Heibel-Ticker PLUS 25/18 - Quartalszahlen: Mega-Tech glänzt, traditionelle Industrie mit Gegenwind

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Heibel-Ticker PLUS Börsenbrief

- Einfach einen Tick besser -

20. Jahrgang - Ausgabe 18 (02.05.2025)




Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

1.Info-Kicker: Warum die Märkte trotz Handelskonflikt auf eine Rallye hoffen dürfen
2.So tickt die Börse: Quartalszahlen: Mega-Tech glänzt, traditionelle Industrie mit Gegenwind
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
3.Sentiment: Märkte trotzen der Krise – doch ein Tweet von Trump kann alles kippen
 - Interpretation
4.Ausblick: Risikofreude kehrt zurück: Zwischen Trump-Zöllen und US-Dollar-Bodenbildung formiert sich eine neue Marktchance
 - US-Dollarschwäche könnte enden
5.Update beobachteter Werte: S&P 500 Call, Novo Nordisk, Novo Nordisk, Nvidia, Apple
 - S&P 500 Call: Excel-Berechnung für unseren Optionsschein
 - Novo Nordisk: Minus mal Minus ergibt Plus
 - Novo Nordisk: Wettlauf im Milliardenmarkt: So positionieren sich Novo Nordisk und Eli Lilly bei Abnehm-Medikamenten
 - Nvidia: Ermittlungen in Singapur: Wurden Nvidia-KI-Chips illegal nach China geschleust? Dell & Super Micro unter Verdacht.
 - Apple: Gute Zahlen, Zollstreit belastet, Produktion wird nach Indien und Vietnam verlagert
6.Übersicht HT-Portfolio
7.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
8.Mitgliedschaft verwalten



1. Info-Kicker: Warum die Märkte trotz Handelskonflikt auf eine Rallye hoffen dürfen



Liebe Börsenfreunde,

Die Quartalszahlen für Q1 2025 zeigen ein geteiltes Bild, wie ich in Kapitel 2 zeige: Während US-Tech Riesen wie Microsoft, Meta, Amazon und Visa zweistellige Gewinnzuwächse verbuchten und sich kaum von den drohenden US-Zöllen beeindrucken ließen, kämpfen Industrieunternehmen wie BASF und Linde mit stagnierenden Umsätzen und wachsender Unsicherheit. Zwar nennen fast alle Unternehmen die US-Zollpolitik als potenzielles Risiko, doch konkrete Belastungen bleiben bislang aus – noch.

Obwohl der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China Anleger weltweit verunsichert, zeigen Wirtschaftsdaten und Quartalszahlen überraschende Stärke – eine globale Rezession ist (noch) nicht absehbar. Doch während Profis auf Zahlen setzen, lassen sich Privatanleger von der alarmierenden Nachrichtenlage verunsichern. In Kapitel 3 lesen Sie meine Interpretation dieser unterschiedlichen Sichtweisen.

Technische Signale deuten auf ein Tief beim US-Dollar hin, mögliche Zolleinigungen (etwa mit Indien) könnten die Stimmung drehen. Die Börsenampel steht auf Gelb mit bullischem Unterton. In Kapitel 4 zeige ich, wie sich eine mögliche Rallye entwickeln könnte und wie wir uns verhalten.

In den Updates dieser Woche (siehe Kapitel 5) gehe ich auf unternehmensspezifische Ereignisse ein, die Unternehmen betreffen, deren Aktien sich in unserem Heibel-Ticker Portfolio befinden. Apple überzeugt zwar mit soliden Quartalszahlen, leidet jedoch unter Sorgen über Zölle und verlagert daher die Produktion verstärkt nach Indien und Vietnam. Nvidia gerät unter Druck wegen Vorwürfen illegaler Chip-Exporte nach China. Novo Nordisk sichert sich durch strategische Partnerschaften neue Vertriebskanäle und startet eine Preiskampf-Offensive im Wettbewerb mit Eli Lilly um Marktanteile im milliardenschweren Abnehmsegment.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

heibel

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




2. So tickt die Börse: Quartalszahlen: Mega-Tech glänzt, traditionelle Industrie mit Gegenwind



Ein Drittel der Unternehmen im S&P 500 veröffentlichte diese Woche Q1-Zahlen. Ich habe mir die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse gesammelt und im Folgenden kurz für Sie zusammen gestellt. Sie wissen, dass ich keine Nacherzählung anstrebe, denn Sie haben ihre eigenen Informationsquellen. Ich versuche, mich auf die wichtigsten Erkenntnisse zu fokussieren, damit Sie die Informationsflut richtig einordnen können.

2025-05-Q-Zahlen
Abbildung 1: Zahlenreigen: Viele Q-Zahlen


Im ersten Quartal 2025 konnten vor allem die großen US-Technologieunternehmen mit kräftigem Wachstum überzeugen, während klassische Industriekonzerne mit einem schwierigen Umfeld kämpften. Microsoft steigerte seinen Umsatz um 13% auf 70,1 Mrd. USD und profitierte dabei vom boomenden Cloud-Geschäft. Der Gewinn kletterte sogar um 18% auf 25,8 Mrd. USD. CEO Satya Nadella betonte, dass Cloud- und KI-Dienste im Umfeld des MS-Officepakets immer wichtiger für Unternehmen werden, um effizienter zu wirtschaften. Der Ausblick bleibt dementsprechend optimistisch. Als Softwareanbieter ist Microsoft kaum direkt von US-Zöllen betroffen. Hardware-Komponenten werden zwar global beschafft, doch deren Kosten machen nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus. Entsprechend wirken handelspolitische Risiken bei Microsoft eher indirekt, etwa durch mögliche Eintrübungen der weltweiten Konjunktur, die die IT-Ausgaben bremsen könnten.

Auch Meta Platforms, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, überraschte positiv. Der Umsatz wuchs um 16%, was auf das Wachstum des Werbegeschäfts zurückzuführen ist. Nach den schwierigen Jahren 2022/23 (Datenschutzänderungen und Werbeflaute) scheint Meta damit wieder zurück auf Wachstumskurs. Der Gewinn je Aktie lag mit 6,43 US-Dollar weit über dem Vorjahreswert und den Prognosen der Analysten, was auf strikte Kostendisziplin und Aktienrückkäufe zurückzuführen ist. CEO Mark Zuckerberg investiert mit Meta kräftig in den Ausbau seiner Rechenzentren für KI-Anwendungen. Finanzchefin Susan Li begründete den erhöhten Investitionsplan auch mit möglichen Zollkosten: Sollten US-Handelsbarrieren Hardware-Exporte verteuern, will Meta frühzeitig durch Investitionen gegensteuern. Mit anderen Worten: Meta stockt die Infrastruktur heute schon auf, um beim Thema künstliche Intelligenz vorn zu bleiben, und berücksichtigt dabei vorsorglich eventuelle Mehrkosten durch die US-Zollpolitik.

Unter den Tech-Giganten sticht Amazon als Allrounder im E-Commerce hervor. Amazons Quartalsumsatz kletterte um 9% auf 155,7 Mrd. USD. Der Online-Handel wuchs solide, und die Cloud-Sparte AWS legte sogar um 17% zu. Besonders beeindruckend war der Gewinnsprung – der Nettogewinn schoss von 10,4 Mrd. US-Dollar im Vorjahr auf 17,1 Mrd. US-Dollar hoch, ein Plus von rund 64%. Diese enorme Steigerung resultierte aus der strikten Kostendisziplin, die Amazon immer genau dann an den Tag legt, wenn die See rauer wird. Anleger sind eigentlich immer unzufrieden mit der niedrigen Gewinnmarge bei Amazon, weil der Konzern "zu viel investiert". Doch periodisch, alle 3-4 Jahre, zeigt Amazon dann überraschend, wie profitabel das Geschäft sein kann, wenn man die Investitionen auf das nötigste beschränkt. Für das zweite Quartal rechnet das Management mit einer Umsatzzunahme von nur 5–9%, was auf eine mögliche Konjunkturabkühlung hindeutet. Vorstandschef Andy Jassy verwies in der Telefonkonferenz auf Unsicherheiten bei den Verbraucherausgaben, unter anderem wegen der US-Zollpolitik. Amazon und seine Händler reagierten darauf, indem sie Lagerbestände vorgezogener Importe aufbauten, um Kunden weiterhin günstige Preise bieten zu können. Das hat kurzfristig geholfen. Dank seiner Größe und Effizienz dürfte Amazon mit der Situation besser zurechtkommen als kleinere Händler. Die Kernfrage wird sein, wie sich mögliche zollbedingte Preissteigerungen auf die Kauflaune auswirken.

Ein Blick auf die Zahlungsdienstleister zeigt ein ähnliches Bild von robustem Konsum mit leichten Warnsignalen. Visa, als weltgrößtes Kreditkarten-Netzwerk, steigerte seinen Umsatz um 9% auf 9,6 Mrd. USD. Die ausgegebenen Zahlungsvolumina nahmen ebenfalls um 8% zu. Der Quartalsgewinn zog moderat an: Visa verdiente (bereinigt) 5,4 Mrd. USD, +6%. Dieses solide Ergebnis veranlasste Visa sogar, die eigene Jahresprognose leicht anzuheben: Statt einem hohen einstelligen Prozentwert erwartet man nun ein zweistelliges Umsatzwachstum im niedrigen Zehnerbereich für 2025. Visa-Chef Ryan McInerney unterstrich die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells, das dank breiter Diversifikation schon viele Wirtschaftslagen gut überstand. Höhere Importzölle könnten jedoch zu steigenden Preisen führen und damit langfristig die Kauflaune dämpfen. Bisher zeigen sich US-Konsumenten jedoch unbeeindruckt, angetrieben von Lohnanstiegen und niedriger Arbeitslosigkeit blieben die Ausgaben in Q1 robust.

Ähnlich klingt der Ton bei PayPal, dem Spezialisten für Online-Bezahllösungen. PayPal konnte seinen Umsatz nur minimal um etwa 1 % steigern auf 7,8 Mrd. USD. Dies zeigt, dass das Wachstum im klassischen Online-Bezahlgeschäft derzeit an seine Grenzen stößt, zumal PayPal sehr stark im E-Commerce verankert ist, der nach dem Pandemie-Boom etwas abgeflaut ist. Doch durch strikte Sparkurse und Effizienzprogramme unter dem neuen CEO Alex Chriss explodierte der Gewinn regelrecht um 45% auf 1,3 Mrd. USD. Mit Maßnahmen wie Personalabbau und niedrigeren Transaktionskosten konnte PayPal die Ausgaben um 4% senken. Die Jahresprognose wurde nicht angehoben, sondern lediglich bestätigt, man erwartet weiterhin ein Gewinnwachstum je Aktie von rund 20% für 2025. Finanzchefin Jamie Miller erklärte, man habe die möglichen Auswirkungen neuer US-Zölle auf das Verbraucherverhalten im Blick. Bislang sehe man keinen Grund, die Prognosen deswegen anzupassen. Das Unternehmen lässt seine Jahresziele trotz Zoll-Diskussionen unverändert stehen. Nur etwa 2% des über PayPal abgewickelten Zahlungsvolumens stammen direkt aus China. Allerdings könnte ein eskalierender Handelskonflikt global die Kauflaune beeinträchtigen.

Während Technologie- und Finanzwerte also kräftige Gewinne verbuchen, präsentieren sich traditionelle Industrieunternehmen im Q1 2025 verhaltener, aber nicht ohne positive Aspekte. Ein Beispiel ist Deutsche Bank, Deutschlands größte Bank, die nach jahrelanger Sanierung einen Höhenflug erlebt. Dank florierender Geschäfte im Anleihen- und Devisenhandel stiegen die Erträge der Bank um rund 10% gegenüber dem Vorjahr. Die volatile Marktphase – etwa durch Zins- und Wechselkursschwankungen – spielte dem Investmentbanking in die Karten. Unter dem Strich verdiente die Deutsche Bank 1,78 Mrd. EUR, ein Anstieg um 39%. Damit erzielte das Institut den höchsten Quartalsgewinn seit 2011. Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich zufrieden. Insbesondere die Diskussion um neue Zölle und Handelskonflikte schlägt sich indirekt in der Bankbilanz nieder: Die Deutsche Bank hat zusätzliche Rückstellungen gebildet, um eventuelle Belastungen bei ihren Firmenkunden durch Zölle aufzufangen. Einige Industriekunden könnten unter steigenden Importkosten oder Absatzschwierigkeiten leiden, und die Bank will gewappnet sein, falls Kreditausfälle drohen.

Deutlich rauer war das Umfeld im Chemie- und Industriesektor. Bei BASF, dem Ludwigshafener Chemieriesen, blieben die Umsätze im ersten Quartal mit 17,4 Mrd. EUR praktisch auf Vorjahresniveau (−0,9 %). Insbesondere litten das Nordamerikageschäft und der Automobilsektor außerhalb Chinas. Der Gewinn sank um 560 Mio. EUR auf nur noch 8 Mio. EUR. Das ist kaum mehr als ein Nullergebnis und bedeutet einen Rückgang um rund 99% gegenüber dem Vorjahr. Geringere Absatzmengen bei der Agrarchemie und den Grundchemikalien sowie fallende Verkaufspreise aufgrund harten Wettbewerbs drückten auf das Ergebnis. Immerhin konnte der Konzern durch Kostensenkungen und Währungseffekte Schlimmeres verhindern. Finanzvorstand Dr. Dirk Elvermann hob positiv hervor, dass BASF dank ihrer global verteilten Produktionsstandorte vergleichsweise resilient sei. Rund 90 % des in Europa und Nordamerika verkauften BASF-Volumens wird auch dort produziert, man produziert also „lokal für lokal”. Direkt spüren die Ludwigshafener die US-Zölle kaum, weil nur ein kleiner Teil der Produkte grenzüberschreitend von Zollschranken betroffen ist. Handelsstreitigkeiten schüren Unsicherheit und könnten die Nachfrage in Abnehmerbranchen wie Automobil oder Konsumgüter dämpfen. BASF hat seine Jahresprognose zwar nicht gesenkt, der Konzern belässt den Ausblick 2025 unverändert, doch wirklich zuversichtlich klingt anders. Die Dividende hält BASF trotz des mauen Gewinns konstant, was den Aktionären zumindest etwas Trost spendet.

Etwas besser als BASF schlug sich Linde, der weltweit führende Industriegase-Spezialist. Linde konnte seinen Umsatz im ersten Quartal mit 8,1 Mrd. USD ebenfalls nur halten (±0%). Doch durch konsequentes Kostenmanagement und Preiserhöhungen verbesserte Linde seine Marge deutlich: Der operative Gewinn stieg bereinigt um 4%, und die bereits sehr hohe operative Marge kletterte auf über 30%. Der Gewinn je Aktie legte dank Aktienrückkäufen um 5 % zu. Linde übertraf damit die Analystenerwartungen beim Ergebnis, verfehlte allerdings die Umsatzschätzungen leicht. Für Q2 prognostiziert Linde ein Gewinnplus von 3–5 %, was unter den bisherigen Markterwartungen liegt. Linde profitiert ähnlich wie BASF davon, weltweit in Kundennähe zu produzieren und Lieferketten lokal zu halten, was direkte Zollrisiken mindert. Allerdings hängt Linde von Investitionen seiner Kunden in Branchen wie Metall, Elektronik oder Gesundheitswesen ab – und wenn Unsicherheit durch Zollstreits herrscht, könnten solche Investitionsentscheidungen hinausgezögert werden. Linde verweist auf einen prall gefüllten Auftragsbestand von 10 Mrd. USD für neue Anlagen und Projekte, was Zuversicht gibt, dass mittel- bis langfristig genug Nachfrage da ist. Kurzfristig bleibt der Ton aber gedämpft: „Wir bleiben vorsichtig beim Ausblick, sind aber überzeugt, dass das Linde-Geschäftsmodell in jeder Umgebung Wert schaffen kann”, so Lamba sinngemäß.

