Aus dem Heibel-Ticker PLUS 25/22 Kapitel 4:
Ich habe mich für eine neue japanische Dividendenaktie entschieden: Yamaha Corp. Nicht zu verwechseln mit Yamaha Motors, die Motoren für die Schifffahrt und Motorräder anbieten. Yamaha Corp. hält noch 4,8% an Yamaha Motors. Die beiden Unternehmen wurden vor einiger Zeit auseinander dividiert und Yamaha reduzierte seine Beteiligung über die Jahre von 20% auf inzwischen unter 5%.
Yamaha Corp, die ich künftig einfach Yamaha nennen werde, erwirtschaftet seinen Jahresumsatz von umgerechnet 2,8 Mrd. EUR mit Musikinstrumenten und Heim-Elektronik (Audio-Geräte). Musikinstrumente, insbesondere Gitarren, Klaviere, Klarinetten und Saxophone, machen zwei Drittel des Umsatzes aus.
Oder, um es kurz zu machen: Ein Yamaha-Klavier mit Silent-Funktion steht in meinem Büro, ich spiele gerne Billy Joel und Genesis. Das Yamaha-Saxophone meines Sohnes kann natürlich den Pink Panther und die Muppet Show. Da bei uns im Haushalt Musik inzwischen von allen Geräten aus gestreamt wird, gibt es gleich zwei Yamaha WXA-50 Verstärker mit analogem Lautsprecherausgang, um ordentliche Akustik-Boxen mit ausreichender Leistung zu versorgen.

Abbildung 1: Yamaha Klavier & Saxophone
Naja, nun haben Sie einen kleinen Einblick in meinen Haushalt. Da meine Mutter Klavierlehrerin war und unser Klavier nicht selten über 5 Stunden am Tag bespielt wurde, bilde ich mir ein, für einen Finanzfuzzi ein recht gutes Musikgehör zu haben. So haben wir uns bei der Auswahl der oben genannten Geräte viel Zeit genommen, um eine möglichst gute Qualität zu vertretbarem Preis zu finden. Und genau das bietet Yamaha: Es ist nicht High-End zu Mondpreisen, sondern in meinen Augen führend bei bezahlbaren Lösungen.
So entwickelte Yamaha eine kontaktlose Silent-Funktion. Bislang wurde der Druckpunkt früher abgenommen und damit der Hammer am Anschlagen der Seite gehindert. Über den Druckpunkt wurde das Ganze dann digital zu Musik umgewandelt. Yamaha hat nun Lichtschranken unter jede Taste gebaut, so dass die Taste (fast) normal anschlägt, während über die Lichtschranke aus der Geschwindigkeit der Ton berechnet wird.
Dies soll nur ein Beispiel sein, um zu zeigen, dass die Digitalisierung der Musikinstrumente nicht trivial ist. In der Akustik ist Yamaha weit genug vorne, um einen verläßlich guten Klang zu bieten. In der Mechanik holt das Unternehmen ebenfalls raus, was rauszuholen ist.
Natürlich können Klavierbauer wie der Familienbetrieb Steingräber & Söhne aus Bayreuth individuellen Anforderungen folgend mehr aus einem Klavier oder Flügel herausholen. Doch der Vorsprung zu einem standardisierten Klavier von Yamaha schmilzt.
Corona sorgte bei Yamaha für einen Nachfrageschub. Na klar, man machte es sich zu Hause schön, und da gehörte dann bei vielen Menschen das geliebte Musikinstrument, oder die qualitativ hochwertige Musikanlage dazu. Mit 3,4 Mrd. EUR erzielte das Unternehmen im Coronajahr 2020 seinen bisherigen Rekordumsatz. Es folgte ein Rückgang auf 2,8 Mrd. EUR im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2025 (endete 31.3.25).
Dabei war das Jahr 2024 ein extrem schlechtes Jahr für Yamaha: Lieferkettenprobleme führten zu Engpässen bei der Fertigung. Der Gewinn brach überproportional um 27% ein. Die Gewinnmarge ging von 8,5% im Jahr 2023 auf 5% zurück.
