Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
20. Jahrgang - Ausgabe 07 (14.02.2025)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Turbulente Ereignisse benötigen Zeit, eingeordnet zu werden |
2. | So tickt die Börse: USA erhöhen Druck auf Deutschland und die EU |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Party ist schon sehr lange im Gange |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: Auswirkungen eines Friedens in der Ukraine für Deutschland |
5. | Update beobachteter Werte: PVA Tepla, Salesforce, Palo Alto Networks |
- PVA Tepla: Profitabilität verbessert sich deutlich | |
- Salesforce: Spekulation auf fallende KI-Nutzungsgebühren und dadurch steigenden Gewinn | |
- Palo Alto Networks: KI, Plattformstrategie und starke Deals | |
6. | Leserfragen |
7. | Übersicht HT-Portfolio |
8. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
9. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Turbulente Ereignisse benötigen Zeit, eingeordnet zu werden
Liebe Börsenfreunde,
seit dem Amtsantritt Donald Trumps überschlagen sich die Ereignisse, kein Stein bleibt auf dem anderen. In Kapitel 2 zeige ich auf, wie die USA den Druck auf Deutschland und die EU erhöhen. Es ergeben sich Chancen, die sich bereits jetzt in einer DAX-Rallye zeigen.
Partylaune herrscht daher an den Aktienmärkten, wie Sie in Kapitel 3 anhand der aktuellen Sentimentumfrage sehen werden. Befinden wir uns damit schon im vor einer Woche beschriebenen Boom, der durch die Kapitulation der letzten Skeptiker erzeugt wird? Meine Antwort darauf lesen Sie in Kapitel 3.
Der heutige Ausblick im Kapitel 4 ist kurz, da die Vielzahl an Meldungen der vergangenen Tage und Wochen erst einmal sortiert werden muss. Ich denke, es werden Weichen gestellt, die für die nächsten Monate und Jahre gelten. Da lohnt es sich, ein wenig sorgfältiger nachzudenken, bevor wir Schlussfolgerungen ziehen. Ja, das kostet Zeit, obwohl die Ereignisse seitens Trump schon seit Monaten angekündigt wurden.
Dafür sind die Leserfragen zu Einzeltiteln um so ausführlicher von mir beantwortet worden: British Petroleum, TUI, First Solar und der Goldpreis sind Themen in Kapitel 6.
Updates habe ich diese Woche zu unseren Portfoliotiteln PVA Tepla, Salesforce und Palo Alto Networks geschrieben. Die Einzelheiten lesen Sie in Kapitel 5.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: USA erhöhen Druck auf Deutschland und die EU
Die Woche startete mit der Meldung, dass die USA 25% Strafzoll auf sämtliche Stahl- und Aluminium-Importe legen werden. Doch die Aufregung legte sich schnell, nachdem bekannt wurde, dass ThyssenKrupp und Salzgitter nur vernachlässigbar kleine Mengen an Stahl in die USA liefern.
So kletterte der DAX bereits am Dienstag über die neue Tausendermarke von 22.000. Doch die Zeit reicht kaum, um dies zu feiern, denn schon ist die nächste Marke in Sicht: Mit einem zwischenzeitlichen Hoch von 22.600 Punkten ist nun die 23.000 die nächste Hürde, die es zu überspringen gilt.
Um 13,4% ist der DAX bereits seit Jahresbeginn angestiegen. Der S&P 500 liegt bei +3,5%, der Nikkei bei -1,9% und in China pendeln die Aktien um die Null-Linie. Ich hatte die gute Stimmung im DAX mit der Vorfreude auf den anstehenden Politikwechsel in Verbindung gebracht.

In den USA ist die Mehrwertsteuer, dort sales tax, Sache der einzelnen Bundesstaaten. Delaware, Oregon, Montana, New Hampshire und Alaska verzichten vollständig auf die Erhebung dieser Steuer. Die höchste sales tax gibt es in Tennessee, Louisiana und Arkansas mit 9,55%. Zusätzlich erheben auch manche Städte in den USA eine sales tax, diese ist aber zum einen selten, und zum anderen kaum höher als 1-2%. Bei uns beträgt die MwSt 19%. Wenn die US-Administration die "Differenz" als Strafzoll erhebt, dann kommt da deutlich mehr auf uns zu als bislang vermutet.
Täglich veröffentlicht das DOGE-Ministerium von Elon Musk, wie viele Verträge gekündigt wurden und wie hoch die Einsparung ist, die an diesem Tag erzielt wurde. Da geht es stets um Milliardenbeträge. Gestern rechnete er vor, dass er innerhalb eines Jahres 1 Bio. USD einsparen und zusätzlich durch Deregulierung die Wirtschaft anfeuern möchte, die dann nach einem Jahr nochmals 1 Bio. USD mehr an Steuern zahlen könnte. Damit wäre das US-Haushaltsdefizit ab 2026 Geschichte. Die permanente Neuverschuldung der US-Regierung würde auf die Ablösung offener Verbindlichkeiten reduziert und der Druck auf den Finanzmärkten würde abnehmen.
Die Geldmenge würde nicht mehr wachsen, die Inflation könnte so verringert werden und ein sinkendes Zinsniveau würde Hausfinanzierungen und andere Ausgaben der US-Haushalte erschwinglich machen. Elon Musk sprach sogar von einer Inflationsrate von 0%.
Man muss kein VWL studiert haben, um die Logik hinter dieser Vorgehensweise zu verstehen, oder?
Sollte die Rechnung aufgehen, können wir uns darauf einstellen, dass im zweiten Schritt auch die Steuern in den USA sinken werden. Die Differenz zu unseren Steuern würde sich vergrößern. Und wenn es Trump ernst meint mit seinen reziproken Zöllen, dann würden diese entsprechend steigen, wenn sich die Differenz zwischen der Besteuerung vergrößert.
