Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
20. Jahrgang - Ausgabe 16 (18.04.2025)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Trump, China und Zinsängste nehmen die Märkte in die Zange |
2. | So tickt die Börse: Kreuzigung der Wirtschaft und die schwindende Hoffnung auf die Wiederauferstehung |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Unberechenbarkeit treibt Anleger zu neutraler Haltung |
- Interpretation | |
4. | Ausblick: Zwischen Lichtblicken und dunklen Vorzeichen – das Tauziehen an den Märkten spitzt sich zu |
5. | Update beobachteter Werte: Nvidia, Dell, Boeing |
- Nvidia: 5,5 Mrd. USD Abschreibung auf H20-Chips | |
- Dell: Teilverkauf der halben Position | |
- Boeing: China boykottiert Boeing | |
6. | Leserfragen |
7. | Übersicht HT-Portfolio |
8. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
9. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Trump, China und Zinsängste nehmen die Märkte in die Zange
Liebe Börsenfreunde,
Die Sentimentanalyse gibt wichtige Hinweise auf das Timing bei Ihren Investments. Mit animusX bieten wir einen in Deutschland einmaligen Dienst an, in dem Umfragewerte von privaten und institutionellen Anlegern technisch ausgewertet werden. Am vergangenen Dienstag zeigte ich in unserem Live-Stream, wie Angst und Panik an den Aktienmärkten aussieht.
Sie können die Aufzeichnung des Live-Videocalls zur Sentimentverfassung gerne über diesen Link aufrufen.
Seit dem sogenannten „Liberation Day” erleben die Märkte eine zunehmende wirtschaftliche Belastung, die einem globalen Kreuzweg gleicht. Donald Trumps Rückkehr in die politische Arena bringt für Unternehmen wie Apple und Nvidia enorme Unsicherheit. Trotz milliardenschwerer Investitionszusagen dieser Konzerne in den USA verschärft Trump die Handelspolitik – vor allem gegenüber China – und entzieht selbst loyalen Playern wie Nvidia den erhofften Gegenwert. Die wachsende Machtfülle Trumps, seine Angriffe auf Institutionen und jüngst auf Fed-Chef Powell lassen Befürchtungen aufkommen, dass sich die USA wirtschaftlich und politisch in eine gefährliche Richtung bewegen, wie ich in Kapitel 2 zeige.
Trotz einer kräftigen Erholung an den Aktienmärkten – besonders im DAX – zeigt unsere animusX-Umfrage in Kapitel 3, dass sich viele Anleger zunehmend in eine neutrale Haltung zurückziehen. Zwar ist die Angst der Vorwochen etwas abgeklungen und auch die Absicherungsneigung nimmt ab, doch Zukunftserwartung und Investitionsbereitschaft bleiben verhalten. Besonders die Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik unter der Trump-Administration sorgt für Unsicherheit.
Mit einem Wochenplus von 1,6% herrscht im Heibel-Ticker Portfolio keine ausgelassene Stimmung – zu groß sind die Sorgen über geopolitische Spannungen und Handelskonflikte. In Kapitel 4 gehe ich auf die erfreulichen Kursentwicklungen bei einer Reihe unserer Titel ein, doch Rückschläge bei anderen Titeln trüben das Bild. Besonders belastend ist der Vertrauensverlust in die Trump-Administration, die selbst milliardenschwere Investitionszusagen nicht honoriert. Auch Chinas Entscheidung, Boeing demonstrativ auszuschließen – ein symbolischer Akt im eskalierenden Zollstreit, belastet. Angesichts der zunehmenden Unberechenbarkeit ziehe ich eine strategische Neuausrichtung des Portfolios in Betracht, sollte bis Ostern kein versöhnlicher Ton in der US-Handelspolitik einkehren.
In den Updates in Kapitel 5 bespreche ich die jüngsten Entwicklungen bei Boeing, Nvidia und weiteren Heibel-Ticker Portfoliotiteln.
In Kapitel 6 widme ich mich den Leserfragen: Eine Leserin fragt nach der stark gefallenen Cliq-Digital-Aktie, die vor einem möglichen Delisting steht. Beim Merck-Spinoff Organon warne ich vor der verlockend hohen Dividende, da diese aus der Substanz gezahlt wird – das Geschäftsmodell ist rückläufig und hoch verschuldet, eine Investition wäre derzeit eine riskante Wette auf sinkende Zinsen. Zur steuerlichen Behandlung von Bitcoin-ETPs gibt es zahlreiche Rückmeldungen. Sowohl beim CoinShares- als auch beim Invesco-ETP erkenne ich keine echte Steuerfreiheit, insbesondere wegen Änderungen in der Verwahrung und fehlender Auslieferungsmöglichkeit. Trotz niedriger Gebühren sind diese Produkte daher mit Vorsicht zu genießen.
Natürlich gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio wie immer in Kapitel 7.
Nun wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest und eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Kreuzigung der Wirtschaft und die schwindende Hoffnung auf die Wiederauferstehung
Ostern steht an. Was wir in den vergangenen Wochen seit dem "Liberation Day" erleben, gleicht einer Kreuzigung der Wirtschaft. Nicht nur der US-Wirtschaft, sondern global. Donald Trump ist gläubiger Katholik. Können wir auf eine Auferstehung ab Ostern hoffen?
Wenn Sie mich heute danach fragen, fällt es mir schwer, eine optimistische Antwort zu finden. Apple ist der Musterschüler. Als Donald Trump während seiner ersten Amtszeit US-Unternehmen aufforderte, China zu verlassen und anderswo zu produzieren, ging Apple nach Vietnam und investierte dort in neue Fertigungsanlagen. Doch was damals war, interessiert Trump 2.0 nicht: Apple hätte in den USA investieren müssen, nicht einfach außerhalb Chinas. Schlimmes ahnend pilgerte CEO Tim Cook nach Washington und versprach Investitionen in den Ausbau der Fertigung innerhalb der USA in Höhe von 500 Mrd. USD. Doch das interessierte in der Trump-Administration niemanden, Vietnam wurde dennoch vorübergehend mit reziproken Zöllen belegt - die derzeit nur vorübergehend ausgesetzt sind.
