Heibel-Ticker Free Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
20. Jahrgang - Ausgabe 33 (15.08.2025)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Künstliche Intelligenz, Geldpolitik und Goldfieber: Drei Kräfte, die die Märkte gerade neu sortieren |
2. | So tickt die Börse: SAP Kurseinbruch: Token und API-Nutzung statt Nutzerlizenzen |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Neutrale Sommerstimmung bietet Möglichkeit, unbeschwert auf Politik zu reagieren |
- | |
4. | Ausblick: Aktuelle Einschätzungen zu unserem Heibel-Ticker Portfolio |
5. | Update beobachteter Werte |
15% auf China-Chips | |
Rosige Zukunft macht schwache Q-Zahlen erträglich | |
Starke Halbjahreszahlen, günstige Bewertung: Hoffnung auf Kursausbruch | |
KI frisst Büroangestellte: Der SaaS-Pionier muss um seine Zukunft kämpfen | |
Solides Wachstum mit hochqualitativen Fotobüchern, Jahresziele bestätigt | |
Kauflimit 5,70 EUR erreicht nach Bessent-Kommentar zu Yen | |
Verkaufen, Aufgabe als Absicherung obsolet | |
6. | Leserfragen |
7. | Übersicht HT-Portfolio |
8. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
9. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Künstliche Intelligenz, Geldpolitik und Goldfieber: Drei Kräfte, die die Märkte gerade neu sortieren
Liebe Börsenfreunde,
Der Kursrutsch von SAP um 8% – der heftigste seit Jahren – wurde ausgelöst durch einen Analystenbericht von Melius Research, der die fundamentale Bedrohung des SAP-Geschäftsmodells durch KI-Agenten aufzeigt. Nicht nur SAP, sondern auch Salesforce, Adobe, ServiceNow oder Palo Alto werden Probleme bekommen. Die Geschichte zeigt: Von Mainframe über Client-Server bis zur Cloud wurde Software immer flexibler und zugänglicher – heute sind SaaS-Modelle zwar noch Standard, aber durch KI massiv unter Druck. Wer wie Palantir bereits nutzungsbasiert abrechnet, profitiert. In Kapitel 2 zeige ich diese Entwicklung detailliert auf.
Diese Woche trieben niedrige Inflationsdaten aus den USA die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung durch die Fed – und damit die Kurse: DAX, S&P 500 und Nikkei legten kräftig zu. Doch kurz vor dem mit Spannung erwarteten Alaska-Treffen zwischen Trump und Putin überwogen Gewinnmitnahmen. Die Stimmung der deutschen Anleger ist entspannt und konstruktiv. In den USA zeigt sich ein gemischtes Bild: institutionelle Anleger bleiben gelassen, Privatanleger sind auffallend pessimistisch. Auffällig ist der Optimismus am Goldmarkt. in Kapitel 3 interpretiere ich diese Stimmungslage für Sie.
Im heutigen Ausblick in Kapitel 4 nehme ich zu einer ganzen Reihe von aktuellen Tagesmeldungen kurz Stellung: In diesen unruhigen Sommertagen kursieren zahlreiche Gerüchte – etwa über angebliche Fertigungsprobleme bei Nvidias neuer KI-GPU-Generation Vera Rubin. Gleichzeitig steigt die Erwartung auf eine Zinssenkung der Fed im September stark an – ein Rückenwind für Aktien wie Home Depot und Capital One. Der Ausbau der KI-Infrastruktur läuft weiter auf Hochtouren, wobei zunehmend nicht mehr die Chips, sondern die Energieversorgung zum Flaschenhals wird. Im Pharmasektor sorgt Eli Lilly mit massiven Insiderkäufen – unter anderem vom CEO – für eine Gegenbewegung. Das spricht für Vertrauen in die langfristige Entwicklung des Abnehm-Marktes. Bei CoreWeave etwa brach der Kurs nach den guten Quartalszahlen diese Woche um 33% ein, Grund ist das anstehende Ende der Lock-Up-Periode. Und auch bei Amazon zeigt sich, dass selbst starke Q-Zahlen und hohe KI-Investitionen nicht vor Kritik schützen – die Performance der hauseigenen Chips bleibt noch hinter der Konkurrenz zurück.
Die Updates dieser Woche in Kapitel 5 betreffen eine Reihe von Quartalszahlen (PVA Tepla, Medios, Cewe) sowie auch Transaktionsempfehlungen (Nachkauf, Verkauf). Außerdem ordne ich die 15%ige Abgabe Nvidia an den US-Staat auf Chips ein, die nach China verkauft werden sollen. Insgesamt habe ich diese Woche trotz Sommerhitze 7 Updates verfasst, die Sie nicht verpassen sollten :-).
Die heutigen Leserfragen behandeln Themen rund um ThyssenKrupp, Mondine Manufacturing sowie eine ams-Osram-Anleihe. Außerdem gehe ich der Frage nach, ob ETFs die Märkte oder einzelne Aktien bewegen und was hinter den Begriff "stark investiert" der Sentiment-Theorie steckt.
Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 7.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: SAP Kurseinbruch: Token und API-Nutzung statt Nutzerlizenzen
Am Dienstag dieser Woche brach der Kurs von SAP zwischenzeitlich um 8% ein. Es handelt sich um den heftigsten Kurseinbruch bei SAP der vergangenen Jahre. Dahinter steckt ein Bericht eines Analystenhauses, der eine angelaufene Entwicklung mit einem Schlag für alle transparent macht.
Seit Jahren werden Softwareentwickler als die Könige bezeichnet, sie sind ein erfolgskritischer Faktor in jedem Unternehmen. Das könnte sich künftig mit der Künstlichen Intelligenz ändern. Analysten von Melius Research haben diese Woche nicht nur Adobe auf „Verkaufen” herabgestuft, sondern den Blick auf die gesamte Software-Branche gelenkt. Unsere Portfoliotitel Salesforce und Palo Alto stehen dabei ebenfalls im Scheinwerferlicht, aber auch der deutsche Branchenprimus SAP. Die These: Generative und agentenbasierte KI könnte das Geschäftsmodell der Software-as-a-Service-Anbieter (SaaS) strukturell untergraben.
Schauen wir kurz auf die Software-Geschichte: In den 1970er und 1980er Jahren dominierten Mainframe-Lösungen, die nach der Anzahl Installationen abgerechnet wurden. In der Preisgestaltung gab es auch bereits die Komponente der Systemkapazität, mit der man die Software nutzen konnte.
In den 1990er Jahren folgte der Siegeszug der Client-Server Software, ich schrieb meine Diplomarbeit genau über dieses Thema. Die zuvor extrem aufwendige und individuelle Installation auf Mainframe-Systemen wurde durch standardisierte Installationsprozesse abgelöst, Plug-and-Play. Dank der gestiegenen Rechenleistung von Personal Computern konnte umfangreiche Software nun auf den Endgeräten installiert werden. IBM schaffte den Sprung nicht, doch andere Softwareunternehmen feierten Erfolge, da nunmehr ein Vielfaches an Lizenzen verkauft werden konnte. Allen voran profitierte die WinTel-Allianz: Windows (Microsoft)-Software und Intel-Hardware, aber auch Dell, Hewlett Packard und Apple feierten in dieser Zeit ihre Erfolge.
In den 2000ern und 2010er Jahren folgte die Cloud: Die immer häufiger erforderlich werdenden Updates überforderten die Kunden, denn bei jedem Update treten neue Probleme auf, deren teils einfache Lösung den Kunden häufig überforderte. Die Rückführung der Software in die Cloud wird aufgrund der gestiegenen Netzwerkgeschwindigkeit, inklusive des Mobilfunknetzes, möglich. Das Softwareunternehmen hält die Software in der Cloud mit Updates aktuell, der Kunde spürt die Updates kaum. Berechnet wird weiterhin eine Lizenzgebühr je Nutzer. Amazon betrat in dieser Zeit plötzlich die Bühne der Software-Entwicklung mit seiner Cloud Azure, Microsoft schaffte den Sprung zurück mit OneDrive, Google punktete mit GoogleDrive und Apple erschuf die iCloud.
In der jüngeren Vergangenheit folgt nun das SaaS-System. War die Cloud noch im Wesentlichen für die Datenspeicherung konzipiert, also Dateien wie Photos, Videos und Dokumente, die für alle im Zugriff sein sollten, so ist SaaS nun tatsächlich die Software, die in der Cloud läuft. Berechnet wird eine Lizenz je Nutzer, wobei das Modell ermöglicht, die Nutzerzahl monatlich neu zu ermitteln, ohne sich für ein Jahr im Voraus auf eine bestimmte Zahl festzulegen. Eine flexible Abrechnungsmöglichkeit, die dem Kunden die Entscheidung erleichtert, für weitere Mitarbeiter Lizenzen zu erwerben, da diese auch schnell wieder gekündigt werden können. SAP und Palo Alto rechnen so ab, aber auch Salesforce, ServiceNow, Adobe, ...
Und in diese Softwarewelt stößt nun der KI-Agent. Während der Mitarbeiter, der mit einer Lizenz arbeitet, morgens nach der obligatorischen Tasse Kaffee ins System schaut, viel Zeit für das Lesen von Informationen benötigt, Mittagspause macht und abends den Griffel fallen lässt, in der Nacht sogar schläft und, ich traue es mich gar nicht zu sagen, manchmal sogar Urlaub macht, arbeitet ein KI-Agent mit der gleichen Lizenz 24/7/365. Kein Schlaf, kein Urlaub, kein Träumen am Arbeitsplatz, kein Telefonat mit dem/ der Ehepartner/in.
Nehmen Sie zunächst mal standardisierte Arbeitsabläufe beispielsweise im Bereich der Buchhaltung, im Personalwesen oder in der Kundenpflege. Ich möchte gar nicht ausrechnen, ob ein KI-Agent bei großen Unternehmen 2, 20 oder 200 Mitarbeiter ersetzen kann. In jedem Fall werden Unternehmen dieses Einsparpotential nutzen ... und folglich weniger Nutzer bei Softwareunternehmen anmelden, die ihre Leistung als SaaS anbieten.
Laut Melius Research ist in der Tech-Branche bereits zu beobachten, dass die operativen Kosten im Verhältnis zum Umsatz sinken, weil Firmen ihre Belegschaft verkleinern und dadurch SaaS-Ausgaben reduzieren.
Alex Karp, CEO von Palantir, sagte bei der Vorlage der Q-Zahlen vor zwei Wochen über die KI: „This is a crazy, efficient revolution. The goal is to get 10x revenue and have 3,600 people. We have now 4,100.” Er möchte den Umsatz seines Unternehmens verzehnfachen und in diesem Zeitraum die Mitarbeiterzahl um 10% senken. Dieser Spar- und Effizienzfokus könnte sich als branchenweiter Dominoeffekt entpuppen.
