Heibel-Ticker Free Börsenbrief
- Einfach einen Tick besser -
20. Jahrgang - Ausgabe 41 (10.10.2025)
Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:
1. | Info-Kicker: Die KI-Revolution wird von den Finanzmedien klein geredet |
2. | So tickt die Börse: Blase bei Meme-Aktien, günstige Bewertung bei KI-Aktien |
- Meme-Aktien sind Spielereien | |
- Wochenperformance der wichtigsten Indizes | |
3. | Sentiment: Rallye am Goldmarkt ist nicht mehr jung |
- | |
4. | Ausblick: KI-Revolution: Von Chips zu Rechenzentren |
5. | Update beobachteter Werte |
OpenAI kauft AMD-Chips | |
Durchwachsene Q-Zahlen, rosiger Ausblick, Aktie +14% | |
Positive Erwartungshaltung vor Q-Zahlen nächster Woche | |
6. | Gerresheimer -75% in 2 Jahren: Suche nach dem Boden |
- : Neuer CFO holt Leichen aus dem Keller | |
7. | Leserfragen |
8. | Übersicht HT-Portfolio |
9. | Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise |
10. | Mitgliedschaft verwalten |
1. Info-Kicker: Die KI-Revolution wird von den Finanzmedien klein geredet
Liebe Börsenfreunde,
*** WEBINAR ÜBER DIVIDENDENTITEL MIT FLATEX ***
Am Montag um 17 Uhr bin ich in Frankfurt bei Flatex. Ich werde über unsere Dividendenstrategie befragt und stelle unsere 5 Dividendenkriterien vor. Wer online live dabei sein möchte, muss sich registrieren. Sie können dann auch Fragen stellen. Eine Aufzeichnung vom Webinar wird erst in einigen Wochen freigeschaltet.
Hier geht's zur Registrierung.
*** ENDE WEBINAR ÜBER DIVIDENDENTITEL MIT FLATEX ***
Da war ich gerade fertig mit der heutigen Ausgabe, da rauschen die Aktienmärkte in den Keller. US-Präsident Donald Trump verhängte 100% Strafzoll auf alle chinesischen Importe, weil China den Export der bsilang noch nicht reglementierten Seltenen Erden aus China genehmigungspflichtig machte.
Die chinesische Entscheidung, neben den bislang bereits sanktionierten 12 Seltenen Erden auch die verbliebenen 4 Seltenen Erden zu sanktionieren, tickerte schon Freitag früh vor Börsenbeginn über die Nachrichtenseiten. Aktien von Unternehmen, die den Abbau Seltener Erden betreiben, schossen in die Höhe.
Trumps Reaktion könnte nicht schärfer formuliert sein: China habe einen "feindlichen" Brief an die ganze Welt gesendet und es sei eine moralische Schande, so im internationalen Handel aufzutreten. Ich habe in Kapitel 4 eine kurze Einordnung der Geschehnisse verfasst.
In Kapitel 2 gehe ich der Behauptung vieler Finanzmedien nach, Nvidia sei teuer. Nvidia wächst rasant, und trotz der hohen Erwartungen ist die Aktie nach meinen Bewertungsmaßstäben noch lange nicht überteuert. Stattdessen sind jedoch Meme-Aktien reine Spekulationsobjekte. Derzeit werden KI-Aktien und Meme-Aktien häufig in einen Korb geworfen. Zu Unrecht, wie ich zeige. Wer KI mit einer Blase verwechselt, verkennt den fundamentalen Unterschied zwischen Hype und Substanz.
Der DAX erreicht neue Rekorde, und die Anlegerstimmung ist euphorisch, aber ohne übertriebenen Zukunftsoptimismus – ein Zeichen für eine gesunde Rallye. Am Goldmarkt hingegen herrscht schon länger anhaltender Optimismus. Der Preis über 4.000 USD/Unze zeigt eine fast parabolische Bewegung. Eine Verschnaufpause erscheint wahrscheinlich, doch die langfristige Aufwärtsbewegung bleibt intakt. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 3.
Die Kritik, die KI-Branche investiere blind in neue Rechenzentren, greift zu kurz: Tatsächlich treibt eine enorme reale Nachfrage die Entwicklung voran. Unternehmen wie Nvidia, Meta, Microsoft und Amazon investieren gezielt in Rechenleistung, um ihre Geschäftsmodelle zu optimieren und künftige KI-Generationen zu ermöglichen. Nvidia hält dabei geschickt das Ökosystem offen, damit möglichst viele Partner an der eigenen Architektur hängen. Neue Player wie CoreWeave bauen gigantische Rechenzentren und liefern an Meta und OpenAI. In den USA entsteht so das Fundament der nächsten industriellen Revolution – während Europa mangels Energie und Investitionsbereitschaft den Anschluss zu verlieren droht. In Kapitel 4 veranschauliche ich die Zusammenhänge.
Drei Updates schrieb ich diese Woche, Sie können Sie in Kapitel 5 nachlesen. Nvidia profitiert trotz kurzfristiger Kursschwäche weiter von der wachsenden KI-Nachfrage und bleibt technologischer Taktgeber der Branche. Dell überraschte mit einem optimistischen Ausblick, steigender Dividende und starkem Wachstum im Bereich KI-Rechenzentren. Snap-On überzeugt mit soliden Zahlen und Stabilität trotz Handelsunsicherheiten und bleibt eine verlässliche Dividendenaktie.
Gerresheimer hat binnen zwei Jahren 75% an Börsenwert verloren. Nach mehreren Gewinnwarnungen und Bilanzierungsproblemen übernahm ein neuer CFO, der nun aufräumt und ein umfassendes Restrukturierungsprogramm startet. Hauptproblem ist die schwache Nachfrage aus der Kosmetikbranche, während das Pharmageschäft stabil bleibt. In Kapitel 6 untersuche ich, ob es schon Zeit für ein Investment ist.