In seinem monatlichen Investorenmeeting berichtet Jim Cramer von seinen Gesprächen mit dem Weißen Haus, aus denen er den Eindruck mitnahm, dass man dort Apple als "unfairen" Akteur betrachte, weil Apple nicht ausreichend in den USA fertige. Außerdem traue man der Zusage von Apple nicht.
Nvidia ging frühzeitig auf die Biden-Administration zu, um die Ursachen für eventuelle Handelsbeschränkungen zu erfahren und um gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, nach China exportieren zu dürfen. Das Ergebnis war der H20-Chip, eine gedrosselte Version des H100-Chips namens Grace Hopper. Inzwischen wird der wesentlich leistungsstärkere Blackwell-Chip verkauft, natürlich nur an die USA und einige wenige befreundete Nationen. China erhält heute also einen Chip, der eine verlangsamte Version eines veralteten Chips darstellt.
Vor 10 Tagen traf sich CEO Jensen Huang mit Donald Trump und verkündete anschließend, Nvidia werde 500 Mrd. USD in den Ausbau der Fertigungskapazitäten innerhalb der USA investieren. Investoren atmeten auf, denn so etwas würde Nvidia ja nicht tun, wenn man im Gegenzug nicht etwas erhalten hätte - wie bspw. die Erlaubnis, H20 weiterhin an China liefern zu dürfen. Pustekuchen: Gestern meldete Nvidia, aufgrund neuer Handelsbeschränkungen darf der H20-Chip nicht mehr nach China ausgeliefert werden, und schreibe 5,5 Mrd. USD an Wert ab.
Was hat sich Huang also für die Zusage der Investition von 500 Mrd. USD in den USA erkauft? Nichts! Nichts außer teuren Arbeitskräften.
Die Kunst des Verhandelns gemäß Donald Trump liegt auch darin, seine Stärke auszuspielen. Donald Trump ist ein US-Präsident mit einer Machtfülle, wie sie lange kein US-Präsident mehr hatte. Systematisch schneidet er Pressefreiheit, Wissenschaft und Forschung sowie Juristen in ihren Möglichkeiten zurück. Zunächst dachte man, dass ihnen dies recht geschehe, denn in den vergangenen Jahren waren diese Institutionen so weit nach links gerutscht, dass eine Korrektur überfällig war. Doch so langsam übertreibt Donald Trump und die Befürchtung der Linken, er könne zum Autokraten mutieren, gewinnt an Bedeutung.
Seine Machtfülle reicht inzwischen offensichtlich aus, um die beiden größten Konzerne der USA in die Knie zu zwingen. Oder sollte ich sagen "auf" die Knie?
Während sich bisher die US-Industrie von ihm Vorteile erhoffte, so gesellen sich nun befürchtete Nachteile für die IT-Industrie hinzu.
Und nun greift er den nächsten an: Fed-Chef Jay Powell. Während heute die EZB-Chefin Christine Lagarde den Leitzins für die EU von 2,5% auf 2,25% senkte, hielt Jay Powell gestern eine Rede, in der er über die Probleme der zwei Ziele der US-Notenbank philosophierte. Man könne nicht gleichzeitig die Inflation bekämpfen und die Wirtschaft ankurbeln, so Powell. Für Trump ist eine Entscheidung leicht: Natürlich müsse die Wirtschaft angekurbelt werden und Powell sei viel zu langsam im Senken von Zinsen. Über Truth Social schreibt Trump, "Powell's termination cannot come fast enough!" - sein Ende als Notenbankchef könne nicht schnell genug kommen.
Derweil fluten volkswirtschaftliche Analysen in den Markt, in denen die schädliche Wirkung von Zöllen aufgezeigt wird. Wir hatten dies bereits frühzeitig thematisiert und als Notnagel die Option erwähnt, dass "vorübergehende" Zölle einen Strukturwandel unterstützen und finanzieren könnten. Doch derzeit ist nicht absehbar, wie aus dem derzeitigen Chaos eine vorübergehende Situation werden könnte. Ich lasse mich gerne überraschen, doch Zweifel wachsen.
In diesem Umfeld klettert der Goldpreis von Allzeithoch zu Allzeithoch. Wir laufen auf die Berichtssaison zu, US-Banken haben schon ihre Q-Zahlen berichtet. Es ist zu erwarten, dass die Zahlen für das Q1 noch verhältnismäßig gut ausfallen werden. Doch der Ausblick auf den Rest des Jahres dürfte von so ziemlich allen CEOs sehr verhalten formuliert werden: Niemand weiß, wie sich das Zoll-Chaos weiter entwickeln wird. Daher kann eigentlich kein CEO eine verlässliche Prognose abgeben. Und je mehr Ungewissheit, desto schlechter für die Aktienmärkte.