Die Aktie quittierte diese Entwicklung mit einem Kursrückgang von 19 EUR im Jahr 2021 auf inzwischen nur noch 6,12 EUR. Das Tief wurde im August 2024 bei 5,60 EUR erreicht. Bereits im Frühjahr wurde der Vorstand neu besetzt, um dem Niedergang mit frischen Kräften entgegen zu wirken. Im Sommer wurden dann konkrete Schritte verkündet: Die Beteiligung an Yamaha Motors solle weiter reduziert werden. Die bis dahin ausgegebene Jahresprognose wurde zurückgenommen. Und, psychologisch am wichtigsten, die Sondervergütung für Aktionäre wurde gestrichen.
Die Sondervergütung sah vor, dass Aktionäre mit mindestens 100 Aktien von Yamaha günstige Sonderangebote bei den Produkten des Unternehmens erhalten. Viele Aktionäre hielten die Aktie nur aus diesem Grund und warfen sie infolge dieser Entscheidung auf den Markt.
Von diesem Ausverkauf konnte sich die Aktie bis heute nicht erholen. Doch das Geschäft stabilisiert sich langsam. Die Gewinnmarge wird für das laufende Jahr wieder auf 7% geschätzt. Der Umsatz steigt den Erwartungen zufolge erstmals seit 2020 wieder an. Investitionen werden leicht reduziert (-24 Mio. EUR), dafür steigt der freie Cashflow stark an (+45 Mio. EUR).
Yamaha ist eine Dividendenaktie nach meinem Geschmack: Die Dividendenrendite liegt bei 2,6% und damit über meiner Hürde von 2,5%. Einen Dividendenrückgang gab es in den vergangenen 10 Jahren nicht, dafür 8 Anhebungen. Durchschnittlich 41% des Gewinns werden als Dividende ausgeschüttet, eine gesunde Quote. Und nach den Problemen der Vergangenheit wird für die kommenden 3 Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum von über 50% p.a. erwartet. Gerade diese Aussicht auf ein starkes Gewinnwachstum, gemessen in Gewinn je Aktie und der Free Cashflow Field, geben mir Zuversicht, dass die Aktie mit einem EV/EBITDA von 10 viel zu günstig bewertet ist. Schon auf Basis der Schätzung für 2026 sinkt diese Kennziffer auf 7.
Wir haben hier also eine Aktie, die ein ordentliches Kurspotential, oder nennen wir es Erholungspotential, besitzt. Auf diese Erholung können wir entspannt warten, während wir 2,6% Dividende fürs Warten kassieren.

Abbildung 2: Yamaha Corp. qualifiziert sich als Dividende-Titel, alle 5 Kriterien sind erfüllt
Okay, wir haben hier ein Unternehmen mit neuem Management in einer Turnaround-Situation. Da können viele Probleme auftauchen, nicht zuletzt können wir leider nicht ausschließen, dass auch das aktuelle Management nicht in der Lage sein könnte, das Ruder herumzureißen. Probleme gibt es genug, auch neue Probleme, wenn wir uns den Zollstreit anschauen. Yamaha betreibt Fertigungsstätten überwiegend in Japan, aber auch in China, Indien und Indonesien. Ein Viertel des Konzernumsatzes wird in den USA erwirtschaftet, damit ist Yamaha Spielball im Zollstreit.
Über die genauen Auswirkungen des Zollstreits gibt es vom Management noch keine Aussagen. Ich würde davon ausgehen, dass negative Auswirkungen einen überschaubar negativen Effekt auf den Aktienkurs haben dürften, weil die Dividendenrendite der Aktie einen Boden gibt. Somit würde ich Yamaha als neue Dividendenposition in unser Dividendenportfolio aufnehmen, zunächst mit einer halben Position, also 3% vom Gesamtportfolio.
Bitte verwenden Sie bei Yamaha stets limitierte Orders, weil das Handelsvolumen der Aktie in Deutschland recht dünn ist.
Stephan Heibels Investmentideen werden im Heibel-Ticker Portfolio umgesetzt und können dort transparent nachverfolgt werden.
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