In den Leserfragen in Kapitel 7 beantworte ich drei Fragen: Die österreichische UBM-Anleihe mit 6,75% Zins klingt attraktiv, birgt jedoch aufgrund hoher Schulden und negativem Cashflow erhebliche Risiken, weshalb ich zur Vorsicht rate. Beim BYD-Aktiensplit wurden Bonusaktien vom Finanzministerium fälschlicherweise als Geschenk gewertet, was zur automatischen Steuerabführung führte – Betroffene sollten der Bank widersprechen und eine Korrektur einfordern. Bei einer möglichen Übernahme von PSI bleibt das Steuerprivileg für vor 2009 gekaufte Aktien grundsätzlich bestehen, sofern die Transaktion als Verschmelzung gilt und keine Barabfindung erfolgt.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs
2. So tickt die Börse: Blase bei Meme-Aktien, günstige Bewertung bei KI-Aktien
Ist Nvidia überbewertet? Im laufenden Jahr wächst der Gewinn Analystenschätzungen zufolge um 53% an, nächstes Jahr nochmals um 42%. Das EV/EBITDA für 2026, das für Marktführer gerne mal das Doppelte des Gewinnwachstums betragen darf, liegt bei 25. Nein, Nvidia ist nicht überbewertet. Nach meinen Kriterien ist Nvidia nicht mal teuer, sondern spottbillig.
Diese Woche schrieb ich in einem Update, dass die KI-Revolution nicht mit der industriellen Revolution Nr. 2 (Elektrizität) oder Nr. 3 (Computer) zu vergleichen ist, sondern ausschließlich mit der industriellen Revolution Nr. 1: Dampfmaschine. Manchmal merke ich erst, nachdem ich etwas geschrieben habe, dass ich da den Nagel auf den Kopf getroffen habe, denn ich erhielt überraschend viele Rückmeldungen für diese Aussage. Daher möchte ich sie hier nochmals vertiefen.
Eine Erfindung breitet sich um so schneller aus, je mehr sie aufgegriffen wird. Es geht für die Protagonisten wie Nvidia nicht darum, einen möglichst großen Marktanteil zu sichern, sondern es geht darum, den neuen KI-Markt so schnell wie möglich zu entwickeln. Je mehr Unternehmen mithelfen, desto größer wird der Markt - und da ist es dann zweitrangig, welchen Marktanteil man hat. Vorrangig geht es um den Ausbau der Infrastruktur mit limitierenden Faktoren wie Energieverfügbarkeit und Chipfertigung.
Die KI-Revolution, oder auch die industrielle Revolution Nr. 4, befindet sich aus diesem Blickwinkel noch immer in einem frühen Stadium. Heute werde ich in Kapitel 4 näher analysieren, wie genau die einzelnen Protagonisten Geld verdienen werden.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen heute lieber einen anderen Umstand veranschaulichen, der zur Zeit viele Anleger in die Irre führt: Nicht alle Aktien sind gleich ;-).
Derzeit sind es zwei Bereiche, die täglich die Schlagzeilen erobern: KI und Meme-Aktien. Echte KI-Aktien sind in meinen Augen überwiegend günstig bewertet, siehe Nvidia. Meme-Aktien hingegen sind hoffnungslos überteuert. Alle anderen Aktien, ob Industrie, Pharma, oder Finanzen, sind durchschnittlich bewertet, vielfach noch immer günstig.
Doch intellektuelle Skeptiker setzen die Bewertungen von Meme-Aktien mit denen von KI-Aktien gleich und folgern daraus eine Investmentblase, die der Internetblase gleiche. Intellektuelle Skeptiker, die nichts riskieren wollen, sprechen von einer "Blase in der Entstehung". Damit können sie später in den Geschichtsbüchern beweisen, dass Sie rechtzeitig davor gewarnt haben - egal, wann die Blase platzen sollte.
Natürlich wird es irgendwann auch eine KI-Blase geben. Das liegt in der Natur der Finanzmärkte. Doch, wie ein Heibel-Ticker Mitglied mir diese Woche treffend schrieb: mors certa, hora incerta - der Tod ist gewiss, der Zeitpunkt jedoch ist ungewiss. Wenn Sie vom Typ her ein Mensch sind, der heute schon eine Grabstelle reserviert und den Sarg ausgewählt hat, dann können Sie den intellektuellen Skeptikern gerne nachlaufen und heute schon alle Aktien verkaufen. Vielleicht haben Sie ja schon die Inschrift auf dem Grabstein in Auftrag gegeben und dabei das Datum freigelassen.
Ich gehöre nicht dazu: Ich denke, bis zum Tod, oder auch bis zum Platzen der KI-Blase, so sie irgendwann entstehen sollte, haben wir noch viel Zeit, um als Investoren am Erfolg der KI-Unternehmen zu partizipieren.
Schauen wir nun mal etwas genauer in die "Meme-Szene", damit Sie Meme-Spielereien von KI-Investitionen unterscheiden können.
Meme-Aktien sind Spielereien
Unter Meme-Aktien versteht man Aktien, die über Chat-Foren wie Discord mit Memes wie der aufsteigenden Rakete oder Ähnlichem gepuscht werden, ohne Rücksicht auf die fundamentalen Daten des Unternehmens. Häufig sind diese Unternehmen im Bereich der Nuklearenergie, des Quantencomputing, der Kryptowelt, der Flugtaxis, etc. unterwegs. Themen, die übermorgen interessant werden könnten, heute jedoch noch keinen Gewinn abwerfen.
Diese Woche wurde in den USA sogar ein ETF zugelassen, der sich auf Meme-Stocks konzentriert: der Roundhill Meme Stock ETF (MEME). Schauen wir mal, was dort enthalten ist.
Größte Position mit 11% Anteil ist Opendoor Technologies, ein Unternehmen, das Algorithmus gestützt Wohnimmobilien ankauft, renoviert und weiterverkauft. Der gesamte Kauf- und Verkaufsprozess kann über eine App auf dem Smartphone durchgeführt werden. Der Umsatz geht seit 2022 von 15 Mrd. USD auf aktuell 4 Mrd. USD zurück. In den vergangenen 10 Jahren gab es kein einziges Geschäftsjahr, in dem das Unternehmen einen Gewinn erwirtschaften konnte. Analysten gehen davon aus, dass sich dies auch mindestens bis einschließlich 2028 nicht ändern wird.