Schauen wir uns die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes im Überblick an:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 17.4., 18:50 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 21.206 | 4,1% | 6,5% |
S&P 500 | 5.315 | 0,3% | -10,0% |
Nikkei | 34.378 | 2,4% | -13,8% |
Shanghai A | 3.772 | 0,6% | -4,1% |
Euro/US-Dollar | 1,14 | 0,6% | 9,0% |
Euro/Yen | 161,76 | -0,4% | -0,6% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,33% | -0,18 | -0,17 |
Umlaufrendite Dt | 2,39% | -0,01 | 0,08 |
Feinunze Gold | $3.316 | 2,2% | 26,8% |
Fass Brent Öl | $67,99 | 6,4% | -8,7% |
Kupfer | $9.204 | 2,4% | 3,3% |
Baltic Dry Shipping | $1.241 | -2,2% | 24,5% |
Bitcoin | $84.771 | 3,2% | -9,6% |
Deutsche Unternehmen werden als Gewinner des Zollstreits gesehen: Der Handel, der mit den USA wegbrechen könnte, würde den deutschen DAX-Unternehmen, die international aufgestellt sind, zugute kommen, so die Erwartung vieler Anleger. So konnte der DAX diese Woche 4% zulegen, während der S&P 500 leicht abgab.
Überhaupt scheinen Deutschland und Europa als Alternative zu den USA betrachtet zu werden. Trotz des Billionen Stimulus von noch-nicht-ganz Kanzler Merz, dessen Verkündung die Renditen in Deutschland anspringen ließ, führen nun Anleihekäufe zu einem Rückgang der Rendite auf das Niveau von vor der Ankündigung.
Schauen wir mal, wie sich die Anlegerstimmung entwickelte.
3. Sentiment: Unberechenbarkeit treibt Anleger zu neutraler Haltung

Im MDAX führen Immobilienaktien Aroundtown (+23%), TAG Immobilien (+20%) und Deutsche Wohnen (+15%) die Kursliste an. Das rückläufige Zinsniveau führt zu günstigeren Finanzierungskosten im Immobiliensektor.
Die Angst und Panik der Vorwochen ist damit verflogen. Zwar notiert das Anlegersentiment mit einem Wert von -2,9% noch immer im negativen Bereich, doch die Extremwerte der drei Vorwochen werden nicht mehr erreicht. Auch die Verunsicherung ist mit einem Wert von nur noch -2,6% wieder auf ein moderates Niveau zurückgekehrt.
Die Zukunftserwartung verharrt mit einem Wert von -1,4% jedoch im negativen Bereich, obwohl die Volatilität an den Märkten deutlich zurückging. Und so sinkt auch die Investitionsbereitschaft wieder auf ein moderates Niveau von +1,2% ab.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger pendelt knapp unter der Null-Linie und zeigt derzeit eine leicht spekulative Neigung der Anleger an.
Die extreme Absicherung über die Eurex, die in den vergangenen Wochen durch das Put/Call-Verhältnis im DAX angezeigt wurde, baut sich weiter ab. Von einem Verhältnis von 2,7 Ende Februar ging's inzwischen zurück auf nur noch 1,8. Call-Spekulationen werden wieder verstärkt eingesammelt.
An der CBOE zeigte das Put/Call-Verhältnis nach dem Extremwert über 1 zum Liberation Day Anfang April im Anschluss einen Rückgang auf nur noch 0,43. Diese Woche springt der Wert zurück auf ein neutrales Niveau von 0,72.
Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ging diese Woche auf den extrem niedrigen Wert von 35% zurück. So niedrig ist die Investitionsquote der Anlage-Profis selten: Zuletzt im Oktober 2023, davor zum Einmarsch Russlands in die Ukraine und davor zu Corona-Zeiten.
Die Bulle/Bär-Differenz liegt bei 30%punkten, es gibt nur noch 25% Bullen. Aber diese Woche ist auch die Anzahl der Bären zurückgegangen, das Lager der neutral eingestellten Anleger füllt sich. Ein Zeichen von Ratlosigkeit?
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 19% nach wie vor extreme Angst an.
Interpretation

Die gute Wochenperformance an den deutschen Aktienmärkten haben ein wenig Druck vom Kessel genommen, doch für die Zukunft sehen Anleger nach wie vor schwarz. Doch trotz der trüben Erwartungshaltung ist die Absicherung in den Portfolien der Anleger deutlich geringer als noch vor wenigen Wochen. Ein weiterer Rückschlag würde die Märkte nun unvorbereitet treffen.
Am besten zeigt das die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger: Das Lager der neutral eingestellten Anleger füllt sich. Jede Meinung, egal ob optimistisch oder pessimistisch, hat sich als falsch herausgestellt. Die Finanzmärkte hängen an den Entscheidungen der Trump-Administration, und diese Entscheidungen sind nach wie vor nicht vorhersehbar.
Somit bleiben Risiken auf der Unterseite vorhanden, genau wie auch Chancen auf der Oberseite. Das große Lager der Neutralen ist bereit, eine einmal eingeschlagene Richtung zu verstärken. Aber eine Vermutung darüber, welche Richtung das sein wird, lässt sich aus den heutigen Umfragedaten nicht ableiten.
"Abwarten" ist auch eine Tugend. Vielleicht ist diese Tugend derzeit gefragt. Es gibt bereits Unternehmen, die zwei Jahresprognosen ausgegeben haben: Eine für die Geschäftsentwicklung, sofern die Rahmenbedingungen unverändert bleiben. Und eine zweite Prognose für den Fall, dass weiterhin überraschende Einflussnahmen seitens der Trump-Administration auf die Wirtschaft genommen werden.
Warum sollten wir Privatanleger also wissen, was selbst die Konzernchefs nicht absehen können? In diesem Sinne erscheint es aktuell sinnvoll, einfach mal abzuwarten.
4. Ausblick: Zwischen Lichtblicken und dunklen Vorzeichen – das Tauziehen an den Märkten spitzt sich zu
Diese Woche war wieder so eine Woche, in der ich so ziemlich alle unsere Entscheidungen in Frage stellte. Zum Glück erhielt ich überraschend diese Woche eine Sachertorte von einem Mitglied als Mutmacher für diese schweren Zeiten - vielen Dank dafür :-), die gehörige Portion Schokolade hilft bei der nüchternen Beurteilung und offenbart, dass wir diese Woche sogar 1,6% im Plus liegen. Warum also die Niedergeschlagenheit?
