Heibel-Ticker PLUS 25/14 - Verhandlungsgeschick ist dringend erforderlich - überall; Von Voodoo-Ökonomie zu sinnvoll zeitlich befristeten Zöllen

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Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

20. Jahrgang - Ausgabe 14 (04.04.2025)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Verhandlungsgeschick ist dringend erforderlich - überall
2.So tickt die Börse: Von Voodoo-Ökonomie zu sinnvoll zeitlich befristeten Zöllen
 - Wenn Denken nicht mehr reicht, um das Machen zu bezahlen
 - Zölle als Brücke, nicht als Bollwerk – wie man mit Protektion klug umgeht
 - Streit in der Trump-Administration
 - Was noch offen ist: Halbleiter, Medikamente, Dauer
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Zeit für Käufe, aber bitte gut ausgewählt
 - Interpretation
4.Ausblick: Zwischen Zollschock und Aktienchancen: Wie wir jetzt unser Portfolio umbauen
 - Diese Aktien sind unabhängig vom Zollstreit
 - Abhängigkeit des Heibel-Ticker Portfolios vom Zollstreit
5.Update beobachteter Werte: Dell, Carvana, DAX Call, Apple
 - Dell: Nachkaufen, Position verdoppeln
 - Carvana: Nachkaufen, Profiteur der Strafzölle
 - DAX Call: Angst & Panik: DAX Call kaufen
 - Apple: Teilverkauf, Cash generieren vor dem Wochenende
6.Leserfragen
7.Übersicht HT-Portfolio
8.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
9.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: Verhandlungsgeschick ist dringend erforderlich - überall



Liebe Börsenfreunde,

***Aufzeichnung jetzt verfügbar: Heibel-Ticker vom 1.4. um 16 Uhr auf YouTube: Neue Investmentideen , Glorreiche 7 & Rüstungsaktien***

Hier der Link zum Live-Videostream vom vergangenen Dienstag:
https://youtube.com/live/Z2Y-jx_NogM

Wir haben live ins Börsengeschehen geschaut: So generiert man passende Investmentideen.
Außerdem analysierten wir kurz die Glorreichen 7 (Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla) sowie auch die deutschen Rüstungsaktien Rheinmetall, Renk und Hensoldt.

Die im Chat gestellten Fragen zu BEA Systems, Trane Technologies, Nova und Frosta wurden direkt behandelt.

In den Kommentaren unter dem Video befindet sich ein Inhaltsverzeichnis mit Marken, über die Sie direkt zu den entsprechenden Stellen im Video springen können.

***

Zölle als Verhandlungstaktik oder Gefahr für den Welthandel? In Kapitel 2 analysiere ich historische Parallelen zu 1930 und 1985, stelle die Theorie des Außenhandels auf den Prüfstand und erkläre, warum die USA trotz starker Währung strukturelle Nachteile haben. Temporäre Zölle könnten den Weg für eine neue industrielle Basis ebnen – doch nur, wenn sie klug eingesetzt werden. Am Ende bleibt die Frage: Wie lange hält das Gleichgewicht, wenn Denken allein nicht mehr reicht, um das Machen zu bezahlen?

Der Zollschock hat die Märkte auf Talfahrt geschickt: DAX -8%, S&P 500 -7%. Trotz historischer Parallelen zur Weltwirtschaftskrise 1930 bleibe ich gelassen – die wirtschaftliche Ausgangslage ist heute eine andere. Die Stimmung unter Anlegern ist extrem negativ, teils schlimmer als im Corona-Crash. In Kapitel 3 zeige ich, dass genau das auch Chancen birgt: Viele lösen Absicherungen auf, die Investitionsbereitschaft steigt sprunghaft. Angst dominiert – doch wer jetzt kühlen Kopf bewahrt, könnte belohnt werden.

Die Angst vor einem transatlantischen Zollkrieg sorgt für Verunsicherung an den Börsen. Doch statt in Schockstarre zu verfallen, nehmen wir in Kapitel 4 erste Umbauten im Heibel-Ticker-Portfolio vor: Positionen mit direkter Zollabhängigkeit werden reduziert, während solide Branchen wie Versicherungen, FinTechs, Basiskonsumgüter oder Versorger ins Blickfeld rücken. Gleichzeitig bieten Kursrückgänge auch Chancen bei ausgesuchten Tech- und Spezialwerten.

Die Updates dieser Woche drehen sich um Apple und Dell als berechtigte Opfer des Ausverkaufs, sowie um einen weiteren Titel, der meiner Ansicht nach zu Unrecht ausverkauft wird. Außerdem sind wir eine gehebelte Spekulation eingegangen. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 5.

Die heutigen Leserfragen in Kapitel 6 gehen konkret auf auffällige Besonderheiten bei Hensoldt und Merck ein: Merck fiel durch beherzt zugreifende Insider auf. Ich schaue, wie die Aktie bewertet ist. Und Hensoldt weist auf verschiedenen Finanzseiten stark abweichende Bewertungskennziffern aus. Ich zeige, wie es zu diesen Unterschieden kommt, damit Sie nicht auf die falsche Bewertung hinein fallen.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

heibel

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Von Voodoo-Ökonomie zu sinnvoll zeitlich befristeten Zöllen



Eine Ökonomie-Lektion ging 1986 um die Welt. Wer von Ihnen kommt von alleine drauf, aus welchem Film das folgende Zitat stammt: "Im Jahr 1930 verabschiedete das republikanisch dominierte Repräsentantenhaus – in dem Versuch, die Auswirkungen der … Wer weiß es? Wer weiß es? Wer weiß es? … der Großen Depression abzumildern – das … Wer weiß es? Wer weiß es? Wer weiß es? … das Zollgesetz, den Smoot-Hawley Zoll-Erlass, der … Wer weiß es? Wer weiß es? Wer weiß es? ... erhöhte oder senkte? … erhöhte die Zölle, um mehr Einnahmen für die Bundesregierung zu erzielen.

Hat es funktioniert? Wer weiß es? Wer weiß es? Weiß jemand, was passierte? Es hat nicht funktioniert, und die Vereinigten Staaten versanken noch tiefer in der Großen Depression.

Heute führen wir eine ähnliche Debatte. Weiß jemand, worum es hier geht? Wer weiß es? Wer weiß es? Irgendjemand? Die Laffer-Kurve. Weiß jemand, was sie aussagt?
Sie besagt, dass man an diesem Punkt der Einnahmenkurve genau so viele Steuern einnimmt wie an jenem Punkt. Das ist sehr umstritten.

Weiß jemand, wie Vizepräsident Bush das 1980 nannte? Wer weiß es? Wer weiß es? Wer weiß es? Etwas mit d-o-o-Ökonomie? Voodoo”-Ökonomie."

Ich hätte nicht gedacht, dass ich die langweiligste Ökonomie-Lektion mal hier in den Heibel-Ticker aufnehmen würde. Doch ich werde mich bemühen, das Thema spannend zu präsentieren. So spannend, wie ich persönlich zu diesem Thema Zugang fand, als ich in meiner mündlichen Examensprüfung die komparativen Vorteile des Außenhandels grafisch darstellen sollte und der Professor nach meinem zweiten Satz sagte: "Nein, da sind Sie auf dem falschen Weg, Herr Heibel, das wird dann wohl nichts mit Ihrem Examen."

Zum Glück intervenierte der Assistent: "Lassen sie ihn mal machen, Herr Professor. Vielleicht kriegt er die Kurve." Und tatsächlich konnte ich in den 10 Minuten, die eine solche mündliche Prüfung dauert, einige Graphiken an die Tafel zeichnen, aus denen am Ende mit einigen Querverbindungen genau die Linie hervorging, nach der ich gefragt wurde. Die einfache Antwort, die wir in der Vorlesung beigebracht bekamen, hatte ich vergessen, daher entwickelte ich da meine eigene Idee. Ich ging mit einer 1- aus dieser Prüfung, ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle nochmals an den Assistenten. Und der Prof, der anschließend zu den Wirtschaftsweisen in Deutschland aufstieg, vertrat in den folgenden Jahren eigentlich immer die gegenteilige Auffassung von mir.