Im Sommer erreichte die Aktie ein Tief bei 0,54 USD. Ein kanadischer Meme-Investor mit großer Gefolgschaft auf Discord gab Ende Juli sein Engagement in dieser Aktie bekannt, bis Mitte September sprang der Kurs auf 10,87 EUR: Eine Verzwanzigfachung in weniger als zwei Monaten. Fundamental hat sich beim Unternehmen nichts geändert.
Zweitgrößte Position im ETF ist Applied Digital, ein Unternehmen, das KI-Rechenzentren baut und vermietet. Unter anderem mietet CoreWeave 250 MW von Applied Digital. Als diese Kooperation im Mai bekannt wurde, sprang die Aktie von 6,83 USD auf inzwischen 29,98 USD: Eine Vervierfachung.
Auch Applied Digital hat noch nie Gewinn erwirtschaftet, die Zahlen reichen hier sogar zurück bis 2001! In den vergangenen beiden Jahren wurden 1,5 Mrd. USD investiert, der Umsatz im Jahr 2024 betrug 220 Mio. USD. Das alles steht in keinem Verhältnis. Doch Analysten erwarten immerhin für das übernächste Geschäftsjahr, das von Juni 2027 bis Mai 2028 laufen wird, erstmals einen Nettogewinn.
Der Umsatz wächst aufgrund der getätigten Investitionen im laufenden Geschäftsjahr um 85%, nächstes Jahr nochmals um 71%. 2028 soll der Jahresumsatz Analystenschätzungen zufolge bei 625 Mio. USD liegen. Aktuell beträgt der Enterprise Value knapp 9 Mrd. USD.
Gestern Abend veröffentlichte das Unternehmen Q-Zahlen. Der Verlust fiel größer aus als erwartet, doch es wurde gleichzeitig verkündet, dass man die Kooperation mit CoreWeave um zusätzliche 150 GW ausgeweitet habe. Die Aktie springt vorbörslich auf 31,80 USD.
Kalkül hinter dem Geschäftsmodell ist, dass die Rechenkapazität in den kommenden Jahren knapp werden könnte. Beim Bau von Rechenzentren gibt es aktuell geradezu einen Wettlauf gegen die - nein, nicht Zeit, sondern gegen die Energieverfügbarkeit. Wer KI-GPUs und Energieversorgung gesichert hat, freut sich über lang laufende Aufträge. Applied Digital rechnet für sein derzeit im Bau befindliches KI-Rechenzentrum namens "Polaris Force 1" ein Auftragsvolumen von 11 Mrd. USD. Typischerweise kalkuliert man für Rechenzentren mit einer Laufzeit von 5 Jahren, doch hier scheint man wesentlich längere Lebenszyklen einzurechnen.
In meinen Augen hat sich der Aktienkurs hier von den fundamentalen Daten gelöst. Doch Meme-Spekulanten spekulieren. Hier wird nicht die aktuelle Situation bewertet, sondern man träumt von den Sternen. Und das sieht hier sogar ziemlich konkret aus: Wenn der Aktienkurs von Applied Digital nur hoch genug ist, dann kann das Unternehmen neue Aktien zu einem hohen Preis ausgeben. Das Geld kann dann für ein weiteres KI-Rechenzentrum verwendet werden.
Tatsächlich wird diese Spekulation gerade durch Nvidias CEO Jensen Huang genährt. Er verkauft seine KI-GPUs inzwischen vorwiegend an nicht-Hyperschaler. Die Hyperscaler, also Microsoft, Alphabet und Amazon, könnten eine zu große Marktmacht im Bereich der KI-Rechenzentren erlangen und dann neue Standards gegen den Willen von Nvidia durchsetzen. Je breiter Rechenzentren auf viele Unternehmen gestreut werden, desto weniger Macht werden die Hyperscaler in der Zukunft haben.
Also: Alles gute Gründe, für das Geschäft von Applied Digital eine rosige Zukunft zu sehen. Ich würde das bei der aktuellen Auftragslage mit einem Enterprise Value von 3-4 Mrd. USD bewerten ..., aber nicht mit 8 Mrd. USD.
Drittgrößte Position mit 8% Anteil ist QuantumScape, ein Unternehmen, das NICHT im Bereich des Quantencomputers unterwegs ist, sondern in der Batterietechnologie. Das Unternehmen erforscht festkörperbasierte Lithium-Metall-Batterien mit einem keramischen Festelektrolyt und ohne Anode. Dadurch wird eine deutlich höhere Energiedichte ermöglicht, schnellere Ladezyklen und mehr Sicherheit.
Bislang wurde noch keine müde Mark umgesetzt, der Umsatz steht bei Null USD. Trotzdem wird das Unternehmen bereits mit 8 Mrd. USD bewertet. Das entspricht einer Vervierfachung seit Mitte Juni. Damals wurde der Beginn des Baus einer Fertigungsstätte vermeldet. Anfang September sorgte eine erfolgreiche Demonstration im Volkswagenkonzern für einen erneuten Kurssprung. Seither wurden weitere Kooperationen mit Corning (Glas) und Murata (japanischer Keramik-Produzent) bekannt gegeben.
Analysten erwarten auch in den kommenden Jahren keinen Gewinn, bis 2028 soll der Umsatz von Null auf 250 Mio. USD steigen. Tolle Idee, aber auch hier hat sich die Marktbewertung vollständig von den fundamentalen Daten losgelöst. 8 Mrd. USD für 250 Mio. USD Umsatz im Jahr 2028 ohne Aussicht auf Gewinn ist ... abenteuerlich.