SAP und Salesforce stehen dabei in einer ambivalenten Position: Einerseits sind sie die Paradebeispiele für ein Nutzer-basiertes SaaS-Modell, andererseits investieren sie massiv in eigene KI-Angebote wie Agentforce (Saleforce) oder Joule (SAP). Ziel ist es, den Kunden nicht nur CRM-Funktionalität, sondern auch KI-gesteuerte Agenten anzubieten, die eigenständig Aufgaben übernehmen und so eine neue, KI-orientierte Umsatzquelle zu erschließen. Im Bereich der Unternehmenssoftware (ERP), wo die Wechselträgheit der Kunden sehr hoch ist und Kundenbeziehungen stabil sind, könnte das einen Puffer für Salesforce und SAP bieten. Doch die Frage bleibt: Kann der Softwareanbieter schnell genug in die Rolle des Disruptors wechseln, bevor er selbst Opfer der Disruption wird, so wie es Microsoft beim Wechsel auf die Cloud gelang?
Wer mutig umsteuert, kann auf der nächsten Welle mitreiten. Microsoft und übrigens auch Amazon profitieren heute, weil ihre Cloud-Infrastruktur der KI-Boomphase das Rückgrat liefert.
Künftig wird die Nutzung von Software nicht mehr per Lizenz oder Nutzer abgerechnet werden. Künftig wird die Nutzung der Software abgerechnet, sei es die API-Nutzung (Zugriff auf die Software über eine definierte Schnittstelle), sei es durch Token, wie in der KI-Welt bereits üblich. Softwarefirmen haben jedoch langfristige Verträge mit ihren Kunden abgeschlossen. Eine Umstellung der Abrechnungsmethode wird nicht von heute auf morgen erfolgen können. Es wird, wie auch in der Vergangenheit bei solchen Änderungen, eine Umstellungsphase geben, in der die Softwareunternehmen alte Umsätze verlieren und neue gewinnen. Nach Abschluss der Umstellung wird sich das Geschäft wieder stabilisieren. Je früher ein Unternehmen diesen Wandel angeht, desto früher ist der Umstieg abgeschlossen. Doch bislang ist davon noch wenig in Sicht und daher fürchten Anleger, dass Softwareunternehmen zunächst einmal unter dem Wandel leiden werden: Weniger Mitarbeiter bei den Kunden führen zu weniger Lizenzeinnahmen bei gleichzeitig höherer Nutzung der SaaS-Angebote durch KI-Agenten.
Solange dieser Wandel nicht ausreichend in der Preisliste der Softwareunternehmen abgebildet wird, dürften deren Aktien bei Anlegern mit einem Risikovermerk versehen werden und dadurch nicht mehr die hohen Bewertungs-Multiples der Vergangenheit erreichen.
Und wie sieht's aus, wenn der Umstieg gelungen ist? Nun, schauen Sie sich doch bitte mal Palantir an. Das Unternehmen rechnet seine Leistung bereits nach Datenvolumen, Komplexität der Nutzung, API-Nutzung sowie Rechenleistung und Zugriffshäufigkeit auf bestimmte Funktionen ab. Je intensiver der Kunde die Software nutzt, egal ob durch Mitarbeiter oder durch KI-Agenten, um so mehr verdient Palantir. Der Umsatz soll im laufenden Jahr um 45% wachsen, der Gewinn um 230%. Die Aktie wird mit dem 100-fachen Jahresumsatz bewertet, das KGV steht bei 586. Zum Vergleich: SAP wächst mit 9%, der Gewinn mit immerhin 30%. Die Aktie wird mit dem 8-fachen Jahresumsatz bewertet, das KGV steht bei 42.
Die Gewinndynamik spricht jedoch für Palantir, denn dort heben Analysten die Gewinnerwartung kontinuierlich an, während sie bei SAP kontinuierlich gesenkt wird. Solange diese Entwicklung in dieser Form anhält, dürfte Palantir weiterlaufen und SAP nicht vom Fleck kommen.
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 15.8., 18:27 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 24.359 | 0,9% | 22,4% |
S&P 500 | 6.453 | 1,5% | 9,2% |
Nikkei | 43.378 | 3,7% | 8,7% |
Shanghai A | 4.202 | 2,4% | 6,8% |
Euro/US-Dollar | 1,17 | 0,5% | 12,4% |
Euro/Yen | 172,15 | -0,1% | 5,8% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,32% | 0,04 | -0,19 |
Umlaufrendite Dt | 2,61% | 0,09 | 0,30 |
Feinunze Gold | $3.338 | -1,8% | 27,6% |
Fass Brent Öl | $66,12 | -1,1% | -11,2% |
Kupfer | $9.766 | 0,8% | 9,6% |
Baltic Dry Shipping | $2.039 | 1,5% | 104,5% |
Bitcoin | $117.205 | 0,3% | 25,0% |
3. Sentiment: Neutrale Sommerstimmung bietet Möglichkeit, unbeschwert auf Politik zu reagieren

Zum Ende der Woche, und damit kurz vor dem nach Börsenschluss stattfindenden Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska, dominieren Gewinnmitnahmen das Marktgeschehen: Zu groß ist die Unsicherheit, als dass man die erzielten Wochengewinne über das Wochenende wieder abzugeben riskieren möchte.
Der DAX notiert nahe seinem Allzeithoch. Entsprechend ist die Laune der Anleger gut. Unser Anlegersentiment klettert diese Woche von 1,1 in der Vorwoche auf 2,2. Die Selbstzufriedenheit steigt auf 2,1. Damit signalisieren beide Gegenwarts-Indikatoren eine entspannt positive Grundhaltung der Anleger in Deutschland.