Der obige Film "Ferris Bueller macht blau", aus dem die oben zitierte Ökonomie-Vorlesung stammt, griff damals ein brandaktuelles Thema auf: Nur wenige Monate zuvor, im September 1985, einigten sich Deutschland, Japan und die USA auf das "Plaza-Abkommen". Im New Yorker Plaza-Hotel, direkt an der südlichen Grenze des Central Parks, beschlossen diese Länder, den US-Dollar zu schwächen. In den folgenden zwei Jahren legte der US-Dollar gegenüber Yen und D-Mark um 50% zu. Ich habe mir angeschaut, was 1930, 1985 und 2025 gemeinsam haben und wie sie sich unterscheiden.

Wenn Denken nicht mehr reicht, um das Machen zu bezahlen



Mit der VWL-Außenhandelstheorie wird nachgewiesen, dass der bilaterale Handel stets für beide Seiten vorteilhaft ist. Eine Anpassung der unterschiedlichen Entwicklungsstadien zweier Länder erfolgt über den freien Wechselkurs. Wenn also das eine Land hochentwickelt ist und viele Dienstleistungen anbietet, nennen wir es mal willkürlich "USA", während das andere Land weniger weit entwickelt ist und eher einfache Produkte erstellt, nennen wir es mal willkürlich "Vietnam", dann führt der Außenhandel für beide Länder zu Vorteilen. Dank der Kaufkraft der USA können die in Vietnam gefertigten Produkte verkauft werden und der dadurch erzielte Wohlstandsgewinn kann für Dienstleistungen aus den USA ausgegeben werden. Die USA profitieren im Umkehrschluss von den günstigen Produkten auf dem Heimatmarkt und dem zusätzlichen Absatzmarkt in Vietnam.

Außenhandel ist also für beide Länder vorteilhaft. Kritisch diskutiert wird jedoch, wer "mehr" profitiert. Zu meiner Studienzeit galt es als ausgemacht, dass das höherentwickelte Land den größeren Nutzen daraus ziehe. Der Abstand zwischen den USA und Vietnam würde sich stetig vergrößern, da die Wertschöpfung bei den Dienstleistungen größer sei als bei den Produkten.

Doch schon 1930 stellte man fest, das dem nicht so ist. Industrien wanderten aus den USA ab, die Arbeitslosigkeit stieg an und die globale Konjunktur lenkte in die Weltwirtschaftskrise ein. Handelspartner der USA konnten die teuren US-Produkte nicht mehr kaufen, sondern konzentrierten sich auf ihre eigenen Produkte und häuften die Einnahmen als Sparvermögen an. Es folgten Inflation und Rezession, Stagflation. US-Präsident Hoover machte den globalen Handel als Schuldigen aus und erhob mitten in der verheerend wütenden Weltwirtschaftskrise nun auch noch pauschale und unbefristete Zölle. Er wollte seine heimische Wirtschaft von billigen Produkten aus dem Ausland schützen. Es folgten Vergeltungszölle und der globale Handel kam zum Stillstand, die Weltwirtschaftskrise wurde dramatisch verschärft und bis 1932/ 1933 verlängert.

Die Lösung brachte John Maynard Keynes mit seinem "defizit spending": Wenn die Wirtschaft schwach ist, muss der Staat um so mehr Geld ausgeben, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Ein wichtiger Punkt ist dabei zu beachten: Die Staatsausgaben müssen gezielt in den Aufbau neuer Strukturen geleitet werden, damit die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig wird. Dieser Punkt wird häufig, auch heute, übersehen.

Die damalige Situation ist nicht mit heute zu vergleichen: Damals war das britische Pfund noch globale Reservewährung, nicht der US-Dollar. Außerdem befand sich die globale Konjunktur in einer Wirtschaftskrise, heute ist das nicht der Fall.

Springen wir in das Jahr 1985: Inzwischen ist der US-Dollar globale Reservewährung mit einem Anteil von nahezu 100% (heute sind es noch immer über 90%). Die US-Produkte sind wieder zu teuer geworden, auf den Weltmärkten finden sie keinen Absatz mehr. Schuld daran sind diesmal zwei Effekte: Zum einen der schwindende Wohlstand in den USA mangels eigener Wettbewerbsfähigkeit, zum anderen der US-Dollar als globale Reservewährung.

Diese beiden Punkte sind nun wichtig, um zu verstehen, was die heutige Trump-Administration beabsichtigt. Zum einen hat sich erneut als falsch herausgestellt, dass sich der Abstand zwischen dem höher entwickelten und dem weniger entwickelten Land, also in unserem Beispiel den USA und Vietnam, vergrößert. Denn erneut haben sich die weniger entwickelten Länder im Konsum von US-Produkten zurückgehalten, so dass erneut das Außenhandelsdefizit der USA anstieg. Und der zweite Punkt, der nun noch erschwerend hinzu kam, war der Umstand, dass über den Wechselkurs kein "fairer" Ausgleich mehr stattfand, da der US-Dollar als globale Reservewährung stets stärker nachgefragt wurde, als es die wirtschaftlichen Verhältnisse hergaben. Der US-Dollar ist als globale Reservewährung also IMMER zu teuer.

Die US-Wirtschaft ist mit dem teuren US-Dollar stets benachteiligt.

Mit dem Plaza Abkommen wurde dieses Manko adressiert und der US-Dollar verlor tatsächlich 50% seines Wertes. Was allerdings vergessen wurde, waren die strukturellen Anpassungen, die in den USA hätten vorgenommen werden müssen, um ein anschließendes Auseinanderlaufen der Wechselkurse zu verhindern. Und so legte der US-Dollar anschließend wieder stark an Wert zu. Zur Jahrtausendwende wurde dann der Euro eingeführt und alle Welt freute sich über die zweite globale Reservewährung, die den US-Dollar künftig im Zaum halten würde.

Doch es zeigte sich, dass nicht die Wirtschaftskraft der US-Dollarregion verantwortlich ist für das Vertrauen, das Anleger weltweit in den US-Dollar legen, sondern das Militär der USA. Wenn nötig, können die USA ihren US-Dollar mit militärischer Gewalt durchsetzen, sei es bei der Umsetzung von Sanktionen, sei es durch Kriegsführung gegen "abtrünnige" Länder. Euroland kann das nicht.

Was haben wir also aus der Geschichte gelernt?

- Das Gleichgewicht gemäß Außenhandelstheorie benachteiligt zwar kurzfristig den schwächeren Handelspartner, langfristig jedoch wird der stärkere Handelspartner benachteiligt.
- Unbefristete Pauschalzölle führen zum Zollkrieg, unter dem alle Beteiligten leiden (Weltwirtschaftskrise 1930)
- Strukturelle Anpassungen sind erforderlich, um ein erneutes Auftreten solcher Ungleichgewichte zu verhindern (Keynes)
- Die globale Reservewährung wird latent ebenfalls zu hoch bewertet und bedeutet einen wirtschaftlichen Nachteil für die USA
- Militär und nicht Wirtschaft machen einer Währung zu einer globalen Reservewährung

Witzig, wie alles plötzlich einen Sinn ergibt, oder?

Zölle als Brücke, nicht als Bollwerk – wie man mit Protektion klug umgeht



Die USA haben über Jahrzehnte hinweg ihre Industrie abgebaut. Die Menschen arbeiten in digitalen Dienstleistungen, beraten, analysieren, verwalten. Produziert wird längst anderswo. Nun soll die eigene Wirtschaft widerstandsfähiger werden – Resilienz ist das neue Schlagwort. Doch wie soll das gehen, wenn Industrieaufbau zunächst teurer ist als der Einkauf aus Fernost?

Hier könnten zeitlich befristete Zölle ins Spiel kommen – nicht als Mittel der Abschottung, sondern als Investitionshilfe in die eigene Zukunft. Das Prinzip: Importprodukte in bestimmten strategischen Sektoren für eine Übergangszeit verteuern, um dem heimischen Aufbau Zeit zum Atmen zu geben. Der Staat nutzt die daraus entstehenden Einnahmen, um gezielt Innovations- und Fertigungscluster zu fördern.

