selbst wenn man
die optimistischen Erwartungen von 50% Wachstum für den Gewinn
aufgrund des heranreifenden Marktes auf 20% reduzieren würden,
dann wäre das aktuelle Bewertungsniveau mit einem KGV von 23
noch immer günstig. Ich halte vor diesem Hintergrund eine
Kursverdopplung in den nächsten 12-18 Monaten für möglich.
Halten.


BANK OF AMERICA
TEILGEWINNE MIT STOPP LOSS ABSICHERN
Nein, mein Kursziel für die Bank of America ist noch lange
nicht erreicht - dies liegt deutlich jenseit von 15 Euro.
Allerdings erzeugen die Kursgewinne der vergangenen Wochen ein
Schwindelgefühl, das wir durch eine Absicherung mit einem Stopp
Loss bekämpfen wollen.

Der jüngste Anstieg ging von einem Niveau bei 11,80 Euro aus
los. Diesen Kurs würde ich als Stopp Loss Marke wählen und beim
Unterschreiten einen kleinen Teil der Position verkaufen. Vom
aktuellen Kurs bei 12,60 Euro besteht damit 6% Spielraum für
Kursschwankungen. Gleichzeitig haben wir so die Möglichkeit
weitere Kursanstiege mitzunehmen.


INTEL
ABSICHERUNG DURCH TRAILING STOPP
Intel ist nun endlich nach oben ausgebrochen. Unser
Nachkauflimit wurde nicht erreicht, so dass wir nur mit einer
kleinen Position dabei sind. Aktuell notiert die Position mit
11% im Plus und ich möchte aufgrund der Kursanstiege der
vergangenen Wochen verhindern, dass ein Gewinn im Falle eines
Rückschlags in einen Verlust gewandelt wird. Ungeachtet dessen
kommen die von mir erwarteten positiven Faktoren für Intel nun
langsam zu Tage, so dass ich nicht zu früh verkaufen möchte.

Daher versehe ich Intel nun mit einem Trailing Stopp von 6%
unter dem heutigen Höchstkurs von 16,36 Euro. Der Stopp Kurs
von 15,38 Euro liegt somit kurz unter dem Niveau vor dem
jüngsten Ausbruch nach oben und wir würden durch einen erneuten
Test dieses Niveaus noch nicht ausgestoppt werden.


Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de

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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKO