Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
20. Jahrgang - Ausgabe 23 (06.06.2025)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Business as usual mitten im Chaos |
2. | So tickt die Börse: Schlammschlacht zweier Alphatiere |
- KI-Wettlauf | |
- Geopolitische Spannungen nehmen ab | |
- Kill Bill | |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Kurse klettern an der Mauer der Sorgen |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: Nur ein Spielchen der Best Buddies? |
- Alles andere neben der Schlammschlacht | |
5. | Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Puma, Dell, BioNTech, Boeing, Novo Nordisk, Yamaha Corp., Apple |
- Tesla Motors: Tesla-Ausverkauf könnte letzte Kaufgelegenheit darstellen | |
- Puma: Prognosesenkung von Lululemonwegen Zoll-Belastung | |
- Dell: US-Regierung setzt Tech-Firmen unter Druck | |
- BioNTech: Neue Krebs-Allianz mit Bristol-Myers | |
- Boeing: China verhandelt mit Airbus | |
- Novo Nordisk: Aktie klettert unabhängig von aktuellen Meldungen in Richtung vernünftiger Bewertung | |
- Yamaha Corp.: Kauflimit erreicht | |
- Apple: Gerichtsurteil schwächt Marktmacht | |
6. | Leserfragen |
7. | Übersicht HT-Portfolio |
8. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
9. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Business as usual mitten im Chaos
Liebe Börsenfreunde,
Es ist viel los an den Märkten, sowohl bei Unternehmen als auch in der Wirtschaftspolitik. In Kapitel 2 gehe ich nur auf die Ereignisse ein, die einen Einfluss auf die Börsen haben. Die KI-Revolution verändert Arbeitsmärkte und Unternehmensstrukturen tiefgreifend. Außenpolitisch gibt es vorsichtige Entspannungssignale, während innenpolitisch in den USA ein offener Machtkampf zwischen zwei Alphatieren tobt. Und ganz am Rande könnte ein unscheinbarer Stablecoin der US-Währung Stabilität verleihen – ein Spiel mit enormen geopolitischen und finanziellen Implikationen.
Trotz politischem Chaos in den USA klettert der DAX weiter, getragen von geopolitischer Entspannung und einem überraschend freundlicheren Ton aus Washington zum Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz. Deutsche Anleger zeigen sich erleichtert, das Sentiment hellt sich auf und die Selbstzufriedenheit steigt, wie ich in Kapitel 3 zeige. Doch neue Käufe bleiben aus, denn man traut dem Braten noch nicht ganz. Während Privatanleger ihre Absicherungen abbauen, rüsten institutionelle Investoren mit Puts auf. Die Kurse steigen weiter an der altbekannten Mauer der Sorgen.
Während Twitter (X) brennt und Tesla vorübergehend abstürzt und sich umgehend wieder erholt, zeigt sich der Gesamtmarkt unbeeindruckt. Die Börse spielt das Drama zwischen den beiden Alphatieren souverän runter, als ginge es um ein Theaterstück mit bekanntem Ausgang. Vielleicht ist es genau das. In Kapitel 4 diskutiere ich, was passieren könnte, sollte der Konflikt eskalieren.
Die heutigen 8 Updates behandeln bereits eine Reihe der wichtigsten Ereignisse dieser Woche, verpassen Sie daher Kapitel 5 nicht. Was bedeuten die neuesten Investitionen in die US-Energieinfrastruktur für Dell und Nvidia? BioNTech kooperiert mit Bristol Myers in der Krebsforschung, ist damit der Durchbruch geschafft? China möchte 300 Flieger bei Airbus bestellen, nicht bei Boeing. Was bedeutet das? Novo Nordisk präsentiert Ende Juni auf einer Diabetes-Messe. Ich zeige auf, was dort erwartet wird. Ist Tesla noch ein Kauf, wenn Elon Musk sich mit Donald Trump überwirft? Und wie stehe ich zu Apple und Yamaha? Die Antworten zu diesen Fragen lesen Sie in den Updates.
In den heutigen Leserfragen in Kapitel 6 werde ich unter anderem zum britische Drohnenanbieter von QinetiQ befragt, ein britisches Rüstungsunternehmen. Außerdem wiesen mich einige Leser auf die in Trumps Steuerpaket versteckte Möglichkeit der Anhebung der Dividenden- und Zinsertragssteuer für ausländische Anleger hin. Von aktuell 15%, wie im Doppelbesteuerungsabkommen vereinbart, könnten die USA schrittweise auf 20% gehen. Smartbroker bietet ein Wallet für Bitcoins an. Ich schaue, wie sicher dieses Wallet ist.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Schlammschlacht zweier Alphatiere
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Zinssenkung der EZB am gestrigen Donnerstag war erwartet worden und ging daher im Marktgetöse fast vollständig unter.
KI-Wettlauf

Microsoft entlässt 3% seiner Belegschaft, nachdem sie bereits 2023 um 5% gekürzt wurde. Wenn kein Grund für die Kürzungen genannt wird, handelt es sich in der Regel um Mitarbeiter, die einfach nicht mehr benötigt werden. Meine Interpretation: KI macht die verbliebenen Mitarbeiter produktiver.
Amazon entwickelt Roboter, die Pakete ausliefern können. Während sich Waymo (Alphabet) und Tesla also um das autonome Fahren kümmern, kümmert sich Amazon um die Zusteller, die für die "letzte Meile" verantwortlich sind. Außerdem hat Amazon nochmals seine Investitionen in KI-Infrastruktur um 10 Mrd. USD erhöht. In North Carolina wird ein KI-Rechenzentrum gebaut, in dem ein neu aufgesetztes Team KI-Agenten entwickeln soll.
Ach, und übrigens, Procter & Gamble schmeißt 15.000 Mitarbeiter raus, 15% aller Mitarbeiter in der Administration. Ein Grund wird nicht genannt, aber der Hinweis, dass die Fabrikarbeiter nicht angetastet werden, deutet auch hier auf Einsparungen durch die KI hin.
MongoDB, ein Datenbankanbieter mit spezieller KI-Architektur, sprang diese Woche nach überraschend guten Q-Zahlen um 19% an. Insbesondere im arabischen Raum war der Umsatz stark angesprungen. Auch Broadcom lieferte gestern Abend Q-Zahlen, die über den Erwartungen lagen: Es werden mehr individuelle KI-Chips bestellt als von vielen Analysten erwartet.
Die KI-Revolution ist also in vollem Gange. Die Aktienrallye wird jedoch durch die Politik gebremst: Zölle und Exportrestriktionen erschweren das Geschäft der US-Unternehmen insbesondere mit China. Darüber hinaus wächst die Sorge, dass China technologisch aufholen könnte, je länger es von westlicher Technologie abgeschnitten wird.
Geopolitische Spannungen nehmen ab

Friedrich Merz war gestern im Oval Office. Obwohl Trump bei den Bundestagswahlen die AfD unterstützte, blieben kritische Kommentare aus. Im Gegenteil: Merz überreichte Trump eine kalligraphisch aufwendig aufgearbeitete Geburtsurkunde des Großvaters Trumps, der 1869 in Bad Dürkheim geboren wurde. Merz sprach von der gemeinsamen DNA Deutschlands und der USA und schlug mit diesem Geschenk offensichtlich den richtigen Ton an. Nur Trump könne den Krieg in der Ukraine beenden, sagte Merz. Auch das ist ein Tonfall, den Trump mag. Schauen wir mal, ob das zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Deutschland beitragen kann.
Außenpolitisch kam es diese Woche also zu einer relativen Beruhigung der Spannungen.