In Südkorea kombinierte man in den 1970er Jahren temporäre Handelsbarrieren mit gezielter Förderung von Elektronik- und Autobranche – heute ist das Land einer der globalen Technologieführer.

Der „Inflation Reduction Act” und der „CHIPS and Science Act” pumpen hunderte Milliarden Dollar in heimische Schlüsselindustrien. Importzölle auf ausgewählte Güter – etwa Halbleiter, Batterien oder Solartechnik – verschaffen der entstehenden US-Produktion eine Atempause. In dieser Zeit sollen Produktionskapazitäten aufgebaut, Lieferketten verkürzt und Know-how zurückgeholt werden.

Das Ziel ist nicht Abschottung, sondern Wettbewerbsfähigkeit durch Übergangsschutz. Die Einnahmen aus den Zöllen werden – zumindest auf dem Papier – in Infrastruktur, Ausbildung und Innovationsförderung gesteckt. So entsteht ein Kreislauf: Zölle finanzieren den Aufbruch, nicht die Vergangenheit. In Bundesstaaten wie Ohio, Texas oder Arizona entstehen neue Chipfabriken. Der US-Autobauer Ford entwickelt eigene Batteriefertigung. Intel investiert Milliarden in neue Werke. Und auch im Bereich erneuerbarer Energien wächst das Engagement. Die Industrie kehrt langsam zurück – mit modernster Technik, automatisierten Anlagen und staatlicher Rückendeckung.

Streit in der Trump-Administration



Die Ziele der Trump-Administration sind für mich klar und nachvollziehbar. Kommen wir zur Umsetzung :-(.

In einer Signal-Gruppe befindet sich versehentlich ein der Administration gegenüber kritisch eingestellter Journalist. Er kann live verfolgen, wie ein Militärschlag gegen die Huthis durchgeführt wird. Ein Skandal, die Presse möchte Köpfe rollen sehen. Sicherheitsbeauftragter Walz ist im Visier der Journalisten, doch für Trump reicht ein solcher Fehler, wenn auch folgenschwer, nicht für eine Entlassung.

Elon Musk ist Sonderbeauftragter des DOGE-Ministeriums. Der Status eines Sonderbeauftragten gilt stets nur für 130 Tage, also im Fall von Elon Musk bis Ende Mai. Nun rufen die Journalisten, Trump und Musk hätten Meinungsverschiedenheiten und die Tage von Musk seien gezählt. Ja, die Tage sind gezählt, das war von Anfang an klar. Doch Meinungsverschiedenheiten? Sowohl Trump als auch Musk lassen keine Gelegenheit aus, um sich gegenseitig zu loben.

Nun rufen die Journalisten, innerhalb der Trump-Administration gebe es Meinungsverschiedenheiten darüber, wie lange die Zölle gelten werden. Trump zeigt sich verhandlungsbereit, während andere Stimmen, Namen werden nicht genannt, die Zölle als permanent betrachten wollen. Ich halte auch diese vermeintliche Meinungsverschiedenheit für von Journalisten gemacht. Wenn Sie sich die obigen Ausführungen von mir durchlesen, werden Sie verstehen, dass permanente Zölle schädlich sind. Das ist auch der Trump-Administration bewusst. Journalisten, die der Trump-Administration jedes ökonomische Verständnis absprechen, machen es sich zu einfach.

Doch wie kann Trump mit dem Rest der Welt verhandeln, wenn alle ohnehin wissen, dass die Zölle zeitlich befristet sind? Trump benötigt eine Atmosphäre, in der seine Verhandlungspartner zumindest die Möglichkeit nicht vom Tisch nehmen können, dass die Zölle gegebenenfalls in diesem oder jenem speziellen Fall dauerhaft bleiben. Und um dieses Drohszenario aufrecht zu erhalten, benötigt Trump Wirtschaftsberater, die überzeugend vortragen können, dass die Zölle auf ewig angelegt sind.

Trump adressiert mit seinen Zöllen eine Vielzahl von Problemen:
- hohe Zölle im Ausland
- Handelsbeschränkungen, die in seinen Augen unfair sind
- Währungsprobleme als globale Leitwährung
- Zu hohe Sparneigung bei Handelspartnern
- Zu geringe Militärausgaben bei seinen Partnern, insbesondere NATO

Für ihn ist das hohe Handelsbilanzdefizit ein Thermometer für die globale Ungerechtigkeit gegen die USA, die aus diesen Problemen folgt. In diesem Geiste ist das Ansetzen der länderspezifischen Zollsätze je nach Handelsbilanzdefizit eine "reziproke" Vorgehensweise.

Friedrich Merz hat das offensichtlich gut erkannt und entsprechend unsere heimische Wirtschaft gegen die vorübergehenden Zollmaßnahmen mit einem Infrastrukturprogramm gut abgesichert und dem Willen Donald Trumps folgend die Militärausgaben nach oben hin unbegrenzt ermöglicht. Bei aller Kritik, die Merz in den vergangenen Wochen einstecken musste, auch von mir, muss dieser Umstand nun ebenfalls erwähnt werden.


Was noch offen ist: Halbleiter, Medikamente, Dauer



Bislang wurden Chips und pharmazeutische Produkte von den Trump-Zöllen ausgenommen. In einem Interview von gestern Abend betont Trump jedoch, dass man derzeit an Zöllen auf pharmazeutische Produkte arbeite und dass auch noch Zölle für Halbleiter geplant seien. Dazu von meiner Seite der Hinweis, dass Deutschland mehr medizinische Artikel (2023: 26,3 Mrd. EUR) in die USA exportiert als Autos (2023: 25,2 Mrd. EUR). Da schwebt also noch ein weiteres Damoklesschwert über uns.

Die Vergeltungszölle haben begonnen: Heute verkündet China, alle US-Importe in China mit 34% zu verzollen, zusätzlich zu den bislang bereits geltenden Zöllen. Am Wochenende werden wir vielleicht eine Reaktion der EU hören. Die EU hat sich ja Berichten zufolge auf dieses Szenario ausgiebig vorbereitet.

Und völlig offen ist, wenn wir meiner hier dargelegten Betrachtung folgen, wie lange die Zölle aufrecht erhalten werden. Zeitlich befristet, aber welchen Zeithorizont legen wir an? 3 Wochen, 3 Monate, 3 Jahre? In Kapitel 4 gehe ich auf diese Frage näher ein.

Schauen wir nun zunächst, wie sich das Blutbad an den Finanzmärkten auf die wichtigsten Indizes ausgewirkt hat:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES4.4., 20:29 UhrWoche ΔΣ '25 Δ
DAX20.642 -8,1%3,7%
S&P 5005.133 -8,2%-13,1%
Nikkei33.781 -9,0%-15,3%
Shanghai A 3.862 -1,4%-1,9%
Euro/US-Dollar1,101,4%5,4%
Euro/Yen160,95-0,9%-1,1%
10-Jahres-US-Anleihe3,95%-0,31-0,56
Umlaufrendite Dt2,40%-0,180,09
Feinunze Gold$3.032 -1,7%15,9%
Fass Brent Öl$65,49 -10,9%-12,1%
Kupfer$9.367 -4,9%5,1%
Baltic Dry Shipping$1.540 -5,0%54,5%
Bitcoin$83.538 -0,2%-10,9%



Brutaler Ausverkauf an den Aktienmärkten: Angst & Panik. Anleger flüchten aus den USA, der Euro steigt gegenüber dem US-Dollar um 1,3% auf 1,10 USD/EUR an. Das Kapital flüchtet in den sicheren Hafen der Anleihen, deren Rendite infolgedessen sinkt. Die Umlaufrendite geht um 0,18%punkte auf 2,4% zurück, die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihen geht um 0,36%punkte auf 3,89% zurück.

Rezessionsängste schießen in die Höhe, das Kupfer verliert 5%, der Ölpreis fällt sogar um 12%.