Und dann sind da noch die Verteidigungsausgaben, die das Ziel von 2% des BIP endlich erreichen, nun aber doch nicht ausreichen. Die Aktie von Rheinmetall legt heute um weitere 6% zu. Seit Jahresbeginn sind es schon +30%. Der Gewinn von Rheinmetall wächst dieses und nächstes Jahr um jeweils 40%, das EV/EBITDA liegt bei nur 14. Die Aktie ist noch immer billig!
US-Vizepräsident JD Vance ist heute in München. Er lobte Deutschland dafür, dass die Umsetzung des Washington Konsensus aus den 1980er Jahren nicht zur Deindustrialisierung führte und wirft der aktuellen Regierung vor, diese Deindustrialisierung gerade jetzt nachzuholen, wo die geopolitischen Spannungen mehr Eigenständigkeit zwingend erfordern würden.

Diese Reformen führten in vielen betroffenen Ländern zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen und häufig genug auch zu einer Deindustrialisierung, da lokale Industrien dem internationalen Wettbewerb nicht standhalten konnten. Das waren die 1980er Jahre, in den sich deutsche Unternehmen international aufstellten und gleichzeitig durch die Nutzung komparativer Vorteile in anderen Ländern die eigene Industrie in Deutschland absicherten. Wir haben für die energieintensive Produktion effiziente Stromerzeugungsmöglichkeiten entwickelt.
Und nun, da die Effizienzgewinne den Grünen nicht schnell genug gehen, werden weitere Einsparungen in der CO2-Emission durch eine Schrumpfung der Wirtschaft erzielt, insbesondere der Industrie. Dabei haben wir doch die Zertifikate-Lösung für immer mehr Wirtschaftsbereiche und können ohne Kosten für Vater Staat die gewünschte CO2-Einsparung wirtschaftlich effizient umsetzen lassen. Es ist für mich unverständlich, warum diese Errungenschaft von der Politik kaputt gemacht wird.
Als Aktienanleger suche ich immer nach dem, was die Mehrheit nicht sieht. Nach der Aktie, die von der Mehrheit übersehen wurde. Alles, was die Mehrheit sieht, hat sich schon im Aktienkurs niedergeschlagen und ein weiterer Kursanstieg ist unwahrscheinlich. Im Gegenteil, normalerweise steigt der Kurs auf ein zu hohes Niveau, wenn die Aktie von den Massen entdeckt und hochgejubelt wird. Das böse Erwachen ist dann nicht mehr weit entfernt.
Aus dieser Erfahrung scheint sich bei mir die Überzeugung abgeleitet zu haben, dass alles, was politisch zu einer Massenbewegung wird, die Gefahr mit sich zieht, in einer Übertreibung zu enden. Und die grüne Politik (ich meine nicht explizit die Partei der Grünen, sondern viele Entscheidungen der verschiedenen Regierungen der vergangenen 8 Jahre), mit der wir in Deutschland derzeit unser Land deindustrialisieren, ist in meinen Augen eine Übertreibung.
Wenn wir also dieses Wochenende erfahren, dass wir als Europäer unsere eigene Sicherheit stärker in die eigene Hand nehmen müssen, dann reicht es vielleicht nicht, mit ein paar Stellschrauben das Verteidigungsbudget auf 2,5% zu steigern. Vielleicht müssen wir unsere Prioritäten überdenken, Wünsche von Machbarem trennen und zur Zielerreichung wieder stärker den Kräfte der Marktwirtschaft vertrauen.
Das könnte zu einer Renaissance der "alten Industrien" führen, die zum Glück noch nicht ganz aus Deutschland abgewandert sind. Salzgitter notiert auf einem EV/EBITDA von 4. Mit den aktuellen Strompreisen lässt sich kein Gewinn ausweisen, doch eine industriefreundlichere Politik könnte die Aktie von Salzgitter stark nach oben hebeln. Immerhin wird das Geschäft mit einem Jahresumsatz von 10 Mrd. EUR derzeit nur mit 2 Mrd. Euro bewertet. 2022 wies das Unternehmen einen Gewinn von 19 EUR je Aktie aus. Heute steht die Aktie bei 19 Euro.
Oder unsere Hamburger Kupferhütte Aurubis: Mit einem EV/EBITDA von 5,5 ist auch dieses Unternehmen extrem günstig bewertet. Das liegt an dem rückläufigen Gewinn, der für das laufende Jahr befürchtet wird. Doch auch hier gilt: Wenn die Kosten für die Kupferproduktion ein wenig gesenkt werden können, gibt es auch hier einen großen Hebel für den Gewinn. 17 Mrd. EUR Jahresumsatz werden mit nur 3,6 Mrd. EUR Enterprise Value bewertet.
Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 22.513 | 3,3% | 13,1% |
S&P 500 | 6.111 | 1,0% | 3,5% |
Nikkei | 39.149 | 0,9% | -1,9% |
Shanghai A | 3.939 | 1,2% | 0,1% |
Euro/US-Dollar | 1,05 | 1,7% | 0,9% |
Euro/Yen | 160,02 | 2,2% | -1,6% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,47% | -0,02 | -0,04 |
Umlaufrendite Dt | 2,35% | 0,07 | 0,04 |
Feinunze Gold | $2.886 | 0,8% | 10,3% |
Fass Brent Öl | $74,88 | 0,2% | 0,5% |
Kupfer | $9.485 | 2,2% | 6,5% |
Baltic Dry Shipping | $780 | -1,6% | -21,8% |
Bitcoin | $98.539 | 0,2% | 5,1% |

Vor zwei Wochen fand das chinesische Neujahrsfest statt, ein Rückgang der Verschiffungsraten in diesem Umfeld ist saisonal bekannt. Immerhin kommt die chinesische Wirtschaft aufgrund der Feierlichkeiten für eine Woche fast vollständig zum Erliegen. Doch im Anschluss erholt sich der Preis normalerweise recht schnell, davon kann ich derzeit jedoch noch nichts sehen.