Kill Bill


Abbildung 1: Elon Musk erinnert an Aussagen Trumps, niemals die Schuldenobergrenze ohne ausgeglichen Haushaltanzuheben
Die Auseinandersetzung ist binnen weniger Stunden zur Schlammschlacht geworden. Trump behauptet, Musk sei enttäuscht, dass er das Förderprogramm für elektrische Autos gestrichen habe. Dabei hätte er (Musk) es schon von Anfang an gewusst, dass er (Trump) es streichen werde. Musk legt nach und veröffentlicht Videos, in denen Trump in vertraulichen Gesprächen mit Epstein zu sehen ist, dem Betreiber des Sex-Kartells, das auf Partys Minderjährige und einflussreiche Personen zusammenbrachte. Epstein verübte im Knast Selbstmord, wobei viele von einem inszenierten Selbstmord ausgehen. Eppstein habe so viele über die Mächtigen gewusst, dass er einfach beseitigt werden musste, so die Verschwörungstheorie. Und einer von denen, über den er nach Meinung von Elon Musk "zu" viel wusste, war Donald Trump. Das sei auch der Grund, so Musk, warum Donald Trump entgegen seinem Versprechen alle als geheim klassifizierten Dokumente zu diesem Fall nicht veröffentlichen ließ.
Nun droht Trump, sofort alle Regierungsaufträge an Musks Unternehmen wie Starlink zu streichen. Elon Musk kontert umgehend mit dem Ende der Kooperation seines Unternehmens SpaceX und der NASA. Derzeit verfügt die NASA nicht über die Möglichkeit, ohne SpaceX in den Weltraum zu fliegen.
Trump behauptet nun, er habe kein Problem damit, dass sich Elon Musk gegen ihn gewendet habe. Musk verkenne die Genialität der big beautiful bill, die lediglich korrigiere, was in der Vergangenheit schief lief.
Und Musk twittert im Minutentakt Belege dafür, warum dieses Steuerpaket die USA in den Ruin treibe.
... und und und
Und die Aktie von Tesla stürzt derweil diese Woche um 19% ab. Allein gestern ging's um 14% nach unten, der größte Tagesverlust von Tesla der Geschichte.
Ich glaube, dass Elon Musk die big beautiful bill zu Recht kritisiert. Der Kritik liegt die Annahme zugrunde, dass die Steuergeschenke nicht durch Wachstum, sondern durch die Zollpolitik finanziert werden soll. Und Zölle führen in der Regel nicht zu steigenden Staatseinnahmen, sondern eher zu einem Konjunkturdämpfer. Zu Beginn seiner Strafzölle konnte man noch hoffen, dass er lediglich ungerechte Handelsbeschränkungen im Laufe der Verhandlungen beseitigen wollte. Denn kaum jemand glaubte wirklich, dass Trump langfristig auf Zölle als Einnahmequelle setzte.
Doch diese big beautiful bill meißelt nun in Stein, dass die Einnahmeseite durch inländische Steuern nicht wachsen wird. Zolleinnahmen sind erforderlich, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen. Und diese Zolleinnahmen sind höchst ungewiss.
Ich habe darüber berichtet, dass die ersten Zollabkommen, die Trump als Erfolg feierte, mit den wenigen Ländern abgeschlossen wurden, mit denen die USA einen Handelsbilanz-ÜBERSCHUSS erzielen. Also Länder, die aus Sicht von Donald Trump von den USA ungerecht behandelt werden. Das erste Handelsabkommen mit einem Land, mit dem die USA ein Handelsbilanzdefizit erwirtschaften, steht noch aus.
Es wird also eng für Donald Trump. Elon Musk weiß das. In seinen Tweet sind bereits viele weitere Aktionen angedeutet. So fragt er, ob die USA eine neue Partei benötige, und über 80% seiner Follower klicken auf "Ja". Damit setzt er sich an die Spitze einer Gegenbewegung, die zum etablierten Zweiparteiensystem werden könnte. Sehr viele Trump-Wähler wählten ihn ja nur mangels Alternative.
Mit seinen Epstein-Tweets nährt er die Vermutung, er könne ein Amtsenthebungsverfahren anstreben. In den Kommentaren ist schon zu lesen, dass Vizepräsident JD Vance ohnehin die bessere Alternative wäre.
Die Zollpolitik Trumps führte zu einem Einbruch in den Lieferungen von Seltenen Erden und Magneten an die USA. Ford meldet bereits die Stilllegung von Fertigungsstraßen mangels Material. Der Großteil der Seltenen Erden wird in China abgebaut. Zur Erinnerung: Seltene Erden sind "selten", aber überall auf der Welt existent. Zum Abbau muss so viel Erde umgewälzt werden, dass dies entweder kaum wirtschaftlich ist (Lohnniveau), oder dafür aber kaum Genehmigungen erteilt werden (Umweltschutz). Von heute auf morgen kann China als global wichtigster Lieferant Seltener Erden nicht ersetzt werden.
Insbesondere für Batterien sind Seltene Erden erforderlich, aber auch für die Rüstung, Medizintechnik, Elektromotoren für bspw. Windräder und für Solaranlagen. Übrigens drosselte China die Lieferung Seltener Erden auch an Deutschland, so dass hierzulande einige Unternehmen Alarm schlugen.
Was steckt wirklich hinter der Schlammschlacht?
Nun, Elon Musk ist ein Egomane, aber treu. Während seiner Amtszeit wurde ihm vorgeworfen, die USA zu demontieren und einen wildgewordenen Donald Trump zu unterstützen. Weltweit brachen die Absatzzahlen von Tesla ein, nicht zuletzt als Protestreaktion gegen seine Politik.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gewinnt die folgende Überlegung an Bedeutung: Was, wenn er sich nun als Gegenspieler von Trump positioniert, um all diejenigen hinter sich zu versammeln, die gegen Trump sind? Das sind ja auch nicht wenige, wie wir wissen.

Schauen wir, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 6.6., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 24.304 | 1,3% | 22,1% |
S&P 500 | 5.995 | 1,4% | 1,5% |
Nikkei | 37.742 | -0,6% | -5,4% |
Shanghai A | 3.874 | 0,9% | -1,5% |
Euro/US-Dollar | 1,14 | 0,5% | 9,5% |
Euro/Yen | 165,14 | 1,0% | 1,5% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,48% | 0,08 | -0,02 |
Umlaufrendite Dt | 2,42% | 0,02 | 0,11 |
Feinunze Gold | $3.332 | 1,3% | 27,4% |
Fass Brent Öl | $66,51 | 5,9% | -10,7% |
Kupfer | $9.740 | 2,5% | 9,3% |
Baltic Dry Shipping | $1.626 | 14,7% | 63,1% |
Bitcoin | $105.154 | 1,7% | 12,1% |

Kurz zur Einordnung: Circle ist nach Tether der zweitgrößte Anbieter eines Stablecoins auf den US-Dollar. Insgesamt gibt es Stablecoins auf den US-Dollar im Wert von 230 Mrd. USD. Das Volumen hat sich binnen zwei Jahren verdoppelt. Bis 2023 geht man von einem Volumen von 1 Billionen USD aus.
Mit 153,4 Mrd. USD ist Tether derzeit der größte Anbieter, gefolgt von Circle mit 61,5 Mrd. USD. Kurz zur Einordnung, was ein Stablecoin ist:
Bitcoin = Rohstoff
Ethereum, Cadano, XRP, etc.. = Wertpapier, also Aktie
Stablecoins = Währungen
NFTs = Kunst
Wenn Sie Bitcoins erwerben möchten, haben Sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie betreiben eine Mining-Farm und schürfen selber ihre Bitcoins. Oder aber Sie kaufen einem Bitcoin-Eigner Bitcoins gegen ihr Geld, also Euro oder US-Dollar, ab. Das Geld müssen Sie bei den meisten Anbietern auf irgendein Konto in der Schweiz oder in England senden. Die Bestätigung für Ihren Bitcoin-Kauf erhalten Sie erst nach Eingang der Zahlung, was manchmal einige Tage in Anspruch nehmen kann.
Wer im Bitcoin spekulieren möchte, der ist jedoch auf einen schnellen Umtausch zwischen Währung und Bitcoin angewiesen. Diese Lücke schließen Stablecoins. Es handelt sich um Kryptowährungen, die mit 100% von der zugrunde liegenden Währung hinterlegt sind. Circle besitzt also US-Dollar im Wert von 61,5 Mrd. USD. Der Großteil des Geldes liegt übrigens bei Blackrock.