Plug Power bietet bereits seit 25 Jahren mobile Wasserstoffgeneratoren an (Brennstoffzelle). Inzwischen wird das gesamte Ökosystem angeboten, von der Elektrolyse über die Speicherung und den Transport bis hin zur kommerziellen Nutzung der Brennstoffzelle. Eine tolle Zukunftstechnologie, die bis heute mangels Energiebilanz keinen nennenswerten Beitrag für die Energieversorgung leistet. Doch genau davon träumen die Meme-Spekulanten, und jubeln die Marktkapitalisierung auf 5 Mrd. USD bei 700 Mrd. USD Jahresumsatz ohne Wachstum. Das Unternehmen hat seine Nische gefunden, schafft es aber bis heute nicht, profitabel zu werden. Daran soll sich auch in den kommenden drei Jahren nichts ändern, wenn man den Analysten glaubt.
Im Mai stand die Aktie noch bei 0,69 USD, vor zwei Wochen kletterte sie auf 4,58 USD. Eine Versiebenfachung für ein Unternehmen, das bis heute nicht zeigen konnte, wie man Geld verdient.
Mit Bloom Energy haben wir im ETF ein zweites Unternehmen, das Brennstoffzellen anbietet und noch keine Gewinne sieht.
Die Energieversorgung ist ohnehin ein heißes Thema: NuScale Power und Oklo forschen an kleinen, Modularen Nuklear-Reaktoren und werden von Meme-Spekulanten ebenfalls ohne Bezug zur fundamentalen Entwicklung in die Höhe gejubelt.
Cipher Mining betreibt Rechenzentren, die Bitcoins schürfen. Ähnlich den obigen Kandidaten hat sich auch der Aktienkurs von Cipher Mining seit diesem Sommer von 4 auf 18 USD mehr als vervierfacht. 158 Mio. USD Jahresumsatz werden mit 7 Mrd. USD Marktkapitalisierung bewertet. Immerhin wird bis Ende 2026 ein Umsatzwachstum auf 454 Mio. USD erwartet, doch ein Gewinn ist nicht in Sicht. Analystenerwartungen für 2027 und später gibt es nicht, mangelndes Interesse. Mangelndes Interesse in der Finanzindustrie kommt den Meme-Spekulanten entgegen, denn sie können im Informationsfreien Raum leichter Aktien in den Orbit puschen.
Im ETF ist ein weiteres Krypto-Mining Unternehmen enthalten: BitMine Immersion bietet mit Cipher Mining Mining-Rechner für die Kryptowelt an.
Mit Rigetti Computing sind wir nun endlich im Quanten Computing angelangt. Das Unternehmen entwickelt Quantum Prozessoren mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Wow, hier werden gleich zwei Hype-Themen aneinander gekoppelt. 137 Mitarbeiter hat das in Berkely, Kalifornien, sitzende Unternehmen und wird mit 15 Mrd. USD bewertet. Der Jahresumsatz liegt bei 8 Mio. USD.
Der Kurs verfünffachte sich seit April. Quantencomputer sind noch 5-7 Jahre entfernt von einer kommerziellen Nutzung. Rigetti ist in der Forschung unterwegs, erwirtschaftet dort jedoch keinen Umsatz, der diese Marktkapitalisierung zulassen würde. Patente? Nun, das ist ein Lotteriespiel. Zum einen muss man gute Lösungen finden, zum anderen muss man seine Lösung auch durchsetzen. Auf dem Weg dorthin werden 90% aller guten Unternehmen scheitern.
Ganz ähnlich sehen die beiden folgenden Unternehmen aus: D-Wave Quantum und Quantum Computing spielen mit Rigetti an Quantum Computern.
AST SpaceMobile und Joby Aviation widmen sich dem Luft- und Space-Taxi.
All diese Unternehmen haben interessante Ansätze und ich bin sicher, dass die Technologien, die von diesen hellen Köpfen entwickelt werden, in unserer Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Doch Technologien sind nicht gleich Unternehmen. 97% der Internetunternehmen, eigentlich spreche ich in diesem Zusammenhang lieber von Internetbuden, die zwischen 1997 und 2000 an die Börse gingen, gibt es heute nicht mehr. Trotzdem gibt es das Internet noch - ohne diese Unternehmen. Unglaublich, oder?
Ein ETF wie der Meme-ETF ist keine Wette auf die Zukunft der Technologien, sondern nichts weiter als ein Instrument, mit dem der Meme-Hype zu Geld gemacht werden soll. Irgendwann wird der Hype abflauen, die Aktien werden 50%, 75%, vielleicht sogar über 90% ihres Wertes verlieren und den Letzten beißen die Hunde.
Meme-Aktien ziehen ihre Argumente aus ihrem Erfolg: "Schaut", sagt der Influencer über Discord, "ich habe damit schon 200% gemacht, und Sie können das auch"! Und Sie werden nicht glauben, wie viele Menschen einem vermeintlichen Guru blind folgen.
Wie weit können die Meme-Aktien getragen werden? Nun, weiter als Leerverkäufer solvent bleiben können. Denn das ist der nächste Haken an der Sache. Bewertungen, die so abenteuerlich hoch sind, laden natürlich Leerverkäufer ein, diese Aktien zu horten. Sie verdienen dann am absehbaren Kursverfall.
Doch für die Leerpositionen müssen Sicherheiten hinterlegt werden. Und es liegt in der Natur von Spekulanten, ziemlich gierig zu sein. Sie gehen häufig Short-Wetten ein, die einen Großteil Ihres Kapitals binden. Steigt die Meme-Aktie dann wider Erwarten zunächst noch weiter an, kommt die Aufforderung des Brokers, doch bitte die hinterlegten Sicherheiten entsprechend aufzustocken.
Bei einem Kurs, der sich verzwanzigfacht, können Sie davon ausgehen, dass viele Leerverkäufer damit nicht gerechnet haben. Sie hatten vermutlich nicht ausreichend Sicherheiten, um dem Kursanstieg Rechnung zu tragen. Und wenn keine ausreichenden Sicherheiten geliefert werden, dann schließt der Broker die Position ohne Rücksicht auf Verlust. Und eine Leerposition schließen heißt, man kauft die in der Leerposition geschuldeten Aktien vom Geld des Kunden ein und liefert sie an den Dritten, der die Aktien ausgeliehen hatte.