Fazit: Bemerkenswert ist, dass alle Unternehmen in ihren Ausblicken die US-Zollpolitik zwar als Risikofaktor nennen, aber (noch) keine dramatischen Folgen spüren. Die Tech-Konzerne sind weitgehend immun gegenüber direkten Zöllen und die Industriegrößen haben vorgesorgt, indem sie Produktion lokalisiert haben. Gleichwohl schwingt überall Wachsamkeit mit: Zusätzliche Zölle könnten die Inflation anheizen, Lieferketten stören oder das Kundenverhalten ändern. Bislang dämpften diese Befürchtungen die Geschäfte aber kaum, die meisten Unternehmen erzielten bessere Ergebnisse als erwartet.

Die Aktienbörsen reagieren positiv auf die Q-Zahlen. Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES2.5., 19:12 UhrWoche ΔΣ '25 Δ
DAX23.087 3,8%16,0%
S&P 5005.694 3,7%-3,6%
Nikkei36.831 3,2%-7,7%
Shanghai A 3.771 -0,4%-4,2%
Euro/US-Dollar1,13-0,5%8,6%
Euro/Yen163,690,0%0,6%
10-Jahres-US-Anleihe4,32%0,04-0,18
Umlaufrendite Dt2,33%0,000,02
Feinunze Gold$3.231 -1,3%23,6%
Fass Brent Öl$60,85 -8,6%-18,3%
Kupfer$9.206 -2,0%3,3%
Baltic Dry Shipping$1.411 4,3%41,5%
Bitcoin$97.128 2,0%3,6%



Das Wochenplus beträgt über 3%, sowohl in Deutschland als auch in Japan und den USA. Nur China kann nicht mithalten.

Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar im laufenden Jahr bereits um 9% angesprungen. Der Goldpreis sogar um 24%. In Kapitel 4 untersuche ich, ob es sich hier um einen neuen Trend handelt, oder ob Anleger sich auf ein Ende dieser Rallye vorbereiten sollten.

Schauen wir im kommenden Kapitel zunächst mal auf die Entwicklung der Anlegerstimmung.




3. Sentiment: Märkte trotzen der Krise – doch ein Tweet von Trump kann alles kippen



Umfrage Die Sentiment-Analyse ist mehr eine Kunst als eine Wissenshaft. Zwar liefert das Umfrageergebnisse harte Fakten, die wir nach wissenschaftlichen Methoden auswerten. Doch die daraus ableitbaren Prognosen sind mal mehr, mal weniger aussagekräftig, manchmal sogar widersprüchlich. Es braucht also ein gutes Stück Bauchgefühl, um die jeweils vielversprechendste Prognose auszuarbeiten.

So ignorierte ich vor einer Woche das aktuelle Wochenergebnis und führte aus, dass die vorangegangene Phase der Angst und Panik an den Aktienmärkten über mehrere Wochen anhielt und nicht binnen weniger Tage aufgearbeitet werden könne. Ich folgerte, dass die angelaufene Erholung noch weiterlaufen würde, auch wenn aus Sicht der Sentimentanalyse keine unmittelbaren Hinweise auf steigende Kurse gegeben wurden.

Und tatsächlich strebten die Aktienmärkte diese Woche stark nach oben. Somit müssen wir heute beurteilen, ob die Rallye nunmehr bereits zu einer Überhitzung geführt hat, oder ob es auch weiterhin Luft nach oben gibt.

Unser Anlegersentiment stieg diese Woche auf einen Wert von 3,1%. Dieser Wert spiegelt die gute Laune wider, die Anleger aufgrund der erfreulichen Börsenentwicklung haben. Doch von einer Überhitzung sprechen wir erst ab Werten über 4%, und bis dorthin liegt noch ein wenig Wegstrecke vor uns.

Die Selbstzufriedenheit stieg auf 1,7% an und hat somit ebenfalls noch Luft nach oben.

Rallyes steigen in der Regel an einer Wand der Angst. Die Zukunftserwartung zeigt mit einem Wert von -2,1% Zukunftsangst der Anleger auf. Bären dominieren das Parkett, Pessimisten zweifeln an der Nachhaltigkeit der steigenden Kurse. Auch dies ist meiner Einschätzung nach ein Zeichen dafür, dass die Rallye noch jung ist. Denn in der Regel markieren gerade die Pessimisten genau dann das Ende einer Rallye, wenn sie ihre Skepsis aufgeben und zu Bullen werden. Wenn sich also vor dem Hintergrund steigender Kurse das Bärenlager leert, kommt das Ende der Rallye in Sicht. Denn, nachdem der letzte Bär zum Bullen mutierte und Aktien kaufte, gibt es niemanden mehr, der noch nicht investiert ist. Niemand kann danach also die Rallye noch weiter nach oben treiben.

Die Investitionsbereitschaft zeigt mit einem Wert von 1,2% moderates Interesse der Anleger.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger liegt bei -20% und zeigt eine wachsende Absicherungsneigung an.

Das Put/Call-Verhältnis für den DAX steht bei 1,85. Im Vorfeld zum "Liberation Day" Anfang April, als Donald Trump seine Zölle einführte, wurden die Put-Absicherungen immer weiter aufgelöst, so dass am Tag des Aktienmarktcrashs nicht ausreichend Put-Absicherungen in den Portfolios existierten. Im Anschluss wurden Call-Optionen gekauft, die bis zum heutigen Tag gehalten werden.

An der CBOE ist eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen, wobei dort die Nachfrage nach Call-Optionen jedoch nicht so groß ist wie hierzulande. In den USA haben wir also nur einen leichten Call-Überhang.

US-Fondsmanager fahren ihre Investitionsquote wieder hoch, diese Woche sogar um 20%punkte auf 60%. Somit scheinen auch die institutionellen US-Anleger der Überzeugung zu sein, dass wir das Schlimmste im Zollstreit bereits gesehen haben.

Die Bulle/Bär-Differenz sinkt auf -38%punkte. 59% Bullen stehen nur noch 21% Bären gegenüber. Es hat den Anschein, US-Privatanleger betrachteten die Rallye mit großer Skepsis.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 43% eine moderate Angst an, notiert aber schon fast im neutralen Bereich.

Interpretation



Negativ Insbesondere unter den Privatanlegern, sowohl in den USA als auch hierzulande, ist große Skepsis zu verzeichnen. Nachvollziehbar: Wie beim Pokerspiel zuckt bislang keiner der beiden Kontrahenten mit der Augenbraue. Die USA behaupten, China wolle verhandeln. China streitet dies ab. Die USA eskalierten den Zollstreit bis zum Maximum, China zog ohne mit der Wimper zu zucken nach.

Auch der Rest der Welt befindet sich in einer Warteposition: Die hohen Strafzölle gelten, sind derzeit lediglich für 90 Tage ausgesetzt. Und auch hier gilt, dass von allen Seiten das Vokabular täglich weiter verschärft wird, ohne dass mögliche Kompromisse sichtbar werden.

In diesem Umfeld droht nicht nur den USA eine Rezession, sondern eigentlich der ganzen Welt, oder?

Oder nicht? Hmm, wenn wir uns die Zahlen anschauen, deutet eigentlich wenig auf eine Rezession. Die heutigen US-Arbeitsmarktdaten strotzen vor Stärke. Die Quartalszahlen, die wir diese Woche sahen, waren überwiegend besser als erwartet und die gefürchteten negativen Auswirkungen des Zollstreits bezeichnen die Unternehmenslenker als beherrschbar.

Das sehen die Profis, die zahlenorientiert agieren. Der Privatanleger hingegen bildet sich seine Meinung überwiegend nach Nachrichtenlage. Und die ist verheerend.

Doch an der Börse gilt: Kurse erreichen genau dann ihren Tiefpunkt, wenn alle negativen Möglichkeiten ausgespielt wurden. "Schlimmer kann's nimmer", würde ich nun gerne sagen, und zu breiten Käufen raten ... doch da gibt es noch eine Kleinigkeit zu bedenken: Die USA haben einen unberechenbaren Präsidenten am Ruder, der mit den Märkten spielt, wie Kinder mit der Eisenbahn. Der nächste Crash ist nur einen Tweet entfernt.