Da es sich um eine 1:1-Kopplung handelt, darf Circle die 61,5 Mrd. USD in nichts anderes stecken als US-Dollar. Aktien sind zu volatil, selbst Gold entwickelt sich häufig anders als der US-Dollar. Die 1:1-Kopplung muss durch "sichere" US-Dollars hergestellt werden. Und Sie werden überrascht sein: US-Staatsanleihen gelten als sichere US-Dollar Papiere. Circle erhält sogar Zinsen für die 61,5 Mrd. USD, die es in US-Staatspapieren zur sicheren Kopplung des US-Dollars an den eigenen Stablecoin Circle hält.
Die Zinseinnahmen sind ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells von Circle. Zusätzlich verdient das Unternehmen natürlich an den Transaktionen von Circle in Kryptowährungen und von Kryptowährungen nach Circle. Dabei geht es nicht nur um den Bitcoin, sondern um eigentlich alle Kryptowährungen wie Ethereum, Cardano, XRP, ..., die insbesondere von Travers möglichst zeitnah ge- oder verkauft werden sollen. Darüber hinaus bietet Circle auch Überweisungen innerhalb des eigenen Netzwerkes an, Sie können Ihre Circles also zum Bezahlen von Rechnungen nutzen, falls ihr Vertragspartner dies akzeptiert. Insbesondere bei internationalen Zahlungen wird der Circle inzwischen genutzt, da die Überweisungskosten sowie die Transaktionszeit geringer sind als bei herkömmlichen Überweisungen.
Circle ging gestern an die Börse. Das Unternehmen wurde mit 21 Mrd. USD bewertet, etwas über 1 Mrd. USD wurde an die Börse gegeben. Der Kurs sprang gestern um 169% an, das Interesse war gigantisch. In diesem Geschäftsmodell sehen nicht wenige Analysten die Rettung der USA.
Denn in den vergangenen 13 Jahren reduzierten die drei größten Gläubiger der USA, China, Japan und Kanada, ihre Bestände an US-Staatsanleihen von 23% auf inzwischen nur noch 6% Anteil.

Abbildung 2: Ausländische Eigner von US-Staatsanleihen, Stand Januar 2025
Quelle: ARK Investment Management LLC
Die Entwicklung setzt sich fort: Derzeit stoßen Japan und China massiv US-Staatsanleihen ab. 2024 im Wert von jeweils über 50 Mrd. USD. Auch Brasilien und Indien reduzieren ihr Engagement in US-Staatsanleihen. Tether und Circle hingegen kaufen massiv zu, Tether zuletzt sogar deutlich mehr als bspw. Deutschland.
Tether war bereits mehrfach negativ in der Presse. Man hielt sich zwischenzeitlich nicht an die 1:1 Kopplung, sondern versuchte "kreativ" anderweitig mehr Geld zu verdienen als mit den langweiligen Staatspapieren. Doch Circle gilt als Musterknabe, sowohl vom bisherigen Geschäftsverlauf als auch vom Management, das durchsetzt ist von angesehenen Personen.
Circle hat daher etwas, was den meisten Unternehmen der US-Wirtschaft derzeit fehlt: Ein Produkt, auf das die US-Regierung angewiesen sein könnte. Je besser das Geschäft von Circle läuft, desto mehr Stablecoins werden nachgefragt und somit in US-Staatsanleihen gesteckt. Der drohende Ausverkauf der US-Staatsanleihen, vor dem bereits seit einigen Jahren regelmäßig gewarnt wird, weil China und Japan sich so massiv aus den USA zurückziehen, könnte durch die Stablecoins aufgefangen werden.
3. Sentiment: Kurse klettern an der Mauer der Sorgen

Anleger in Deutschland freuen sich über die aktuellen Entwicklungen, denn die US-Innenpolitik tangiert sie nur peripher. Unser Sentiment-Indikator steigt diese Woche auf 2,7% und zeigt die ausgelassene, aber noch nicht überschwängliche Stimmung unserer Umfrageteilnehmer.
Auch die Selbstzufriedenheit steigt auf einen Wert von 2,9%, was unterstreicht, dass Anleger auf weiter steigende Kurse setzten und sich nunmehr bestätigt fühlen.
Die positiven Entwicklungen, sowohl geopolitisch als auch an der Börse, nehmen den noch vor einer Woche zahlreichen Skeptikern die Argumente. Die Zukunftserwartung steigt von -2,6% in der Vorwoche auf nur noch -1,4% an, trotz höherem Kursniveau. Nach und nach werden die Gründe sichtbar, die für den Kursanstieg der vergangenen Monate verantwortlich waren. Genau das hatte ich Ihnen angekündigt: Kurse steigen so lange, bis die Gründe dafür bekannt werden.
Die Investitionsbereitschaft bleibt jedoch mit einem Wert von 0,3% auf niedrigem Niveau, wirklich neue Engagements möchte auf diesem Niveau kaum jemand eingehen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger springt diese Woche auf nahezu 0 zurück, nachdem in der Vorwoche noch starke Absicherungskäufe getätigt wurden. Auch hier sehen wir also, wie die Angst vor fallenden Kursen schwindet.
Das Put/Call-Verhältnis für den DAX springt diese Woche auf 2,63% an und erreicht damit schon fast wieder das Rekordniveau von Februar, als kaum jemand die Rallye im DAX verstand. Institutionelle Anleger verhalten sich also genau andersrum als die Privatanleger: Sie bauen mit Put-Positionen ihre Absicherungen gegen fallende Kurse aus.
Auch an der CBOE springt das Put/Call-Verhältnis an, liegt mit einem Wert von 0,63 zwar überdurchschnittlich hoch, ist aber noch weit entfernt von Extremwerten, wie wir sie im DAX sehen.
US-Fondsanleger verringern ihre Investitionsquote auf 82% (-6%punkte), sind damit jedoch noch immer ordentlich investiert.
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger verbleibt mit -9% unverändert zur Vorwoche: Es gab kaum Bewegung in den Lagern der Bullen und Bären.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 58% moderate Gier an, ist aber weit entfernt von extremer Gier (ab 75%), die wir als Warnung vor einer überhitzten Börsenstimmung interpretieren würden.
Interpretation
***HINWEIS IN EIGENER SACHE ***
Die Sentiment-Analyse basiert auf dem Prinzip "Geben & Nehmen": Ab September werden wir lediglich den ersten Teil des Kapitels, die deskriptive Auflistung der Umfrageergebnisse, im Heibel-Ticker Free belassen. Der zweite Teil, die Interpretation, bleibt künftig den zahlenden Heibel-Ticker Mitgliedern vorbehalten, sowie denjenigen, die über unsere Umfrageplattform animusx.de teilnehmen.
Je mehr Umfrageteilnehmer, desto aussagekräftiger sind die Umfrageergebnisse. Daher hoffe ich auf Ihr Verständnis für diesen Schritt. Sie können also auch weiterhin kostenfrei davon profitieren, doch als Gegenleistung müssen Sie sich dann bitte unter animusx.de registrieren und an der wöchentlichen Umfrage teilnehmen.
*** ENDE HINWEIS IN EIGENER SACHE ***

Wie erwartet läuft die Rallye im DAX also weiter. Doch mit abnehmender Skepsis, gemessen in der Zukunftserwartung, schwinden auch die Anleger, die von Verkäufern zu Käufern gewandelt werden können, die also der Rallye weiteren Auftrieb geben. Die Rallye im DAX ist also nicht mehr jung, erste Alterserscheinungen zeigen sich. Wer investiert ist, kann noch eine Weile mitsegeln, doch ich würde mir langsam Gedanken über mögliche Ausstiegsszenarien machen.
Unserer tieferen animusX-Umfrage entnehme ich diese Woche weitere Signale. So verfügen Privatanleger über eine historisch niedrige Cashquote. Privatanleger sind voll investiert. Nur zweimal waren sie vergleichbar voll investiert: im Dezember 2022 und im Dezember 2024. Es folgte jeweils eine Dax-Rallye, die den DAX in den folgenden 6 Monaten durchschnittlich um 17% nach oben trugen.