Beim durch den Broker erzwungenen Aktienkauf wird keine Rücksicht auf den Kurs genommen. Aber viele Aktien gibt es von den Meme-Buden nicht, also führt der erzwungene Kauf bei knappen Angebot schnell zu einem kräftigen Kurssprung ..., der wiederum bei den noch offenen Leerpositionen anderer Leerverkäufer erhöhte Sicherheitsforderungen nach sich zieht. Es könnte ein weiterer Leerverkäufer liquidiert werden, was zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf führt, der sich so lange beschleunigt, bis der letzte Leerverkäufer zwangsliquidiert wurde.
Begleitet von den Erfolgsmeldungen der Discord-Influencer fühlen sich die Spekulanten wie die Könige der Finanzwelt und sehen häufig genug den Abgrund nicht, auf den sie zusteuern. Natürlich versuchen institutionelle Anleger die Größe der noch ausstehenden Leerpositionen abzuschätzen. Doch die verfügbaren Daten sind selbst im Bloomberg-System nicht zuverlässig und zudem stark verzögert. Außerdem sagen sie nichts über die Solvenz der Leerverkäufer aus, die die Shortpositionen haben. Mit anderen Worten: Die größten Kursgewinne werden am Ende des Kreislaufs erzielt, doch es ist schwer, das Ende rechtzeitig zu bestimmen.
Also: Natürlich haben Mahner vor Meme-Aktien recht, wenn sie warnen. Doch ich kenne bislang noch niemanden, der halbwegs verlässlich den Zeitpunkt bestimmen kann, wann das Ende tatsächlich erreicht ist. Doch für Sie ist etwas anderes wichtig: Meme-Aktien haben nichts mit KI-Aktien gemein. Lassen Sie sich nicht durch die Meme-Mahner, die flüchtig die KI-Branche damit gleichsetzen, in die Irre führen.
In Kapitel 4 schaue ich auf die aktuelle Bewertungssituation und die Verdienstmöglichkeiten der KI-Branche. Schauen wir nun erst einmal auf die Wochenperformance der wichtigsten Indices:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES | 11.10., 9:52 Uhr | Woche Δ | Σ '25 Δ |
DAX | 24.241 | -0,6% | 21,8% |
S&P 500 | 6.553 | -2,9% | 10,9% |
Nikkei | 48.089 | 5,1% | 20,5% |
Shanghai A | 4.617 | -0,5% | 17,3% |
Euro/US-Dollar | 1,16 | -1,0% | 11,6% |
Euro/Yen | 175,79 | 1,5% | 8,1% |
10-Jahres-US-Anleihe | 4,03% | -0,08 | -0,47 |
Umlaufrendite Dt | 2,58% | -0,03 | 0,27 |
Feinunze Gold | $4.018 | 3,5% | 53,6% |
Fass Brent Öl | $62,73 | -3,2% | -15,8% |
Kupfer | $10.518 | 0,3% | 18,0% |
Baltic Dry Shipping | $1.936 | 1,4% | 94,2% |
Bitcoin | $110.450 | -10,8% | 17,8% |
3. Sentiment: Rallye am Goldmarkt ist nicht mehr jung

So konnte der DAX ein neues Allzeithoch erklimmen. Die Rallye zum Jahresauftakt wurde von Mai bis jetzt verarbeitet, nun könnte der DAX wieder zu neuen Höhen aufbrechen.
Das Anlegersentiment springt diese Woche entsprechend mit einem Wert von 4,7 auf Euphorie. Auch die Selbstzufriedenheit steigt auf 3,4 und notiert damit nah an dem Bereich, bei dem man von Sorglosigkeit spricht.
Ob die Rallye nun nachhaltig ist, oder nicht, scheint unseren Umfrageteilnehmern noch nicht klar zu sein. Die Zukunftserwartung ging parallel zum Kursanstieg auf nur noch 0,3 zurück: Weitere Kursgewinne werden also nicht mehr erwartet.
Trotzdem bleibt die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von 1,9 auf moderat hohem Niveau. Es gibt offensichtlich noch einige Anleger, die nach der Rallye in einzelnen Bereichen noch Chancen sehen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger notiert um die Null-Linie im neutralen Bereich. Auch die zuvor buullische Positionierung von Ende September wurde Anfang Oktober weitgehend aufgelöst, so dass Privatanleger diesem Stimmungsbarometer zufolge tatsächlich neutral positioniert sein dürften.
Das DAX-Put/Call-Verhältnis an der Eurex hat sich ebenfalls in den neutralen Bereich zurück entwickelt. Die starken Long-Spekulationen der Vorwoche wurden in die Rallye hinein aufgelöst.
In den USA sichern sich Anleger eher weiterhin ab. Das Equity Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt aber nach einem Spike nach oben nun auch wieder einen neutralen Wert an.
Die Investitionsquote der US-Fondsmanager steht weiterhin bei 84% und somit, Sie werden es nicht glauben, ebenfalls auf einem Niveau, das ich als durchschnittlich bezeichnen würde.
Die Bulle/Bär-Differenz liegt bei 10%. Den 46% im Bullenlager stehen 36% im Bärenlager gegenüber. Das Lager der Neutralen bleibt ungewöhnlich klein: Jeder hat eine Meinung.
Interpretation

Doch wir führen die Sentimentumfrage nun schon seit über 20 Jahren wöchentlich durch und können etwas genauer in die Stimmungslage hinein schauen. Und da zeigt sich, dass Partylaune nur dann als Kontraindikator zu werten ist, wenn gleichzeitig auch der Zukunftsoptimismus extrem groß ist. Zur Zeit ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Differenz zwischen heutiger Stimmung (Party) und Zukunftsoptimismus (neutral) ist groß. Und immer wenn diese Differenz groß ist, sprechen wir von einer intakten Rallye, die noch eine Weile weiterlaufen kann.
Oder anders gesagt: Gute Partys dauern länger als geplant und werden zu fortgeschrittener Stunde häufig nochmal richtig super.