Aber ich denke, auch die Geopolitik spielt eine wesentliche Rolle. 50% Preisanstieg seit Mai letzten Jahres passieren nicht zufällig. Der aggressive Kurs der Trump-Administration in der Außenpolitik zwingt viele Länder, ihre Abhängigkeit von der US-Währung US-Dollar zu verringern. Und Gold ist nun mal eine gute Alternative als Währungsreserve. Es ist durchaus möglich, dass der Lauf des Goldes daher noch eine Weile anhält.


Doch sowohl 2020 als auch 2007-2009 erreichte das DAX-KGV seine Rekordhöhen, weil die Gewinne der Unternehmen schneller einbrachen als deren Aktienkurse. Heute wird das historisch hohe KGV im DAX erklommen, weil die Aktienkurse steigen - und zwar schneller als die Gewinne. Es findet also eine Neubewertung der gleichen Unternehmen statt: Anleger sind bereit, mehr für Aktien zu bezahlen als zuvor.
Das muss bedeuten, dass Anleger eine extrem positive Gewinnentwicklung erwarten. Denn das KGV könnte zum einen dadurch wieder auf ein normales Niveau sinken, wenn die Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen entsprechend anspringen. Bleibt das aus, dann müssen wir fürchten, dass der DAX sein aktuell hohes KGV dadurch nach unten korrigiert, in dem die Kurse fallen.
Befinden wir uns also schon in einer Übertreibung? Sind die Anleger zu euphorisch? Nun, schauen wir uns mal die Sentimentdaten an.
3. Sentiment: Party ist schon sehr lange im Gange

Entsprechend befinden sich unsere Umfrageteilnehmer in der fünften Woche in Folge in Partylaune. Mit einem Wert von 4,4% sprechen wir von Euphorie unter den Anlegern. Euphorie kann länger anhalten, als man das für möglich hält. Ich vergleiche das gerne mit einer guten Party, die länger dauert, als man das wollte. Die Partylaune ist also für das Timing Ihrer Verkäufe kein hinreichendes Warnsignal. Allerdings sollten Sie zu diesem Zeitpunkt mit weiteren Käufen eher zurückhaltend sein.
Die Selbstzufriedenheit liegt weiterhin bei 2,1% und kann mit der obigen Feierlaune nicht Schritt halten. Seit einigen Wochen deute ich diese Diskrepanz dahingehend, dass viele Anleger nicht ausreichend investiert sind, um die Rallye im DAX voll mitzunehmen. Daran hat sich nichts geändert.
In der Zukunftserwartung von -4,3% spiegelt sich entsprechend die Hoffnung wider, vielleicht im Falle eines nennenswerten Rücksetzers im DAX doch noch ein paar mehr Aktien einsammeln zu können. Doch unterm Strich sind viele Anleger überzeugt, dass die Rallye bereits in einem sehr späten Stadium ist.
Entsprechend niedrig ist die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von -1,1%: Anleger wollen eher Positionen abstoßen als nachkaufen.
Das Euwax Sentiment der Privatanleger liegt bei -25% und zeigt eine deutliche Absicherungstätigkeit. Auch hier fürchtet man offensichtlich das Ende der Rallye.
Das Put/Call-Verhältnis für Aktien im DAX notiert mit einem Wert von inzwischen 2,49% auf dem höchsten Niveau der vergangenen 12 Monate. Auch die Profis in Deutschland sichern ihre Aktienpositionen mit Put-Optionen gegen Verluste ab.
Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE springt heute ebenfalls stark auf 0,77 an und zeigt damit auch eine große Risikoaversion in den USA an.
Die Investitionsquote der US-Fondsanleger fällt diese Woche auf 75% zurück. Auch hier ist ein vorsichtigeres Vorgehen zu sehen.
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger ist auf -19%punkte gefallen, die größte Negativdifferenz der vergangenen 12 Monate. 47% Bären stehen nur noch 28% Bullen gegenüber.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 48% eine neutrale Verfassung an.
Interpretation

Damit sollte klar sein, dass in der momentanen Verfassung keine neuen Aktienkäufe auf dem Plan stehen sollten. Vielmehr ist jetzt der Zeitpunkt günstig, um beispielsweise unliebsame Positionen aus dem Portfolio zu entfernen.
Ihre langfristig aussichtsreichen Aktien brauchen Sie nicht anfassen, denn gute Aktien werden jede Konsolidierung wieder ausgleichen. Doch Aktien, bei denen Sie sich über die Zukunftsaussichten nicht so sicher sind, können in diese Rallye hinein aus dem Portfolio entfernt, also vielleicht zu unnatürlich hohen Kursen verkauft werden.
Wie eingangs erwähnt möchte ich damit nicht ausschließen, dass die Rallye noch ein paar Tage weiterlaufen kann: Die Bundestagswahlen finden in einer Woche statt und da könnte es dann zu einem "Sell-the-news" Ereignis kommen: Die Gewissheit über den Politikwechsel in Deutschland ist mit dem Wahlergebnis dann im Aktienmarkt eingepreist und könnte zu Gewinnmitnahmen und anschließend fallenden Kursen führen.