Dem niedrigen Cashbestand geschuldet ist offensichtlich die extrem niedrige Investitionsbereitschaft unter Privatanlegern. Diese ist so niedrig, wie erst 16 Mal in der Vergangenheit. Und auch dieser Indikator gibt uns einen bullischen Ausblick: 6 Monate nach einer vergleichbar niedriger Investitionsquote stand der DAX durchschnittlich um 10,6% höher.
Unter Berücksichtigung dieser beiden Analysen können wir also sagen: Die Rallye ist zwar nicht mehr jung, kann aber durchaus noch eine Weile weiterlaufen.

Es sieht so aus, als könnten wir die Mauer der Sorgen auch für die Goldpreisrallye anwenden: Die Zukunftserwartung ist negativ, dennoch steigt der Preis sukzessive von Hoch zu Hoch. Gründe dafür sind schwer zu finden. Damit ist die Rallye am Goldmarkt noch frischer als die im DAX :-).
4. Ausblick: Nur ein Spielchen der Best Buddies?
Skurril, die Schlammschlacht zwischen Trump & Musk! Vor laufenden Kameras treten sie stets als Best Buddies auf, doch auf Twitter (X) tritt Elon Musk eine Schlammschlacht sondergleichen los. Tesla brach daher gestern um 14% ein. Heute erholt sich der Titel wieder um 7%, als sei nichts gewesen. Die US-Börsen notieren sämtlich um über 1% höher. Habe ich dem Zwist zu viel Bedeutung beigemessen?
Immerhin lässt der reichste Mensch der Welt durchblicken, dass er ein Amtsenthebungsverfahren gegen den mächtigsten Mann der Welt anstreben könnte, eine Konkurrenzpartei gründen oder aber die NASA trocken legen könnte. Ist das nichts weiter als ein stillschweigendes Abkommen zwischen den beiden Best Buddies? Es fühlt sich fast so an:
Elon: "Donald, ich widmete all meine Kraft der DOGE-Aufgabe, die ich zuallererst für die USA, aber sicherlich auch für Dich persönlich ausfüllte. Doch Du hast gesehen, welcher Gegenwind sich geformt hat: Weltweit wurden weniger Tesla verkauft. Nach Abschluss meiner Arbeit muss ich die Gegner, die ich mir gemacht habe, wieder einfangen. Und das funktioniert am besten, wenn ich Dich durch den Kakao ziehe."
Donald: "Na klar, Elon, dafür habe ich Verständnis. Tu, was du nicht lassen kannst."
Beim nächsten Treffen würde das Gespräch dann so ablaufen:
Donald: "Das mit Epstein, das ging ein bisschen zu weit, Elon. Nächstes Mal lässt Du das bitte weg. Aber den NASA-Vertrag konnten wir so neu aushandeln, zu wesentlich besseren Konditionen für Dich. Und in der Öffentlichkeit glaubt keiner mehr, Das wir beide unter einer Decke stecken ;-)."
Könnte es so laufen in einer Männerfreundschaft? Wenn ich mir die heutigen Kurssteigerungen an der US-Börse anschaue, gewinnt diese fiktive Erklärung an Realitätsbezug. Denn, wenn es nicht so lief, wenn die beiden sich tatsächlich überworfen haben und nun spinnefeind miteinander sind, dann dürften die negativen Auswirkungen meiner Einschätzung nach nicht auf Tesla beschränkt bleiben.
Elon Musk könnte versuchen, ausreichend republikanische Senatoren hinter sich zu bringen, um das Steuerpaket aufzuhalten. Das würde dann zu innenpolitischen Verwerfungen führen, die Trumps Administration handlungsunfähig machen, die Zoll-Verhandlungen scheitern lassen und tatsächlich Trumps Präsidentenstuhl zum Wackeln bringen könnten.
Um ehrlich zu sein, ich halte dieses zweite Szenario für wahrscheinlicher. Vielleicht einigen sich die beiden Männer dann in letzter Sekunde mit einem für Musk vorteilhaften "Deal". Andernfalls sollten wir uns warm anziehen, ein wenig mehr Cash generieren und abwarten, bis die beiden fertig sind mit ihrer Auseinandersetzung.
Alles andere neben der Schlammschlacht
Alles andere, also alles außer der Schlammschlacht, war in dieser Woche durchaus positiv. Die heutigen US-Arbeitsmarktdaten fielen letztlich nicht so schlecht aus, wie gestern noch vermutet wurde. Powell hat nun also freie Hand: Sowohl eine Zinssenkung als auch ein Festhalten am aktuellen Zinsniveau würde von Anlegern akzeptiert werden.
In Deutschland zeigt die Regierung, wie man mit aufkeimenden Problemen umgeht. Irgendwie schwappt die Aufregung der Massenmedien über vermeintliche Vertragsbrüche der Regierung, beispielsweise in Sachen Asylpolitik, nicht wirklich auf die Finanzmärkte über.
Unternehmensseitig gäbe es neben Puma und Tesla, die ich bereits in Updates besprochen habe, eigentlich nur erfreuliche Entwicklungen für unser Heibel-Ticker Portfolio. Novo Nordisk führt mit +8% die Wochengewinner an, ohne dass es eine besondere Meldung dazu benötigt hätte.
Medios kann heute um 3% anspringen, nachdem gestern bekannt gegeben wurde, dass die Aktie aus dem SDAX genommen wird. Hmm, da hätte man eigentlich einen Ausverkauf erwartet, doch wie so oft fand der bereits im Vorfeld statt und die Vollzugsmeldung beendet dann die Unsicherheit und den Ausverkauf.
Eine ganze Reihe von Aktien aus unserem Portfolio steigen ohne besondere Ereignisse diese Woche um 3-5%, so dass wir den heftigen Ausverkauf in unserer (kleinen) Tesla-Position gut verkraften können. Mit aktuell +1,5% im Wochenvergleich können wir sogar mit den breiten Indizes mithalten, obwohl wir mit Tesla die Aktie mit dem größten Wochenverlust halten.
Vielleicht können wir aus dem Wochenverlauf auch etwas sehr Bullisches ableiten; wenn nicht einmal eine Schlammschlacht zwischen Trump und Musk die Börse in die Knie zwingen kann, was dürfen wir von den Aktienmärkten erwarten, wenn es mal ein paar Tage kein Störfeuer gibt? Die Titel in unserem Portfolio sind vor dem Hintergrund der Wachstumsraten allesamt günstig bewertet. Irgendwann stumpfen die Weltuntergangsszenarien ab und die Aktien laufen auf ein Niveau, das ihre Gewinnentwicklung deutlich besser abbildet.
Also: Wir bleiben zuversichtlich. Ach so, weil ich häufig nach "Sell in May and go away" gefragt werde: Diese Börsendummheit ist alt und passt schon seit 20 Jahren nicht mehr. In zwei Drittel der Jahre stiegen die Aktienmärkte über die Sommermonate. Also lassen Sie sich von solchen Pauschalaussagen ohne Bezug zur aktuellen Situation nicht in die Irre leiten.
5. Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Puma, Dell, BioNTech, Boeing, Novo Nordisk, Yamaha Corp., Apple
Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.
Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.
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Tesla Motors: Tesla-Ausverkauf könnte letzte Kaufgelegenheit darstellen
Fr, 06. Juni um 11:15 Uhr
Nach seinem Abschied aus dem DOGE-Ministerium teilt Elon Musk nun kräftig gegen Donald Trump aus: Der reichste Mensch der Welt attackiert den mächtigsten Mann der Welt. Und das mit offenem Visier.
Auf die Auseinandersetzung gehe ich im heutigen Heibel-Ticker näher ein. Hier will ich nur kurz darlegen, warum ich trotz des Kurssturzes von 19% in der Tesla-Aktie in dieser Woche weiterhin an der Position festhalte.