Die Zukunftserwartung steigt auf einen Jahreshöchstwert von 1,4 an. Zwar dominieren die Bullen, aber historisch betrachtet war das erste Halbjahr 2025 dominiert von einer extrem untypisch pessimistischen Erwartungshaltung, so dass der Anstieg auf nunmehr 1,4 eher als Normalisierung betrachtet werden muss - endlich.
Die Investitionsbereitschaft ist von 1,5 in der Vorwoche auf 0,5 zurückgegangen, was wiederum ein Ausdruck dessen ist, dass viele Anleger den Rücksetzer am Aktienmarkt vor zwei Wochen wohl zum Einstieg genutzt haben.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger fällt auf -35% und signalisiert ein gestiegenes Absicherungsverhalten gegen fallende Kurse. Das DAX-Put/Call-Verhältnis von institutionellen Anlegern liegt weiterhin bei 1,85 und somit im eher niedrigen Bereich, verglichen mit den Vormonaten. Institutionelle Anleger sehen offensichtlich derzeit keinen besonderen Absicherungsbedarf gegen fallende Kurse.
In den USA springt das Put/Call-Verhältnis für die Aktienmärkte zum Ende der Woche kräftig auf 0,75 an und signalisiert starke Absicherungskäufe der US-Anleger.
US-Fondsanleger senkten ihre Investitionsquote von 96% in der Vorwoche auf nunmehr 86%. Auch hier zieht offensichtlich eine gewisse Vorsicht vor dem Alaska-Treffen ein.
Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger liegt bei -16%punkten: Das Bärenlager wuchs auf 46% an, während sich das Bullenlager auf 30% leerte. Unter den US-Privatanlegern dominiert also ganz klar der Pessimismus.
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 64% moderate Gier unter US-Anlegern an.
Interpretation
*** Sentiment Interpretation wird Teil des Heibel-Ticker PLUS ***
Die Sentiment-Analyse basiert auf dem Prinzip "Geben & Nehmen": Ab September werden wir lediglich den ersten Teil des Kapitels, die deskriptive Auflistung der Umfrageergebnisse, im Heibel-Ticker Free belassen.
In den vergangenen Monaten haben wir die Sentimentauswertung inhaltlich und methodisch deutlich weiterentwickelt – und wir werden sie auch künftig kontinuierlich optimieren. Ziel ist es, Ihnen noch präzisere Hinweise für das Timing Ihrer Anlageentscheidungen zu liefern und die Portfolioentwicklung systematisch zu verbessern.
Um diesen Service auch künftig kostendeckend anbieten zu können, integrieren wir die Interpretation daher künftig in den Heibel-Ticker PLUS. Sie können aber auch weiterhin kostenfrei von der Sentiment-Interpretation profitieren – als Gegenleistung bitten wir Sie dann um Ihre Teilnahme an der wöchentlichen, rund 2 Minuten dauernden Umfrage auf unserer Plattform animusX.
*** ENDE DES HINWEISES IN EIGENER SACHE ***

Damit gibt es keinen Schiefstand, der im Falle der einen oder anderen Entscheidung in Alaska gegebenenfalls zu hektischen Korrekturen zwischen würde. Im Gegenteil: Die Sentimentverfassung ist eher abwartend und Anleger sind in der Lage, auf eventuelle Überraschungen entsprechend zu reagieren.

Weder in den USA noch in Europa sind nennenswerte Anstrengungen zu erkennen, die hohe Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Gold sowie auch der Bitcoin, der auch nah an seinen Allzeithochs notiert, profitieren von einer hohen Verschuldung der Staatskasse. Doch beide Vermögenswerte sind bereits stark angestiegen und haben damit einen großen Teil der Auswirkungen der hohen Staatsverschuldung bereits vorweg genommen.

Befinden wir uns also mitten in einer Goldhausse, die nun langsam in die Übertreibungsphase einbiegt? Wie weit kann die Goldrallye noch gehen? Oder droht schon bald das böse Erwachen, die Katerstimmung, wie nach jeder Party, die man nicht rechtzeitig verlassen hat? Sollte man gehen, wenn's am schönsten ist?
In jedem Fall lohnt es sich, die politischen Entwicklungen, die zur Goldpreishausse führen, im Auge zu behalten. Wer noch nicht in Gold investiert ist, für den ist es noch nicht zu spät, eine vorsichtige erste Position einzugehen. Wer schon investiert ist, kann vorerst weiterfeiern, sollte aber ein Auge auf die Politik haben.
4. Ausblick: Aktuelle Einschätzungen zu unserem Heibel-Ticker Portfolio
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5. Update beobachteter Werte
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6. Leserfragen
Es ist Sommerzeit, bitte halten Sie sich mit Leserfragen daher ein wenig zurück .. also nur wirklich Wichtiges :-) Danke.
Bewegen ETFs Aktien? Wirkung von Konjunkturdaten
Sehr geehrter Herr Heibel,
ich hoffe, das Sie noch sehr lange diese tolle Analyse betreiben können.
Meine 1. Frage: Ist das gesamte ETF Fondsvolumen auf die amerikanischen Indizes größer als die Marktkapitalisierung selber?
Zur besseren Veranschaulichung: 4,47 trillion Dollars ist die Marktkapitalisierung von Nvidia, welche ja auch in ETFs vorhanden ist. Sind also die ETF Anteile von Nvidia größer als 4,47 trillion Dollars, was bedeuten würde, das ETFs für mehr Bewegung bei der Aktie sorgen als die Aktionäre selber, oder haben ETFs nur einen geringen Einfluss auf den Markt?