Im Gegenteil, die vor einer Woche beschriebene Gefahr der Kapitulation bleibt nach wie vor bestehen. Wenn die Kurse also nicht zu sinken beginnen, sondern vielleicht sogar noch ein wenig ansteigen, dann laufen die Absicherungspositionen immer stärker ins Minus und zwingen schließlich diejenigen Anleger, die sich gegen fallende Kurse abgesichert haben, ihre Absicherungspositionen einzudecken: Durch Käufe von Aktien.
Es bleibt also eine spannende Stimmungslage: Die Rallye wird wohl so lange laufen, bis die Kapitulation vollzogen ist. Ob dies diese Woche bereits erfolgte, oder aber weitere Kurssprünge zu erwarten sind, ist schwer abzusehen. Daher bleibt die eingangs getätigten Aussage: Zumindest für Käufe ist es nun zu spät.



4. Ausblick: Auswirkungen eines Friedens in der Ukraine für Deutschland
Die von den USA forcierten Friedensverhandlungen mit Russland treiben die Rallye im DAX weiter an. Schließlich ist Deutschland einer der wesentlichen Profiteure von einem Wiederaufbau der Ukraine: Nicht nur unsere Schweizer Zementfirma Holcim legte seit Jahresbeginn um 13% zu, sondern auch die deutsche Heidelberg Materials um 22%. Auch Düngemittelanbieter K+S springt seit Jahresbeginn schon um 19% an. Und Tiefbauexperten Hochtief und Bilfinger notieren mit 15% im Plus.
Es sind die vergessenen Aktien, die auf einem einstelligen EV/EBITDA notieren und bei sich ändernden Rahmenbedingungen noch deutlich höher laufen können.
Wir werden in den kommenden Tagen Details über die Vorstellungen der Verhandlungspartner um den ukrainischen Frieden erfahren. Egal, wie es ausgeht, sicher ist, dass Deutschland und Europa einen wesentlich größeren Anteil an der Friedenssicherung haben werden, als wir dies aus den vergangenen Jahrzehnten in solchen Fällen gewohnt sind.
Somit sind Wiederaufbau und Sicherung der Ukraine ein gigantisches Konjunkturprogramm, das da auf uns zukommt.
Gestern wurde übrigens Robert Kennedy zum Gesundheitsminister der USA ernannt. "Make America Healthy Again" liest man nun überall, denn Kennedy möchte sein Volk gesünder machen. Dazu wird er sich um eine gesunde Ernährung kümmern und Medikamente erst an zweiter Stelle empfehlen.
Kennedy steht, wie die meisten anderen Mitglieder der Trump-Administration, für eine radikale Vorgehensweise. Da NOVO NORDISK mit seiner Abnehmspritze auf die Liste der neu zu verhandelnden Preise der US-Administration gelandet ist, gab die Aktie mit der Ernennung von Kennedy nochmals deutlich ab.
Das sind jedoch keine Neuigkeiten, denn die Ernennung ist seit Monaten absehbar. Und die Preisverhandlung wird alle Beteiligten einbeziehen, also auch die US-Krankenkassen, bei denen sicherlich zuerst Einsparmöglichkeiten zu finden sein werden. Gleichzeitig lese ich, dass die Abnehmspritze in China nun auch in bestimmten Fällen gegen Herzprobleme verschrieben werden darf.
5. Update beobachteter Werte: PVA Tepla, Salesforce, Palo Alto Networks
Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.
Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.
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PVA Tepla: Profitabilität verbessert sich deutlich
Mi, 12. Februar um 08:54 Uhr
PVA Tepla hat heute früh vorläufige Jahreszahlen für das abgelaufene Jahr veröffentlicht. Der Umsatz stieg um 3% auf 270 Mio. EUR und liegt leicht hinter den Erwartungen der Analysten (-1%). Der Gewinn (EBITDA) wächst um 16% auf 48 Mio. EUR und liegt um 2,5% über den Erwartungen. In der Unternehmensmeldung wird der Anstieg der Gewinnmarge auf 18% herausgestellt, es ist die höchste Gewinnmarge seit 15 Jahren.
Für das laufende Jahr gibt sich das Unternehmen vorsichtig optimistisch und rechnet mit einer schrittweisen Erholung der Halbleiter- und Automobilmärkte.
Die positive Entwicklung der Gewinnmarge verhilft der Aktie heute früh zu einer positiven Reaktion auf die Zahlen. Endgültige Zahlen werden erst am 19. März veröffentlicht. So lange müssen wir uns also gedulden, bis wir den Auftragsbestand erfahren. Die Aktie des Maschinenbauers reagiert gerade auf diese Zahl stets besonders heftig.
Alle Updates zu PVA Tepla
Salesforce: Spekulation auf fallende KI-Nutzungsgebühren und dadurch steigenden Gewinn
Fr, 14. Februar um 11:40 Uhr
Aktuell wird Salesforce mit einem EV/EBITDA von 19 bewertet, für das laufende Geschäftsjahr 2025 wird ein Gewinnanstieg um 12% erwartet. Damit ist Salesforce eigentlich fair bewertet, vielleicht ein bisschen günstig, aber nicht extrem günstig.
Ich denke, dass der Hebel bei der Kursentwicklung insbesondere durch den DeepSeek-Effekt losgetreten wird: Die Nutzung der KI wird schneller günstiger, als wir uns das noch bis vor kurzem vorstellen konnten. Die KI-Modelle werden verfeinert, Training und Inference (Abfragen) werden optimiert und die Kosten der Nutzung gehen nach unten.