Tesla ist schon lange kein "E-Auto" Hersteller mehr. Die Marge schrumpft, der Absatz bricht ein, der technologische Vorsprung ist schon lange verspielt. Trump behauptet, Musk sei sauer darüber, dass der die Förderung der E-Mobilität gestrichen habe. Ich denke, da liegt Trump falsch, denn Tesla wird schon lange als Anbieter von autonomen Fahrdiensten und Hersteller von Robotern bewertet. Beides sind Zukunftsgeschäfte, die heute noch keinen Umsatz generieren. Dennoch ist Tesla ein Unternehmen, das bei den beiden umsatzstärksten Zukunftsfeldern führend unterwegs ist.
Diese Woche starten 10 autonom fahrende Teslas in Austin, Texas. Im weiteren Jahresverlauf soll die Anzahl skaliert und auch weitere Städte ins Programm aufgenommen werden. Die KI für Bildbearbeitung ist erst seit kurzem wirklich brauchbar, Tesla ist einer der größten Abnehmer von Nvidia-GPUs für diese Anwendung.
Bei den Robotern wird es noch ein wenig länger dauern, aber auch da werden große Entwicklungssprünge gemacht. Wenn sich in den kommenden Monaten zeigt, wie groß die Entwicklungssprünge in diesem Bereich sind, dürfte die Aktie von Tesla wieder beliebter werden.
Aktuell notiert sie auf einem EV/EBITDA von 66. Für das laufende Jahr wird ein Gewinnrückgang um 12% erwartet, in den danach folgenden drei Jahren rechnen Analysten aber mit jährlichen Gewinnsprüngen von 30-50%. Ich könnte mir vorstellen, dass der aktuelle Ausverkauf der Tesla-Aktie eine der letzten Gelegenheiten ist, günstig einzusteigen. Wir haben eine halbe Position und ich habe keine Ahnung, wie heftig der Streit zwischen Trump und Musk ausarten könnte. Daher halte ich mich mit dem Nachkauf noch zurück.
Alle Updates zu Tesla Motors
Puma: Prognosesenkung von Lululemonwegen Zoll-Belastung
Fr, 06. Juni um 17:14 Uhr
Lululemon veröffentlichte gestern Abend Q-Zahlen, die Aktie bricht heute um 20% ein und zieht Puma um 6% mit sich in den Abgrund. Die Zahlen waren eigentlich solide, aber die Unternehmensprognose wurde gesenkt, insbesondere die Gewinnprognose. Grund dafür seien höhere Zölle, so das Unternehmen.
Das "Z"-Wort darf in den USA niemand aussprechen, zumindest nicht als Rechtfertigung für rückläufige Gewinne. Das hat bereits der Einzelhändler Target versucht, das Unternehmen sah sich anschließend einer Hasstirade Donald Trumps ausgeliefert. Seither vermeiden Einzelhändler, Zollprobleme zu benennen.
Vielmehr versucht man Trump gnädig zu stimmen, indem man in sein Narrativ einfällt und behauptet, man zwinge die chinesischen Lieferanten zu Preissenkungen, um die Zölle auszugleichen. Trump ist überzeugt, dass chinesische Lieferanten Pleite gehen, wenn sie nicht mehr in die USA liefern können. Sie würden daher lieber die Preise senken und ihre "unfairen" Gewinnen abgeben, so zumindest sieht des Trump.
Lululemon hat sich diesem Narrativ nicht unterworfen und Anleger verkaufen die Aktie zum einen wegen der Prognosesenkung, zum anderen aber auch weil man nun Angst vor einer Trump-Tirade gegen Lululemon hat. Mann weiß ja nie, was er sich noch ausdenkt, um Abweichler wie Lululemon zu bestrafen.
Nun, Nike, Adidas und auch Puma befinden sich heute allesamt im Kielwasser von Lululemon und lassen Federn während der breite Markt ordentlich zulegt.
Ich hoffe, das Puma aus diesen Ereignissen lernt.
Alle Updates zu Puma
Dell: US-Regierung setzt Tech-Firmen unter Druck
Di, 03. Juni um 12:37 Uhr
Bisher traf der Sparkurs der US-Regierung vor allem Beratungsfirmen, jetzt geraten auch Technologieunternehmen wie Dell ins Visier. Die General Services Administration (GSA), zuständig für den Einkauf im öffentlichen Dienst, hat vergangene Woche zehn IT-Anbieter kontaktiert, darunter Schwergewichte wie Dell. Leistungen sollen offengelegt und Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Am gestrigen Montag verloren die Aktien von Dell 3%.
Auch bei US-Behörden gibt es Reformstau. Ich würde vermuten, dass die durch "Einsparungen" von überschüssigen IT-Ausgaben frei werdenden Mittel schneller in aufgestaute IT-Projekte fließen, als die Budgets der entsprechenden Behörden gekürzt werden können.
Alle Updates zu Dell
BioNTech: Neue Krebs-Allianz mit Bristol-Myers
Di, 03. Juni um 13:37 Uhr
- Wir hatten BioNTech 2021 & 2022 im Portfolio, seither nicht mehr. Immer wieder werde ich zu diesem Unternehmen befragt, daher habe ich es noch im Blick und liefere Ihnen heute meine Meinung zur neuen Partnerschaft mit Bristol Myers -
BioNTech sorgt für Aufsehen mit einem vielversprechenden Krebsmedikament namens BNT327. Gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Bristol Myers Squibb will das Mainzer Unternehmen diese neuartige Immuntherapie gegen solide Tumore wie Lungen- und Brustkrebs entwickeln und vermarkten. Die Nachricht ließ die BioNTech-Aktie am Montag um über 19% steigen. Anleger sehen in dieser Partnerschaft erhebliches Potenzial.
Der Wirkstoff BNT327 gehört zur sogenannten Immun-Onkologie. Das sind Therapien, die das körpereigene Immunsystem dazu bringen, Krebszellen gezielt zu bekämpfen. In diesem Bereich zählt heute Mercks Keytruda zu den bekanntesten Medikamenten, aber auch Bristol Myers ist mit Opdivo bereits vertreten. BNT327 geht noch einen Schritt weiter: Es verfolgt einen dualen Ansatz, der gleich mehrere Angriffspunkte im Tumor adressiert.
Für viele erinnert dieser Deal an die Allianz zwischen BioNTech und Pfizer, die 2020 den weltweit ersten zugelassenen mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 auf den Markt brachte. Damals übernahm BioNTech die wissenschaftliche Entwicklung, während Pfizer für die industrielle Produktion und weltweite Distribution zuständig war. Auch diesmal bringt BioNTech das wissenschaftliche Fundament in die Partnerschaft ein, doch es gibt Unterschiede:
Während Pfizer als etablierter Vertriebspartner auftrat und BioNTech mit einer Art „Start-up-Bonus“ enorm profitierte, ist die aktuelle Vereinbarung mit Bristol Myers deutlich partnerschaftlicher angelegt. BioNTech erhält zunächst 1,5 Mrd. USD und kann bei Erreichen bestimmter Meilensteine bis zu 11 Mrd. USD kassieren. Gewinne und Verluste werden zu gleichen Teilen getragen. Es ist weniger ein klassisches Lizenzgeschäft und mehr eine geteilte Investition in die Zukunft der Krebstherapie.
Mit nach Abzug der Schulden knapp 13,5 Mrd. EUR an Barmitteln in der Bilanz braucht BioNTech eigentlich kein Geld. Doch das junge Unternehmen benötigt das Netzwerk eines Pharma-Konzerns, um die erfahrungsgemäß stets länger in Anspruch nehmenden Testphasen zu durchlaufen. Außerdem arbeitet BioNTech an mehreren Therapien, die jeweils noch viel Kapital in Anspruch nehmen werden, bevor sie auf den Markt gebracht werden können - wenn überhaupt. Da halte ich es für sinnvoll, frühzeitig Partnerschaften einzugehen, um vorteilhafte Konditionen auszuhandeln. Wenn das Geld einmal ausgehen sollte, stünde das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand und würde riskieren, alles zu verlieren.