Gold und Bitcoin behaupten sich mit -1,6% bzw. -2,1% resp. vergleichsweise gut.

Wenn ich mir meine obigen Ausführungen anschaue, dann ist nun auch Trumps Vorliebe für den Bitcoin verständlich. Überall wird behauptet, die USA wollen die Stellung des US-Dollars als globale Reservewährung verteidigen. Doch meiner Analyse zufolge kommen neben den kurzfristigen Vorteilen auch langfristige Nachteile dazu. Vielleicht will Trump gar nicht so dominant sein. Vielleicht möchte Trump einen starken Euro und einen starken Bitcoin, damit ein wenig Druck vom US-Dollar genommen wird.

Schauen wir uns mal an, wie sich die Stimmungslage entwickelte.




3. Sentiment: Zeit für Käufe, aber bitte gut ausgewählt



Umfrage Um 8% wurde der DAX diese Woche ausverkauft. Der S&P 500 um 7%. Angst und Panik war deutlich zu sehen. Nicht nur die Aktien von Unternehmen, die von den Zöllen betroffen sind oder betroffen sein könnten, sondern auch Aktien von Unternehmen, die nicht betroffen sind, wurden ausverkauft. Der letzte Zollstreit, der von den USA (Präsident Hoover) vom Zaun gebrochen wurde, führte zur heftigsten Weltwirtschaftskrise der vergangenen 100 Jahre. Anleger fürchten für dieses Mal einen ähnlichen Ausgang.

Ich halte die Befürchtung für übertrieben, da vor 100 Jahren Zölle mitten in eine Rezession hinein erlassen wurden. Das ist diesmal anders. Dennoch sind, je nach Dauer der Zölle, negative Effekte zu erwarten. Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelte.

Unser Anlegersentiment ist auf den Extremwert von -8,5 gefallen. Zum Vergleich: Im Corona-Crash 2020 lag der Extremwert bei -8,2. Nie zuvor in unserer seit 2014 wöchentlich laufenden Umfrage mit dem Handelsblatt gab es vergleichbar extrem negative Werte.

Absturz Auch die Verunsicherung ist mit einem Wert von -8,0 auf Extremniveau, wenngleich wir in diesem Indikator schon mehrfach Extremwerte unter -10 bis hin zu -13 gesehen haben.

Die Zukunftserwartung liegt bei -0,2, ich würde das als neutral bezeichnen. Trotz der maximalen Verunsicherung über die Intensität des Ausverkaufs halten sich auf dem nun erreichten Niveau Bullen und Bären nahezu die Waage.

Es gibt sogar viele, die jetzt investieren wollen: Die Investitionsbereitschaft steigt auf 2,9 an. Es handelt sich um die größte Investitionsbereitschaft seit anderthalb Jahren.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger springt diese Woche auf +22 an, offensichtlich werden Absicherungspositionen gegen fallende Kurse aufgelöst und Long-Spekulationen eingegangen.

Das Put/Call-Verhältnis im DAX kommt diese Woche auf 2,12 zurück, noch Ende Februar stand dieser Indikator bei 2,7. Auch Profis, die sich über die Eurex absichern, lösen ihre Absicherungspositionen in den Ausverkauf hinein auf.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE fällt diese Woche auf 0,59 zurück, auch in den USA werden Put-Absicherungen aufgelöst.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager bricht auf 49% ein. Es handelt sich um die niedrigsten Investitionsquote seit Anfang 2024.

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger liegt bei -40%punkten. 62% Bären stehen nur 22% Bullen gegenüber. Offensichtlich fürchtet man in den USA, dass sich der Ausverkauf noch in einem frühen Stadium befindet. Hier ist allerdings anzumerken, dass die Umfrage kontinuierlich läuft und stets Mittwoch abends ausgewertet wird. Diesmal also direkt nach dem Zoll-Erlass von Trump, aber vor der Aktienmarktreaktion, die Donnerstag und Freitag folgte.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 4 den niedrigsten Wert an, an den ich mich erinnern kann. Die Skala geht von 0 bis 100. Es herrscht also Angst und Panik an den US-Märkten, und zwar nicht nur in den Köpfen der Anleger, sondern auch bei den technischen Indikatoren, die sich aus den Handlungen der Anleger ergeben.

Interpretation



PanicRot Das eine Mal, als unser Sentimentindikator einen vergleichbar extrem negativen Wert auswies, war das noch zwei Wochen vor dem Tiefpunkt des Corona-Crashs. Es ging zunächst noch um 20% nach unten, bevor dann die Rallye zu einem um 10% höheren Kursniveau nach 6 Monaten führte.

2025-04-DAX-Stimmung-Predict
Abbildung 1: DAX-Stimmung der Privatanleger


Wer also die Geduld und Nerven hat, seine Investments über eine längere Durststrecke hindurch zu halten, der kann die Angst und Panik für Käufe nutzen.

Wem das Chance/Risiko-Verhältnis noch nicht vorteilhaft genug ist, der kann mit Käufen noch ein wenig abwarten. Vielleicht kommt's tatsächlich noch schlimmer. Doch eines ist bekannt: Ein Boden wird nicht ausgerufen, sondern die Kurse hören einfach irgendwann auf zu fallen und springen ohne besonderen Grund einfach mal kräftig an. Das sieht dann zunächst aus wie eine Pause im Ausverkauf. Bevor diejenigen, die auf ein besseres Chance/Risiko-Verhältnis warten, unbeschwert zugreifen können, stehen die Aktienmärkte in der Regel deutlich höher.

Daher gilt: Wer jetzt kauft, der sollte seine Positionen genau auf die Risiken abklopfen. Wie hoch ist die Abhängigkeit von Zöllen? Denn weitere US-Zölle (Chips, Pharma) können noch eingeführt werden, ganz zu schweigen von den Vergeltungszöllen der Handelspartner. Wie konjunktursensibel ist das Unternehmen? Denn mit zunehmender Dauer des Zollstreits steigt die Rezessionsgefahr.

Es spricht also vieles dafür, jetzt schon mit Käufen zu beginnen. Doch Sie sollten Aktien wählen, die Sie auch bei anhaltendem Zollstreit und drohender Rezession im Portfolio behalten können.



4. Ausblick: Zwischen Zollschock und Aktienchancen: Wie wir jetzt unser Portfolio umbauen



Natürlich sitzt Ihr Autor voller Selbstzweifel vor dem Schreibtisch: Haben wir zu früh gekauft? Was, wenn die EU nun den US-Techkonzernen ähnlich drakonische Vergeltungszölle auferlegt? Am Montag könnte es weiter gen Süden gehen.

Aber was, wenn die EU besonnen reagiert? Was, wenn Donald Trump am Wochenende in Verhandlungen einsteigt? Immerhin hat er bereits entsprechende Bemerkungen zu Vietnam gemacht, dem Land, das mit den härtesten Zöllen belegt wurde. Es reicht ein Tweet von Donald Trump, und die Aktienmärkte stehen wenige Minuten später wieder um 5% höher.

In diesem Spannungsfeld müssen wir wohl nun einige Zeit leben. Ich gehe davon aus, dass der Handelsstreit eine Frage von Monaten sein wird. Die Ziele der Trump-Administration habe ich in Kapitel 2 dargestellt. Der Weg, die Instrumente, sind erratisch und werden bleibende Schäden in den Außenhandelsbeziehungen hinterlassen. Doch eine Weltwirtschaftskrise 2.0 befürchte ich (noch) nicht.

Daher werden wir in den kommenden Tagen und Wochen unser Portfolio überarbeiten. Positionen, die vom Zollstreit betroffen sind, werden wir in Zwischenerholungen hinein verkleinern oder auflösen. Dafür werden wir Aktien, die davon unabhängig sind, kaufen.

Bevor wir unser Heibel-Ticker Portfolio Schritt für Schritt durchgehen, schauen wir uns mal die Bereiche an, die vom Zollstreit nicht beeinträchtigt werden.