So würde ich sagen, dass die technischen Voraussetzungen für weiter steigende Kurse durchaus gegeben sind. Doch es schwebt bei jedem Investment die Gefahr mit, dass die nächste Aussage von Donald Trump ihre Entscheidung lächerlich macht. Es ist also weiterhin Vorsicht geraten. Kaufen Sie nicht auf einen Schlag, sondern halten Sie weiterhin Pulver für Nachkäufe zu billigeren Kursen trocken.

EUR Der Euro konnte im laufenden Jahr bereits um 9% gegenüber dem US-Dollar zulegen. Anleger fühlen sich im steigenden Wechselkurs in ihrer Erwartung bestätigt. Doch das ist ein Warnsignal: In der Vergangenheit führte zu viel Selbstzufriedenheit mit der eigenen Währung häufig zu einem bösen Erwachen. Insbesondere institutionelle Anleger, die ihre Positionierungen entsprechend ausarbeiten, wurden nach solchen Stimmungserhebungen häufig auf dem falschen Fuß erwischt.

Sie haben sicherlich gelesen, dass internationale Anleger in den vergangenen Monaten Gelder von den USA nach Europa umgeschichtet haben. Ohne den Mahner spielen zu wollen, würde ich zumindest anmerken wollen, dass sich dieser Trend nun abflauen könnte.



4. Ausblick: Risikofreude kehrt zurück: Zwischen Trump-Zöllen und US-Dollar-Bodenbildung formiert sich eine neue Marktchance



Es ist stets etwas anderes, für anderer Leute Geld Empfehlungen auszuarbeiten. Anfang April war für mich offensichtlich, dass die Aktienmärkte ihren Boden erreichet hatten. Der Liberation Day führte zu einem Ausverkauf, den ich für eine Long-Spekulation mit einem Call-Optionsschein nutzte.

Donald Trump wäre nicht er selbst, wenn er mich nicht mit einer weiteren Eskalation überrascht hätte. So brachen die Aktienmärkte ein weiteres Mal ein und ich musste fürchten, dass er nun völlig den Verstand verloren haben könnte. Also holte ich Sie mit großem Verlust aus dieser Call-Spekulation heraus... leider ziemlich genau am Boden des Ausverkaufs. Ich hatte mich um wenige Stunden geirrt, für unseren Optionsschein war das jedoch verheerend.

Seither geht's unter starken Schwankungen bergauf. Immer wieder führen Meldungen dazu, dass die Erholung, die Bärenmarktrallye, die ... wie auch immer diese Marktphase genannt wird, für beendet erklärt wird. Wir sind nun in einem Augenblick dieser Zweifel erneut mit einem Call eingestiegen und Sie können mir glauben, dass ich seither mehr als einmal drauf und dran war, zum Verkauf zu blasen. Es ist halt etwas völlig anderes, ob ich mir einen überschaubaren Betrag nehme und mit einem Call auf die Trendwende setze, oder ob ich diese Wette allen Heibel-Ticker Mitgliedern empfehle, die diese Empfehlung dann unterschiedlich umsetzen.

Nun gut, derzeit scheint es gut zu laufen für uns. Ich würde die Position nun mit einem Stop Loss bei 3 Euro absichern, werde das aber am Montag noch separat kommunizieren.

Der Schritt von der Bärenmarktrallye oder von der Erholung hin zu einer nachhaltigen Rallye ist noch nicht getan. Was müsste geschehen?

Nun, die rabiate Vorgehensweise von Donald Trump im Zollstreit müsste einen ersten Erfolg vorweisen. Indien wird immer wieder genannt als Kandidat für das erste Zollabkommen mit den USA. Wir dürfen gespannt sein.

US-Dollarschwäche könnte enden



Auf die Gefahr hin, gegen meine Richtlinie "don't overintellectualize" (mach's nicht komplizierter, als es ist) zu verstoßen, möchte ich auf den Wechselkurs des US-Dollar hinweisen. Dieser könnte sein vorläufiges Tief gefunden haben.

Ein guter Indikator für die Verfassung verschiedener Märkte sind die COT-Daten, die Commitment of Travers Berichte. Dort schaut man sich gerne die Positionierung der großen Spekulanten, der Trader an, die gerne die Gegenpositionen zu den Währungshändlern einnehmen, deren Positionen sich nach den realen Gegebenheiten der Warenströme richten.

Die Positionierung der Spekulanten sehen Sie unten in der folgenden Graphik in grün:

2025-05-USD
Abbildung 2: US-Dollar Wechselkurs international, grüne Linie zeigt Positionierung der Trader


Die Androhung der Zölle sorgte für rege Handelsaktivitäten, US-Händler importierten auf Vorrat und zahlten in US-Dollar. US-Dollar flossen also aus den USA, um die internationalen Zulieferer zu bezahlen. Trader nehmen die Gegenposition ein und kaufen den US-Dollar. So stieg die US-Dollar-Position der Trader und Spekulanten bis Februar/März stark an, obwohl der US-Dollar bereits kräftig ausverkauft wurde.

Vor dem Hintergrund des anhaltend schwachen US-Dollars wurden diese spekulativen Positionen anschließend aufgelöst, der US-Dollarverfall wurde damit noch verlängert bzw. verstärkt. Nun sind auch die Spekulanten und Trader aus dem US-Dollar raus. In der Vergangenheit markierte dieser Zeitpunkt häufig, in den vergangenen drei Jahren sogar immer, ein zwischenzeitliches Tief im US-Dollar.

Derzeit hat niemand Interesse am US-Dollar. Warum auch, Medienberichten zufolge schießen sich die USA derzeit aus dem internationalen Handel heraus. Doch wie so häufig an den Finanzmärkten wird genau dann ein Boden gebildet, wenn kein Interesse mehr an einer Aktie, an einem Rohstoff oder auch an einer Währung besteht. Und das ist dieser Graphik zufolge beim US-Dollar nun der Fall.

Nageln Sie mich nicht fest, ob das Tief heute, nächste Woche oder erst im Verlauf des Monats Mai gefunden wird. Vielleicht liegt es auch schon hinter uns. Für uns ist die Interpretation eines künftig steigenden US-Dollars wichtiger als der genaue Zeitpunkt des Tiefs.

Ein steigender US-Dollar wird das Narrativ ändern, den Tonfall. Während der fallende US-Dollar als Beweis für den Niedergang der chaotischen USA herangezogen wird, würde ein steigender US-Dollar diese Story stören. Auch ein Abkommen beispielsweise mit Indien würde die Kritik, Trump habe bislang noch keinerlei Erfolge vorzuweisen, zum Erliegen bringen.

Die USA haben einen Kuchen zu verteilen. Zu behaupten, die Welt würde sich neu organisieren und so tun, als komme man ohne die USA zurecht, ist kurzsichtig. Nehmen wir mal an, es kommt zu einem Deal mit Indien. Die ganze Welt würde sehen, dass sich Indien den Kronjuwel der USA sichern konnte: Apples iPhone-Produktion. Da Trump keine rationalen Entscheidungen trifft, sondern aus dem Bauch heraus regiert, das behaupten zumindest alle Medien, wird Unruhe bei den Verhandlungspartnern aufkommen: Was, wenn uns die Milliarden-Investition von Intel, für die ja schon Milliarden-Förderungen beschlossen sind, weggenommen wird? Was, wenn im Rahmen eines Deals diese Investition plötzlich nach Südkorea, nach Japan oder nach Rumänien geht?

Alles Spekulation, ich weiß. Es kann auch alles ganz anders kommen. Ich bin nun seit 35 Jahren an der Börse und in meinem Kopf stellt sich immer die Frage: Was könnte die Allgemeinheit übersehen? Derzeit ist meiner Einschätzung nach die Gefahr, dass die Allgemeinheit eine negative Entwicklung in Folge der erratischen Trump-Politik übersieht, kleiner als die Chance, eine positive Entwicklung zu verkennen.

Wir haben also eine technische Ausgangslage im US-Dollar, die zu einem steigenden US-Dollar führen könnte. Ein solches Szenario hätte eine Aufholjagd des S&P 500 (aktuell ytd -4%) gegenüber dem DAX (+16%) zur Folge. Der Goldpreis würde fallen, da Gold als sicherer Hafen weniger nachgefragt würde. Derzeit stammt ein Großteil der Goldnachfrage von Ländern und Regierungen, die sich in der ungewissen Situation des Handelsstreits vom US-Dollar unabhängiger machen wollen. Einigungen würden diese Nachfrage drosseln. Wir haben unsere Position in Wheaton Precious bereits verkauft. Unsere Position an Goldbarren macht derzeit 7,9% des Portfolios aus, beabsichtigt ist eine Positionsgröße von 6,6%. Ich würde nächste Woche auch diese Position ein wenig stutzen.