Die Partnerschaft mit Bristol Myers könnte sich als strategischer Meilenstein erweisen. Denn BioNTech steht vor einer wichtigen Phase: Die COVID-Einnahmen laufen schrittweise aus, die mRNA-Plattform soll nun auch in der Onkologie ihr Potenzial beweisen. BNT327 ist einer der Kandidaten, der diesen Übergang tragen könnte.
Während Bristol Myers mit dem Deal seine Pipeline angesichts auslaufender Patente auffüllt, positioniert sich BioNTech als forschungsstarker Partner. Anders als beim Impfstoff ist diesmal mehr Geduld gefragt, denn es handelt sich um ein Medikament in der klinischen Erprobung, kein pandemiebedingter Sprint.
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Boeing: China verhandelt mit Airbus
Mi, 04. Juni um 10:30 Uhr
Heute früh tickert die Meldung durch den Äther, dass China mit Airbus über die Bestellung von 300 Airbus-Fliegern verhandelt. Es handele sich sowohl um Mittelstrecken-, als auch um Langstreckenflieger mit einem und mit zwei Gängen. Die Aktie von Airbus springt um 3% an, die Aktie von Boeing gibt ein halbes Prozent ab.
Nächsten Monat fliegen Merz und Macron nach China, um 50 Jahre diplomatische Beziehungen mit China zu feiern. Bei der Gelegenheit könnte der Auftrag bekannt gegeben werden, so das Gerücht.
Ich meinen Augen handelt es sich um ein gezielt gestreutes Gerücht, dessen Adressat die USA ist. Wir haben Boeing ins Portfolio geholt, weil ich davon ausgehe, dass Bestellungen neuer Boeing-Flieger von Donald Trump als positive Zeichen gewertet werden. Eigentlich warten also alle darauf, dass China endlich Boeings bestellt.
Wenn nun plötzlich ein Gerücht aufkommt, China könnte bei Airbus bestellen, dann ist das in meinen Augen ein taktisches Manöver der Chinesen gegen die USA. Donald Trump muss aufpassen, dass er den Bogen im Zollstreit nicht überspannt, wenn er es nicht ohnehin schon längst getan hat. der Druck auf Trump wächst, denn wenn er sich nicht rechtzeitig mit China einigt, geht die Bestellung an Airbus.
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Novo Nordisk: Aktie klettert unabhängig von aktuellen Meldungen in Richtung vernünftiger Bewertung
Mi, 04. Juni um 14:19 Uhr
Am 20. bis 23. Juni werden auf der American Diabetes Conference in Atlanta neue Studiendaten präsentiert.
Novo Nordisk veröffentlicht weitere Daten zu CagriSema, einer Kombination aus Semaglutid und dem neuen Wirkstoff Cagrilintid. Zur Erinnerung: Novo Nordisk möchte mit diesem Wirkstoff der ersten Generation den Rückstand von Wegovy gegenüber Zepbound (Eli Lilly) aufholen. Eine FDA-Zulassung wird für Q1-2026 angestrebt.
Amgen steht mit seinem monatlichen GLP-1-Injektionsmittel MarTide in den Startlöchern und könnte ebenfalls Studienergebnisse veröffentlichen.
Von Eli Lilly könnten unter anderem Daten zu orforglipron, der vielversprechenden GLP-1-Pille, deren positive Phase-III-Daten bereits im April für Aufsehen sorgten, veröffentlicht werden. Ein FDA-Zulassungsantrag könnte Anfang 2026 folgen. Außerdem könnte es erste Ergebnisse zu bimagrumab geben, einem Wirkstoff zur Gewichtskontrolle, der zusätzlich den Muskelabbau begrenzen soll. Ein bisher unterschätztes Thema in der Adipositas-Therapie. Dieser Kandidat stammt aus der Akquisitionsoffensive von 2023.
JP Morgan wies in einer aktuellen Studie auf das hohe Wachstum bei der Verschreibung von Adipositas-Therapien in den USA hin: Allein zum Vorquartal wuchsen die Rezepte um 25% an. Der Analyst von JP Morgan sieht derzeit Eli Lilly in Führung, da das Unternehmen mit Zepbound mehr neue Behandlungen starte als Novo Nordisk mit Wegovy.
Die neue Partnerschaft von Novo Nordisk mit CVS und mit Hims & Hers sieht JP Morgan als Absatztreiber für Novo Nordisk an, dennoch fürchte man keinen Preiswettbewerb. Die Nachfrage sei groß genug, so dass es Platz genug für beide Medikamente gebe, also sowohl für Zepbound von Eli Lilly, als auch für Wegovy von Novo Nordisk.
Hims & Hers gab gestern bekannt, in Europa die Online-Plattform Zava zu kaufen. Das auf Telemedizin spezialisierte Unternehmen will damit offiziell in Märkte wie Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Irland einsteigen – weitere Länder sollen folgen. Hims & Hers positioniert sich damit als globale Lifestyle-Plattform für Hautpflege, Gewichtsreduktion, sexuelle Gesundheit und mentale Gesundheit.
Noch immer ist die Kooperation zwischen Hims & Hers und Novo Nordisk bei Novo-Analysten umstritten: Erschließt sich Novo damit einen neuen Wachstumsmarkt mit einem potenten Partner? Oder gibt Novo die eigenen Bestrebungen, direkt über Online-Plattformen zu verkaufen, auf? Ich denke, langfristig ist die Kooperation vorteilhaft. In einigen Jahren wird es Konkurrenzprodukte zu Novos und Elis Abnehmprodukten geben und dann wird ein guter Vertriebskanal wichtiger sein. Kurzfristig könnte es natürlich an der Gewinnmarge knabbern, da Novo mit Hims & Hers teilen muss.
Soweit ein paar Infos zu unserem Portfoliotitel. Die Aktie steigt diese Woche um 4% an. Ich denke, die Vielzahl der Ereignisse in der Branche zeigt, wie heiß die Abnehmspritze derzeit ist. Der Ausverkauf war übertrieben. Das Management wird ausgewechselt, heute lese ich sogar, dass auch die Novo Nordisk Stiftung ein neues Management bekommt. Die Aktie dürfte nun sukzessive und in meinen Augen sogar weitgehend unabhängig von den anstehenden Meldungen auf ein höheres Niveau klettern: Das EV/EBITDA von aktuell 13 sollte wieder in Richtung seines langjährigen Durchschnitts bei 22 klettern.
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Yamaha Corp.: Kauflimit erreicht
Fr, 06. Juni um 09:33 Uhr
Heute früh steht der Kurs für Yamaha bei 6,11 EUR, also endlich unter unserem Limit von 6,15 EUR. Ich würde somit nun eine halbe Dividenden-Position eröffnen.
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Apple: Gerichtsurteil schwächt Marktmacht
Fr, 06. Juni um 10:56 Uhr
Die jüngste Gerichtsentscheidung im seit Jahren schwelenden Rechtsstreit mit Epic Games trifft Apple mitten in seinem wachstumsstarken Dienstleistungsgeschäft. Bereits 2020 hatte Epic Games Apple verklagt, weil der Konzern Entwicklern keine Möglichkeit gab, Nutzer innerhalb der iOS-Apps auf externe Zahlungsoptionen zu lenken. Damit verdiente Apple 30% von jedem Umsatz, der über Epics Verkaufsschlager Fortnite in iOS-Apps generiert wurde. Ein Gericht hatte Apple 2021 verpflichtet, dies zu ändern. Die Übergangslösung, die Apple Anfang 2024 einführte, ermöglichte zwar externe Links, aber nur gegen eine saftige 27%-Provision. Ende April erklärte das Gericht nun, dass dies nicht reiche. Diese Woche hat ein Berufungsgericht ebenfalls Apples Antrag abgelehnt, dieses Urteil bis zur endgültigen Klärung auf Eis zu legen.
Anleger zeigten sich nervös, die Aktie verlor 1%. Für mich ist der Fall Epic sinnbildlich für eine ganze Reihe von Problemen, die Apple derzeit das Leben schwer machen.