Diese Aktien sind unabhängig vom Zollstreit



Versicherungen werden weder durch Zölle noch durch eine Rezession belastet. Sie kassieren ihre Versicherungsprämien und haben nicht mit einem Anstieg der Versicherungsfälle zu rechnen. Wir haben die Allianz in unserem Portfolio, sie gehört zu den besten Performern in diesem Jahr.

FinTech wie die Deutsche Börse AG. Ja, ich würde die Deutsche Börse als FinTech einstufen, weil sie eine Technologieplattform ist und keinerlei Risiken mit sich trägt, die bei anderen Finanztiteln wie Banken (Kreditausfallrisiko) enthalten sind. Die Deutsche Börse stieg in den vergangenen Monaten bereits um 30% an und ist inzwischen mit einem EV/EBITDA von 15 bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 5-8% nicht mehr günstig. Aber die Aktie könnte in Mode kommen, wenn man eben die genannten Risiken vermeiden möchte.

Die Telekommunikation hat Jahre des Preiskampfes hinter sich. Aktuell ist es ruhig geworden in dieser Branche, man pickt sich nicht mehr die Augen aus, sondern konzentriert sich auf die eigene Gewinnmarge. Das Geschäftsmodell der Deutschen Telekom ist zu schwankungsanfällig. Freenet ist mit einem EV/EBITDA von 7 bei 4% Gewinnwachstum und einer Dividendenrendite von 6% in meinen Augen einen zweiten Blick wert.

Verramscher wie die uns bekannt TJX werden von den aktuellen Entwicklungen profitieren. TJX kauft Lagerbestände, die in der Saison nicht verkauft wurden, günstig auf, damit die Einzelhändler ihre Verkaufsflächen für neue Saisonware frei machen können und ein wenig Cash für deren Anschaffung bekommen. TJX vertickt die Ware dann günstig über die eigenen Läden (TK-Maxx). Nachdem sich in Vorbereitung auf den Zollstreit viele Einzelhändler frühzeitig ihre Lager voll gemacht haben, dürften in den kommenden Monaten viele Lagerbestände TJX angedient werden. Wenn dann noch Rezessionsängste hinzu kommen und Konsumenten sich stark zurückhalten, dann könnte der Effekt noch stärker zugunsten von TJX ausfallen.

US-Verteidigungsunternehmen wie Lockheed Martin könnten verstärkt Aufträge bekommen, wenn sich Handelspartner bei Donald Trump beliebt machen wollen. Wir haben gesehen, dass der Kauf von US-Militärwaffen kritisch betrachtet werden muss, denn immerhin haben die USA der Ukraine plötzlich Funktionen in den Waffen abgeschaltet. Doch solche Dinge lassen sich vertraglich absichern. Und Donald Trump fordert von seinen Verhandlungspartnern sichtbare Zeichen dafür, dass man in US-Produkte investiert. Was ist sichtbarer als die US-Verteidigungsindustrie? Lockheed wächst mit 4% und wird mit einem EV/EBITDA von 11 bewertet.

unverzichtbare Verbrauchsgüter wie sie von Henkel und Beiersdorf angeboten werden, dürften weitgehend unbescholten durch die Phase des Zollstreits kommen, da deren Produkte überwiegend im Inland hergestellt und verkauft werden. Henkel wächst mit mageren 3% im Gewinn und notiert auf einem EV/EBITDA von 8, Beiersdorf verzeichnet immerhin 8% Gewinnwachstum und notiert auf einem EV/EBIDTA von 14. Ich würde mich für die Hamburger Beiersdorf entscheiden.

Strom-Versorger wie RWE oder E.On sind natürlich in Krisenzeiten stets eine gute Anlage. RWE kommt seit Jahren nicht aus dem Quark, könnte aber vom Infrastrukturprojekte profitieren. E.On sieht auch nicht viel besser aus, auch wenn die Aktie in den vergangenen Wochen bereits um 40% angesprungen ist. Die beiden könnten vor einer Renaissance stehen.

Finanzierungen wie Real Estate Aktien könnten wieder gefragt sein. Immerhin ist das Zinsniveau vor dem Hintergrund der Rezessionsangst dramatisch eingebrochen. In den USA wurden vor einer Woche noch 2-3 Zinssenkungen für 2025 erwartet, heute werden 5 Zinssenkungen erwartet! Der Zinseinbruch ist dramatisch und zeigt sich noch nicht in den Aktienkursen. Wir haben Home Depot, das ebenfalls von den rückläufigen Zinsen profitiert.

Soweit der Blick auf die Branchen. Aber auch bei Einzeltiteln lässt sich einiges finden, das in den kommenden Wochen Sinn macht. Schauen wir also die Positionen unseres Heibel-Ticker Portfolios durch:

Abhängigkeit des Heibel-Ticker Portfolios vom Zollstreit



Bitcoin und Gold profitieren von der Ungewissheit, die über den Märkten hängt. Es ist nicht auszuschließen, dass die beiden sicheren Häfen zwischenzeitlich als Quelle für Liquidität genutzt werden. Wenn's turbulent wird an den Börsen, versilbern manche Investoren ihre Gold-Bestände, vielleicht nun auch Bitcoin-Bestände, um liquide zu sein. Dadurch sinkt deren Preis vorübergehend, um jedoch anschließend um so stärker wieder anzuziehen.

Vielleicht sollten wir Wheaton Precious Metals in den kommenden Tagen nutzen, um ein wenig Cash zu generieren. Immerhin ist das die in diesem Jahr bislang am besten gelaufene Position.

Unsere beiden Anleihen bewegen sich bislang kaum. Dabei könnte die variable Verzinsung der Südzucker-Anleihe zur Belastung werden, wenn das Zinsniveau weiter rückläufig ist. Doch die Rendite von aktuell 6% ist in meinen Augen attraktiv genug, um einen weiteren Ausverkauf der Anleihe auch bei rückläufigem Zins zu verhindern. Die Symrise-Anleihe, auf deren Rückzahlung zu 100% wir bei Fälligkeit im Dezember setzen, bleibt von den Turbulenzen weitgehend unberührt.

Unsere Dividendentitel halten sich bislang wacker. Die Allianz haben wir oben bereits als Profiteur genannt. Auch Snap-On ist von den Turbulenzen weitgehend unbehelligt: Die Werkzeuge werden im Inland gefertigt. Ob für Gebrauchtwagen oder die OEMs ist Snap-On egal, die beiden Geschäftsbereiche schaukeln umeinander herum, so dass unterm Strich ein moderates Wachstum bleibt, lohnabhängig vom Konjunkturzyklus. Lediglich größere Investitionen werden bei schwacher Konjunktur zurückgehalten, dieser Bereich ist bei Snap-On jedoch klein.

Die Fotobücher von Cewe sind vom Zollstreit nicht betroffen, allerdings ist die Konsumlaune der Urlauber abhängig von der Konjunktur. Doch wie genau, das ist wiederum fraglich: Bei schwacher Konjunktur wird zwar weniger gereist, aber unter dem Weihnachtsbaum liegt dann statt eines neuen Handys halt ein kostengünstigeres Fotobuch? Mag sein, dass eine schwache Konjunktur belastet. Doch der Effekt dürfte bei Cewe überschaubar sein.

Nitto Denko könnte Leidtragender des Zollstreits sein, immerhin werden die Spezialchemikalien für High-End Tech-Produkte aus den USA verwendet. Wir haben die Position ja schon halbiert. Nun schauen wir mal, wie sie sich weiter entwickelt. Gegebenenfalls suchen wir uns eine neue japanische Dividendenaktie.

Holcim dürfte vom Infrastrukturprogramm in Deutschland profitieren. Darüber hinaus befindet sich die US-Tochter von Holcim gerade in Vorbereitung des US-Börsengangs. Ohnehin ist Zement ein lokales Produkt, das stets vor Ort gewonnen wird. Damit ist Holcim unabhängig vom Zollstreit, könnte im Zweifel sogar von staatlichen Infrastrukturprogrammen, also auch in den USA, profitieren. Denn die Zolleinnahmen, die den US-Staatssäckel prall füllen sollen, müssen ja irgendwie wieder unters Volk gebracht werden. Da sind Konjunkturprogramme insbesondere im Infrastrukturbereich ein gutes Mittel.