Wir haben gesehen, dass einmal mehr gerade die Tech-Giganten mit dem Zollstreit am besten zurecht kommen. Nicht umsonst sind sie Billionen wert. Industrieunternehmen leiden unter den Zöllen und Handelsbeschränkungen stärker als Digitalkonzerne. Die totgesagten glorreichen Sieben könnten in einem solchen Szenario wieder aufholen, ohnehin ist deren Geschäft unvermindert weitergewachsen, während die Aktienkurse rückläufig waren: die Bewertungen vieler Tech-Unternehmen sind inzwischen wieder günstig.

Der Ölpreis ging allein diese Woche um 8% zurück. Ein niedriger Ölpreis führt zu niedrigen Energiekosten und das wirkt wie eine Steuererleichterung. Die Industrie, mag sie auch unter Zöllen stöhnen, erhält gleichzeitig Rückenwind von Seiten der Energiepreise.

Haben Sie sich mal die Entwicklung des Zinsniveaus angeschaut? Die Rendite der 10 Jahre laufenden Bundesobligationen in Deutschland war mit Ankündigung des Billionen-Stimulus von Friedrich Merz in den Tagen nach dem Wahlsieg von 2,5% auf knapp 3% angesprungen. Finanzierungen wurden binnen weniger Tage um 0,5%punkte teurer. Oder, wenn Sie die Zinskosten betrachten: Die Zinskosten für Investitionen sind um 20% angesprungen. Katastrophal für die Wirtschaft, oder?

Nun, inzwischen notiert die Rendite wieder bei 2,5%. Der Finanzmarkt wurde von der Notwendigkeit des Billionen-Stimulus überzeugt, die Tragfähigkeit durch den Bundeshaushalt gilt weiterhin als gegeben. Auch in den USA gehen die Zinsen zurück, obwohl Rezessionsangst und drohende Zölle um sich greifen. In den USA scheint man sich mit den Zöllen arrangieren zu können und sowohl Zölle als auch eine Rezession können noch abgewendet werden.

Wir haben eine Reihe von US-Aktien in unserem Heibel-Ticker Portfolio. Hat der schwache US-Dollar Wechselkurs in den vergangenen Monaten gegen uns gespielt, so würde ein steigender US-Dollar zusätzlichen Rückenwind für unser in Euro geführtes Portfolio bedeuten.

Heute haben wir zum Börsenschluss eine sich beschleunigende Rallye gesehen. Nachdem wir viele Wochen erlebten, in denen Trader freitags ihre Positionen glatt stellten, um im Falle eines erratischen Tweets am Wochenende nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, positionieren sie sich nun long über das Wochenende, wie die Rallye zum Tagesschluss zeigt. Man möchte offensichtlich nicht unterinvestiert sein, falls eine erste Zolleinigung verkündet wird.

So, das ist heute mal eine sehr bullische Sichtweise. Vielleicht habe ich am gestrigen Tag der Arbeit, an dem man ja nicht arbeiten soll (kann mir das jemand erklären?), zu viel Sonne abbekommen. Mit einer Cashquote von 9% bleiben wir vorsichtig und sind in der Lage nachzulegen, sollte es nochmals einen Ausverkauf geben.

Unser Call notiert derzeit mit 37% im Plus. Den Verlust aus der ersten Call-Spekulation haben wir damit zu einem großen Teil wieder aufgeholt. Ich bleibe noch ein wenig dabei, werde aber nach wie vor nervös beobachten, was als nächstes passiert.



5. Update beobachteter Werte: S&P 500 Call, Novo Nordisk, Novo Nordisk, Nvidia, Apple



Im Wochenverlauf habe ich Updates zu unseren Portfolio-Titeln verfasst. Diese erhalten Sie nachfolgend zusammen aufgeführt.

Die Updates finden Sie generell jeweils nach der Veröffentlichung verfügbar unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge und mit der Express-Funktion erhalten Sie die Updates direkt unterwöchig per E-Mail und SMS.

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S&P 500 Call: Excel-Berechnung für unseren Optionsschein



Fr, 25. April um 14:39 Uhr
Ich habe Ihnen meinen Excel-Optionsscheinrechner mit den aktuellen Daten gefüllt. Sie können ihn unter folgendem Link herunterladen:

https://www.heibel-ticker.de/admin/downloads/SPX-OS-Call-VC53DC%252Exlsx

Wie immer ist eine Optionsspekulation nicht nur eine Wette auf die Richtung, sondern auch auf die Zeit. Die Richtung bei einem Call ist klar: Ich denke, die Eskalation im Zollstreit hat ihren vorläufigen Zenit überschritten und eine Beruhigung, vielleicht sogar Gespräche zwischen China und den USA, dürften für steigende Kurse sorgen.

Die Zeit ist der kritische Faktor: Nehmen wir mal an, es kommt zu einer Informationsflaute. Okay, das ist kaum anzunehmen bei der Schlagzahl, die Donald Trump für gewöhnlich an den Tag legt. Doch vielleicht wird ja ab jetzt mehr gearbeitet und weniger getwittert. Die Aktienbörsen laufen in diesem Umfeld sachte nach oben. Doch gleichzeitig sinkt die Zeit bis zur Fälligkeit unseres Optionsscheins und somit sinkt der Aufpreis. Leichte Kursanstiege helfen uns daher nicht.

Ich habe mir daher zwei Marken ausgerechnet: Zeitlich gebe ich der ganzen Geschichte bis Mitte Mai. Entweder der S&P 500 steigt bis dahin um rund 10%, dann dürfen wir uns über einen Gewinn von rund 50% freuen. Oder aber es kommt nochmals zu einer Eskalation des Zollstreits, oder vielleicht denkt sich Trump auch was anderes aus, dann könnte der S&P in meinen Augen schlimmstenfalls nochmals unter 5.000 Punkte rutsche, was für unseren Optionsschein einen Verlust von 25% bedeuten würde.

Wenn Sie sich die Excel-Tabelle anschauen, werden Sie feststellen, dass ich auch an der Volatilität bei beiden Zukunftsszenarien gedreht habe. Bei steigenden Kursen nimmt die Volatilität in der Regel ab, was einen Kursanstieg des Optionsscheins bremst. Bei fallenden Kursen steigt die Volatilität in der Regel an, was den Preisverfall des Optionsscheins ein wenig abfedert.

Eigentlich kein schlechtes Chance/Risiko-Verhältnis.

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Novo Nordisk: Minus mal Minus ergibt Plus



Di, 29. April um 15:43 Uhr
Novo Nordisk hat eine Partnerschaft mit Hims & Hers geschlossen, um das Originalpräparat Wegovy (Semaglutid) über deren Onlinemedizin-Plattform anzubieten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es Patienten, die Wegovy bisher nur über Apotheken beziehen konnten, nun auch über Hims & Hers Zugang zu erhalten. Das Angebot richtet sich insbesondere an Selbstzahler und umfasst ein monatliches Paket ab 599 US-Dollar, das alle Dosierungsstufen von Wegovy beinhaltet.

Aufgrund von vorübergehenden Lieferengpässen seitens Novo Nordisk wegen der sprunghaft angestiegenen Nachfrage nach der Abnehmspritze bot Hims & Hers eine günstigere, nicht von der FDA zugelassene, aber personalisierte, zusammengesetzte Version von Semaglutid an. Die FDA hatte den Versorgungsnotstand erklärt und somit vorübergehend die Möglichkeit für andere Hersteller eröffnet, Generika (Compounding-Angebote) anzubieten. Hims & Hers machte von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch und schürte somit die Angst, dass Novo Nordisk das Potential der Abnehmspritze nicht voll ausschöpfen könne.