Morgan Stanley schätzt, dass rund 2% des Gewinns je Aktie, 10% der App-Store-Umsätze und etwa 3% der Einnahmen im Dienste-Segment gefährdet sind, sofern sich das neue Provisionsmodell nicht durchsetzen lässt. Die Schätzungen basieren auf einer Umfrage, wonach fast ein Drittel der US-iPhone-Nutzer dazu tendieren, Zahlungen künftig außerhalb des App Stores zu tätigen.
Ungeachtet dieser vielleicht richtungsweisenden Auseinandersetzung wächst der App Store selbst weiterhin solide. Im Mai legten die Einnahmen im Jahresvergleich um 9,6% zu.
Doch neben dieser Auseinandersetzung gibt es weitere Herausforderungen für CEO Tim Cook: Viel bedrohlicher könnte sich die laufende Auseinandersetzung zwischen Google und dem US-Justizministerium auswirken. Sollte Google gezwungen werden, die jährlichen Zahlungen an Apple einzustellen, zuletzt stolze 20 Mrd. USD für das Privileg, Standard-Suchmaschine auf dem iPhone zu sein, bräche ein zentraler Einnahmepfeiler des Servicesegments weg.
Und dann ist da noch die geopolitische Komponente: Präsident Trump droht mit Strafzöllen von mindestens 25% auf iPhones, die nicht in den USA gefertigt werden. Das würde Apple dort treffen, wo es am meisten wehtut, nämlich beim Hardwaregeschäft. Cook bemüht sich zwar, die Abhängigkeit von China zu verringern und die Produktion nach Indien zu verlagern, aber das reicht offenbar nicht, um die politische Stimmung zu drehen. Trump möchte die Produktion in den USA sehen.
Am Pfingstmontag beginnt Apples Entwicklerkonferenz. Das ist traditionell ein Ereignis, auf dem neue Produkte, neue Software und neue Fantasie für den Kursverlauf geschaffen werden. Im Mittelpunkt wird dieses Jahr „Apple Intelligence“ stehen, Apples Antwort auf den KI-Hype. Die große Upgrade-Welle für das iPhone, auf die viele gesetzt hatten, bleibt bisher jedoch aus. Der Rollout der neuen Funktionen verläuft schleppend, also Apple typisch vorsichtig, aber eben auch nicht gerade spektakulär.
Apple ist offensichtlich kein Selbstläufer mehr. Die Goldgrube Services bekommt Risse, der iPhone-Absatz steht unter Druck durch potenzielle Zölle, und die KI-Strategie ist bislang wenig greifbar. Weshalb ich dennoch auf Apple setze, liegt an der treuen Kundenbasis: Die Nutzer bleiben dem Ökosystem treu, und Apples Produktqualität ist nach wie vor das Maß der Dinge. Solange Kunden lieber in der Apple-Welt bleiben, als das System zu wechseln, bleibt der Konzern ein massiver Profiteur seiner eigenen Plattform.
Tim Cook abzuschreiben, war in der Vergangenheit stets ein Fehler. Die Herausforderungen sind groß, doch wenn jemand Lösungen finden kann, dann Tim Cook. Immerhin hat er binnen kürzester Zeit die iPhone-Produktion in Indien aufgebaut, und damit die Flexibilität seines operativen Geschäfts bewiesen. Wir haben derzeit nur eine halbe Position in Apple, und zwar genau aus denn hier aufgeführten Gründen. Mal sehen, wie weit die Aktie noch nach unten geprügelt wird. Noch ist es in meinen Augen zu früh, die Position wieder aufzustocken.
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6. Leserfragen
Britische Drohnen von QinetiQ
Hallo Herr Heibel,
wie würden Sie die QinetiQ Aktie einschätzen?
GB00B0WMWD03
Schönen Gruß aus Erfurt, Siegfried
ANTWORT
Die Aktie sprang in den vergangenen Wochen um über 50% an, weil die britische Regierung nun auch mehr in die Rüstung stecken möchte. Damit ist die Bewertung auf ein EV/EBITDA von 9,5 gesprungen (Basis: Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr), durchschnittlich liegt diese Kennziffer bei 8,2. Für das laufende Geschäftsjahr ist eine Verdreifachung des Gewinns angestrebt bei einem moderaten Umsatzwachstum von 3%. Damit kommt die Gewinnmarge (mit 8,5% wieder auf das Niveau der Vorjahre, lediglich 2024 war diese Magre vorübergehend auf 3% gesackt.
Insbesondere im vierten Quartal des Vorjahres kam es zu erheblichen Verzögerungen bei der Vergabe von kurzfristigen Verträgen in den Bereichen UK Intelligence und US-Sektor. Diese Verzögerungen führten zu einem Rückgang der Einnahmen aus margenstarken Produktverkäufen, was sich negativ auf die Gesamtprofitabilität auswirkte. Außerdem nahm QinetiQ eine Abschreibung in Höhe von etwa 140 Millionen GBP auf den Firmenwert seiner US-Geschäfte (Übernahme von Avantus Federal im Jahr 2022) vor.
Bewertungstechnisch gibt die Aktie also nicht viel her. Es gab die negativen Einmaleffekte im Vorjahr, die dieses Jahr wieder korrigiert werden.
Die Produkte des Unternehmen könnten natürlich bei steigenden Rüstungsausgaben der Briten nachgefragt werden: Unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen), Robotiksysteme und Cybersicherheitslösungen. Ein Produkt von QinetiQ ist die Banshee-Serie von Zieldrohnen, die für das Training und die Evaluierung von Luftverteidigungssystemen eingesetzt wird. Diese Drohnen sind weltweit bei über 40 Streitkräften im Einsatz und wurden kürzlich auch in der Ukraine als modifizierte Kamikaze-Drohnen verwendet.
Wenn Europa seine Verteidigungsfähigkeit ausbaut, hat QinetiQ gute Chancen, weitere Aufträge zu erhalten. Das würde der Aktie dann weiter Auftrieb geben.
US-Strafsteuer auf Dividenden & Zinsen bei ausländischen Investoren
Hallo Herr Heibel,
habe Sie es schon gehört?
Worum geht es?
Die USA planen, auf passive Einkünfte wie Dividenden und Zinsen eine zusätzliche Strafsteuer zu erheben, sofern diese an Investoren aus sogenannten „diskriminierenden Ländern“ fließen. Betroffen sind Staaten, deren Steuerrecht – aus Sicht der US-Regierung – US-Investoren ungleich behandelt. Und leider zählt Deutschland dazu: Der § 49 EStG gilt aus amerikanischer Sicht als „diskriminierend“, weil er auch ausländische Unternehmen ohne Betriebsstätte hier steuerpflichtig macht.
Die Folgen?
Schon heute zahlen deutsche Anleger auf US-Dividenden in der Regel 15–30 % Quellensteuer, abhängig davon, ob ein Doppelbesteuerungsabkommen (wie mit Irland) greift oder nicht. Künftig könnten durch Section 899 jährlich zusätzliche 5 Prozentpunkte dazukommen – bis zu einem Maximum von 20 %! Das hieße im Klartext: Bei einer typischen S&P-500-Dividendenrendite von 1,3 % kämen am Ende weniger als 1 % beim deutschen Anleger an – bei High-Yield-Werten noch deutlich weniger.
Und die Lösung?
Wie immer gibt es einen Ausweg – diesmal über sogenannte Swap-basierte ETFs. Diese bilden den Index nicht physisch, sondern über Tauschgeschäfte ab. Solche Konstrukte könnten von der neuen Quellensteuer verschont bleiben. Empfehlenswerte Produkte in diesem Bereich sind etwa der Xtrackers S&P 500 Swap ETF (WKN: DBX0F2) oder der Scalable MSCI AC World Xtrackers ETF (WKN: DBX1SC).
Mit freundlichen Grüßen
Uwe aus Stuttgart
ANTWORT
Ausländische Investoren halten einen erheblichen Anteil an US-Wertpapieren, und eine erhöhte Steuerlast könnte ihre Bereitschaft verringern, weiterhin in den US-Markt zu investieren. Dies könnte zu einem Rückgang der Nachfrage nach US-Aktien führen und somit die Kurse belasten. Zudem besteht die Gefahr, dass die Liquidität im Markt abnimmt, was insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen treffen könnte.