Unser disruptiver Portfoliobereich ist stark unter die Räder gekommen. Natürlich wird mir nun der eine oder andere schreiben, dass dies absehbar war. Für mich war das in dieser Intensität nicht absehbar und für mich sind die darin enthaltenen Technologietitel derzeit extrem billig.

Nvidia gestaltet die Zukunft, Taiwan Semi errichtet eine Chip-Fertigung in den USA und bislang wurden Chips noch von den Zöllen ausgespart. Die Aktie von Nvidia sinkt derzeit nur aus Angst davor, dass auch hier Zölle kommen. Mag sein, dass hier noch ein Damoklesschwert hernieder rauscht. Doch es fehlt mir die Überzeugung, dass Donald Trump diesen Zukunftsbereich für den Wiederaufbau von Stahlwerken opfert. Ich gehe davon aus, dass hier rechtzeitig eingelenkt wird.

Palo Alto ist als IT-Sicherheitsfirma im Rahmen von Zollstreitigkeiten mehr gefragt denn je, denn das Misstrauen und damit die gegenseitigen Cyberangriffe werden meiner Einschätzung nach ansteigen, je weiter der Zollstreit eskaliert.

Bei Novo Nordisk habe ich unterschätzt, wie stark die Konkurrenz durch Eli Lilly ist, wie hoch eventuelle Zölle auf Pharmaartikel noch ausfallen könnten und wie hart Donald Trump gegen Dänemark vorgehen könnte, um sich Vorteile in Grönland zu verschaffen. Novo Nordisk ist bei allen drei Punkten im Nachteil, die Aktie ist stark eingebrochen. Bei einem Gewinnwachstum von 15% ist das EV/EBITDA von 11 in meinen Augen inzwischen viel zu günstig. Aber vielleicht sollten wir hier eine Zwischenerholung ebenfalls nutzen, um ein wenig Cash zu generieren. Immerhin haben wir diese Position sehr groß gemacht.

Apple haben wir heute verkleinert, denn auch Apple ist gleich mehrfach unter Druck: Die Chips kommen aus China, die iPhones werden zu einem großen Teil nach Europa verkauft.

Bei unseren Spekulationen fühle ich mich besser aufgestellt, obwohl auch diese Aktien im aktuellen Ausverkauf kräftig unter die Räder kamen. Hier sehe ich die meisten Ungereimtheiten:

Coterra gab diese Woche um 14% nach, weil der Ölpreis einbrach. Doch Coterra hängt stark am Gaspreis. Der Gaspreis in Europa brach ebenfalls stark ein, doch Coterra hängt am US-Gaspreis ... und der konnte sich unverändert auf hohem Niveau stabil halten. Warum also der Ausverkauf?

Salesforce kann mit Agentforce teure Mitarbeiter im Helpdesk durch KI ersetzen und somit zu Effizienzgewinnen und Kosteneinsparungen führen. Genau das, was in einer Rezession gefragt ist. Und Zölle fallen für Salesforce nicht an. Dennoch gab die Aktie diese Woche 12% ab.

Capital One Financial erhielt gestern die Genehmigung der Übernahme des Kreditkarten Netzwerkbetreibers Discover durch die US-Justizbehörde. Gerade die Justizbehörde wurde als größte Hürde für die Übernahme angesehen, die noch ausstehenden Genehmigungen durch die US-Notenbank sowie der örtlichen Behörde in Delaware (OCC) stehen noch aus, gelten aber nicht als fraglich. Eigentlich hätte die Aktie gestern anspringen müssen, doch irgendwie scheint das den Anlegern entgangen zu sein. Sie sehen das Kreditausfallrisiko im Falle einer Rezession als wichtigstes Thema und jagen die Aktie um 14% in die Tiefe.

Carvana haben wir heute nachgekauft. Mit -20% fürchten Anleger offensichtlich eine Pleite des Autohändlers. Die Aktie war nach der Corona-Pandemie schonmal auf Ausverkaufsniveau, denn damals drohten die Kredite, mit denen die Autokäufe finanziert wurden, bei steigenden Zinsen zu teuer zu werden. Die Insolvenz war eigentlich absehbar, doch dann führte das Unternehmen eine Aktienplatzierung durch, mit der ein Großteil der Kredite abgelöst wurde. Plötzlich waren die Aktionäre Eigentümer der Gebrauchtwagen und nicht mehr Schuldner der Finanzierungen. Die Aktie vervielfachte sich in den folgenden Monaten. Diesmal stehen nicht steigende, sondern sinkende Zinsen an. Die Verschuldung von Carvana ist niedrig. Und ein Anziehen der Nachfrage ist absehbar, wie beschrieben. Ich weiß nicht, warum diese Aktie so ausverkauft wird.

Puma gab gestern einen Wechsel im Vorstand bekannt. Arne Freundt wird zum 1.7. durch Arthur Hoeld ersetzt. Hoeld war zuletzt Vertriebsvorstand bei Adidas und verließ den Konzern Ende letzten Jahres überraschend. In der Regel springt eine Aktie, die mehrere Jahre im Abwärtstrend gefangen war, bei einem Wechsel in der Führungsetage an. Doch auch das scheint den Anlegern gestern und heute entgangen zu sein.

Bleibt PVA Tepla, die in meinen Augen ebenfalls vom Zollstreit profitieren dürfte. PVA Tepla möchte zwar seinen Kundenstamm diversifizieren, beliefert aber nach wie vor zu einem großen Teil Infineon. Und Infineon dürfte von einer verstärkten Chip-Fertigung in Europa profitieren. Es ist erklärtes Ziel der EU, in diesem Bereich eigene Kapazitäten aufzubauen. Der Zollstreit dürfte dieses Vorhaben nur noch beschleunigen.

Dell haben wir gestern erst nachgekauft und ich bin mir schon wieder unsicher, ob das richtig war: Die Vergeltungszölle aus China treffen den Hersteller von PCs besonders hart. Und auch in Europa ist er anfällig, da Dell, genau wie BMW in den USA, hierzulande PCs einfach nur zusammenschraubt und die Wertschöpfung außerhalb Europas erfolgt. Vergeltungszölle der EU könnten also auch Dell treffen.


Mit unserem heutigen Teilverkauf von Apple haben wir aktuell 4% Cash im Portfolio. Ich will hoffen, dass wir dies nicht am Montag einsetzen müssen, sondern dass wir über das Wochenende eine Beruhigung der Situation erleben dürfen. Doch sollte es nochmals abwärts gehen, werden wir auch die verbliebene Cashposition wieder einsetzen.

Aber vielleicht erliege ich mal wieder meiner eigenen Analyse: Ich bin ja bei weitem nicht allwissend, sondern mache mir hier an meinem Schreibtisch so meinen Reim auf die Vorgänge. Und da ist für mich sonnenklar, dass die USA auf temporäre Zölle als Verhandlungsmasse aus sind. Das müssen doch auch die europäischen Verhandlungspartner sehen, oder? Wenn ich das schon sehe, dann muss doch auch einer Frau von der Leyen klar sein, dass hier gut gebrüllt wird. An einer Eskalation kann doch niemand Interesse haben.

Aber lassen wir uns überraschen.



5. Update beobachteter Werte: Dell, Carvana, DAX Call, Apple



Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.

Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.

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Dell: Nachkaufen, Position verdoppeln



Do, 03. April um 16:50 Uhr
Dell rüstet sich mit Servern und Speicherprodukten für den KI-Boom – trotz Margendruck bleiben die Kurschancen spannend.

Seit Oktober hat sich das Volumen der KI-Aufträge von 4,5 auf 9 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Damit rückt zwar die Marge bei Dell stärker in den Fokus, doch unterm Strich stimmt der höhere Absatz zuversichtlich. Die Marge bei KI-Rechenzentren ist geringer als im angestammten Server-Geschäft von Dell, sowie auch im PC-Geschäft. Dell wächst also kräftig im KI-Umsatz, doch die restlichen Umsätze entwickeln sich schwach. Das heißt, es wird ein markenstarkes Geschäft durch ein morgenschwächeres substituiert.