Salesforce hat mit Agentforce eine KI für Helpdesks, Kundenbetreuung, entwickelt, die 80% der Aufgaben von Helpdesk-Mitarbeitern übernehmen kann. Das bietet ein enormes Einsparpotential für die Kunden von Salesforce, die Helpdesks betreiben, und einen nicht zu verachtenden Gewinn an Komfort für die Nutzer des Helpdesks. Denn die KI kann wesentlich schneller komplexe Aufgaben lösen als das fluktuierende Personal in den Helpdesks.
Warum nicht SAP? Die Aktie von SAP läuft schon seit Monaten wie am Faden gezogen Richtung Himmel, die Bewertung ist inzwischen mit einem EV/EBITDA von 29 deutlich höher, wobei aber auch das Gewinnwachstum mit 35% höher ist. Doch SAP hat noch keine massentaugliche KI wie Salesforce mit Agentforce, sondern entwickelt noch an der KI, die einmal die Geschäftsprozesse optimieren soll. Ja, der Hebel bei SAP ist größer, aber das Ziel ist noch weiter entfernt. Ich ziehe derzeit den Spatz in der Hand vor.
Warum nicht Adobe? Die kreativen Lösungen von Adobe für das Generieren von Bildern und Videos sind herausragend. Adobe ist stark verbreitet in der kreativen Branche. Doch Adobe hat keinen Zugriff auf die Daten seiner Kunden, anders als SAP und Salesforce. Und Bilder und Videos generieren können auch andere KIs. Adobe befindet sich also im Wettbewerb mit Start-Ups, die ihre KI-Lösungen zu günstigen Konditionen anbieten können. Während Salesforce von günstigeren KI-Nutzungsgebühren profitiert und diese nicht voll an seine Kunden weitergeben muss, wird sich Adobe gegen Start-Ups über den Preiskampf behaupten müssen.
Für das laufend Jahr erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von 12%, nachdem der Gewinn im abgelaufenen Jahr um 90% angesprungen war. Am 26.2. wird Salesforce Zahlen für das Ende Januar abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlichen. Schon die Veröffentlichung der Q3-Zahlen im November führte zu einem heftigen Kurssprung, der seither jedoch wieder vollständig abgegeben wurde. Ich halte es für gut möglich, dass CEO Marc Benioff nicht nur bei den Zahlen die Erwartungen übertrifft, sondern auch die Erwartungen für 2025 nach oben bewegen wird. Das könnte die Aktie dann wieder auf das Niveau von nach den letzten Q-Zahlen bewegen, das war 13% über dem heutigen Kursniveau.
Ich würde daher heute eine spekulative Position (2,5% Portfolioanteil) in Salesforce eröffnen.
Alle Updates zu Salesforce
Palo Alto Networks: KI, Plattformstrategie und starke Deals
Fr, 14. Februar um 15:24 Uhr
Palo Alto Networks hat im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 2025 solide Zahlen geliefert: Der Umsatz stieg um 14% auf 2,26 Mrd. USD und liegt damit um 1% über den Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie liegt mit 0,81 USD je Aktie um 3% unter den Erwartungen.
CEO Nikesh Arora betont die Bedeutung von KI: Sie treibt nicht nur die Angriffsstrategien der Cyberkriminellen voran, sondern ermöglicht auch seinem Unternehmen neue Sicherheitsarchitekturen. Palo Alto setzt auf KI-gestützte Plattformen, um Unternehmen schneller und umfassender zu schützen.
Das Unternehmen setzt auf Plattformisierung statt Einzelprodukte. Laut Arora werden Sicherheitsplattformen die Fragmentierung der unzähligen Sicherheitslösungen am Markt ablösen. Die Zahl der Plattformkunden wächst, wobei besonders große Deals in den USA, Asien und Europa abgeschlossen wurden. Analysten fragten nach, ob Palo Alto langfristig Marktanteile von Einzelanbietern im Cloud-Security-Bereich gewinnen kann. Arora antwortete mit ja, Plattformkunden profitieren von besserer Integration und effizienterer Sicherheitsverwaltung.
Eine der wichtigsten Fragen drehte sich um den freien Cashflow, der mit 509 Mio. USD im Quartal rückläufig war. CFO Dipak Golechha erklärte, dass Deferred Payments (gestreckte Zahlungsmodelle, also Ratenzahlungen) zunehmend genutzt werden, was mehr Planungssicherheit schafft. Analysten fragten jedoch, ob das Wachstum bei wiederkehrenden Umsätzen nachlässt, was ein Hinweis auf mögliche Herausforderungen in der Neukundengewinnung wäre. Arora wies darauf hin, dass vor einem Jahr ältere Vertragskunden in das Cloud-Abomodell überführt wurden, was nun zu einem rückläufigen Wachstum in diesem Bereich führe. Das Cloud-Abomodell wird derzeit wiederum durch das Plattform-Modell abgelöst, Bezahlung je nach Nutzung, was ebenfalls auf der Entwicklung der Abo-Umsätze laste. Wichtig sei das Wachstum der ARR (jährlich wiederholende Umsätze, beziehen sich auf das Plattform-Geschäft), die mit 35% deutlich schneller anwachsen als der Rest des Konzernumsatzes.
Auch die Margenentwicklung wurde kritisch beäugt: Während Palo Alto seine operative Marge auf 28–28,5% für das Gesamtjahr anhebt, wurden im Quartal einmalige Inventarkosten verbucht, die das Hardwaregeschäft kurzfristig belasteten. Arora hält dennoch an der langfristigen Vision fest: Höhere Effizienz durch KI, geringere Kosten und stärkere Profitabilität.