In unserem Heibel-Ticker Portfolio gibt es keine kleinen US-Unternehmen, sondern nur vergleichsweise große Konzerne mit hoher Liquidität. Natürlich würden solche Entscheidungen für vorübergehende Verwerfungen bei allen Aktien führen, doch gerade unsere liquiditätsstarken Aktien dürften sich schnell davon erholen.
Die von Ihnen vorgeschlagenen ETFs kritisiere ich regelmäßig: Sie sind nicht Eigentümer der im ETF verwalteten Papiere, sondern Sie haben lediglich einen Anspruch gegenüber dem Emittenten auf einen entsprechenden Wertausgleich. Für eine langfristige Vermögensanlage, und genau das beabsichtigt man in der Regel mit dem MSCI World oder S&P 500 ETF, sollte man gegen politische und wirtschaftliche Turbulenzen abgesichert sein. Also auch dagegen, wenn der Emittent pleite gehen sollte. ETFs, die den abgebildeten Index real abbilden, geben einen Anspruch auf die darin enthaltenen Papiere aus. Das ist mir für den Fall der Fälle wichtig.
Für kurzfristige Spekulationen sind diese Swap-basierten Papiere durchaus brauchbar, da günstiger. Aber bei Spekulationen spielen Dividenden selten eine Rolle.
In meinen Augen kommt da etwas auf uns zu, das zu einem vorübergehenden Ausverkauf an den Märkten führen kann, wenn internationale Anleger ihre Positionen an die neuen Gegebenheiten, bspw. an die zusätzlichen 5% Dividendensteuer, anpassen.
Für uns berufstätige Privatanleger ist die Auswirkung überschaubar. Die Dividende wird ohnehin nach dem persönlichen Grenzsteuersatz besteuert. Wer bei über 20% liegt, für den ändert sich nichts. Allerdings müsste das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den USA dazu von aktuell 15% auf 20% erhöht werden. Für Rentner, die einen geringeren Einkommenssteuersatz haben, sind die zusätzlichen 5% ein Verlust.
Anders ist es bei Unternehmen, die in der Regel mit niedrigeren Steuersätzen arbeiten. Auch dort würden die zusätzlichen 5% die Rendite schmälern. Diese Anleger würden ihre Positionen den geänderten Bedingungen anpassen und ggfls. nicht-US Papiere ein wenig höher Gewichten. Vielleicht sehen wir diesen Prozess derzeit bereits, denn der DAX ist ja bereits um 20% gestiegen, während der S&P 500 seit Jahresbeginn noch unverändert ist. Sollten sich institutionelle Anleger bereits auf dieses Szenario vorbereitet haben, dann dürfte ein Ausverkauf im Falle der Einführung dieser Regel überschaubar bleiben, sowohl in der Intensität als auch in der Dauer.
Bitcoin-Wallet von Smartbroker
Sehr geehrter Herr Heibel,
ich habe ein Konto bei Smartbroker. In meinem Depot habe ich die Möglichkeit ein Wallet zu öffnen und verschiedene Kryptowährungen, natürlich auch den Bitcoin, in kleineren Anteilen zu kaufen.
Ist so eine Investition in Bitcoins vorteilhafter als die in das Zertifikat A27Z30?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Peter aus Bobingen
ANTWORT
Mir liegen keine Informationen vor, wie genau Smartbroker den Kauf von Bitcoins anbietet: Wird für jeden Kunden ein non-custodial Wallet eingerichtet, oder handelt es sich um ein custodial Wallet?
Custodial Wallets werden von einem Drittanbieter, in diesem Fall vermutlich Smartbroker oder einem Kooperationspartner von Smartbroker, verwaltet, der die privaten Schlüssel der Nutzer kontrolliert. Dies bedeutet, dass der Anbieter Transaktionen im Namen des Nutzers durchführen kann und der Nutzer auf die Sicherheitsmaßnahmen des Anbieters angewiesen ist. Diese Art von Wallets wird häufig von Krypto-Brokern und -Börsen angeboten, da sie eine benutzerfreundliche Lösung für Einsteiger darstellen.
Non-Custodial Wallets hingegen geben dem Nutzer die volle Kontrolle über seine privaten Schlüssel. Der Nutzer ist allein für die Sicherheit und Verwaltung seiner Kryptowährungen verantwortlich. Dies bietet mehr Unabhängigkeit, erfordert jedoch auch ein höheres Maß an technischem Verständnis und Sicherheitsbewusstsein.
Meines Wissens gab es non-custodial Wallets nur bei Bitwala (später umbenannt in Nuri). Das war sehr aufwendig und entsprechend ist Nuri später pleite gegangen, ohne dass ein Kunde seine Bitcoin verlor.
Für das Spekulieren halte ich non-custodial Wallets für in Ordnung. Ich würde an Ihrer Stelle dann noch nachfragen, ob eine Auslieferung Ihrer Bitcoins auf ein cold Wallet möglich ist.
Denn, wer langfristig anlegen möchte, der sollte Bitcoins auf ein eigenes "cold wallet", also einen USB-Stick, bspw. die BitBox02, holen. Das genannte Zertifikat ist ebenfalls besonders sicher, da Bitcoins hinterlegt sind und bei Bedarf auch ausgeliefert werden. Das ist nur bei sehr wenigen Zertifikaten der Fall.
7. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =20,9% | WKN | 6.6., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 8x2,5% | ! |
PVA Tepla | 746100 | 17,59 € | 4% | 36% | 1,5% | C |
Puma | 696960 | 21,58 € | -6% | -36% | 2,3% | C |
Coterra Energy | 881646 | 22,37 € | 4% | -9% | 1,6% | B |
DELL Technologies | A2N6WP | 100,50 € | 3% | 17% | 2,9% | A |
Home Depot | 866953 | 323,50 € | 0% | -15% | 2,2% | A |
Salesforce | A0B87V | 239,28 € | 2% | -24% | 1,6% | C |
Capital One Fincl | 893413 | 172,77 € | 4% | 7% | 2,5% | A |
Carvana | A2DPW1 | 300,46 € | 4% | 62% | 4,1% | B |
Boeing | 850471 | 182,84 € | 0% | 31% | 2,1% | A |
Disruptiv (≈30%) =26,2% | WKN | 6.6., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
Medios | A1MMCC | 12,14 € | 4% | -8% | 3,4% | C |
Nvidia | 918422 | 124,40 € | 4% | -6% | 6,4% | A |
Palo Alto Networks | A1JZ0Q | 175,52 € | 4% | -1% | 3,1% | A |
Novo Nordisk | A3EU6F | 65,74 € | 8% | -21% | 7,7% | A |
Apple | 865985 | 178,19 € | 1% | -18% | 2,4% | C |
Tesla | A1CX3T | 263,51 € | -14% | 21% | 3,1% | A |
Dividende (≈30%) = 23,3% | WKN | 6.6., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
CEWE | 540390 | 97,00 € | -3% | -6% | 6,0% | B |
Allianz | 840400 | 355,20 € | 2% | 20% | 5,2% | B |
Snap-On | 853887 | 282,98 € | 0% | -13% | 6,1% | A |
Holcim | 869898 | 100,99 € | 4% | 9% | 3,1% | B |
Absicherung (≈20%) =20,7% | WKN | 6.6., 18:03 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
Goldbarren /Uz | 965515 | 2.922,57 € | 1% | 16% | 7,6% | C |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 99,88% | 0% | 10% | 2,9% | B |
Symrise %-'12.25 | SYM772 | 99,31% | 0% | 1% | 2,9% | C |
Bitcoin | A27Z30 | 92.273,71 € | 1% | 2% | 7,2% | A |
Woche Δ | Σ '25 Δ | Cashquote | ||||
1% | 2% | 8,8% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | # Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 20,9% | 8 | 9 | 2,5% |
Disruptiv | Enkelkinder | 30% | 26,2% | 5 | 6 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 23,3% | 5 | 5 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 20,7% | 3 | 4 | 6,7% |
Summe | 100% | 91% | 21 | 24 | 100% |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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