Ich hatte den Vorgang erklärt: Erste Pilotkunden und insbesondere die Hyperscaler verhandeln günstige Preise. Wenn die KI-Rechenzentren von Dell dann auch an Mittelständler verkauft werden, dann dürften die Margen wieder ansteigen. Dies zeigt sich auch schon in der Erwartung: Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Gewinnsprung um 46% erwartet, anschließend nochmals um 13%. Das EV/EBITDA von nur 6 ist vor diesem Hintergrund nach wie vor viel zu günstig.

Positiv stechen außerdem die Ausschüttungen ins Auge: Nach einer Dividendenanhebung auf aktuell 2,1% hat Dell sein Aktienrückkaufprogramm um weitere 10 Milliarden US-Dollar aufgestockt und nutzt Kursrücksetzer gern für den Rückkauf.

Heute veröffentlichte Morgan Stanley eine Studie, in der Dell als einer der großen Leidtragenden von den Trump-Zöllen genannt wird. Dieser Bericht ist der Grund für den heftigen Ausverkauf. Ich würde diese Panik nutzen und unsere spekulative Position in Dell verdoppeln.

Trump-Zölle: Trump ist nicht nur verrückt, er ist wirklich verrückt. Die Zölle sind nicht nur heftig, sie sind wirklich heftig. Auch wenn er das lange ankündigte und alle es offiziell auch erwarteten, so sind heute doch alle überrascht, wie heftig seine Zölle sind. Ich gehe davon aus, dass es ein paar Tage dauern wird, bis dieser Schock an den Aktienmärkten verdaut ist. Daher gibt es heute nur einen ersten vorsichtigen Kauf. Vielleicht morgen nochmals. Die Bewertungen der Aktien werden auf ein Niveau zurückgeführt, das der neuen Situation mit Strafzöllen und gegebenenfalls Vergeltungszöllen entspricht. Im Verlauf der nächsten Woche dürfte meiner Ansicht nach dann eine Gegenbewegung starten, doch das hängt natürlich auch von den Reaktionen der Handelspartner auf die Zölle ab.

Grundsätzlich: Verhandlungen zwischen Trump und dem Rest der Welt werden nicht über Nacht erfolgreich abgeschlossen, sondern sich vermutlich über einige Wochen hinziehen. Wochen, in denen weiterhin Ungewissheit an den Aktienmärkten herrscht. Doch das ist nebensächlich. Die wichtige Frage ist, haben wir nun die heftigsten Strafzölle bereits gesehen? Oder wird Trump bei schlecht verlaufenden Verhandlungen nochmals nachlegen? Ich denke, wir haben heute das schlimmste gesehen.

Alle Updates zu Dell


Carvana: Nachkaufen, Profiteur der Strafzölle



Fr, 04. April um 12:52 Uhr
Aktuell wird alles ausverkauft, ungeachtet der Wirkung der Zölle auf einzelne Unternehmen. Carvana wird meiner Ansicht nach einer der Profiteure von Zöllen sein. Vielleicht nicht unmittelbar, da viele Autohändler in den USA noch im Vorfeld des angekündigten "Liberation Days" noch ihre Lager aufgefüllt haben. Diese Fahrzeuge wurden also noch zu den niedrigen Zöllen importiert und können in den kommenden Wochen / Monaten günstig verkauft werden.

Doch wenn dieser Überhang aufgebraucht ist, werden importierte Autos, immerhin 50% der in den USA verkauften Neuwagen, 25% Zoll einrechnen müssen. Und auch bei den anderen Neuwagen werden viele importierte Bauteile verwendet, die ebenfalls verzollt werden.

Gebrauchtwagen sind von den Fällen nicht betroffen. Carvana wird von steigenden Gebrauchtwagenpreisen profitieren. Die Preise steigen allein aufgrund der Nachfrage, weil viele Käufer anstatt eines Neuwagens lieber einen Gebrauchten kaufen. Und die Gewinnmarge wird sich dementsprechend dann vergrößern.

Gestern brach Carvana um 11% ein, heute um weitere 6%. Völlig irrational! Ich würde diese Ausverkaufspreise nutzen und unsere spekulative Position verdoppeln.

Übrigens: Es ist ein inzwischen typisches Muster, dass die US-Vorbörse tiefrot aussieht und dann im Tagesverlauf nach oben dreht. Von der tiefroten US-Vorbörse ist aktuell auch der DAX dann betroffen, dessen Anleger aus den USA ihre Schlüsse ziehen. Ich denke, vor dem Wochenende, also am heutigen späten Freitag, werden die Kurse sich dann wieder ein wenig erholen.

Kurzer Spoiler für die heutige Ausgabe: Ich habe mir nun eine fundierte Meinung darüber gebildet, was derzeit passiert und was wir noch zu erwarten haben. Auch wenn die Zölle nur vorübergehend so stark belasten, so könnte "vorübergehend" jedoch leider auch einige Wochen, wenn nicht sogar Monate bedeuten. Wir müssen in eine Erholungsbewegung ein paar unserer Portfoliopositionen an die veränderte Situation anpassen.

Alle Updates zu Carvana


DAX Call: Angst & Panik: DAX Call kaufen



Fr, 04. April um 13:27 Uhr
Der Volatilitätsindex für den DAX ist in diesen Minuten auf 33 gesprungen. Solche Volatilitätssprünge haben sich in der Vergangenheit stets als gute Kaufgelegenheiten herausgestellt. Meist pendelt die Volatilität zwischen 15 und 20, wenn's turbulent wird, geht's auch mal auf 25. Ein Sprung über die 30er-Marke ist sehr selten, zuletzt im August 2024, und markiert eigentlich recht zuverlässig ein Tief, oder zumindest ein Zwischentief.

Ich denke, in der kommenden Woche wird es eine Erholungsbewegung geben. Ob wir das Schlimmste im Zollstreit bereits gesehen haben, ob der Ausverkauf an den Börsen damit bereits endet, dass weiß ich nicht. Ich werde es in der heutigen Ausgabe näher diskutieren. Aber ich gehe davon aus, dass wir mit diesem Call zumindest auf Sicht von wenigen Tagen recht gut liegen werden, wenn es eine Erholungsbewegung geben sollte.

Wesentlicher Treiber der Optionspreise ist die Volatilität. Wenn es in den kommenden Tagen noch weiter nach unten gehen sollte, dann wird die Volatilität kräftig anspringen und einen weiteren Kursverfall im Optionsschein mildern, auch wenn der DAX weiter fällt. Auf der anderen Seite wird eine Erholung im DAX die Volatilität wieder zurückführen und somit auch einen Kurssprung im Optionsschein mildern. Wir sollten daher im Falle einer Kurserholung eher früher als später Gewinne mitnehmen.

Doch zunächst müssen wir den Call kaufen, und das würde ich jetzt tun :-)

Alle Updates zu DAX Call


Apple: Teilverkauf, Cash generieren vor dem Wochenende



Fr, 04. April um 17:08 Uhr
Okay, wir haben kaum noch Cash und je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger kann ich mit Sicherheit behaupten, dass wir am Wochenende positive Nachrichten erhalten. Schlimmstenfalls legt die EU Zölle für US-Techkonzerne auf, Apple würde dann am Montag nochmals weiter fallen.

Ich würde daher die halbe Apple-Position verkaufen. So sind wir am Montag wieder ein wenig handlungsfähig, falls es über das Wochenende eine weitere Eskalation im Zollstreit gibt. Sollte es zu einer Beruhigung und Erholungsbewegung am Montag kommen, sind wir mit unseren bisherigen Positionen ausreichend investiert.

Alle Updates zu Apple



6. Leserfragen





Insiderkäufe bei Merck KG aA


Hallo Herr Heibel,

besten Dank für die sehr aufschlussreichen Ausführungen in dem soeben beendeten VC!