Es gab so viele unternehmensspezifische Entwicklungen, dass ich Sie nicht mit unzähligen Kurs-Updates belästigen wollte. Hier daher ein kurzer Überblick. Und, oh Überraschung, überwiegend sind es positive Entwicklungen:
Zum Beispiel PVA TePla. Die Aktie springt diese Woche um 17% an. Bereits vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die niederländische Van Lanschot Kempen Investment Management N.V. über 10% der Anteile an PVA TePla einsammelte. Soeben gab das Unternehmen bekannt, dass es sich um eine langfristige Beteiligung handele und dass man keine Änderungen im Management, in der Geschäftspolitik oder der Kapitalstruktur beabsichtige. Sprich: Ein zufriedener Ankeraktionär. Das lässt die günstig bewertete Aktie natürlich einen Freudensprung machen.
Der angekündigte Führungswechsel bei Puma führt weiterhin zu einer guten Kursperformance, die Aktie steigt diese Woche um 7% an.
Auch Medios konnte diese Woche um 7% ansteigen. Einen Grund dafür finde ich nicht, vermutlich gibt es auf dem inzwischen günstigen Kursniveau keine Verkäufer mehr.
Und fragen Sie mich nicht, wie weit die Rallye in der Allianz noch laufen kann: Mit einem Portfolioanteil von 7,8% ist dies inzwischen unsere größte Position. Die Allianz legte diese Woche nochmals um 6% zu. Der Versicherer erhielt diese Woche mehrere Hochstufungen durch Analysten.
In den USA konnten Coterra Energy und Carvana gegen den Trend um 5% bzw. 7% resp. anziehen. Doch dahinter stehen keine Meldungen, sondern es handelt sich um die täglich heftigen Kurssprünge, die vielleicht diese Woche nur per Zufall deutlich im Plus endeten.
Diesen positiven Entwicklungen, die es nicht auf die Titelseiten der Finanzpresse schaffen, stehen die Chaos-Theoretiker gegenüber: Nvidia brach auf Wochensicht um 9% ein. Viel schlimmer als die Wertberichtigung in Höhe von 5,5 Mrd. USD ist der Vertrauensverlust in die Trump-Administration, wenn nicht einmal mehr eine Investitionszusage in Höhe von einer halben Billarde US-Dollar ausreicht, um Ausnahmeregelungen für das eigene Geschäft auszuhandeln.
Heute früh veröffentlichte Snap-On Quartalszahlen, die hinter den Erwartungen bleiben. Die Aktie bricht ebenfalls um 9% ein. Wir hatten unsere Position im vergangenen November zu Kursen halbiert, die damals noch um 25% höher standen. Hier zeigte sich einmal mehr der Wert der Disziplin: Die Aktie war damals binnen kurzer Zeit stark angesprungen und wir nahmen Gewinne mit. An der Qualität unserer Dividendenaktie hat sich nichts geändert. Ich schaue, dass wir in den kommenden Wochen diese Position wieder aufstocken.
Heute veröffentlichte Eli Lilly Studienergebnisse zur Abnehmpille. Sie erinnern sich: Die entsprechenden Studienergebnisse von Novo Nordisk blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Ergebnisse von Eli Lilly erfüllten nun die Erwartungen: Die Aktie von Eli Lilly springt heute um 14% an, die von Novo Nordisk fällt um 7%. Das ist ein Rückschlag, den wir nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen.
Die Abnehmspritze ist so etwas wie der Einstieg in einen neuen Markt der Behandlung von Fettleibigkeit. Es zeigen sich neue Möglichkeiten, diverse Zivilisationskrankheiten zu adressieren. Doch zwei Drittel der Patienten springen während der Behandlung mit der wöchentlichen Injektion per Spritze ab. Eine täglich einzunehmende Pille dürfte diese Absprungrate deutlich verringern.
Bei der Abnehmspritze hatte Novo Nordisk noch einen Vorsprung von einem Jahr. Mit der Pille scheint nun Eli Lilly den Rückstand aufgeholt und sogar in einen Vorsprung gewandelt zu haben. Die Aktie von Novo Nordisk hat sich inzwischen mehr als halbiert. Aus dem Rennen ist Novo Nordisk damit nicht, doch die Früchte hängen offensichtlich höher als wir dachten.
Abschließend möchte ich nochmals auf die Entscheidung Chinas eingehen, keine Boeing-Flieger mehr abzunehmen und auch auf die Ersatzteile von Boeing zu verzichten. Es ist weniger eine wirtschaftliche Entscheidung, als vielmehr ein Zeichen dafür, wie ernst es China im Zollstreit ist. Meiner Analyse zufolge kann China nicht damit rechnen, Boeing damit wirklich zu schaden. Flieger und Ersatzteile werden anderswo auf der Welt abgenommen. Aber die Entscheidung zeigt, dass man den Leuchtturm der US-Fertigung auf dem US-Kontinent ausgrenzt, ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Probleme.
Verschafft sich China damit Verhandlungsmasse? Wenn das die Strategie sein sollte, dann könnte dieser Zollstreit noch deutlich länger dauern, als wir uns das wünschen. Bislang schwankte ich zwischen wenigen Wochen und mehreren Monaten. So langsam neigt sich das Pendel zu "mehreren Monaten", was Horrorszenarien aus vergleichbaren Zollstreitereien in der Finanzgeschichte ins Gedächtnis ruft. Insbesondere die große Depression 1929 bis 1932 drängt sich als mahnendes Beispiel auf, was passiert, wenn der globale Handel durch Zölle verteuert wird.