2. Frage: Welche Wirtschaftsdaten zählen zum Wachstum und welche zur Inflation bezogen auf den Wirtschaftszyklus, Folgende Daten meine ich: GDP, ppi, cpi, pmi (manufacturing, Services), pce,non farm Payrolls, unemployment claims. Gdp gehört zum Wachstum und cpi, sowie pce zur Inflation, nur bei den anderen Daten die ich aufgezeigt habe bin ich mir nicht sicher. Zudem fehlt mir die Grundlage zur Beurteilung, wenn ppi steigt und cpi fällt, oder ppi bleibt gleich und cpi fällt etwas im Wert. Diese Kennzahlen muss ich ja auch für den Wirtschaftszyklus einschätzen können, wenn Aktien steigen, fallen, oder sich seitwärts bewegen durch Aktionäre und ETF Fonds.
Ich hoffe Sie wissen wie ich das meine und können mir da Ratschläge geben.
Mit freundlichen Grüßen, Dennis aus Heinsberg
ANTWORT
Vielen Dank für das Lob :-).
Zu 1.: Die Frage ist, ob die „ETF-Welt“ in Summe so groß ist, dass sie die eigentliche Marktkapitalisierung der zugrunde liegenden Indizes oder Einzelaktien übersteigt und ob ETFs quasi zum dominierenden Preistreiber werden.
Das Gesamtvolumen der in ETFs investierten Gelder ist nicht größer als die Marktkapitalisierung der Indizes oder einzelner Aktien wie Nvidia. Das Verhältnis sieht in der Praxis deutlich kleiner aus. Speziell für Nvidia wird geschätzt, dass 10-20% aller ausstehenden Aktien von ETFs gehalten werden.
Der zweite Teil Ihrer ersten Frage lässt sich nochmals zweiteilen: Zum einen findet der Großteil der Bewegung in ETFs nur in den Büchern der ETF-Emittenten statt, denn über die Börse wird nur ein „Spitzenausgleich“ vorgenommen. Das heißt, wenn Anleger ETF-Anteile verkaufen, gibt es häufig andere Anleger, die diese Anteile kaufen. Der ETF verändert dadurch sein Volumen nicht und somit werden durch Kauf und Verkauf dieser ETF-Anteile keine Aktien, also auch keine Nvidia-Aktien, bewegt. Lediglich zu Zeiten, wo wesentlich mehr Anleger auf der einen (Kauf) oder anderen (Verkauf) Seite stehen, muss der ETF-Emittent die entsprechende Volumenänderung im ETF durch Transaktionen (Kauf oder Verkauf) an der Börse nachvollziehen.
Der zweite Teil des zweiten Teils Ihrer ersten Frage ;-) ist eine mögliche Strategieänderung beim ETF-Betreiber. Wenn also bspw. die Zusammensetzung des ETFs geändert wird, sei es zu Lasten, sei es zu Gunsten von Nvidia, dann werden ebenfalls über die Börse Transaktionen (Kauf oder Verkauf) getätigt, um die neue beabsichtigte Gewichtung zu erzielen. Dies ist bei Index-Fonds nur dann der Fall, wenn der Index verändert wird. Da der Großteil des Kapitals in Indexfonds angelegt wird, ist dieser Effekt also sehr selten.
Lediglich ETF-Betreiber, die aktiv in die Struktur ihres ETFs eingreifen, können dann einen besonderen Druck (Kauf oder Verkauf) auf eine Aktie auslösen.
Nennenswerte Effekte, die auch ich im Heibel-Ticker immer wieder aufgezeigt habe, folgen in der Regel aus einem angestiegenen Spitzenausgleich: Wenn Anleger bspw. in Panik geraten und Ihr Kapital aus ETFs abziehen, dann sinkt das ETF-Volumen stark und entsprechend müssen dann alle Aktien aus dem ETF anteilig verkauft werden. Wenn also bspw. die US-Konjunktur Probleme hat und Anleger vom S&P 500 ETF lieber in Anleihen oder Gold investieren wollen, dann führen die anteiligen Verkäufe in allen Aktien, die im S&P enthalten sind, zu Verkaufsdruck. Da nun Nvidia aufgrund seiner Größe einen sehr großen Anteil am S&P 500 ausmacht, werden dann tatsächlich insbesondere Nvidia-Aktien verkauft, obwohl Nvidia nicht zur „Industrie“ gehört, sondern als disruptives Unternehmen der Technologiebranche einer Sonderkonjunktur unterliegt, die von diesen Schwankungen derzeit unabhängig ist. Solche Kursrückschläge in Nvidia empfehle ich dann im Heibel-Ticker zum Kauf.
Zu 2.:
Wachstumsindikatoren – messen die Aktivität und Dynamik der Wirtschaft
- GDP (Bruttoinlandsprodukt) → Hauptmaß für das Wirtschaftswachstum. Steigt es, läuft die Wirtschaft; fällt es, droht Rezession.
- PMI (Purchasing Managers’ Index, Werte über 50 bedeuten Expansion, unter 50 Kontraktion.)
- Manufacturing PMI → Frühindikator für Industrieproduktion.
- Services PMI → Frühindikator für den Dienstleistungssektor.
- Non-Farm Payrolls → Zeigt monatlich, wie viele neue Jobs (außer Landwirtschaft) geschaffen wurden. Starkes Wachstum = robuste Konjunktur.
- Unemployment Claims (Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe) → Kurzfristiger Arbeitsmarktindikator. Steigende Anträge = schwächerer Arbeitsmarkt.
Inflationsindikatoren – messen Preisentwicklung und Kaufkraftveränderungen
- CPI (Consumer Price Index) → Preisentwicklung für Konsumenten. Hauptindikator für Inflationsdruck bei Endverbrauchern.