Mit der neuen Partnerschaft bleibt dieses Angebot bestehen, wird jedoch durch das Originalpräparat von Novo Nordisk ergänzt. Diese Erweiterung ist besonders für Hims & Hers relevant, da die FDA die Engpässe als beendet erklärt hat und die rechtliche Grundlage für den Vertrieb von Compounds nicht mehr so klar ist. Ein weiterer Erlaubnistatbestand ist gegeben, wenn ein Patient eine andere Dosierungsstärke oder Darreichungsform benötigt, die kommerziell nicht verfügbar ist (z.B. ein Zwischen-Schritt zwischen den standardisierten Wegovy-Dosen, oder die Zugabe von Vitamin B12 in der Spritze). Solche maßgeschneiderten Mischungen fallen nicht als „identische Kopie“ unter das Verbot und können von Compounding-Apotheken für individuelle Patienten hergestellt werden.

Die Kooperation markiert somit eine bedeutende Wende in der zuvor angespannten Beziehung zwischen Hims & Hers und Novo Nordisk, da die gegenseitigen Ansätze dadurch akzeptiert und anerkannt werden. Nach kontroversen Werbekampagnen, einschließlich eines viel beachteten Super-Bowl-Spots von Hims & Hers, der die hohen Preise von Originalpräparaten kritisierte, und einer Gegenkampagne von Novo Nordisk, die vor den Risiken nicht zugelassener Medikamente warnte, signalisiert die Partnerschaft nun eine strategische Annäherung.

Für Hims & Hers bedeutet dies eine Erweiterung des Angebots und eine Stärkung der Glaubwürdigkeit, während Novo Nordisk seine Reichweite im Direktvertrieb erhöht.

Pharmaunternehmen wie Novo Nordisk setzen traditionell auf Vertrieb über Apotheken und Ärzte. Würde Novo Nordisk direkt an Patienten verkaufen, müsste es in Konkurrenz zu seinen eigenen Abnehmern treten. Durch die Kooperation kann Novo Nordisk die eigene Vertriebsplattform NovoCare Pharmacy im Hintergrund integrieren und gleichzeitig Hims & Hers die Patientenbetreuung überlassen. Novo Nordisk steuert das Arzneimittel und die Versand-Infrastruktur bei, Hims & Hers übernimmt Verschreibung, Betreuung und das Endkundengeschäft. Diese Arbeitsteilung erlaubt Novo Nordisk, den Direktzugang zu Patienten zu erhalten, ohne die komplexe operative Last eines eigenen Telemedizin-Geschäfts tragen zu müssen.

Eine Wegovy-Behandlung kostet Privatzahlern über Hims & Hers künftig 599 USD/Monat. Das ist deutlich teurer als der Preis der Compound-Angebote von Hims & Hers für 165 USD, doch dafür handelt es sich um ein offizielles FDA-zugelassenes Produkt. Auf der anderen Seite kostet die verschriebene Behandlung mit Wegovy nach wie vor 1.300 bis 1.800 USD/Monat, was von den Krankenkassen übernommen wird. Novo Nordisk kann mit der Kooperation der Kritik entgegen treten, die Behandlung sei für den Privatkunden zu teuer.

Da ich davon ausgehe, dass weitere Indikationen für die Verschreibung zugelassen werden, wird Novo Nordisk alles verkaufen, was es produzieren kann. Es ist ohnehin absehbar, dass der Preis von über 1.000 USD/Monat nicht mehr lange haltbar sein wird, insbesondere wenn es im Laufe des kommenden Jahres eine deutlich günstiger zu produzierende Pille geben wird. Doch mit dieser Kooperation weitet Novo Nordisk seinen Markt deutlich aus. Die Aktie steigt heute um 3% an.

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Novo Nordisk: Wettlauf im Milliardenmarkt: So positionieren sich Novo Nordisk und Eli Lilly bei Abnehm-Medikamenten



Fr, 02. Mai um 12:58 Uhr
Gestern veröffentlichte Wettbewerber Eli Lilly Quartalszahlen, die über den Erwartungen lagen. Mit Ozempic (Dez. 2017) hatte Novo Nordisk vier Jahre Vorsprung vor Eli Lillys Mounjaro (Mai 2022). In diesen Jahren eroberte sich Novo Nordisk Marktanteile im Diabetesmarkt. Auch Wegovy (Jun. 2021), die Abnehmspritze für nicht-Diabetiker, war früher am Markt als Eli Lillys Zepbound (Nov. 2023).

Doch Novo Nordisk konnte die Produktion nicht so schnell hochfahren, wie die sprunghaft angestiegene Nachfrage es erfordert hätte. Außerdem sind die beiden Medikamente von Eli Lilly sowohl effizienter als auch von weniger Nebenwirkungen geplagt. Lilly ist zwar spät, aber das Warten hat sich gelohnt. Insbesondere der aggressive Ausbau der Fertigungskapazitäten ermöglichte es Eli Lilly somit, bis heute die Marktanteile wieder auf 50/50 zurückzuerobern, wobei die Dynamik für weitere Marktanteilsgewinne bei Eli Lilly steht.

Die guten Q-Zahlen von Eli Lilly sind also wenig überraschend und auch der Ausblick ist positiv. Trotzdem brach die Aktie von Eli Lilly gestern um 12% ein, während die Aktie von Novo Nordisk diese Woche bereits um 12% anstieg.

Hintergrund ist der Deal zwischen Novo Nordisk und Hims & Hers, ich berichtete Anfang der Woche im Rahmen eines separaten Updates. Gestern wurde nun bekannt gegeben, dass auch CVS Caremark künftig Wegovy anbieten wird. Dafür werde man, so CVS, Zepbound aus dem Programm löschen. Kunden würden dadurch 10-15% sparen.

Während Hims & Hers ein großer Online-Anbieter von nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten ist, kann man bei CVS am Tresen nicht-verschreibungspflichtige Medikamente kaufen. CVS-Läden sind vergleichbar mit unseren Drogerien, wobei dann zusätzlich noch im hinteren Ladenbereich ein Tresen existiert, hinter dem ein nicht-Apotheker Medikamente ausgibt. Es handelt sich dabei sowohl um verschreibungspflichtig, als auch um nicht-verschreibungspflichtige Medikamente. In Deutschland gibt es das nicht, Medikamente müssen in einer zugelassenen Apotheke verkauft werden, ein approbierter Apotheker muss stets im Laden verfügbar sein.

Novo Nordisk geht damit offensiv in den Preiskampf. Nachdem die Fertigungsengpässe zum Verlust von Marktanteilen führten, möchte das Unternehmen nun offensichtlich Marktanteile zurückerobern. Es ist ein überfälliges Zeichen der Stärke, nachdem monatelang positive Meldungen nur aus dem Hause von Eli Lilly kamen. Doch wie schaut die Zukunft aus?

Die Zukunft, also das wirklich dicke Geschäft im Abnehmmarkt, steht erst noch an. Wegovy und Zepbound sind Auslaufmodelle mit starken Nebenwirkungen. Beide Unternehmen forschen intensiv an neuen Wirkstoffen, um die Nebenwirkungen zu verringern, ohne die Wirkung zu vermindern. Dazu forschen beide Unternehmen intensiv an mehreren Wirkstoffen. Ich habe die verschiedenen Wirkstoffe mal in oral (Pille) und subcotan (Spritze) unterteilt und mit Generationsbezeichnungen versehen. Die Generationsbezeichnung habe ich mir zur besseren Einordnung ausgedacht, sind also keine offiziellen Einstufungen.

Abnehmspritzen der 1. Generation (Phase III)
Novo Nordisk forscht an CagriSema (Phase III), was zunächst den Rückstand von Wegovy gegenüber Zepbound aufholen soll. Mitte März wurden Studienergebnisse veröffentlicht, die hinter den Erwartungen zurückblieben. Dennoch sind die Werte von CagriSema (22,7% Gewichtsverlust in 68 Wochen) besser als die von Zepbound (21% Gewichtsverlust in 72 Wochen).