Ich habe für mich im Kopf dem streng katholischen Donald Trump noch die Ostertage als letzte Frist eingeräumt, um sich von einem solchen Szenario zu distanzieren. Bleibt der Richtungswechsel aus, werden wir ab der kommenden Woche unser Portfolio konsequent darauf ausrichten, dass der Zollstreit noch deutlich schlimmer werden und länger anhalten könnte.
5. Update beobachteter Werte: Nvidia, Dell, Boeing
Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.
Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.
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Nvidia: 5,5 Mrd. USD Abschreibung auf H20-Chips
Do, 17. April um 16:20 Uhr
Vor 10 Tagen besuchte Nvidia CEO Jensen Huang Donald Trump in seinem Anwesen in Florida und besprach beim gemeinsamen Abendessen das weitere Vorgehen. Anschließend verkündete Nvidia, 500 Mrd. USD in den Ausbau von Chip-Fabriken in den USA zu investieren. Das Signal war klar: Huang hat einen "Deal" gemacht.
Gestern gab Nvidia bekannt, dass die spezielle für China entwickelten H20-GPUs, deren Leistung deutlich geringer ist als die von den High-End Versionen, die für den US-Markt produziert werden, künftig nicht mehr nach China ausgeführt werden dürfen. Das Volumen beträgt 16 Mrd. USD, Nvidia schreibt 5,5 Mrd. USD auf den Bestand dieser Chips ab. Die Aktie fiel gestern um 7%.
Nun kommentierten viele Marktbeobachter, der KI-Hype sei durch den Deep-Seek-Moment gebrochen und die Trump-Administration wolle die KI-Entwicklung schädigen, indem die H20-Chips nicht mehr geliefert werden dürfen. DeepSeek hätte gezeigt, dass man auch mit deutlich weniger Performance gute KI-Leistungen, insbesondere im Inference-Bereich (also beim Beantworten von Fragen) erreichen könne.
Ich halte diese Interpretation für falsch: Jede Rakete mit automatischer Zielführung wird heutzutage mit Graphikchips ausgerüstet, vorwiegend mit High-End GPUs von Nvidia. Ich fürchte, die Handelsbeschränkung zu den H20-GPUs findet ihre Ursache weniger im KI-Bereich als vielmehr im militärischen Bereich. Die USA wollen nicht, dass China diese Chips für ihre Raketen nutzt.
Offensichtlich sind die gedrosselten GPUs der vorletzten Generation von Nvidia, denn mehr sind die G20-GPUs nicht, noch immer besser als alles, was in China zu haben ist.
5,5 Mrd. USD Abschreibung bei einem erwarteten Gewinn von 146 Mrd. USD im laufenden Jahr ist schon ordentlich, da kann eine Aktie schon mal ein wenig fallen. Schlimmer als die Zahlen ist jedoch das Signal: Ein Deal, und sei es ein Investitionsversprechen über 500 Mrd. USD, bedeutet der Trump-Administration nichts, wenn es um ihre eigenen Ziele geht.
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Dell: Teilverkauf der halben Position
Mo, 14. April um 17:02 Uhr
Am Wochenende gab Donald Trump bekannt, dass Smartphones, PCs und Chips aus China von den reziproken Zöllen ausgenommen werden. Das heißt, es bleiben die 20% Strafzoll, die Donald Trump als Vergeltung für den Fentanyl-Import erhoben hat. Die 125%, die sich in der vergangenen Woche hochgeschaukelt haben, werden nun jedoch nicht mehr auf Smartphones (=Apple), PCs (=Dell) und Chips (=Nvidia) erhoben.
Die drei Aktien wären heute allesamt um jeweils 10% angesprungen ... wenn Trump nicht kurz danach wieder alles relativierte: Man arbeite an speziellen Zöllen für die "gesamte Lieferkette der elektronischen Zubehörteile". Diese speziellen Zölle, die er aufgrund von nationalen Sicherheitsbedenken erheben möchte, werden noch innerhalb von vier Wochen kommen, so Trump. Aus dem großen Kurssprung bei unseren Aktien wurde somit heute ein kleiner Kurssprung: Nvidia +1%, Apple +3% und Dell +8% (Montag, 17:00 Uhr).
Insbesondere Dell wird heute nach oben gejubelt. Bei Apple und Nvidia sind zu viele Skeptiker an Bord, die das Ende der Welt für gekommen sehen.
Grundsätzlich sind diese drei Positionen unseres Portfolios abhängig von den unvorhersehbaren Aktionen Donald Trumps. Apple hat verkündet, 500 Mrd. USD in den Ausbau der heimischen Herstellung zu investieren. Am Wochenende zog Nvidia ebenfalls mit einem Programm in Höhe von 500 Mrd. USD nach. Doch irgendwie scheint Donald Trump solche Meldungen für selbstverständlich zu halten. Nichts ist gut genug für ihn, er wünscht sich offensichtlich einfach noch mehr Investitionen innerhalb der USA.
Ich weiß nicht, wann der Zeitpunkt gekommen sein könnte, an dem Donald Trump mit dem Ergebnis des von ihm angerichteten Chaos' zufrieden ist. Das kann innerhalb der nächsten Stunden sein, das kann aber auch noch Monate dauern. Mit Dell, Nvidia und Apple haben wir drei Aktien im Heibel-Ticker Portfolio, die von diesen Entwicklungen abhängig sind. Bislang hatte ich ein kurzes, schmerzhaftes Chaos erwartet, doch nun bin ich mir immer weniger sicher, ob es sich nicht in einen lang anhaltenden Schmerz verwandelt könnte. Daher werde ich unser Engagement in diesem Bereich wieder etwas zurückfahren.
Wir haben vor 10 Tagen unsere spekulative Position in Dell verdoppelt. Heute steht der Kurs um 7% höher als zu unserem Nachkauf. Ich würde daher nun diesen Teil der Spekulation auflösen, also die halbe Position verkaufen.