- PPI (Producer Price Index) → Preisentwicklung auf Produzentenebene (Großhandel, Rohstoffe). Führt oft den CPI an, weil steigende Erzeugerpreise später an Verbraucher weitergegeben werden.
- PCE (Personal Consumption Expenditures) → Lieblingsmaß der US-Notenbank, weil es breiter gefasst ist als der CPI. Kern-PCE (ohne Lebensmittel/Energie) besonders wichtig für Zinsentscheidungen.
Wenn Daten gegeneinanderlaufen,
1. bspw. der PPI steigt, der CPI fällt, dann zahlen Produzenten mehr, geben die Kosten aber (noch) nicht weiter. Das kann auf Margendruck bei Unternehmen hindeuten, kurzfristig sogar deflationär für Konsumenten wirken, aber mittelfristig Inflation nach sich ziehen, wenn Firmen gezwungen sind, Preise zu erhöhen.
2. bspw. der PPI stabil ist, der CPI fällt, dann bleibt der Kostendruck in der Produktion gleich, Konsumentenpreise sinken. Könnte heißen, dass Wettbewerb, Rabattaktionen oder sinkende Nachfrage Unternehmen zwingen, Waren mit Verlust zu verkaufen, ein Zeichen für nachlassende Wirtschaftsdynamik.
3. der PPI fällt, der CPI bleibt hoch, dann lässt der Kostendruck in der Produktion nach, aber Preise für Konsumenten bleiben oben. Das spricht oft für „sticky inflation“ (träge, schwer rückläufige Inflation), z. B. wegen der Löhne oder Mieten.
Einordnung im Wirtschaftszyklus und Börsenwirkung: Im klassischen Vier-Phasen-Zyklus gilt:
1. Frühe Expansion – Wachstum beschleunigt sich, Inflation niedrig → Aktien steigen, Anleihen seitwärts.
2. Späte Expansion – Wachstum hoch, Inflation steigt → Aktien volatil, Zinsen hoch, Sektorenrotation zu Value.
3. Abschwung/Rezession – Wachstum fällt, Inflation fällt verzögert → Aktien fallen, Anleihen gefragt.
4. Frühe Erholung – Wachstum stabilisiert sich, Inflation niedrig → Aktien starten neuen Bullenmarkt.
Ob Aktien steigen oder fallen, hängt primär an der Interpretation der Daten im Kontext des aktuellen Zyklus. ETFs verstärken dabei nur die Marktbewegung, sie schaffen somit keine eigenen Impulse, führen aber oft zu Übertreibungen.
Ich hoffe das hilft :-).
ThyssenKrupp gliedert TK-Marine Systems aus
Hallo Herr Heibel,
würde es einen Sinn machen, ThyssenKrupp-Papiere zu kaufen, um bei der Abspaltung Aktien der TKMS zu bekommen? Ich sehe hier gewisse Parallelen zu Holcim.
MfG
Siegfried aus dem schönen Erfurt
ANTWORT
Wenn Sie gerne ThyssenKrupp Marine Systems haben möchten, dann würde ich die Papiere nach der Abspaltung kaufen und nicht zuvor inklusive dem ThyssenKrupp-Geschäft. Wenn Sie glauben, die Summe der Teile ist mehr wert als das Unternehmen derzeit, dann können Sie ja auf eine Kurssteigerung bis zur Ausgliederung spekulieren und ThyssenKrupp kaufen. Für mich agiert ThyssenKrupp derzeit in einem schweren Markt, die Autoabsätze sind schwach, die Energiekosten hoch. Die Aktie hängt stärker an der Politik als an eigenen Entscheidungen. Das ist kein Bereich, in dem ich gerne spekuliere.
Modine Manufacturing: Schaufel für KI-Revolution
Hallo Hr. Heibel
Ich bin auf die Aktie Modine Manufacturing (MOD, WKN: 869795) gestoßen. Die Firma stellt Kühlsysteme u.a. auch für Rechenzentren her und gerade eine neue Investition von 100 Millionen $ in die Erweiterung ihrer Kapazitäten gesteckt.
Für mich hört sich das nach einer „Schaufekalktie“ aus der Goldgräberzeit an. Was halten sie von dieser Aktie?
Mit freundlichem Gruß
Andreas aus Ladenburg
ANTWORT
Ja, das sieht wirklich überzeugend aus: 58% des Konzernumsatzes stammen von Kühlsystemen (Climate Solutions). Nach Aussage des Managements war in diesem Bereich das Umsatzwachstum von 69% im vergangenen Geschäftsjahr durch die Kühlung von Hochleistungsrechenzentren getrieben, dieses Wachstum hält an.
In der Bilanz zeigt sich insgesamt ein Umsatzwachstum von 12%, der Gewinn sprang um 20% an. In den kommenden zwei Jahren wird ein Gewinnwachstum von 25-30% p.a. erwartet, auch das Umsatzwachstum soll auf 16% p.a. anziehen. Die Investitionen in Höhe von 100 Mio. USD gibt die Bilanz her, die Verschuldung ist gering.
Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Bewertung mit einem EV/EBITDA von 16 fair, wenn nicht sogar günstig. Auf Sicht von 2-3 Jahren dürfte die Aktie kräftig zulegen.
Was bedeutet "stark investiert sein"
Lieber Herr Heibel,
mir ist nicht ganz klar, was Sie in Ihrem TV-Beitrag mit "Die Anleger sind derzeit stark investiert." meinen.
Wenn jemand z.B. Aktien kauft, verkauft jemand entsprechend diese Aktien, d.h. das "Investiert-Sein" ändert sich in Summe nicht.