Abnehmspritzen der 2. Generation (Phase I)
Novo Nordisk: UBT251
Eli Lilly: Retatrutide

Während die Wirkstoffe der 1. Generation zwei Agonien adressieren (oh bitte nageln Sie mich nicht auf meine medizinischen Formulierungen fest, ich bin Wirtschaftler), steuern die Wirkstoffe der 3. Generation je drei Agonien an. Retatrutide erzielt damit einen Gewichtsverlust von 24,2% in 48 Wochen und ist somit deutlich effizienter als die Wirkstoffe der 1. Generation. Dennoch wurde das Studienergebnis von CagriSema mit Retatrutide verglichen, was zu dem in meinen Augen überzogenen Ausverkauf der Aktie von Novo Nordisk führte.

Ein Vergleich der Studienergebnisse ist niemals einfache, da stets unterschiedliche Dosierungen, unterschiedliche Zeiträume etc. verwendet werden. Jede Studie definiert im Vorfeld individuell die eigenen Ziele und misst dann das Ergebnis. So beträgt der Gewichtsverlust bei Retatrutide nach 24 Wochen 17% während UBT251 nach nur 12 Wochen zu einem Gewichtsverlust von 15% führt.

Die Abnehmspritzen der 2. Generation sollen nach Unternehmensplanung bis Ende 2027 auf den Markt kommen.

Pille 1. Generation (Phase III)
Novo Nordisk: Oral Semaglutide
Eli Lilly: Orforglipron

Mit Novo Nordisks Pille verlieren Patienten 17% Gewicht nach 86 Wochen während Eli Lillys Pille nach 40 Wochen zu 8% Gewichtsverlust führt. Hmm, hier ist kaum ein Vergleich möglich, die Studien zeigen lediglich, dass beide Pillen wirken.

Was jedoch richtungsweisend sein könnte, ist der Zeitplan: Eli Lilly möchte die Abnehmpille noch bis Ende des laufenden Jahres auf den Markt bringen, während Novo Nordisk erst Anfang nächsten Jahres ansteuert. Beide Unternehmen bauen bereits Fertigungsanlagen auf, um zum Start die erwartet hohe Nachfrage bedienen zu können.

Pille 2. Generation (Phase I)
Novo Nordisk: Amycretin
Eli Lilly: -

Amycretin ist der Hoffnungsträger von Novo Nordisk, der dem Unternehmen erneut einen Vorsprung vor Eli Lilly bescheren könnte. Die Studie der Phase I zeigte eine Gewichtsreduktion um 13% nach 12 Wochen bei sehr geringen Nebenwirkungen. Amycretin wird auch als Spritze entwickelt und soll 2028 auf den Markt gebracht werden. Die Pillen-Version könnte dann ein Jahr später fertig sein.

Eli Lilly hat hier noch kein vergleichbares Produkt in der Pipeline.

Soweit ein Blick auf die "Pipeline". Nur wenige Wirkstoffe der Phase I Studien schaffen es letztlich tatsächlich zur Zulassung. Es gibt also für die hier aufgezeigten Wirkstoffe noch viele Meilensteine, die erreicht werden müssen. Doch ich habe hier nur die aussichtsreichsten Wirkstoffe aufgezählt. Beide Unternehmen haben noch eine Vielzahl an weiteren Wirkstoffen, die getestet und gegebenenfalls ebenfalls vorangetrieben werden. In vergleichbarer Breite forscht derzeit meines Wissens kein weiteres Pharma-Unternehmen in diesem Bereich. Wir sehen lediglich immer wieder Einzelprojekte, mit denen Wettbewerber sich ein Scheibchen des Kuchens sichern wollen.

Nach dieser Analyse verfestigt sich meine Meinung, dass wir auf absehbare Zeit im Abnehmmarkt einen Duopol von Eli Lilly und Novo Nordisk sehen werden. Kaum meint man, Eli Lilly könnte seinen Wettbewerber zerstören, zeigt die Entwicklung eine Wendung, die diese Vermutung zunichte macht - wie in dieser Woche die Deals, die Novo Nordisk abschließen konnte.

In meinen Augen sind daher beide Aktie aussichtsreich. Wir haben uns frühzeitig für Novo Nordisk entschieden und ich bleibe bei dieser Entscheidung. Auch nach dem Kurssprung dieser Woche bleibt die Aktie in meinen Augen günstig. Nächste Woche wird Novo Nordisk Q-Zahlen veröffentlichen. Mit einem EV/EBITDA von 12 sind alle negativen Entwicklungen eingepreist. In den vergangenen Jahren betrug das EV/EBITDA durchschnittlich 22. Der Kurssprung dieser Woche zeigt, dass der vorangegangene Ausverkauf übertrieben war, denn sonst wäre die Aktie nicht so heftig angesprungen. Vor diesem Hintergrund erwarte ich für die Q-Zahlen nun wenig Überraschungen: Ein schwacher Absatz in Q1 ist bereits eingepreist, eine positive Überraschung ist noch nicht zu erwarten. Der CVS-Deal gilt ab Juli, also auch für Q2 dürfte der Ausblick moderat bleiben. Die Aktie möchte ich langfristig halten, die Bewertung sollte sich meiner Meinung nach über die Zeit langsam erholen.

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Nvidia: Ermittlungen in Singapur: Wurden Nvidia-KI-Chips illegal nach China geschleust? Dell & Super Micro unter Verdacht.



Fr, 02. Mai um 13:57 Uhr
In Singapur wurde im Februar eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft gestartet, die den Verbleib von KI-Servern mit geltendem Exportrecht der USA abgleicht. Es liegt der Vorwurf in der Luft, Nvidia-KI GPUs wurden auf Umwegen nach China verkauft.

Wir erinnern uns: In den letzten Tagen seiner Amtszeit unterteilte Joe Biden die Welt in Freund und Feind, was den Bezug von KI-Chips betraf. Die meisten Länder der EU, Australien, Kanada, Taiwan und Südkorea gelten als Freund und dürfen unbeschränkt KI-Chips einkaufen. China, Nordkorea, der Iran und Russland wurden vollständig ausgeschlossen. Für einige Länder wie Singapur, Indien und Israel gab es Kontingente.

Nun gibt es den konkreten Vorwurf, dass Nvidia trotz dieser Vorschrift KI-GPUs nach Singapur geliefert habe und dass diese GPUs ihre Endkunden in China fanden. Die KI-GPUs waren in Servern von Dell und Super Micro eingebaut und wurden über Singapur und Malaysia letztlich nach China geliefert, der Endkunde ist jedoch noch unbekannt.

Sowohl die Aktie von Dell als auch von Nvidia leiden unter diesen Untersuchungen. Es steht die Befürchtung im Raum, dass sie ohne diese illegalen Geschäfte weniger Umsatz machen würden. Diese Befürchtung reiht sich ein ins Narrativ, dass wir uns in einer Überproduktion von KI-Rechenzentren befinden und schon bald Überkapazitäten KI-Leistungen spottbillig machen würden, so dass die Anbieter ihre Investitionen nicht decken könnten.

Als vermeintlicher Beweis wird noch immer Deep Seek angeführt: Die Chinesen hätten gezeigt, dass man KI mit wesentlich schwächeren Rechnern betreiben könne, als dies von Nvidia mit den Hochleistungsrechnern behauptet wird.

Komisch, aber ich habe einen völlig anderen Blickwinkel auf die Geschichte. Doch zuvor ein kurzer Einschub zu Super Micro und Dell: Super Micro veröffentlicht diese Woche schwache Q-Zahlen, die Aktie brach einmal mehr ein. Auch Nvidia und Dell wurden im Kielwasser der schwachen Zahlen verkauft. Doch wie schon vor drei Monaten gilt auch dieses Mal: Super Micro hat sein Geschäft nicht unter Kontrolle und Dell gewinnt Marktanteile hinzu. Die schwachen Zahlen von Super Micro sind also kein Indiz für eine nachlassende KI-Nachfrage, sondern nur ein Indiz für das Chaos bei Super Micro. Dell sollte davon profitieren.

Doch nun zu meinem Blick auf die Vorwürfe:

Zum einen verfügt Singapur über ein Kontingent von 50.000 "Einheiten", die es beziehen darf. Das entspricht einem Umsatzpotential von einem halben Prozent von Nvidia, ist also verschwindend gering. Bei 50% Umsatzwachstum im laufenden Jahr ist das nicht mehr als ein Rundungsfehler.