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Boeing: China boykottiert Boeing
Di, 15. April um 16:06 Uhr
Kaum haben wir die Aktie von Boeing in unser spekulatives Portfolio geholt, kommt schon wieder eine vermeintliche Hiobsbotschaft, die den Kurs unter Druck setzt: China weist alle inländischen Fluggesellschaften an, ab sofort keine Boeing-Auslieferungen mehr anzunehmen. Darüber hinaus solle man auch keine Ersatzteile mehr von Boeing kaufen.
Hört sich dramatisch an. Entsprechend notiert Boeing heute zwischenzeitlich mit 3% im Minus, erholt sich nun aber langsam wieder.
Was sich dramatisch anhört, ist tatsächlich dramatisch - aber eher für China. Denn es gibt einige hundert Boeing-Flieger, die derzeit in China im Tagesbetrieb fliegen. Die müssen gewartet werden. Wenn keine Ersatzteile von Boeing gekauft werden dürften, werden die Fluglinien Probleme bekommen.
Die Warteliste für Boeing-Flieger ist mehrere Jahre lang. Wenn Kunden aus China ihre Bestellungen stornieren, werden andere Fluglinien dankbar einspringen.
Ich habe Boeing empfohlen, weil das Unternehmen seine Flieger in den USA baut. Natürlich ist auch Boeing international verflochten und natürlich gibt es auch Teile, die aus China kommen. Doch nur 7% der Zulieferer-Werke von Boeing befinden sich in China. Das dürfte sich mit überschaubarem Aufwand ersetzen lassen.
Somit gehe ich davon aus, dass Boeing eher ein symbolisches Ziel Chinas ist. Um so größer wird vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt die Symbolik, wenn China dann im Rahmen einer Einigung mit den USA wieder Boeing-Flieger bestellt.
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6. Leserfragen
Drohendes Delisting von Clip Digital
Sehr geehrter Herr Heibel,
ich habe schon seit Jahren die Cliq Digital Aktie mit 85% im Minus. Jetzt habe ich von Cliq Digital gehört, dass evtl. ein Delisting ansteht.
Kann es evtl sein. dass die Aktie noch etwas ansteigt oder soll ich die Aktie verkaufen bevor sie nicht mehr handelbar ist.
Für eine Antwort wäre ich dankbar.
Freundliche Grüße
Inge aus Nürnberg
ANTWORT
Clip Digital, früher bekannt als Bob Mobile, verkaufte zunächst Klingeltöne fürs Handy und wechselte vor einigen Jahren auf den Betrieb von Streaming-Paketen. Dabei fällt der Dienstleister immer wieder durch seine aggressive Marketing-Aktivität auf. Kunden werden in Abo-Modelle gelockt, doch das Unternehmen baut sich keinen treuen Kundenstamm auf, sondern schlage die Kunden häufig um (ich habe etwas von 8 Monaten gelesen). Dadurch bleiben die Marketingkosten hoch, denn immer erneue Kunden müssen gefunden werden.
Vor einem Jahr kürzte das Unternehmen zunächst die Dividende, dann den Ausblick, Die Aktie befindet sich seither in einem beschleunigten Abwärtstrend. Die Aktie brach von 16 auf vorübergehend 3 EUR ein. Noch Anfang 2021 notierte die Aktie bei 41 EUR.
Im März gab Clip bekannt, mit Hilfe der niederländischen Investmentgesellschaft Dylan Media B.V. ein Delisting anzustreben: es soll den Aktionären ein Kaufangebot gemacht werden. Ein solcher Kaufpreis richtet sich zunächst nach dem Durchschnittskurs der vorangegangenen Zeit, aber natürlich auch nach einem vermuteten Wert, den man dem Unternehmen zuschreibt. In diesem Fall beteiligt sich das aktuelle Management von Clip Digital an dem Delisting-Prozess und möchte auch anschließend eine aktive Rolle übernehmen. Diese Umstände sprechen in meinen Augen nicht unbedingt dafür, den Aktionären ein besonders attraktives Angebot zu machen.
Also, ich weiß nicht, worauf Sie als Aktionärin setzen: Auf ein gesundes Geschäftsmodell, das derzeit unterbewertet ist? Das kann ich nicht erkennen. Der Umsatz ist rückläufig, 2024 wurde ein Verlust erwirtschaftet und auch für die kommenden Jahre erwarten Analysten nur ein moderates Gewinnwachstum. Hoffen Sie auf ein attraktives (=höher als aktueller Aktienkurs) Angebot für das Delisting? Das mag durchaus sein, doch das hat dann nichts mit einem Investment zu tun: Sie würden hier auf das Resultat eines rechtlichen Prozesses spekulieren. Beim Delisting müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden und das kann durchaus zu einem höheren Übernahmepreis führen. Doch das nichts für uns Privatanleger, dort tummeln sich eher Arbitrageure und Juristen, die ausrechen wollen, wie viel Cent noch draufzuschlagen sind.
Als Anleger würde ich nehmen, was noch zu holen ist, und mir eine aussichtsreichere Aktie suchen.
Und ja, Sie haben recht: Wenn Sie zu lange warten und das Delisting-Angebot verpassen, dann können Sie die Aktie hinterher gar nicht mehr über den freien Markt handeln. In diesem Fall würde ich lieber ein Ende mit Schrecken wählen als ein Schrecken ohne Ende.
Merck-SpinOff Organon
Was halten Sie von Organon, ein SpinOff von Merck, als Spekulation- bzw. Dividentitel?