Anlieger als Ganzes sind doch daher immer in gleichem Umfang investiert, weil die Aktien im Prinzip immer unverändert im Besitz der Gesamtheit der Anleger sind.
... oder sind diese Finanzjargons wie "investiert sein" nur in übertragenem Sinne zu verstehen?
Mit freundlichen Grüßen
Volker aus Hamburg
ANTWORT
Rein technisch betrachtet ändert sich der „Besitz“ an Aktien in der Anzahl nie – jede Aktie, die verkauft wird, landet sofort wieder bei einem Käufer. Die Anzahl aller im Markt befindlichen Aktien bleibt also konstant.
Wenn wir Börsenbeobachter dennoch sagen, „die Anleger sind stark investiert“, dann ist das tatsächlich ein Finanzjargon, der nicht die absolute Menge meint, sondern die relative Positionierung im Vergleich zu Alternativen. Es geht darum, wie viel des verfügbaren Kapitals die Anleger aktuell in risikobehafteten Anlagen wie Aktien gebunden haben – statt es zum Beispiel in sicheren Staatsanleihen, Geldmarktfonds oder auf Tagesgeldkonten zu parken.
Nehmen wir mal an, alle in Deutschland gehandelten Aktien haben ein Volumen von 2 Billionen Euro und alle in Deutschland gehandelten Anleihen liegen bei 4 Billionen Euro. Wenn nun Anleger 100 Mrd. Euro an Anleihen verkaufen und dafür Aktien kaufen, dann bricht der Kurs der Anleihen ein, der Kurs der Aktien schießt in die Höhe. Das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen verändert sich, man würde davon sprechen, dass Anleger „hoch“ investiert sind.
Das „Investiert-Sein“ wird also eher im übertragenen Sinne verstanden: Es beschreibt die allgemeine Risikoneigung im Markt. In Phasen hoher Investitionsquote stecken viele Anleger schon tief in Aktien drin, es ist wenig „Pulver“ für weitere Käufe vorhanden, und Kursanstiege brauchen dann neue Impulse. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Investitionsquote, dass viel Liquidität am Seitenrand steht – was Potenzial für frische Nachfrage bietet.
Rückfrage
Lieber Herr Heibel,
Danke für Ihren Kommentar.
Allerdings verstehe ich nicht ganz, was Sie mit relativer Positionierung der Anleger meinen.
Hier gilt doch auch: die Gesamtheit der Anleger besitzt im Prinzip alle Aktien und alle Anleihen.
Die Positionierung der Gesamtheit Anleger ist daher stets gleich, da diese immer zu 100 % alle Aktien und Anleihen besitzen.
Die Begriffe "Investiert-Sein" und "Investitionsquote" sind für mich aus dem gleichen Grund nicht nachvollziehbar.
Die Gesamtheit der Anleger ist stets zu 100 % in alle Aktien "investiert" und die "Investitionsquote" ist dementsprechend ebenfalls immer 100%.
Die Gesamtheit der Anleger kann weder tief noch weniger tief in Aktien stecken. Sie steckt stets zu 100 % in Aktien, da sie alle Aktien besitzt.
Auch verstehe ich nicht, wie Liquidität am Seitenrand stehen kann.
Die Liquidität aller Markteilnehmer in Summe ist im Prinzip auch immer konstant (abgesehen von Liquiditätspolitik); sie wechselt nur den Besitzer.
Was natürlich Tatsache ist: dass wechselnde Mehrheiten von Anlegern psychologisch bullish oder bearish sind.
Wenn die genannten Finanz-Jargons dies im übertragenen Sinne zum Ausdruck bringen sollen, so sind diese aber wörtlich genommen völlig irreführend.
Und in keinem Falle liefern sie dem Laien eine korrekte Begründung für das Marktverhalten von Anlegern.
Oder verstehe ich da etwas falsch?
Mit freundlichen Grüßen
Volker
Rückantwort
Sie haben vollkommen recht: Die Gesamtheit aller Anleger besitzt immer 100 % aller Aktien und Anleihen, weil es ja keine „freien“ Aktien gibt. Wenn jemand verkauft, kauft jemand anderes, es gibt also keinen „Aggregatzustand“ des Marktes, in dem plötzlich weniger Aktien in Anlegerhand wären.
Was aber im Börsenjargon mit „Investiert-Sein“ oder „hoher Investitionsquote“ gemeint ist, ist keine Bestandsgröße, sondern eine Verhaltens- und Risikobereitschaftsgröße. Wenn ich sage, „Anleger sind stark investiert“, dann meine ich nicht, dass die Gesamtheit mehr Aktien hätte, sondern dass die typischen Portfolios vieler Anleger bereits einen hohen Aktienanteil haben, im Verhältnis zu dem, was sie theoretisch halten könnten (Anleihen, Cash, Gold, …).
Ein Fondsmanager könnte laut Mandat bspw. zwischen 50 % und 100 % seines Fondsvermögens in Aktien anlegen, der Rest liegt dann in Bar auf dem Konto. Hat er aktuell 95 %, gilt er als „hoch investiert“. Die Summe aller Fondsmanager-Entscheidungen ergibt ein Bild, das Marktbeobachter dann mit „Anleger sind stark investiert“ zusammenfassen. Ich gebe jede Woche die Investitionsquote der US-Fondsmanager an, da diese regelmäßig erhoben und veröffentlicht wird.
Liquidität „am Seitenrand“: Die Gesamtliquidität (Cash im System) ist konstant, abgesehen von der Zentralbankpolitik. Aber aus Marktsicht spielt es eine Rolle, wie viel dieses Cashs gerade bei Anlegern liegt, die es potenziell in Aktien umschichten können. Wenn viele institutionelle Anleger aktuell sehr viel Cash halten (z. B. 30 % statt 5 %), wird das oft als „viel Pulver am Seitenrand“ bezeichnet. Es ist also keine Gesamtmarktgröße, sondern ein Maß dafür, wie viel Kaufkraft bereitsteht, Aktien zu kaufen.