Um ein besseres Gefühl für eine Marktstimmung zu erhalten, die über einen längeren Zeitraum anhält, haben wir den rollenden 5-Wochendurchschnitt berechnet. Dieser befindet sich aktuell auf extrem hohen Niveau. Und wenn das der Fall war, dann sollten wir vorsichtig werden. zumindest kurzfristig könnte es eine Verschnaufpause der Goldrallye geben.
Der Goldpreis stieg diese Woche erstmals in seiner Geschichte über 4.000 USD/Uz. "Debasement" nennen die Amis das, was derzeit zu sehen ist: Auch der Bitcoin konnte wieder über 100.000 USD springen. Der US-Dollar verliert an Attraktivität, Anleger flüchten bereits in alternative Anlageorte, die unabhängig von der ausufernden US-Staatsverschuldung sind.
Vor diesem Hintergrund ist die stabile Entwicklung des US-Dollars gegenüber dem Euro diese Woche eher eine Verschnaufpause im Abwärtstrend des Greenbacks. Oder aber, anders betrachtet, Euro und US-Dollar werden gleichermaßen gemieden und durch alternativen Ersetzt.
Zumindest die Goldpreisrallye mutet inzwischen bereits parabolisch an: Sie beschleunigt sich immer weiter. Ich bin gespannt, wie weit diese Rallye noch laufen wird. Eine zwischenzeitliche Verschnaufpause, wie aus unseren Sentimentdaten abgeleitet, wäre jedoch noch nicht notwendigerweise das Ende der Rallye, sondern eben nur eine Pause.
4. Ausblick: KI-Revolution: Von Chips zu Rechenzentren
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6. Gerresheimer -75% in 2 Jahren: Suche nach dem Boden
: Neuer CFO holt Leichen aus dem Keller
Do, 09. Oktober um 18:48 Uhr
Vier Milliarden Euro war Gerresheimer Mitte 2023 wert, heute ist es nur noch eine Milliarde. Mitte September schrieb ich in der Beantwortung einer Leserfrage im Heibel-Ticker 25#38, dass ich noch ein paar Wochen mit dem Kauf warten würde, bis der neue CFO alle Leichen aus dem Keller geholt hat.
Das ist nun am Donnerstag dieser Woche tatsächlich geschehen: Die Aktie rauschte um weitere 20% nach unten. Zum dritten Mal im laufenden Jahr wurde die Unternehmensprognose gesenkt. Statt 0-1% Umsatzwachstum geht das Unternehmen nun von einem Umsatzrückgang von 2-4% aus. Die Gewinnmarge (EBITDA) werde auf 18,5-19% sinken statt der bislang avisierten 20%. Analysten können kaum Schritt halten mit den Hiobsbotschaften, sie erwarten bislang durchschnittliche noch ein Umsatzwachstum von 17,3% für das laufende Jahr.
Gerresheimer habe ich stets im Auge, da ich das Unternehmen aufgrund seines gut planbaren Geschäfts als Dividendenaktie interessant finde. Aktuell erfüllt Gerresheimer drei meiner fünf Dividendenkriterien. Im laufenden Jahr gab es erstmals einen Dividendenrückgang. Dadurch sinkt die Rendite auf nur noch 0,1% - ist also eher symbolisch.
Ich habe recherchiert, was hinter dem Desaster steckt. Kurz gesagt: Das Unternehmen ist Opfer der Marktentwicklung, auf die das Management erst viel zu spät reagiert. Zuletzt kamen noch Bilanzierungsunregelmäßigkeiten vor, die von der BaFin untersucht werden. Höchste Zeit für einen neuen CFO: Anfang September übernahm Wolf Lehmann das Amt des Finanzchefs.
Gerresheimer produziert Glasflaschen für die Pharma- und Kosmetikindustrie. Insbesondere die Kosmetikindustrie leidet seit einiger Zeit unter einer schwindenden Kundennachfrage. Entsprechend rufen die Kunden aus der Kosmetikbranche weniger Parfümflakons ab. Das Pharmageschäft läuft vergleichsweise stabil, doch das reicht nicht, um die schwache Nachfrage im anderen Geschäftsbereich auszugleichen.
Bei der Herstellung von Glas unterscheidet man flüssiges Glas, das in eine bestimmte Form geblasen oder gepresst wird und Formglas, das aus langen Röhren zugeschnitten wird. Formglas wird für sterile Injektionssysteme verwendet, während das geblasene und gepresste Glas keine so hohen Anforderungen erfüllen muss. Entsprechend ist die Fertigung für die Kosmetikbranche einfacher, die Gewinnmarge ist kleiner. Diesen Geschäftsbereich möchte Gerresheimer gerne verkaufen, doch auch ein im laufenden Jahr durchgeführter Verkaufsprozess scheiterte.
Nun verkündete das Management eine Restrukturierung, die nicht ein bis zwei Quartale, sondern ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen werde. Wer also in die Aktie investieren möchte, der braucht einen langen Atem. Doch es dürfte sich meiner Ansicht nach lohnen, denn das Geschäft ist - nach wie vor - gut planbar und daher gibt es gute Aussichten auf Erfolg. Kunden springen nicht kurzfristig ab, sondern sind an einer langfristigen Beziehung interessiert.
Eine Restrukturierung wird im ersten Schritt den freien Cashflow ins Visier nehmen: Dieser ist seit 2022 bereits negativ. Ein hartes Kostenreduzierungsprogramm dürfte also einer der ersten Schritte sein, die der neue CFO in Angriff nehmen wird. Die Umsatzentwicklung hingegen ist stabil. Sobald sichtbar wird, dass Kosteneinsparungen zu einer höheren Gewinnmarge führen, wird die Aktie meiner Einschätzung nach anspringen. Hypothetisch also drei Monate nach Beginn des Restrukturierungsprogramms, dessen Start für Anfang nächsten Jahr angekündigt wurde. Also vielleicht bei Veröffentlichung der Q1-Zahlen im nächsten April.
Vielleicht gibt es aber zuvor bereits Einblicke, die Anleger vom Erfolg der eingeleiteten Schritte überzeugen: Dann würde die Aktie bereits viel früher anziehen.