Leider haben Sie Merck KGaA nicht mehr behandelt bzw. behandeln können. Da der Kurs der Aktie zuletzt stark gefallen ist und diese dem Anschein nach vielfach zum Kauf empfohlen wird, könnte sich ein Einstieg vielleicht lohnen. Was meinen Sie? Vielleicht bietet sich eine Rückmeldung im Rahmen des nächsten HeibelTicker(s) im Rahmen der Rubrik „Leserfragen“ an.

Besten Dank und viele Grüße aus Düsseldorf

Marius aus Düsseldorf

ANTWORT
Ja, ich kann gerne noch einen genaueren Blick auf Merck werfen. Das Unternehmen war uns ja aufgefallen, weil in den vergangenen Tagen eine ganze Reihe von Insidern nennenswerte Käufe in der Aktie getätigt haben. Wenn Insider die Aktie also für günstig und aussichtsreich halten, lohnt vielleicht ein genauerer Blick.

Als Dividendenaktie ist Merck attraktiv, erfüllt aber nicht alle unsere Kriterien: Die Dividendenrendite ist mit aktuell 1,8% deutlich unter unserer Mindestrendite von 2,5%. Schauen wir uns daher mal die Bewertung an.

Die Gewinnentwicklung schwankt stark: Im angelaufenen Jahr 2024 wuchs der Gewinn um 3%, im laufenden Jahr soll der Gewinn um 25% anspringen, danach aber wieder nur noch um 8%. Dieses Wechselbad der Gefühle wird mit einem EV/EBITDA von 10 bewertet. Dabei ist Merck bekannt für konservative Prognosen: Analysten hoben ihre Gewinnschätzungen für das laufende Halbjahr von Merck in den vergangenen anderthalb Jahren immer wieder an.

Neben der Autoindustrie befürchten Anleger auch US-Zölle auf Medikamente, die in die USA exportiert werden. Daher befinden sich ausländische Pharma-Titel derzeit unter Druck. Heute Abend werden wir mehr wissen, denn Donald Trump wird heute Details zu seinen neuen Zöllen verkünden. Wenn Sie heute noch kaufen, spekulieren sie auf moderate Zölle - können damit aber falsch liegen. Wenn Sie bis morgen warten, könnte Ihnen ein erster Kurssprung entgehen, aber dafür haben Sie dann Gewissheit für die künftige Entwicklung. Ich würde abwarten.


Unterschiedliche Bewertung von Hensoldt


Hallo Herr Heibel,

ich halte zwar nicht viel von den Börsen-Videos, die bei n-tv gesendet werden. Deutlich wird das wieder mal, was sie taugen, bei einem Beitrag einer Frau Birgit Haas, Redakteurin Capital, die sich über Rüstungsaktien äußert.
Sie sagt hier, Hensoldt habe einen Wert von 600. Vermutlich ist das KGV gemeint.
Ich nehme dies aber zum Anlaß, eine Frage über die Werthaltigkeit der im Netz angegebenen KGVs zu stellen.
Hensoldt wird bei onvista mit einem KGV von 47 angegeben. Bei n-tv mit 135, was ja fast stimmig ist mit der Aussage der Frau Haas. Die Differenz zwischen 47 und 135 ist aber irrational.
Ich gehe traditionsgemäß nach wie vor davon aus, daß generell die onvista-Werte in etwa stimmen.

Liege ich damit richtig?

Mit freundlichen Grüßen, Siegfried aus Erfurt

ANTWORT
Ich bin im Video gestern darauf eingegangen: Ungefähr bei 1:18:20
https://www.youtube.com/live/Z2Y-jx_NogM?t=4700s

Es ergeben sich häufig große Differenzen, je nachdem welches KGV man betrachtet. Für 2024 ergab sich zum Jahreswechsel ein KGV von 37. Aktuell notiert das KGV bei 69, aber es werden die Gewinne der jüngsten 12 Monate (TTM - Training Twelf Months) berücksichtigt. Wenn wir die Gewinnschätzung für 2025 in Höhe von 1,79 EUR je Aktie zugrunde legen, ergibt sich ein KGV 25e von 34.

Bei diesen Zahlen handelt es sich um „adjustierte“ Zahlen. Unternehmen rechnen aus den Gewinnen häufig Sondereffekte heraus, die jedoch nach den allgemeinen Bilanzierungsregeln nicht herausgerechnet werden dürfen. Damit ergeben sich hier auch nochmals unterschiedliche KGVs. Für 2024 wird bspw. ein adjustierter Gewinn je Aktie von 1,66 EUR angegeben, was zu einem KGV von 37 führt. Nach GAAP-Bilanzierungsregel bleibt von dem Gewinn jedoch nur noch 0,93 EUR übrig, was wiederum zu einem KGV von 66 führt.

Sie sehen, die Unterschiede können groß sein. Wie immer geben solche Kennzahlen nur einen ersten Eindruck. Wenn man sich ein Bild über die tatsächliche Situation im Unternehmen machen möchte, muss man also ein wenig tiefer eintauchen.

n-tv kommt nun auf ein KGV von 123 (https://www.n-tv.de/boersenkurse/aktien/hensoldt-ag-inh-on-36901501), weil man das „verwässerte“ Ergebnis je Aktie betrachtet. Ich kann nur vermuten, dass dabei künftige Kapitalmaßnahmen (Ausgabe von Aktien, Vergütung von Mitarbeitern in Form von Aktien) berücksichtigt werden. Diese Vorgehensweise ist mir neu: Ich betrachte die Kapitalmaßnahmen und Vergütungsversprechen stets in meiner Analyse, doch ich rechne sie bei der Berechnung der Bewertung noch nicht ein, da sie noch nicht gewiss sind. Vielfach hängen diese Vergütungen von Kursentwicklungen oder anderen Bedingungen ab, deren Eintreten nicht sicher ist.

Zu der von Ihnen genannten 600 kann ich mir keinen Reim machen.




7. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =24,4%WKN4.4., 20:29 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 8x2,5%!
PVA Tepla74610012,31 €-8%-5%1,2%C
Puma69696019,99 €-12%-40%2,5%C
Coterra Energy88164622,67 €-14%-8%1,9%B
DELL TechnologiesA2N6WP65,40 €-23%-41%4,7%A
Home Depot866953325,35 €-2%-14%2,6%A
SalesforceA0B87V221,39 €-12%-30%1,8%A
Capital One Fincl893413136,87 €-14%-15%2,3%A
CarvanaA2DPW1148,50 €-20%-20%4,7%A
DAX CallJF67ZQ 11,58 €-42%0%2,6%A






Disruptiv (≈30%) =26,2%WKN4.4., 20:29 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP65,56 €-8%21%3,7%B
MediosA1MMCC10,94 €-12%-17%3,6%C
Nvidia91842285,55 €-16%-35%5,2%A
Palo Alto NetworksA1JZ0Q141,07 €-11%-20%2,9%B
Novo NordiskA3EU6F57,90 €-9%-31%7,9%A
Apple865985175,83 €-13%-19%2,8%A







Dividende (≈30%) = 23,6%WKN4.4., 20:29 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
CEWE54039096,50 €-9%-7%6,9%B
Allianz840400332,30 €-6%12%7,6%B
Snap-On853887290,61 €-5%-11%3,0%B
Nitto Denko86293015,66 €-11%-5%2,9%B
Holcim86989890,94 €-10%-2%3,2%A







Absicherung (≈20%) =21,9%WKN4.4., 20:29 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren /Uz9655152.763,03 €-3%10%8,4%C
Südzucker-AnleiheA0E6FU91,41%-1%1%3,1%C
Symrise %-'12.25SYM77299,11%0%1%3,4%C
BitcoinA27Z3076.157,71 €-2%-15%7,0%B



Woche ΔΣ '25 ΔCashquote



-8%-12%3,9%

Heibel-TickerGewichtung# Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%24,4%892,5%
DisruptivEnkelkinder30%26,2%566,0%
DividendeUrlaub30%23,6%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%21,9%346,7%
Summe
100%96%21241


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de




8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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