Anleger bleiben skeptisch gegenüber der Plattform-Strategie: Palo Alto lockt Neukunden mit günstigen, teils kostenfreien Angeboten auf die Plattform, damit sie sich an die Zahlung je nach Nutzung gewöhnen können. CEO Arora ist überzeugt, dass sich dies langfristig auszahlen werde. Doch die Konkurrenz schläft nicht (Crowdstrike) und so ist noch nicht erwiesen, dass Kunden auch dann noch bei Palo Alto bleiben, wenn der volle Preis zu zahlen ist.
Entsprechend wird die vorsichtige Unternehmensprognose, die das Unternehmen ausgab, als Beleg für die lauernde Gefahr der Konkurrenz gesehen.
Die Aktie notiert vorbörslich mit 4% im Minus. Das EV/EBITDA liegt bei 45, im Ende Juli endenden Geschäftsjahr 2025 soll der Gewinn um 143% anspringen, danach auf 15-20% Wachstum zurückfallen. Die Analystenschätzungen werden regelmäßig nach oben angepasst, bis die Q-Zahlen dann etwa im Rahmen ausfallen. Ich denke, so wird es auch diesmal sein: Die Prognose ist konservativ und lässt Spielraum für spätere Anhebungen. Entsprechend ist die Aktie in meinen Augen fair bewertet und wird perspektivisch das Wachstum von 15-20% p.a. mitmachen.
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6. Leserfragen
BP nach Einstieg von Elliot Management
Hallo Herr Heibel,
habe mir gestern BP angeschaut, weil Elliot dort eingestiegen ist.
Gruß, Siegfried aus Erfurt
ANTWORT
BP ist günstig bewertet, verzeichnet aber eine rückläufige Umsatzentwicklung. Der Ölkonzern bietet 5,6% Dividendenrendite und hob in den vergangenen 10 Jahren 7x die Dividende an, doch leider erfolgten auch zwei Dividendenkürzung, so dass sich die Aktie nicht als Dividendentitel qualifiziert.
Mit einem EV/EBITDA von 4 ist die Bewertung zwar günstig, entspricht aber dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre. Für die kommenden zwei Jahre ist bei gleichbleibendem Umsatz ein Gewinnsprung in Aussicht gestellt worden, so dass diese Bewertungskennziffer auf 3,6 fallen könnte. Damit gibt es ein wenig Kurspotential und eine attraktive Dividende.
Seit dem Einstieg von Elliot ist die Aktie bereits kräftig angesprungen. Die Effizienzsteigerungen, die Anleger sich nun von dem Engagement Elliott versprechen, werden bei einem Koloss wie BP jedoch eine Weile benötigen. Somit ist in meinen Augen dieser Aspekt derzeit erstmal ausreichend eingepreist.
Wirklich begeistern tut mich das nicht.
TUI extrem günstig aber hoch verschuldet
Hallo Herr Heibel,
ich folge bisher dem Ansatz, dass ich nur Aktien von Unternehmen kaufe, deren Geschäftsstelle ich verstehe und deren Produkt ich ggf. selbst kaufen würde, das hat mich (leider) von den High-Techs ferngehalten - sei's drum.
Ich habe stattdessen auf den Hoffnungswert TUI AG gesetzt (mein Kauf lag bei 5 Eur). Die Aktie ist von einem Tief bei 4 Eur auf jetzt über 8 Eur aus eines planmäßigen Schuldenabbaus und besserer Margen aufgrund eines besseren Eigengeschäfts mit Hotels und Kreuzfahrten gestiegen.
Mich beunruhigt allerdings, dass der Anteil der Leerverkäufe von Anfang an um die 11% beträgt. Wo liegt der immer noch hohe Anreiz für die Leer-Verkäufe. Müssen die "Shorties" nicht wieder Kurse um 4-5 Eur erreichen, um keinen Verlust zu machen. Auf der anderen Seite müsste der Kurs 'explodieren', wenn die Shorties aufgeben und 11%, der Aktien zurückkaufen müssen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Danke und Grüsse
Nikolaus aus Hamburg
ANTWORT
Na, da haben Sie mich ja auf eine interessante Situation gestoßen: Dienstag veröffentlichte TUI Q-Zahlen, die hinter den Erwartungen blieben. Die Erholung geht Anlegern nicht schnell genug und die Aktie ist um 10% eingebrochen. Auf der Hauptversammlung wurde kritisiert, dass TUI noch keine Dividende auszahlt. Seit 2023 sind alle Staatshilfen (Corona) getilgt.
Doch die Eigenkapitalquote liegt bei nur 15% und TUI möchte nicht nur keine Dividende auszahlen, sondern nun auch noch eine weitere Kapitalerhöhung vorbereiten. Auf der HV wurde das genehmigte Kapital um weitere 20 Mio. EUR erhöht, so dass nun eine Kapitalerhöhung möglich ist. CEO Sebastian Ebel sowie CFO Mathias Kiep versicherten zwar, dass derzeit kein konkreter Plan für eine Kapitalerhöhung vorliege, man wolle nur die Flexibilität bewahren. Doch Anleger sehen in der Möglichkeit zur Kapitalerhöhung einen zu großen Anreiz für das Management, dies auch zu tun.
Das Geschäft entwickelt sich gut. Dank eigener Hotels und Kreuzfahrtschiffe steigt die Rendite überproportional. Das EV/EBITDA 2025e liegt bei nur noch 4: Das Unternehmen erwirtschaftet in vier Jahren so viel Gewinn, wie Sie heute für die Aktie zahlen. Das ist extrem günstig.
Doch die Flugzeugflotte macht Probleme. Zunächst die Boeing-Probleme mit der 737 MAX, die zu einer inzwischen veralteten Fliegerflotte führten. Und auch bei den Hotels und Kreuzfahrtschiffen sind hohe Instandhaltungsinvestitionen erforderlich, um die Angebote für Reisende attraktiv zu halten. Das Geschäft ist daher kapitalintensiv, die Planung ist sehr langfristig. Auf der anderen Seite entscheiden Reisende immer kurzfristiger über ihre nächsten Reiseziele, so dass hier eine Schere auseinander geht.