Zum anderen: Was, wenn sich das als wahr herausstellt? Was, wenn 50.000 Server mit Nvidia-GPUs tatsächlich nach China geliefert wurden? Wenn die Server beispielsweise in Rechenzentren landeten, die von DeepSeek für's Training des ach so tollen chinesischen KI-Reasoning-Modells genutzt wurden? Was, wenn sich herausstellt, dass China in Sachen KI nur deshalb so große Erfolge erzielte, weil es verbotene Hardware einsetzte?

Nun, das würde den DeepSeek-Moment relativieren und die KI-Führung der USA unterstreichen. Nvidia würde dadurch in seiner Führungsrolle bestätigt.

Eine andere Geschichte hingegen macht mir tatsächlich Sorgen: CEO Jensen Huang war diese Woche im Weißen Haus, um die Investition von 500 Mrd. USD in die US-KI-Infrastruktur zu feiern. Er nutzte die Gelegenheit, um vor der Abschottung der US-Wirtschaft zu warnen. China sei den USA in Sachen KI auf den Fersen. Es gebe keinen Rückstand in China, immerhin seien die Hälfte aller KI-Forscher weltweit Chinesen.

Huang lobt freie Märkte und den globalen Wettbewerb. Eine klare Kritik an der Zollpolitik Trumps. Ist Huang damit mutig, sich gegen Trump zu stellen, oder steht er mit dem Rücken zur Wand? Natürlich gibt es nun Kommentatoren, die in seinen Aussagen eine Not im Unternehmen ausmachen wollen. Ich gehe jedoch davon aus, dass kaum ein anderes Unternehmen so gut aufgestellt ist wie Nvidia, und das Huang sich aus einer Position der Stärke heraus diese Freiheit nahm.

Schauen wir mal auf die Zahlen: Das EV/EBITDA von Nvidia steht mittlerweile bei 21, im Durchschnitt betrug das EV/EBITDA in der Vergangenheit 39. Bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 51% könnte die Kennziffer deutlich höher stehen. Wir sind voll investiert in Nvidia. Wer noch Luft im Portfolio hat, kann die aktuellen Kurse nach wie vor zum Aufstocken nutzen.

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Apple: Gute Zahlen, Zollstreit belastet, Produktion wird nach Indien und Vietnam verlagert



Fr, 02. Mai um 14:19 Uhr
Apple hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 ein Umsatzwachstum von 5 % auf 95,4 Mrd. USD und ein Gewinnwachstum von 8 % auf 1,65 USD pro Aktie verzeichnet. Die Erwartungen wurden damit um je 1% übertroffen. Trotz dieser positiven Zahlen fiel die Aktie nachbörslich um über 4 %, was auf Bedenken hinsichtlich zusätzlicher Kosten durch neue US-Zölle zurückzuführen ist.

Um die Auswirkungen dieser Zölle zu minimieren, verlagert Apple die Produktion:
iPhones für den US-Markt werden nun mehrheitlich in Indien gefertigt. iPads, Macs, Apple Watch und AirPods stammen zunehmend aus Vietnam. Für den US-Markt ist geplant, bis Ende 2026 die gesamte iPhone-Produktion nach Indien zu verlagern.

Diese Maßnahmen sollen die Abhängigkeit von China reduzieren, wo bisher etwa 90 % der Apple-Produkte hergestellt wurden. CEO Tim Cook warnte, dass die neuen Zölle die Kosten im kommenden Quartal um etwa 900 Mio. USD erhöhen könnten. Die genaue Auswirkung hängt jedoch von der weiteren Entwicklung der Handelspolitik ab.

Der Absatz in China geht leicht zurück. Das war jedoch erwartet worden. Nicht erwartet wurde das schwache Geschäft im Bereich der Dienstleistungen. hier zeigt sich, dass die Rezessionsängste zu einer schwachen Inanspruchnahme der Dienste wie iCloud und Amazon Music führten.

Über die Produktionsverlagerung nach Indien kann Tim Cook vermutlich mit Vizepräsident JD Vance sprechen, er war gerade in Indien und Gerüchten zufolge könnte das erste bilaterale Handelsabkommen der Trump-Administration mit Indien ausgehandelt werden. Doch eigentlich möchte Donald Trump ja die Verlagerung der Produktion in die USA. Und da ist ihm Vietnam ein Dorn im Auge. Vietnam ist nach dem verlorenen Krieg kommunistisch geworden und, wenngleich sich das Land heute geöffnet hat, sicherlich kein Freund der USA.

Und abgesehen von der Produktion bleibt die Frage, wie Apple iPhones nach China verkaufen kann. China ist ein großer Absatzmarkt für Apple, im abgelaufenen Quartal ging der Absatz dort jedoch um 3% zurück.

Trump hat in den vergangenen Tagen eine Reihe von Ausnahmen definiert, die nicht von den 145% Strafzöllen betroffen sein sollen. Darunter sind auch Smartphones. Umgehend nannte auch China eine Reihe von Importgütern, die von den Zöllen ausgenommen werden. Beide Länder versuchen nun offensichtlich, die kritischen Güter aus dem Feuer zu nehmen, um die eigene Wirtschaft nicht über Gebühr zu belasten. Eine Annäherung kann ich in diesen Ausnahmeregelungen jedoch noch nicht sehen.

Damit bleibt Apple eines der Unternehmen, das am stärksten vom Zollstreit betroffen ist. Gleichzeitig ist Apple nicht umsonst ein Mega-Tech-Unternehmen. Es ist Mega geworden, weil es mit jeglichen Problemen gut umgehen konnte ... und kann. Ich gehe davon aus, dass Apple auch aus diesem Zollstreit gestärkt hervorgehen wird.

Wir haben unsere Position vor einigen Wochen halbiert, um den gestiegenen Spannungen Rechnung zu tragen. Bis auf weiteres würde ich bei der halben Positionsgröße bleiben.

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6. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =27,2%WKN2.5., 19:12 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 8x2,5%!
PVA Tepla74610016,30 €-5%26%1,4%C
Puma69696023,06 €1%-31%2,6%C
Coterra Energy88164622,48 €1%-8%1,7%B
DELL TechnologiesA2N6WP83,56 €1%-3%2,5%A
Home Depot866953322,93 €3%-15%2,3%A
SalesforceA0B87V243,99 €4%-23%1,8%A
Capital One Fincl893413166,34 €3%3%2,6%A
CarvanaA2DPW1228,16 €9%23%6,6%A
Boeing893413165,28 €6%18%2,1%A
S&P 500 CallA2DPW13,48 €32%37%3,6%B






Disruptiv (≈30%) =25,1%WKN2.5., 19:12 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
MediosA1MMCC11,86 €-1%-10%3,6%C
Nvidia918422101,20 €6%-23%5,5%A
Palo Alto NetworksA1JZ0Q166,49 €7%-6%3,1%A
Novo NordiskA3EU6F61,10 €13%-27%7,6%A
Apple865985181,11 €-1%-17%2,6%B
TeslaA3EU6F257,96 €5%19%2,7%A







Dividende (≈30%) = 18,2%WKN2.5., 19:12 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 5x6%!
CEWE540390102,00 €1%-1%6,6%B
Allianz840400370,60 €3%25%5,7%B
Snap-On853887280,05 €4%-14%2,6%B
Holcim869898100,20 €3%8%3,2%B







Absicherung (≈20%) =20,8%WKN2.5., 19:12 UhrWoche ΔΣ '25 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren /Uz9655152.856,16 €-1%14%7,9%C
Südzucker-AnleiheA0E6FU89,68%0%-1%2,8%B
Symrise %-'12.25SYM77299,12%0%1%3,1%C
BitcoinA27Z3085.843,91 €2%-5%7,1%A



Woche ΔΣ '25 ΔCashquote



4%-3%8,7%

Heibel-TickerGewichtung# Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%27,2%8102,5%
DisruptivEnkelkinder30%25,1%566,0%
DividendeUrlaub30%18,2%546,0%
AbsicherungZins & Gold20%20,8%346,7%
Summe
100%91,3%21241


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Mitglieder vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzte Spalte wird für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. „%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de




7. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Bloomberg, Deutsche Kurse von comdirect.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



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