Wenn „alle schon drin sind“ (hoher Aktienanteil in vielen Portfolios), ist das Kaufpotenzial begrenzt, weil kaum noch jemand von Cash in Aktien umschichten kann.
Wenn dagegen viele Anleger noch „draußen“ sind (viel Cash-Anteil), kann bei positiven Nachrichten schnell Kaufdruck entstehen.
Vielleicht haben Sie ein geschlossenes System im Kopf, bei dem sich die Preise für Aktien und Anleihen stets auf 100% summieren. Das ist jedoch nicht der Fall, auch in einem geschlossenen System können sich die Preise nach oben entwickeln. Nehmen Sie ein geschlossenes System aus einem Unternehmen mit 100 Aktien zu je 1€ und einer Anleihe mit 100 Anteilen zu je 1€, beide zu jeweils 50% in der Hand von zwei Investoren. Anleger A hält also Aktien im Wert von 50€ und Anleihen im Wert von 50€, insgesamt also 100€. So auch Anleger B.
Nun möchte Anleger A seine Anleihequote um 10% verringern und möchte dafür Aktien kaufen. Der andere Investor kauft also Anleihen zu 1€/Stück, gibt seine Aktie jedoch nur zu einem deutlich höheren Kurs ab, sagen wir 2€. Er kauft also für 10€ Anleihen und verkauft 5 Aktie zu je 5€. Anschließend hat er also 60 Anleihen zu 1 € (=60€) und 45 Aktien, deren Wert entsprechend der jüngsten Transaktion nun bei 2€ liegen (2x45 = 90€). Insgesamt hält er also in seinem Depot Wertpapiere im Wert von 60+90 = 150€.
Anleger A hält nach der Transaktion noch 40 Anleihen zu je 1€ (= 40€) und 55 Aktien zu je 2€ (2x55 = 110€). Sein Depot ist nun also 40+110 = 150€ wert.
Lag der Gesamtwert beider Depots vorher noch bei 200€, so beträgt er nach der Transaktion 150+110 = 260€. Lag die Investitionsquote, wenn wir sie nur auf die Aktien beziehen, zuvor bei 50%, so liegt sie nach der Transaktion bei 160/207= 77,3%. Es ist „mehr“ geworden. Die Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel, sondern wächst entsprechend der Produktivitätssteigerung und des Geldmengenwachstums. Prozentual betrachtet liegt nicht mehr 50% Liquidität am „Seitenrand“, sondern jetzt nur noch 22,7%.
Vielleicht hilft dieser Denkansatz :-).
ams-Osram Anleihe High Yield
Sehr geehrter Herr Heibel,
Ich habe eine Frage, die vielleicht andere Heibel-Kunden haben könnten. Ich bin inzwischen Rentner, 67, und konnte in letzten Jahren
noch ein wenig Kapital für meine Restlebenszeit aufbauen.
Rente und schuldenfreies Haus reichen zum Leben, ich kann also mit diesem Kapital arbeiten. Neben einem Aktiendepot, dass sich dank des Heibel-Tickers konstant gut entwickelt, habe ich ca. 125.000 EUR Barkapital; davon werden wir 100.000 EUR in den nächsten 10 Jahren garantiert nicht brauchen. Derzeit ist das als Tagesgeld bzw. Festgeld kurzfristig angelegt, und ich würde gerne halbwegs verlustsicher ein bisschen mehr Rendite als die derzeitigen 2 – 2,5% erwirtschaften.
Dabei bin ich auf Anleihen gestoßen. Z.B. so etwas: https://www.comdirect.de/inf/anleihen/detail/uebersicht.html?ID_NOTATION=441111538
Machen solche Papiere Sinn, und wie ist das Risiko zu bewerten? Falls nicht sinnvoll, was könnten Alternativen sein?
Mit ist klar, dass Sie hier keine Vermögensberatung durchführen können - ein wenig Orientierung würde mir aber sehr helfen.
Danke und beste Grüße, Heiko aus Bremen
ANTWORT
Sie möchten wissen, wie sicher die ams-Osram-Anleihe ist. Nun, bei Bloomberg wird ams-Osram als „High Yield 4“ geführt. Die Insolvenzgefahr liegt bei Unternehmen dieser Kategorie bei 2,4-4%.
Es gibt 10 Investment-Grade Stufen, bei denen die Insolvenzgefahr zwischen 0% und 0,52% liegt. Ich halte mich an diese Einstufungen. Ab High Yield Stufe 1 (0,52% - 0,88% Insolvenzrisiko) ist mir das Risiko als Privatanleger bereits zu groß. Die attraktive Rendite von derzeit 8,7% ist ein Zeichen für ein höheres Risiko.
Solche Anlagen sind für institutionelle Anleger mit Milliardenbeträgen eine Beimischung: Sie kaufen dann vielleicht 10 oder 20 verschiedene solcher Anleihen und setzen darauf, dass maximal eine davon insolvent wird. Ab einem bestimmten Volumen rechnet sich eine solche Statistik. Doch für Privatanleger, die, so wie Sie, genau ein Stück der Anleihe kaufen können (Mindestanlage 100.000€), eignen sich solche Anleihen in meinen Augen nicht.
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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Bloomberg. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist. Sentimentdaten: eigene Umfrageergebnis über unseren Dienst animusX.de.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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