Kurz gesagt: Ich finde die Aktie extrem spannend. Der Kursrückschlag dieser Tage könnte eine erste Einstiegsgelegenheit darstellen. Mit einer nennenswerten Spekulation würde ich jedoch auf die eventuelle Bekanntgabe einer Kapitalerhöhung warten, denn dadurch werden die ausstehenden Aktien verwässert und deren Kurs belastet. Danach, mit einer höheren Eigenkapitalquote, könnte die Aktie deutliches Aufholpotential haben.
Ich sehe in den Shortpositionen jetzt keine besonders große Gefahr/ Chance: Es gibt aktiv agierende Hedgefonds, die immer einen bestimmten Anteil in Aktien short sind, die bestimmte Charakteristika (bspw. hohe Verschuldung) aufweisen. Das ist dann eher eine Bilanzanalyse als eine Wette.
Für mich ist das aktuell noch zu wenig transparent: Wie sieht denn die tatsächliche Kapitalstrategie des Unternehmens aus? Der aktuell hohe Gewinn wird zum Großteil zum Bedienen der Schulden und für Instandhaltungsinvestitionen verwendet. Tilgung ist da eher nebensächlich. Die vergangenen zwei Jahren hat sich das Geschäft stabilisiert und das Unternehmen könnte sich zu dieser frage inzwischen ruhig äußern. Das würde ich abwarten.
First Solar unbeliebt wegen Trumps Energiewende
Guten Tag Herr Heibel,
ich denke das ist eine gute Idee, sich First Solar genauer anzuschauen! Die Firma scheint eine besondere Fotovoltaiktechnik entwickelt zu haben, die in der Herstellung besonders preiswert und in der Lichtausbeute besonders gut ist.
Im Hinblick auf IBM, die Aktie ist in letzter Zeit stark gestiegen und scheint vom KI Boom zu profitieren. Offenbar hat Big Blue eine eigene KI entwickelt, die bei Kunden gut ankommt - was halten Sie davon?
Viele Grüße vom Harz,
Hanns-André aus Seesen
ANTWORT
Die Aktie von First Solar hat sich seit Mai letzten Jahres halbiert. Angst vor der Streichung der Fördermittel für die Solarbranche lassen Anleger die Aktie verkaufen. Dabei ist sie inzwischen bei einem Bewertungsniveau angekommen, das in keinem Verhältnis zu Umsatz und Gewinn steht: Ein EV/EBITDA 2025e von nur noch 5,5 bei 32% erwartetem Umsatzplus und 56% erwartetem Gewinnwachstum.
First Solar ist das Unternehmen mit deutschen Wurzeln, das in den USA die Solarenergie wirtschaftlich machte. Natürlich wird dies nun nicht nur im Falle von wegfallenden Fördermitteln schwerer, sondern auch dann, wenn die durch Trump losgetretene Förderung fossiler Brennstoffe die Energiekosten insgesamt günstiger machen wird. Doch ich denke, diese Sichtweise ist zu einseitig.
Wir sehen heute schon, dass der LNG-Preis (Flüssiggas) in den USA kontinuierlich ansteigt, weil Trump die Export-Terminals genehmigt. Wenn also auch mehr Gas gefördert wird, so wird davon auch mehr nach Europa exportiert. In den USA bleibt der Markt angespannt und der Preis hoch. Der Energiehunger, KI sei Dank, ist so groß, dass ich mir eigentlich einen stark fallenden Energiepreis nicht wirklich vorstellen kann.
Dennoch fällt die Aktie immer weiter ab. Es wäre ein Greifen ins fallende Messer. Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat, der kann schon mal eine erste Position eingehen. Ich würde abwarten, bis sich eine Bodenbildung abzeichnet.
IBM arbeitet gefühlt schon ewig an der KI und bot bereits frühzeitig erste Modelle für die breite Öffentlichkeit an. Mag sein, dass das KI-Geschäft IBM neues Leben - und Wachstum - einhaucht. Die Aktie hat dies nun aber bereits berücksichtigt, das EV/EBITDA für 2026e steht bei 16, der Gewinn soll um 5% anwachsen.
IBM hat aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Markt viele treue Kunden, deren Datenbasis auf die Segnungen der KI wartet. Zu teuer ist die Aktie zumindest nicht. Und wenn das Wachstum inkl. Gewinnwachstum anzieht, dann könnte die Aktie weiter ansteigen. Also durchaus interessant, aber nicht interessant genug für mich :-).
Disruptive Aktien
Guten Tag, Herr Heibel,
als erneuter "Neukunde" möchte ich Sie bitten, mir Ihre Kriterien für die Einordnung von Aktien in das Fach "Disruptiv" mitzuteilen.
Es war wieder lehrreich und inspirierend Ihren Heibel Ticker Plus #5 zu lesen, vielen Dank dafür.
Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard aus Kornwestheim
ANTWORT
Im Bereich „Disruptiv“ nehmen wir Aktien auf, deren Geschäft unabhängig von Konjunkturschwankungen stark wächst, weil sie entweder ein völlig neues Geschäft begründen, oder aber mit ihrem Produkt bisherige Produkte überflüssig machen - den Markt also verändern.
Goldpreisentwicklung
Hallo Herr Heibel,
da ich leider nicht die politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenhänge so gut wie Sie analysieren und erklären kann, habe ich Ihnen diesen nachfolgenden Link gesendet und hatte gehofft, dass Sie Licht in das Dunkel bringen können.