Freundliche Grüße aus Düsseldorf, Marius
ANTWORT
***Die Frage wurde im Live-Stream gestellt und ich versprach, mir den Titel genauer anzuschauen ***
Organon aus New Jersey spezialisierte sich auf die Gesundheit von Frauen. Das Unternehmen entstand im Juni 2021 durch die Ausgliederung aus Merck & Co. Organon konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: Frauengesundheit (Verhütungsmittel, Fruchtbarkeitsmedikamente), Biosimilars (kostengünstigere Alternativen zu bestehenden biologischen Therapien) und etablierte Markenprodukte (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Dermatologie, zentrale Nervensystemstörungen).
Seit der Ausgliederung fiel der Kurs von 40 auf inzwischen 10 USD. Das ist kein Wunder, denn der Umsatz ist seit dem Börsengang rückläufig und auch der Gewinn wird kontinuierlich kleiner. Von 15 USD/Aktie im Jahr 2019 ging es kontinuierlich zurück auf inzwischen nur noch 4 USD im abgelaufenen Jahr. Die niedrige Bewertung ist mit einem EV/EBIDTA von 5,7 vor dem Hintergrund des schrumpfenden Geschäftsmodells in meinen Augen berechtigt.
Die aktuelle Dividendenrendite von 10,3% ist zwar ein Blickfang, doch die Dividende wird aus dem Vermögen, nicht aus dem Gewinn ausgezahlt. Daher ist sie nicht nachhaltig, was in meinen Augen ein Alarmsignal darstellt. Schauen wir mal, wieviel Vermögen das Unternehmen noch für solche Abenteuer hat: Ups! Da hat sich Merck wohl 2021 einiger Schulden entledigt. Bei einem Jahresumsatz von 6,4 Mrd. USD schiebt das Unternehmen 9 Mrd. USD an Schulden vor sich her.
Der Gewinn VOR Zinslast (EBITDA) ist mit 2 Mrd. USD und einer Gewinnmarge von 30% durchaus attraktiv. Doch offensichtlich wird der gesamte Gewinn zum Bedienen der Zinsen auf die ausstehenden Schulden benötigt. Somit ist Organon weniger ein Pharma-Konzern, als vielmehr eine Wette auf rückläufige Zinsen. Immerhin: Erst 2027 wird ein Teil der Schulden zur Refinanzierung fällig, danach erst wieder 2031.
Also: Investitionen in den Ausbau des Geschäfts finden derzeit nicht nennenswert statt. Die Schuldenlast ist zu hoch. Wenn das Zinsniveau in den USA tatsächlich sinken sollte, ergeben sich finanzielle Spielräume für Organon, die dann zum Tilgen der Schulden und auch für Investitionen genutzt werden könnten. Doch die Erwartungen für die künftige Zinsentwicklung gehen derzeit diametral auseinander: So wirklich weiß das derzeit niemand. Daher wäre mir eine Investition in Organon zu diesem Zeitpunkt zu riskant. Sollten sich nachhaltig rückläufige Zinsen in den USA abzeichnen, ist das Unternehmen einen zweiten Blick wert.
Coinshare Physical Bitcoin ETP NICHT steuerfrei
Ich möchte mich für den kostenlosen Börsenbrief bedanken.
An dieser Stelle folgender Hinweis zu: GB00BLD4ZL17
Ist steuerfrei laut Foren; die BTC sind jederzeit auslieferbar laut Webseite des Emittenten.
https://coinshares.com/en/d/etp/physical-redemption/redemption-faq.pdf
https://coinshares.com/de/etp/physical-bitcoin/
Forum:
https://forum.blocktrainer.de/t/besteuerung-von-coinshares-physical-bitcoin-auf-scalable/30011/6
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian
ANTWORT
Das ist wirklich kompliziert.
Zum CoinShares Physical Bitcoin (GB00BLD4ZL17) gibt es tatsächlich widersprüchliche Informationen:
Die FAQs sind vom Mai 2022. Darin wird ziemlich umständlich beschrieben, wie man sein Auslieferungsrecht auf den zugrundeliegenden Bitcoin (mindestens 1 Bitcoin) erheben kann. Ich finde in den FAQs aber keine Aussage darüber, wo oder wie die Bitcoins verwahrt werden.
Auf der Unternehmenswebseite wird tatsächlich angegeben, dass die Bitcoins über Komainu physisch verwahrt werden.
In dem Forum wird im Februar 2024 bestätigt, dass die Bitcoins physisch hinterlegt und auslieferbar sind. Diese Information findet sich auch im Basisinformationsblatt vom 28.5.2024, das ein Heibel-Ticker Mitglied mir zukommen ließ: „... vollständig durch den zugrunde liegenden Bitcoin gesichert", steht darin.
Das Basisinformationsblatt, das ich heute aufrufen kann, enthält an der gleichen Stelle den folgenden Satz: "vollständig durch den zugrunde liegenden Compass Crypto Reference Index Bitcoin gesichert“. Dieses Basisinformationsblatt ist vom 15.4.2025.
Ich würde sagen, Coinbase hat die Bedingungen nachträglich verändert. Ich bleibe also trotz Ihres Einwands bei meiner Aussage, dass dieser Bitcoin-ETP nicht steuerfrei ist … oder sein dürfte. Der Vorteil des Coinbase-ETPs gegenüber dem von mir empfohlenen Bitwise-ETP ist die niedrige Gebühr: 0,3% p.a. statt 2% p.a.. Das ist schon heftig, doch offensichtlich ist das physische Hinterlegen zu 0,3% tatsächlich nicht wirtschaftlich möglich.