Besteht die Gefahr eines anhaltenden Ausverkaufs? Hmm, ich würde sagen, diese Gefahr ist überschaubar. Die BaFin-Untersuchung der Bilanzierungspraktiken bezieht sich auf die Bilanzierung nicht ausgelieferter Waren im Jahr 2024, die erst 2025 ausgeliefert wurden. Gerresheimer ordnete die Waren bereits den Kunden zu, obwohl diese die Ware noch nicht abgerufen hatten. Das ist nach Meinung der BaFin nicht zulässig. Gerresheimer gab bekannt, dass dies ein Umsatzvolumen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich betrifft, also rund 1% des Konzernumsatzes. das dürfte also überschaubar bleiben, wenngleich negative Schlagzeilen in einer solchen Sache immer wieder Verkaufsdruck erzeugen.
Könnte der Turnaround schief gehen? Natürlich ist auch das möglich. Doch ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Insbesondere die langfristigen Kundenbeziehungen dürften Gerresheimer ausreichend Manövrierfähigkeit geben, um die erforderlichen Schritte umzusetzen. Sollte das derzeitige Management scheitern, dürfte es einen weiteren Wechsel im Management geben - doch die Kundenbeziehungen bleiben.
2 Mrd. EUR Jahresumsatz werden mit einem Enterprise Value von 3 Mrd. EUR bewertet. Die Gewinnmarge (EBITDA) liegt knapp unter 20%, ist damit attraktiv, aber nicht so hoch, dass Wettbewerber in den Markt strömen würden. Wenn das Geschäft irgendwann mal wieder rund laufen sollte, dann ist ein EV/EBITDA von 15 denkbar, was für den Enterprise Value eine Verdopplung zuließe, für den Aktienkurs sogar eine Vervierfachung, sofern gleichzeitig die Schulden reduziert werden.
Wer also Gefallen an Gerresheimer gefunden hat und ohne Bauchschmerzen auch noch ein paar Rückschläge aussitzen kann, der hat auf Sicht von 2-3 Jahren in meinen Augen hier eine attraktive Chance auf eine üppige Rendite.
7. Leserfragen
6,75% auf UBM Green Bonds mit 5 Jahren Laufzeit
Sehr geehrter Herr Heibel!
Seit Jahren bin ich ein treuer und glücklicher Abonnent Ihres so hervorragenden Börsenbriefes.
Ich habe diesmal eine Frage zu einem Anleiheanbieters aus Österreich. Es handelt sich um die den UBM Green Bond 2025 – 2030 mit einer Verzinsung von 6,75 %, die mir attraktiv erscheinen.
Da ich Anleihen aus Deutschland wegen der sonst anfallenden Quellensteuer nicht gerne kaufe, wäre ich über eine Beurteilung Ihrerseits sehr erfreut.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert aus Baden in Österreich
ANTWORT
Der Emittent Ihrer Anleihe ist die ABM Development AG, die in Hotels und Bürogebäude investiert. Die von Ihnen genannte Anleihe wird von Bloomberg als Investment Grade 10 eingestuft: 1 ist die beste Einstufung, bis 10 spricht man von Investment Grade. Eine Stufe schlechter würde man von High Field sprechen.
123 Mio. EUR Jahresumsatz stehen 580 Mio. EUR Schulden gegenüber. Das ist in der Immobilienbranche nicht unüblich. In den vergangenen Jahren wurden meist Verluste eingefahren, lediglich 2021 wurde mal ein Gewinn ausgewiesen. Der freie Cashflow ist negativ, was insbesondere bei Zinspapieren in meinen Augen problematisch ist. Bei der für Ende Oktober angekündigte neue Anleihe, die Sie interessiert, wird ein Zins von 6,75% angeboten, Laufzeit 5 Jahre. Das Volumen der Schulden würde dadurch nochmals um 100-120 Mio. EUR erhöht.
Kurz gesagt: Wenn Sie einen eigenen Einblick in das Unternehmen haben und Sie sich davon überzeugen können, dass die Investitionen des Managements solide sind, dann können Sie diese hochverzinste Anleihe kaufen. Für mich gibt es da ein paar Warnsignale, die ich bei der vermeintlich „sicheren“ Anlageposition eines Zinspapieres nicht sehen möchte. Nicht zuletzt der negative Cashflow bei hoher Schuldenquote (nur 163 Mio. Marktkapitalisierung, ein Viertel der Schulden) mahnen mich zur Vorsicht.
Finanzministerium stuft BYD-Aktiensplitt als zu versteuernden Gewinn ein
Hallo Stephan,
das übliche Lob am Anfang: :-)
Ich lese gefühlt schon seit Ewigkeiten mit und auch wenn mein eigenes Plus-Abo schon mehr als 10 Jahre her ist konnte den Ticker schon oft im Bekanntenkreis als Lektüre empfehlen, um Zusammenhänge verständlich erklärt zu bekommen.
Das erste Mal sende ich nun auch mal eine Frage mit der Hoffnung es verständlich erklärt zu bekommen:
Die Kapitalmaßnahme von BYD (A0M4W9) ist Dir sicherlich nicht entgangen und auch die steuerliche Behandlung dieses "Splits".
Es wurden Aktien 1:3 ausgegeben, dabei aber 1 Drittel als "geschenkt" / Bonus ausgereicht und damit wurden Steuern auf den "Gewinn" fällig.
Faktisch bekamen, zumindest in Deutschland, die Inhaber der Papiere einen gedrittelten Kurs aber anschließend noch eine saftige Abbuchung für einen angeblichen Gewinn abgebucht.
Da sich der ganze Prozess mit den "Bonusaktien" auch noch über mehrere Monate hin zog waren die Aktien quasi geblockt und nach Murphys Law fielen sie währenddessen auch noch im Wert.
Interessanterweise waren sich die Banken anfangs selbst nicht einig wie der Vorgang zu behandeln ist.
Irgendwie mag ich noch immer nicht glauben daß das rechtens sein kann, denn faktisch hat sich an der Depotzusammensetzung nichts geändert wenn man den am Split-Tag gegebenen Kurs als Basis nimmt.