Seit vielen Jahren steigt der Goldpreis unaufhörlich und viele fragen sich, wie lange das noch so weiter gehen kann? Bisher dachte ich immer, dass der Goldpreis dann stetig steigt, wenn es Kriege gibt, die Inflation stetig steigt, die BRICS-Staaten ihre Währungen absichern wollen, um sich vom Dollar zu lösen
oder wenn das Leben vieler Menschen immer teurer wird und sie den Glauben in die Wirtschaftskraft ihrer Landes verloren haben…
Jetzt kommt aber scheinbar ein neuer Aspekt hinzu, weil die Dollar-Stärke den Euro aktuell runterdrückt, sehen wir aktuell in Euro ein neues Rekordhoch im Goldpreis? Glaubt man diesen aktuellen Meldungen, dann sollte der Goldpreis durch die Trump-Zölle in Kombination mit dem steigenden Kurs USD/EUR kurzfristig fallen und bei Verschärfung der Trump-Zoll-Maßnahmen danach wieder anziehen.
Sehen Sie das auch so oder gibt es noch andere Indikatoren, die den Goldpreis ansteigen lassen könnten?
Schönen Abend und freundliche Grüße
Sören aus Radebeul
ANTWORT
Die Korrelation zwischen Goldpreisentwicklung und Zinsniveau beträgt +0,2: Wenn der Bund-Future steigt, die Zinsen also sinken, steigt der Goldpreis. Steigende Zinsen hingegen führen zu einem fallenden Goldpreis. Das ist einleuchtend, weil Gold keinen Zins abwirft und Anleger den sicheren Zins einer möglichen Preissteigerung im Goldpreis vorziehen.
Die kurzfristigen Treiber des Goldpreises sind tatsächlich sehr vielfältig, Sie haben einige davon aufgezählt :-). Bei Kriegsausbruch ist teilweise zu beobachten, dass der Goldpreis zunächst fällt, später dann aber überproportional steigt. Ähnlich versetzt ist die Reaktion auf andere Entwicklungen, so dass die Korrelation kurzfristig immer fraglich ist.
Daher spekulieren wir auch nur selten auf die nächste Preisbewegung im Goldmarkt, sondern haben Goldbarren als langfristige Vermögenssicherung im Portfolio. Denn langfristig entwertet die Inflation unser Geld, egal ob Euro oder US-Dollar, und der Goldpreis ist ein sicherer Wertaufbewahrungshafen gegen die Inflation.
Das kurzfristige Spekulieren darauf, dass die eine oder andere Entwicklung kurzfristig übertrieben ist oder nachgeholt werden muss, ist mir bei der Schnelligkeit der derzeitigen Entscheidungen zu unsicher. Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass der Goldpreis demnächst erst einmal eine Pause einlegen wird. Wir haben daher aktuell „nur“ 10% des Portfolios in Gold. Sollte der Goldpreis noch weiter ansteigen, würde ich noch ein wenig verkaufen.
7. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =12,4% | WKN | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 8x2,5% | ! |
PVA Tepla | 746100 | 13,65 € | 7% | 5% | 1,1% | C |
Puma | 696960 | 29,91 € | 5% | -33% | 1,6% | C |
Coterra Energy | 881646 | 26,36 € | -1% | 7% | 2,0% | B |
DELL Technologies | A2N6WP | 104,63 € | 0% | -5% | 2,4% | A |
Linde | A3D7VW | 441,28 € | 0% | 10% | 2,6% | A |
Home Depot | 866953 | 391,74 € | -1% | 3% | 2,7% | A |
Salesforce | A0B87V | 310,72 € | -3% | -2% | 2,1% | A |
Disruptiv (≈30%) =30,9% | WKN | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
Wheaton Precious Metals | A2DRBP | 64,66 € | 0% | 19% | 3,2% | B |
Medios | A1MMCC | 12,56 € | 3% | -5% | 3,6% | C |
Nynomic | A0MSN1 | 17,10 € | -7% | -3% | 3,2% | C |
Nvidia | 918422 | 130,30 € | 4% | -2% | 6,0% | A |
Palo Alto Networks | A1JZ0Q | 185,45 € | -2% | 5% | 3,3% | B |
Novo Nordisk | A3EU6F | 74,74 € | -11% | -11% | 8,9% | A |
Apple | 865985 | 231,93 € | 4% | -4% | 2,7% | A |
Dividende (≈30%) = 25,7% | WKN | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
CEWE | 540390 | 99,70 € | 0% | -4% | 6,2% | B |
Allianz | 840400 | 321,80 € | 1% | 9% | 6,4% | B |
Snap-On | 853887 | 321,23 € | -2% | -2% | 2,9% | B |
Nitto Denko | 862930 | 18,03 € | -3% | 10% | 7,1% | B |
Holcim | 869898 | 104,52 € | 3% | 13% | 3,2% | A |
Absicherung (≈20%) =20,3% | WKN | 14.2., 18:54 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
Goldbarren /Uz | 965515 | 2.746,99 € | -1% | 9% | 7,3% | C |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 90,95% | 6% | 0% | 2,7% | C |
Symrise %-'12.25 | SYM772 | 98,68% | 0% | 0% | 2,9% | C |
Bitcoin | A27Z30 | 93.797,81 € | -1% | 4% | 7,4% | B |
0 | Woche Δ | Σ '25 Δ | Cashquote | |||
0,00% | -1% | 1% | 10,7% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | # Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 12,4% | 8 | 7 | 2,5% |
Disruptiv | Enkelkinder | 30% | 30,9% | 5 | 7 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 25,7% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 20,3% | 3 | 4 | 6,7% |
Summe | 100% | 89,3% | 21 | 23 | 1 |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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