Invesco Physical Bitcoin
Hallo Herr Heibel,
danke für Ihren sehr hilfreichen Newsletter und den Hinweis zur steuerlichen Behandlung des CoinShares Physical Bitcoin (A3GPMN, 0,25% TER). Interessanter Weise haben Sie ein neueres Basisinformationsblatt (vom 18.03.2025) als ich heute bei Scalable Capital (vom 28.05.2024) finde. In meinem (s.a. Anhang) steht unter Art „vollständig durch den zugrunde liegenden Bitcoin gesichert“ und nicht wie bei Ihnen „vollständig durch den zugrunde liegenden Compass Crypto Reference Index Bitcoin gesichert“. Nach meinem Basisinformationsblatt wäre er also nach einem Jahr steuerfrei, nach Ihrem nicht…
Wie auch immer: Aus meiner Sicht kommt als Alternative zum recht teuren Bitwise Physical Bitcoin ETP (A27Z30, 2,00% TER) auch der Invesco Physical Bitcoin (A3GU8J, 0,25% TER) in Frage. Gem. anhängendem Basisinformationsblatt ist dieser mit Stand 15.01.2025 „vollständig durch den zugrunde liegenden Bitcoin besichert“ und damit amS nach 1 Jahr Haltedauer steuerfrei. Auch ist er mit knapp 300 Mio. € Fondgröße hinreichend groß.
Teilen Sie diese Einschätzung? Dann wäre das sicherlich auch für andere Leser interessant zu wissen.
Gruß vom Schelm
ANTWORT
Vielen Dank für den Hinweis: Da scheint Coinbase die Verwahrung und somit die wesentliche Struktur des ETPs geändert zu haben. Damit ist der Coinbase ETP also tatsächlich steuerpflichtig.
Invesco nutzt, genau wie Bitwise, Zodia Custody, um die Bitcoins eins zu eins physisch zu hinterlegen. Allerdings bietet Invesco gemäß Ihrem Basisinformationsblatt NICHT die Möglichkeit der Auslieferung an, sondern beschränkt sich hier auf einen finanziellen Ausgleich, der im Insolvenzfall aber nicht unbedingt den vollen Wert der Bitcoins ausmachen muss. Damit ist meiner Auffassung nach auch dieses Papier nicht steuerfrei. Schade, denn die 0,25% Gebühren sind auch hier attraktiv.
Aber das ist meine persönliche Einschätzung. Ich bin kein Steuerfachmann und arbeite auch nicht in der Finanzbehörde. Dort wird die Entscheidung letztlich getroffen, was steuerfrei ist und was nicht.
7. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈20%) =22,8% | WKN | 17.4., 18:50 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 8x2,5% | ! |
PVA Tepla | 746100 | 15,26 € | 17% | 18% | 1,4% | C |
Puma | 696960 | 20,58 € | 8% | -39% | 2,5% | C |
Coterra Energy | 881646 | 23,14 € | 6% | -6% | 1,9% | B |
DELL Technologies | A2N6WP | 74,70 € | 4% | -13% | 2,4% | A |
Home Depot | 866953 | 314,29 € | 2% | -17% | 2,5% | A |
Salesforce | A0B87V | 220,22 € | -2% | -30% | 1,7% | A |
Capital One Fincl | 893413 | 144,89 € | 4% | -10% | 2,4% | A |
Carvana | A2DPW1 | 189,52 € | 8% | 2% | 5,9% | A |
Disruptiv (≈30%) =22,3% | WKN | 17.4., 18:50 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
Wheaton Precious Metals | A2DRBP | 73,64 € | 1% | 27% | 0,0% | D |
Medios | A1MMCC | 11,58 € | 5% | -12% | 3,7% | C |
Nvidia | 918422 | 89,20 € | -8% | -33% | 5,3% | B |
Palo Alto Networks | A1JZ0Q | 149,56 € | 2% | -16% | 3,0% | A |
Novo Nordisk | A3EU6F | 56,41 € | 0% | -33% | 7,6% | A |
Apple | 865985 | 174,42 € | 0% | -20% | 2,7% | B |
Dividende (≈30%) = 20,6% | WKN | 17.4., 18:50 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 5x6% | ! |
CEWE | 540390 | 98,30 € | 2% | -5% | 6,9% | B |
Allianz | 840400 | 348,30 € | 6% | 18% | 7,8% | B |
Snap-On | 853887 | 269,38 € | -8% | -18% | 2,7% | B |
Nitto Denko | 862930 | 15,61 € | 2% | -15% | 0,0% | D |
Holcim | 869898 | 93,93 € | 3% | 1% | 3,2% | B |
Absicherung (≈20%) =21,7% | WKN | 17.4., 18:50 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ | Anteil 3x6,6% | ! |
Goldbarren /Uz | 965515 | 2.920,10 € | 2% | 16% | 8,7% | C |
Südzucker-Anleihe | A0E6FU | 88,72% | 0% | -2% | 3,0% | B |
Symrise %-'12.25 | SYM772 | 99,08% | 0% | 1% | 3,3% | C |
Bitcoin | A27Z30 | 74.665,41 € | 3% | -17% | 6,7% | A |
Woche Δ | Σ '25 Δ | Cashquote | ||||
2% | -10% | 12,6% |
Heibel-Ticker | Gewichtung | # Positionen | angestrebte Positionsgröße | |||
Portfolio | Ziel | Soll | Ist | Soll | Ist | |
Spekulation | Ereignis | 20% | 22,8% | 8 | 9 | 2,5% |
Disruptiv | Enkelkinder | 30% | 22,3% | 5 | 5 | 6,0% |
Dividende | Urlaub | 30% | 20,6% | 5 | 4 | 6,0% |
Absicherung | Zins & Gold | 20% | 21,7% | 3 | 4 | 6,7% |
Summe | 100% | 87,4% | 21 | 22 | 1 |
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A | – | Top-Aktie mit günstigem Kurs, |
B | – | Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen |
C | – | Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, |
D | – | bei Gelegenheit Verkaufen, |
E | – | Sofort Verkaufen |
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
https://www.heibel-ticker.de
8. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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