Grüße und Dir weiterhin einen analytischen Durchblick.
Marcus
ANTWORT
Mein üblicher Dank für das übliche Lob ;-).
Oh nein, da laufen Sie in die gleiche Problematik hinein, die mich im Rahmen des Google-Aktiensplitts im Jahr 2014 viel Nerven kosteten. In aller Kürze:
Die Bank versteckt sich hinter offiziellen Schreiben des Finanzministeriums. Das Finanzministerium stufte den Aktiensplitt als „Geschenk“ für die Aktionäre ein, die ja nach dem Splitt bei Google doppelt so viele Aktien hatten. Auf das Geschenk wurde von der Bank automatisch die Abgeltungssteuer an das Finanzamt abgeführt. Auf meine Beschwerde hin wurde mir mitgeteilt, dass ich ja im Rahmen der Steuererklärung das Geld zurückfordern könne.
Ich hatte zwischenzeitlich sogar die Ursache für das Problem gefunden: Die Einstufung durch die Finanzbehörde erfolgte automatisch aufgrund der entsprechenden Merkmale in WM-Daten. WM-Daten ist die Datenbank für Deutschland, in der Aktien und alle relevanten Vorgänge eingeschlüsselt und hinterlegt werden. Banken, Broker und Finanzbehörden greifen auf diese Daten zu. Ich hatte mich mal erkundigt, was der Zugriff kostet: Es war ein sechsstelliger Betrag.
Die entsprechenden Merkmale für den Aktiensplitt werden vom Unternehmen selbst vorgegeben, also in meinem Fall von Google. Da muss wohl ein Google-Mitarbeiter überfordert gewesen sein, die lokalen Schlüsselmerkmale aller Länder der Welt, wo Google-Aktien gehandelt werden, korrekt einzustufen. Meine Hinweise an die IR-Abteilung von Google blieben damals ebenfalls unbeantwortet. WM-Daten „kann da nichts machen“ und im weiteren verlauf der Kette gab es niemanden bei Banken, WM-Daten oder Finanzbehörden, der diesen offensichtlichen Fehler eigenverantwortlich korrigierte.
Das Finanzamt erstattete mir die zu Unrecht abgeführte Steuer also zunächst nicht, da ich ja Aktien von Google „geschenkt“ bekommen hätte. Auf meinen Hinweis, dass sich der Kurs dadurch halbiert habe, wurde ich auf das Kursrisiko bei Aktien hingewiesen. Ich vereinbarte also einen persönlichen Termin beim Finanzamt. Im Gespräch mit der für diesen Fall zuständigen Mitarbeiterin wurde ich irgendwann gefragt: „Herr Heibel. Wofür genau steht der Begriff ‚split' bei Aktiensplit?“ Das war der Augenblick, an dem ich erkannte, das mitunter verantwortliche Sachbearbeiter in völliger Unkenntnis weitreichende Entscheidungen treffen.
Knapp zwei Jahre nach dem Aktiensplit bekam ich die Steuer „verrechnet“ mit den im Jahr der Auszahlung abzuführenden Steuern. Ungeschehen konnte dieser Vorgang nicht mehr gemacht werden. Das Finanzministerium hat meines Wissens bis zum heutigen Tag noch nicht seine Einschätzung zum Google-Aktiensplit als „Geschenk“ korrigiert.
Später traf ich einen Banker der mich darauf hinwies, dass es immer die Möglichkeit gibt, dem Vorgehen der Bank zu widersprechen. Sie können Ihrer Bank untersagen, die Steuer abzuführen, müssen dafür jedoch unterschreiben, dass Sie allein für das daraus folgende Risiko verantwortlich sind und dass Sie gegen den Rat der Bank agieren. Beim nächsten Mal würde ich diesen Weg einschlagen.
Wenden Sie sich also an Ihre Bank und fordern Sie die Erstattung der abgeführten Steuer „gegen den Rat der Bank und auf eigene Gefahr“. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.
Übernahmegerüchte zu PSI: Bleibt das Privileg der Steuerfreiheit?
Hallo Herr Heibel,
ich lese seit vielen Jahren mit Begeisterung als zahlendes Mitglied Ihren Börsenbrief und habe eine Menge dabei gelernt.
Im Jahr 2006 habe ich Aktien der PSI AG (A0Z1JH) gekauft und diese bis heute gehalten so dass eine ordentliche Wertsteigerung zustande kam :-)
Heute ging es mit PSI nochmal 20 % nach oben, der Grund sind Übernahmegerüchte.
Meine Frage: Soviel ich weiss sind Kapitalerträge aus Aktien-Kursgewinnen steuerfrei, wenn der Erwerb vor 2009 stattgefunden hat (keine Abgeltungssteuer).
Wie verhält es sich mit diesem "Privileg" wenn eine Übernahme stattfindet und ich nicht verkaufe sondern meine Aktien umtausche?
Vielen Dank vorab und beste Grüße,
Olaf aus Berlin
ANTWORT
Oh, das ist kompliziert. Kurz gesagt: Wenn die Übernahme als Fortführung bzw. Verschmelzung gewertet wird, können Sie Ihr Steuerprivileg behalten (Bestandsschutz). Sollte die Übernahme eine Barabfindung beinhalten, oder aber durch eine ausländische Gesellschaft (nicht EU) erfolgen, so dürfte dies als Gewinnrealisierung gewertet werden. Ihr Gewinn wäre dann natürlich steuerfrei, aber künftige Gewinne auf die neuen Anteile müssten Sie dann versteuern.
Derzeit gibt es Gerüchten zufolge drei Interessenten, wir sind weit davon entfernt, über Details einer eventuellen Übernahme zu spekulieren. Daher kann ich Ihre Frage aktuell noch nicht mit Gewissheit beantworten.
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Quellen:
Kurse: Bloomberg. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist. Sentimentdaten: eigene Umfrageergebnis über unseren Dienst animusX.de.
Bilanzdaten: Bloomberg, Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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